Dienstag, 30. Dezember 2014

Besinnen

Weihnachten war toll, Weihnachten war nett,
ich hatte den Eimer stets am Bett.
Woanders wurde kräftig gesungen,
mir war die Ruhe ausbedungen.
Nun wünschen sich alle den guten Rutsch,
doch meistens ist dann ein Auto futsch.

Sonntag, 21. Dezember 2014

Solcher

Ob ich Solcher oder Solcher bin,
entscheidet andrer Leute Sinn.
Es liegt nicht an mir, mich zu bedanken,
eben Solche setzen mir die Schranken.
Sagen, was ich wirklich meine
oder kommen nicht ins Reine.
Respekt ist da das falsche Wort,
Nichtachtung treibt mein Leben fort.
Solches gibt und nimmt Dir nicht
Deine Verantwortung und Pflicht.
Zahn um Zahn und Aug' um Aug'
ist des Lebens wahrer Klamauk.

Bardzo Dobrze - danke sehr,
früher meinte ich das eher,
so wie gesagt und wahr,
heute find' ich's ziemlich sonderbar.

Freitag, 19. Dezember 2014

Ihr Artikel wurde leider nicht verkauft

Sehe meinen Vater mit vom Abrollen von Tonbändern verschmierten Händen mit mir zusammen zum Friedhof zum Grab der Mutter gehen. Er hat mich nicht danach gefragt, ob ich meine Tonbänder haben will.
Mich hat es jahrzehntelang nicht interessiert, was ihm wohl Entscheidungshilfe genug war.
Ich reiße Videokassetten auseinander, die ich vor Jahrzehnten mal bespielt hatte. Mit Filmen, die mir wichtig zu sein schienen, die ich noch mal sehen wollte, irgend wann.
Zerschnipsele Bänder, empfinde Befreiung.
Wer hebt heute noch was auf und warum? Selbst die Körper verschwinden spurlos im Friedwald nach ihrem Ableben. Ein bisschen was muss es doch bringen, denkt man manchmal und stellt was auf Ebay ein, zum Verkauf. So eine Polaroidkamera, deren Kauf für unsere Familie damals eine Sensation war. Betrachtete mein Vater das ganze als technisches Wunderwerk, war meine Mutter in ihren kindlichen Naivität kaum noch zu bremsen. Fotos ohne Filmentwicklung und gleich zum Angucken, mochten sie noch so schlecht sein, das war auch die teuren Filme wert. Eine kleine Wartezeit nur und man grinste sich selber an.
Geblieben ist mir die Begeisterung des Augenblicks.
Heutzutage gibt man sich Mühe, Polaroids digital zu erzeugen, es gibt Liebhaberseiten im Internet.
Leider nicht für meine Kamera. Alles, was man nicht ich als 1 €-Auktion im Ebay einstellen will, ist ohnehin wertlos, den Profizocker wollen es billig. Da wähle ich lieber die Müllentsorgung und spare mir die Meldung "Ihr Artikel wurde leider nicht verkauft."  

Mittwoch, 17. Dezember 2014

Köpfe

Es war mal in einer Zeit, in der Politiker glaubten, Integrationsgipfel besteigen zu müssen. Natürlich wollten sie das dem Wähler auch vermitteln. Doch der wusste bereits, dass die Politiker anderes im Sinne haben als sein Wohl. Es geht um die ausländischen Absatzmärkte für unsere heimische Industrie, jawoll!
Es ist vermutlich die Zeit, in der sinnfreie Wortspiele Konjunktur haben, in der Dinge auf einmal kein Brot fressen und auf manches altertümliche Töpfchen ein ebenso altes Deckelchen passt.
Aber was ist schon Zeit?

Dienstag, 9. Dezember 2014

Bardzo Dobrze!

Wieder mal eine Belehrung, friedlich und hilsbereit soll ich sein. Was ist nur mit mir los? Sechzig Jahre bin ich nun schon bald auf der Welt und gehe  Streitigkeiten geflissentlich aus dem Wege. Andere Menschen mir nicht, das ist schade. Die Wueste lebt, gemeinschaftlich. Die stete Wiederkehr ihrer Oednis ist triste.

Freitag, 5. Dezember 2014

Rauchmelder

Ein Gespenst geht um in Hessen. Es ist viel bedrohlicher als der erste linke Ministerpräsident in Deutschland.
Es ist die Rauchwarnmelderpflicht. Ab 2015 musst Du sie in Deinen Schlafräumen haben.
Männer werden in Deine Wohnung kommen, fremde Männer. Sie werden überall in jedes Zimmer mit ihren Straßenschuhen gehen, um festzustellen, ob da ein Mensch schläft oder schlafen kann.
Sie wollen die Dinger unter die Decke montieren und: sie werden wieder kommen, um sie zu warten.
Wenn Du schon Rauchmelder hast, es wird Dir nichts nutzen. Sie nehmen sie ab und machen eigene dran.
Du hast keine Chance, Deine Hausverwaltung macht mit, Sie hat Dir die Firma empfohlen und alle anderen Wohnungseigentümer finden es gut, weil sie dann  nichts mehr tun müssen, nicht mehr verantwortlich sind, wenn's mal brennt und sie zuhause sind.
Wenn Du nicht installieren lässt, dann werden sie Dich verantwortlich machen, Deine Miteigentümer, vielleicht bringen sie Dich um. Sieh' Dich vor und lass' die Männer rein, sie meinen es gut für ein bisschen Geld.
Dabei ist die Wartung von so einem Rauchmelder doch so einfach. Wenn die Batterie alle ist, gibt er einen Warnton ab. Man kann es auch selbst prüfen, indem man den Funktionsknopf drückt.
Aber das ist ja nun wirklich kein Argument.
Ich habe jetzt jedenfalls zwei statt einen Rauchmelder und keine Angst mehr in Hessen.

Dienstag, 2. Dezember 2014

Verwunschenes Berlin - des Kaisers Reste

Moabit - Ferienwohnung
Ich stolpere fast die Treppe hinein in den Flur der angemieteten Ferienwohnung. Der Hinweis "Vorsicht Stufe" ist mittig auf der Tür angebracht und ich habe ihn übersehen. Der Verwalter der Wohnung wird mir später mitteilen, ich solle mich doch in Berlin amüsieren, statt nach Mängeln zu suchen.
Doch leider lässt sich wenig übersehen. Es wird gleich klar, dass es sich bei der Wohnung nicht um die eigentlich gebuchte Wohnung handelt. Wir sind im Erdgeschoss gelandet, mit direktem Blick auf die Mülltonnen in einem Hinterhof, der so typisch für Berlin erscheint. Nun ja, wir werden die zerfletterten Jalousien sowieso nicht hoch ziehen.
Die Wohnung ist nur oberflächlich auf Stand gebracht. So finden wir angebrochene Lebensmittel in der Küche. Wasser vom Vorgänger in einem gammeligen Wasserkocher. Unsauberkeit in Küche und Bad, eine Geschirrspülmaschine gibt es nicht, dafür einen alten Gasherd und eine Therme, die angeblich in der Wohnung über uns kaputt ist. Dies, so der Verwalter, sei der Grund, warum wir die eigentlich gesuchte Wohnung nicht beziehen konnten. Wir würden uns sicher nicht über das auslaufende Wasser freuen, so der Verwalter. Am Abend hören wir in der Wohnung über uns allerdings Geräusche und wir sehen Licht, nicht nur am ersten Abend, sondern während der ganzen Zeit unseres Aufenthalts. Irgendwann soll dort um Punkt 12 auch jemand hoch leben. Verkehr im Treppenhaus.
Wir dagegen werden tief leben. Packen nichts aus. Als ich die Bettdecke aufschlage, entdecke ich Krümel.
Es ist mir egal. Es ist Berlin und da meckert man nicht ungestraft.
Unseren Röhrenfernseher werden wir kaum nutzen. Ab 11 Uhr abends, so die zufällig anwesende Vermieterin, werde die Heizung abgestellt. Meine Angst, mir an der nicht normgerechten Badezimmertür den Kopf zu stoßen, mündet in einer überbordenden Vorsicht, die immerhin dazu führt, dass ich diesen Kontakt vermeiden kann. Überflüssig zu erwähnen, dass eine sinnvolle Wäsche wegen des zu kleinen Waschbeckens nur unter der Dusche statt finden kann.
Mein Berliner Herz ist gestorben bei minus 5 Grad und eisigem Ostwind. Mein Lieblingsschriftsteller hat sich ja schon vor über einem Jahr, todkrank, erschossen.
Dazu passt der Abend in einem Lokal, das ostpreußische und andere Spezialitäten anbietet.
West-Berlin, das scheint so etwas zu sein, wie ein Ort der Erinnerung an vergangene Zeiten.
Lichtblicke sind hier die Freundlichkeiten der türkischen Cafes, die es in unserer Umgebung gibt. So etwas erwartet man eigentlich in Berlin nicht. Moabit ist aber anders. Ein einfacher Arbeiterbezirk, in dem wir leider zu spät entdecken, dass es hier einige gute Lokale gibt. Keine restaurierten Prachtbauten, aber einheitlich graue Mietsubstanz. Es strahlt aber mehr Wärme aus als der Weihnachtsmarkt vor der Gedächtniskirche. Das Geschiebe auf dem Kudamm so wie in Frankfurt auf der Zeil. Austauschbar, alles vielleicht noch ein bisschen größer. Glanz der Marke, das Café Kranzler, wozu? Warum sollte man da hin?
Ich komme dieses Mal nicht weit. Tegel, Spaziergang am See, eine Pizzeria in der Markthalle. Super freundliche Bedienung, die es versteht, einer an Demenz leidenden Seniorin nicht zu nahe zu treten.
Die Dame wollte zahlen, bevor sie gegessen hatte. Mit Mühe überredete unsere Bedienung sie, auf das Essen zu warten. Sie, jedoch empört, nimmt nur einige kleine Bissen, fühlt sich übers Ohr gehauen wg. des Preises und schiebt mit ihrem Rollator ab. Es ist nicht der einzige, bei unserem Tisch parken weitere.
Vergessen in Berlin.
Ich werde noch Salzlakritz kaufen an diesem Tag und ein Gummibärherz mit Lebkuchengeschmack zur Verkostung erhalten. Die Bedienung lobt hier meine Kaufentscheidung.
Am nächsten Tag Charlottenburg, Park und Schloß, als wir etwas kaufen, erkennt eine Dame, dass ich nicht zum Zug komme. Berlin hält immer wieder Erkenntnisse parat, ungefragt.
Ein Abstecher noch nach dem Osten, Hackescher Markt, Leute wollen uns in Lokale locken. S-Bahn nach Strausberg. Voll, ein Farbiger bietet mir seinen Platz an der Haltestange an.
Weiter als zum Hackeschen Markt wollten wir aber nicht.
Mit dem Bus fahren wir morgens durch das nun schon tagelang grau verhangene Berlin zum ehemaligen Lehrter Bahnhof, pirschen uns durch den Hintereingang rein.
Gehen noch durch den Glaspalast und schauen vorn auf den Reichstag und das Kanzleramt.
Wäre besser gewesen, alles wäre in Bonn geblieben, geht durch unsere Köpfe. Die Hässlichkeit des Bundeskanzleramts ist bedrückend. Wahrscheinlich wird das eines Tage wg. Baumängeln abgerissen.
Unser Zug zurück scheint aus DDR-Zeiten zu stammen. Ein IC mit uralten, schon lange nicht mehr gesehenen Waggons. Es kommt die Durchsage, dass neben der ersten Klasse auch das Bordrestaurant fehlt und das auch keine mobile Verpflegung angeboten wird.
Längst fährt der Zug nach Spandau, als wir die Schaffnerin ansprechen. Es sind "des Kaisers Reste", klärt sie uns auf. Wir trinken türkisches Wasser.





    

Dienstag, 25. November 2014

Trust

Lange nichts mehr gefühlt,
keinen Sinn mehr,
gleichgültig gekühlt
die Gefühle sehr,
ein Nerv getroffen an einer Stelle,
die nicht verschlossen ist,
Du lebst noch, das ist die Quelle,
Du hast noch Frist.

Dienstag, 18. November 2014

Platzhalter

"Platz!" Ruft man dem Hund zu, wenn er sitzen soll. Platz will man auch im täglichen Leben, in der Bahn, im Bus und überall, wo es beste Plätze gibt. Auch den Platz an der Sonne hat die ganze Nation schon mal gewollt. Heute sind davon nur noch die Handtücher auf den Liegen am Pool übrig geblieben oder die Reservierung eines solchen im Restaurant.
Wenn man den Platz nicht reservieren kann, ihn aber trotzdem haben will, dann braucht man einen Platzhalter. Das kann eine Tasche sein oder x-beliebige Kleidungsstücke oder besagtes Handtuch.
Manche Leute ziehen sich ja auch bei kurzen Fahrten in der Bahn die Oberbekleidung aus.
Da ein Platzhalter der Bedeutung nach und an und für sich keine eigene Aussage hat und durch jede beliebige andere Aussage ersetzt werden kann, ist er grußlos ersetzbar.
"Platz da" möchte man ihm zu rufen.
Das Handtuch weht nun über'm Deich und fröhlich winkt dazu ein Scheich.

Donnerstag, 13. November 2014

Kabarettismus

Kabarett kommt mir immer mehr vor wie reine Selbstbefriedigung. Da wird Leuten etwas erzählt, was sie bereitwillig aufnehmen, die Leute, denen man solche Inhalte mal vermitteln müsste, die erreicht man nicht.
Vermutlich können sie sich den Eintritt für diese Veranstaltungen gar nicht leisten.
Es verhält sich also mit dem Kabarett so wie mit der Psychotherapie. Die sie nötig hätten, gehen nicht hin, weil Ihnen entweder die Einsicht fehlt oder sie sich für Gott halten.
Vielleicht sind sie aber auch einfach nur zufrieden mit sich. Natürlich stimmt es, dass "La Merkel" tatenlos zu sieht, wie die EZB Schrottanleihen aufkauft und die Banken durch niedrige Zinsen saniert. Natürlich, haben wir es dem Kanzler der Einheit zu verdanken, das wir heute mit Euros bezahlen, was woanders vor die Wand gefahren ist. Natürlich werden wir uns mit der Ukraine ein riesiges Problem in die EU holen. Natürlich wird die EU Verbraucherschutzinteressen an die USA verscherbeln, mittels Freihandelsabkommen. Natürlich bräuchten wir eine gangbare Alternative für Deutschland, gegen die wir uns natürlich wenden.
Aber: interessiert es jemanden? Es geht doch allen immer noch zu gut und wenn nicht, dann wird bald ein neues iPhone aus China zu uns kommen und wir sind viel zu beschäftigt damit, es zu benutzen.
Der kleine Rest der Unzufriedenen und Unangepassten (nicht Bülent und seine Freunde), der geht auf die Straße oder in den sehr nahen Osten.

Mittwoch, 12. November 2014

Zero

Ich gehe im dunklen Mantel und bringe die Leere mit,
Vergänglichkeit ist nicht mein Handel,
bin der Erinnerung Schnitt.

Mittwoch, 5. November 2014

Sie haben's nöthig.

"Gott schütze die Reisenden, die um jeden Preis reisen, sie haben's nöthig."
Das schreibt Heinrich Laube in seinem Reisetagebuch "Eine Reise nach Pommern und auf die Insel Rügen".
Er schreibt aber auch: "Wer viel braucht, entbehrt mehr, aber er hat auch mehr."
Erschienen ist das Tagebuch zuerst 1837, also zu Zeiten des Deutschen Bundes und als die Nordspitze Rügens noch als der nördlichste Punkt Deutschlands galt.
Die Betrachtungen des Schreibers sind jedoch zeitlos, soweit sie das Leben an sich betreffen.
Eines offenbaren historische Tagebücher auf jeden Fall: dass sich die Charaktere der Menschen nicht geändert haben. Es sind lediglich die äußeren Umstände, die sich ändern.
So sehr man stutzt und sich amüsiert, wenn man so einem eloquenten Schreiber wie Heinrich Laube folgt,
selbst ein Tagebuch zu schreiben, ist etwas anderes.
Die Vergangenheit ist eine Geschichte, die Zukunft gibt es noch nicht. Das "Hier und Jetzt" ist das einzig Vorhandene. Es lässt sich nicht festhalten. Das Lesen eines historischen Berichts hat etwas von Grabpflege.
Für den Leser ist es evident, aber der Verstorbene hat nichts davon.
Doch liegt es in der Absurdität des menschlichen Daseins, immer wieder etwas hinterlassen zu wollen.


Freitag, 31. Oktober 2014

Ein alter Freund, mein lieber Wettervogel!

Zur Zeit belebt er die Bildschirmlandschaft nicht mit seinem Geseier. Angenehme Wetterpräsentation beim Z.D.F.? Das ist noch immer gewöhnungsbedürftig. Irgendwie so, als wenn ein Mensch freundlich zu einem ist, obwohl er einen vorher mit dem Allerwertesten nicht angesehen hat.
Sie machen es allesamt besser, die neuen Wetterfrösche. Aber mir fehlt der Glaube, dass das Z.D:F.
die Konsequenz gezogen hätte, den armen Verschlucker auszutauschen.
Das wird also nun das einzig Spannende am Morgenmagazin bleiben, zu sehen, ob und wann er wieder auf taucht und mich in den Zustand der schwindeligen Schockstarre versetzt.

Mittwoch, 29. Oktober 2014

Strecken

Themen bleiben liegen,
Gedanken auf der Strecke,
es bleibt für mich die Frage,
wo ich mein Leben verstecke.
Die Zeit ist ohne Sinn,
ein Jahr bald wieder hin.
Warten auf den Ruhestand
und weites, freies Gedankenland.

Sonntag, 26. Oktober 2014

Harry Graf Kessler

Die Lektüre seiner Tagebücher 1918 - 1937 bietet einige Überraschungen.
Man sagte ihm nach, ein Bonvivant zu sein und der Sohn von Wilhelm dem I., dem ersten Kaiser des Deutschen Reichs von 1870. In rechten Kreisen wurde er auch als Hohenzoller gesehen.
Letzteres hat er stets bestritten und zu widerlegen gesucht.
Seine Entwicklung hin zu einem Grafen mit beinahe sozialistischen Auffassungen hat man ihm jedenfalls schwer übel genommen. Allgemein sieht es recht unglaubwürdig aus, wenn ein Mensch aufgrund veränderter politischer Lage seine Auffassungen ändert.
Aber ist es nicht ein Zeichen der Erkenntnis, wenn man sich selbst immer wieder revidiert?
Kann ein intelligenter Mensch überhaupt schwarz-weiß denken? Sieht er nicht viel mehr Facetten als andere?
Die Beurteilungen über seine Zeitgenossen sind jedenfalls stets scharf und faszinierend.
Aber Harry Graf Kessler hat viele Dinge seiner Zeit nicht kommen sehen. Andere Aussagen dagegen haben ein fast prophetisch wirkende Kraft. Es ist also wohl so wie mit dem Affen, der an der Börse spekuliert und dabei nicht schlechter abschneidet als die Profis.
Harry Graf Kessler war Offizier im ersten Weltkrieg, zum Kriegsende für kurze Zeit im diplomatischen Dienst. Der Einstieg in die aktive Politik blieb ihm jedoch verwehrt.
Seine Zuneigung galt den schönen Dingen des Lebens und er verwirklichte sie gern als Verleger der Cranachpresse in zahlreichen bibliophilen Projekten.
1935, bereits emigriert, schrieb er:
"Hitlers große Rede, die er Dienstag im Reichstag gehalten hat, im Original gelesen. Man mag ueber ihn denken, was man will, jedenfalls ist diese Rede eine große staatsmännische Leistung. Sie bietet in ihren dreizehn Punkten eine Gtundlage, die, wenn sie ehrlich aufgebaut ist, den europäischen Frieden auf Jahrzehnte hinaus sichern könnte."
Die entscheidende Einschränkung wurde hier allerdings gemacht.

Dienstag, 21. Oktober 2014

Informieren Sie sich im Internet

Mein alterndes Nervensystem erlaubt mir manchmal nicht mehr, mein Phlegma durchzuhalten.
Da kommen schlimme Worte lautstark über meine Lippen und das Einzige, was ich ernte, sind verängstigte Blicke meiner Nachbarn.
Ich kann mich nicht auf die Zeit berufen, denn die gibt es ja eigentlich nicht. Es ist nur so eine Unruhe,
die irgendwann zur Ruhe kommt wie ein mechanisches Uhrwerk, wenn es nicht aufgezogen wird.
Weinig aufregend finde ich Dinge, die ich nicht ändern kann. Wenn die Gewerkschaft der GDL meinen Zug nicht fahren lässt, weil sie ihre Machtbasis vergrößern will und die Deutsche Bahn mir dies verschweigt, dann füge ich mich wortlos. Vermutlich hat auch die Deutsche Bahn erkannt: es gibt keine Zeit, was soll also ein Fahrplan?

Mittwoch, 15. Oktober 2014

Impuls auf Sylt

Im neuesten "Sylt-Impuls", einer Zeitschrift, die kostenlos in Sylter Geschäften ausliegt, steht zu lesen: "Also halten wir es mit der Bibel, in der wir aufgefordert werden, unsere Talente zu entwickeln und zu nutzen und sie nach heutigem Sprachgebrauch marktwirtschaftlich, also freiheitlich einzusetzen. Das ist die einzige Methode, von den Reichen Geld zu bekommen und selber reich zu werden."
Starker Tobak, denn ob die Verfasser der Bibel die Sylter Geschäftsgebaren im Sinne hatten, bleibt ebenso zu bezweifeln wie die These, dass marktwirtschaftlich freiheitlich bedeutet.
Zudem offenbart sich hinter diesen gewählten Formulierungen ein Geist, der aus einer sehr alten Flasche zu kommen scheint. Die Seeräuber sind wieder da und nun wollen sie die Beute hochpreisig aufbringen.
Nicht das sie je weg waren, die "schönen" großen Appartementhäuser in Westerland künden davon, aber sie wollen nun mit guter Qualität entern.
Als ob ein Mensch nur aus marktwirtschaftlichen die Insel besucht. Es sind doch Geschichten, die man dort erlebt hat, die einen immer wieder kommen lassen oder auch irgendwann nicht mehr.

Freitag, 10. Oktober 2014

Lounge

Nun rennen Sie wieder die Büchermenschen, so wie jedes Jahr, vom Frankfurter Hauptbahnhof zur Messe. Kein bisschen weniger hektisch, kein bisschen mehr durchdacht.
Was ein gutes Buch haben muss, höre ich eine Journalistin fragen. Ausgerechnet eine Verlagsangestellte antwortet: "Es muss berühren." Wer entscheidet aber darüber, was berührt und was nicht? Leider nicht der Leser.
So darf man sich nicht wundern, wenn es lange nicht mehr Sache des freien Autors ist, was er schreibt. Die Verlage verlangen so etwas, sagte einmal eine auf einer Lesung angesprochene Autorin auf die Frage hin, warum sie sich mit dieser Materie (es ging um einen Roman, der im Mittelalter in Köln spielt) befasse.
Konsequenterweise werden manche Bücher so gleich nach einem vorgegebenen Plot konzipiert.
Idee haben und drauf los schreiben ist nicht.
Währen sich die Industrie jedes Jahr selbst feiert, trifft der willige Leser in so manchem kleinen Ort seine eigene Entscheidung über den Wert eines Buches. Auf dem Bücherflohmarkt wird gern auch ein noch so gering angesetzter Preis herunter gehandelt. Die Politik unseres Ortes hebt das Thema Buch und Bücherei gern aufs Panier, nur kosten darf es eben nichts. Und im Vereinsleben hat der Kleintierzüchterverein sicher mehr Zulauf als ein Verein, der sich um die Förderung von Büchereien verdient machen will.
Alljährlich sehe ich mir also diese Medienhype um Literatur und das Buch gelassen an.
Meine Frau fragt mich derweil, wozu ich all die alten Bücher noch brauche. Ich weiß es eigentlich selbst nicht. Aber ist nicht das, was man mal gelesen hat, Teil von einem selbst?
Bei der "Kritik der reinen Vernunft" von Kant und Davidis Kochbuch kann ich nur bibliographisch argumentieren. Ich werde mich entscheiden müssen. Meine Frau möchte unsere Wohnung in eine Wohlfühl-Lounge verwandeln. Da würden Bücher noch nicht mal als Deko ihren Platz finden.
Davidis riecht allerdings auch sehr streng.





  

Sonntag, 5. Oktober 2014

Goodbuy Sylt

Sylt will hochpreisig werden,
ist es schon längst und zum Event verkommen.
Es wird weniger und kostet mehr.
So einfach ist das.
Vergesst die "Brot und Butter - Touristen" sowie ihr
Eure Einheimischen vergessen habt
und Sylt geht unter, bevor es weg ist.
Sylt ist immer noch schön,
aber verkauft.
Es steht leer.
Moin, moin und good Buy!

Mittwoch, 24. September 2014

Pic

Bilder in der Hand,
Eindrücke in mir,
irgendwo vergeben
ungerahmt das Leben
ohne Wirklichkeit,
unbekanntes Land,
weit entfernt von Dir
in einer anderen Zeit.

Montag, 22. September 2014

Sperrmüll

Heute morgen sah ich dabei zu, wie meine Modelleisenbahnplatte in einem Müllwagen verschwand, nachdem sie vorher handlich gepresst wurde. Was bleibt, ist Sperrmüll.
Gestern fiel mir beim Durchsehen alter Zeichnungen aus meiner Schulzeit eine Postkarte aus dem Jahr 1965 in die Hände. Ich schrieb damals meinen Eltern, dass Robert Lembke uns besucht hat. Wir, das waren die Falken in einem Zeltlager in Bad Lauterberg im Harz. Großen Eindruck hat er wohl nicht auf mich gemacht, denn meine Erinnerung an ihn gibt nichts her. Sie sagt mir nur, da waren Zelte im Matsch, es hatte dauernd geregnet und mir war es zu viel. Ich schreibe denn auch höflich an meine Eltern, dass ich freuen würde, wenn sie kommen würden.
Mein grundgütiger Vater hat das natürlich gleich verstanden und mich nicht nur besucht, sondern mich auch gleich mit nach hause genommen.
So ist das nun Mal, der Mensch vergisst, wenn er lebt. Er muss seine Erinnerungen auf heben, wenn er sich erinnern will oder er verzichtet auf Überflüssiges.
Ich habe noch etliche Bilder von Menschen, die ich nicht oder nicht mehr kenne. Es wird Zeit.
Damit daraus kein "Sperrmüll" wird.

Sonntag, 14. September 2014

14.9. - Nachwort

Morgens letztmaliges Frühstück im Hotel, etwas Wehmut ist dabei. Meinen Fußweg zum Krankenhaus werde ich nicht noch einmal gehen. Bin etwas früher dran wegen der Abholung um 11 Uhr. Die Sonne scheint im schönsten Widerstreit mit meinen Gefühlen.
Am Krankenhaus gibt es ein Problem, eine ältere Dame versucht mir resolut den Zutritt zu verwehren, es sei noch keine Besuchszeit. Ich gebe aber nicht nach und erkläre ihr das mit dem Flughafen.
Auf der Station heißt es: Abholung zum Flughafen ist erst um 16 Uhr. Auch das glaube ich nicht.
Ich kontaktiere den ADAC, der zunächst dabei bleibt, doch auch die Reiseleiterin Sirli hat als Abholzeit 16 Uhr angegeben.
Die Angst geht um bei mir und meiner Frau, werden wir heute wieder unseren Heimflug verpassen?
Schließlich meldet sich der ADAC und bittet um Entschuldigung, unsere Abflugzeit sei mit der eines anderen Notfalls verwechselt worden. 15 Uhr wäre richtig.
Wieder rätseln, warum die Zeitangaben unterschiedlich sind. Heute Mittag wollen wir was anderes als Krankenhauskost. So gehe ich noch einmal im kleinen Einkaufscenter etwas holen. Ein unverhoffter Abschiedsgang. Alles kann ich wie immer mit der Kreditkarte bezahlen. Wir essen zusammen in ihrem Zimmer, dass nun bald neu belegt werden wird.
Aber können wir sicher sein?
Das Krankenhaus ist für die Bestellung des Krankentransports zuständig. Ich interveniere, die Zeit sei doch zu kurz, wenn wir schon um 17.20 fliegen sollen. Schließlich wird uns 15 Uhr zugesagt.
Meine Frau ist reisefertig, liegt auf dem Bett, wir warten, 15 Uhr verstreicht, es passiert nichts.
Die kommen erst um 16 Uhr, denken wir. Doch gegen 15.30 Uhr passiert das Wunder, ein Trupp Sanitäter stürmt die Station. Sichtlich schlecht gelaunt, ein kahl Geschorener und eine Frau, die ständig nickt, wenn man etwas sagt. Der Kahle zwingt meine Frau, das falsche Bein beim Umsteigen vom Bett auf die Transportliege zu belasten. Dann geht es im Eiltempo hinaus. Kein Abschied, kein Glückwunsch begleiten uns. Das Personal ist nicht unfreundlich, aber wir sind Fremde geblieben.
Der Weg vom Ida-Tallinna zum Flughafen ist nicht sehr weit, bald wird klar, warum die Sanitäter erst spät fahren wollten. Am Flughafen ist die Maschine noch nicht da. Wir müssen durch eine separate Sicherheitskontrolle. Sowohl meine liegende Frau als auch ich werden separat voneinander kontrolliert und abgetastet. Dann sehen wir uns im Krankenwagen wieder. Warten, warten auf die Lufthansa-Maschine aus Deutschland. Schließlich ist sie da.  
Ein deutscher Sanitäter kommt auf unseren Wagen zu, stellt sich vor, ist freundlich. Ob wir die Tickets haben, ich verneine. Er kümmert sich. Spricht mit den estnischen Kollegen. Es dauert, er kommt mit den Tickets und unseren Ausweisen zurück. Wir fahren zur Maschine, der Hintereingang ist uns vorbehalten.
Eine Zwischenwand wird entfernt. Meine Frau wird auf den Transport umgebettet. Vier starke Männer müssen das Transportbett mit meiner Frau nun anheben und über den hinteren Sitzplätzen montieren.
Meiner Frau bleibt der Blick zur Kabinendecke.
Der Sanitäter nimmt auf einem der so "überdachten" Sitze Platz, ich als Vollzahler in der Reihe daneben.
Wir werden noch vom Flugkapitän begrüßt werden. Beim Start unterhalte ich mit dem Sanitäter über seinen Job als Rückholer. Während Estland unter uns zurück bleibt, erzählt er, dass er bei Transporten aus exotischen Ländern selbst die ein oder andere Hotelübernachtung machen muss, bis der Rückflug nach Deutschland möglich ist.

Später werde ich schreiben: nun sitze ich schon den zweiten Tag wieder im Zug zur Arbeit. Möchte ein bisschen Estland in mir mitnehmen und weiß, dass es nicht gelingen wird.

Samstag, 13. September 2014

13.9.

So ganz konnte ich es nicht lassen, wollte am vorigen Abend denn doch noch die Gegend erkunden, ein bisschen an die guten Zeiten unseres Urlaubs vor dem Unfall anknüpfen. Wir hatten noch am letzten Abend ganz gut im Rotermann-Quartier gegessen. Da zog es mich hin, doch leider war die hervorragende Pizzeria an diesem Tag nicht geöffnet. Unverrichteter Dinge kehrte ich (auch ein bisschen erleichtert) in die Hotelbar zurück. Abends rief mich dann noch ein Cousin an, um mir zu gratulieren. Als er jedoch merkte, dass ich mich im Ausland aufhalte, fand das Gespräch ein schnelles Ende. So verhält es sich also mit meiner Verwandtschaft, dachte ich.



Für den nächsten Morgen erwartete ich meinen letzten kompletten Tag im Krankenhaus. Ich bilanzierte:
"Drei Tage gemeinsamen Krankenhauslebens liegen für meine Frau und mich hinter mir.
Ich habe von Tallinn nicht mehr gesehen als den Weg vom Hotel zum Krankenhaus und mittags noch den Weg zu einem Einkaufscenter. Morgen nun sollen wir um 11 Uhr abgeholt werden, um 17.20 Uhr geht es mit dem Flugzeug nach Frankfurt. Wir beide in der Economy-Klasse der Lufthansa, sie über fünf Plätzen, ich auf einem selbst bezahlten Platz. Die billigste Transportart, die der ADAC kennt, abgesehen vom "gelben Flieger".
Ich tue mich schwer damit, über eine Sache zu schreiben, die noch nicht abgeschlossen ist. Heute fand ich meine Unterhose stark vorgewölbt auf dem Bett liegend vor.
Wer hat hier seine Fantasien ausgelebt? "

Klagen konnte ich über mein Hotel auch ob dieses "Services" nicht, die Verlängerung meines Aufenthaltes Tag für Tag klappte reibungslos.
Ich versuchte an diesem Tag noch, mit meiner Frau im Rollstuhl in den Innenhof des Krankenhauses zu fahren, aber sie mochte nicht wirklich draußen sein. Immerhin konnte ich ihr das kleine Café im Erdgeschoss zeigen.
Der ADAC ließ sich lange bitten, bis endlich die endgültige Bestätigung unserer gebuchten Flüge kam.
Das wir nicht mit dem gelben Flieger transportiert werden würden, war schon klar. Die sind überwiegend in Spanien eingesetzt bzw. da, wo viele deutsche Touristen Urlaub machen. Dazu gehört Estland nicht.

Auch angesichts des bevorstehenden Abschieds, es hieß packen, denn mein Weg würde mich am anderen Tag direkt zum Flughafen führen, verließ mich die Lust, meine Zeit mit dem Schreiben meiner Gedanken zu verbringen. Ich wäre gern noch mal an die Ostsee gelaufen, schaffte aber nur noch einen kleinen Rundgang, bei dem ich mich auch noch halbwegs verlief. Schwärme von Krähen belebten die Dämmerung über Tallinn.
Auf den großen Straßen ließen einige Motorradfahrer ihre Maschinen mal nur auf den Hinterrädern fahren.
Freitag Abend eben und mein letzter in Tallinn.




Freitag, 12. September 2014

12.9.

Die Sonne geht unabhängig von meinem Geburtstag auf und unter und scheint dabei den ganzen Tag.
Das Kind in mir ruft "Mama" (eine Mama, die es so nie gegeben hat und nie geben wird). Der Erwachsene sagt "Geh weiter!". So gehe ich auch an diesem Morgen zum Ida-Tallinna-Krankenhaus mit einigen Sachen, die ich mit bringen soll. Meine Frau ist an diesem Tag unleidlich. Mehr Handreichungen als üblich sind zu machen, meist ist sie nicht zufrieden Ich bin für die Kommunikation mit dem Schwesternzimmer zuständig, dies vorwiegend in englisch. Eine jüngere Schwester, die einmal in Deutschland gewesen ist und ganz gut Deutsch spricht, nimmt sich meiner Frau an. Sie muss und soll laufen mit Hilfe des Gehwagens. Wir bewältigen erst die Strecke des Flurs im Seitentrakt und gelangen später bis zum Schwesternzimmer vor.
Toilettengänge sind mit Unterstützung möglich. Die Schwester hat einen Übungsplan erstellt, den meine Frau abarbeiten soll. Das sind kleine Abwechslungen im Krankenhausalltag, die auch mir helfen, die Zeit zu überstehen. Außer der Mittagspause hole ich meist noch was zum Kaffee. Ein kleines Café unten im Krankenhaus ist so was wie eine Oase der Normalität im ganzen Betrieb.
Manchmal vertrete ich mir die Beine im Innenhof. Alle notwendigen Telefonate habe ich erledigt, dafür ist ein Handy gut. Der Chef meiner Frau reagierte mit den Worten "Scheiße, scheiße, scheiße - ich muss die Arbeit neu organisieren." Du hast Sorgen, denke ich mir. Zu allem Überfluss erhalten wir vom ADAC die Nachricht, dass sich unsere Heimflug nicht am Freitag, den 13.9., einrichten lässt. Es gibt nicht genügend Plätze in den Maschinen nach Frankfurt, daran ist auch die IAA schuld.
Am Samstag soll es dann nach hause gehen. Ein Tag länger des Hoffens und Bangens, nun endlich nach hause zu kommen.
Wir wollen versuchen, für meine Frau einen Rollstuhl zu organisieren, damit sie mal aus der Abteilung heraus kommt. Medizinisch ist alles in Ordnung, das wird immer wieder bestätigt. Und wenn wir was brauchen, sollen wir uns melden. So die Ärzte. Aber was hilft es, Unterhaltungsmöglichkeiten wie Fernsehen und Radio gibt es nicht. Das die Betten morgens nicht gemacht werden, trägt nicht zur Gemütlichkeit bei.
Aber auch dieser Tag vergeht, einer meiner längsten. Ich suche beim Kaufhaus Stockmanns abends auf dem Rückweg ein paar Sachen zu kaufen. Finnische Socken, ein Buch um etwas aufzuschreiben, ein paar deutsche Zeitschriften, die es hier kaum gibt. Das Warenangebot ist nicht mit dem eines deutschen Kaufhauses zu vergleichen.
Mein Schwager ruft an, sagt mir, er wisse zu schätzen, was ich tue. Abends im Hotel überlege ich, ob ich unsere Reiseleiterin Sirli zum Essen einladen soll, damit ich nicht allein bin. Ich rede mit Ihr über die Situation, sie sagt mir, sie sei in der Stadt und nennt mir einen möglichen Treffpunkt. Aber letztlich will ich nichts außer Essen, Trinken, Schlafen.


Donnerstag, 11. September 2014

11.9.

Für immer wohl ein Tag zur Erinnerung an 9/11, für mich persönlich bedeutete es das Wiedersehen mit meiner Frau, nachdem ich zum ersten Mal überwiegend an der Liivalaia-Straße entlang zum Krankenhaus zu Fuß gegangen war. Sie hatte ihr Handy in Deutschland gelassen, Telefon auf dem Zimmer gab es aber nicht.
So hatte ich erst beim Betreten der Intensivstation der orthopädischen Abteilung die Gewissheit, dass sie die Operation überstanden hatte.
Während sich in mir innerlich so etwas wie Optimismus breit machte, weil wohl alles gut verlaufen war, war sie in Ihren Alltagssorgen gefangen. Sie musste nun schon ab und zu aufstehen und soll auch bald schon im Gehwagen erste Schritte wagen.
Schon am Vormittag wird sie in ein Einzelzimmer verlegt. Erst sind wir erleichtert. Leider liegt das Zimmer aber zur Nordseite und zum Innenhof hin und außerdem ganz am Ende des Gangs.
Hier wird sie keiner sehen, der sie nicht sehen will. Fernsehen hat sie auf Ihrem Zimmer auch nicht.
Ich bleibe also immer möglichst lange. Besuchszeit ist in der Woche eigentlich nur von 15.00-19.00 Uhr,
aber niemand nimmt daran Anstoß, wenn ich morgens früher komme und abends später gehe.
Alltagssorgen anderer Art befallen mich hier, ich suche einen Geldautomat und finde nur einen einzigen.
Für Wasser muss ich selbst sorgen, vom Krankenhaus kommt außer den Mahlzeiten nichts.
Eine Stunde gibt mir meine Frau für das Mittagessen. Es reicht dazu im Solaris Keskus-Einkaufscenter.
Hier macht alles einen unverfänglich internationalen Eindruck, was mich sehr beruhigt.
Immerhin sagt jetzt das Krankenhaus, dass wir nach hause dürfen, wir können aber nicht.
Nicht bevor der ADAC eine Möglichkeit zum Rückflug nach Deutschland mit der Lufthansa gefunden hat.
Die Organisation des Rückflugs beginne jetzt, so hat man es mir am Telefon versprochen.
Der Abschied am Abend ist schwer, nicht nur für meine Frau. Auch ich weiß abends nicht, was ich mit mir anfangen soll. Zwar bestünde die Möglichkeit, mich mal mit Sirli zum Abendessen zu treffen, aber ich bin zu müde, mein Gefühl wäre aber ungut, es ist mir zu blöd und ich werde das Gefühl nicht los, dass ich das ohnehin mit Geld kompensieren müsste.
Mir bleibt die Gewissheit eines Spaziergangs, um den mich meine Frau beneiden würde. Kurz vor dem Hotel geht es durch den Politsei-Park, wo ich das alltägliche Leben der Familien beobachten kann, umtöst vom Lärm der großen Straßen. Die Bar mit dem "spicy"-Hamburger, einem Bier und einem Lächeln der Kellnerin.
Mein Fernseher, mein schwarz-rotes Kabinett im 7. Stock. Der Blick in den Sonnenuntergang gen Westen auf die Skyline des modernen Tallinn. Gegenüber steht ein Hochhaus, was lautstark entkernt wird. Deswegen wahrscheinlich die "Special Rate". Ich sehe hinüber und fühle mich genauso, wie ein Gerippe ohne Fleisch.
Morgen habe ich Geburtstag.  






Mittwoch, 10. September 2014

10.9. - Mein estnischer Traum

In Tallinn hielten wir uns unfreiwillig vom 9.9.-14.9.2013 auf. Die Erinnerung verändert doch manche Eindrücke und macht vieles ungenau, manches allerdings weiß man erst später besser einzuschätzen.
Dort schrieb ich:

" Der estnische Traum "

Auf dem Hinflug nach Tallinn, eine Woche ist das her, sitzt wieder mal einer von den Menschen, die meinen, dass sie größer werden, wenn sie ihre Arme seitlich weiter ausbreiten. Nun, beim Rückflug werde ich nicht das Vergnügen seiner Gesellschaft haben.

Unsere Gruppenreise zum Tallinn Express Hotel ist schon zu Ende. nur nicht für uns. Dabei war die Zeit sehr schön, kein Tröpfchen Regen. Ein Trip in die Altstadt von Tallinn am ersten Tag. Führung durch eine Reiseleiterin von "Estonian Travel". Am nächsten Tag steht ein Ausflug in die östlich von Tallinn gelegenen Landesteile an. Die Fahrt Richtung Narva führt uns zu einem Urwald, von dem aus wir eine Hochmoorwanderung machen. auf einem mehr oder weniger schmalen Steg geht es darüber. Manch Einem fehlt die Ausdauer und vielleicht auch die Trittsicherheit. Unsere Reiseleiterin weist unermüdlich auf die Vegeation hin, besonders die Mossbeeren oder estnisch "Moltabeeren" haben es ihr angetan. Dann führt die Tour zu einer sehr schönen Selbstbedienungsrast mit typisch estnischen Speisen. Danach sind wir alle gestärkt für den Laheema-Nationalpark. Hier wird die Geschichte der Deutschbalten anhand des Gutshauses Palmse lebendig.
Später muss unbedingt noch eine Ordensburg in Rakvere besucht werden. Man hätte es sich sparen können. Aber Ritterspiele sind auch in Tallinn's Altstadt sehr beliebt. Da gibt ein altes Hanselokal ebenso wie die typisch estnische Küche verkostende "Esthni Koek".
Was aber sagt das alles über die Esten aus? Garnichts.
Ich jedenfalls werde jetzt in Tallinn 58 Jahre alt. Und es macht mir noch nicht einmal etwas aus. Meine Frau liegt jetzt im Ida-Tallinna Keskhaigla-Krankenhaus, nachdem sie sich am letzten Tag der Reise morgens beim Frühstück im Hotel durch einen Sturz die Hüfte gebrochen hat.
So sehr wir auch, nachdem das feststeht, um einen Krankentransport zum Flughafen betteln, um den gebuchten Rückflug doch noch zu erreichen, eine Ärztin stellt fest: so geht das hier nicht.
Da nutzt meine Aufgeregtheit nichts, sie sagt nur, ich solle herunter kommen. Dann werden wir in einen Raum abgeschoben, wo meine Frau auf einer harten Unterlage liegt, ohne das es jemanden zu kümmern scheint. Wir wollen diese OP nicht, doch nicht in Estland. Aber hier ist die Notaufnahme. Alltag, wartende Menschen, verschlossene Türen zum Arztbereich und zum Aufnahmebereich, wo meine Frau liegt. Laufe ich hinaus, komme ich vielleicht noch mit dem Personal wieder hinein.
Der ADAC, mit dem ich Kontakt aufnehme, rät durch einen Arzt zur OP, der Standard sei so gut wie in Deutschland.
Ich soll Medikamente in einer Apotheke holen, sagt mir ein Arzt. Ein Anti-Thrombose-Medikament. Später stellt sich heraus, es ist Aspirin, was mir verkauft wurde. Das war falsch, sie hatte aber bereits eine Tablette genommen. Nicht gut, wenn eine OP bevor steht. Sie bekommt Angst. Ich werde noch einmal geschickt. Kaufe schließlich für über 30 € das aufgeschriebene Medikament, sie wird es nie brauchen.
Meiner Frau wird Blut abgenommen, der Einstich blutet, es läuft auf ihre neue Handtasche, die sie immer noch um den Hals hat. Ich nehme ihr die Tasche ab.
Besorge Wasser. Die Dame von der Registratur bietet uns einen Transport nach Deutschland an, 2300 € soll er kosten, 25 Stunden mit dem PKW. Ich winke ab, telefoniere mit der Reiseleiterin, veranlasse, dass unser Gepäck erst gepackt und schließlich zu uns gebracht wird. Sie erzählt mir was, von einer "Sit-to-Fly"-Bescheinigung, die ich vom Krankenhaus einfordern soll. Verstehe nur Bahnhof und fordere trotzdem, es interessiert Keinen. Die Menge in der Notaufnahme wird nicht kleiner, sie schaut mich, den hin- und herlaufenden Mann merkwürdig an. Meine Frau muss ihre Geschäfte auf dem Topf verrichten, ich helfe, sie hat Schmerzen.
Irgendwann gebe ich auf, warte nur noch, bis die Reiseleiterin endlich mit dem Gepäck vom Flughafen zurück kommt. Sie will mir ihre Taxiquittung geben, lässt es aber sein, nachdem ich das Essen für sie mit bezahle, was wir draußen vor dem Krankenhaus an einer Döner- und Hamburgerbude kaufen. Obwohl wir wirklich Hunger haben, es schmeckt  uns nicht wirklich. Dann geht aber alles recht schnell, wir verlassen endlich den Aufnahmebereich und sie bekommt nach ihren Rückenschmerzen endlich ein Krankenbett.
Wir landen in einer Privatstation, ein Zimmer mit drei Betten, abgeteilt durch Vorhänge, rötliches Licht, gemütlich. Es gibt sogar Gebäck und Tee, ich darf die Nacht bei ihr bleiben und kann das Heulen nicht unterdrücken, mehrmals.
Die Reiseleiterin ist unser letzter Halt, erzählt uns von ihren eigenen schweren überstandenen Krankheiten. Leider will sie uns zu besseren Menschen machen, das stört uns ein bisschen. Als sie schließlich Feierabend macht, holt uns der Alltag ein.
Ich assistiere meiner Frau bei Ihren Wünschen, hauptsächlich nach besserer Lagerung, in der Nacht. In Unterhosen schrecke ich ungefähr jede Stunde auf. Manchmal muss die Schwester kommen. Eine bärtige junge Schwester lächelt mir zu.
Draußen sind auch nachts die abfliegenden Flugzeuge vom Flughafen Tallinn zu hören. Ich schließe das Fenster.
Am nächsten Morgen stellt es sich nach der Chefarztvisite (endlich ein netter in sogar deutsch sprechender Arzt) heraus, dass die Intensivstation angesagt ist.
Ihr Bett wieder hinter einem Vorhang, ich mit Gepäck davor. Helles Zimmer mit Sonne und den ganzen Tag Warten auf die OP.
Hier geht nun nichts mehr mit Pampers, Katheder ist angesagt, Blutdruck wird regelmäßig gemessen und wieder eine Salzlösung intravenös gegeben. Kein Essen mehr, kein Trinken. Als sie endlich abends um halb sechs zum OP-Saal geschoben wird, nehme ich ein "cheap Taxi", so wie es mir von der Reiseleiterin empfohlen wurde und zähle 7 € für die relativ kurze Fahrt zum Hotel.
Bezeichnenderweise nennt sich die Firma "Amigo". 4 € wären vielleicht angemessen gewesen. Angesichts des kahl geschorenen Fahrers vermeide ich Kommentare und Verhandlungen, tue noch so, als würde ich jetzt regelmäßig für diese Strecke ein Taxi brauchen und habe längst beschlossen, keines mehr zu nutzen.
Auch für das Hotel "Reval Park Casino" zahle ich angeblich eine "special rate", die mir unsere Reiseleiterin gebucht hat. Es ist wesentlich besser als das für unsere Rundreise gebuchte Hotel. Aber was habe ich davon: Blick über die Skyline von Tallinn, gegenüber ein Hochhaus, das gerade entkernt wird.
Nach einem abendlichen Imbiss in der Hotelbar rufe ich im Krankenhaus an, will wissen, ob die Operation gelungen ist, aber mich versteht niemand. Meine Frau ist anscheinend nicht existent. Bin zu müde, um mich aufzuregen und lege auf. Morgen werde ich ja weiter sehen.

Dienstag, 9. September 2014

9.9.

Vor einem Jahr saß ein nervöser Mann in der Notaufnahme des Ida-Tallinna Keskhaigla-Krankenhauses  von Tallinn. Die Einheimischen konnten das Schauspiel eines zwischen Arztzimmer, Anmeldung und Behandlungsraum pendelnden Mannes verfolgen, der glaubte, er könne mit seiner Frau die Heimreise antreten, obwohl sich diese frisch den Oberschenkel gebrochen hatte. Passiert war alles beim Frühstück, als sich diese noch eine Tasse Kaffee holen wollte und dabei mit dem rechten Bein an einem der Krakenfüße seines Stuhls hängen geblieben war. Aus dem Sturz auf das linke Bein resultierte nun der Besuch der Notaufnahme.
Behindert wurde ich bei meinem Verkehr auch dadurch, dass der Weg zum Behandlungsraum, in dem meine Frau zur Verwahrung lag, bis man ein Zimmer für sie gefunden hatte, normalerweise nur dem Krankenhauspersonal vorbehalten war. So hing es vom Goodwill der einzelnen Personen ab, ob ich Zutritt erlangte oder nicht.
Den Ärzten war relativ schnell klar, dass meine Frau in ihrem Krankenhaus operiert werden müsste. Nur sagte man es mir nicht so schnell. Im Gegenteil, mehrfach bekam ich gesagt, es würde ein Transport zum Flughafen organisiert werden, um den für diesen Tag geplanten Heimflug noch zu erreichen.
Ein Krankenpfleger veranlasste mich, ein Medikament zur Blutverdünnung bei der nächst gelegenen Apotheke zu erwerben. Man wisse dort schon, welches Medikament das richtige sei. Als Ergebnis brachte ich Aspirin zurück. Nicht gerade das Richtige für jemandem, dem eine OP bevor steht.
Unsere Krankenkasse in Deutschland meinte, sie sei nicht zuständig, man wusste wohl nicht, dass Estland zur EU gehört. Das Krankenhaus verlangte aber nur die Krankenversicherungskarte, sonst nichts. Da wir eine Pauschalreise gebucht hatten, konnte ich mich immerhin an unsere Reiseleiterin wenden. Die befand sich bereits auf dem Flughafen und rief mehrfach zurück. Sie sagte, ich bräuchte eine Unbedenklichkeitsbescheinigung seitens des Krankenhauses resp. eine Bestätigung, dass meine Frau sitzend transportiert werden könne.
Meine Frau wusste mittlerweile nicht mehr, wie sie liegen sollte. Mittlerweile hatte sie eine Infusion bekommen und blutete aus dem Arm auf ihre neue Handtasche, die sie immer noch bei sich trug.
Die freundliche Dame in der Anmeldung meinte, sie könne einen mehrtägigen PKW-Transport von Estland nach Deutschland organisieren, den wir, selbstverständlich zu einem günstigen Preis, selbst zahlen müssten.
Außer der Krankenkasse hatte ich  nun den ADAC in München verständigt. Der dortige Arzt telefonierte dann mit dem Arzt vor Ort und riet mir eindeutig, den Oberschenkelhalsbruch so schnell wie möglich in Tallinn machen zu lassen. Es gelte keine Zeit zu verlieren, um das vorhandene Gewebe zu retten. Der Standard sei in Estland sehr gut.
Auch das Krankenhaus machte mir mittlerweile klar, dass es mir gar nichts nütze, wenn ich meine Frau zum Flughafen schaffen würde, denn die Lufthansa würde uns nicht mit nehmen. "So läuft das hier nicht." sagte mir eine Ärztin. Wir müssen hier blieben, nörgelte es in mir. Die Anspannung fiel ab und wich einem tiefen Gefühl der Machtlosigkeit, dass dem geglichen haben muss, was mein Vater empfand, als er immer und immer wieder an seinen völlig sinnlosen Plänen gehindert wurde, in seine Wohnung zurück zu kehren.
Auch meine Frau war komplett verzweifelt. Auf der einen Seite war ich für ihre Versorgung zuständig, auf der anderen Seite wollte sie mich nicht gehen lassen. Es blieb mir nichts übrig, als unsere Reiseleiterin zu bitten, dass von meiner mitgereisten Schwägerin zusammen Gepackte, zu uns zurück ins Krankenhaus zu bringen.
Sehr zu unserer Erleichterung erschien Sirli, so ihr Name, dann abends mit unserem Gepäck. Endlich war jemand da, der in der Landessprache mit dem Personal verhandeln konnte.
Wir gingen dann gemeinsam, um etwas zu essen zu besorgen. Ich würde es einen russischen Hamburger nennen, was wir da nach einem Tag ohne Verpflegung, verzehrten.
Es dauerte noch etwas, bis für meine Frau ein Platz in einer Privatstation gefunden war. Sirli begleitete uns, die Dame von der Anmeldung hatte mir noch ein paar von ihren Süßigkeiten zugesteckt, dazu noch ein paar Teebeutel. Sirli wurde nicht müde zu betonen, für wie wenig Geld das Personal hier einen guten Job macht. Und "wir haben hier die besten Ärzte!".
Auf der Station selbst wurde alles getan, um uns den Abend einigermaßen angenehm zu gestalten. Es gab noch Tee und Gebäck. Wir verabschiedeten uns von Sirli mit der Absicht in Kontakt. Ich konnte mir einige Tränen nicht verkneifen. Sie meinte, ich könne dies ruhig mal offen zeigen und richtig weinen. Sie sprach meiner Frau noch einiges an Mut zu, was temporär dann auch Wirkung zeigte.
Ich durfte nun mit ihr zusammen im Zimmer verbleiben und würde die Nacht auch hier verbringen.
Durch einen Vorhang von ihrem Bett getrennt und durch das offene Fenster von den Geräuschen der Nacht, die gelegentlich durch Fluggeräusche an- und abfliegender Maschinen verstärkt wurden, begleitet, begann ich meinen Halbschlaf.



Dienstag, 2. September 2014

Erfahren

Das Fahren, egal ob mit Auto oder Fahrrad, macht in diesem, unserem, Land wenig Freude. Der Werbeslogan von BMW "Freude am Fahren"  kommt mir da wie eine ironische Aufforderung vor.
In einer Reportage über das Autofahren, auch und insbesondere auf unserer heiß geliebten Autobahn, kam einmal einer dieser Helden zu Wort, der sich selbst wohl für einen der allergrößten Fahrzeuglenker hielt, den der liebe Gott gestattet hat, das Licht dieser motorisierten Welt zu erblicken. Es gebe, so sagte er, zu wenig inspirierte Autofahrer. Das könnte wohl auch engagiert, ambitioniert oder motiviert meinen. So wie dieses unzertrennliche Pärchen einer Luxuslimousine mit einem Motorrad nebst Fahrer desselben, das neulich mit gefühltem Tempo 220 auf der linken Spur der Autobahn an mir vorbei brauste. Ein Sinnbild nicht nur für die Götter, von denen sie verlassen waren, sondern auch für die täglichen Verfolgungsjagden und Duelle, wie sie sich auf unseren Straßen abspielen.
Da gerät so Einer wie ich, der fährt, weil er ankommen will, leicht zwischen die Fronten. Ein sonntäglicher Rat lautete denn auch, ich solle meinen Führerschein abgeben. Ich mag nun einmal nicht durch engste Lücken fahren, wenn ich nichts sehe. Das passte einem lippischen Landbaron so wenig, dass er schnell zum "Du" überging, denn genau das wollte er. Eine neue Freundschaft hat sich da aber nicht entwickelt.
Anderentags läuft mir ein junges Mädchen vor die Kühlerhaube, ich sehe es zum Glück rechtzeitig, sie macht mir den Scheibenwischer vor.
Wer glaubt, auf dem Fahrrad sei es anders, der täuscht sich. "Nicht so ängstlich!" heißt es da, wenn enge Lücken an überbreiten Erntefahrzeugen auf schmalen Feldwegen nicht im Sattel genommen werden. Da ärgert sich wieder Einer, dass er mal vom Rad herunter muss.
Vermutlich wird mich das Schicksal direkt vor der Haustür meines Arbeitgebers in Gestalt eines den Fußgängerweg benutzenden Radfahrers überfahren.Hoffentlich werden sie oder er Inspirationen gehabt haben.
Ich träume derweil von ausdruckslos glotzenden Jungmädels, die mit ihren Kleinwagen an meinem Kofferraum kleben, während ich zum Bahnhof fahre.

Mittwoch, 27. August 2014

Blueprints

Mit dem Schreiben per Hand tue ich mich schwer. Unvermittelt bringe ich in einzelnen Worten Abstände rein. Schon immer habe ich einzelne Buchstaben in Druckschrift geschrieben, doch geschah dies meist am Anfang eines Wortes und koordiniert. Nun schreibe ich einzelne Buchstaben mal in Schreibschrift und mal wieder in Druckbuchstaben. Manche Buchstaben verschlucke ich, so das m. Es ist ein Mangel an Konzentration, Koordination und das Bestreben, schnell fertig zu werden. Und dann fehlt die Übung. Aber auch mit hätte ich das Gefühl, es nicht mehr wie früher hinzukriegen.
Schon die Unterschrift mit meinem Namen bereitet mir Probleme, von sechs Buchstaben bekomme ich nur noch vier hin. Zum Glück gibt es außer einem Testament kaum etwas, was man komplett handschriftlich abfassen muss. Persönliche Briefe fallen wenige an (außer an meinen Bruder, den mein Gekrakel aber weniger interessiert).
Aber auch beim Schreiben auf der gebräuchlichen Tastatur schleicht sich meine zunehmende Flüchtigkeit ein.
Da fehlen schon mal ganze Worte oder ich komponiere bisher nicht gekannte Reihenfolgen der Buchstaben. Leider kann ich nicht objektiv beurteilen, ob meine Bemühungen um Kontrolle Erfolg haben. Feedback gibt es auch auf im Internet veröffentlichte Texte sehr wenig. Man solle, so klärte mich eine Dame, Mitglied im gleichen Verein wie ich, nach dem Schreiben und vor der Veröffentlichung immer alles Korrektur lesen lassen und meinte damit offensichtlich, Ihre Berufung unterstützen.
Handschriftliche Texte sind allerdings keine Blueprints, sondern Originale, die unwiderruflich entstehen und im Falle von Fehlern neu geschrieben werden müssen. Das und das Fehlen von "Copy & Paste" machen mir, bewusst oder nicht, Angst.

Montag, 25. August 2014

Salú

Gerade hat sich ein langjähriger geschäftlicher Kontakt von mir verabschiedet. Mein eigener Abschied wird mir dadurch auch immer bewusster. Im Laufe des Gesprächs kamen dann so angenehme Themen wie Alter, Krankheit und Rente in den Mittelpunkt der Betrachtungen. Bei manchen Männern kollabiert in einem gewissen Alter die Lunge und sie finden sich auf der Intensivstation wieder, ohne das die Mediziner wissen, warum so etwas passiert. Es ist schon beeindruckend, auf wie viele Arten man dem Jenseits näher kommen kann und manchmal ein kleines Wunder, wenn es Einem selbst nicht geschieht.
Doch auch die Vergangenheit, der mich z.Z. widme, ist nicht so erfreulich. Es gibt viele Tagebücher des ersten Weltkriegs, die man nun lesen kann. Schon nach wenigen Wochen des Krieges offenbaren einem die Schreiber die Wirklichkeiten eines solchen Gemetzels, das so gar nicht zum patriotischen Vorspiel passt. Dennoch gibt es auch im Untergang unterschiedliche Betrachtungsweisen abhängig vom Rang der Soldaten. Während die Offiziere relativ frei hinter der Front herum fuhren, bleibt dem einfachen Soldaten nur die bedrückende Perspektive des Schützengrabens.
Harry Graf Kessler hat mich als Tagebuchschreiber bisher am meisten beeindruckt.

Freitag, 22. August 2014

Kabarett oder die "Weisheit der Moni"

Kommissar Bröhmann hat mich heute in Beschlag belegt. Dietrich Faber hat sich da eine tolle Figur ausgedacht und ihm einen sehr eigenen Ausdrucksstil verpasst, den ich sehr gut nachvollziehen kann.
Ich dachte mir spontan beim Lesen der ersten Zeilen, dass ich auf die Art und Weise mein Leben gut kurz und knapp beschreiben könnte. Das wäre ein machbares Projekt und wer weiß, vielleicht realisiere ich das bald.
Für nicht machbar halte ich es ohnehin, alles zu schaffen, was man sich vorgenommen hat. Das wäre ein erschreckende Vorstellung, nichts mehr vor sich zu haben. Ich will ja noch nach vorn gucken, auch wenn Dieter Hildebrandt mal bemerkte, vorn habe er noch nie was gesehen.
Völlig irrsinnig ist jedenfalls die Angst, etwas zu verpassen. Mit jedem Erlebnis verpasst man ja zwangsläufig irgend etwas anderes.
Dieses Leistungsdenken hat heute aber auch viele junge Leute erfasst, dabei ist es doch wichtiger was der Mensch ist und nicht was er glaubt, geschaffen zu haben.
Einstweilen halte ich mich an die letztens in der Leipziger Pfeffermühle gehörte und von Frank Sieckel so überzeugend geäußerte "Weisheit der Moni":

"Wenn de zwee Lotschen host
un eener is fort,
dann nutzen der alle beede nischt."




Freitag, 15. August 2014

Die Sonne

Es gibt kaum ein beliebteres seriöses Fotomotiv als den täglichen Sonnenuntergang. Schon die alten Ägypter verehrten die Sonne und spendierten ihr einen eigenen Gott. Mittlerweile scheinen wir vergessen zu haben, wie wichtig sie für uns ist. Der Klimawandel wird als Problem erkannt, obwohl es ihn schon immer gab und er in der Vergangenheit wohl weniger von Menschen als von der doch so verehrten Natur selbst verursacht wurde. Die Wissenschaft versucht durch historische Betrachtungen des CO²-Gehalts in der Atmosphäre sowie die Gegenüberstellungen von Durchschnittstemperaturen Vergleiche zu schaffen, die daraufhin deuten,
dass der menschliche CO²-Ausstoß nun die Balance der erlaubten CO²-Menge stört. Der Mensch mal wieder als das berühmte Zünglein an der Waage, die Uhr mal wieder auf 5 vor 12 gestellt. So etwas ist beliebt. Wer erinnert sich nicht an die täglichen Berichte über das Waldsterben und das Ozonloch? Wo sind sie geblieben?
Während Meteorologen noch nicht einmal das Wetter für den nächsten Tag genau vorher sagen können, macht sich Lieschen Müller im Idealfall mal Gedanken, wie sie die Produktion von CO² vermeiden helfen kann. Schlimm ist es besonders, wenn man dann zu sehen darf, wie engagierte Schauspieler dann ihrer Meinung zum besten geben. Vegetarisch oder gar vegan leben ist ja heutzutage schon fast Mode, auch wenn die Sachen dann vom Bioladen geliefert werden (hallo Umwelt?).
Jeder, der meint, moralisch on top zu sein, muss zum Klimawandel was sagen.
Angesichts der Gelder, die für die Verbreitung der "CO² ist schuld" - Theorie ausgegeben werden, sollte die Frage erlaubt sein, welche Protagonisten da eine goldene Nase dran verdienen.
Fest steht doch nur eins: die Sonne wird die Welt samt ihrem Arsch verbrennen und bis dahin sind sicher alle Geister à la "Klimawandel" in irgendeinem Nirvana verschwunden.  

Mittwoch, 13. August 2014

Blog 1. Weltkrieg

Das Tagebuch von Ernst Pauleit wird als Blog im Netz veröffentlicht. Ein Tagebuch, dem ich gern folgen werde, weil es gerade die Lücke deckt, die sich im wahren Leben längst aufgetan hat: es gibt keine lebenden Zeitzeugen mehr.
Je mehr man über den Ausbruch des ersten Weltkriegs und die folgende Zeit liest, desto klarer wird Einem, als welche Schmach der Frieden von Versailles empfunden werden musste.


Montag, 4. August 2014

4.8.1914 - Christopher Clark - Sleepwalkers

Vor 100 Jahren begann der 1. Weltkrieg mit dem Einmarsch deutscher Truppen in Belgien und Luxemburg. Christopher Clark, ein australischer Historiker, zeichnete in seinem Buch "Sleepwalkers - How Europe went to War in 1914" die Entwicklung hin zu diesem ersten Weltkrieg akribisch nach.
Er kommt dabei zu dem Schluss, dass die politisch Verantwortlichen in ihren Handlungen einer gewissen Zwangsläufigkeit unterworfen waren, die, gepaart mit der Unfähigkeit der Monarchen resp. Verantwortlichen, zu verhängnisvollen Entscheidungen führten. Es scheint, als sei sich niemand im Klaren darüber gewesen, welche Folgen das Verschwinden der Habsburger Monarchie zum Beispiel für die weitere politische Entwicklung haben würde.
Dieses Phänomen der Missachtung möglicher Entwicklungen ist auch in der heutigen Politik in aller Welt zu beobachten. Nur fehlten zur damaligen Zeit die internationalen Mechanismen, um die aus der Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand in Sarajevo erwachsende Krise zu regulieren und zu beherrschen. So gab es keine Möglichkeit, die Umstände des Attentats auf Franz Ferdinand objektiv zu untersuchen und die Hintermänner preis zu geben. Das österreichisch-ungarische Ultimatum an Serbien, vom Deutschen Reich unterstützt, musste also ins Leere laufen. Das russische Zarenreich bestärkte im Gegenteil
die verantwortlichen serbischen Politiker in der Ansicht, eine harte Haltung einzunehmen.
Frankreich indes wiederum gab Rußland die nötige Rückendeckung auch gegen das Deutsche Reich.
Dort hatte man die Niederlage gegen den Erzfeind von 1871 und den Verlust des Elsaß und eines Teiles von Lothringen längst nicht verkraftet. Massive französische Kredite stärkten die russische Aufrüstung und die panslawistische Doktrin überwog schließlich auch die bis zu letzt vorhandenen Willi-Niki-Dialoge.
Damit ist der rege Austausch von Telegrammen wenige Tage vor Kriegsausbruch zwischen dem deutschen Kaiser und dem russischen Zar gemeint.
Die russische Generalmobilmachung schließlich erfolgte vor der deutschen Kriegserklärung, eine Tatsache, die nicht vergessen werden sollte.
In Berlin herrschte ja immer noch die Ansicht, der Konflikt sei begrenzbar, wenn Österreich-Ungarn eine schnelle militärische Aktion gegen Belgrad beginnen würde. Dazu jedoch war die Habsburger Monarchie überhaupt nicht im Stande. Sieht man sich die Umstände an, unter denen Franz Ferdinand mit seiner Gattin in Sarajevo ums Leben kam, so kommt man nicht um hin, von einem großen Dilettantismus bei allem, was mit Sicherheitsvorkehrungen zu tun hat, zu sprechen. Es war nicht nur eine große Fehleinschätzung, offiziell und im offenen Wagen durch die Hauptstadt einer annektierten Provinz zu fahren, es war vor allem das Verhalten nach dem missglückten ersten Attentat, was besonders ins Auge sticht. Statt den ganzen Besuch sofort abzubrechen, wurde erneut im offenen Wagen durch Sarajevo kutschiert und dabei den eigentlich gescheiterten Attentätern die Gelegenheit zur erfolgreichen Erfüllung Ihres Auftrags gegeben. In Serbien werden die Attentäter noch heute verehrt. Es ändert sich also nicht wirklich etwas im Laufe der Geschichte.
Der zweifelhafte Verdienst des Deutschen Reichs und hier in erster Linie der preußischen Militärs bleibt es,
mit der Umsetzung des Schlieffenplans (Vorstoß der deutschen Truppen im Westen durch das neutrale Belgien) England weiterhin an der Seite Frankreichs und Rußlands zu halten. Es waren deutsche Truppen, die ohne Kriegserklärung in Luxemburg und Belgien einfielen. Den Plan hatten auch andere Mächte, sie vermieden es jedoch, ihn umzusetzen, geschweige denn, selbst den Angriff zu beginnen. Die britische Neutralität, die durchaus im Bereich des Möglichen gelegen hätte, war mit dem Einmarsch in Belgien perdu.
Da half auch das an die belgische Regierung gerichtete Ansinnen nichts, den deutschen Truppen den Durchmarsch zu gewähren. Dieses führte lediglich zur verstärktem belgischen Widerstand.

Christopher Clark stellt fest, dass das Deutsche Reich keineswegs imperialistischer gewesen sei als die übrigen Großmächte. Es war leider aber auch nicht besser regiert.
 "Zum Repräsentanten taugt er, sonst kann er nichts." So wird der Erzieher des Kaisers, Georg Hinzpeter zitiert.
Gerade die Vorgeschichte des ersten Weltkriegs zeigt, wie wichtig es gewesen wäre, die Bismarksche Politik der Rückversicherung mit Rußland fortzuführen und sich keinesfalls in ein Bündnis mit der an allen Ecken und Kanten bröckelnden Donaumonarchie zu begeben. Der Balkan schließlich war kein deutsches Interessengebiet und die errungenen Kolonien schon bald nach Ausbruch des Kriegs verloren.

Sonntag, 27. Juli 2014

Osten

Rauch in der Nase,
Insektenstich in der Hand,
alles ne Phase,
Urlauber auf dem Land,
Ostsee befahren
vom Uropa dereinst
vor vielen Jahren,
fühl' es allerfeinst.


Mittwoch, 9. Juli 2014

Fußball

In einer Zeit, wo die Befindlichkeiten von Fußballern wichtiger zu sein scheinen als alle anderen Weltkrisen zusammen, da muss man sich auf das Wesentliche zurück nehmen. Mal bei sich selbst sein und einfach Fußball gucken. So funktioniert unser Hirn eben.

Dienstag, 8. Juli 2014

Netz

Ohne Dich
da geht's mir besser,
denn Zerstreuung ist ein Netz,
das mich benebelt,
meinen Verstand gleichsam besetzt.
Dieses Netz dann durch zu schneiden,
braucht es ein Messer und das beizeiten.
Es soll wie ein Gedanke scharf,
mich dahin fuehren,
wo ich sein darf.

Donnerstag, 3. Juli 2014

Unfassbar

Kaum zu fassen ist es, wie sich unsere Politiker in die Taschen lügen. Man befürchtet den Verlust von älteren Arbeitnehmern, die vorzeitig in Rente gehen, wenn sie denn die Möglichkeit haben. Die Realität sieht allerdings anders aus. Mit älteren bzw. alten Arbeitnehmern will so mancher junge Chef gar nicht mehr zusammen arbeiten. Da müsste er ja Respekt entwickeln, vor einer Lebensleistung etwa, die er selbst vermutlich nie erreicht. Da kommt ein Unfall oder eine Erkrankung durchaus recht, um schnell mal anders zu planen. Die Arbeit ist dann einfach weg, gesetzt den Fall, die Gesundheit wieder da.
Man musste ja schließlich planen.
Anders unsere Krankenkassen, die planen betriebliche Wiedereingliederungen unabhängig vom Willen seitens der Arbeitgeber. Und die Rentenversicherung prüft Kuranträge älterer Arbeitnehmer monatelang, um sie ggf. abzulehnen, denn das Geld wird zwar auch für die Rente mit 63, hauptsächlich aber für die Mütter-Rente gebraucht. In guter alter Tradition teilt die Rentenversicherung Geld nicht nur an Beitragszahler aus.

Das alles regt Keinen auf. Die Journaille hingegen schürt lieber den Sozialneid gegen die paar armen "Schweine", die 45 Jahre gearbeitet haben und dabei noch 63 Jahre alt geworden sind und deren Platz ihr Chef schon längst im Geiste verschoben hat.
Unfassbar eigentlich, das Ganze. Verwunderlich eher nicht in einer Zeit, in der Problemgespräche per Handy an der Käsetheke im Supermarkt geführt werden.
Unsere Politiker sehe ich als radelnde Handy-Telefonierer ohne Helm. Navi? Fehlanzeige.

Mittwoch, 2. Juli 2014

Tauchen

Manches ist einfach nicht zu fassen, Träume versinken im Vergessen, wenn sie nicht rechtzeitig aufgeschrieben werden. Mein Kopfkino öffnet sich nur, wenn ich nicht bereit bin, etwas festzuhalten. Es ist so, als ob da eine automatische Sperre funktioniert. Der Eisberg des Bewusstseins ist tatsächlich nur zum kleinsten Teil über der Oberfläche unseres persönlichen Spiegels.
Zum Unterwasserbereich haben nur wenige gut ausgerüstete Tauchexperten Zugang und am wenigsten wir wahrscheinlich selbst.

Freitag, 27. Juni 2014

Wende



Während sich das Jahr um seine Mitte dreht,
ist es schon am Verschwinden, seht,
die Sommerpause naht, die Wende,
Herbstferien, Weihnachten, zum Ende.

Montag, 23. Juni 2014

Samba

Wieder mal habe ich meine Rückreise verpasst und war in einer fremden Stadt gelandet. Zum Glück war da eine Reiseleiterin, der ich anvertrauen konnte, dass ich völlig mittellos war. Sie wies mich jedoch lediglich daraufhin, dass ich ja noch eine Kreditkarte hätte, mit der ich alles bezahlen könnte.
Ich selbst fühlte mich aber so, als würde ich in einem Schlafanzug ohne Taschen durch die Stadt laufen.
Gepäck hatte ich ohnehin keines mehr. So stolperte ich in einen Laden mit lauter verrückten Typen, die mich sofort für einen Auftritt für den kommenden Tag verpflichten wollten. Was ich da machen sollte, vermutlich Fernsehen, vergaß ich gleich wieder angesichts der zuckenden Lebensfreude, die mich überall umgab.
Hinterhäuser, Altbauten, viele Straßen, ich fand Unterschlupf in einem Atelier mit angeschlossenem Laden, den mehrere Frauen betrieben. Wir näherten uns an, ohne uns nahe zu sein.
Eines Tages traf ich in der Stadt auf ein Fahrzeug mit Bewaffneten, sie waren gerade im Aussteigen begriffen und ich fragte sie völlig naiv nach ihren Absichten. Dabei begriff ich längst, dass sie Menschen umbringen wollten. Durch die Ansprache verlor ich meine Anonymität und sie mussten Kontakt mit mir aufnehmen. Fast freundlich ließen sie mich meiner Wege ziehen, ohne mir ihre Absichten zu verraten.
Ich zog es vor, diese Gegend schnell zu verlassen, denn irgend etwas würde passieren.


Mittwoch, 18. Juni 2014

I. Torpedobootsflottille

Fliegende Gedanken, so nennt man das, wenn man eben diese nicht mehr unter Kontrolle zu haben scheint. Mein Gehirn ist offensichtlich tagsüber so unterfordert, dass es in den frühen Morgenstunden auf ganz eigene Reisen geht. Was dabei heraus kommt, ist vielleicht noch am Morgen präsent. Wird es dann nicht aufgeschrieben, so bleibt bestenfalls noch eine Grundidee zurück.
Da stehe ich mit einer großen blonden Frau in einem Laden, die meine zu sein scheint. Da ist so ein Grundgefühl von Vertrautheit, ohne das wir allzuviel miteinander reden oder uns ständig zeigen zu müssen, dass wir zusammen gehören. Ich kümmere mich um die weibliche Kundschaft. Eine Dame offenbart mir, dass sie die Stadt verlässt und wohl für 12  Jahre unseren Laden nicht mehr besuchen wird. Warum es gerade 12 Jahre sind, danach frage ich nicht. Ich tue stattdessen sehr vertraut, obwohl ich die Dame vorher nie angesprochen habe. Natürlich soll sie uns doch bitte schön die Treue halten und wir werden uns ja bestimmt wieder sehen. Bis ich die Zahl 12 überreiße , das dauert ein bisschen. Da ist die Dame schon weg.
Überhaupt halte ich mich für einen Helden im Umgang mit den Kameradinnen von der anderen Feldpostnummer.
Die Bereitschaft von Frauen, einer Unterhaltung mit mir zu suchen, verwechsle ich mit meinen Anbandelversuchen.
Kein Wunder,, dass die meine so ruhig bleibt.
Mit wem ich mich selbst so verwechselt habe? Vielleicht mit meinem Urgroßvater, der ja auch einige Zeit den Matrosen auf einem Torpedoboot gegeben hat. I. Torpedobootsflottille stand einst auf seiner Mütze, wie ich erst kürzlich auf einem Foto entdeckte.

Freitag, 13. Juni 2014

An jenem Morgen

Du küsstest mich zum Abschied
und Du saßest woanders,
Du gingst und schriebst mir,
dass der Regen vom Himmel weine,
Du wolltest in Urlaub,
ich saß alleine
mit Gedanken aus Staub
und an langer Leine.

Da war etwas, was nun nicht mehr ist.
Der Börsenbär ruft, das Schicksal bricht.

Samstag, 7. Juni 2014

1914-1944

Während es im ersten Weltkrieg im Westen lange nichts Neues gab, außer dass immer für das Vaterland gestorben wurde, ereignete sich vor 70 Jahren dort auch nichts Entscheidendes.
Der Zweite Weltkrieg war durch die Dauerbombardements der alliierten Luftwaffen auf Deutschland und durch den bedingungslosen Widerstand der Roten Armee im Osten, gestützt durch unaufhörlichen Materialnachschub aus den USA, für Hitler bereits verloren.
So mag der 6. Juni als Festdatum für die an der Invasion in der Normandie teilnehmenden Länder gelten,
wesentlich entscheidender war es, dass 1914 vom Deutschen Reich ein Krieg erklärt wurde, für dessen Niederlage im Westen es 1918 mit aller möglichen Arroganz der Sieger abgestraft wurde. Dabei war Deutschland im Felde unbesiegt geblieben.
Das sah 1945 naturgemäß anders aus, denn wenn ein Spieler mit seinem Volk als Einsatz Roulette spielt, dann ist der Totalverlust wahrscheinlich. Als Folge ist sich heute kein Land der Welt zu schade, sich auch den Sieg über Deutschland 1945 selbst auf die Fahnen zu schreiben. Viel Feind, viel Ehr, soviel haben wir verdient.

Der australische Historiker Clark arbeitete in seinem Buch deutlich heraus, welche Mechanismen zu dieser großen und von manchen als unvermeidbar angesehenen Auseinandersetzung der europäischen Mächte 1914 geführt haben. Es war die Unfähigkeit der Monarchen, die Folgen eines Krieges und der damit verbundenen Machtverschiebung in Europa zu erkennen. Dazu kam die erstarkende Meinungsmache in den Zeitungen, die das ungeschickte Auftreten des deutschen Reiches für jedwede antideutsche Propaganda nutzten. Germanophobie deckte offensichtlich jede aufkommende Vernunft mit einem irrationalen Schleier zu.
Dies ist ein grob dargestelltes Fazit aus seinem Buch.

Augenzeugen der beiden Kriege gibt es immer weniger, beim ersten Weltkrieg sind sie eigentlich ausgestorben. Und doch gibt es Einflüsse, die man ein Leben lang herum trägt. Vermutlich nicht mehr als ein bisschen Inflationsgeld, ein altes Reclamheft und ein Wecker sind mir geblieben als Vermächtnis von einem Mann, der mich geistig förderte. 1899 im thüringischen Mühlhausen geboren wurde er von meiner Familie nur als "der Ullrich" genannt. Das letzte Schuljahr durfte er bereits vorzeitig verlassen und mit dem Notabitur in der Tasche an die Westfront gehen. Vom Kriegsalltag hat er wenig erzählt. Außer einer Verballhornung des Französischen "Frommage de Brie" als "Vom Arsch die Brüh'" und der sich harmlos anhörenden Äußerung "Henner ducke Dich, es kimmet ne Granate" ist mir nicht viel im Gedächtnis geblieben.
Der Ullrich mit Vornamen Rudi genannt, war kein glühender Verfechter dieses Krieges.
Als der Krieg zu Ende war, wussten die Soldaten im Schützengraben zunächst davon nichts.
Spürbar war dagegen der Hunger, denn Deutschland wurde insbesondere von England zur See blockiert.
Diese Erfahrung vermittelte Rudi mir deutlich, nur nichts "Umkommen" lassen. Das darf man nicht.

Auch die Teilnehmer am 2. Weltkrieg haben grundsätzlich sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Mein Schwiegervater glaubte, man hätte den Russen geschlagen, denn er hatte ja nichts. Das schloss man aus dem, was man bei toten russischen Soldaten fand. Andere Soldaten fragten sich beim Anblick des weiten Landes "Was wollen wir hier?".  Dabei war auch mein Schwiegervater kein Fanatiker. Er glaubte, dass er gegen seine russischen Cousins kämpfen musste. Mehrfach sprang er dem Tod von der Schippe und eine Tapferkeitsauszeichnung bewahrte ihn davor, erschossen zu werden, als er versprengt seine Einheit wieder fand. Schließlich schaffte er es, sich selbst den Heimatschuss zu verpassen. Beim Waffenreinigen schoss er sich durch die Hand. Das Vagabundieren aber zwischen den Linien und die Grauzonen, die ein Krieg nun einmal schafft, haben ihn so geprägt, dass er auch später nicht an Gesetze glaubte, die er nicht gemacht hatte.
Für das Heer war Hitlers Vision vom "Volk ohne Raum" längst zuviel an Raum geworden.

Man fragt sich, wer sich eigentlich für diese beiden Kriege begeistert hat. Am ehestens wahrscheinlich (außer der herrschenden Klasse) die Jahrgänge, die den Krieg nicht mehr mit machen mussten und diejenigen, die sich in der Etappe die Parolen ausdachten.








Montag, 2. Juni 2014

One day life

One day in May
she came my way
And made me smile,
we walked for a while.
As the evening ended,
we felt somehow bended,
So I decided
to make her invited
for the rest of my life
not as a friend but as my wife.

Mittwoch, 28. Mai 2014

Konfi-Cup

Der Pfarrer auf der Kanzel steht,
die Konfirmanden sitzen,
Nichts wird es mit der kurzen Predigt
Fotos entstehen, blitzen.

Der Bettler ruft den Jesus an
und meint dabei den Herrn,
der übers Wasser laufen kann,
das hören alle wie von fern.

Die Handlungskette läuft vorbei,
zuletzt folgt nun der Spruch,
das Abendmahl ist einerlei,
der Konfirmanden, Fluch.

Ein Bettler rief den Jesus an,
sprach und sagte dabei zum Herrn,
ein bisschen Geld bringe ihn voran,
nicht die Geschenke insofern.

Donnerstag, 22. Mai 2014

Spiegel

Habe Bilder im Kopf,
eine Frau, schwarzer Schopf,
drohe fast schon hinzufallen,
sie sagt, stehe Deinen Mann,
die Antwort ist nur mehr ein Lallen,
ob sie es verstehen kann?
Das Gefühl ist dominant,
der Rest des Lebens unbekannt.

Freitag, 16. Mai 2014

Unverstand

Unverstand quillt aus den Schächten,
Unverstand quält mich in Nächten,
Unverstand ist überall zu finden,
in Büroetagen, unter Linden,
Unverstand ist wirklich toll,
macht das Maß des Un-Worts voll.

Mittwoch, 7. Mai 2014

Der Feuermelder

Respekt - da bringt mich jemand um,
wenn's brennt, das wird mir doch zu dumm.
Dabei geht's nur um Feuermelder,
es bringt Geschäft und viele Gelder.
So kann es enden, dieses Leben,
als Wohnungseigentümer eben.

Mittwoch, 30. April 2014

Abschluß - Brief an keinen Unbekannten

Hallo Herr,

ihr Blog "Arbeit und Struktur" hat mich sehr beeindruckt.
Ich hoffe, Sie haben noch möglichst viel Zeit, um daran weiter zu schreiben. Als vor 1993 Geborener habe ich ja das Recht, Ihnen einen Brief zu schreiben. Als typischem Computer-Hocker fällt mir das gar nicht so leicht. So trainiere ich meine Handschrift mal wieder, aber das nur am Rande.
Das Sie sehr geehrt sind, ist klar, obwohl ich es in der Anrede nicht zum Ausdruck bringe. Sonst würde ich Ihnen wohl auch nicht schreiben.
Ich fliege zur Zeit über ihren Blog gerade zu hinweg. Es ist keine leichte Lektüre, die sie da anbieten, aber sie ist wenigstens der Wahrheit gemäß. Sie schreiben in Ihrem Blog Wahrheiten auf und das ehrt sie. Es ist beeindruckend, wie Sie den Irrwitz des Lebens auf den Punkt bringen.
"Wenn ich etwas merke, rufe ich Dich an." Das steht ganz im Gegensatz zu ganz im Gegensatz zu der Szene vor ihres Zusammenbruchs vor einer Krankenhaus-Einlieferung, die von Kontrollverlust und der damit verbundenen Dramatik geprägt ist. Der Ausspruch stammt im wahren Leben von meinem Vater und in eben solchem erlitt er eine Hirnblutung, von der er sich nicht mehr erholte, die uns aber eine dreimonatige Zeit der Annäherung und des Abschiednehmens ermöglichte. Eine aufmerksame Nachbarin hatte den Notarzt gerufen und damit sein Leben zunächst gerettet. Ich selbst erlebte diese Zeit als Betreuer im Zusammenspiel mit Krankenhäusern, Reha-Kliniken und Pflegeheimen in völliger Ohnmacht. hinsichtlich der Abläufe.
Heute würde ich vieles anders machen.
Zwei Tage vor seinem Tod sagte Vater zu mir: "Du lebst ja noch!", als ich ihn besuchte. Da hatte er recht, ich war wie immer mit dem Auto unterwegs. Er lebte in einer eigenen Zeit und einer anderen Welt als ich, aber er traf wie immer "des Pudels Kern". "Noch" ist das Stichwort. Der Tod grenz uns alle ein, macht das Leben wertvoll und wird uns meist erst bewusst, wenn er unvermeidlich ist. Erst die Angst vor ihm zwingt uns die Beschäftigung mit der eigenen Endlichkeit auf. Dabei ist er immer gegenwärtig. Diese Konstante und das Wissen, dass am Ende alles Nichts ist, hat mich immer eher beruhigt.
Aber, darf ich Ihnen das schreiben? Ich fühle als Voyeur, wenn ich Ihren Blog lese.
Sie haben den Mut, ihre Situation zu beschreiben, ungeschminkt. Das ist mehr, als man von einem Schriftsteller erwarten kann. Sie nutzen die Möglichkeit, sich auszudrücken, bis zuletzt. Ich wäre dazu zu faul.
Der große "Vereinfacher", so wurde ich mal genannt.
Aber wie würde ich mich in Ihrer Situation verhalten? Sie hinterlassen Ratlosigkeit. Mein Motor ist die Ungeduld, der lange Atem hat mir stets gefehlt.
Vielleicht finde ich die Lösung in Ihrem Blog. Immerhin hat es mich berührt und dafür danke ich Ihnen.

Herzliche Grüße

Im November 2011



Samstag, 26. April 2014

Laufen

Wie er so lief durch Feldes Flur,
umgab ihn eigentümliche Natur.
Gedanken, die schon lange warten
und ihrer Eingebung harrten,
kamen plötzlich nun hervor.
Es war, als öffnete sich ein Tor.

Tod der Mutter, fast vergessen,
Tod des Vaters, gut beschrieben,
nicht zu sehr ist es vermessen,
zu sagen, es sind die Lieben,
die ihm fehlen und ins Leere laufen lassen,
doch es fällt ihm schwer, zu hassen.
Die Sonne scheint ihm ins Gesicht,
er hat sich, siehst Du es nicht?

Wenn alle würden an sich denken,
die Welt wär' reich an den Geschenken,
die alle gern sich selber machen,
mag man nun darüber lachen?
Die Jugendliebe, längst verflossen,
verlorene Kinder und ein kranker Bruder,
Tränen drüber sind vergossen,
allein, was hilft's, das Schicksal ist ein Luder.

Er läuft weiter und versucht zu bleiben,
was er ist und war und gewesen sein wird.
Lässt Luft durch seine Lunge treiben,
denkt und weiß, dass er sich irrt.
Er hört es nicht, sein eigenes Schnaufen,
er will doch noch ein Weilchen laufen.



Mittwoch, 23. April 2014

Goethe'n

Was Goethe einst schon längst gewusst,
im Reimen liegt des Dichters Lust.
Ungereimt der Alltag rennt
mit vielen Regeln, die man kennt.
Es schreibt der Tätowierer E-Mails nicht,
er stattdessen große Flächen sticht.
Der Handwerksmeister betritt den Teppich,
nur weil er da ist, dieser Nebbisch.
Er gibt Dir nichts Schriftliches in die Hand,
erst die Rechnung raubt Dir den Verstand.
Und der Anzugträger im Büro
glaubt, er sei der Chef im großen Zoo.
Dies und mehr wiederholt sich ständig,
Du wirst alt und nicht verständig.
Warum nur dieser Lebenswandel?
Weil sich's reimt, das ist der Handel.




Sonntag, 20. April 2014

Rezept

Ich bewege mich in einer mir sehr vertrauten Stadt,
nur das Stadtviertel kenne ich nicht.
Wie komme ich in die mir bekannte Gegend?
Ich frage nach Verbindungen.
Gehe in die Apotheke, habe ein Rezept,
kenne aber den Namen des Medikaments nicht
oder kann ihn nicht aussprechen.
Ich rufe meinen Arzt an,
der sagt, mit mir wird das nichts,
ich soll ihm den Apotheker geben.
Er findet das richtige Medikament.
Bin erleichtert, jetzt muss ich nur noch nach hause,
gehe über Stock und Stein.








Freitag, 18. April 2014

Klauseln

Im Käfig will ich mich verklauseln,
ohne Gefühl weiter verzauseln.
Des Lebens Mitte längst durchschritten,
ohne um Respekt zu bitten.
Es liegt die Weisheit dieser Tage
im Gedicht und ohne Klage.

Mittwoch, 16. April 2014

Fausten

Der Teufel sieht Dir ins Gesicht,
allein die Maske kennst Du nicht.
Der liebe Gott ist schon gegangen,
die Schöpfung hat ihn eingefangen.
Ach, Gretchen, was ich hier verkünde,
ist nichts, was nicht woanders stünde.
Am besten wär's, wie ich es fände,
es käme alles schnell zum Ende.
Die  Zeit die Uhr umsonst vertickt,
die Illusion ist nicht geglückt.

Montag, 14. April 2014

Wie?

Wie komme ich damit klar,
dass, was einmal war,
nicht mehr als gewesen ist,
solange, bis der Zeiten List
alle Erinnerung an Dich vermisst.

Samstag, 12. April 2014

Zeit


Der Frühling ist davon geflattert,
die Bäume bunt und grün verdattert.
Sein Band, es ist im Wind entschwunden,
so lau wie einst und unumwunden.

Donnerstag, 10. April 2014

Die Wahl

Verhaltene Freude bis zur Anteilnahme und der Hoffnung darauf, dass es doch noch klappt, das ist das Barometer meiner Wahlmöglichkeiten dieser Tage. Glauben oder untergehen, ist die Devise. Ich persönlich habe gar nicht geglaubt, dass mich etwas mal so positiv berühren könnte, wie eine, wenn auch nur knapp, verlorene Wahl. Doch auch das Prozedere einer Betriebsratswahl geht einmal zu Ende.
Im Alltag ist alles etwas anders. Oftmals wird man gewählt oder nicht gewählt, obwohl man gar nicht zur Wahl steht, mit Ergebnissen konfrontiert, die man nicht bewusst herbei geführt hat.
Das das Leben gerecht ist, daran ist nicht zu glauben, aber die Gerechtigkeit ist dennoch wählbar.
Viele wählen heute nicht mehr.

Dienstag, 8. April 2014

Ringgeist - Hessi James

23.3.2011 - mein letzter Beitrag im Blog holte Platz 3 in der Top-Liste mit 368 Zugriffen, wahrscheinlich weil wenig von mir Geschriebenes zu lesen war.



John G G Tucker, der gefährlichste Käfer der Welt, sitzt ruhig neben einer Tankstelle. Als Hessi James ankommt, um zu tanken, beschließt John plötzlich, ihn auf einem Todesduell herauszufordern...

Sonntag, 6. April 2014

Ringgeist - Ein bisschen Spass muss sein..

Zum Schluss noch was Nettes von meinem Lieblings-Comedian, schade in der Türkei kam man das jetzt nicht sehen. Am 19.7.2010 gefiel mir das. Platz 6 mit 325 Zugriffen, beschaulich, das Ganze..



Freitag, 4. April 2014

Ringgeist - Vogel

Eine Konstante der letzten Jahre ist meine absolute Treue und Liebe zu Ben Wettervogel, dem Wetter-Ass vom Z.D. usw. Am 16.7.2010 erreichte ich mit ihm Platz 4 der Top-Liste mit sage und schreibe 331 Zugriffen.

Hatte mir vorgenommen, nie wieder was über diesen Wetterarsch zu schreiben und heute morgen war er ja auch unbeschreiblich. Da hatten sie ihn auf einem Acker im brandenburgischen Werder an der Havel abgesetzt, wo er einen Bauern interviewte.
"Wenn man nicht nervös ist, dann geht es auch richtig." Ein Lehrsatz des Meisters..
Das Problem ist nur, er ist dauernd nervös und vergesslich, weiß sehr oft gar nicht weiß, wie er den Satz, den er angefangen hat, beenden soll. Das merkt er dann auch und schafft in seiner Not neue Worte.
Man war froh, wenn man vernünftige Antworten auf seine dusseligen Fragen anhören konnte. Das Fazit des Meisters für heute: der Sommer macht, egal ob es regnet oder die Sonne scheint, Probleme.
Ich habe etwas mitgenommen, nämlich dass ein Hoch und ein Tief unverschämterweise heiße Luft zu uns pumpen. Ich stelle mir die beiden Schlingel vor, aber hey, das mit der heißen Luft ist wohl der Wettervogel.

Dienstag, 1. April 2014

Der 1. April

Die Glotze ist stets eine Art Schule des Lebens. Man erfährt, was man schon längst ahnte: das Urnen vertauscht werden und Leute vor Gräbern stehen, in denen ein anderer als der geliebte Mensch begraben ist. Oder man lässt sich am 1. April vom Z.D.F. verarschen: das Morgenmagazin sucht angeblich ein Tier als Studiomaskottchen (dabei haben sie bereits den Schluckbär Wettervogel).
Am schönsten ist jedoch das reale Leben. Stell' Dir vor, Du warst schon lange nicht mehr bei Deinen nächsten Verwandten zu Besuch. Da wird Geburtstag gefeiert, ein runder. Man sagt Dir, alles was ein Glied hat, muss draußen bleiben. Kaffee und Kuchen gibt es nicht, nur die Reste vom Mädelsbuffet.
So etwas passiert mir. Demnächst hat der Sohn der Jubilarin Konfi.
Da bin ich dann sogar eingeladen.
Aber keine Angst: ich lasse meine Asche ja auch nicht in den Weltraum verschießen und zahle noch dafür.
 

Montag, 31. März 2014

Ringgeist - Schönes Video

"Schönes" Video mit 243 Zusehern maximal auf Platz 8 der Top-Liste! Das Thema ist wohl einem abgerissenen Kontakt aus dem Jahr 2010 zu verdanken.

http://vimeo.com/11617046
ROMAN FISCHER - Into your head
by Kim Frank

Samstag, 29. März 2014

Ringgeist - Deutsche Land = Welte Meister!

Ja, ich weiß, mach' mich gern lustig. Immerhin 327 Menschen und Maschinen fanden irgendwie, was ich mir am 15.6.2010 so dachte. Platz 5 der Top-Liste!

"Ich wollte mir gerade ein hartes Ei zubereiten.
Hab heisses Leitungswasser genommen, das Ei hineingegeben und dann hat es zu fiepen, pipsen begonnen!!
Hab zuerst gedacht das ist Wasser auf der Herdplatte.
Aber dann hab ich das Ei genommen, und die Geraeusche kamen direkt daraus.
Das Ei war vorher im Kuehlscharank.
Ich bin uebrigens kein Troll! Mir passieren immer so merkwueride Dinge.
Ist da ein Kueken drinnen? "
Schon blöd, wenn man nicht logisch denken kann.
Diese Einlassung hat eine minutenlange Diskussion im Blog ausgelöst. Die Verursacherin war Österreicherin und damit eine Frau. Lena wüsste es besser!
Aber im übrigen ist Deutsche Land schon Welte Meister. Die anderen müssen nicht mehr spielen, sie wissen es bloß noch nicht. Hiermit ist FÜßeball gemeint, eh.

Donnerstag, 27. März 2014

Ringgeist - Kopfpauschale

Am 18.3.2010 dachte ich mal wieder pauschal über die Welt nach.

Über die Bedeutung des Begriffs sollte man sich klar werden, wenn man einen Kopf hat.
Die Kopfpauschale kann bedeuten, dass jemand mit dem Kopf pauschal nachgedacht hat und dabei kam leider ein völlig unlogisches Ergebnis heraus:
alle zahlen den gleichen Betrag an die Krankenkasse, aber nicht alle verdienen gleich viel.
Dann erzählt man denen, die weniger Einkommen haben, dass man ihnen aus dem Steuersäckel was zurück gibt. Was falsch verstanden? Die Steuereinnahmen sinken doch sowieso schon. Und natürlich bekommt nicht jeder einen Ausgleich, denn dieser ist an Grenzen des Einkommens gebunden. Mehr hat man dann nicht zu verdienen.
Dieser Jemand mit dem Kopf hat sich also eine Pauschalisierung mit betrügerischer Komponente ausgedacht. So etwas ist Taschenspielerei. Ein Spieler spielt schon gar nicht mehr mit, der Arbeitgeber, er darf nicht weiter belastet werden. Es werden also nicht alle Köpfe pauschalisiert. Sonst müssten Politikerköpfe zum Beispiel pauschal abgerechnet werden. Bitte einen Mindestlohn für Politiker, aber ohne Abweichung nach oben, mal pauschal ausdenken!

Dienstag, 25. März 2014

Ringgeist - VW greift Mercedes an

4.2.2010: "Street Wars" nicht "Star Wars" müsste der Kinostreifen heißen, über den es zu berichten gäbe, wenn das denn alles wahr wäre, was Zeitungen schreiben. Immerhin 246 Klicks bedeuteten Platz 7 auf der Top-Liste.

So steht es in der Auto Bild. Ist das nun der Krieg der Sterne? Schlägt das Imperium zurück, nachdem es vorher von der Masse der VW-Fahrer brutal abgedrängt wurde?
Der Angriff von VW ist auch sehr frech. Ist man sich denn nicht im klaren, dass es in Deutschland eigene Regeln gibt, die besagen, wer wann und wen anzugreifen hat? Und das es innere Wertigkeiten gibt, die auf immer gelten, wenn sie einmal festgelegt sind?
VWs können so gut sein, wie sie wollen, sie werden nie ein Mercedes sein.
Und wie gut ist VW vorbereitet? Nehmen nur Werksfahrer an dem Angriff teil und werden auch die privaten  PKW-Halter verpflichtet und über die Operation informiert?
Oder ist das alles nur eine Zeitungsente und die Citroen 2CV-Fahrer werden als Mittler zwischen Anspruch und Wirklichkeit auftreten?
Einstweilen sei allen beteiligten Autohaltern Glas- und Achsbruch gewünscht.

Sonntag, 23. März 2014

Ringgeist - Der 9. November

239 Zugriffe und Platz 9 der Top-Liste des Blogs, so lautet das Ergebnis für diesen Text vom 12.11.2009, der sich mit dem 9.11. an sich beschäftigt.

Sieht man sich die Feierlichkeiten zum 20. Jahrestag des Mauerfalls an, so kann man Zweifel an dessen Sinnhaftigkeit bekommen. Sicher wollte das Volk nicht eine Diktatur gegen eine andere eintauschen, als es im Osten Deutschlands auf die Straße ging. Es ist anders gekommen, denn nun herrscht wieder eine Diktatur, die des Geldes mit all seinen Widersinnigkeiten. Das Prinzip der Gewinnmaximierung basiert auf scheinbar unendliche Wachstumsgläubigkeit oder anders ausgedrückt, auf der Gier. Diese Sucht nach immer mehr Wohlstand durch Anhäufung von Geld lässt alle Werte in den Hintergrund treten. Die Mächtigen erinnern sich nicht mehr an ihr Gewissen und rechtfertigen sich mit einer Scheinmoral. Mag sein, dass der Kapitalismus dem Menschen entspricht. Muss man dessen Sieg dann allerdings wirklich feiern? Ist es nicht so, dass sich die Art sich auf Kosten anderer zu bereichern, einfach nur in einem glänzenderen Gewand präsentiert.
Es gibt keine wirklichen Veränderungen im menschlichen Leben, die Illusion lässt uns nur daran glauben. So war der 9. November 1989 in erster Linie ein Sieg der westlichen Medien über gesunden Menschenverstand. Und ein Sieg des klaren Ausbeutungsprinzips über das verdeckte. Was ist daran zu feiern? Es ist doch auch ein Trauertag, der zudem „angenehmerweise“ auch das Gedenken an die Reichskristallnacht in den Hintergrund schiebt.

Freitag, 21. März 2014

Ringgeist - Der schwarze Mantel

Der Mantel der Geschichte ist in Deutschland sicher schwarz und er war es auch am 2.9.2009.

Schwarz ist sie, die Farbe der Anarchie und leider auch die der CDU. Und begehrenswert ist ein schwarzer Mantel ganz offensichtlich sowohl für den Rotling als auch das Grüngemüse. Da gerät das blaugelbe Haupt dieser dunklen Gestalt schon ins Grübeln, auch wenn es tönt: wir wachsen! Wachsen tut auch die Unabhängigkeit der Politiker vom Wählerwillen. Da wollen die Grünen nicht mit links und die SPD mag keine linken Ministerpräsidenten. Weiter so, möchte man sagen, der schwarze Mantel kriegt noch mehr rote und grüne Flecken. Dafür nehmen die Verursacher den Verlust an Stammwählern gern in Kauf: Dabei-Sein. Die SPD machte vor, wie es geht. Man wird kleiner, feiner und das Zünglein an der Waage. Freilich hat der Mantel weiter seine schwarze Farbe. So schwarz, das die Hälfte der Wähler ihn gar nicht mehr sieht. Aber besser ist es, gar nichts zu sehen, sonst sähe man am Ende noch das, was unsere Politiker zu sehen meinen: sie sind alle Wahlsieger. Das stimmt leider, sie stehen oben.

Mittwoch, 19. März 2014

In the Mood

Vater pflegte über die Zeit nach seinem Tod stets zu sagen, dass er sich dann die Radieschen von unten ansehen würde. Auch war davon die Rede, dass man mit seinen Knochen dann die Äpfel von den Bäumen schmeißen würde. Ein sehr plastisches Bild, das wohl mit seinen Kriegserfahrungen im zerbombten Kassel entstanden sein mag.
Das Wetter ist ähnlich schön und der Frühling mindestens genauso weit wie vor sieben Jahren, als er ging.
Sein Todestag blinkte ab und zu in meinem Gedächtnis auf. Aber der Alltag schüttete die Lichtlein zu.
Wieder einmal werde ich an einem Geburtstag teilnehmen, doch dieses Mal ist Vater schon längst begraben, was an der Widersprüchlichkeit meiner Gefühle nichts ändert.

Ringgeist - Neu im Studio

Ein neues Studio bedeutet beim Z.D.F. leider nicht, dass sich die Sendungen ändern. Gerade erst heute morgen hat mich der Wettervogel wieder voll genuschelt. Nicht sehr entspannt, das Ganze. Am 23.7.2009 fiel mir das Untenstehende ein.

Das Z.D.F. hat ein neues digitalisiertes Studio. Mit Hoffnung verfolgte ich nun das Morgenmagazin, vielleicht hat sich auch beim Wetterfrosch Wettervogel was getan.
Da trat plötzlich ein ganz anderer Mensch auf und spielte den Wetterexperte. Was die Digitalisierung doch alles an Gutem tut, dachte ich mir und korrigierte mich gleich.
Der Wettervogel ist sicher nur in Urlaub geflogen und flattert nun lustig an irgendeinem Strand herum. However, sein Fehlen lenkte nur meine Aufmerksamkeit auf die durchaus misslungenen Kommunikationsversuche der beiden Hauptakteure (Es ist Schnee gefallen. Wir haben Juli, wo denn?). Immerhin beginnen die Nachrichten so um 7.01 Uhr, ohne dass die Frage eine Auflösung erfährt. Die beiden waren aber auch nur analog anwesend.

Montag, 17. März 2014

Ringgeist - Der Tod

Geschockt war ich am 27.6.2009 über den öffentlichen Tod und dessen mediale Verbreitung. Eine gewissen Sehnsucht nach Tabus hatte mich ergriffen.

Der Tod zeigt viele Gesichter. Da stirbt ein Mädchen namens Neda in Teheran öffentlich.
Der Exodus des Lebens wird gefilmt, um etwas zu dokumentieren.
Auch Michael Jacksons Abtransport ins Krankenhaus wird fotografiert, aber er, die Person, die stets im Rampenlicht stand, wird abgeschirmt.
Der Tod eines Menschen füllt unendliche viele Drehbücher.
Manch einer spielt überhaupt keine Rolle, etwa wie die Menschen an Bord der Air France-Maschine, die über dem Atlantik zerbarst.
Man mag froh sein, wenn es posthum keine Bilder mehr gibt, die öffentlich gezeigt werden können. Es doch zu tun, ist immer noch ein Tabu-Bruch, auch wenn es täglich passiert.  
Der Tod ist kein Meister mehr, eher ein medialer Gehilfe.

Sonntag, 16. März 2014

Ringgeist - Marco – der Schrei

Als ich am 6.4.2009 über DSDS schrieb, fand ich das gar nicht super. Daran hat sich auch angesichts der unendlich langweiligen neuen Staffel nichts geändert. Im Gegenteil: der Reiz des Neuen fehlt. Nicht vermissen werde ich allerdings den unten beschriebenen Herrn.

Die Macher von DSDS halten diese Sendung sicher für die wichtigste. Klar, einen Superstar braucht Deutschland natürlich und es ist doch auch nett anzusehen, wie diese mehr oder weniger verwöhnten Bracken irgendwann ein bisschen arrogant werden, wenn sie hübsch gekleidet ins Fernsehen kommen, um vor Onkel Bohlen aufzutreten.
DSDS scheint aber auch kein Selbstläufer zu sein, denn man hat einen Marktschreier engagiert, um die Wichtigkeit dieser Sendung jeden Samstagabend den Leuten mitzuteilen, die es immer noch nicht begriffen haben: Deutschland sucht den Superstar. Der Marco schreit das jedenfalls. Schreyl heißt der Mann mit Nachnamen und der Name ist Programm. Man könnte ihn fast alles deklamieren lassen, eine hübsche Uniform würde ihm auch stehen.
Wenn er seine Texte abliest, dann schaut er mit halb geschlossenen Augen etwas schläfrig aus. Wenn er dann aber zum Schrei ansetzt, gehen die Augen ganz weit auf.
Es sieht wirklich sehr drollig aus, an welchem Faden hängt die Puppe? Die ist aber schön.
Man bekommt ein bisschen Mitleid, muss man aber nicht. Der Marco ist schon mit ganz anderen fertig geworden. Er duldet nämlich niemanden neben sich, er brüllt einfach alle weg.
Auch so eine charmante Kästetussie aus Holland. Dafür gebührt ihm Dank!
Merke: wer Mundharmonika spielen kann, ist ein Supertalent. Wer ein bisschen was nachsingen kann, wird Superstar. Und wer schreien kann wie Marco, der ist ein Superbrüller.
Wir leben einfach in einer Superzeit.
Nur Herr Bohlen heißt nicht Superbohlen, aber der kann ja auch 1 und 1 zusammen zählen.

Mittwoch, 12. März 2014

Nuhr mehr Kabarett

Kabarettisten haben es heute nicht einfach. Konnte man früher immer gegen eine politische Seite agieren, so hat die Verwischung der parteipolitischen Ausrichtungen nun dazu beigetragen, dass sich der deutsche Kabarettist nicht mehr aus kennt. Hilflos wirkt das Bekenntnis, dass unsere Kanzlerin gar nicht regiert.Was aber nicht heißt, dass ihre Politik keine Folgen hat, auch wenn es gar nicht ihre ist.
Das Kabarett muss sich nun neu orientieren. Da bleibt die Lebensberatung oder das Moralaposteltum übrig.
Beides kommt recht fad daher. Wenn Dieter Nuhr z.B. den armen Markus Lanz oder den noch ärmeren Uli Hoeneß vor publizistischen Todesstrafen schützen will, so hat diese säuselnde Mär kaum noch einen Überraschungseffekt. Er hat sich längst zuvor bei Twitter entsprechend geoutet. "Die Anstalt" dagegen kommt zu dem Schluss, dass der böse Gerd Schröder seinem Freund Maschmeyer zuliebe die gesetzliche Altersrente gekürzt hat, um die die Vermarktung der Riester-Rente erst zu ermöglichen.
Das mag alles sein, ändert aber nichts daran, dass viele Arbeitnehmer gezwungen sein werden, privat für ihr Alter vorzusorgen. Neu ist auch nicht, dass die SPD zum Machterhalt stets alles tut und damit wesentlich gefährlicher für den sogenannten "kleinen Mann" ist als die CDU. Der Wähler hat das schon lange erkannt und Quittungen ausgestellt, die leider nicht verstanden werden.
Das Kabarett ist also ängst überholt worden und nimmt den Charakter einer Stammtischrunde ein, die das noch einmal wieder käut, was alle schon vorher wussten. Zudem ist man sich in der Beurteilung der Lage auf der Halbinsel Krim und dem Vorgehen Putins recht wenig einig.
Während Dieter Nuhr Verständnis für Putin aufbringt und den Westen verurteilt, vergleicht "Die Anstalt" Putin mit Hitler. Nun ja, Stammtischniveau eben. Wenn man nicht Genaues weiß, dann hält man besser die Klappe. Und wenn man eben nichts ändern kann, dann interessiert es Einen auch irgend wann nicht mehr.
So denkt ja auch der Nichtwähler abseits jeder auch gern thematisierten Frau/Mann-Thematik.