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Donnerstag, 16. Mai 2019

Liguria

Ein freier Tag während unserer Reise nach Ligurien, kaum zu glauben. Die Sonne scheint, am Strand verirren sich ein paar Spaziergänger. Die meisten Geschäfte in den Aussenbezirken von Petra Ligure und die Strandlokale haben zu. Am Strand sind Bauarbeiten im Gange. Es wird gebaggert und Sand geschoben. Denn der Untergrund besteht aus einem Kieselstrand.
Für einen Hundepapa ist das hier eine harte Zeit. Weder im Bus noch am Strand wäre unser Hund Mecky erlaubt gewesen.
Dabei wird hier fast jedes Haus von einem Hund  (Attendo Al Cane) bewacht. Und viele durchaus ansehnliche Hunde laufen an mir vorbei. Einen sahen wir direkt im Gestrüpp an der Bahnstrecke, die den Ort durchquert
Auf der Hinfahrt hatte ich Led Zeppelin mit"All of my Love  to you* auf dem Ohr.
So ist das, kaum zu glauben.

Montag, 11. September 2017

Eine Rundfahrt

Die Grenze ist schon fast zu spüren auf den letzten Metern in Meck-Pomm. Dann erreichen wir Polen, ein Land mit sehr bunten Verkehrsbemalungen. Zweisprachigkeit ist nicht, auch nicht in Grenznähe. Durch die Siedlungen der Vorstadt erreichen wir unser Ziel in der Innenstadt und sind im Radisson Hotel sehr gut untergebracht. In der Umgebung des Hotels sind kaum Altbauten zu sehen. In den Wohnvierteln in einiger Entfernung zum Hafen gibt es genug davon. Sie werden zum Teil noch mit Kohle beheizt. Unsere Reiseführerin gibt uns ein gutes Kriterium an die Hand, um die Besitzer von Häuser und Wohnungen zu erkennen. Neue Fenster bedeuten stets, dass ein Privatinvestor am Werk war, alte dagegen, dass hier der Staat noch die Hand drauf hat. Schön ist das Pariser Viertel mit seinen Villen. Und durch einen großen Park fahren wir zurück zur Hafengegend. Zu Fuß erkunden wir die neue Philharmonie und das Schloss der Pommerschen Herzöge. Auf meine Nachfrage erklärt mir die Reiseführerin, dass es komplett neu aufgebaut werden musste. Zur Zeit ist nicht alles zu besichtigen, da in einem Flügel der Boden weg gerutscht ist. Die sandige Unterlage war wohl von den Ingenieuren nicht bedacht worden. Den Abschluss unseres Wegs bildet die Hakenterrasse. Der Blick auf die Oder ist wenig spektakulär, da im Osten fast nur Industriegebiete zu sehen sind.
Danzig erreichen wir einen Tag später. Zusammen mit Sopot und Gdingen (von den Nazis Gotenhafen genannt) bildet es das Konglomerat "Dreistadt". Unser Hotel liegt etwas außerhalb. Es ist das Focus Hotel. Von da aus es ist leider etwas zu weit, um am Abend noch in die Altstadt zu gehen. Am nächsten Tag haben wir eine Stadtführung, die im Hafen mit dem berühmten Krantor beginnt.  Durch eines der Wassertore der Stadt gelangen wir in die Altstadt, die komplett restauriert worden ist. Hinter den historischen Fassaden verbergen sich allerdings moderne Häuser.
Das Danzig eine Hansestadt war, sieht man auf den ersten Blick an den schmalen Häusern. Aufgrund der Fenstersteuer baute man lieber in die Höhe als in die Breite.
Wir sehen den Artushof und Fahrenheit-Thermometer (Fahrenheit stammte aus Danzig). Der Rundgang führt uns durch die umliegenden Gassen an der Marienkirche vorbei. Manche Gassen fallen durch die hoch liegenden Terrasse vor der Eingangstür auf, die durch Treppen von der Straße zu erreichen sind. Das sollte vor allen Dingen die Bewohner vor Hochwasser schützen.
Wir verlassen die Altstadt wieder und werfen noch einen Blick auf die gegenüberliegende Seite, wo mittlerweile eine an die historische Bebauung angelehnte neue Bebauung entsteht. Die einzelnen Sehenswürdigkeiten wie z.b. den Rathausturm hier aufzuführen, das wäre nicht der Sinn und Zweck dieses Berichtes. Vielmehr soll hier der Eindruck, den die einzelnen Orte und Etappen hinterlassen haben, festgehalten werden. Wir versuchen in Danzig noch etwas Geld zu tauschen für die nächsten Tage. Das gelingt uns auch zu einem relativ guten Kurs. Unvermeidlich ist natürlich der Besuch einer Bernsteinschleiferei, wo wir lernen, das Bernstein brennt und vor allem wo wir sehen, wie aus dem recht unscheinbaren Stein durch den Schliff ein Schmuckstück entsteht. Berühmt ist natürlich auch das Danziger Goldwasser, aber ich denke, die meisten von uns haben davon nicht allzu viel mitgenommen. Die in Polen billigeren Zigaretten sind da deutlich beliebter. Die gegenüberliegende Hafenseite bietet keine besonderen Sehenswürdigekeiten. Da befinden sich, ähnlich wie in Stettin die Industriegebiete und die Ausfallstraße, auf der wir am nächsten Tag die Stadt verlassen werden.
Der Nachmittag bringt uns noch den Besuch der Kathedrale von Oliva, wo wir ein Orgelkonzert hören. Danach geht es zum überfüllten Hafen von Gdingen, der durch den langen Betonwellenbrecher keinen schönen Meerblick gewährt. Zum Abschluss dürfen wir uns auf der auch sehr vollen Seebrücke von Sopot tummeln, die wie üblich in Polen, Eintritt kostet.
Unser eigentliches Ziel der Reise ist Sensburg, heute Mragowo genannt.
Wir machen zunächst Station an der Marienburg (Malbork). Die Straßen von Danzig nach den Masuren sind durchweg bis auf einige kleine Stücke gut, aber man kann nicht allzu schnell fahren, da für Busse Tempo 70 gilt. In Marienburg erwartet uns bereits eine Reiseleiterin, die uns auf einer sehr ausführlichen Führung begleiten wird. Polen sehen diese Burg wohl in aller erster Linie als großen Spaß für die Kinder. So kann man in den Souvenirshops Ritterkleidung, Schwerter und ähnliche Utensilien kaufen. Die Marienburg ist eine der Burgen des deutschen Ritterordens, die quer über das Land verteilt angelegt wurden Man sagt, dass es möglich war, von den Burgtürmen aus Zeichen an die jeweils nächste Burg zu geben. Sie ist gleichzeitig ab 1309 Sitz des Hochmeisters des Deutschen Ordens gewesen. Sie ist kaum möbliert, viel rote Backsteingotik außen. Die sehr alten Wandmalereien wurden teilweise wieder freigelegt.




Sehr alte Wandteppiche, unter anderem aus dem 15. Jahrhundert, dürfen nicht mit Blitzlicht abfotografiert werden. In einer kleinen Museumsküche bekommt man einen Eindruck davon, wie gewirtschaftet wurde. Schon zur damaligen Zeit gab es eine Art Wasserspülung bei den Toiletten.
Die Exkremente landeten dann in der Nogat. Das ist ein Nebenfluss der Weichsel, der an der Marienburg vorbei fließt. Der deutsche Ritterorden wurde vom polnischen König ins Land geholt, um die Einheimischen zu christianisieren. Zunächst gab es auf dafür Land als Lehen.
Bald bildete sich der Ordensstaat mit einem eigenen Staatswesen.
Nach der Besichtigung der Marienburg führt uns der Weg zu unserem endgültigen Ziel in den Masuren über Allenstein nach Sensburg. Ein sehr interessanter Zwischenstopp wird zuvor noch am  Oberlandkanal beim früheren Braunwalde eingelegt. Der Kanal verbindet Osterode mit Elbing. In erster Linie diente er dem Holztransport und anderen kommerziellen Zwecken.
Heute hat der Kanal ausschließlich eine touristische Bedeutung. Besonders an diesem Kanal ist,  dass es ausschließlich die Wasserkraft ermöglicht, Schiffe in einem auf Schienen rollenden Käfig über Berge zu transportieren. Auf der Gegenseite kommt immer ein weiteres Schiff entgegen. Die Kraft dieser beiden Bewegungen führt dazu, dass es ohne anderen Antrieb möglich ist, mithilfe des zu Tal fließenden Wassers die Energie für diesen Transport aufzubringen.
Wir steigen an im ehemaligen Braunwalde an Bord eines Schiffes. Die Besatzung macht uns die Hin- und Rückfahrt mit ein paar Getränken und kleinen Speisen angenehm.
Gerade rechtzeitig zum Abendessen erreichen wir unser Hotel in Sensburg.
Am ersten Tag in den Masuren steht ein Besuch der wenig schönen Wolfsschanze in der Nähe von Rastenburg an. Die Überreste verbreiten heute noch eine bedrückende Atmosphäre. Vor allem, wenn man sieht, wie sich der sogenannte Führer mit meterdicken Betonwänden schützen wollte,
während er sein ganzes Volk in den Tod schickte, bzw es billigend in Kauf nahm, dass in einem sinnlosen Krieg Millionen von Menschen ihr Leben verloren. Das alles, um eine neue Weltordnung unter Herrschaft der Nazis ins Leben zu rufen. Die Attentäter vom 20. Juli 1944 werden mit einer Gedenktafel gewürdigt. Mir fällt es schwer, Fotos zu machen. Zwischen den Trümmern spielen nun immerhin Katzen.
Das idealisierte Bild von ehemals deutschen Ostpreußen hat mit der heutigen Realität dort nichts mehr zu tun. Das Leben geht seinen polnischen Alltagstrott. Filialen aller bekannten Marktketten künden davon.
Um die Mittagszeit lauschen wir erneut einem Orgelkonzert, dieses mal in der katholischen Wallfahrtskirche Heilige Linde. Diese Kirche könnte statt im Ermland auch gut in Bayern stehen. Die üppige Barockausstattung erschlägt einen fast. Das Programm des Konzerts gleicht dem, was wir in Danzig-Oliva gehört haben. Besonders an der Kirche ist vor allem die Deckenmalerei von Matthias Johann Meyer, die die Illusion eines Gewölbes vermittelt. Und natürlich die Orgel, die nahezu jeden Ton imitieren kann und mit beweglichen Figuren ihr Spiel begleitend illustriert.
Mittag wir im Ort gegessen, wir probieren Piroggen. Die gefüllten Teigtaschen werden in Polen gern gegessen. 
Am Nachmittag unternehmen wir eine Schifffahrt von Nikolaiken aus zum Spirdingsee. Das ist weitgehend unspektakulär. Wir sehen die Landschaft rund um den See und das sonntägliche Treiben im Ort. Weitaus interessanter wäre es gewesen, sich im Ort mal auf eigene Faust umsehen zu können.

Der nächste Tag unserer Masurenreise steht im Zeichen des Besuchs von Johannisburg (heute Pisz).  Diese kleine Stadt ist sehr zerstört gewesen und liegt an dem kleinen Fluss Pissek (heute Pisa). Nach dem Spaziergang durch die Stadt, geht unsere Fahrt weiter an die Krutina. Im ehemaligen Krutinnen besteigen wir nach dem Mittagessen ein kleines Stakenboot, um auf der Krutina eine Fahrt zu unternehmen. Unser Fahrer heißt Ekkehard und ist ein echtes ostpreußisches Original. Er bringt uns während der ganzen Fahrt zum Lachen und erläutert quasi spielerisch, wie dieses Gebiet, das unter Naturschutz steht, zu sehen ist und was es zu bieten hat. Eine sehr schöne Fahrt durch die von Biberburgen und Schilfgewächs geprägte Landschaft, in der blaue Libellen dafür sorgen, dass man nicht von Mücken gestochen wird. Dieses Erlebnis ist ein Höhepunkt unserer Masurenreise.  Wir  haben wir noch ein kleines Souvenir erstanden und auch dieser Tag endet ausnahmsweise mal nicht so spät abends in Sensburg.
Wir müssen am nächsten Morgen schon Abschied nehmen von den Masuren. Die Fahrt nach Thorn führt über Landstraßen. Dort werden von einer Reiseführerin erwartet, die uns die Altstadt mit ihrer Geschichte näher bringt. Im Gegensatz zu Danzig und Stettin ist Thorn fast unzerstört in die Hände der Roten Armee gefallen. Einst in der Nähe der Grenze des deutschen Reiches zu Russland gelegen, ist die Altstadt in ihrer Bausubstanz tatsächlich noch original. Dazu mögen die dicken Festungsmauern beigetragen haben, hinter denen sich die Altstadt befindet. Die Stadt liegt an der Weichsel und das Ufer lädt auch an diesem Tag dazu ein, ein Fest zu veranstalten.
Das machte die Parkplatzsuche für unseren Bus nicht leichter. Letztlich meisterte unser Busfahrer auch diese Hürde und wir konnten am gleichen Tag zu unserer letzten Übernachtung in Posen aufbrechen.
Posen ist im Krieg sehr zerstört worden und dennoch gibt es heutzutage viele große Altbauten zu sehen. Posen macht nicht den Eindruck einer vom Tourismus geprägten Stadt.
Ein Mix aus modernen Bauten und Historie scheint eine polnische Spezialität zu sein.
Leider bleibt keine Zeit für eine Besichtigung der Stadt. Die Anbindung über die Autobahn nach Berlin ist gut und wir nutzen sie. Über den Berliner Ring fahren wir nach Leipzig und durch Thüringen nach Hause zurück.

Mittwoch, 16. August 2017

Ein Eindruck

Wir stehen vor der Seebruecke in Sopot an einem Freitag Nachmittag.. Eine Gruppe junger Männer mit Bierdosen in den Händen ruft "Deutschland" und "Deutsche raus' sowie "Geht nach Hause." Keiner von unserer Reisegruppe scheint das gehört zu haben und auch ich zwinge
mich zur Ignoranz. Soviel deutsch kann man in Polen noch,  ansonsten zählt hier die englische Sprache.
Unsere Reiseleiterin in den Masuren erzählt uns ein paar Tage später, dass Reiseleiter gefragt wurden, warum sie Deutsche führen Auch kam es schon zu Angriffen auf Touristengruppen.
Wir selbst wurden im kleinen Ort Sensburg eher ignoriert. In den Cafes und Eisdielen hatten wir keine Cance, als Ausländer bedient zu werden.
Als Pole ist
man gern unter sich.
Eine Frau aus unserer Reisegruppe wurde, nachdem als Deutsche erkannt, von zwei jungen Polen gefragt, was sie vom Holocaust halte. Eine Frage, bei deren Beantwortung man in Polen so oder so nur verlieren kann.
Doch jede Medaille hat zwei Seiten. Die Sauberkeit und das Fehlen von Graffiti und sonstigen Schmierereien in den Städten beeindruckte. Die offiziellen Schilder sind bunt genug. Auch sah ich nur eine Frau mit Kopftuch. Polen ist ja bislang auch von islamistisch motivierten Gewalttaten verschont geblieben.

Montag, 22. Mai 2017

Ostsee


Fast zwei Wochen Ostsee sind bald vorbei. Kaum hat man hier die Tür aufgemacht, schon schließt man sie wieder hinter sich. Ich sah beim Aalangeln mit mein Hund zu, wie der zuvor gefangene Fisch nach drei Schlägen auf den Kopf sein Leben verlor und in einem Wassereimer landete. Immerhin erstickte er nicht wie die Fische, die auf hoher See mit dem Netz gefangen werden. Ich wunderte mich bei einem norddeutsch assimilierten Italiener darüber, dass ich die Zutaten meiner Pizza nicht frei wählen konnte.
Der Mann hatte es eilig und sagte das auch. Druck gibt es auch an der Kaesetheke im Supermarkt, auch hier drängt die Bedienung. Und dann die Preise: die Autofaehre zum Priwall
schlägt nicht nur für das Auto zu Buche, die Personen werden noch extra berechnet. Eine günstigere Hin - und Rückfahrt gibt es nicht. So fahren wir mit einem weinenden und einem lachenden Auge nach Hause. Schlüssel in den Rückgabekasten der Touristeninfo und weg.

Montag, 15. Mai 2017

Auf's Land

Den Steiluferweg bei Brodten Richtung Travemuende zu gehen, das ist ein eingeschränktes Vergnügen. Bei der Menge an E-Bikes, die recht schnell und lautlos an Einem vorbei rauschen, ist der Naturgenuss ohne Stress kaum möglich.
Unserer Industrie sei dank, nun werden auch normale Wege zu Rennstrecken.
Längst haben auch die deutschen Autohersteller diesen Markt erkannt.
Immerhin abends hat man die Promenade in Niendorf für sich. Gestern trafen wir eine Dame, die nach Niendorf übersiedelt ist. Sie sei die ganze Küste abgefahren. Niendorf sei am besten, nicht touristisch überlaufen, ursprünglich geblieben. Das deckt sich mit meinem Eindruck. Wenn man in die Stadt will, dann meint das in erster Linie Travemuende. Da kennen wir uns nun besser aus und wissen vor allem, wo man umsonst parkt. Mit den zwei kleinen Chihuahua-Mischlingen der Dame hatte unser Hund jedenfalls die erste angenehme Hundebegegnung.

Donnerstag, 11. Mai 2017

Verboten

Jedem Zauber liegt ein neuer Anfang inne. Hat der Urlaub erst einmal begonnen, ist er auch bald wieder zu Ende. In der Mitte stellst Du fest, Uraub hat seinen eigenen Alltag und es ist gar nicht so schlimm mit dem Ende. Immer wieder drängen sich Vergleiche mit dem Vorjahr auf. Doch wo ich letztes Jahr noch meinen Hund freie und teilweise naturbelassene Wiesen laufen lassen konnte, da befinden sich heute Großbaustellen. Das gilt für Niendorf genauso wie für Travemuende. Gebaut wird auch.in Timmendorf und Scharbeutz. Ausserdem sind die Strände mit Verbotsschildern gepflastert. Hunde dürfen im Sommerhalbjahr nur an den Hundestraenden an der Leine laufen. Niendorf hat nur einen einzigen ausgewiesen, es ist das schlechteste Strandstueck am Hafen.So bleibt einem nur, das Ganze zu ignorieren, was in der Vorsaison noch halbwegs ungefährlich ist.





















Dienstag, 9. Mai 2017

Klingelton

Ein Hundegesicht liegt an meinem Hals und ich habe Bauchschmerzen. Stunden später fahre ich durch die Morgensonne Ostwestfalens zur Autobahn, um dann im Nebel meiner Angst die letzten Mittelgebirge vor dem norddeutschen Tiefland talwärts zu durchqueren. Bei Hannover habe ich meine Barrieren durchbrochen. Ich liebe die zweispurige Betonpiste durch die Heide. So erreiche ich mein Ziel Bispingen. Wir kommen nach der Pause aber nur bis kurz hinter Hamburg weiter. Wegen eines Staus auf der Autobahn nach Lübeck verlassen wir diese an der Ausfahrt Stapelfeld. Was wegen einer Baustelle folgt, ist eine Fahrt über Land, die uns eine Annäherung an Lübeck von Sueden bringt. Über die Kronsforder Landstraße kommen wir in die Stadt, um dann festzustellen, dass die Fahrt nach Travemuende mautpflichtig ist. Hatten wir gedacht, früh in Niendorf zu sein, so war es dann doch schon Viertel nach Vier, bis wir an der Hermannshoehe einen viel zu teuren Kaffee bekamen. Denn
schleswig-holsteinische Orte kennen keine Cafes und wenn, dann darf da kein Hund rein.
Da unser Schlüssel fuer die FeWo anfangs nicht passte, dauerte es bis sechs Uhr, bis wir diese beziehen konnten. Sinnigerweise war die Servicenumer der Touristeninfo wg. eines Defektes der SIM-Karte nicht erreichbar.
Unsinnigerweise hätte ich mir als Entschädigung für meinen fehl geschlagenen Anruf einen Klingelton herunter laden dürfen.

















Mittwoch, 14. September 2016

Fahrt

Schwitzen am Morgen,
Laufen und Sorgen.
Was werde ich erfahren
nach all diesen Jahren?

Wieder vor Ort,
so schön ist es dort.
Am Abend ein Rot,
Belohnung für Not.



Freitag, 5. Juni 2015

90 oder die Rauchbucht im Snaeland

Tempo 90 ist in Island erlaubt und daran hält man sich im Alltag, auch wenn die Straße vom Flughafen Keflavik nach Reykjavik mehr her geben würde. Bei uns hätten da sicher wieder so mancher und manche Freude am fahren oder Termindruck. Die Landschaft lädt zur Entspannung ein,
35 km lang nichts außer Lavafelder mit grünem Moos darauf, bis man die kleine Stadt Hafnarfjörður erreicht, die wiederum an zwei weitere Kleinstädte am Rande der Hauptstadt Reykjavik angrenzt.
Obwohl der Tourismus nun mittlerweile der stärkste Erwerbszweig der Isländer ist und die Deutschen
unter den Touristen stark vertreten, bedeutet dies leider nicht, dass sich ein Service-Verhalten, möglicherweise gepaart deutschen Sprachkenntnissen, erwarten ließe. Was einerseits angenehm ist, die stille und ruhige Art der Isländer, das kann im Streitfall ein unüberwindliches Bollwerk werden.
Besser ist es, höflich zu bleiben und freundlich zu fragen. Dann gibt es auch fast immer eine eben solche Antwort. In einem bessern lokal in Reykjavik kommt der Kellner nach dem Betreten des Lokals und bittet die Gäste auch am Tage, ihre Mäntel und Jacken aufzuhängen. Es selbst rührt dabei keinen Finger und bleibt auch bei der Bedienung in einer stoischen Ruhe, die man anderswo als unhöflich empfinden würde. 
Die Isländerinnen lächeln da schon eher mal, ein bisschen verhalten, aber wirkungsvoll und elfengleich. Letzter Vergleich drängt sich ab und zu auf, obwohl sehr klischeehaft.
Reykjavik als Hauptstadt präsentiert sich als kleine repräsentative Großstadt (die Einwohnerzahl wird mit 120000 Einwohnern angegeben, der Großraum mit 190000) eines Landes, das zu weiten Teilen unbewohnbar ist. Schon beim Anflug passiert man den unübersehbaren größten Gletscher des Landes, den Vatnajökull. 
Während die erste Besiedlung Islands von der Südostküste Islands begann, ist heute der Südwesten
das Zentrum und am meisten bewohnte Teil der Insel. 
So ist denn der Nationalpark Thingvellir, die Gegend um den Walfjord und die Südküste um Vik in erste Linie ein Ziel für in der Hauptstadt Quartier beziehende Touristen.
Allen Fahrten ist gemein, dass man wenig Wald zu sehen bekommt. Holz wurde mit dem Beginn der Besiedlung für Schiffe, Häuser und als Brennholz gebraucht und so weist nur mehr eine Fläche von 1% Islands einen Waldbestand auf. Später musste es importiert werden. Überwiegend sind dies Tannen, die wieder aufgeforstet und wurden und die als angelegte Schonungen recht auffällig als grüne Flecken stehen. Als usprüngliche Bäume sind lediglich Birken erhalten geblieben, die aber sehr oft nur die Größe von großen Sträuchern erreichen.
Der Mai 2015 erwies sich als einer der kältesten Maimonate der letzten Jahrzehnte. So knospten die Bäume zwar, aber bis sie ausschlagen, braucht es Zeit. Auch im Mai ist es dabei fast ununterbrochen hell. Selbst in der Zeit, in der die Sonne eigentlich untergegangen sein sollte, wird es nicht richtig dunkel (Ende Mai ca. vier knappe Stunden). Die Temperaturen stiegen kaum über 10 Grad, lagen meist deutlich darunter. So verwundert es nicht, dass der Esja (Hausberg Reykjaviks) schneebedeckt ist und man auch vom Perlan aus rings herum nur mit Schnee bedeckte Berge sieht. Perlan ist der Warmwasserspeicher der Hauptstadt und besitzt eine Aussichtsplattform, auf der wiederum eine Glaskuppel thront, die einem drehbaren Restaurant Raum gibt.
Island präsentiert sich überwiegend als gelb-bräunliches Weideland mit zarten grünen Einsprengseln, die oft genug Golfplätze sind und noch mehr als von Lava bedecktes Land im Kontrast schwarz zu grünem Moos. Die Südküste hat keine Häfen, da die Lavamassen die Küstenlinie immer wieder verändert haben. Island ist auch das Land des Wassers, zahlreiche Wasserfälle stürzen in die Tiefe.
Einer davon ist beispielsweise der Gullfoss.


Gletscherflüsse und Fjorde durchziehen das Land,
Gletscherwasser mischt sich mit warmen Quellen. Selbst in Reykjavik gibt es einen Fluss, in dem Lachse schwimmen (Elliðaár). Vor der Küste werden Wale beobachtet, die von den Isländern allerdings auch gefangen werden. Das Land hat zwei Aluminiumfabriken, eine in Hafnarfjörður und
eine ausgerechnet am idyllischen Walfjord. Hier wird aus dem Rohstoff Bauxit Aluminium, dass zu weiteren Verarbeitung dann auch nach Deutschland exportiert wird. Die Isländer arbeiten allgemein viel, die 50-Stunden-Woche ist durchaus normal. Sie selbst
müssen auch die hohen Preise bezahlen, was durchaus für Aufregung sorgt (siehe auch
blog.snaefell.de/). Die Arbeitsweise ist allerdings eine andere als in Deutschland gewohnt. Man kann im Hotel durchaus hoch konzentriert arbeitende Menschen sehen. Sie schaffen es bei aller Nachdenklichkeit aber nicht immer, im Speisesaal das Geschirr abzuräumen oder in einer Hotelbar stets den gleichen Service zu bieten. Auch Reiseleiter sprechen nicht immer ein perfektes deutsch. isländisch soll an sich für uns Deutsche leicht erlernbar sein. Ich selbst habe da so meine Zweifel.


Immerhin, die Isländer lieben Kunst. Ich habe mich bei einer Ausstellung im Rathaus von Reykjavik namentlich in eine Liste eingetragen, ohne zu wissen,warum. Aber ich weiß ich ebenso wenig, wieso die Köpfe im Stadtpark keine Gesichter haben. Es gäbe noch mehr zu erzählen, von Cafés in gemütlichen Buchhandlungen oder in alten Holzhäusern. Oder auch von einem Museum, das ich auch nicht besuchte. Also selbst noch mal hin fahren, besser fliegen.. 


Allein schon wegen dem Lakritzeis und der Lakritzschokolade..,


   

Mittwoch, 27. Mai 2015

Iceland

Iceland, it's the name of a land named by a viking who saw ice swimming in a fjorduer.
Mit Englisch kommt man hier gut durch.
Der Isländer ist nicht unfreundlich, aber auch nicht der Schnellste. Das Abräumen des Geschirrs in unserem Hotel kann dauern. Sauberkeit in den Zimmern ist gegeben. Verschmutzungen an Wänden und auf Stühlen ist aber kein Grund für deren Entfernung.
Ohnehin kämpft der Isländer mit ganz anderen Dingen. Vulkanausbrüche oder Erdbeben lassen Verabredungen, die weit in der Zukunft liegen, für nicht als geraten erscheinen. So ist eine gewisse Gelassenheit ein Kennzeichen der Isländer. Sie sind durchaus "open minded', aber was die Freundlichkeit gegenüber Touristen angeht, ist auch in Island das Geschäftsinteresse entscheidend.

Mittwoch, 11. März 2015

Andratx

Nun sind wir wieder ganz in der Nähe des Ortes, wo wir unseren ersten Mallorca-Urlaub verbrachten. Damals
Paguera, nun Peguera genannt, wo wir im Hotel Cormoran erst Mal die erste Nacht im Personalzimmer schlafen mussten.
Andratx, damals Andraitx genannt, ist da mit seinem Puerto der wesentlich angenehmere Ort. Auch wenn es in diesem Tal zwischen dem Hafen und dem Ort in den Bergen ständig was zu verbrennen gibt und das Klappern der Baumaschinen von morgens bis abends über die Bucht schallt.
5 km ist der Weg lang, der als Panoramaweg ausgeschildert ist, vom Hafen bis zum Ort. Eigentlich ist es allerdings eine kleine Strasse, die die Anlieger zu ihren Anwesen bringt: Gärten und Wiesen mit blühenden Mandelbäumen, Zitronen- und Apfelsinenbäumen. Ziegen und Hühner laufen da manchmal herum. Spanische Hunde bewachen einzelne Häuser und werden nicht immer ihrem Ruf gerecht, friedlich zu sein.
Ein kleiner Rastplatz fast an der Strasse nach Andratx ist die einzige Stelle, an der Bänke zur Rast aufgestellt sind.
Dreieinhalb Tage war das die Achse, auf der wir uns bewegt haben. Mit dem Bus fuhren wir einen halben Tag nach Sankt Elm und einen Tag nach Palma.



Dienstag, 2. Dezember 2014

Verwunschenes Berlin - des Kaisers Reste

Moabit - Ferienwohnung
Ich stolpere fast die Treppe hinein in den Flur der angemieteten Ferienwohnung. Der Hinweis "Vorsicht Stufe" ist mittig auf der Tür angebracht und ich habe ihn übersehen. Der Verwalter der Wohnung wird mir später mitteilen, ich solle mich doch in Berlin amüsieren, statt nach Mängeln zu suchen.
Doch leider lässt sich wenig übersehen. Es wird gleich klar, dass es sich bei der Wohnung nicht um die eigentlich gebuchte Wohnung handelt. Wir sind im Erdgeschoss gelandet, mit direktem Blick auf die Mülltonnen in einem Hinterhof, der so typisch für Berlin erscheint. Nun ja, wir werden die zerfletterten Jalousien sowieso nicht hoch ziehen.
Die Wohnung ist nur oberflächlich auf Stand gebracht. So finden wir angebrochene Lebensmittel in der Küche. Wasser vom Vorgänger in einem gammeligen Wasserkocher. Unsauberkeit in Küche und Bad, eine Geschirrspülmaschine gibt es nicht, dafür einen alten Gasherd und eine Therme, die angeblich in der Wohnung über uns kaputt ist. Dies, so der Verwalter, sei der Grund, warum wir die eigentlich gesuchte Wohnung nicht beziehen konnten. Wir würden uns sicher nicht über das auslaufende Wasser freuen, so der Verwalter. Am Abend hören wir in der Wohnung über uns allerdings Geräusche und wir sehen Licht, nicht nur am ersten Abend, sondern während der ganzen Zeit unseres Aufenthalts. Irgendwann soll dort um Punkt 12 auch jemand hoch leben. Verkehr im Treppenhaus.
Wir dagegen werden tief leben. Packen nichts aus. Als ich die Bettdecke aufschlage, entdecke ich Krümel.
Es ist mir egal. Es ist Berlin und da meckert man nicht ungestraft.
Unseren Röhrenfernseher werden wir kaum nutzen. Ab 11 Uhr abends, so die zufällig anwesende Vermieterin, werde die Heizung abgestellt. Meine Angst, mir an der nicht normgerechten Badezimmertür den Kopf zu stoßen, mündet in einer überbordenden Vorsicht, die immerhin dazu führt, dass ich diesen Kontakt vermeiden kann. Überflüssig zu erwähnen, dass eine sinnvolle Wäsche wegen des zu kleinen Waschbeckens nur unter der Dusche statt finden kann.
Mein Berliner Herz ist gestorben bei minus 5 Grad und eisigem Ostwind. Mein Lieblingsschriftsteller hat sich ja schon vor über einem Jahr, todkrank, erschossen.
Dazu passt der Abend in einem Lokal, das ostpreußische und andere Spezialitäten anbietet.
West-Berlin, das scheint so etwas zu sein, wie ein Ort der Erinnerung an vergangene Zeiten.
Lichtblicke sind hier die Freundlichkeiten der türkischen Cafes, die es in unserer Umgebung gibt. So etwas erwartet man eigentlich in Berlin nicht. Moabit ist aber anders. Ein einfacher Arbeiterbezirk, in dem wir leider zu spät entdecken, dass es hier einige gute Lokale gibt. Keine restaurierten Prachtbauten, aber einheitlich graue Mietsubstanz. Es strahlt aber mehr Wärme aus als der Weihnachtsmarkt vor der Gedächtniskirche. Das Geschiebe auf dem Kudamm so wie in Frankfurt auf der Zeil. Austauschbar, alles vielleicht noch ein bisschen größer. Glanz der Marke, das Café Kranzler, wozu? Warum sollte man da hin?
Ich komme dieses Mal nicht weit. Tegel, Spaziergang am See, eine Pizzeria in der Markthalle. Super freundliche Bedienung, die es versteht, einer an Demenz leidenden Seniorin nicht zu nahe zu treten.
Die Dame wollte zahlen, bevor sie gegessen hatte. Mit Mühe überredete unsere Bedienung sie, auf das Essen zu warten. Sie, jedoch empört, nimmt nur einige kleine Bissen, fühlt sich übers Ohr gehauen wg. des Preises und schiebt mit ihrem Rollator ab. Es ist nicht der einzige, bei unserem Tisch parken weitere.
Vergessen in Berlin.
Ich werde noch Salzlakritz kaufen an diesem Tag und ein Gummibärherz mit Lebkuchengeschmack zur Verkostung erhalten. Die Bedienung lobt hier meine Kaufentscheidung.
Am nächsten Tag Charlottenburg, Park und Schloß, als wir etwas kaufen, erkennt eine Dame, dass ich nicht zum Zug komme. Berlin hält immer wieder Erkenntnisse parat, ungefragt.
Ein Abstecher noch nach dem Osten, Hackescher Markt, Leute wollen uns in Lokale locken. S-Bahn nach Strausberg. Voll, ein Farbiger bietet mir seinen Platz an der Haltestange an.
Weiter als zum Hackeschen Markt wollten wir aber nicht.
Mit dem Bus fahren wir morgens durch das nun schon tagelang grau verhangene Berlin zum ehemaligen Lehrter Bahnhof, pirschen uns durch den Hintereingang rein.
Gehen noch durch den Glaspalast und schauen vorn auf den Reichstag und das Kanzleramt.
Wäre besser gewesen, alles wäre in Bonn geblieben, geht durch unsere Köpfe. Die Hässlichkeit des Bundeskanzleramts ist bedrückend. Wahrscheinlich wird das eines Tage wg. Baumängeln abgerissen.
Unser Zug zurück scheint aus DDR-Zeiten zu stammen. Ein IC mit uralten, schon lange nicht mehr gesehenen Waggons. Es kommt die Durchsage, dass neben der ersten Klasse auch das Bordrestaurant fehlt und das auch keine mobile Verpflegung angeboten wird.
Längst fährt der Zug nach Spandau, als wir die Schaffnerin ansprechen. Es sind "des Kaisers Reste", klärt sie uns auf. Wir trinken türkisches Wasser.





    

Mittwoch, 15. Oktober 2014

Impuls auf Sylt

Im neuesten "Sylt-Impuls", einer Zeitschrift, die kostenlos in Sylter Geschäften ausliegt, steht zu lesen: "Also halten wir es mit der Bibel, in der wir aufgefordert werden, unsere Talente zu entwickeln und zu nutzen und sie nach heutigem Sprachgebrauch marktwirtschaftlich, also freiheitlich einzusetzen. Das ist die einzige Methode, von den Reichen Geld zu bekommen und selber reich zu werden."
Starker Tobak, denn ob die Verfasser der Bibel die Sylter Geschäftsgebaren im Sinne hatten, bleibt ebenso zu bezweifeln wie die These, dass marktwirtschaftlich freiheitlich bedeutet.
Zudem offenbart sich hinter diesen gewählten Formulierungen ein Geist, der aus einer sehr alten Flasche zu kommen scheint. Die Seeräuber sind wieder da und nun wollen sie die Beute hochpreisig aufbringen.
Nicht das sie je weg waren, die "schönen" großen Appartementhäuser in Westerland künden davon, aber sie wollen nun mit guter Qualität entern.
Als ob ein Mensch nur aus marktwirtschaftlichen die Insel besucht. Es sind doch Geschichten, die man dort erlebt hat, die einen immer wieder kommen lassen oder auch irgendwann nicht mehr.

Sonntag, 5. Oktober 2014

Goodbuy Sylt

Sylt will hochpreisig werden,
ist es schon längst und zum Event verkommen.
Es wird weniger und kostet mehr.
So einfach ist das.
Vergesst die "Brot und Butter - Touristen" sowie ihr
Eure Einheimischen vergessen habt
und Sylt geht unter, bevor es weg ist.
Sylt ist immer noch schön,
aber verkauft.
Es steht leer.
Moin, moin und good Buy!

Mittwoch, 10. September 2014

10.9. - Mein estnischer Traum

In Tallinn hielten wir uns unfreiwillig vom 9.9.-14.9.2013 auf. Die Erinnerung verändert doch manche Eindrücke und macht vieles ungenau, manches allerdings weiß man erst später besser einzuschätzen.
Dort schrieb ich:

" Der estnische Traum "

Auf dem Hinflug nach Tallinn, eine Woche ist das her, sitzt wieder mal einer von den Menschen, die meinen, dass sie größer werden, wenn sie ihre Arme seitlich weiter ausbreiten. Nun, beim Rückflug werde ich nicht das Vergnügen seiner Gesellschaft haben.

Unsere Gruppenreise zum Tallinn Express Hotel ist schon zu Ende. nur nicht für uns. Dabei war die Zeit sehr schön, kein Tröpfchen Regen. Ein Trip in die Altstadt von Tallinn am ersten Tag. Führung durch eine Reiseleiterin von "Estonian Travel". Am nächsten Tag steht ein Ausflug in die östlich von Tallinn gelegenen Landesteile an. Die Fahrt Richtung Narva führt uns zu einem Urwald, von dem aus wir eine Hochmoorwanderung machen. auf einem mehr oder weniger schmalen Steg geht es darüber. Manch Einem fehlt die Ausdauer und vielleicht auch die Trittsicherheit. Unsere Reiseleiterin weist unermüdlich auf die Vegeation hin, besonders die Mossbeeren oder estnisch "Moltabeeren" haben es ihr angetan. Dann führt die Tour zu einer sehr schönen Selbstbedienungsrast mit typisch estnischen Speisen. Danach sind wir alle gestärkt für den Laheema-Nationalpark. Hier wird die Geschichte der Deutschbalten anhand des Gutshauses Palmse lebendig.
Später muss unbedingt noch eine Ordensburg in Rakvere besucht werden. Man hätte es sich sparen können. Aber Ritterspiele sind auch in Tallinn's Altstadt sehr beliebt. Da gibt ein altes Hanselokal ebenso wie die typisch estnische Küche verkostende "Esthni Koek".
Was aber sagt das alles über die Esten aus? Garnichts.
Ich jedenfalls werde jetzt in Tallinn 58 Jahre alt. Und es macht mir noch nicht einmal etwas aus. Meine Frau liegt jetzt im Ida-Tallinna Keskhaigla-Krankenhaus, nachdem sie sich am letzten Tag der Reise morgens beim Frühstück im Hotel durch einen Sturz die Hüfte gebrochen hat.
So sehr wir auch, nachdem das feststeht, um einen Krankentransport zum Flughafen betteln, um den gebuchten Rückflug doch noch zu erreichen, eine Ärztin stellt fest: so geht das hier nicht.
Da nutzt meine Aufgeregtheit nichts, sie sagt nur, ich solle herunter kommen. Dann werden wir in einen Raum abgeschoben, wo meine Frau auf einer harten Unterlage liegt, ohne das es jemanden zu kümmern scheint. Wir wollen diese OP nicht, doch nicht in Estland. Aber hier ist die Notaufnahme. Alltag, wartende Menschen, verschlossene Türen zum Arztbereich und zum Aufnahmebereich, wo meine Frau liegt. Laufe ich hinaus, komme ich vielleicht noch mit dem Personal wieder hinein.
Der ADAC, mit dem ich Kontakt aufnehme, rät durch einen Arzt zur OP, der Standard sei so gut wie in Deutschland.
Ich soll Medikamente in einer Apotheke holen, sagt mir ein Arzt. Ein Anti-Thrombose-Medikament. Später stellt sich heraus, es ist Aspirin, was mir verkauft wurde. Das war falsch, sie hatte aber bereits eine Tablette genommen. Nicht gut, wenn eine OP bevor steht. Sie bekommt Angst. Ich werde noch einmal geschickt. Kaufe schließlich für über 30 € das aufgeschriebene Medikament, sie wird es nie brauchen.
Meiner Frau wird Blut abgenommen, der Einstich blutet, es läuft auf ihre neue Handtasche, die sie immer noch um den Hals hat. Ich nehme ihr die Tasche ab.
Besorge Wasser. Die Dame von der Registratur bietet uns einen Transport nach Deutschland an, 2300 € soll er kosten, 25 Stunden mit dem PKW. Ich winke ab, telefoniere mit der Reiseleiterin, veranlasse, dass unser Gepäck erst gepackt und schließlich zu uns gebracht wird. Sie erzählt mir was, von einer "Sit-to-Fly"-Bescheinigung, die ich vom Krankenhaus einfordern soll. Verstehe nur Bahnhof und fordere trotzdem, es interessiert Keinen. Die Menge in der Notaufnahme wird nicht kleiner, sie schaut mich, den hin- und herlaufenden Mann merkwürdig an. Meine Frau muss ihre Geschäfte auf dem Topf verrichten, ich helfe, sie hat Schmerzen.
Irgendwann gebe ich auf, warte nur noch, bis die Reiseleiterin endlich mit dem Gepäck vom Flughafen zurück kommt. Sie will mir ihre Taxiquittung geben, lässt es aber sein, nachdem ich das Essen für sie mit bezahle, was wir draußen vor dem Krankenhaus an einer Döner- und Hamburgerbude kaufen. Obwohl wir wirklich Hunger haben, es schmeckt  uns nicht wirklich. Dann geht aber alles recht schnell, wir verlassen endlich den Aufnahmebereich und sie bekommt nach ihren Rückenschmerzen endlich ein Krankenbett.
Wir landen in einer Privatstation, ein Zimmer mit drei Betten, abgeteilt durch Vorhänge, rötliches Licht, gemütlich. Es gibt sogar Gebäck und Tee, ich darf die Nacht bei ihr bleiben und kann das Heulen nicht unterdrücken, mehrmals.
Die Reiseleiterin ist unser letzter Halt, erzählt uns von ihren eigenen schweren überstandenen Krankheiten. Leider will sie uns zu besseren Menschen machen, das stört uns ein bisschen. Als sie schließlich Feierabend macht, holt uns der Alltag ein.
Ich assistiere meiner Frau bei Ihren Wünschen, hauptsächlich nach besserer Lagerung, in der Nacht. In Unterhosen schrecke ich ungefähr jede Stunde auf. Manchmal muss die Schwester kommen. Eine bärtige junge Schwester lächelt mir zu.
Draußen sind auch nachts die abfliegenden Flugzeuge vom Flughafen Tallinn zu hören. Ich schließe das Fenster.
Am nächsten Morgen stellt es sich nach der Chefarztvisite (endlich ein netter in sogar deutsch sprechender Arzt) heraus, dass die Intensivstation angesagt ist.
Ihr Bett wieder hinter einem Vorhang, ich mit Gepäck davor. Helles Zimmer mit Sonne und den ganzen Tag Warten auf die OP.
Hier geht nun nichts mehr mit Pampers, Katheder ist angesagt, Blutdruck wird regelmäßig gemessen und wieder eine Salzlösung intravenös gegeben. Kein Essen mehr, kein Trinken. Als sie endlich abends um halb sechs zum OP-Saal geschoben wird, nehme ich ein "cheap Taxi", so wie es mir von der Reiseleiterin empfohlen wurde und zähle 7 € für die relativ kurze Fahrt zum Hotel.
Bezeichnenderweise nennt sich die Firma "Amigo". 4 € wären vielleicht angemessen gewesen. Angesichts des kahl geschorenen Fahrers vermeide ich Kommentare und Verhandlungen, tue noch so, als würde ich jetzt regelmäßig für diese Strecke ein Taxi brauchen und habe längst beschlossen, keines mehr zu nutzen.
Auch für das Hotel "Reval Park Casino" zahle ich angeblich eine "special rate", die mir unsere Reiseleiterin gebucht hat. Es ist wesentlich besser als das für unsere Rundreise gebuchte Hotel. Aber was habe ich davon: Blick über die Skyline von Tallinn, gegenüber ein Hochhaus, das gerade entkernt wird.
Nach einem abendlichen Imbiss in der Hotelbar rufe ich im Krankenhaus an, will wissen, ob die Operation gelungen ist, aber mich versteht niemand. Meine Frau ist anscheinend nicht existent. Bin zu müde, um mich aufzuregen und lege auf. Morgen werde ich ja weiter sehen.

Donnerstag, 27. Februar 2014

Ringgeist - Politisches Kabarett – Die Stunde der Experten

Nicht gut drauf war ich damals in Berlin. Die Zeit war für eine Rückkehr noch nicht reif. Vom 2.12.2008 stammt meine damalige Beschwerde

Das Kabarett dient der Volksbelustigung, man mag dort stellvertretend seine Wunden lecken oder aber sich selbstquälerisch geißeln lassen. Sofern es die Nebenwirkung hat, die Gesundheit zu stärken, ist es gut. Auf jeden Fall bringt es Geld in die Kasse.
Wie in vielen Arztpraxen wissen die Künstler sicher nicht, welches Personal im Vorzimmer ihre Kunden abfertigt. Sonst würden sich die Kabarettisten sich sicher mal Gedanken machen über folgende Anekdote.

Anlässlich eines Berlin-Besuches bestellte ich drei Karten für eine Vorstellung, für die angeblich nur noch 15 Karten zu haben sind. Ich lasse mir die Reservierungsnummer geben und bin guten Mutes, meine Karten bis 19 Uhr an der Kasse abholen zu können. Gesagt, getan, so dachte ich. Die Berliner Distel liegt an der Friedrichstraße neben einer Baustelle, das Haus ist schmal und für Ortsunkundige leicht zu übersehen, zumal daneben der Admiralspalast thront. Kurz und gut, obwohl gegenüber der Station Friedrichstraße gelegen, verlaufen wir uns und auch Einheimische wissen nicht immer den genauen Weg. So kommt es, dass wir erst nach 19 Uhr im Admiralspalast eintreffen, wo es die Karten auch für die Distel gibt.

Als ich meine Reservierungsnummer aufsage, will der Mann an der Kasse meinen Namen wissen. Dann habe ich blitzschnell drei Karten für je 15,- Euro an der Backe. Noch beunruhigt mich das nicht, denn am Telefon sagte man mir ja, von allen Plätzen aus bestehe gute Sicht.

In der Distel soll es nun laut Beschreibung ein Büfett geben, wo man kleine Snacks genießen kann. Der Einlass ist jedoch erst 45 Minuten vor Beginn der Aufführung.
Als wir schließlich hinein dürfen, gibt es in der Bar keine Spur von einem Büfett.
Die Berliner Aids-Hilfe fordert uns einen Obolus ab, den man auch als Voreintritt werten könnte. Die Dame am Einlass bittet uns, es sich auf den Plätzen gemütlich zu machen.
Wir sind jedoch schnell ernüchtert, wir haben die Plätze 1 – 3 im rechten Rang bekommen und das sind die schlechtesten Plätze im ganzen Theater. Platz 1 liegt verdeckt hinter der Beleuchtung, hier kann man allenfalls was hören, aber nichts sehen, es sei denn, man steht.
Platz 2 hat eine Zweidrittelsicht auf die Bühne und auch Platz 3 bietet nur dann die volle Sicht, wenn man sich vor beugt. Zudem sitzt man recht eng mit dem Rücken zur Wand.
Wir beschließen schnell, dass so etwas sein Geld nicht wert ist. „Kennen Sie denn das Theater nicht?“ fragt die Dame am Einlass erstaunt. Nein, woher, aber nun wissen wir, dass wir die schlechtesten Plätze aufgrund unserer Unkenntnis nehmen sollen.
Ich will die Karten zurück geben, das wird vom Mann an der Kasse lapidar abgelehnt. Die Vorstellung sei allerdings ausverkauft, ich solle die Karten doch so verkaufen. Ich zweifle, ob mir das am Eingang des Admiralspalastes gelingen möge. Meine Begleitung reklamiert hartnäckig und argumentiert völlig emotional. Skandal und Unverschämtheit sind die gelindesten Ausdrücke, die ich höre. Hinter den beiden Damen bildet sich allmählich eine Schlange von Kartenabholern, obwohl es bereits weit nach 19 Uhr ist. Einer der Berliner Herrschaften mosert dann auch relativ schnell los, man soll doch den Platz freigeben, schließlich wolle man doch seine Karten abholen. Der Mann an der Kasse reagiert immer noch nicht. Jemand Verantwortliches wird verlangt, nun soll dies ein Mann an der Bar sein. Ich führe ein kurzes Zwiegespräch mit meiner Frau. Steht auf den Karten, dass die Rücknahme ausgeschlossen ist?
Nein, das steht da nicht. Wir weisen darauf hin, nachdem wir den Herrschaften Platz gemacht haben, um sich ihre Karten geben zu lassen. Ein zweiter Mann taucht auf und bevor sich alles zum Skandal entwickelt, geht es plötzlich ganz schnell. Wir geben die Karten zurück und bekommen unser Geld. Der Abend kann beginnen. Welcher Experte war hier am Werk?

Samstag, 28. September 2013

Tallinn - nicht nur ein Reisebericht



Unser Kurzurlaub in Tallinn endete anders als gedacht.  Nach vier Tagen und bei schönem Wetter stürzte meine Frau und brach sich die Hüfte.
Nun lernte ich das Land anders als gedacht kennen. Zwar war unsere Reiseleiterin schon beim Stadtrundgang am ersten Tag darauf bedacht, uns das schwere Schicksal der Esten beizubringen, aber die Realität ist unmittelbarer.
Die Esten sind ein sehr zurückhaltendes, freundliches Volk. Sie sind aber auch unglaublich stur. Sie ertragen alles mir unglaublicher Ruhe quasi als gottgegeben. Beschwerden finden sie mehr oder wenig lächerlich.

Alles in allem ist mir das alles sehr sympathisch, da es meinem eigenen Charakter sehr nahe kommt. Sicher hätte unsere Reiseleiterin einen Zusammenhang zwischen dem, was uns passierte und meiner Beziehung dem Land gegenüber, gesehen. Sie sah auch den Sturz meiner Frau als einen Wink des Schicksals an. Etwas im Leben muss sich ändern.

Dieses flache Land mit den großen Kiefernwäldern und den idyllischen Stränden an der Ostsee hatte es mir so angetan wie die Altstadt von Tallinn, in der man meinte, die Hektik des modernen Alltags hinter dicken Mauern vergessen zu können. Die Oberstadt war einst Sitz vieler Deutschbalten, die zudem noch Güter und Sommerresidenzen auf dem Land besaßen.
Auf den Einfluss der Deutsch-Balten kam unsere Reiseleiterin immer wieder zu sprechen.
Den kann man vor allem in der estnischen Küche gut erkennen. Im modernen Tallinn dagegen ist der russische und sowjetische Einfluss kaum zu übersehen. Eines der ersten Projekte nach dem so bedeutsamen Beitritt Estlands zur EU war denn auch der Bau der Autobahn von Tallinn nach St. Petersburg.
Die deutsche Sprache ist nach Estnisch, Russisch und Englisch allenfalls viertrangig. Dies wurde von einem Nachkommen eines Deutsch-Balten in unserer Reisegruppe denn auch bemängelt. Man habe das Land doch aufgebaut. Vergessen hat er dabei wohl die den Esten zugedachte, untergeordnete, Rolle.
Während die Esten mehrfach von Russen und Deutschen beherrscht wurden, verloren die Deutsch-Balten auch unter russischer Herrschaft nie ihren gesellschaftlichen Einfluss. Schluss machte damit erst der Hitler-Stalinpakt von 1939, der die Deutsch-Balten heim ins bald nicht mehr existierende Reich führen sollte.
Tallinn ist der Spiegel der estnischen Geschichte. Kathedralenartige Häuser mit Sowjetstern auf dem Dach finden sich ebenso wie kleine orthodoxe Holzkirchen, alte aus Kalksandstein gebaute Häuser haben einen modernen Aufsatz aus Glas und Stahl erhalten. Das moderne Tallinn leistet sich durchaus eine nennenswerte Skyline.

Den Blick auf diese Skyline hatte ich nun. Vier Tage lang konnte ich die Fassaden in unterschiedlichen Farben bewundern, je nachdem ob es Morgen oder Abend war. Denn dazwischen war ich im Ida-Tallina-Krankenhaus und sah die Fortschritte, die meine Frau bei ihrer Genesung machte, ohne das sie diese selbst wahr nahm.
Unsere Reiseleiterin hatte darauf hingewiesen, wie wenig die Esten durchschnittlich verdienen und das Pflegepersonal in Krankenhäusern zählt nicht zu den Beschäftigten, die an der Spitze der Gehaltsliste stehen.
Dennoch wir wurden nie unfreundlich angesprochen, so wie es in deutschen Krankenhäusern schon mal passiert. Höchstens wurde mal wortlos eine Handreichung gemacht.  Aber bei dem vielen Personal war das die Ausnahme. Allein in der Intensivabteilung, wo die Patienten vor der OP liegen, gab es 3-4 dauerhaft anwesende Schwestern. Drückt ein Patient den Schwesternknopf, geht ein Alarm los, der kaum zu überhören ist. Und so kommt wirklich relativ schnell eine Schwester.
Die OP meiner Frau war ungeplant, was zur Folge hatte, dass sie erst gegen Abend dran kam. Der Chefarzt, ein jüngerer sympathischer und vor allem englisch sprechender Mann, hatte uns am Morgen den Operateur, einen russischen Arzt, vorgestellt.
Nach anderthalb Stunden mit örtlicher Betäubung der Beine bis zur Hüfte war die OP vorbei und wie uns später auch in Deutschland bestätigt werden sollte, perfekt gemacht.
Wir hatten schon gehört, dass selbst die Finnen gern für Operationen nach Estland fahren. Dabei warten die Esten selbst manchmal zwei Jahre auf ihre OP.
Meine Wege zum Krankenhaus hin und zurück konnte ich, abgesehen vom Rauschen des Verkehrs auf den breiten Straßen, genießen.  Erfreulich wenige Radfahrer nutzen die vorhandenen breiten Radwege und niemand hetzt und läuft einem entweder vor den Füßen herum oder steht einem auf den Hacken. Man geht normalen Schrittes, man belästigt sich nicht.
An verschiedenen Parks, die sich immer wieder als große und wohltuende Verkehrsinseln auftun, stehen Schilder, die auf die Gefahr von Taschenräubern hinweisen. Bedrohlich fand ich die Situationen nie, in denen ich mich mit Einheimischen oder anderen Touristen befand.
So war ich fast überrascht, als mir in der Hotelrezeption ein junger und größerer Mann als ich, freundlich auf die Schulter klopfte. Wir haben kein Wort miteinander geredet, weder davor noch danach. Er war mit zwei anderen jungen Russen Gast im Hotel wie ich.
Die Esten sind keineswegs überschwänglich, bei der Begrüßung ein Kuss, das ist sicher nicht üblich, vielleicht zwischen sehr sehr guten Freunden und/oder Freundinnen. Gesehen habe ich das öffentlich nicht.
Eines Abends, es war einer der Abende, wo wir schon wussten, dass wir wohl bald nach Deutschland zurück fliegen können und nach unserem immer etwas schwierigen Abschieden im Krankenhaus, steht ein großer Regenbogen am Himmel vermeintlich über einer der russischen Holzkirchen.


Ein junges Mädchen steigt vom Rad, um eine aus einer Parkhauseinfahrt kommende Autofahrerin in ihrem PKW darauf hinzuweisen. Sie halten einen Moment inne, lachen und setzen dann jeweils nacheinander ihren jeweiligen Weg fort.
Einmal verlaufe ich mich im Regen, doch mit der Hilfe vieler Passanten, komme ich problemlos zum Hotel zurück. Eine Frau entschuldigt sich für ihr schlechtes Englisch, weil sie das englische Wort für "Ampel" nicht kennt. Nach einigem Überlegen komme ich schließlich drauf uns sie nimmt es dankbar auf, begleitet mich ein Stück, bis ich meinen Abzweig gefunden habe. Den Regen vergaß ich ganz.
Nach meinem missglückten Ausflug, esse ich eigentlich jeden Abend im Hotel. Auch weil mich dort bei jedem Service, egal ob Getränk oder Essen eine blonde Kellnerin mit Zahnspange freundlich anlächelt. Ein Highlight jedes Tages, bevor ich in mein schwarzrotes Kabinett gehen muss.
Souvenirs zu kaufen, dazu kam ich einfach nicht. Der große Supermarkt, den ich täglich passierte, hatte so etwas nicht. So bleibt meiner Frau wohl nur die flexible Schraube in der Hüfte, auf die sie gern verzichtet hätte. Immerhin hatte ich noch die kleinen Süßigkeiten, die uns eine der Damen an der Registratur der Notaufnahme gegeben hatte. Fast jeden Tag der Woche nach unserer Rückkehr bis zum Tag dieses Berichts verspeiste ich das, was eigentlich als Notration im Krankenhaus vorgesehen war. Denn ebenso wenig wie es Telefon oder Fernseher in den Zimmern gibt, gibt es eine regelmäßige Verpflegungsmöglichkeit  für Besucher.
Dafür gab es einen sehr individuellen Empfang auf der Privatstation, wo ich die erste Nacht mit meiner Frau zusammen verbringen konnte. Gebäck und Tee wurde von den Schwestern organisiert und gebracht. Des Nachts schlief ich nur in Etappen, angepasst an den Schlafrhythmus meiner Frau, die kaum ein Auge zu tun konnte und öfter nach mir rief. Da sich mein Schlafanzug im völlig unorganisiert gepackten Koffer befand, schlief ich in der Unterwäsche, musste ab ab und zu raus. Die Toilette war draußen auf der Etage und bei meiner Frau war öfter das Bett zu richten. Ab und zu mussten die Nachtschwestern gerufen werden. Eine leicht bärtige wird mir in Erinnerung bleiben, sie lächelte mir ab und zu aufmunternd zu.
Es ist schon erstaunlich, welche Arbeit im Krankenhaus geleistet wird. Da schämt man sich fast für die eigenen Nörgeleien.
Tage später liefen in Deutschland die Planungen für unseren Rücktransport an. Fast wehmütig war ich am Morgen ein letztes Mal meinen täglichen Gang vom Hotel zum Krankenhaus gegangen, immer an der großen Straße entlang vorbei an einem dunklen Eckhaus mit verschiedenen Läden drin und um die Ecke an einem Hamburgerladen vorbei, in dem eine russisch sprechende alte Frau mit süßem Senf beschmierte Hamburger und Kebabrollen feil bot. Davon hatten wir ja am ersten Abend gekostet, nachdem der Tag in der Notaufnahme ohne große Nahrungsaufnahme geblieben war.
Dann überquerte ich den Innenhof an einem Springbrunnen vorbei und betrat zum letzen Mal das Gebäude, in dem sich die Orthopädie befand. Zum ersten Mal war ich nun als Besucher identifizierbar, den ich hatte unser Gepäck dabei. Eine resolute Dame wollte mir den Zugang verwehren unter Hinweis auf die erst um 12 Uhr beginnende Besuchszeit. Tagelang hatte ich keine Probleme damit gehabt. Ich konnte sie ab zum Glück mit dem Hinweis, dass meine Frau heute zum Flughafen müsse, überzeugen. Sie ließ schließlich von mir ab.
So wäre ich fast nicht ins Krankenhaus hinein gekommen an unserem letzten Tag. Man hatte uns eine falsche Abholzeit genannt seitens des ADAC und das erhöhte noch einmal die Spannung. Im Krankenhaus wusste man es von Anfang an besser.
Ich konnte also noch einmal meinen Spaziergang zu einem kleinen Einkaufscenter gegenüber dem Theater von Tallinn machen. Dort gab es zum Glück auch noch anderes als estnische Küche. Gegen die hatte ich nichts, im Gegenteil, wir hätten in einem Selbstbedienungslokal bei Vitna anlässlich unseres Ausflugs sehr gut und preiswert gegessen. Aber die estnischen Bezeichnungen wusste ich nie zu deuten, sodass ich mich stets der italienischen Küche zu wendete.
Dieses Mal nahm ich etwas mit ins Krankenhaus. Die Bezahlung auch kleinerer Geldbeträge mit der Kreditkarte war stets kein Problem.
Mein Weg führte zurück vorbei an einer dieser angeblich ganztags geöffneten Bars mit Billard und anderen Angeboten, dis sich meist in Kellern befinden und natürlich den unvermeidlichen Alkoholshops. Tallinn ist in jedem Viertel voll davon.
Um kurz nach 15.30 Uhr schließlich stürmten drei Sanitäterinnen und ein kahl geschorener Fahrer die Station. Und hier lebten wir erstmals schlechte Laune. Sie wussten wohl genau, wie lange sie zum Flughafen brauchen würden und für sie war es zu früh. Die Ältere der beiden Sanitäterinnen fragte nochmal die Personalien ab und machte stets zustimmende Geräusche, auch wenn man nichts gesagt hatte. Eine Jüngere nahm keine Notiz von uns und der Fahrer nötigte meine Frau,  ihr verletztes Bein zu belasten, was meiner Frau Schmerzen bereitete.
Wenig später ging unser Tallinn-Abenteuer auf dem Rollfeld des Flughafens zu Ende, wo uns der deutsche Sanitäter begrüßte.


Ich habe die estnische Landschaft beim Überflug nicht mehr wie beim Hinflug beachtet. Idyllische Plätze wie Käsmu im Lahemaa-Nationalpark und der Weg durch den Urwald und das Moor sowie das deutsch-baltische Gutshaus in Palmse werden ihren Platz in meiner Erinnerung behalten.

(Weitere Bilder auf google+ oder www.flickr.com/photos/wolfgang_dreyer )

Dienstag, 13. August 2013

Ringgeist - Nichts los auf Kos?


Der Glaube an das Gute ist doch tief verwurzelt in mir, manchmal findet man es an einem unerwarteten Ort in  Gestalt eines Menschen. So am 18.10.2004 wie folgt beschrieben.

Am liebsten hätte ich aus dem Bus gewinkt, als ich unsere Wirtin der Epikouros-Taverne sah. Es war am
Ende eines schönen Herbsturlaubstags und wir sind auf dem Weg zum Flughafen. Wie immer geht sie fast suchend durch das Lokal, um ja nichts und niemanden zu vergessen. Dabei bezeichnet sie sich als Angestellte, die dort nur arbeitet. Wir kosteten gern vom leckeren Schokoladenkuchen, der nach dem Rezept der Großmutter gebacken wurde und tranken gern den Wein, den sie schon seit 11 Jahren in gleichbleibender Qualität von der Insel Patmos bezieht.
Ihr Lokal war die Insel vor einem großen modernen Dienstleistungsresort und unsere Rettung. Es erhielt unseren Glauben an die griechische Gastfreundschaft aufrecht und nährt damit den Wunsch zur Wiederkehr und den Glauben an eine bessere Welt.

Mittwoch, 19. Dezember 2012

Prag



Ein Wochenende in Prag

Wir kommen an einem Freitagmorgen in Prag an, das Taxi haben wir bereits von Deutschland aus bestellt zu einem Festpreis. Sehr viele Warnungen kursieren im Internet über betrügerische Taxifahrer.
Unser Fahrer ist sehr freundlich, spricht aber kaum deutsch. Dennoch entwickelt sich ein sehr nettes Gespräch auf englisch. Die Fahrt ins Hotel führt und die Vororte und Vorstädte von Prag, die sich nicht sonderlich von anderen Städten Europas unterscheiden. Als der Fahrer dann jedoch den Hinweis "Prager Burg" ausgibt, sind wir bald am Ziel.
Über den Kleinseitener Ring erreichen wir schließlich unser Hotel gegenüber der Deutschen Botschaft in Prag. Vorher wurde unser Auto noch von der Polizei auf Bomben hin untersucht, weil hier auch die amerikanische Botschaft in der Nähe ist.
Die Kleinseite ist ein Stadtteil Prags, der westlich an die Moldau grenzt und durch die Karlsbrücke mit der Altstadt verbunden ist. Früher wohnten hier wie auch in der Altstadt viele Deutsche bzw. deutsch sprechend Bürger.
Das ist nun vorbei. Nachdem Hitler die jüdischen Bürger deportieren und umbringen ließ, folgte 1945 die Vertreibung der Deutschen. Prag ist nun mehr eine rein tschechische Stadt. Was bedeutet das nun für den Touristen? Erst mal, dass er i.d.R. nichts versteht. Sogar Sehenswürdigkeiten wie die Prager Burg werden weder deutsch noch englisch ausgeschildert.
Aber zunächst mal müssen wir Geld tauschen. Eine im heutigen Europa fast unbekannte alte Sitte. Es gibt viele Wechselstuben und relativ wenige Banken.
Im Hotel hat man uns nach dem Bezug unserer Souterrainzimmer einfach nur den Berg herunter geschickt. Da sei auch eine Bank. Im Hotel spricht man kein deutsch.
Die Wechselstuben locken mit dem Hinweis "No Commission" und dem angeblich besten Kurs. Keine Gebühr bedeutet aber einfach nur, dass der Kurs um eine Krone niedriger ist als sonst. Wir entscheiden uns unterschiedlich. Ich persönlich gehe lieber zur Bank, muss aber feststellen, dass sich die Geldautomaten alle außerhalb an der Straße befinden, was ich angesichts der sich vorbei schiebenden Menschenmengen nicht gemütlich finde. Ich bekomme zudem nur große Scheine, was einen hinter mir Anstehenden dazu veranlasst, mir den Wechsel  in kleine Scheine anzubieten. Davor allerdings wird gewarnt und ich lasse mich nicht darauf ein. Der Mann ist jedoch hartnäckig und während wir noch über die 2000-Kronenscheine diskutieren, fängt er wieder mit einem Angebot an.
Andere gehen lieber in die Wechselstuben und tauschen ihr Bargeld. Im Endeffekt kommt es aufs Gleiche hinaus: Gebühren kosten eben. Wir gehen nun etwas essen in einem Kellerlokal, dass sich als Pizzeria entpuppt, wo man freundlich zu uns ist. Die Bedienungen singen bei der Musik mit und es herrscht eine lebhafte Unterhaltung an der Theke. Eine Wand ist mit einem Gemälde der Niklas-Kirche bemalt und mit Lichterketten dekoriert. es wirkt sehr heimelig, die Pizza ist groß, das Bier (Leibowitz) günstig und gut.
So gestärkt und mit Stadtplänen bewaffnet, beschließen wir die Altstadt zu erkunden. Dazu müssen wir über die Karlsbrücke, es ist früher Nachmittag. Noch kann man einigermaßen gehen. Auf der Brücke selber bieten allerlei Künstler ihre Waren und Dienstleistungen an. eine Jazzkapelle spielt, sehr zum Gefallen vieler Passanten. Wir erreichen den Pulverturm, der den Eingang zur Altstadt darstellt. Ich fotografiere für meine Verhältnisse sehr viel, gebe aber irgendwann einfach auf.  Eine solche Menge alten Häusern und Kirchen habe ich noch nicht gesehen. Dresden ist dagegen ein Kinderspiel. Prag wurde ja im Zweiten Weltkrieg nicht so bombardiert wie die deutschen Städte, man schaut also in eine vergangene Zeit.
Ich versuche mich, in den diversen Plänen zu orientieren, wo wir sind, gebe aber auch das bald auf. Es dauert einfach zu lange, die Schrift ist zu klein und die Lichtverhältnisse schlecht. wir gehen bald nach Gefühl. Das führt uns bis zum Altstädter Rathaus, nicht ohne das wir vorher einen guten Glühwein für 29 Kronen getrunken hätten. Die Preisunterschiede in der Stadt sind je nach Wochentag und Viertel beträchtlich. Einen Tag später wird ein total nach Nelken schmeckender Glühwein ungefähr das Doppelte kosten. Vom Altstädter Rathaus steht nur noch der Turm mit der Sonnenuhr. Deutsche Truppen hatten in den letzten Kriegstagen den Rest zerschossen. Uns aber plagt der Wunsch nach Kaffee und Kuchen, der in Prag nicht so leicht erfüllbar ist. Vor dem Café Mozart steht ein Mann, der uns in den ersten Stock des Gebäudes begleitet, wo noch viele Plätze frei sind. Aus recht klein geratenen Tassen trinken wir unseren Cappuccino, der preislich auf deutschem Großstadtniveau liegt.
Wir laufen der Nase nach weiter und passieren ein riesiges Gebäude, dass wie ein Theater aussieht und mit reichlich Gastronomie bestückt ist. Es ist die Stadthalle, woanders würde man das nicht übertreibend Palast nennen.
  


Am Bahnhof angelangt, wollen wir nun den Wenzelsplatz erreichen. Aufgrund der nicht vorhandenen Beschilderungen frage ich im Hilton Hotel den Portier. Der Mann ist hilfsbereit, versteht aber kein deutsch und somit auch mich nicht. Er schickt uns wieder zurück in die Richtung zurück aus der wir kamen. Mein Stadtplan sagt was anderes, aber wir müssten dazu an einer sehr verkehrsreichen Straße entlang laufen, was wir sein lassen. Die Altstadt an sich lässt sich ja sehr gut ohne Kontakt zum Autoverkehr durchqueren, größtenteils ist alles Fußgängerzone. Wir treten den Rückweg an, nicht ohne den Wenzelsplatz von der vermeintlichen Richtung her aus dem Kopf zu verlieren. Dadurch weichen wir vom Hinweg ab und verlaufen uns. Wir bestehen am Beginn oder Ende einer modernen Einkaufsstraße und bewegen uns eilig zurück Richtung Altstadt ohne aber zu wissen, wie wir die Karlsbrücke wieder erreichen können. Da fährt die Straßenbahnlinie 22, die auch auf der anderen Seite des Flusses unterwegs ist. Einsteigen mögen wir da nicht, denn wir wissen die richtige Richtung nicht. So frage ich einen jungen Mann auf englisch. Er scheint mich nicht zu verstehen und grinst stattdessen. Dann ein älteres Paar, das uns in die völlig falsche Richtung weist. Schließlich muss ein Taxifahrer dran glauben. Er kann es kaum verbergen, dass es ihm mächtig stinkt, an uns nichts zu verdienen. Aber er sagt uns die richtige Richtung. In einem asiatischen Geschäft erhalte ich dann noch einmal, jetzt freundlich, die Bestätigung und nach wenigen Minuten erreichen wir die Moldau.
Die Karlsbrücke ist nun noch voller und auch in unserem Stadtteil ist viel los. Nach einer Verschnaufpause im Hotel begeben wir uns zum Abendessen und finden in einem der Laubengänge in der Nähe der Niklaskirche noch einen Platz im Lokal. die Speisekarte verzeichnet die Speisen auch auf deutsch und o Wunder, die Kellnerin kann es auch ein bisschen. So wird der Abend gut, wir trinken tschechischen Rotwein und Bier und lassen uns den Platz für den nächsten Abend reservieren.
Der nächste Tag gehört dann "unserer Seite" von Prag. Wir gehen vom Hotel aus einfach die Straße weiter bergan, befinden uns bald unterhalb des Strahov-Klosters (ohne es zu wissen) und steigen auf den Petrinberg, wo sich ein Aussichtsturm befindet. Das Gelände auf dem Berg   ist parkähnlich und für schöne Spaziergänge geeignet.
Wir gehen an einem Spiegelkabinett vorbei, das wie eine kleine Kirche aussieht und passieren das Observatorium. wir genießen bei noch diesiger Luft die Aussicht auf die Stadt. Prag ist so etwas wie ein riesiges Freilichtmuseum. Im Hintergrund sind die modernen Satellitenstädte zu erkennen und wir sehen gleich das Uni- Gelände mit einem eigenartigen Betonturm und das Stadion.
Der Rückweg führt uns am Strahov-Kloster vorbei, wo zahlreiche Lokale locken. wir beschließen, ein Lokal mit einer sehr schönen Aussicht auf die Stadt inklusive der Prager Burg und den Veitsdom aufzusuchen. Der Kellner hier versteht sein Handwerk, spricht etwas deutsch und kann uns etwas empfehlen. Wir entscheiden uns, drin etwas zu essen und später bei dem schönen Wetter draußen einen Glühwein zu trinken.
Wir wählen Rinderbraten mit einem böhmischen und einem mährischen Kloß. Während uns der böhmische eher bayrisch vorkommt, ist der mährische im Grunde ein Germknödel. Die Soße hat auch einen eher süßlichen Geschmack, was wir als nicht unpassend empfinden.


Der Kellner gibt uns draußen sogar zwei Heizstrahler und mit den Decken auf den Stühlen wird es uns nicht zu kalt. Leider schmeckt der Glühwein so stark nach Nelke, dass es einem den Mund verzieht. Ist aber kein Problem, wir bekommen einen neuen, den wir selbst je nach Geschmack würzen dürfen. Die Zutaten liegen frisch in einem Schälchen bereit.
Gut gestimmt kommen wir zum Höhepunkt des Pragbesuchs, der Prager Burg. Die Burganlage ist wohl die größte Burganlage Europas und entsprechend große Menschenmengen passen hinein. Allenthalben werden Fotoapparate in die Luft gereckt. Der Veitsdom ist gewaltig.
Die Prager bildet aber auch mit ihrem großen Garten, der nur im Sommer zugänglich ist, die Grenze des alten Prag. Über die Schloßstiege steigen wir hinab und stellen fest, dass wir doch sehr nahe an der Burg gewohnt haben. Die Kirchen nehmen leider alle einen nicht unerheblichen Eintritt. Das wird wohl nicht der Grund sein, warum Prag als Goldene Stadt bezeichnet wird. Es sind eher ihre Dächer.
Der Tag klingt aus mit der Suche nach einem Café in der Nähe der Moldau. Das Café am Kafka-Museum hat wegen einer internen Veranstaltung geschlossen. Viele Männer Würfeln dort an einem Samstag! Kaffee und Kuchen im deutschen Sinn sind schwer zu finden. Die durchaus gemütlichen kleinen Cafés haben einfach nicht genug Platz. So landen wir in einem Hinterzimmer und werden nach Ewigkeiten auch bedient. Den Kuchen lassen wir vorsichtshalber gleich weg.Der Abend soll uns in der Gaststätte vom Vortag entschädigen, was nur bedingt gelingt. Die Bedienung ist wesentlich weniger bemüht, stattdessen gibt es mehr Konversation hinter der Theke. In Tschechien scheint es üblich zu sein, nicht allzulange in einem Restaurant zu sitzen.  Die meisten Gäste sind innerhalb einer Stunde mit dem Essen und Trinken fertig. Wir jedoch erlauben es uns, eine Flasche Wein zu trinken und einen Nachtisch zu essen. Und das an einem vorbestellten Tisch. Die Atmosphäre lädt ja an sich zum Verweilen ein, denn die Gasträume sind sehr gemütlich, Raucher und Nichtraucher sind getrennt, was längst nicht in allen Prager Lokalen so ist. Die Wände sind bemalt, aber naturbelassen.




Nach dem Genuss des Palatschinkens finden wir auf unserer Rechnung einen Aufschlag von 10%, was auch aufgrund von Informationen, die wir von Einheimischen haben nicht rechtens ist. Wir verzichten jedoch auf die Reklamation, da wir ohnehin vor hatten, ein gutes Trinkgeld zu geben.
Im Hotel wollen wir uns nun online bereits für den Rückflug einchecken. Der Portier gibt sich Mühe, ist aber wenig kompetent. Am Ende scheitert der Ausdruck der Bordkarten an einer fehlenden schwarzen Druckerpatrone. Angeblich kann eine neue erst am Montag besorgt werden. Dazu muss gesagt werden, dass unser Hotel vier Sterne sein eigen nennt.
Im Frühstücksraum werden die Gäste am nächsten Morgen nicht gegrüßt, auch hier spricht niemand deutsch. Man hat nicht das Gefühl, dass hier Hotelpersonal am Werk ist, allenfalls Aushilfskräfte, die in ihrer Freizeitkleidung ein bisschen arbeiten. Im Hotelzimmer selbst wurden Euromünzen gestohlen. Vermutlich haben die Zimmermädchen ein Trinkgeld für sich organisiert.
Wir treten die Heimreise mit gemischten Gefühlen an. Es konnte nun doch jemand die Druckerpatrone wechseln, so haben wir lesbare Bordkarten. Leider holt uns nicht der Fahrer ab, der uns gebracht hatte. Dieser redet nur nach Aufforderung. Wir sind jedenfalls zufrieden, als wir am Flughafen ankommen. Auf die ersten offiziellen deutschen Worte müssen wir warten, bis wir im Flieger sitzen, denn auch das Abfertigungspersonal der Lufthansa spricht kein deutsch.
Fazit: es bringt nichts gegen Mythen anzuschreiben. Prag ist nun mal die "Goldene Stadt" und Wien ist schön. Tschechen wären aber durchaus gut beraten, wenn sie nach nun bald 70 Jahren, die seit dem 2. Weltkrieg vergangen sind, die Erinnerung auch an die deutsche Vergangenheit in ihrem Lande zu lassen würden. Panslawismus hin oder her, in anderen osteuropäischen Ländern ist man da durchaus weiter.
Aber Tschechen fühlen sich ja auch nicht als Osteuropäer. Sie sind uns ähnlicher als sie denken, was in Deutschland lebende Tschechen durchaus bestätigen. Sie finden die Freundlichkeit hierzulande bemerkenswert.