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Posts mit dem Label "Buchbesprechung" werden angezeigt.

Megan O'Keefe - die Protektorate-Trilogie

 Die Menschheit hatte es versaut. Der Planet Erde war unbewohnbar geworden. Neue Welten mussten gefunden werden. Dieser Plot liegt der ganzen Geschichte zugrunde. Doch wie erreicht man andere Sonnensysteme. In diesem Fall nicht mit futuristischen Antrieben von Raumschiffen, sondern mithilfe der Passage durch Gates, die aufgrund einer der Menschheit nicht vorher zugänglichen Alien-Technologie errichtet wurden. Das Problem war nur, dass deren Passage eine so gewaltige Rückstoßwelle auslöste, die alles eventuelle Leben auf den Planeten der besuchten Systeme auslöschte. Das lag an der fehlerhaften Umsetzung der Technik durch die federführenden Personen (Alexandra Halston und deren Freundin). Die verheerende Nebenwirkung blieb jedoch geheim und auch die Technologie nur einem Teil der Menschheit vorbehalten. Fortan war die Menschheit gespalten in zwei Lager, die Primes, die diese Technik anwandten und die Galaxie besiedelten und die Icarions, die auf den Goodwill eben dieser Primes angewiese

Protektorate

 Folgende Zitate stammen aus "Velocity Weapon: Book One of The Protectorate (English Edition)" von Megan E. O'Keefe und erschienen mir bemerkenswert. "Accidents of geography: setting perfectly ordinary people at one another’s throats since the Stone Age." "“Being offended by facts is a long human tradition.” Letzteres Zitat passt gut in unsere jetzige Zeit der Märchen-Pandemie. In dem Buch werden Zukunftsvisionen wahr. Die Entfernung zwischen den Sonnensystemen kann mit der Hilfe von Transfer durch sogenannte Gates bewältigt werden. Die Technologie dafür wird unter Verschluss gehalten. Der Zugang zum Knowledge ist Grund für einen Konflikt zwischen zwei menschlichen Zivilisationen. Die eine hat, die andere nicht. In diesem Rahmen spielen sich die Geschichten der Protagonisten ab, die leider allzu menschlich sind. Aliens kommen in diesem Epos nicht vor, was einem die Vorstellung vieler merkwürdiger Gestalten, die in den Köpfen der Autoren/-innen entstanden, e

Heinrich Laube - Eine Fahrt nach Pommern und der Insel Rügen

 "Eine Fahrt nach Pommern und der Insel Rügen" von Heinrich Laube   Dieses Buch von 1837 beschreibt eine Reise des Autors über Stettin und Swinemünde nach Rügen. Er entführt uns in eine Zeit, in der eine Reise noch Abenteuer verhieß. Mehrtägige Zwischenaufenthalte waren durchaus notwendig. Aber man ließ sich auch Zeit. Detailliert beschreibt Heinrich Laube seine Mitreisenden, die aus vielen damals noch deutschsprachigen Gegenden kamen. Die Landschaft an der Oder, die Städtchen unterwegs und der Stolz der Pommern auf ihre Hauptstadt werden ebenso ausführlich geschildert. Ja und was ich mir über meine Vorfahren väterlicherseits schon immer dachte, das bringt Heinrich Laube so zum Ausdruck: "... ein einfach, treues und der tüchtigsten Aufopferung fähiges Volk sind diese Pommern. Braucht nicht nach entfernten Gebirgländern zu reisen, um offne Biederkeit zu suchen, ohne Affektation haben die Pommern alle Tüchtigkeit der Tyroler." Und so spricht er mir auch weiter aus der

Emanzipation & Theologie

Der gute Kierkegaard hatte mit der Emanzipation der Frau Probleme. Er stellte sich vor, Männer und Frauen müssten dann zwangsweise in den gleichen Kleidern herum laufen. Davon sind wir heute manchmal nicht weit entfernt. Aber er meinte auch, die Frauen seien zu  eigenen Ideen nicht fähig bzw. sie sollten sie nur durch die Männer haben. Gegenteiliges ist längst bewiesen. Wieso allerdings der Mann der Frau überlegen sein soll, das bleibt unklar. Denn der strebt ihm zufolge nach der Unendlichkeit, ist also ein  Spinner, während die Frau im Hier und Jetzt lebt, also eine Pragmatikerin. Letzteres unterschreibe ich gern. Er formuliert das in „Entweder - Oder“ wie folgt.    „Sie ist vollkommener als der Mann, denn der, der etwas erklärt, ist doch wohl vollkommener als der, der nach einer Erklärung sucht. Das Weib erklärt die Endlichkeit, der Mann jagt der Unendlichkeit nach. So soll es sein, und jeder hat seinen Schmerz;  denn das Weib gebiert mit Schmerzen Kinder, aber der Mann empfängt die

Linden A. Lewis - First Sister

 Ein weiteres Buch aus der Reihe der englischsprachigen Science-Fiction-Autorinnen. Per Zufall stieß ich darauf und leistete mir eine Leseprobe für meinen E-Reader. Der Anfang gestaltete sich sehr zäh, sodass ich kaum voran kam. Zunächst wurden die Protagonisten und ihre Herkunft beschrieben. Das war nicht gerade aufregend, ist aber oft wesentlicher Bestandteil bei dieser Science-Fiction-Sparte, zumal es sich hier auch um Queer-Science-Fiction handelt. Da macht es Sinn, dass sich Figuren allmählich entwickeln. Hintergrund des Romans sind zwei verschiedene menschliche Machtbereiche, die sich feindlich gegenüber stehen. Realistischerweise spielt die Handlung ausschließlich in unserem Sonnensystem, es müssen also keine Wurmlöcher erfunden werden, um in ferne Weiten des Universums glaubhaft vordringen zu können. Ausgangspunkt des Geschehens ist unser Heimatplanet, den die Menschheit so herunter gewirtschaftet hat, dass die Eroberung des Mars der Rettungsanker war. Die dort siedelnde Bevölk

Aufstieg und Übernähe

 "Anders als der Arbeiter, der ab einem bestimmten Zeitpunkt seines Lebens an keine qualitative Verbesserung seiner Zukunft mehr glaubt, sieht der zur Selbstverblendung immer aufgelegte Angestellte sein ganzes Berufsleben lang die Möglichkeit zu einer Wende oder zu einem plötzlichen Aufstieg, und sei es nur durch eine überraschende Personalkonstellation." "Denn während sie im schaukelnden ICE, dicht bedrängt vom Nebenmann, auf den Boden oder an die Decke starren, sind sie von beidem, von ihrem Job und ihrem Eheleben, gleichweit entfernt, und insofern verbringen sie während der Zugfahrt die einzige unangefochtene Zeitphase, wenn man von der Übernähe der fremden Körper einmal absieht." Diese beiden Zitate sind entnommen aus: "Tarzan am Main: Spaziergänge in der Mitte Deutschlands" von Wilhelm Genazino.  Das Buch enthält eine ganze Reihe interessanter und zutreffender Lebensbeobachtungen. Ein Roman ist es nicht, sondern eine Sammlung von Essays, die die Absur

Entweder - Oder / Enten - Eller

 "Meine Seele ist der Möglichkeit verlustig gegangen. Sollte ich mir etwas wünschen, so würde ich mir nicht Reichtum noch Macht wünschen, sondern die Leidenschaft der Möglichkeit, das Auge, das überall ewig jung, ewig glühend die Möglichkeit anblickt." "Was ist Jugend? Ein Traum. Was ist Liebe? Des Traumes Inhalt." Zwei Zitate aus Søren Kierkegaard - Entweder - Oder Ein Sammelsurium aus Sprüchen und Gedanken beherrscht die ersten Seiten dieses Buches, dessen Sinn sich mir kaum erschließt.  Treffend fand ich die beiden obigen Zitate, wobei das erste das Erleben des Alters beschreibt, das zweite eine prägnante Definition der Liebe. 

Becky Chambers - To be taught, If fortunate

Die Schwäche jeder Science Fiction besteht darin, dass die Vorstellung über das, was in der Zukunft passiert, immer vom gegenwärtigen Erkenntnisstand abhängt. In ihrem Buch nimmt Becky Chambers verschiedene Dinge als technisch gelöst an. Vier Astronauten befinden sich auftragsgemäß auf einer kosmischen Reise zu fremden Sonnensystemen, um erdaehnliche Planeten zu erkunden. Während dieses Raumflugs, der Jahre dauert, wird die Crew in eine Art künstliches Koma versetzt und die Ernährung erfolgt intravenös. Erreicht das Raumschiff dann sein Ziel, den zu erforschenden Planeten, wird die Crew geweckt.  Das alles setzt autarke Systeme an Bord voraus. Woher die Energie für den Antrieb und die lebenserhaltende Versorgung der Astronauten kommen soll, das bleibt offen. Schließlich beträgt die Geschwindigkeit des Raumfahrzeugs ein bisher nie erreichtes Maß.  Dann ist da noch das Problem der Kommunikation mit der Basis Erde. Die erfolgt mit erheblicher Zeitverzoegerung, zudem altern die Menschen au

Germany - Memories of a Nation

Neil MacGregor beschäftigt sich in seinem Buch mit der deutschen Geschichte, die mit der Aufteilung des Reiches von Karl dem Großen begann. Er arbeitet dabei den Aspekt des ungefähr 1000-jährigen Bestands des "Heiligen Römischen Reiches" heraus. Der Zusatz "deutscher Nation" kam erst später dazu. Im übrigen sollten die Grenzen dieses Reiches im Osten noch einmal nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs von Bedeutung sein, denn bei der Festlegung der deutschen Ostgrenze orientierten sich die Alliierten (vor allem die Sowjetunion) daran. Die quasi föderalistische Struktur dieses Reiches, dass aus einer Vielzahl von Fürstentümern, Grafschaften und Bistümern bestand, war durchaus förderlich für innovative Neuerfindungen wie den Buchdruck. Denn wo die Staatsmacht enge Grenzen hat, kann man sich den besten Platz aussuchen, um innovativ sein zu können. In der Zeit des Heiligen Römischen Reichs sind doch denn auch viele bahnbrechende Entwicklungen zu verzeichnen. Da gab es Albr

Richard David Precht (Eine philosophische Reise)

Wer bin ich und wenn ja, wie viele?  Das ist aus der Sicht der Hirnforschung eine berechtigte Frage, die mich an die Sendung "Was bin ich?" erinnert. Der Autor führte in seinem 2007 erschienenen Buch Erkenntnisse aus den unterschiedlichsten wissenschaftlichen Disziplinen zusammen. Dennoch fällt es nicht schwer, die Essenz des Buches zu finden. Das Ego ist schließlich das Ergebnis komplexer verschiedener Bereiche unseres Gehirns.  Doch unser Bewusstsein ist zum Einen an unser Dasein als Säugetier gebunden und zum anderen gibt es tatsächlich viele verschiedene Zustände unseres Bewusstseins. Mehrfach haben sich Philosophien die Frage nach der Freiheit unseres Bewusstseins gestellt. Wie frei entscheiden wir vernunftgemäß, wie stark ist unser Unterbewusstsein?  Beim Lesen des Buches wird einem immer mehr klar, wie wenig wir wirklich über uns wissen. Da hilft wieder nur die Philosophie. Epikur lebte im antiken Athen lange vor Christi Geburt und hielt von unserer Erkenntnisfähigkeit

Becky Chambers - A Closed and Common Orbit (Wayfarers, #2)

Science Fiction von einer Frau geschrieben, bedeutet das wenig Action und viel Emotion? Das kann man für den zweiten Band der Wayfarer-Story durchaus sagen. Es geht darum, künstliche Intelligenz als eigene Lebensform anzuerkennen. Der Plot ist der, das ein in einem Raumschiff eingesetztes System namens Lovelace aus seinem bisherigen Dasein heraus gelöst wird und mittels eines sogenannten Bodykits, der den menschlichen Körper perfekt imitiert, in die Erfahrung versetzt wird, das Leben von natürlichen Lebewesen zu nachzuahmen.  Es ist spannend zu lesen, wie die neu gewonnene Mobilität erlebt wird, die gleichzeitig die Beschränkungen eines körperlichen Daseins mit sich bringt.  Die Protagonistin Pepper, selbst einst als Sklavin nur durch einen Unfall einem unmenschlichen System entkommen (die Sklavinnen waren unter der Aufsicht von Maschinenmüttern nur dazu da, Elektroschrott zu recyclen), ermöglicht das alles und bringt Sidra, so heißt die neu gewonnene Existenz, mit zu sich nach hause,

Becky Chambers - The Long Way to a Small, Angry Planet

Science Fiction einer anderen Art, die ein Bild von friedlich koexistierenden Rassen in das All projiziert. Menschen sind selbst Aliens unter vielen. Die Protagonistin ist eine Frau, die mehr als froh sein kann über ihre neue Anstellung auf einem "Tunneling Ship". Mit gefälschten Daten gelingt ihr die Täuschung, die sie später selbst zu geben wird. Im Captain der Wayfarer und in der Crew findet sie eine neue Heimat. Das Raumschiff bohrt Wurmlöcher ins All und schafft somit Verbindungswege durch den Hyperraum. (Perry Rhodan lässt grüßen.) Ein Großauftrag schließlich schafft dem in finanziellen Nöten steckenden Captain Luft. Es soll eine Tunnel zu den bislang verfeindeten Toremi geschaffen werden, eine Rasse, über die man bisher nur wenig weiß. Als entsprechend gefährlich erweist sich der Auftrag. Für Action erwartende Gemüter mag das Buch langweilig sein, die Beschreibung der Charaktere der einzelnen Personen fällt sehr umfassend aus und ist aber durchaus spannend. Das Thema k

Rachel Joyce - The Unlikely Pilgrimage Of Harold Fry

Die Geschichte in diesem Buch könnte so oder so erzählt werden. So: der Pensionär Harold Fry erhält eines Tages einen Brief einer ehemaligen Arbeitskollegin, in den sie ihm schreibt, dass sie unheilbar an Krebs erkrankt unter Angabe des Krankenhauses, in dem sie liegt. Harold erhält diesen Brief von seiner Frau, die diese Kollegin kennt. Er beschließt zu antworten und den Brief persönlich zum Briefkasten zu bringen. Der Weg dahin entwickelt sich zur langen, völlig ungeplanten, Reise und das Pilgern zu sich selbst beginnt. Harold beschließt, den Brief persönlich abzugeben. Oder so: es wird die Lebensgeschichte zweier Menschen beschrieben, die durch eine Krise gehen mussten (Selbstmord des gemeinsamen Sohnes). Obwohl sie sich die Eheleute danach voneinander entfremdet haben und Maureen (Harold's Ehefrau) nun die plötzliche Trennung von ihrem Mann verkraften muss, finden beide letztlich wieder zueinander, kann es Maureen sogar tolerieren, dass ihr Mann Gefühle für ihre vermeintliche K

Bill Bryson - A Short History Of Nearly Everything

As Bill Bryson mostly puts it: we do know nothing and what we know, we do not know exactly. Wenn man sein Buch "A Short History Of Nearly Everything" gelesen hat (zu deutsch: "Eine kurze Geschichte von fast allem"), dann weiß man zumindest das. Ob der homo sapiens als Gattung allerdings tatsächlich weiß, dass er nichts weiß, das sei dahin gestellt. Zum Inhalt des Buches: Bill Bryson beschreibt sehr anschaulich das, was wir einigermaßen sicher wissen. Die Entwicklung des Lebens und noch viel mehr unserer speziellen Gattung hing von sehr vielen glücklichen Umständen ab, die der Planet Erde geboten hat. Immer wieder gab es den Planeten als Ganzes bedrohende kosmische Ereignisse, die die Entstehung des Lebens auf unserem fragilen Planeten in Frage stellten, aber auch förderten. Unser Planet selbst bietet tödliche Bedrohungen für unser individuelles Leben zuhauf. In einem Land wie Island wird einem das klarer als in Deutschland. Was für den Einzelnen tödlich ist, mag für

Puppet on a String

Auf der Suche nach einer Theorie, die Alles erklärt, stolpert man zwangsläufig über die Stringtheorie, die hier sehr anschaulich dargestellt wird:   http://superstringtheory.com/basics/basic4.html  . Die Vorstellung ist, dass nicht messbar kleine Fäden, die unter Spannung stehen, diese abgeben an andere Fäden, die Materie werden (make up matters) bzw. die Materienbildung anregen. Es besteht also eine Art Symmetrie, auch Supersymmetrie genannt. Nur dieses Modell ermöglicht die Einbeziehung von Materie, wobei die Fermionen genannten Partner der Energiefäden nicht nachweisbar sind. Bill Bryson ist in "A Short History of Nearly Everything" (kurze Geschichte von fast allem) schon weiter. Er bezeichnet den Menschen als einen Haufen von atomaren Teilchen. Das der Mensch und die ihn umgebende materielle Welt überhaupt in dieser Zusammensetzung entstehen konnte, ist der Bildung schwerer Elemente zu verdanken. Diese enstehen bei Sternexplosionen, die eine unvorstellbare Energie frei se

Harry Graf Kessler

Die Lektüre seiner Tagebücher 1918 - 1937 bietet einige Überraschungen. Man sagte ihm nach, ein Bonvivant zu sein und der Sohn von Wilhelm dem I., dem ersten Kaiser des Deutschen Reichs von 1870. In rechten Kreisen wurde er auch als Hohenzoller gesehen. Letzteres hat er stets bestritten und zu widerlegen gesucht. Seine Entwicklung hin zu einem Grafen mit beinahe sozialistischen Auffassungen hat man ihm jedenfalls schwer übel genommen. Allgemein sieht es recht unglaubwürdig aus, wenn ein Mensch aufgrund veränderter politischer Lage seine Auffassungen ändert. Aber ist es nicht ein Zeichen der Erkenntnis, wenn man sich selbst immer wieder revidiert? Kann ein intelligenter Mensch überhaupt schwarz-weiß denken? Sieht er nicht viel mehr Facetten als andere? Die Beurteilungen über seine Zeitgenossen sind jedenfalls stets scharf und faszinierend. Aber Harry Graf Kessler hat viele Dinge seiner Zeit nicht kommen sehen. Andere Aussagen dagegen haben ein fast prophetisch wirkende Kraft. Es ist als

Lounge

Nun rennen Sie wieder die Büchermenschen, so wie jedes Jahr, vom Frankfurter Hauptbahnhof zur Messe. Kein bisschen weniger hektisch, kein bisschen mehr durchdacht. Was ein gutes Buch haben muss, höre ich eine Journalistin fragen. Ausgerechnet eine Verlagsangestellte antwortet: "Es muss berühren." Wer entscheidet aber darüber, was berührt und was nicht? Leider nicht der Leser. So darf man sich nicht wundern, wenn es lange nicht mehr Sache des freien Autors ist, was er schreibt. Die Verlage verlangen so etwas, sagte einmal eine auf einer Lesung angesprochene Autorin auf die Frage hin, warum sie sich mit dieser Materie (es ging um einen Roman, der im Mittelalter in Köln spielt) befasse. Konsequenterweise werden manche Bücher so gleich nach einem vorgegebenen Plot konzipiert. Idee haben und drauf los schreiben ist nicht. Währen sich die Industrie jedes Jahr selbst feiert, trifft der willige Leser in so manchem kleinen Ort seine eigene Entscheidung über den Wert eines Buches. Auf

Salú

Gerade hat sich ein langjähriger geschäftlicher Kontakt von mir verabschiedet. Mein eigener Abschied wird mir dadurch auch immer bewusster. Im Laufe des Gesprächs kamen dann so angenehme Themen wie Alter, Krankheit und Rente in den Mittelpunkt der Betrachtungen. Bei manchen Männern kollabiert in einem gewissen Alter die Lunge und sie finden sich auf der Intensivstation wieder, ohne das die Mediziner wissen, warum so etwas passiert. Es ist schon beeindruckend, auf wie viele Arten man dem Jenseits näher kommen kann und manchmal ein kleines Wunder, wenn es Einem selbst nicht geschieht. Doch auch die Vergangenheit, der mich z.Z. widme, ist nicht so erfreulich. Es gibt viele Tagebücher des ersten Weltkriegs, die man nun lesen kann. Schon nach wenigen Wochen des Krieges offenbaren einem die Schreiber die Wirklichkeiten eines solchen Gemetzels, das so gar nicht zum patriotischen Vorspiel passt. Dennoch gibt es auch im Untergang unterschiedliche Betrachtungsweisen abhängig vom Rang der Soldate

The Dream of the Celt

Roger Casement wird in Irland in der Nähe von Dublin als  Sohn eines protestantischen Vaters und einer katholischen Mutter geboren. Die Mutter lässt ihren Sohn heimlich katholisch taufen und stirbt, als Roger 10 Jahre alt ist. Der strenge Vater hat in der Armee des britischen Empire gedient, bricht aber nach dem Tod seiner Frau völlig zusammen. Roger wächst von da an bei seinem Onkel in der Provinz Ulster auf.  Nicht vergessen hat er die für ihn faszinierenden Schilderungen seines Vaters über dessen Auslandseinsätze. Nach dem Ende seiner Schulausbildung nimmt er auch aufgrund verwandtschaftlicher Beziehungen eine Stelle in Liverpool bei einer Schiffsfirma an.  Schon dort beobachtet er die Schiffsbewegungen zwischen den Kolonien und England. Er erweist sich als ein introvertierter junger gewissenhafter Mann, der einen Traum hat: nach Afrika zu reisen.  So schafft er es, als britischer Konsul im Französischen Kongo zu arbeiten. 1903, mittlerweile im Freistaat Kongo auf dem gleichen Poste

Josh Bazell - Beat the Reaper (Schneller als der Tod)

Viele neue Ausdrücke habe ich bei der Lektüre des Buches gelernt: dimpshit, fuckhead und shmuck sind drei von ihnen. Viele andere sind mir entfallen, denn es wimmelt nur so von Kraftausdrücken in diesem Buch.  Die Story beginnt mit dem Arzt Dr. Peter Brown, der am Katholischen Hospital von Manhattan seinem stressigen Dienst nach geht. Wie er dort hin gekommen ist, klärt nach und nach die Retrospektive auf.  Es handelt sich um ein Zeugenschutzprogramm der Stadt New York, das ihm diese neue Karriere ermöglicht hat. Dr. Brown heißt ursprünglich Pietro Brnwa und da sich seine Eltern nicht viel zu sagen hatten, wuchs er bei den Großeltern auf, die als polnische Einwanderer in New Yersey lebten. Beide werden Opfer einer scheinbar sinnlosen Gewalttat. Pietro findet sie ermordet auf.  David Locano, Anwalt und Bekannter der Familie, nimmt den jungen Pietro in die Familie auf. Sein Sohn mit dem Spitznamen Skinflick ist schon bald der beste Freund. Die beiden lernen zusammen Kampfsportarten und h