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Posts mit dem Label "Rezension" werden angezeigt.

Sie haben's nöthig.

"Gott schütze die Reisenden, die um jeden Preis reisen, sie haben's nöthig." Das schreibt Heinrich Laube in seinem Reisetagebuch "Eine Reise nach Pommern und auf die Insel Rügen". Er schreibt aber auch: "Wer viel braucht, entbehrt mehr, aber er hat auch mehr." Erschienen ist das Tagebuch zuerst 1837, also zu Zeiten des Deutschen Bundes und als die Nordspitze Rügens noch als der nördlichste Punkt Deutschlands galt. Die Betrachtungen des Schreibers sind jedoch zeitlos, soweit sie das Leben an sich betreffen. Eines offenbaren historische Tagebücher auf jeden Fall: dass sich die Charaktere der Menschen nicht geändert haben. Es sind lediglich die äußeren Umstände, die sich ändern. So sehr man stutzt und sich amüsiert, wenn man so einem eloquenten Schreiber wie Heinrich Laube folgt, selbst ein Tagebuch zu schreiben, ist etwas anderes. Die Vergangenheit ist eine Geschichte, die Zukunft gibt es noch nicht. Das "Hier und Jetzt" ist das einzig Vorhande

Harry Graf Kessler

Die Lektüre seiner Tagebücher 1918 - 1937 bietet einige Überraschungen. Man sagte ihm nach, ein Bonvivant zu sein und der Sohn von Wilhelm dem I., dem ersten Kaiser des Deutschen Reichs von 1870. In rechten Kreisen wurde er auch als Hohenzoller gesehen. Letzteres hat er stets bestritten und zu widerlegen gesucht. Seine Entwicklung hin zu einem Grafen mit beinahe sozialistischen Auffassungen hat man ihm jedenfalls schwer übel genommen. Allgemein sieht es recht unglaubwürdig aus, wenn ein Mensch aufgrund veränderter politischer Lage seine Auffassungen ändert. Aber ist es nicht ein Zeichen der Erkenntnis, wenn man sich selbst immer wieder revidiert? Kann ein intelligenter Mensch überhaupt schwarz-weiß denken? Sieht er nicht viel mehr Facetten als andere? Die Beurteilungen über seine Zeitgenossen sind jedenfalls stets scharf und faszinierend. Aber Harry Graf Kessler hat viele Dinge seiner Zeit nicht kommen sehen. Andere Aussagen dagegen haben ein fast prophetisch wirkende Kraft. Es ist als

Impuls auf Sylt

Im neuesten "Sylt-Impuls", einer Zeitschrift, die kostenlos in Sylter Geschäften ausliegt, steht zu lesen: "Also halten wir es mit der Bibel, in der wir aufgefordert werden, unsere Talente zu entwickeln und zu nutzen und sie nach heutigem Sprachgebrauch marktwirtschaftlich, also freiheitlich einzusetzen. Das ist die einzige Methode, von den Reichen Geld zu bekommen und selber reich zu werden." Starker Tobak, denn ob die Verfasser der Bibel die Sylter Geschäftsgebaren im Sinne hatten, bleibt ebenso zu bezweifeln wie die These, dass marktwirtschaftlich freiheitlich bedeutet. Zudem offenbart sich hinter diesen gewählten Formulierungen ein Geist, der aus einer sehr alten Flasche zu kommen scheint. Die Seeräuber sind wieder da und nun wollen sie die Beute hochpreisig aufbringen. Nicht das sie je weg waren, die "schönen" großen Appartementhäuser in Westerland künden davon, aber sie wollen nun mit guter Qualität entern. Als ob ein Mensch nur aus marktwirtschaftli

4.8.1914 - Christopher Clark - Sleepwalkers

Vor 100 Jahren begann der 1. Weltkrieg mit dem Einmarsch deutscher Truppen in Belgien und Luxemburg. Christopher Clark, ein australischer Historiker, zeichnete in seinem Buch "Sleepwalkers - How Europe went to War in 1914" die Entwicklung hin zu diesem ersten Weltkrieg akribisch nach. Er kommt dabei zu dem Schluss, dass die politisch Verantwortlichen in ihren Handlungen einer gewissen Zwangsläufigkeit unterworfen waren, die, gepaart mit der Unfähigkeit der Monarchen resp. Verantwortlichen, zu verhängnisvollen Entscheidungen führten. Es scheint, als sei sich niemand im Klaren darüber gewesen, welche Folgen das Verschwinden der Habsburger Monarchie zum Beispiel für die weitere politische Entwicklung haben würde. Dieses Phänomen der Missachtung möglicher Entwicklungen ist auch in der heutigen Politik in aller Welt zu beobachten. Nur fehlten zur damaligen Zeit die internationalen Mechanismen, um die aus der Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand in Sarajevo e

1914-1944

Während es im ersten Weltkrieg im Westen lange nichts Neues gab, außer dass immer für das Vaterland gestorben wurde, ereignete sich vor 70 Jahren dort auch nichts Entscheidendes. Der Zweite Weltkrieg war durch die Dauerbombardements der alliierten Luftwaffen auf Deutschland und durch den bedingungslosen Widerstand der Roten Armee im Osten, gestützt durch unaufhörlichen Materialnachschub aus den USA, für Hitler bereits verloren. So mag der 6. Juni als Festdatum für die an der Invasion in der Normandie teilnehmenden Länder gelten, wesentlich entscheidender war es, dass 1914 vom Deutschen Reich ein Krieg erklärt wurde, für dessen Niederlage im Westen es 1918 mit aller möglichen Arroganz der Sieger abgestraft wurde. Dabei war Deutschland im Felde unbesiegt geblieben. Das sah 1945 naturgemäß anders aus, denn wenn ein Spieler mit seinem Volk als Einsatz Roulette spielt, dann ist der Totalverlust wahrscheinlich. Als Folge ist sich heute kein Land der Welt zu schade, sich auch den Sieg über De

T.C.Boyle - San Miguel (That is.)

San Miguel ist eine heute unbewohnte kleine Insel vor der Küste Kaliforniens. Dies war bis 1948 nicht so. Schafzüchter bewohnten die Insel. Der Roman basiert auf den Geschichten der Familien Waters und Lester, die zu unterschiedlichen Zeiten auf der Insel lebten. Beiden Familien ist es gemein, dass sich auf San Miguel jeweils die Männer ihren Unabhängigkeitstraum verwirklichten. Während Captain William G. Waters, ehemals Drucker bei einer Zeitung in San Francisco, nach der Heirat der lungenkranken Witwe eines wohlhabenden Kaufhausbesitzers deren Geld nutzt, um sich in den Besitz der Insel zu bringen, ist es bei Herbert Lester ein Freund, der ihm in den unsicheren Zeiten der Weltwirtschaftskrise eine einigermaßen sichere Existenz bietet. Er verpachtet ihm die Insel. All das ist nachzulesen, u.a. in der Geschichte der Insel San Miguel auf   http://lestersstore.wordpress.com/2011/10/22/history-of-san-miguel-island-and-the-lester-family/ und der Biographie von Nichalas C. Creede: http://en

Ringgeist - Deutschland wird kinderfreundlich!

Staunend lese ich, worüber ich mich früher aufgeregt habe. Am 4.10.2006 war es mal wieder eine Fernsehsendung, in der sich einige Protagonisten wider einmal sehr pauschal zu Fragen der ureigensten individuellen Lebensplanung äußerten. Mehr noch als heute wurde auch an der Wiederaufbau-Legende gestrickt. Wollte man sich heute über derartige Sendungen noch echauffieren, so würde man seines Lebens nicht mehr froh. Die allgemeine Konsumhaltung, und auch meine, hat sich eben geändert. Eine sehr vergnügliche Runde gab es letztens in der NDR Talk Show zu beobachten. Man diskutierte entspannt über das Thema „Kinderkriegen“. Vor allem Professor „Generalissimus“ Bodo Kirchhof setzt ja eindeutig auf die Wachstumskarte. Woher das Wirtschaftswachstum kommen soll, erläutert er freilich nicht. Dann hatten wir da noch Ursula Monn, Schauspielerin ihres Zeichens, die gern Ratschläge erteilt nach eigenem Bekennen. Was man allerdings zum Thema zu hören bekam, war für das deutsche Fernsehen schon interes

J.R.R. Tolkien - Der Hobbit

In erster Linie ist dieses Buch ein Märchenbuch. Es sind die Erinnerungen des Hobbits Bilbo Baggins an seine Reise zum Lonely Mountain, an der er mehr oder weniger unfreiwillig teilgenommen hat te . Die Mission dieser Reise lautete :  das Reich der Zwerge, von einem bösen Drachen besetzt, soll zurück erobert werden. Dazu hat der Zauberer Gandalf neben dem Zwergenkönig Thorin Oakenshield und dessen Gefährten nun geradewegs den keineswegs aberteuerlustigen Bilbo Baggins ausgewählt, der im Auenland der Hobbits bis dahin ein sehr beschauliches Dasein erleben durfte. Gesucht wird ein unauffälliger und mit unbekannten Fähigkeiten ausgestatteter Zeitgenosse, der sich  zum Einbrecher eignet. Entdecke die Möglichkeiten, könnte das Motto sein. Das gemütliche Heim von Bilbo wird zum Schauplatz   einer launigen Feierrunde. Deren unfreiwilligem Gastgeber wird ein Vertrag vorgelegt, den er zunächst ablehnt. Als die Gesellschaft der dreizehn Gefährten am nächsten Morgen tatsächlich mit Gandalf abgere

Heiliger Samsung

Wie hieß es doch bei Til Schwaiger im Tatort: mach das Handy aus, er kann uns orten. Wer immer dieser Er ist (vermutlich ein böser und dunkelbärtiger Mann), er findet sicher eine Möglichkeit, mit meinem Handy zu kommunizieren. So, nun habe ich mein Sam- und es hat sung gemacht. Obwohl auch ich eigentlich genug Waren in meinem Haus habe, bin ich der Versuchung erlegen, mir ein sogenanntes Smartphone zuzulegen.  Und habe mir damit einen einen weiteren Computer angelacht.  Was dieser kann, ist erstaunlich. Ob ich das will, ist etwas anderes. Was es macht, ist häufig nicht von mir gesteuert. Das Ding blinkert und flackert mit den Anzeigen nur so herum, sobald ich es irgendwo berühre. Ich werde über den Aktienkurs von Samsung oder wahlweise Yahoo informiert, schön. Ich kriege Nachrichten gezeigt, auch gut, aber wo bitte geht es zum Telefon?  Durchaus möglich, dass mein Mobile mal eben eine Hotline selbstständig anruft, wenn ich es in die Tasche stecke und das Display berühre. Ja, ich weiß,

2005 - XII

Das soll es gewesen sein. Das soll es nun gewesen sein. Ich habe dem Geschriebenen nichts mehr hinzuzufügen. Freunde, Bekannte und Verwandte werden es nicht verstanden haben, warum ich so eine Site mache oder sie werden sie gar nicht kennen. Denn an die große Glocke habe ich das nicht gehängt. Meine Feinde, so ich welche habe, werden ihre Munition gesammelt haben. Aber der größere Teil wird meinen Geschreibsel neutral gegen über gestanden haben. Wie auch immer, letzteres ist sowieso das Beste, was einem passieren kann. Es ist z.b. nicht angenehm, Anrufe zu erhalten, die einen dazu auffordern, eine Verlinkung zu entfernen Da ich das Schlüsselwort Charts für Musikcharts in die Suchmaschinen eingegeben habe und jemand dann vermutete, ich würde in Konkurrenz zu dessen Onlineangebot Kurscharts für Aktien etc. anbieten, musste ich den Link auf besagtes Onlineangebot entfernen. Das Schlüsselwort habe ich auch gleich mit entfernt. Man sieht dann, was die Welt wirklich bewegt: der Verlauf des G

2005 - VIII

Jurek Becker las 1977 in der Buchhändlerschule in Frankfurt am Main. Die Begeisterung für diesen Schriftsteller war mir damals fremd, heute kann ich sie verstehen. "daß er und .... sich darin einig sein, in einem minderwertigen Land zu leben, umgeben von würdelosen Menschen, die ein besseres nicht verdienten. ... Es sei zwar richtig, daß der Aufseher hart bestraft werde, wenn sie ihm einem Gericht übergäben, aber warum? Doch einzige deshalb, weil zufällig die eine Besatzungsmacht das Land erobert habe und nicht die andere. Wenn die Grenze nur ein wenig anders verliefe, dann wären dieselben Leute entgegengesetzter Überzeugung, hier wie dort. Wer stark genug sei, könne diesem deutschen Gesindel seine Überzeugungen diktieren, ob er nun Hitler oder sonstwie heiße." Entnommen aus: Jurek Becker: Bronsteins Kinder

Wunderkindle?

Ja, auch ich als Buchfreund habe mich mit dem Kindle angefreundet. Da es mir schon immer auf den Inhalt und nicht das Buch an sich angekommen ist, war das zunächst ein leichtes für mich. Ich habe aber dennoch die kostengünstigste Variante gewählt, weil ich glaubte, ganz puristisch ohne viel Schnickschnack auszukommen. Das ich das mittlerweile bereue, liegt daran, dass ich gern im Netz recherchiere und dort relativ viele interessante Texte im PDF-Format vorliegen. Zwar ist es praktisch, dass man diese nach dem Speichern rasch per Email zur Verfügung hat, aber das Lesen ist nun mal, wenn man den Touchscreen gewohnt ist, mühselig. Zwar lässt sich die Schrift beliebig vergrößern, aber man ist dann relativ häufig zum Scrollen gezwungen und das ist recht aufwändig. Die Tasten sind schwergängig, man fühlt sich in eine frühere Zeit versetzt. Selbst das Blättern der Seiten braucht eine gewisse Fingerkraft. Nun ja, könnte man meinen, ein Kindle ist ja auch zur Lektüre von Büchern und damit orden