Freitag, 28. Februar 2014

Ringgeist - Thank You for using Bahncard of Deutsche Bahn

Der nachfolgende Text stammt nicht von mir. Das ist vermutlich auch der Grund, warum er mit 164 Zugriffen den letzten Platz der Top 25 des Blogs erreichte. Der 9.12.2008 beschließt ein beitragsarmes Jahr 2008, das zugleich mit unglücklichen Verliebtheiten in meiner Erinnerung bleiben wird.


Sehr geehrte Kundin, sehr geehrter Kunde,

vielen Dank, dass Sie uns geschrieben haben.

Seit einigen Tagen erreichen uns außerordentlich viele Briefe und E-Mails unserer Kundinnen und Kunden. Obwohl uns Ihr Schreiben bereits seit einiger Zeit vorliegt, sind wir trotz aller Anstrengungen derzeit leider nicht in der Lage, auf Ihr Anliegen individuell einzugehen.

Bitte entschuldigen Sie diese Ausnahmesituation und die Ihnen hierdurch evtl. entstehenden Unannehmlichkeiten.

Wenn Sie weitere Fragen haben, rufen Sie uns bitte an. Wir sind täglich in der Zeit von 6:00 Uhr bis 23:00 Uhr unter der Rufnummer 0180 5 340035 (14 ct/Min. aus dem Festnetz, Tarife bei Mobilfunk ggf. abweichend) für Sie erreichbar. Bitte rechnen Sie jedoch damit, dass sich aufgrund des zur Zeit sehr hohen Anrufvolumens leider auch hier Wartezeiten für Sie ergeben können

Wir bitten um Ihr Verständnis für diese Situation.

Mit freundlichen Grüßen

Donnerstag, 27. Februar 2014

Ringgeist - Politisches Kabarett – Die Stunde der Experten

Nicht gut drauf war ich damals in Berlin. Die Zeit war für eine Rückkehr noch nicht reif. Vom 2.12.2008 stammt meine damalige Beschwerde

Das Kabarett dient der Volksbelustigung, man mag dort stellvertretend seine Wunden lecken oder aber sich selbstquälerisch geißeln lassen. Sofern es die Nebenwirkung hat, die Gesundheit zu stärken, ist es gut. Auf jeden Fall bringt es Geld in die Kasse.
Wie in vielen Arztpraxen wissen die Künstler sicher nicht, welches Personal im Vorzimmer ihre Kunden abfertigt. Sonst würden sich die Kabarettisten sich sicher mal Gedanken machen über folgende Anekdote.

Anlässlich eines Berlin-Besuches bestellte ich drei Karten für eine Vorstellung, für die angeblich nur noch 15 Karten zu haben sind. Ich lasse mir die Reservierungsnummer geben und bin guten Mutes, meine Karten bis 19 Uhr an der Kasse abholen zu können. Gesagt, getan, so dachte ich. Die Berliner Distel liegt an der Friedrichstraße neben einer Baustelle, das Haus ist schmal und für Ortsunkundige leicht zu übersehen, zumal daneben der Admiralspalast thront. Kurz und gut, obwohl gegenüber der Station Friedrichstraße gelegen, verlaufen wir uns und auch Einheimische wissen nicht immer den genauen Weg. So kommt es, dass wir erst nach 19 Uhr im Admiralspalast eintreffen, wo es die Karten auch für die Distel gibt.

Als ich meine Reservierungsnummer aufsage, will der Mann an der Kasse meinen Namen wissen. Dann habe ich blitzschnell drei Karten für je 15,- Euro an der Backe. Noch beunruhigt mich das nicht, denn am Telefon sagte man mir ja, von allen Plätzen aus bestehe gute Sicht.

In der Distel soll es nun laut Beschreibung ein Büfett geben, wo man kleine Snacks genießen kann. Der Einlass ist jedoch erst 45 Minuten vor Beginn der Aufführung.
Als wir schließlich hinein dürfen, gibt es in der Bar keine Spur von einem Büfett.
Die Berliner Aids-Hilfe fordert uns einen Obolus ab, den man auch als Voreintritt werten könnte. Die Dame am Einlass bittet uns, es sich auf den Plätzen gemütlich zu machen.
Wir sind jedoch schnell ernüchtert, wir haben die Plätze 1 – 3 im rechten Rang bekommen und das sind die schlechtesten Plätze im ganzen Theater. Platz 1 liegt verdeckt hinter der Beleuchtung, hier kann man allenfalls was hören, aber nichts sehen, es sei denn, man steht.
Platz 2 hat eine Zweidrittelsicht auf die Bühne und auch Platz 3 bietet nur dann die volle Sicht, wenn man sich vor beugt. Zudem sitzt man recht eng mit dem Rücken zur Wand.
Wir beschließen schnell, dass so etwas sein Geld nicht wert ist. „Kennen Sie denn das Theater nicht?“ fragt die Dame am Einlass erstaunt. Nein, woher, aber nun wissen wir, dass wir die schlechtesten Plätze aufgrund unserer Unkenntnis nehmen sollen.
Ich will die Karten zurück geben, das wird vom Mann an der Kasse lapidar abgelehnt. Die Vorstellung sei allerdings ausverkauft, ich solle die Karten doch so verkaufen. Ich zweifle, ob mir das am Eingang des Admiralspalastes gelingen möge. Meine Begleitung reklamiert hartnäckig und argumentiert völlig emotional. Skandal und Unverschämtheit sind die gelindesten Ausdrücke, die ich höre. Hinter den beiden Damen bildet sich allmählich eine Schlange von Kartenabholern, obwohl es bereits weit nach 19 Uhr ist. Einer der Berliner Herrschaften mosert dann auch relativ schnell los, man soll doch den Platz freigeben, schließlich wolle man doch seine Karten abholen. Der Mann an der Kasse reagiert immer noch nicht. Jemand Verantwortliches wird verlangt, nun soll dies ein Mann an der Bar sein. Ich führe ein kurzes Zwiegespräch mit meiner Frau. Steht auf den Karten, dass die Rücknahme ausgeschlossen ist?
Nein, das steht da nicht. Wir weisen darauf hin, nachdem wir den Herrschaften Platz gemacht haben, um sich ihre Karten geben zu lassen. Ein zweiter Mann taucht auf und bevor sich alles zum Skandal entwickelt, geht es plötzlich ganz schnell. Wir geben die Karten zurück und bekommen unser Geld. Der Abend kann beginnen. Welcher Experte war hier am Werk?

Dienstag, 25. Februar 2014

Ringgeist - Ideen

Vorausschauend habe ich mich am 21.11.2008 in meiner gewohnt flapsigen Art mit mehreren Themen gleichzeitig beschäftigt. Alles nur angerissen, nix zu Ende gedacht, alles nur

Ideen - haben unsere Politiker viele. Nun will unsere geschätzte Familienministerin zum Schlag gegen die Kinderpornographie ausholen. Holla, frage ich mich da, ist das nicht ein wenig zu spät? Aber die gute Idee wird lanciert nach dem Motto, es ist nie zu spät ..
In Politikerkreisen kursieren durchaus schnellere innovative Ansätze, etwa die Stützung von Opel, eine Firma, die noch nicht einmal deutsch ist. Der Steuerzahler soll die Wirtschaft kaufen und sie behalten, solange sie verlustreich ist. Nur wovon tut er es, von Hartz IV?
Ein bisschen Maso mag ja anregend sein, aber allmählich wird es langweilig. So langweilig wie das Gerede gutsituierter Talker bei Herrn Kerner: über die Armut der Gesellschaft und das man etwas tun müsse.. Aber wir wissen ja, der Fisch stinkt am Kopf zuerst.

Montag, 24. Februar 2014

Ringgeist - Gänsehaut

Da habe ich mich am 21.10.2008 ganz schön aufgeregt. Das beschriebene Phänomen hat sich allerdings leider nicht in Luft aufgelöst, sondern mannigfach vermehrt:

Gänsehaut gibt es reichlich im deutschen Fernsehen und das ist der eigentliche Skandal. Gänsehaut passt gut zu Gänsen, aber wer will Gänse im TV? Die Sender offensichtlich, sie geizen mit Personal und nehmen immer die gleichen Hackfressen für ihre Präsentationen. Irgendwann hat dann jede einen Kultstatus. Und da ist der nächste Skandal: es reicht aus, seichte Witzchen mit ein bisschen Originalität zu paaren und schon ist man kultig a la Mario Barth oder man darf sogar seine Meinung zur Finanzkrise sagen wie Dieter Bohlen als der Ratgeber der Nation. Und das ist die eigentliche Scheiße, Herr Reich-Ranicki. Aber: unterliegen nicht auch Literaturpäpste dem Kultstatus? So, nun habe ich wieder ein dickes Dünnbrett gebohrt.

Sonntag, 23. Februar 2014

Ringgeist - Der lustige Johannes B.

Nun räubere ich weiter mein Grab aus (besser als sich seins zu schaufeln) und finde vom 19.8.2008 einen Text, der mir in Erinnerung ruft, wie lange mir dieser Bruder Johannes (der mit der fettarmen Wurst) schon auf den Zeiger geht. Er hat allerdings längst schon würdige Nach-Brüder gefunden.

Anscheinend geht es nicht im deutschen Fernsehen ohne den lustigen Johannes B. Kerner.
So lässt er seine Co-Moderatorin Müller-Hohenstein (das zweite Rad am Wagen in den Olympia-Highlights des Z.D.F.) nun am 20.8. allein und jettet eigens für die Übertragung des bedeutungsvollen Fußballspiels zwischen Belgien und Deutschland mal eben zwischen Peking und Deutschland hin und her. Der wichtigste Moderator ist wohl unersetzlich. Da hatte man schon still gehofft, nach dem unsäglichen Interview mit dem Läufer Johnson würde er wenigstens aus dieser Sendung verschwinden, nix da, am Freitag ist er wieder dabei.
Diesen Star des innovativen Nachfragens will sich das Z.D.F. offensichtlich weiter gönnen.
Selten habe ich so eine blöde Frage („Haben sie gedopt?“) gehört. Jetzt frage ich ihn einfach mal, so lautet das kindlich verspielte Credo. Im gleichen Interview kommt dann noch die Frage, wann der nächste Rekord fällt. Scheinheiliger geht es nicht beim Zweiten Doping Fernsehen? Wo ist der Respekt vor eingeladenen Gästen? Vor einem Michael Johnson, den ich schon allein wegen seinem aufrechtem Laufstil verehre. Warum lädt man jemanden ein, den man für einen Betrüger hält, dennoch will man sich aber im Glanz seiner Taten sonnen.
Mit dem Zweiten ist eben gar nichts besser. Das Beste ist noch die kurz berockte Müller-Hohenstein, die froh ist, dass der lustige Onkel morgen mal Pause hat, leider ist das keine Sendepause, denn er leiert die Fußballübertragung zu.

Freitag, 21. Februar 2014

A Mensch

In Deutschland, ja, da musst Du Dich beweisen,
bist ein Mensch auf vielen Reisen.
In Deutschland, ja, Du wirst es bald erkennen,
musst als Mensch Du Dich benennen.

Du bist allein und ohne Macht
noch lang kein Mensch,
dies sei bedacht.

Donnerstag, 20. Februar 2014

Ringgeist - WEG - Eigentümergemeinschaft

Um Eigenheiten einer besonderen Gemeinschaftsform geht es am 24.7.2008, wo ich schätzungsweise gerade wieder eines dieses beliebten Events hinter mir hatte.

Eine Eigentümergemeinschaft kann in der Tat etwas Besonderes sein, das Wort eigen mag dies andeuten. I.d.R. ist es aber eher eine gewöhnliche Gemeinschaft, denn eigen heißt hier, man kümmert sich um seine eigenen Interessen und nicht um die der anderen.
Das hört sich gemein an, ist aber logisch. Weder die Wort –tum oder –tümer noch das Wort
-schaft haben eine erkennbare Bedeutung. Eigen und gemein dagegen sind Eigenschaften, die ohne die jeweiligen Anhängsel -tum oder –tümer und –schaft einen klaren Sinn ergeben, mit ihnen eine fragwürdige Konstruktion beschreiben: die Eigentümergemeinschaft.
Den Eigentümern einer Eigentümergemeinschaft gehören nur die nicht tragenden Wände eines Hauses. Diese eher eigene Art des Eigentums haben sie mit den anderen Eigentümern  desselben Hauses gemein. Sie haben also alle etwas gemein und sind es nicht. Das allgemeine Eigentum am Haus besitzen sie alle, also nicht einzeln, weshalb das einzelne Eigentum als Sondereigentum abgegrenzt wird. Das heißt aber nicht, dass jeder auf das allgemeine Eigentum die gleichen Zugriffsrechte hat, denn es gibt das Sondernutzungsrecht. Das wird einigen Eigentümern beim Kauf eingeräumt.
So gemein ist die Eigentümergemeinschaft also nicht. Sie ist vielmehr eine Spielwiese zum Ausleben jedweder Eigentümlichkeiten in einer Gemeinschaft.
Deren Sonderbarkeit offenbart sich jedes Jahr mindestens einmal bei der Eigentümerversammlung.

Mittwoch, 19. Februar 2014

Ringgeist - Der Ballack ist ab

Auch heute noch ist das "Gas geben" oder das "Alles geben" sehr beliebt in aller Munde. Am 1.7.2008 war die Fußball-EM mal wieder vorbei und wir (also Ballack & Co.) Zweiter.

Die Bedeutung so mancher Namen wird gern erforscht. Ballack könnte zum Beispiel für einen Menschen stehen, der gern in den Acker ballert. Aber sind unsere Fußballer überhaupt Menschen? Sie haben jedenfalls Unmenschliches geleistet, mussten sechs Mal in drei Wochen Fußball spielen und zum Schluss wollten sie für uns laut BILD alles geben.
Das deutet ja wieder darauf hin, dass es keine Menschen sind, denn das wäre ein für Menschen untypisches Verhalten, für andere etwas geben zu wollen..
Andererseits kann das „Alles geben“ auch so gestaltet sein, dass man sich hinterher fragt, was man bekommen hat. Ein Überraschungsei beispielsweise, bei dem man nach dem Auspacken feststellt, dass man wochenlang nicht auf dem Balkon gesessen hat, auch wenn es draußen schön gewesen wäre oder seinen PC vernachlässigt hat (ganze Korrespondenzen wertvoller Emails konnten so nicht weiter geführt werden) und das alles nur, um hinterher Zweiter zu sein und die falsche Fahne am Auto zu haben. Aber manche Leute feiern auch das und sehen so wenigstens, wie ein Herr Pocher mit Stimmungsliedchen Geld verdienen will.
Der Fußballer Ballack fand den zweiten Platz jedenfalls so zum Kotzen, dass er sich gar nicht bei den Fans bedanken wollte. Er hat übrigens nicht auf dem Acker geballert, sondern auf dem Rasen die Spanier angeschossen. Einmal hat er sogar den Kopf genommen und für uns geblutet. Das ist wirklich übermenschlich und nun ab in den Privatjet mit dem Herrn Ballack,
damit er sich erholen kann vom Ballern. Ballern kommt wohl von Ball?
Wer weiß, ich habe jetzt wieder mehr Zeit für Nachforschungen, obwohl ich innerlich sehr kraftlos bin. Es waren immerhin sechs Spiele in drei Wochen.

Dienstag, 18. Februar 2014

Ringgeist - Tangasong_Podolski

Trotz dieses schönen Titels interessierte auch dieser Beitrag vom 11.6.2008 zum Glück kein Schwein.

Das mit dem Arschwackeln kommt eigentlich immer gut, auch die Werbung für das Waschmittel wird dadurch interessanter. Vielleicht könnte man einen Decoder erfinden, der bei Wortwiederholungen im TV automatisch die Szene ausblendet und stattdessen ein paar Arschwackler zeigt. Zum Beispiel, wenn Reporter immer wieder erzählen, wie toll es ist, dass Podolski an seine polnische Heimat denkt und was für eine Größe das war, auf den Torjubel zu verzichten.
Es gäbe aber weitere Verwendungsmöglichkeiten, Einblendung, wenn Ben Wettervogel vor der Wetterkarte herum lamentiert oder als Filter für schlechte Kleidung bei Sat1-Morgenmagazinmoderatorinnen. So ein Arschwackeln zur rechten Zeit finde ich, bekommt da richtige Qualität.

Montag, 17. Februar 2014

Ringgeist - Disappear

Die Aufräumarbeiten auf dem AfE-Turm-Gelände in Frankfurt gehen weiter und so räume auch ich meinen alten Blog. Hier liest sich vom 27.5.2008 mal wieder was über den ehemaligen Grand Prix d'Eurovision.

Wenn der Grand Prix d'Eurovision einen Sinn erfüllt hat, dann den, das Interpreten verschwinden, die sonst nicht verschwinden wollen. Im Vergleich zu zahlreichen anderen Beiträgen wurde klar, wie gut oder besser schlecht die "No Angels" noch performen können. Das Deutschland als Zahlmeister der Veranstaltung weiter dabei bleibt, ist wohl unumgänglich. Schließlich haben wir den Krieg verloren und müssen jetzt die anderen Länder von unserem unerbittlichen Siegeswillen überzeugen.
Wollt ihr den totalen Krieg? Ja, aber bitte mit Sahne.

Sonntag, 16. Februar 2014

Ringgeist - Wo her?

Kein Aprilscherz dieser Gedanke vom 4.4.2008, eher eine Momentaufnahme meines damaligen Denkens.

Das "Woher" ist in Deutschland eine wichtige Frage. Dabei gibt es genug Plätze zum Wohnen.
Es sind alles nur Orte, in denen wir unsere Zeit verbringen, Kulissen und Staffagen, große und kleine Showbühnen, aber wo bin ich zuhause? Da muss ich warten, bis ich vier blaue Augen wieder sehe, dann fällt es mir wieder ein.

Samstag, 15. Februar 2014

Ringgeist - Konzept

Dieses Thema entstand am 8.3.2008, da stand der Frühling nicht nur an, sondern auch Pate. Offensichtlich begann ich meinen Lebensmut wieder zu gewinnen.

Sie setzt sich mir gegenüber, ich weiß nicht, ob sie Ohrhörer drin hat, will nicht aufdringlich hinsehen. Da ich auf jemanden warte, schaue ich von meinem Außenplatz auf den Gang, mehrfach. Sie folgt meinem Blick. Während ich meinem MP3-Player lausche, sehe ich aus dem Fenster. Kahle Bäume fliegen vorbei. Im Fenster spiegelt sich ihr Gesicht. Sie sieht auch hinaus. Ihr Augen sind groß, ihre Pupillen scheinen auf einer großen, weißen Fläche zu schwimmen, wenn sie die Blickrichtung wechselt. Es ist ein junges Mädchen mit halblangen blonden Haaren und einem glatten Gesicht, kein Allerweltsgesicht, eher das einer wissenden Unschuld. Aber das ist Interpretation. Ich muss mich konzentrieren, meine Gedanken fliegen und kreisen irgendwann um die Vorstellung, wie gut das männliche und das weibliche Geschlechtsorgan harmonieren können. Völlig ohne den übrigen Körper funktionieren, er umschlungen von ihr, das kann doch alles nicht wahr sein. Wieso denke ich so etwas. Wieder sehe ich den Gang hinunter, sie merkt es. Es ist absurd, was denke ich hier? Sie ist sicher wirklich gut. Ich bewege den Mund, weil ich die Anspannung lösen muss, sonst würde ich beginnen, zu grinsen. Sie gähnt, nimmt aber die Hand nicht vor den Mund. Ihr Zähne, ihre Zunge, alles liegt vor mir. Dann holt sie einen Lippenstift aus der Handtasche, zieht nach.
Warum kann ich nicht einfach schön unbeteiligt tun? Sie beobachtet mich unbeobachtet, meine neue Brille, mein offenes Jackett, meine Hände? Wohin mit den Händen, bloß nicht auf die Hose. Ich falte sie, wie zum Gebet. Die Travelling Wilburys spielen. "He loves your sense of humour" etc. Gott sei Dank, sie holt jetzt eine Zeitschrift aus ihrer Tasche und beginnt zu lesen. Hat sie etwa eine dunkle Brille auf? Im Fensterspiegel sieht das so aus, würde ihren Blick erklären. Aber in natura hat sie nicht. Es sind einfach ihre dunklen Augen und die Schminke, die so wirkt.. Sie lacht, ihre Zahnreihe oben liegt frei. Ich sehe ihren roten Mund und die Zähne darin, wie bei einem Hai, der immer näher kommt. Der Mund steht etwas vor.
Ich drehe meinen Kopf schräg nach oben, aber da ist niemand, sieht sicher albern aus. Gleichzeitig versucht meine Kiefermuskulatur, mir ein Grinsen zu erlauben. Das ist zu gut, ich möchte lachen. Es springt aber nur eine Übung für den Unterkiefer heraus. Ich tue so, als müsste ich was kauen und schlucke. Sie hat sich vom Lachen erholt und liest weiter. Dann sieht sie geradeaus, ja, ich müsste jetzt mal nach der verabredeten Person auf die Suche gehen. Will in die Unverbindlichkeit zurück, beobachte einen Mann beim Einsteigen und Platz nehmen. Dabei sieht sie mir zu. Jetzt eine kleine Drehung und ich bin direkt in ihren Augen. Sie scheinen hellbraun zu sein oder ist es grau, noch nicht einmal das kriege ich heraus.
Nun stehe ich auf und gehe. Zum Glück bin ich angezogen.

Freitag, 14. Februar 2014

Fliegende Gedanken oder Dr. Mahn's Flying Circus

Was mit meinem Gehirn los ist, weiß ich nicht. Es hat sich von mir zeitweise verabschiedet. Führt ein Eigenleben, getrennt von mir und meinem täglichen Leben. In Stress-Situationen spielt es mir meine Lieblingsmusik ein, zum Durchhalten. Das ist angenehm, das hat es schon immer gemacht.
Nun aber trifft es eigenständige Verabredungen mit meinem Vater, der immer irgendwo anders auf mich wartet. Es begegnet einem ebenso verstorbenen alten Arbeitskollegen oder lässt mich ganz einfach in aussichtslosen Situationen stecken. Auch lebende Personen werden in dieses Spiel glaubhaft mit ein bezogen. So wurstele ich fremden Autos herum, die ich nicht anhalten kann und wenn doch, dann kann ich nicht aussteigen. Befinde ich mich in mir sehr vertrauten gemütlichen Kasseler Kneipen, in die mich mein Vater als Jugendlichen am Samstagabend immer mitgenommen hatte. Sogar der Dialekt der Leute stimmt. Nur der Blick aus dem Fenster zeigt einen Fluss mit einer fremden Skyline. Irgend etwas stört die Harmonie immer.
So stolpere ich weiter durch Hotelräume, ohne den Ausgang zu finden. Werde in einem der Zimmer festgehalten und bloß gestellt, kann den Irrtum aufklären und erhalte eine wohlwollende Genehmigung zum Verlassen des Platzes, Letzteres gelingt mir freilich nicht.
So gestärkt, im Bewusstsein einer überbordenden Phantasie, deren Inhalte ich nur meist vergesse, sitze ich im Wartezimmer eines Orthopäden und warte. Warten nicht auf Godot, sondern auf Dr. Mahn, den ich niemals zu sehen kriegen werde. Die Arzthelferin meint dazu, dass ich ja die freie Arztwahl hätte.
Mein Gehirn hat also nicht ganz unrecht mit diesen ganzen Einspielungen. Das Leben ist zu surreal, als das man allein damit leben könnte. Ich will ihm dankbar sein für seine Projektionen. Solange es mich nicht dazu bringt, mir mit meinem Afterschave die Zähne zu putzen oder mit der Zahnbürste meine Haare zu frisieren, ist alles gut.
      

Donnerstag, 13. Februar 2014

Ringgeist - Roland, der Koch

Im Jahr 2008 standen Landtagswahlen an. So lag die Vermutung nahe, dass die Presseberichte über jugendliche U-Bahnschläger nicht ganz zufällig in den Mittelpunkt der Berichterstattung gelangten. Am 11.1.2008 machte ich mir die folgenden Gedanken. Der sympathische Politiker menschelt inzwischen ein bisschen mehr und verdient seine Brötchen in der Baubranche. Angie sei Dank!

Plötzlich tauchen sie auf. die jugendlichen Schläger mit Migrationshintergrund, plötzlich wie der Feinstaub. Dem Roland sei’s gedankt, er hat zur Landtagswahl in Hessen mal wieder seinen Giftschrank geöffnet und einen absoluten Evergreen ausgegraben. Fast könnte man meinen, die Frankfurter Schläger hätten Geld für ihre Aktion bekommen, denn nun rauscht es gewaltig im Blätterwald und in den Medien. Fast jeden Tag wird irgendwo her irgendein Vorfall gemeldet.
Neu ist das aber gar nicht. Seit Jahren schon werden die Sitze von U-Bahnen aufgeschlitzt, Scheiben eingeschlagen und beschmiert. Das man zu gewissen Uhrzeiten besser nicht die U2 ab Bonames benutzen sollte, ist auch Allgemeinwissen. Aber auch woanders ist es nicht besser. In Bad Vilbel mühen sich die Handwerker, die Schmierereien zu entfernen, die nachts wieder neu am Nordbahnhof angebracht werden.
Wer sein Eigentum nicht schützt, dem wird es genommen oder es wird zerstört. Notfalls schlägt man den, der sich entgegen stellt. Das ist doch leicht zu verstehen. Wir haben nun mal eine Menge Menschen im Land, die nicht hier sind, weil sie Deutschland so schätzen, sondern weil es hier, so oder so, mehr zu holen gibt als in ihrer Heimat. Multi-Kulti ist Quatsch, denn Multi-Kulti kann keine Identifikation bieten. Dazu kommt, dass auch die Deutschen selbst das Gemeinschaftseigentum nicht sonderlich pfleglich behandeln. Woher also sollen Ausländer die Achtung vor unserem Gemeinschaftseigentum nehmen? Man mag auf Vernunft setzen, helfen wird dies bei Problemfällen kaum. Deswegen ist der Schutz der Stationen und des Personals durch Sicherheitspersonal und Überwachung die einzige Lösung. Und da wird auch Roland Koch kaum helfen. Denn in unserer Gesellschaft ist es wichtig, Personal und Kosten zu sparen und die Menschen lieber sich selbst zu überlassen. Eher bürdet man einem U-Bahn-Fahrer noch mehr zusätzliche Aufgaben auf, um die Fahrgäste zu schützen und denkt über eine Untertunnelung einer U-Bahnstrecke nach, weil ein paar Idioten nicht begreifen, dass sie den Fußgängerüberweg nutzen sollen oder meinen, sie hätten keine Zeit dazu, als das man beim Thema Sicherheit endlich mal klotzen würde. Da brächte zwar jede Menge Arbeitsplätze, aber es muss ja gespart werden.
Ändern wird Roland Koch nichts, aber er will ja auch in erster Linie Ministerpräsident bleiben. Das ist ein ganz mickriger Hintergrund.

Montag, 10. Februar 2014

Ringgeist - Singe, wem Gesang gegeben

Ein Dauerbrenner, die Medien und hier insbesondere das Fernsehen, beschäftigten mich und so ist dieser fast schon historische Rückblick vom 14.2.2008 erneut zu lesen.

Das gilt heutzutage nicht mehr. Nun singen sie wieder, statt im Schrank zu bleiben, die unvergesslichen Superstaranwärter bei Herrn Bohlen. Das er sie lächerlich macht, ist nur gerecht. Schließlich moderieren im Z.D.F.-Morgenmagazin ja auch Leute, die es nicht können. Da macht sich keiner drüber lustig. Erst nehmen soll man die Veranstaltung, die vor langweilig holprigen Moderationen nur so strotzt. Das einzig Interessante war heute der "Heidi Klum-Look" von Patrizia Schäfer. Scheint da so ein bisschen unterdrückte Verruchtheit auf? Dieser Frage mag ich mich mehr hingeben, als dem Thema Valentinstag. Ein Kommerzfest, was im öffentlich-entrechteten Fernsehen natürlich unbedingt seinen Platz braucht. Wenigstens war Volker Kauder heute morgen mal nicht da. Auch mit dem Ersten sieht man anscheinend nicht besser. Frank Plasberg beschäftigte sich mit Thema "Sind die Deutschen zu dick?" Haben wir keine anderen Sorgen, fragt man uns nicht. Vielleicht ist es doch gut, Star zu werden, dann kann man nämlich herausgeholt werden.

Samstag, 8. Februar 2014

Ringgeist - Die Weihnachtsordnung

Kaum zu glauben, in nur 10 Monaten werden wir uns wieder in der Adventszeit befinden. Zeit sich über eine Regulierung der wunderbaren Weihnachtsfesttage zu machen. Meine Gedanken vom 18.12.2007 waren jedenfalls überaus erfolgreich: sie érreichten die Top-Liste meines Blogs.

Das Abspielen von Weihnachtsliedern vor Heiligabend sollte bei Strafe verboten werden. Auch die sogenannte weihnachtliche Musik gehört dazu, das vorzeitige Funkeln von Kinderaugen ist damit vermeidbar. Es kommt nun wieder die Zeit, wo alles, was mit Weihnachten nichts zu tun hat, im Vordergrund steht. Schnell muss noch geschäftlich was erledigt werden, weil man zwischen den Jahren ja Urlaub hat. An den Wochenenden entspannt man dann auf dem Weihnachtsmarkt bei billigem Glühwein und fettiger Speise, nachdem man sich endlos Gedanken gemacht hat, ob alle Karten verschickt sind und ob oder wer sich was zu Weihnachten wünscht und ob es auch teuer genug ist, um anzukommen. Auf den Weihnachtsmärkten findet man die ja auch nicht. Weder auf dem Parkplatz, da wird weihnachtlich eng aneinander geparkt noch an den Ständen. Entspannen müssen aber jetzt endlos alle, weil Weihnachten ja so ein ungeheurer Stress ist und schließlich, erschwerender weise mit der Familie und den Liebsten gefeiert werden soll. Aller Orten wird dieser Tage als Kontrastprogramm der Wunsch nach Ruhe ausgegeben. Die Termine werden langsam knapp. Daher muss eine Weihnachtsordnung her: folgende Punkte seien hier zusammen gefasst zur geflissentlichen Beachtung:

1. Das Abspielen von weihnachtlicher Musik und Weihnachtsliedern ist nur am Heiligabend und am 1. Weihnachtsfeiertag zwischen 17 und 20 Uhr gestattet.
2. Das Lied „Last Christmas“ von Wham ist auf dem Index und darf überhaupt nicht gespielt werden.
3. Von Heiligmorgen ab 6.30 Uhr bis zum 2. Weihnachtsfeiertag 0 Uhr herrscht absolutes Alkoholverbot. Dies dient der Regeneration der Volksgesundheit.
4. Der Besuch von vorweihnachtlichen Weihnachtsmärkten ist nur in Begleitung von entsprechend weihnachtlich disponierten Aufsichtspersonen und/oder Vorgesetzten gestattet.
5. Der Besuch gemäß Punkt 4 darf nicht mit dem eigenen PKW erfolgen.
6. Da Weihnachten ein Familienfest ist, darf es auch nur mit der Familie gefeiert werden. Es herrscht daher Ausgangssperre, die lediglich am Heiligabend zum Einkauf weihnachtlich erforderlicher Lebensmittel aufgehoben wird.
7. Aus Punkt 6 ergibt sich, dass Skiurlaube erst nach dem Ende des 2. Weihnachtsfeiertags angetreten werden dürfen und vor Weihnachten beendet werden müssen.
8. Der Besuch von gastronomischen Betrieben, Kinos und anderen Spielstätten ist untersagt.
9. Jedes Familienmitglied muss mindestens ein Geschenk für ein anderes Familienmitglied erwerben, Eltern haften hier für ihre Kinder. Der Umtausch von Weihnachtsgeschenken ist verboten.  
10. Um eine sittliche Unterhaltung zu gewährleisten, dürfen an den Feiertagen Fernsehprogramme des öffentlich-rechtlichen Fernsehens gesehen werden. Alle anderen TV-Programme sind untersagt.

11. Wird gegen die Punkte 1-10 verstoßen, so werden Arreststrafen verhängt, die den täglichen Konsum von Glühwein sowie das tägliche Anhören von Weihnachtsliedern beinhalten. Die Höchststrafe wird hiermit auf ein Jahr, maximal jedoch bis zum nächsten Weihnachtsfest, festgelegt.

Donnerstag, 6. Februar 2014

"... was Sie davon haben."

Als Funktionsapostel laufe ich durch die Welt,
was nicht mehr warum, weshalb, was zählt.
Ein Apostel ohne Verkündung eben
der es liebt, einfach nur, zu leben.
Was wirklich zählt, wollen andere wissen.
Es ist das Geld, nicht das Gewissen.
Die schwarze Null greift meinen Kragen.
Funktioniert dabei ohne zu klagen.
Sicher kann man Geld nicht essen,
ohne zu sein, wäre vermessen.

Mittwoch, 5. Februar 2014

Ringgeist - Supernanny

Weiter geht die dieses Mal weniger lustige Rückschau auf den 28.11.2007, wo ein längst abgehakt geglaubtes Thema wieder auf kam. Hatte nicht meine österreichische Kollegin nicht auch gesagt, es sei schad', dass es mit mir nicht weiter ginge?

In Schwerin verhungert ein Kind in der elterlichen Wohnung , obwohl das Jugendamt zwei Wochen vorher nach Hinweis da war. Man besichtigte jedoch nur den Kinderwagen und ging, ohne das Kind gesehen zu haben. Was in der freien Wirtschaft mindestens mit der Entlassung der Verantwortlichen geendet hätte, nötigt den Verantwortlichen dort höchstens Statements à la „Da war wohl jemand überfordert.“ ab.
Stimmen werden laut, die sagen, es läge am Personalmangel und man müsse Personal und die finanziellen Mittel dafür aufstocken. Davon jedoch sei abgeraten. Wer einmal in die Mühlen des Jugendamts geraten ist, um ein Kind zu adoptieren, der weiß, mit was die Herrschaften sich dort beschäftigen. Da werden Anforderungen finanzieller und gesundheitlicher Art gestellt, die kaum ein richtiges Elternteil erfüllt. Dabei geht es in erster Linie um die materielle Absicherung, also darum, dass der Alleinverdiener genug verdient, damit eine Person zuhause bleiben kann, um sich ausschließlich um das adoptierte Kind zu kümmern.
Während potentielle Adoptiveltern so ausgeleuchtet werden, dass sie selbst schon glauben, sie würden etwas Unrechtes tun, fügt man noch eine persönliche Demütigung hinzu. Als ob die genetische Auslese nicht schon hart genug wäre, das Jugendamt versucht diese zu simulieren und heraus zu finden, ob die Person, die da vor ihnen sitzt und guten Willens ist, auch wirklich persönlich geeignet für ein Kind ist. Man kann auch "Nasenlotterie" dazu sagen.
Während die Jugendämter hier vorgeben (manchmal fragt man sich, wieso manche Leute adoptieren durften), auf der Seite der Kinder zu stehen, sieht es bei den leiblichen Kindern ganz anders aus. Hier werden die Kinder oft bis zum bitteren Ende bei den Eltern gelassen, weil diese sonst ihren sozialen Halt verlieren könnten.
Noch mehr Steuergeld für solche Erwägungen auszugeben, ist geradezu gefährlich.
Da ist jede Super-Nanny besser. Wo der Konkurrenzdruck fehlt und man nicht kündbar ist, da verliert sich der gesunde Menschenverstand in grauer Theorie und hinter Aktenordnern.
Die Jugendämter sind ein Fall für die Privatisierung.

Dienstag, 4. Februar 2014

Bitt'scheen!

Eine gewisse Frau Marolt (the unborn queen of it all) hat mich an eine österreichische Ex-Kollegin erinnert. Wenn ich mit der reden wollte, sagte sie immer zu mir: "Herr Dreyer, bitt' scheen, wir können doch über alles  (ols) reden." Das bedeutet zu deutsch: "Es ist mir scheißegal, was sie mir zum Sagen haben." Enden taten die naturgemäß etwas längeren Dispute mit dem Satz "Sie wer'n schon sehen, was Sie davon haben." Meint etwa: "Ich habe sowieso recht, Punkt."
Das eigentliche Ende der Gespräche war allerdings immer gleich. Was man eigentlich sagen wollte, kam komplett nicht an oder es wurde so herum gedreht, dass man nichts mehr damit anfangen konnte.
Wenn mir also was richtig egal ist, dann sage ich seit dem immer nur "Bitt' scheen", den Rest schenke ich mir, dazu fehlt mir die Ausdauer. Die Ergänzungen wären eh beliebig, Bunkt.

Sonntag, 2. Februar 2014

Ringgeist - Defätisten

Manchmal frage ich mich, worüber habe ich mich früher eigentlich aufgeregt? Heute kannst du reden, was du willst und es interessiert Keinen mehr. Ist das nun schöner als ein klares Kontra zu kriegen? Sicher nicht, wobei es ein klare Kontra auch nur selten gab. Mein Erkenntnisstand vom 15.11.2007 entspricht aber dennoch meinem heutigen Tenor.

Der Kampf geht weiter gegen die Defätisten. Defätisten, das sind Leute, die Niederlagen herbeireden und schlechte Stimmung erzeugen wollen. Als Defätisten werden aber auch Menschen bezeichnet, die Realitäten erkennen und entsprechend handeln. So bezahlten Wehrmachtoffiziere mit dem Leben für militärisch sinnvolle, aber nicht genehmigte Entscheidungen. Sie wurden als Defätisten gebrandmarkt und verurteilt.
Waren die Entscheidungen von Defätisten in vielen Fällen für die Untergebenen lebensrettend, so gilt es auch heute nicht als opportun, defätistisch zu sein, vor allem nicht gegenüber dem herrschenden Zeitgeist und seiner Protagonisten.
Denn diese beurteilen, was defätistisch ist und was nicht. Dabei ist der Defätist in erster Linie Überbringer einer schlechten Nachricht, für die er nicht selbst verantwortlich ist. Diesen für die schlechte Nachricht verantwortlich zu machen, ist geschichtliche Tradition.
Auch wenn im Wirtschaftsleben sogenannte Defätisten nicht immer eliminiert werden, so reicht doch allein der Vorwurf der Vorgesetzten aus, die ausgemachten Schlechtredner mundtot zu machen. Da passt ein altmodisches Wort plötzlich wieder in die schnieke Denglisch-Welt. In einer Zeit, die sich den Opportunismus auf die Fahne schreibt, ist Realitätssinn sicher ein Hindernis. Die Frage lautet heutzutage nicht mehr: schaffen wir das?  Wir wollen das, heißt eher das Credo.