Direkt zum Hauptbereich

Posts

Posts mit dem Label "Liebe" werden angezeigt.

Bruder

 Vor gut einer Woche sah ich zum ersten Mal seit Jahren meinen Bruder wieder und merkte, wieviele Ähnlichkeiten wir trotz unserer sehr unterschiedlichen Lebensumstände doch haben. Man könnte von Erdung sprechen, doch nehme ich solche Begriffe ungern in den Mund. Es ist das Gefühl, das sich so schlecht beschreiben lässt und doch so einfach: Bruder. So gleich dachte ich darüber nach, wie ich ihm unsere Familie und Verwandtschaft näher bringen kann, von der er immer nur die gleichen Fakten hervor bringt. Michael ist größer als ich und der Dieter ist gestorben. Ein Fotobuch vielleicht mit allen mir bekannten Ahnen und deren Lebensdaten mit Foto. Ein Projekt auf meiner Agenda, die immer mehr einem Sumpf gleicht, in dem ich mich immer schneller drehe, um am Ende gar nicht mehr hinaus zu kommen. Es scheint so, als ob alles wichtiger für mich wäre als mein Selbstsein. Aber eigentlich finde ich das gar nicht schlecht, vielleicht zum Ausdruck ein neues Tattoo-Motiv..

Rooms to Move

 Unterwegs in einer großen Stadt, das bin ich öfter. Unversehens war ich in ein großes Hotel mit einem offenen Innenhof geraten. Hier flanierten die Menschen um die Springbrunnen herum und ich kaufte mir ein Eis am Stiel, bewunderte die Fassaden. Alles machte einen so edlen und gediegenen Eindruck, dass es mir ganz leicht fiel, die großzügigen Räumlichkeiten zu betreten. Schließlich nahm ich in der Lobby Platz und ließ alles auf mich wirken, ganz so, als sei ich ein Hotelgast. Unter den Gästen hier war eine Frau, die irgendwo was Essbares gekauft hatte und es nun hier verzehrte. Da trat ein Hotelangestellter auf sie zu und forderte sie auf, den Raum zu verlassen, mit der Begründung, nur Hotelgäste dürften sich hier aufhalten. Ich hielt demonstrativ den Stiel meines Eises in der Hand und wartete auf einen Verweis. Der aber zu meiner Überraschung ausblieb. Stattdessen sprach mich ein bärtiger, schlanker Mann an, dem ich sympathisch zu sein schien. Ganz offensichtlich hatte er meine V...

Kein Samen

 Jedes Mal, wenn ich den Supermarkt meiner Wahl betrete, singt eine Frau auf englisch, alles was sie wolle, sei es Liebe mit mir zu machen. Sie klingt ziemlich klagend und wird immer lauter. Weiß sie denn nicht, dass ich noch keine 66 bin und dass da das Leben erst anfängt und Mann gut daran ist? Das ist schade, denn wir könnten dann "All Night long" Liebe machen und mein Part wäre dann "I will be the end of you." Aber leider hat sie es vermasselt und die Frau an der Supermarktkasse fragt mich mürrisch, warum ich den Sechserpack Wasser nicht auf das Laufband gelegt habe, sondern im Wagen vorbei geschoben habe. Darauf fällt mir nur ein "Weil ich blöd bin." Das wird auch kein Flirt mehr.   

Entweder - Oder / Enten - Eller

 "Meine Seele ist der Möglichkeit verlustig gegangen. Sollte ich mir etwas wünschen, so würde ich mir nicht Reichtum noch Macht wünschen, sondern die Leidenschaft der Möglichkeit, das Auge, das überall ewig jung, ewig glühend die Möglichkeit anblickt." "Was ist Jugend? Ein Traum. Was ist Liebe? Des Traumes Inhalt." Zwei Zitate aus Søren Kierkegaard - Entweder - Oder Ein Sammelsurium aus Sprüchen und Gedanken beherrscht die ersten Seiten dieses Buches, dessen Sinn sich mir kaum erschließt.  Treffend fand ich die beiden obigen Zitate, wobei das erste das Erleben des Alters beschreibt, das zweite eine prägnante Definition der Liebe. 

Soldat

Ein Untermieter von mir sagte einmal, ich habe eine große Seele. Ein Neurologe meinte, ich sei eine treue Seele. Manche denken vielleicht, ich sei sozial eingestellt. Ein Arbeitskollege von mir meinte einfach, ich sei blöd. Was stimmt denn nun? Viele sind ja auf der Suche nach ihrem Selbst. "Sei du selbst." Das ist ein sehr beliebter Spruch, der ebenso sinnlos ist, wie der, dass man nach vorn schauen soll. Dieter Hildebrandt meinte dazu einmal, vorn habe er nichts gesehen. Es scheint allerdings so, dass es so wie es weiter gehen wird auch schon in der Vergangenheit ausgesehen hat. Als meine eigene Konstante habe ich immer den "Soldat des Lebens" gesehen. Der ist Teil von mir. Es ist ein bisschen von allem: Pflichterfüllung, Verantwortungsbewusstsein, Treue dem gegenüber, was ich einmal als wahr zu erkennen glaubte. Ich kann mir nahestehende Menschen nicht verlassen, wenn ich weiß, es geht ihnen dann schlecht. Ich selbst habe das oft genug erlebt. Empathie gehört zu ...

Ewig

Frauen seien etwas Besonderes, hat mein Vater gesagt und sich darum auch sein Leben lang mit seiner Frau gestritten. Und wenn er Töchter hätte, würde er die immer bewachen.  Tatsächlich steht oder besser gesagt, liegt sozusagen am Anfang unseres Lebens immer eine Frau. Oft müssen Männer auch am Ende ihres Lebens von einer Frau Abschied nehmen. Meine redet am liebsten den ganzen Tag mit mir. Oft soll ich auch etwas entscheiden und fühle mich dann so wie das Kind im Bioladen vor der Käsetheke, wenn es gefragt wird, welchen Käse es denn haben will. Dabei weiss ich oft nicht, warum ich vor der Käsetheke stehe. Vermutlich steht meine Frau stattdessen erzählend nicht nur vor der Toilettentür, sondern auch vor meinem Sarg, falls es bis dahin noch Mode ist, sich in Särgen bestatten zu lassen.  Dann habe ich Ruhe, aber das ist ein langweiliges, nihilistisches Programm. Das hat noch Zeit.

Glaube, Liebe, Hoffnung

Träume begleiten unser Leben, so könnte man es nennen. Meine Frau und ich wollten noch einmal heiraten. Beim Standesamt stellte es sich heraus, dass der Standesbeamte eine andere Meinung dazu hätte. Jedenfalls zog er mich beiseite und zeigte mir die Titelseite einer Zeitschrift, auf der meistens Frauengesichter zu sehen waren. Die da so vorteilhaft fotografierte Dame sei erst 55 Jahre alt, ob das nichts für mich wäre? Ihr Gesicht sah mir sehr jugendlich aus und ich musste zu geben, dass sie gut aussah. Die Einschränkung (für ihr Alter) machte ich nicht.  Irgendwie war der Mann hartnäckig und der Termin kam aus unerfindlichen Gründen nicht zustande.  Ich verschwand erst Mal aus einer Reihe unübersichtlicher Räume und tauchte ins städtische Leben ein, lernte einen Typen kennen, mit dem ich mich ganz gut verstand, jedenfalls so gut, dass wir zusammen Schnaps tranken. Der Rest ist unbekannt. Meine Frau dagegen fabulierte dagegen neulich, ich sei einfach aus dem Auto ausgestiegen u...

Du

Wäre ich ein Frosch, dann müsstest du mich küssen, dann wäre ich ein König, das ist mir zu wenig. Ich bin zu alt und lang schon vergeben, mit uns wird das nichts in diesem Leben.  Ein flotter Spruch, ein Lachen im Gesicht. Mehr an Gegenwart gibt es leider nicht. Außer vielleicht im Märchen, da wären wir ein Pärchen.

Trauma

Beruflich könnte er viel für mich tun, sagte er. Er würde mich vorne sehen. Aber  im Haus sei das schwer zu vermitteln und andere würden um ihr Loch kämpfen. "Bin im Meeting!" So lautete der Lieblingsspruch derer, die auf sich hielten. Ich dagegen verpasste gern eins und wenn ich meinen Chef versehentlich mit Herr Möller statt Herr Müller ansprach, dann nahm der das genauso locker wie ich selbst. Viel wichtiger wäre mir gewesen, meine Jugendfreundin wieder zu sehen, sie in den Arm zu nehmen und die Gefühle aufleben zu lassen, die so lange in mir brach lagen. Doch sie zweifelte. Ist es möglich, sich nach über 30 Jahren immer noch zu lieben? Ich dachte, es ist sogar möglich, sich ein Leben lang zu lieben, auch wenn die Liebe unerfüllt bliebe. Eine ganz hohe und reine Liebe sozusagen. Während ich mich noch in ihren Armen wähnte, wurde ich zu meinem großen Bedauern wach.

Amore

Der Mensch ist ein komisches Tier. Während Tiere die Fortpflanzung ihrer Art recht zeitsparend erledigen und sich danach ihrem eigenen Überleben widmen, ist der Mensch den sagenhaften Erfindungen seines Verstandes ausgeliefert. Dazu gehört zum Beispiel die Idee der "ewigen Liebe",, die praktisch dazu führt, dass Männer und Frauen sich lebenslang aneinander Ketten müssen, um dieser zu frönen. Liebe als Empfindung ist  aber sehr kurzlebige Angelegenheit. Ein Ausnahmezustand, bei dem es sicher nicht ratsam wäre, ihn auf das ganze Leben, also auf ewig, auszudehnen. Das die mit dem Glauben an die Liebe verbundene Monogamie dennoch von so vielen Menschen gelebt wird, hat andere Gründe. Die sind meist rein praktischer Natur (Versorgung, Angst vor Veränderungen, Gewohnheit). Und natürlich ist die Liebe auch ein schönes Geschäftsmodell. Es lässt sich besser konsumieren, wenn man zu zweit lebenslang Geld einsammelt. Instin...

Sieben

Als ich vor sieben Jahren Abschied nahm, war es mir nicht klar, dass dies wohl für fast das ganze Leben war. Über sieben Brücken müsse man gehen, sieben dunkle  Jahre überstehen, heißt es. Über sieben Brücken bin ich längst gegangen, dunkle Jahre habe ich noch nicht empfangen. Auch wenn ein Treffen bislang unmöglich scheint, die Hoffnung stirbt zuletzt, beweint.

Das Blatt

Ob ich auf dem Totenbett zufrieden mit dem waere, was ich im Leben erreicht habe. Diese Frage wurde mir neulich gestellt. Meine Antwort war, dass ich völlig zufrieden sein müsste, da ich das Optimum aus meinen Moeglichkeiten gemacht habe, mehr sei einfach nicht drin gewesen. Aber was ist meine Lebensleistung? Ich habe viele Menschen enttäuscht, Menschen, die mich liebten verletzt oder Ihnen misstraut. Nicht erkannt, wenn man mich manipulieren wollte, war mit meiner selbst nicht imme bewusst, mir fehlte der Glaube an mich. Ich habe meiner Freiheit nicht den Raum gegeben, war nie nackt und frei. Stand oft im Dienst der Sache und ließ mich behüten. Verzweiflung und Angst wüteten manchmal in mir. Die Sucht nach Anerkennung verblendete meine Sinne. Die Liebe habe ich oft verleugnet. Und doch ist da eine innere Stimme, die mich treibt. Die das Leben nicht schwer nehmen will, sondern es durch mich hindurch gleiten lassen will, wie den Sonnenstrahl durch ein Blatt. Die weiß, dass der Einfluss ...

Der Anker

Am Fluss und mit Bier, da standen und sangen wir. Da löste sich ein Schatten aus dem Chor, So jedenfalls kam es mir vor. Wir tanzten und fanden das Licht im Kreise und störten uns nicht am Lied von der Jugendliebe, wenn der Moment nur bliebe.

Für immer

Unterwegs in einer Stadt, meine Reisegruppe ist woanders. Suche den Treffpunkt , habe viel gesehen und auch nicht gesehen. Mir fällt ein, dass ich eine Frau anrufen will. Ich träume auch oft davon, dass ich in einer fremden großen Stadt eine Frau anrufen will. Die hat mal gesagt, dass wir uns die Stadtrundfahrt haetten sparen können. Schade, sei es um den einen Tag gewesen, den wir nicht für uns hatten. Für immer nicht für uns.. Da war eine Idee vom Hand in Hand-Gehen. Aber ich suche, frage einen Mann nach dem Treffpunkt, finde aber nicht die Worte, die ich sagen will. Fühle mich in mir gefangen. Bin mir sicher, wo das ist, aber die Gruppe ist nicht da.

Soweit

Im Meer der Quengeleiien überhöre ich die Schalmeien, die nach dem Ende meiner Ehe klingen und ein Lied vom neuen Anfang singen. Denn das mit irgendeiner etwas besser wär', das halte ich für eine ganz üble Mär.