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Samstag, 7. Dezember 2019

Teile

Vieles könnte ich auch teilen,
doch möchte ich gern bei mir verweilen.
Wortspielereien und schlaue Sprüche
entlocken mir stets ganz geile Flüche.
Alles, was hier geschrieben ist,
wächst nur auf meinem eigenen Mist.

Donnerstag, 29. August 2019

Freiheit, die ich meine..

Das singt nicht nur Peter Maffay, es ist ein uraltes Lied. Einen schönen Erfolg hat dieser Blog nun erzielt, er findet mal wieder aufmerksame Leser. Darauf kann ich mir was einbilden.
Als Journalist bin ich natürlich angreifbar. Ich muss damit rechnen, dass die Worte, die ich frei gelassen habe, wieder zu mir zurück kommen. Und das ist fast wie im richtigen Leben. Strittig ist sicher, ob man ein persönliches Tagebuch veröffentlichen sollte. Ein Kollege von mir fragte mich einmal, warum ich meine Familiengeschichte publik mache. Das ist ganz einfach. Es ist eine Geschichte im historischen Kontext, die als Plot für einen Film her halten könnte. Sie ist interessant. Es reizt auch immer, Lügenmärchen aufzuklären. Und sie hat den Vorteil, dass die Personen, die darin vorkommen, alle nicht mehr leben.
Soweit der Rückblick, diese Woche bahnen sich neue Ereignisse an. Erst wird versammelt, dann montiert und schließlich abgenommen. Soviel kann verraten werden. Passend dazu wimmelt es in meinem Kopf vor lauter Sprüchen: Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Was dem einen seine Eule, ist dem anderen seine Nachtigall oder last but not least „Das Beste kommt am Schluss.“
Letzteres wäre zu beweisen.
Ein Zwischenfazit meiner Schönecker Zeit kann ich aber ziehen. Ich habe viel Neues gelernt, erst im Verein und zuletzt im Seniorenbeirat. Bleiben wird das Schöneck-Plakat, dessen Druck ich maßgeblich initiiert und mit ermöglicht habe.



Einen Erfolg möchte ich mit dem Seniorenbeirat noch erreichen, die Einführung des Schöneck-Passes im Jahr 2020, der Vergünstigungen für die Senioren mit sich bringen wird. Und ich freue mich auf eine eigene Veranstaltung am 10.9.2019, bei der es auch um eine Geschichte geht, die Geschichte Kilianstädtens. Zurück lassen werde ich das Grab meiner Eltern in Wachenbuchen, für dessen Zukunft gesorgt sein wird.



Sonntag, 30. Juni 2019

Kollegen

Alles fing damit an, dass ich mit unserem  zukünftigen bosnischen Hausmeister vor dem Haus stand und wir uns sagten: "Hier kaufen wir was." Gesagt, getan. Nachdem wir uns für eine  Vierzimmerwohnung statt einer mit fünf Zimmern entschieden hatten, weil diese eine hellere und höhere Lage hatte, kauften wir uns also tatsächlich als Ehepaar um die 50 erstmalig "Eigentum."
Der Haken war nur, es gab noch 15 andere Parteien, die auch meinten, Sie hätten nun ein Eigentum erworben. Das merkten wir sehr bald. Erst waren alle sehr aufgekratzt und freundlich und wenn man nur den Müll weg brachte, kam man kaum noch zurück, da auf dem Weg hin und zurück wichtige Gespräche geführt werden mussten..
Außer unserem bosnischen Hausmeister war aus unserer Mitte meine Frau zur Vorsitzenden des dreiköpfigen Wohnungseigentümerbeirats gewählt worden. Die Kollegin im Beirat nutzte die Gelegenheit, ihre persönliche Reklamation (Geräusche in den Heizkörpern) solange zu Gehör zu bringen, bis die Versammlung der Eigentümer die Montage von Strangregulierventilen genehmigte. Da wir den lieben Frieden nicht stören wollten, hatten wir nun also ziemlich große Ventile unter unserer Kellerdecke hängen.
Dennoch überwarf sich die Kollegin mit meiner Frau und bezeichnete sie als "falsch". Sie war auch darüber verärgert, dass der Vogelbeerbaum vor ihrem Schlafzimmer entfernt worden war, weil ein anderer Kollege sich eine Terrasse bauen wollte und wir dies genehmigt hatten. Aber es fingen dann auch die Spielchen der Hausverwaltung an, die Mal dieses, Mal jenes Mitglied des Wohnungseigentümerbeirats informierte oder dieses eben unterließ. Das Aus für die Beiratstätigkeit meiner Frau kam dann, als sie anregte, unseren Hausmeister, für den sie das Gehalt machte, bei der Minijob-Zentrale anzumelden. Die Hausverwaltung konnte sich dem nicht widersetzen, aber unser Bosnier war da nicht sehr begeistert.
Nun aber übernahm ich das Amt des Beirats und stieß als nächster Vorsitzender mit dem Hausmeister zusammen. Einer der Beiräte, der Kollege mit der Terrasse, stellte eines Tages fest, dass die Hausmeistertätigkeiten nicht gemäß dem vereinbarten Leistungskatalog durch geführt wurden. Wir vereinbarten einen klärenden Termin mit dem Hausmeister. Grosszügig bot ich an, wir könnten ja den Plan an die Wirklichkeit anpassen, er aber sagte, es mache ihm nichts aus, wenn wir in der nächsten Eigentümerversammlung darüber diskutieren wollten.
Gesagt, getan, es erhob sich ein Sturm der Entrüstung, denn die Hausmeisterfamilie war mittlerweile so beliebt in der Gemeinschaft, dass man uns als Beirat und mir als Wortführer insbesondere es sehr übel nahm, dass wir den Hausmeister zu kritisieren wagten.
Der sagte, er tue, was er könnte und verschwieg es gekonnt, dass er zuvor sehr einverstanden damit war, die Sache zu diskutieren. Mein entsprechender Hinweis half mir nicht, ich war der Gelackmeierte.
Auch ich gab in der Folge mein Amt auf.
Nicht ohne das die Konflikte im Haus sich weiter entwickelten. Zwar war die Mitbewohnerin mit den Strangregulierventilen längst ausgezogen,  aber die schlechte Beziehung setzte sich auch mit den neuen Eigentümern fort.
Was noch so alles passieren kann, wenn man in einer Wohnungseigentümergemeinschaft lebt, sei nur beispielhaft aufgeführt. Ein amerikanischer Nachbar meint, er müsse immer grillen. Sagt wenigstens vorher noch Bescheid.  Ein italienischer Eigentümer mag unsere Schuhe vor der Wohnungseingangstür nicht. Seine polnische Frau prangert uns an, weil wir ab und zu etwas Erde unter den Füßen haben, wenn wir vom Hundespaziergang zurück kommen und nötigt uns, einen instabilen Fußabtreter zu benutzen. Ein deutscher Eigentümer fährt mit seinem Motorrad direkt in seinen Garten. Unser Hausmeister grüßt uns nicht mehr, weil wir es erzwungen haben, dass in der Eigentümerversammlung gefasste Beschlüsse auch von ihm umgesetzt werden.
Nachdem einige Eigentümer ihre Wohnungen vermietet haben, wird alles noch besser. Eine Partei grüßt und nicht, weil wir sie auf die Missachtung der Hausordnung hin wiesen. Gleichzeitig lässt diese Partei einen Motorroller auf dem Parkplatz vergammeln, nachdem dieser seine Flüssigkeiten in den Boden abgegeben hat. Eine andere Partei grillt und feiert nun bis in die Nacht, ohne vorher den Nachbarn Bescheid zu sagen.
Und die Moral von der Geschicht'?
Eigentümer lernen nicht.
Wir freuen uns auf die erste Eigentümerversammlung für unsere neue Wohnung. Wir sind dann mal wieder WEG.

Montag, 29. Februar 2016

Sie

Hallo mein Lieber,
Du wirst Dich wundern, dass ich Dir nun sogar schreibe. Ich habe viele Namen.
Nenne mich ruhig "Depression" oder beschimpfe mich als die "Panik".
Ich bin der schützende Mantel, der sich über Deine Seele legt, wenn Du wieder mal
Deine Probleme nicht angehst.
Ich kann aber auch ganz schön ängstlich sein und das lieber einmal mehr als nötig, wenn
Du es übertreibst und nicht auf Dich achtest.
Du musst ja nicht auf mich hören, Du solltest mir aber Beachtung schenken.
Stattdessen bist Du ärgerlich und willst mich unterdrücken.
Aber Deine Mühe macht mich stärker

Denke mal darüber nach, ich brauche nur ein bisschen Zuwendung und wer weiß, wenn
Du Dich änderst, dann gehe ich woanders hin.
Du wirst mich, Deine melancholische Angst, vermissen.
Der Stein auf Deinem Herzen wird unsichtbar.
Die große Freiheit aber ist noch nicht Dein Zuhause.



Dienstag, 30. Juni 2015

Alter Ego

Unsicherheiten,
meine Wege begleiten,
alles scheint möglich
und vieles ist nichts.
Werde ich es schaffen,
mein Ego zu raffen.
Bleibe ich wie früher,
wer zeigt mir den Weg?
Viele Gebote,
doch nur eine Note
ergibt keine
Sinfonie meines Ich.

Freitag, 9. Januar 2015

Was man sich erzählt

Was zählt, wirklich? Die schwarze Null ist es. Ja, Werbesprüche können entlarvend sein.
So auch der Slogan einer deutschen Steuerberatungsgesellschaft.
Die gleichen Firmen, die es in Ihren Niederlassungen dulden, dass deutsches Arbeitsrecht zum Fremdwort wird und beispielsweise nicht genehmigte Überstunden an Wochenenden und abends stillschweigend toleriert und vorausgesetzt werden, leisten sich eine Strategie, die von der Kundschaft mit finanziert werden darf.
Strategien von Coachingfirmen, die von der eigenen Geschäftsführung selten gelebt werden.
So wird aus dem kleinen Angestellten nach Prüfung in einem Assessment-Center ein Abteilungsleiter.
Für eine in Relation stehende kleine Gehaltserhöhung natürlich, Posten statt Geld lautet die Devise.
Das diese Pseudo-Abteilungsleiter in ständige Konflikte mit ihren Niederlassungsleitern geraten, ist quasi Programm. Die Zentrale der Gesellschaft will schließlich auch diese kontrollieren.
Und selbstverständlich durchlaufen die Niederlassungsleiter nicht durch das Assessment.
Sie kommen vom teuren Headhunter.Wollen nach Dienstantritt ihr eigenes Team installieren.
Kein Wunder also, dass es bei der Beseitigung missliebiger Abteilungsleiter weder Krankheit noch Unfall tabu sind. Da gibt es vielleicht Vorwürfe, man habe sich während seiner Krankheit nicht ausreichend um die Belange der Firma gekümmert. Da wird solange genörgelt, bis unpassende Mitarbeiter von selbst gehen.
So ist die Karriere, der Strategie sei dank, manchmal schnell zu Ende. Manch verdienter Mitarbeiter sieht sich schneller in der Rente als gedacht und ein bis dato erfolgreiches Berufsleben geht ohne Dankesworte mit einem Aufhebungsvertrag zu Ende. Wer die Nerven vorher verliert, geht ohne was oder bringt sich im schlimmsten Fall vorher um.
Denn die Zentrale steht, wie soll es anders sein, hier stets auf der Seite ihrer Leistungsträger, der Niederlassungsleiter.
Rente mit 60 oder 61 heißt hier das Spiel und nicht erst mit 63 oder 67 oder gar 70.
Das sind die Fakten vom Ende eines Berufslebens, die mit den Politiker-Slogans von der angeblichen Wertigkeit älterer Arbeitnehmer so gar nicht zusammen passen.
Die Diskussion über die angebliche Wohltat einer Rente mit 63 für Arbeitnehmer, die 45 Jahre alles ausgehalten haben, was das Arbeitnehmerdasein so bietet, ist einfach pervers.
Perfide, das eine ganze Branche von Coachern, Psychotherapeuten und Unternehmensberatungen
an dem Ziel verdienen, aus Mitarbeitern willfährige Instrumente zu machen.
Was wirklich zählt, ist nicht die Leistung, sondern das Nachbeten von Schreibtischstrategien.

Man sollte sich lieber Gedanken darüber machen, warum so viele Menschen den Wunsch und / oder die Notwendigkeit spüren, das Berufsleben so früh wie möglich zu verlassen.
Das jedoch ist eine Aufgabe, die nicht bezahlt wird.

Sonntag, 21. Dezember 2014

Solcher

Ob ich Solcher oder Solcher bin,
entscheidet andrer Leute Sinn.
Es liegt nicht an mir, mich zu bedanken,
eben Solche setzen mir die Schranken.
Sagen, was ich wirklich meine
oder kommen nicht ins Reine.
Respekt ist da das falsche Wort,
Nichtachtung treibt mein Leben fort.
Solches gibt und nimmt Dir nicht
Deine Verantwortung und Pflicht.
Zahn um Zahn und Aug' um Aug'
ist des Lebens wahrer Klamauk.

Bardzo Dobrze - danke sehr,
früher meinte ich das eher,
so wie gesagt und wahr,
heute find' ich's ziemlich sonderbar.

Mittwoch, 29. Oktober 2014

Strecken

Themen bleiben liegen,
Gedanken auf der Strecke,
es bleibt für mich die Frage,
wo ich mein Leben verstecke.
Die Zeit ist ohne Sinn,
ein Jahr bald wieder hin.
Warten auf den Ruhestand
und weites, freies Gedankenland.

Freitag, 10. Oktober 2014

Lounge

Nun rennen Sie wieder die Büchermenschen, so wie jedes Jahr, vom Frankfurter Hauptbahnhof zur Messe. Kein bisschen weniger hektisch, kein bisschen mehr durchdacht.
Was ein gutes Buch haben muss, höre ich eine Journalistin fragen. Ausgerechnet eine Verlagsangestellte antwortet: "Es muss berühren." Wer entscheidet aber darüber, was berührt und was nicht? Leider nicht der Leser.
So darf man sich nicht wundern, wenn es lange nicht mehr Sache des freien Autors ist, was er schreibt. Die Verlage verlangen so etwas, sagte einmal eine auf einer Lesung angesprochene Autorin auf die Frage hin, warum sie sich mit dieser Materie (es ging um einen Roman, der im Mittelalter in Köln spielt) befasse.
Konsequenterweise werden manche Bücher so gleich nach einem vorgegebenen Plot konzipiert.
Idee haben und drauf los schreiben ist nicht.
Währen sich die Industrie jedes Jahr selbst feiert, trifft der willige Leser in so manchem kleinen Ort seine eigene Entscheidung über den Wert eines Buches. Auf dem Bücherflohmarkt wird gern auch ein noch so gering angesetzter Preis herunter gehandelt. Die Politik unseres Ortes hebt das Thema Buch und Bücherei gern aufs Panier, nur kosten darf es eben nichts. Und im Vereinsleben hat der Kleintierzüchterverein sicher mehr Zulauf als ein Verein, der sich um die Förderung von Büchereien verdient machen will.
Alljährlich sehe ich mir also diese Medienhype um Literatur und das Buch gelassen an.
Meine Frau fragt mich derweil, wozu ich all die alten Bücher noch brauche. Ich weiß es eigentlich selbst nicht. Aber ist nicht das, was man mal gelesen hat, Teil von einem selbst?
Bei der "Kritik der reinen Vernunft" von Kant und Davidis Kochbuch kann ich nur bibliographisch argumentieren. Ich werde mich entscheiden müssen. Meine Frau möchte unsere Wohnung in eine Wohlfühl-Lounge verwandeln. Da würden Bücher noch nicht mal als Deko ihren Platz finden.
Davidis riecht allerdings auch sehr streng.





  

Montag, 22. September 2014

Sperrmüll

Heute morgen sah ich dabei zu, wie meine Modelleisenbahnplatte in einem Müllwagen verschwand, nachdem sie vorher handlich gepresst wurde. Was bleibt, ist Sperrmüll.
Gestern fiel mir beim Durchsehen alter Zeichnungen aus meiner Schulzeit eine Postkarte aus dem Jahr 1965 in die Hände. Ich schrieb damals meinen Eltern, dass Robert Lembke uns besucht hat. Wir, das waren die Falken in einem Zeltlager in Bad Lauterberg im Harz. Großen Eindruck hat er wohl nicht auf mich gemacht, denn meine Erinnerung an ihn gibt nichts her. Sie sagt mir nur, da waren Zelte im Matsch, es hatte dauernd geregnet und mir war es zu viel. Ich schreibe denn auch höflich an meine Eltern, dass ich freuen würde, wenn sie kommen würden.
Mein grundgütiger Vater hat das natürlich gleich verstanden und mich nicht nur besucht, sondern mich auch gleich mit nach hause genommen.
So ist das nun Mal, der Mensch vergisst, wenn er lebt. Er muss seine Erinnerungen auf heben, wenn er sich erinnern will oder er verzichtet auf Überflüssiges.
Ich habe noch etliche Bilder von Menschen, die ich nicht oder nicht mehr kenne. Es wird Zeit.
Damit daraus kein "Sperrmüll" wird.

Mittwoch, 27. August 2014

Blueprints

Mit dem Schreiben per Hand tue ich mich schwer. Unvermittelt bringe ich in einzelnen Worten Abstände rein. Schon immer habe ich einzelne Buchstaben in Druckschrift geschrieben, doch geschah dies meist am Anfang eines Wortes und koordiniert. Nun schreibe ich einzelne Buchstaben mal in Schreibschrift und mal wieder in Druckbuchstaben. Manche Buchstaben verschlucke ich, so das m. Es ist ein Mangel an Konzentration, Koordination und das Bestreben, schnell fertig zu werden. Und dann fehlt die Übung. Aber auch mit hätte ich das Gefühl, es nicht mehr wie früher hinzukriegen.
Schon die Unterschrift mit meinem Namen bereitet mir Probleme, von sechs Buchstaben bekomme ich nur noch vier hin. Zum Glück gibt es außer einem Testament kaum etwas, was man komplett handschriftlich abfassen muss. Persönliche Briefe fallen wenige an (außer an meinen Bruder, den mein Gekrakel aber weniger interessiert).
Aber auch beim Schreiben auf der gebräuchlichen Tastatur schleicht sich meine zunehmende Flüchtigkeit ein.
Da fehlen schon mal ganze Worte oder ich komponiere bisher nicht gekannte Reihenfolgen der Buchstaben. Leider kann ich nicht objektiv beurteilen, ob meine Bemühungen um Kontrolle Erfolg haben. Feedback gibt es auch auf im Internet veröffentlichte Texte sehr wenig. Man solle, so klärte mich eine Dame, Mitglied im gleichen Verein wie ich, nach dem Schreiben und vor der Veröffentlichung immer alles Korrektur lesen lassen und meinte damit offensichtlich, Ihre Berufung unterstützen.
Handschriftliche Texte sind allerdings keine Blueprints, sondern Originale, die unwiderruflich entstehen und im Falle von Fehlern neu geschrieben werden müssen. Das und das Fehlen von "Copy & Paste" machen mir, bewusst oder nicht, Angst.

Mittwoch, 30. April 2014

Abschluß - Brief an keinen Unbekannten

Hallo Herr,

ihr Blog "Arbeit und Struktur" hat mich sehr beeindruckt.
Ich hoffe, Sie haben noch möglichst viel Zeit, um daran weiter zu schreiben. Als vor 1993 Geborener habe ich ja das Recht, Ihnen einen Brief zu schreiben. Als typischem Computer-Hocker fällt mir das gar nicht so leicht. So trainiere ich meine Handschrift mal wieder, aber das nur am Rande.
Das Sie sehr geehrt sind, ist klar, obwohl ich es in der Anrede nicht zum Ausdruck bringe. Sonst würde ich Ihnen wohl auch nicht schreiben.
Ich fliege zur Zeit über ihren Blog gerade zu hinweg. Es ist keine leichte Lektüre, die sie da anbieten, aber sie ist wenigstens der Wahrheit gemäß. Sie schreiben in Ihrem Blog Wahrheiten auf und das ehrt sie. Es ist beeindruckend, wie Sie den Irrwitz des Lebens auf den Punkt bringen.
"Wenn ich etwas merke, rufe ich Dich an." Das steht ganz im Gegensatz zu ganz im Gegensatz zu der Szene vor ihres Zusammenbruchs vor einer Krankenhaus-Einlieferung, die von Kontrollverlust und der damit verbundenen Dramatik geprägt ist. Der Ausspruch stammt im wahren Leben von meinem Vater und in eben solchem erlitt er eine Hirnblutung, von der er sich nicht mehr erholte, die uns aber eine dreimonatige Zeit der Annäherung und des Abschiednehmens ermöglichte. Eine aufmerksame Nachbarin hatte den Notarzt gerufen und damit sein Leben zunächst gerettet. Ich selbst erlebte diese Zeit als Betreuer im Zusammenspiel mit Krankenhäusern, Reha-Kliniken und Pflegeheimen in völliger Ohnmacht. hinsichtlich der Abläufe.
Heute würde ich vieles anders machen.
Zwei Tage vor seinem Tod sagte Vater zu mir: "Du lebst ja noch!", als ich ihn besuchte. Da hatte er recht, ich war wie immer mit dem Auto unterwegs. Er lebte in einer eigenen Zeit und einer anderen Welt als ich, aber er traf wie immer "des Pudels Kern". "Noch" ist das Stichwort. Der Tod grenz uns alle ein, macht das Leben wertvoll und wird uns meist erst bewusst, wenn er unvermeidlich ist. Erst die Angst vor ihm zwingt uns die Beschäftigung mit der eigenen Endlichkeit auf. Dabei ist er immer gegenwärtig. Diese Konstante und das Wissen, dass am Ende alles Nichts ist, hat mich immer eher beruhigt.
Aber, darf ich Ihnen das schreiben? Ich fühle als Voyeur, wenn ich Ihren Blog lese.
Sie haben den Mut, ihre Situation zu beschreiben, ungeschminkt. Das ist mehr, als man von einem Schriftsteller erwarten kann. Sie nutzen die Möglichkeit, sich auszudrücken, bis zuletzt. Ich wäre dazu zu faul.
Der große "Vereinfacher", so wurde ich mal genannt.
Aber wie würde ich mich in Ihrer Situation verhalten? Sie hinterlassen Ratlosigkeit. Mein Motor ist die Ungeduld, der lange Atem hat mir stets gefehlt.
Vielleicht finde ich die Lösung in Ihrem Blog. Immerhin hat es mich berührt und dafür danke ich Ihnen.

Herzliche Grüße

Im November 2011