Sonntag, 29. März 2020

Halb voll - halb leer

Aus einem großen Aquarium läuft Wasser aus. Manche Fische schwimmen sich sind bereits gestorben und treiben an der Oberfläche. Kleinere Schwarmfische halten sich in der Mitte des Beckens auf und ziehen seelenruhig ihre Kreise. Andere größere Fische sind bereits geschwächt und verharren fast reglos über dem Boden. Wiedere andere versuchen mit dem auslaufenden Wasser mitzuschwimmen.
Diese Verhaltensmuster auf den Menschen zu übertragen, scheint schon geschehen. Karla Raveh schreibt in ihren Lebenserinnerungen "Überleben": 
Einige schöpften Hoffnung, es könnte doch nur besser we"rden, schlechter als es war, könnte es doch nicht mehr sein und vielleicht bräuchten sie uns wirklich zur Arbeit, dann müssen sie uns doch mehr zu essen geben. 
Dann gab es wieder die Hoffnungslosen, die elend in der Ecke saßen, vor sich hin dösten, alles und sich selbst längst aufgegeben hatten. Es gab auch solche, die ständig nach ihrem Vorteil auf der Hut waren, tüchtig waren und überleben wollten.
Ich habe noch lange Jahre die Menschen nach "Lagertypen" eingeteilt ..."
Frau Raveh beschrieb hier die Situation während eines Transports von KZ-Insassen von einem Lager in ein anderes.

Donnerstag, 19. März 2020

Die Gemeinschaft des Covid-19

Hallo liebe Coroner und Coronessinnen,
da haben wir nun endlich etwas Eigenes, einen Virus für uns alle. Der freundliche Herr vom Robert-Koch-Insituts in Berlin hat es gesagt: bald können wir zwei bis drei Millionen sein, alle infiziert. Forget about Grippe oder sonstiges virales Geschmeiss, was Leute umbringt. Corona ist the thing. Das hat auch unsere Bundeskanzlerin schon erkannt. Als erstes verbietet sie uns soziale Kontakte und wenn es dann nicht klappt, lässt sie uns einsperren. Ja, wir leben in einem sich sorgenden Staat.
Zum Glück haben wir zuhause interessante Fernsehprogramme mit Sendungen über unseren Lieblingsvirus Corona. 
Dazu kommt noch, dass wir ein tolles Gesundheitssystem haben, dass bald ohne Patienten prima funktioniert. Denn wir dürfen uns zuhause auskurieren und wer was anderes hat als Corona, vielleicht einen gebrochenen Fuss oder so, ist selber schuld. 
Aber wir haben es schön kuschelig Zuhause, vierlagig dazu. Was macht der Mensch, wenn er Angst hat, er scheisst sich hoffentlich nicht in die Hose. 

Dienstag, 17. März 2020

Coronal

Der Corona-Wahnsinn geht weiter. Menschen, die nicht mit dem Corona-Virus infiziert, aber dennoch schwer erkrankt sind, werden das Nachsehen haben. Zahlen über Tote wird es da nicht geben. Der wirtschaftliche Schaden wird enorm sein. Transparenz bezüglich der Zahlen gibt es nicht. Ist ein Mensch nur am Covid-19 gestorben oder hatte er noch etwas anderes? Wieviele sind im gleichen Zeitraum an der Grippe oder anderen viralen Erkrankungen gestorben? Gleiches gilt für die Zahl der Infizierten. 
Dennoch es wäre alles so einfach, vermutlich zu einfach. Mehr auf die Sauberkeit achten, durch Händewaschen und Abstand zum Mitmenschen halten. Dazu muss man nicht so ein großes Rad drehen wie unsere Politiker dies jetzt veranlassen. 
Die Unvernunft der Menschen ist allerdings groß. In Parks zum Beispiel wird mit mehreren Personen weiterhin schön breit nebeneinander gegangen, sodass man sich vorbei schlängeln muss, im Supermarkt wird an der Kasse dicht aufgerückt. Das mag der Deutsche und viel Kloopapier. Und er hustet dir was, wenn er an dir vorbei geht. Auch in Zeiten von Corona.

Dienstag, 10. März 2020

Becky Chambers - To be taught, If fortunate

Die Schwäche jeder Science Fiction besteht darin, dass die Vorstellung über das, was in der Zukunft passiert, immer vom gegenwärtigen Erkenntnisstand abhängt. In ihrem Buch nimmt Becky Chambers verschiedene Dinge als technisch gelöst an. Vier Astronauten befinden sich auftragsgemäß auf einer kosmischen Reise zu fremden Sonnensystemen, um erdaehnliche Planeten zu erkunden. Während dieses Raumflugs, der Jahre dauert, wird die Crew in eine Art künstliches Koma versetzt und die Ernährung erfolgt intravenös. Erreicht das Raumschiff dann sein Ziel, den zu erforschenden Planeten, wird die Crew geweckt. 
Das alles setzt autarke Systeme an Bord voraus. Woher die Energie für den Antrieb und die lebenserhaltende Versorgung der Astronauten kommen soll, das bleibt offen. Schließlich beträgt die Geschwindigkeit des Raumfahrzeugs ein bisher nie erreichtes Maß. 
Dann ist da noch das Problem der Kommunikation mit der Basis Erde. Die erfolgt mit erheblicher Zeitverzoegerung, zudem altern die Menschen auf der Erde schneller als die mit hoher Geschwindigkeit reisenden Astronauten.
Wie eine Kommunikation über Lichtjahre hinweg überhaupt funktionieren soll, bleibt offen. 
Sehr gut heraus gearbeitet ist im Buch allerdings die Schwierigkeit, den menschlichen Organismus auf die unterschiedlichen Bedingungen, die auf den Zielplaneten herrschen, vorzubereiten.
Ebenso die Wichtigkeit, dass die Crew unter extremen Bedingungen der Abgeschlossenheit des engen Lebensraums zusammen passt. Am Ende des Buches bricht der Kontakt zur Erde ab.
So stellt sich den Astronauten die Frage, ob sie die Mission fortsetzen sollen oder die Rückkehr zur Erde riskieren sollen, deren Zustand sie nicht kennen.
Das impliziert auch die für die Menschheit wichtige Problematik, ob Ressourcen für die weitere Raumfahrt sinnvoll verwendet sind oder ob es besser wäre, unseren einzigen Planeten so zu behandeln, dass er noch lange die letztlich einzig mögliche Heimat des Menschen sein kann.
Es ist eine alte Sehnsucht des Menschen, Leben im All zu finden. Es mag sehr erdaehnliche Planeten geben, die Wahrscheinlichkeit, dass der Mensch sie findet und vor allem angesichts der Dimensionen des Universums erreichen kann, ist sehr gering.
To be taught, if fortunate.






Sonntag, 1. März 2020

Odyssee

Das deutsche Gesundheitssystem ist angeblich so gut. Wie kommt es dann, dass man auf Facharzttermine wochen- oder gar monatelang warten muss? Und was leisten diese Ärzte? Einmal im Jahr stehen einem neue Einlagen zu. Die habe ich dann auch bekommen. Obwohl ein Fersensporn diagnostiziert war, fehlte auf dem Rezept aber die entsprechende Vorgabe. Also wieder hin zum Facharzt mit entsprechender Wartezeit.
Korrektur geschehen, aber leider habe ich für meine Sportschuhe keine passenden Einlagen. Da heißt es nur lapidar, ich könnte die jetzt verschriebenen Einlagen auch für diese verwenden. Nun weiß ich aber das Einlagen für Sportschuhe ganz anders beschaffen sein müssen. Also suche ich einen anderen Arzt.
Noch besser ist die Geschichte bei meiner Frau. Bruch das rechten Sprunggelenks, aber sie erhält als Nachbehandlung lediglich eine Verordnung über 6 Lymphdrainage-Behandlungen, obwohl ihr ein Krankenhausarzt sagte, dass die damit wohl nicht auskommt. Zudem nicht eine einzige Verordnung für Krankengynastik.
Die Orthopädin verweigert diese trotz anhaltender Schwellung des Beines und schickt sie stattdessen zur Neurologie. Da bekommt man Termine erst in Monaten.
Zum Glück springt der Hausarzt ein, nachdem aber auch da zunächst einmal die Sprechzimmerdamen ablehnten mit dem Hinweis, die Orthopädie müsse die angefangene Therapie zu Ende führen. Aber im telefonischen Gespräch liess sich der Hausarzt erweichen und stellte die erforderliche Fortsetzung der Lymphdrainage-Behandlung sicher. Seine Meinung dazu war allerdings deutlich: es handele sich um eine postoperative Nachbehandlung, die der Facharzt hätte gewährleisten müssen. 
Dies ist nur das hoffentliche Ende einer Kette von Hin und Her zwischen Krankenhaus, Radiologiepraxen, Facharzt und praktischem Arzt.
Getrost kann auch beim letzten Vorgang von unterlassener Hilfeleistung gesprochen werden.