Samstag, 31. August 2013

Ringgeist - Wildwest

Im wilden Nordwesten Frankfurts und nicht im "Wilden Westen" trug sich unten am 17.12.2004 Beschriebenes zu.

Ein 60-Jähriger wird mit dem Messer gestochen und danach mit Benzin übergossen und angezündet, weil er einen Falschparker vor seiner Garage angesprochen hatte. Dabei kam es zu einer Auseinandersetzung mit dem lebensgefährlichen Ausgang. Er wird es hoffentlich überleben. Das ist leider der Anfang oder das Ende einer absehbaren Entwicklung. Die Brutalität im Straßenverkehr nimmt zu und das Rechtsempfinden ist unterentwickelt. In Kalbach treffen alte Bewohner zunehmend auf städtische Probleme. Und sie sind nicht zimperlich im Umgang mit den Zugezogenen. Ich selbst habe das am eigenen Leib erfahren. Als ich einmal jemand anhupte, weil er mir die Vorfahrt nahm, verfolgte mich der Fahrer bis vor die Haustür, beschimpfte mich und empfand es wohl als Zumutung, dass ich im vermeintlich so schönen Kalbach wohne. Andererseits werde ich angepöbelt, wenn ich mich über einen Falschparker vor meiner Garage errege, weil ich weg muss. Die Dame mit dem  Geländewagen fand ihren Stress wichtiger, drohte mir eine Anzeige wegen eines Kratzers auf ihrer Autotür an (der natürlich schon vorher da war) und beschimpfte mich als ‚Blödmann’. Entschuldigung? Weit gefehlt. Eher Wildwest, sattsam bekannt sind mir die „Duell im Morgengrauen“-Situationen, wo zwei Autofahrer nebst Untersatz sich gegenüberstehen und keiner will zurück. Meist gebe ich nach, weil ich keine Lust auf Duzen der unfreundlichen Art habe. Meine Bessere sieht das alles anders. Hupen, lautet ihre Devise, ich lasse das lieber, denn ich habe weder Messer noch Pistole dabei. Zum ortsansässigen Bäcker gehe ich auch nicht mehr, denn ich spreche weder den hiesigen Dialekt in glaubwürdiger Form, noch verfüge ich über laienschauspielerische Qualitäten.  - Schwer zu begreifen dagegen ist, an welchen Nebensächlichkeiten sich das Schicksal eines Menschen manchmal entscheidet.

Donnerstag, 29. August 2013

Ringgeist - Freiheit


Weiter geht das Plündern meiner Gedanken, aber sie sind ja schließlich frei. Ein anderes Klischee ist es, dass Frauen nicht mit der Technik umgehen können. Am 14.12.2004 musste ich es erleben, bin aber im Traum zumindest noch einmal davon gekommen.

Meine Bessere hat heute nacht einen verbissenen Kampf gegen die Technik geführt und Zeitschaltuhren nebst Steckdosen aus der Wand gerissen. Derweil fühle ich mich wie ein Vogel im Netz, jedes weitere Flattern führt zu einer noch engeren Verstrickung.
Folgende Geschichte fiel mir ein: ein vermögender Mann geht zu einer Vermögensberatung. Während des Beratungstermins schöpft er aufgrund der Art der Fragen Verdacht. Ein merkwürdiges Gefühl beschleicht ihn, er fühlt sich unsicher. Er eilt nach hause und versucht zu sichern, was zu sichern ist. Tatsächlich wird aber trotz alledem eingebrochen, die Diebe sind bewaffnet. Sie durchsuchen die Wohnung, lassen ihn jedoch frei herumlaufen. Seine Hausangestellte haben sie gefesselt. Er sieht eine Waffe auf dem Tisch liegen. In einem unbeobachteten Moment ergreift er sie und schleicht zur Tür. Sie ist abgeschlossen, aber seitlich nur in einer Holzleiste verankert. Er zeiht die Tür mit Kraft nach innen und reißt die Holzleiste heraus, dann entkommt er. Er versucht den Notruf auf dem Handy zu wählen, aber die Tasten sind zu klein für seine Finger, statt 110 tippt er immer wieder 117 oder 118. Er wird panisch.
Er steht jetzt seinem Haus gegenüber, noch folgt ihm niemand. Er ist bereit, auf jeden Verfolger zu schießen. Er macht sich Gedanken um die verbliebene Person. Schließlich findet er einen Verkäufer, der auf seinem Handy die Polizei rufen kann. Nun braucht er nur noch zu warten, bis sie eintrifft. Er fühlt sich ein bißchen wie ein Held und wartet auf den Showdown.

Mittwoch, 28. August 2013

Ringgeist - Wahrheit

Am 8.12.2004 hatte ich es mit der "Wahrheit". Gibt es überhaupt eine? Oder ist das nicht nur ein Gefühl?

Die Wahrheit ist eine häßliche Geliebte. Sie hat Falten und Flecken, fühlt sich hart und unnahbar an. Ich habe sie schnell aus dem Bett gestoßen, dabei ihre innere Schönheit übersehen. Sie offenbart sich nur dem, der sie erkennt. Ihre Berge und Täler übertreffen jeden Rausch der Phantasie. Ich bleibe zurück im unwirklichen Schutz der Einbildung und habe eine Ahnung.

Meldungen

Gestern Abend erzählte mir meine Frau, Wolfgang Herrndorf sei tot, das sei die Meldung des Tages. Ich hatte ihr den "Tschick" zum Lesen empfohlen. Daher kannte sie den Namen.
Gestern wurde aber auch über einen Mann berichtet, der seinem vor sechs Wochen verstorbenen Frau ein Liebeslied geschrieben hatte, das er aber selbst nicht singen könne.Ein kleines Label hat es nun heraus gebracht, gesungen von einem richtigen Sänger. "Sweet Lorraine" heißt es.
75 Jahre werden wir nicht schaffen, dazu haben wir zu spät geheiratet.
Was hat die Frau nun davon, dass er ihr dieses Lied geschrieben hat, war mein erster Gedanke.
Die, um die es geht, haben halt nichts mehr davon. Solange man lebt, ist es anders.
Es ist also zu spät, eine Laudatio auf Herrndorf heraus zu bringen und das Rühren im Betroffenheitsquark hätte er wohl nicht gemocht. Der letzte Eintrag seines Blogs jedenfalls enthält die Vermeldung seines Suizids.
Korrekt und nicht geschönt, so wie er es wohl auch wollte.
Das Schreiben eines solchen Blogs mit dem Wissen um die eigene Krankheit und das unvermeidlich aus ihr resultierende Ende beeindruckte mich und ich habe es ihm auch geschrieben.
Er hat aber wohl soviel Post, vor allem zu seiner Krankheit bekommen, dass er vieles nicht beantwortete.
Mir ist auch selbst schon die Unmöglichkeit eines solchen Briefes, den ich da schrieb, aufgegangen.
Eine Fassung habe ich dann auch gar nicht erst abgeschickt.
Ihn selbst hat es wohl nicht gefallen, dass er sich zum Schluss nicht mehr so ausdrücken konnte wie er wollte.
Der Kontrollverlust und die Veränderung seiner Persönlichkeit, die er bei sich selbst bemerkte, haben ihn erschreckt. Er war trotz aller Freunde allein mit seiner Endlichkeit und er wusste das. Dennoch hat er die schönen Momente, die ihm noch blieben, soweit er konnte, auch im Blog festgehalten.
Ob es überhaupt möglich ist, in einem Blog auch nur annähernd das wieder zu geben, was an Mensch an Gefühlen empfindet, ist eine andere Frage.
Er selbst hat zum Schluss daran gezweifelt, den Zweifel geteilt, mit denen, die lesen wollten.
Ich selbst wollte und will und es bleibt zu hoffen, dass sich gute Menschen seiner möglicherweise hinterlassenen Texte annehmen und so noch einmal etwas was zu lesen sein wird von diesem Wolfgang Herrndorf.

 

Montag, 26. August 2013

Einweisung

Das Leben ist so, sagte der Platzanweiser. Sie nehmen bitte hier Platz und schauen sich das an.
Es werden einige Leute kommen und Interesse an Ihnen vorgeben. Nehmen Sie das nicht zu ernst.
Ich frage nach: Sie meinen, wenn jemand sein Popcorn gerade neben mir essen will, soll ich mir nichts dabei denken? Genau, erwidert der Platzanweiser, Sie sehen sich nur den Film an. Dafür haben sie ja bezahlt.
Und lassen Sie sich auch nicht von den Remplern beeindrucken.
Und wenn die nun während der Vorstellung über ihre eigenen Probleme reden wollen?
Das gehört zu einer Vorstellung schließlich dazu. Nein, mein Herr, Sie befinden sich in einer Vorführung.
Sie fangen damit bitte nicht an.
Gut, ich wollte das Thema nicht vertiefen.
Übrigens, im Gehen sagte er noch, wenn der Film zu Ende sei, sei er auch zu Ende. Ich solle dann gehen und nicht sitzen bleiben. Sie müssten schließlich für die nächste Vorstellung die Sitze sauber machen.  

Sonntag, 25. August 2013

Ringgeist - That's the way..

Meine Blogentsorgung schreitet voran, auch dieser Beitrag "zeichnet das Selige", nein, segnet das Zeitige.  Bin nun bereits beim 2.12.2004. Überflüssig zu sagen, dass ich das Thema 50 längst durch habe.


Von Zeit zu Zeit sollte man sich neu erfinden, um das Leben wieder zu erfahren. Das Leben ist einfach, die Umstände sind kompliziert.
Ab 50 sollte sich jeder darum bemühen, sich eine Perspektive für das Alter aufzubauen. Alterswohngemeinschaften kommen sehr in Mode. Denn die Wichtigkeit sozialer Kontakte ist gerade in den späteren Jahren unbestritten. Ich freue mich auf eine Zeit, in der ich noch etwas kann, aber nicht mehr alles muß. Ich lerne verstehen, wie meine Eltern gedacht haben mögen. Aber verstehen heißt ja nicht: akzeptieren. Deswegen werde ich mich nicht im Nest einigeln, an Ideen für den Ausgang hat es mir noch nie gemangelt.

Samstag, 24. August 2013

Ringgeist - Umsonst ist der Tod..

25.11.2004: angesichts der leider bevorstehenden Wahlen ist das durchaus aktuell, wenn gleich unsere aller Merkel ja auch zu diesem Thema schon gar nichts mehr sagt.

Nicht geträumt ist der Unsinn, den unsere Politiker täglich über unseren Köpfen ausschütten.
Der Sozialismusgedanke ist sehr groß in Deutschland und zwar in allen Parteien. Dabei äußert er sich eher immanent, offiziell gilt natürlich: „Freie Fahrt für freie Bürger“. Der Zweck heiligt die Mittel, man kann sagen, er ist urdeutsch. Nun schwenken sie wieder das soziale Fähnchen, in dem Kinderlose mehr in die Pflegeversicherung einzahlen sollen, selbstverständlich vom Einkommen unabhängig. Um den Wahnsinn auf die Spitze zu treiben, sollen auch tote Kinder den Eltern angerechnet werden. Wenn das alles richtig sein soll, ist es also so, das eigentlich die Kinder ihre Eltern pflegen müssen und daher die Pflegeversicherung weniger oder garnicht in Anspruch genommen wird. Und die Kinderlosen liegen der Pflegeversicherung notorisch auf der Tasche, weil sie sich bis zum Abwinken pflegen lassen.
Ich nehme das wohl alles zu ernst, gemeint ist wohl nur, dass auf elegante Art und Weise die Beiträge erhöht werden. Der Quatsch mit dem Generationenvertrag ist auch anderweitig nicht tot zu kriegen, obwohl die Rentenkasse pleite ist. Wer sagt denn eigentlich, dass all die lieben Kinderlein später auch fleißig für ihre Eltern bezahlen? In einer Zeit des maßlosen „Gürtel-enger-Schnallens“ und der Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland sind sie womöglich arbeitslos oder ale Existenzgründer zum Unternehmer geworden, der als Beitragszahler ausfällt. Jeder sorgt für sich selber, daran werden wir uns gewöhnen müssen.
Statt nur dem Einzelnen ständig in die Pflicht zu nehmen, sollte auch der Staat mit gutem Beispiel voran gehen und mit dem Geld marktwirtschaftlich arbeiten. Aber so wie in Deutschland der sozialistische Gedanke nicht dem Sozialismus dient und die Freiheit des Einzelnen nur beim Geldausgeben liegt, leitet sich der Name Tobias womöglich vom Verb Toben ab.

Freitag, 23. August 2013

Ringgeist - Telefonitis am Totensonntag

Glück ist eine relative Sache, besonders an einem Totensonntag. Der Text unten stammt vom 21.11.2004,
ist aber eigentlich zeitlos.

Die Tage rasen dahin, die Weihnachtszeit mit ihrem Plunder droht. Die Zeit der Familientelefonate bricht an. Eine dunkle Zeit. Zudem müssen nun etliche Festivitäten und Events vorgeplant werden. Ein Puzzle aus 1000 Teilen wartet auf mich. Werde ich je etwas über meine innerlichen Beweggründe erfahren, die mich immer wieder zwanghaft verführen? Wird das Bild ähnlich bruchstückhaft aussehen wie das Puzzle? Wird es mir gelingen, eine Zeit der Ruhe zu finden?
Harmonie scheint momentan unmöglich, zu gegensätzlich sind meine Motivationen.
Dabei ist doch alles so einfach, du willst doch nur glücklich sein auch an einem Totensonntag.

Mittwoch, 21. August 2013

Ringgeist - Malte


November, die dunkle Jahreszeit beginnt und am 18.11.2004 beeindruckte mich der folgende Text.

„Da strahlt Samen aus, und sie halten sich unter wie Dirnen und spielen damit, oder er fällt, während sie daliegen in ihren ungetanen Befriedigungen, wie Samen Onans zwischen sie alle.

Wo aber, Herr, ein Jungfräulicher unbeschlafenen Ohrs läge bei deinem Klang: er stürbe an Seligkeit oder er trüge Unendliches aus und sein unbefruchtetes Hirn müsste bersten an lauter Geburt.“

Aus Rainer Maria Rilke, Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge

Lassen wir Malte (welch schöner Name) weiter schwer krank durch Paris wandern.
Es strömt ja geradezu aus ihm heraus und ob er dereinst erreichen kann, was ihm heute noch normal und alltäglich erscheint ?
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt: im Zitat geht es um Musik.

Dienstag, 20. August 2013

Ringgeist - Ich bin kein Star, holt mich hier raus!


Ja, Sein oder Scheinen, das ist hier wohl die Frage am 10.11.2004 oder wohl auch nicht, wenn man nach der Textzeile aus dem Song lebt.

Echte Holztüren, massive Fußleisten, eine Schiebtür aus Holz, Linoleumböden, die Wohnung hatte, was das Herz begehrt, der Preis ist günstig, nur der Ort falsch.
Leider kann ich nicht jeden Tag von Kassel zur Arbeit pendeln. Also, Adieu, Gedanke!
Es war wohl wieder eine Reminiszenz an früher, die mich so euphorisch machte.
Und meine Bessere teilt die Erinnerung nicht, zu negativ waren unsere Besuche in dieser Stadt zu lange gewesen.
Und leider verdiene ich noch eine ganze Zeit lang mein Brot woanders. Apropos Brot: wird mein Blog tatsächlich gelesen oder leide ich an Verfolgungswahn? Wahrscheinlich ist Letzteres. Ich gehe in einem Meer von Geschwalle zugrunde.
Wie sagt mein Patenkind sehr schlau immer: das muss ich mir noch überlegen. Dabei sind Überlegungen das Letzte, was ich brauche. Das Gesetz des Handelns ist außer Kraft in meinem Leben, obwohl das meine eigentliche Maxime ist. Eine Überlegung kann höchstens ein Abwägen eventueller Risiken sein und nicht ein Gegeneinander-Aufschaukeln von Unsicherheiten. No risk, no fun und im Ernstfall no life. Auf was warte ich noch? Vielleicht auf Kinder oder auf den großen Drachen, der mich mit nimmt?
Der Mensch kommt und geht allein, dazwischen liegt die Welt. Wie sang es einst Frank Zappa: There is no way to delay that trouble comin’ every day.

Montag, 19. August 2013

Ringgeist - Domantik

Eigentlich hatte der Beitrag die Überschrift "Romantik", nutze aber hier einen Begriff, der damals im Netz kursierte. Am 31.10.2004 entstand dieser zeitgemäße Text.

Ein romantisch dominanter Drachen schwebt über meinem Kopf. Meine Geschichten sollen gut gewesen sein. Ich konnte Sie im Internet immer noch aufrufen. Meine Nachfrage erbrachte, dass etwas falsch programmiert war, ob ich nicht wieder was schreiben wolle. Nun habe ich viele Phasen in meinem Leben hinter mir. Und an diese glaube ich nicht mehr. Anscheinend bin ich immer gut, wenn ich mich nicht so genau auskenne mit den Sachen, über die ich schreibe. Oder mein Kopfkino speist sich hinterrücks mit Informationen, die ich bewusst nicht wahr nehme und ich verfüge über Wissen, ohne es zu kennen. Ich bekam zur damaligen Zeit überhaupt kein Feedback, was aber nichts zu heißen scheint.
Noch ein Satz fiel mir ein: ich falle mit Dingen auf, die andere auch machen. Ob sie auch so Informationen sammeln? Mir fehlte heute Rotblond in der Kantine. Zwei junge, nicht ganz so schlanke Damen, die wie ich die Kantine von außen betreten. Sie gehen immer zusammen essen und haben immer Hosen an. (Gestern zu meinem Entzücken abgewetzte Jeans) Sie sehen sich ein bisschen ähnlich, die eine blond, die andere dunkelhaarig. Ich vermute fast, sie beobachten mich auch. Mir machte es Spaß, sie bei der Essensausgabe zu umkurven.
Ob es Schwestern sind? Sie nahmen in meiner Nähe Platz und während links ein stiernackiger haarkränziger Glatzkopf im Anzug dadurch aus dem Bild verschwand, das er nach dem Verlassen der Kantine zur Seite stolperte,  konnte ich anschließend ihre dunklen Augen bewundern, über die Farbe spekulieren und den dicken Lidstrich zur Kenntnis nehmen.
Werde ich je mehr erfahren? Hätte ich eine Visitenkarte hinterlassen sollen oder zufällig am Tisch der beiden Damen zu Boden fallen sollen? Wozu das alles? Ich habe doch schon gegessen.

Samstag, 17. August 2013

Ringgeist - Cat


Am 25.10.2004 mischte sich mal wieder Traum mit Realität, einer Realität, die es heute nicht mehr gibt.

Epilog
Die Katze saß auf dem Nachbarbett und näherte sich. Ich fletschte die Zähne und begann zu brüllen wie ein Löwe. Die Katze erschreckte sich und verschwand. Ich wachte auf und röchelte.

Besuch
Mein Vater verdrückte sich ein paar Tränen, als er davon erzählte, was er als junger Mann unternommen hatte. Fahrradtouren zum Edersee mit der Clique, zelten draußen. Alles was schön ist, ist irgendwie schwer. Ich hatte geglaubt, meine Heimatstadt vergessen zu haben und plötzlich war alles wieder da. Die Wege der Jugend und Kindheit, die erste eigene Bude. Der Biergarten mit Blick über die Dönche ist einer der schönsten in Kassel, mir war nie bewusst, dass mein Vater den Platz so mochte. Ich hätte auch nie geglaubt, dass er mal so offen über sich spricht. Er stubste mich anerkennend am Arm und mir bekam das gut. So verbrachten wir zwei Stunden mehr in der Kneipe als gewollt und hatten keine Zeit mehr für einen Bummel in der Stadt.
Wir fuhren nach hause und doch fange ich das erste Mal seit langer Zeit an, mich in Frankfurt fremd zu fühlen.
Viielen Dank auch an die Dame, die jetzt endlich die Tür freigegeben hat, damit wir weiter fahren können, so lautete die Durchsage des Zugführers in nordhessischer Färbung. Ich sah aus dem Fenster und erkannte viele Straßen wieder, die ich jahrlang gedankenlos mit dem Auto in Richtung Kassel gefahren war.

Freitag, 16. August 2013

Ringgeist - D_F_B


Selbsterkenntnis ist ja schön und gut, aber habe ich das wirklich ernst gemeint,
was ich da am 21.10.2004 verzapfte? So etwas erreichte natürlich nicht die Top 25 der meist gelesenen Beiträge.

Zu meiner Besseren sage ich im Streitfall gern:
"Du weißt doch:
ich bin
Dumm, Faul und Blöde.“

Dumm bin ich, weil ich nichts erkenne.
Faul bin ich, weil ich, wenn ich doch mal was erkenne, nichts mache.
Blöde bin ich, weil ich das weiß.

Das ist natürlich ein Problem, weshalb ich gern, wenn es Streit gibt, sage:
„Du kennst das Problem!“

(Der Satz ist kürzer und meine Bessere weiß auch sofort Bescheid.)

Donnerstag, 15. August 2013

Ringgeist - Quark & Rührei

Quark & Rührei sehe ich meist bildlich vor mir, wenn etwas wieder mal völlig unklar oder indiskutabel ist.
Der Überschrift folgte am 20.10.2004 nachstehender Text. Er erreichte mit sagenhaften 159 Zugriffen den Platz 22 der Top 25 der meist gelesenen Beiträge.

Oft ertappe ich mich dabei, dass ich nur noch den Anfängen der gesprochenen Sätze lausche, um dann zu entscheiden, ob es für mich interessant ist, weiter zuzuhören. Das klingt arrogant, ist aber momentan eine Überlebensstrategie in einer Welt der Projektiererei und Unsicherheit. Dadurch geht viel verloren, am Ende mein Selbst. Es wird viel produziert, obwohl unklar ist, ob es Empfänger gibt, die verstehen. Nimmt man das Krisengerede der deutschen Wirtschaft ernst, fragt man sich, warum der Hebel nicht endlich mal an der richtigen Stelle angesetzt wird. Ist es eine Lösung, ständig dem sogen. kleinen Mann zu schröpfen? Sollte nicht im Bereich Service einfach mehr getan werden, um gute Produkte an den Mann zu bringen? Dazu gehört positive Motivation der Mitarbeiter, in Deutschland noch immer ein Fremdwort. Der Einzelne ist im obligo, aber auch und vor allem der verantwortlich Arbeitende.
Sehe ich mir die Szenerie im Autohaus / Kaufhaus oder bei den Banken an, habe nicht das Gefühl, dass hier verstanden wurde. Es sind immer die anderen schuld.

Dienstag, 13. August 2013

Ringgeist - Nichts los auf Kos?


Der Glaube an das Gute ist doch tief verwurzelt in mir, manchmal findet man es an einem unerwarteten Ort in  Gestalt eines Menschen. So am 18.10.2004 wie folgt beschrieben.

Am liebsten hätte ich aus dem Bus gewinkt, als ich unsere Wirtin der Epikouros-Taverne sah. Es war am
Ende eines schönen Herbsturlaubstags und wir sind auf dem Weg zum Flughafen. Wie immer geht sie fast suchend durch das Lokal, um ja nichts und niemanden zu vergessen. Dabei bezeichnet sie sich als Angestellte, die dort nur arbeitet. Wir kosteten gern vom leckeren Schokoladenkuchen, der nach dem Rezept der Großmutter gebacken wurde und tranken gern den Wein, den sie schon seit 11 Jahren in gleichbleibender Qualität von der Insel Patmos bezieht.
Ihr Lokal war die Insel vor einem großen modernen Dienstleistungsresort und unsere Rettung. Es erhielt unseren Glauben an die griechische Gastfreundschaft aufrecht und nährt damit den Wunsch zur Wiederkehr und den Glauben an eine bessere Welt.

Montag, 12. August 2013

Urlaub oder eine Tschick zuhause

Was ich im letzten Urlaub nicht erlebte: Kolonnen- und Staufahrten auf deutschen Autobahnen, Westfalen an der deutschen Küste, Schwaben im Allgäu, Sicherheitschecks an Flughäfen und Touristenabzocke aller Orten.




Dafür ging bei mir die Sonne auch schön unter.

Samstag, 3. August 2013

Ringgeist - Tag der deutschen Einheit

Am 4.10.2004 bemerkte ich zum "Tag der deutschen Einheit" treffender "Tag der deutschen Reisefreiheit": 

Unterwegs meinte meine bessere Hälfte zu mir, sie wisse nicht, warum sie eigentlich immer zu ihrer Familie fahre. Gerade war ich auf die Autobahn gefahren, eine Stunde Stau und schleppender Verkehr warteten auf mich, danach dann die Routine einer weiteren vielstündigen Fahrt über Bundes- und Landstraßen, bis man nass geschwitzt aus dem Auto steigt. Ich dachte, wir hätten einen Kindergeburtstag gefeiert. Und das wäre es wert gewesen. Aber vielleciht habe ich was falsch verstanden. Morgens hatten uns mein Patenkind und  sein Bruder geweckt, nachdem sie zuvor an unserem Matratzenlager standen und sich fragten, warum ich?
Ich hatte mich noch ein bisschen schlafend gestellt. Mein Patenkind muss uns noch verraten, warum er lieber bei uns ist als wir bei ihm sein sollen. Er fand unsere Abreise blöde.