Vor 100 Jahren begann der 1. Weltkrieg mit dem Einmarsch deutscher Truppen in Belgien und Luxemburg. Christopher Clark, ein australischer Historiker, zeichnete in seinem Buch "Sleepwalkers - How Europe went to War in 1914" die Entwicklung hin zu diesem ersten Weltkrieg akribisch nach.
Er kommt dabei zu dem Schluss, dass die politisch Verantwortlichen in ihren Handlungen einer gewissen Zwangsläufigkeit unterworfen waren, die, gepaart mit der Unfähigkeit der Monarchen resp. Verantwortlichen, zu verhängnisvollen Entscheidungen führten. Es scheint, als sei sich niemand im Klaren darüber gewesen, welche Folgen das Verschwinden der Habsburger Monarchie zum Beispiel für die weitere politische Entwicklung haben würde.
Dieses Phänomen der Missachtung möglicher Entwicklungen ist auch in der heutigen Politik in aller Welt zu beobachten. Nur fehlten zur damaligen Zeit die internationalen Mechanismen, um die aus der Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand in Sarajevo erwachsende Krise zu regulieren und zu beherrschen. So gab es keine Möglichkeit, die Umstände des Attentats auf Franz Ferdinand objektiv zu untersuchen und die Hintermänner preis zu geben. Das österreichisch-ungarische Ultimatum an Serbien, vom Deutschen Reich unterstützt, musste also ins Leere laufen. Das russische Zarenreich bestärkte im Gegenteil
die verantwortlichen serbischen Politiker in der Ansicht, eine harte Haltung einzunehmen.
Frankreich indes wiederum gab Rußland die nötige Rückendeckung auch gegen das Deutsche Reich.
Dort hatte man die Niederlage gegen den Erzfeind von 1871 und den Verlust des Elsaß und eines Teiles von Lothringen längst nicht verkraftet. Massive französische Kredite stärkten die russische Aufrüstung und die panslawistische Doktrin überwog schließlich auch die bis zu letzt vorhandenen Willi-Niki-Dialoge.
Damit ist der rege Austausch von Telegrammen wenige Tage vor Kriegsausbruch zwischen dem deutschen Kaiser und dem russischen Zar gemeint.
Die russische Generalmobilmachung schließlich erfolgte vor der deutschen Kriegserklärung, eine Tatsache, die nicht vergessen werden sollte.
In Berlin herrschte ja immer noch die Ansicht, der Konflikt sei begrenzbar, wenn Österreich-Ungarn eine schnelle militärische Aktion gegen Belgrad beginnen würde. Dazu jedoch war die Habsburger Monarchie überhaupt nicht im Stande. Sieht man sich die Umstände an, unter denen Franz Ferdinand mit seiner Gattin in Sarajevo ums Leben kam, so kommt man nicht um hin, von einem großen Dilettantismus bei allem, was mit Sicherheitsvorkehrungen zu tun hat, zu sprechen. Es war nicht nur eine große Fehleinschätzung, offiziell und im offenen Wagen durch die Hauptstadt einer annektierten Provinz zu fahren, es war vor allem das Verhalten nach dem missglückten ersten Attentat, was besonders ins Auge sticht. Statt den ganzen Besuch sofort abzubrechen, wurde erneut im offenen Wagen durch Sarajevo kutschiert und dabei den eigentlich gescheiterten Attentätern die Gelegenheit zur erfolgreichen Erfüllung Ihres Auftrags gegeben. In Serbien werden die Attentäter noch heute verehrt. Es ändert sich also nicht wirklich etwas im Laufe der Geschichte.
Der zweifelhafte Verdienst des Deutschen Reichs und hier in erster Linie der preußischen Militärs bleibt es,
mit der Umsetzung des Schlieffenplans (Vorstoß der deutschen Truppen im Westen durch das neutrale Belgien) England weiterhin an der Seite Frankreichs und Rußlands zu halten. Es waren deutsche Truppen, die ohne Kriegserklärung in Luxemburg und Belgien einfielen. Den Plan hatten auch andere Mächte, sie vermieden es jedoch, ihn umzusetzen, geschweige denn, selbst den Angriff zu beginnen. Die britische Neutralität, die durchaus im Bereich des Möglichen gelegen hätte, war mit dem Einmarsch in Belgien perdu.
Da half auch das an die belgische Regierung gerichtete Ansinnen nichts, den deutschen Truppen den Durchmarsch zu gewähren. Dieses führte lediglich zur verstärktem belgischen Widerstand.
Christopher Clark stellt fest, dass das Deutsche Reich keineswegs imperialistischer gewesen sei als die übrigen Großmächte. Es war leider aber auch nicht besser regiert.
"Zum Repräsentanten taugt er, sonst kann er nichts." So wird der Erzieher des Kaisers, Georg Hinzpeter zitiert.
Gerade die Vorgeschichte des ersten Weltkriegs zeigt, wie wichtig es gewesen wäre, die Bismarksche Politik der Rückversicherung mit Rußland fortzuführen und sich keinesfalls in ein Bündnis mit der an allen Ecken und Kanten bröckelnden Donaumonarchie zu begeben. Der Balkan schließlich war kein deutsches Interessengebiet und die errungenen Kolonien schon bald nach Ausbruch des Kriegs verloren.
Dieses Phänomen der Missachtung möglicher Entwicklungen ist auch in der heutigen Politik in aller Welt zu beobachten. Nur fehlten zur damaligen Zeit die internationalen Mechanismen, um die aus der Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand in Sarajevo erwachsende Krise zu regulieren und zu beherrschen. So gab es keine Möglichkeit, die Umstände des Attentats auf Franz Ferdinand objektiv zu untersuchen und die Hintermänner preis zu geben. Das österreichisch-ungarische Ultimatum an Serbien, vom Deutschen Reich unterstützt, musste also ins Leere laufen. Das russische Zarenreich bestärkte im Gegenteil
die verantwortlichen serbischen Politiker in der Ansicht, eine harte Haltung einzunehmen.
Frankreich indes wiederum gab Rußland die nötige Rückendeckung auch gegen das Deutsche Reich.
Dort hatte man die Niederlage gegen den Erzfeind von 1871 und den Verlust des Elsaß und eines Teiles von Lothringen längst nicht verkraftet. Massive französische Kredite stärkten die russische Aufrüstung und die panslawistische Doktrin überwog schließlich auch die bis zu letzt vorhandenen Willi-Niki-Dialoge.
Damit ist der rege Austausch von Telegrammen wenige Tage vor Kriegsausbruch zwischen dem deutschen Kaiser und dem russischen Zar gemeint.
Die russische Generalmobilmachung schließlich erfolgte vor der deutschen Kriegserklärung, eine Tatsache, die nicht vergessen werden sollte.
In Berlin herrschte ja immer noch die Ansicht, der Konflikt sei begrenzbar, wenn Österreich-Ungarn eine schnelle militärische Aktion gegen Belgrad beginnen würde. Dazu jedoch war die Habsburger Monarchie überhaupt nicht im Stande. Sieht man sich die Umstände an, unter denen Franz Ferdinand mit seiner Gattin in Sarajevo ums Leben kam, so kommt man nicht um hin, von einem großen Dilettantismus bei allem, was mit Sicherheitsvorkehrungen zu tun hat, zu sprechen. Es war nicht nur eine große Fehleinschätzung, offiziell und im offenen Wagen durch die Hauptstadt einer annektierten Provinz zu fahren, es war vor allem das Verhalten nach dem missglückten ersten Attentat, was besonders ins Auge sticht. Statt den ganzen Besuch sofort abzubrechen, wurde erneut im offenen Wagen durch Sarajevo kutschiert und dabei den eigentlich gescheiterten Attentätern die Gelegenheit zur erfolgreichen Erfüllung Ihres Auftrags gegeben. In Serbien werden die Attentäter noch heute verehrt. Es ändert sich also nicht wirklich etwas im Laufe der Geschichte.
Der zweifelhafte Verdienst des Deutschen Reichs und hier in erster Linie der preußischen Militärs bleibt es,
mit der Umsetzung des Schlieffenplans (Vorstoß der deutschen Truppen im Westen durch das neutrale Belgien) England weiterhin an der Seite Frankreichs und Rußlands zu halten. Es waren deutsche Truppen, die ohne Kriegserklärung in Luxemburg und Belgien einfielen. Den Plan hatten auch andere Mächte, sie vermieden es jedoch, ihn umzusetzen, geschweige denn, selbst den Angriff zu beginnen. Die britische Neutralität, die durchaus im Bereich des Möglichen gelegen hätte, war mit dem Einmarsch in Belgien perdu.
Da half auch das an die belgische Regierung gerichtete Ansinnen nichts, den deutschen Truppen den Durchmarsch zu gewähren. Dieses führte lediglich zur verstärktem belgischen Widerstand.
Christopher Clark stellt fest, dass das Deutsche Reich keineswegs imperialistischer gewesen sei als die übrigen Großmächte. Es war leider aber auch nicht besser regiert.
"Zum Repräsentanten taugt er, sonst kann er nichts." So wird der Erzieher des Kaisers, Georg Hinzpeter zitiert.
Gerade die Vorgeschichte des ersten Weltkriegs zeigt, wie wichtig es gewesen wäre, die Bismarksche Politik der Rückversicherung mit Rußland fortzuführen und sich keinesfalls in ein Bündnis mit der an allen Ecken und Kanten bröckelnden Donaumonarchie zu begeben. Der Balkan schließlich war kein deutsches Interessengebiet und die errungenen Kolonien schon bald nach Ausbruch des Kriegs verloren.
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