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Samstag, 7. Dezember 2019

Teile

Vieles könnte ich auch teilen,
doch möchte ich gern bei mir verweilen.
Wortspielereien und schlaue Sprüche
entlocken mir stets ganz geile Flüche.
Alles, was hier geschrieben ist,
wächst nur auf meinem eigenen Mist.

Mittwoch, 4. Dezember 2019

Verirrt

Man kann sich irren, mal mehr, mal weniger. Aber ein Irrtum ist und bleibt einer. Ich glaubte, meine Kinder schon zehn Jahre nicht gesehen zu haben, dabei sind es morgen erst acht. Weg gefahren war ich in dem Glauben, es ginge alles so weiter, wie bis dahin gehabt, da irrte ich wieder. Auch glaubte ich nicht, dass meine Frau sie so stören würde, eine erneute Verirrung. Und das sich aus einem harmlosen Sonntag-Abend-Date nun schon 38 Jahre gemeinsamen Mit- und Gegeneinanders im Ehealltag ergeben würden, das hätte ich nicht für möglich gehalten. Siehe da, ein Irrtum.
Kaum zu glauben fand ich auch, dass ich nach 28 Jahren meine Tätigkeit für eine Firma ohne Verabschiedung beende. Ebenso anders als erwartet, fand meine ehrenamtliche Tätigkeit für eine Gemeinde einen schmucklosen Abschluss. Ich hätte auch nie gedacht, dass die gleiche Gemeinde unsere Bewerbung für eine ihrer Mietwohnungen wegen unseres kleinen Hundes ablehnt und sich für die Begründung hinterher noch nicht einmal entschuldigt. Ein wahrhaft doppelter Irrtum.
Weniger Bedeutung haben dagegen andere Dinge, die ich sogar gepostet habe:
eine Wagenladung Sperrmüll kann in Lemgo nicht kostenlos bei der Entsorgungsstelle abgegeben werden, sondern sie kostet 6 €. Das ist zu verschmerzen, denn zusätzlich wird Sperrmüll einmal im Jahr kostenlos abgeholt. 

Freitag, 10. Juli 2015

Quatsch

Fremde Familiengeschichten am Handy, die im Zug ohne Klimaanlage keiner braucht und eine Hitze, mit der man nichts anfangen kann. Das ist der Traumsommer 2015.
Irgend jemand zieht irgendwo was an, ein Todesfall macht eine anstehende Hochzeit komisch. T- Shirtstoff ist cool.
Genau, ja, ja, das finde ich auch.

Freitag, 26. Juni 2015

Geltung

Diese Woche machte mir erbarmungslos klar, wie eindeutig oben immer noch oben ist und dass ich gnadenlos auf der falschen Seite stand und stehe. Das wird sich auch nicht aendern, wenn ich Rentner bin. Es kann nur sein, dass ich erstmals eine Anpassung meines Einkommens erleben werde, die man als Inflationsausgleich verstehen kann. Bis dahin verliere ich jedes Jahr netto an Kaufkraft und darf mich skrupellos moralisierender Diktion unterwerfen.

Sonntag, 24. Mai 2015

Black Smoke

In Rauch aufgelöst haben sich jegliche Träume, aus der "Germany Zero Points"-Veranstaltung einen ESC zu machen, der ausser politischen Bewertungen noch andere Maßstäbe gelten lässt. Der Kommentator der BBC fand die Veranstaltung und das Voting entsprechend lustig. Das die gute Ann Sophie mit null Punkten verarscht wurde, ist offensichtlich, England wurde immerhin mit vier Punkten geadelt.
Wien zeigte sich über angepasst, blasiert und englischsprachig in Verleugnung der eigenen Sprache und des männlichen Geschlechts. Null Punkte dafür sind verdient.

Dienstag, 19. Mai 2015

Real.0

Den "Murky Wallows" und der "Sea of Flames" entkommen, erreicht Dich die Erkenntnis, dass Gegner nicht einfach so zu besiegen sind. Aufgaben können nicht erledigt werden, weil Du blockiert wirst. Manch einer rempelt Dich an und findet es gut. Und leider gibt es auch nur ein Leben, dessen Energie sich nicht auffüllen lässt, auch wenn wir uns das manchmal wünschen.
Also betrachten wir das richtige Leben, als das, was es ist. Eine Gegebenheit, deren Konditionen viel irrealer und komplexer sind, als die erstarrten Fantasien der selbst ernannten Kreativen.
Am Ende des Lebens steht kein Gewinn. Es ist eine Idee, deren Schöpfung uns verborgen bleibt und kein Spiel.

Montag, 19. Januar 2015

Schönes Deutschland

Wenn Kalender 50% billiger zu haben sind, deutet das darauf hin, dass schon einige Tage im neuen Jahr ins Land gegangen sind. Da ich mir meine Kalender selbst kaufe und nicht warte, bis ich irgendwelche hässlichen geschenkt bekomme, wählte ich nun einen aus, der den Titel trägt "Schönes Deutschland".
Das ist doch mal etwas, worauf man sich ruhig besinnen sollte: ein schönes Motto in diesen Tagen.
Bin ich jetzt Deutschland?

Dienstag, 30. Dezember 2014

Besinnen

Weihnachten war toll, Weihnachten war nett,
ich hatte den Eimer stets am Bett.
Woanders wurde kräftig gesungen,
mir war die Ruhe ausbedungen.
Nun wünschen sich alle den guten Rutsch,
doch meistens ist dann ein Auto futsch.

Freitag, 19. Dezember 2014

Ihr Artikel wurde leider nicht verkauft

Sehe meinen Vater mit vom Abrollen von Tonbändern verschmierten Händen mit mir zusammen zum Friedhof zum Grab der Mutter gehen. Er hat mich nicht danach gefragt, ob ich meine Tonbänder haben will.
Mich hat es jahrzehntelang nicht interessiert, was ihm wohl Entscheidungshilfe genug war.
Ich reiße Videokassetten auseinander, die ich vor Jahrzehnten mal bespielt hatte. Mit Filmen, die mir wichtig zu sein schienen, die ich noch mal sehen wollte, irgend wann.
Zerschnipsele Bänder, empfinde Befreiung.
Wer hebt heute noch was auf und warum? Selbst die Körper verschwinden spurlos im Friedwald nach ihrem Ableben. Ein bisschen was muss es doch bringen, denkt man manchmal und stellt was auf Ebay ein, zum Verkauf. So eine Polaroidkamera, deren Kauf für unsere Familie damals eine Sensation war. Betrachtete mein Vater das ganze als technisches Wunderwerk, war meine Mutter in ihren kindlichen Naivität kaum noch zu bremsen. Fotos ohne Filmentwicklung und gleich zum Angucken, mochten sie noch so schlecht sein, das war auch die teuren Filme wert. Eine kleine Wartezeit nur und man grinste sich selber an.
Geblieben ist mir die Begeisterung des Augenblicks.
Heutzutage gibt man sich Mühe, Polaroids digital zu erzeugen, es gibt Liebhaberseiten im Internet.
Leider nicht für meine Kamera. Alles, was man nicht ich als 1 €-Auktion im Ebay einstellen will, ist ohnehin wertlos, den Profizocker wollen es billig. Da wähle ich lieber die Müllentsorgung und spare mir die Meldung "Ihr Artikel wurde leider nicht verkauft."  

Dienstag, 2. Dezember 2014

Verwunschenes Berlin - des Kaisers Reste

Moabit - Ferienwohnung
Ich stolpere fast die Treppe hinein in den Flur der angemieteten Ferienwohnung. Der Hinweis "Vorsicht Stufe" ist mittig auf der Tür angebracht und ich habe ihn übersehen. Der Verwalter der Wohnung wird mir später mitteilen, ich solle mich doch in Berlin amüsieren, statt nach Mängeln zu suchen.
Doch leider lässt sich wenig übersehen. Es wird gleich klar, dass es sich bei der Wohnung nicht um die eigentlich gebuchte Wohnung handelt. Wir sind im Erdgeschoss gelandet, mit direktem Blick auf die Mülltonnen in einem Hinterhof, der so typisch für Berlin erscheint. Nun ja, wir werden die zerfletterten Jalousien sowieso nicht hoch ziehen.
Die Wohnung ist nur oberflächlich auf Stand gebracht. So finden wir angebrochene Lebensmittel in der Küche. Wasser vom Vorgänger in einem gammeligen Wasserkocher. Unsauberkeit in Küche und Bad, eine Geschirrspülmaschine gibt es nicht, dafür einen alten Gasherd und eine Therme, die angeblich in der Wohnung über uns kaputt ist. Dies, so der Verwalter, sei der Grund, warum wir die eigentlich gesuchte Wohnung nicht beziehen konnten. Wir würden uns sicher nicht über das auslaufende Wasser freuen, so der Verwalter. Am Abend hören wir in der Wohnung über uns allerdings Geräusche und wir sehen Licht, nicht nur am ersten Abend, sondern während der ganzen Zeit unseres Aufenthalts. Irgendwann soll dort um Punkt 12 auch jemand hoch leben. Verkehr im Treppenhaus.
Wir dagegen werden tief leben. Packen nichts aus. Als ich die Bettdecke aufschlage, entdecke ich Krümel.
Es ist mir egal. Es ist Berlin und da meckert man nicht ungestraft.
Unseren Röhrenfernseher werden wir kaum nutzen. Ab 11 Uhr abends, so die zufällig anwesende Vermieterin, werde die Heizung abgestellt. Meine Angst, mir an der nicht normgerechten Badezimmertür den Kopf zu stoßen, mündet in einer überbordenden Vorsicht, die immerhin dazu führt, dass ich diesen Kontakt vermeiden kann. Überflüssig zu erwähnen, dass eine sinnvolle Wäsche wegen des zu kleinen Waschbeckens nur unter der Dusche statt finden kann.
Mein Berliner Herz ist gestorben bei minus 5 Grad und eisigem Ostwind. Mein Lieblingsschriftsteller hat sich ja schon vor über einem Jahr, todkrank, erschossen.
Dazu passt der Abend in einem Lokal, das ostpreußische und andere Spezialitäten anbietet.
West-Berlin, das scheint so etwas zu sein, wie ein Ort der Erinnerung an vergangene Zeiten.
Lichtblicke sind hier die Freundlichkeiten der türkischen Cafes, die es in unserer Umgebung gibt. So etwas erwartet man eigentlich in Berlin nicht. Moabit ist aber anders. Ein einfacher Arbeiterbezirk, in dem wir leider zu spät entdecken, dass es hier einige gute Lokale gibt. Keine restaurierten Prachtbauten, aber einheitlich graue Mietsubstanz. Es strahlt aber mehr Wärme aus als der Weihnachtsmarkt vor der Gedächtniskirche. Das Geschiebe auf dem Kudamm so wie in Frankfurt auf der Zeil. Austauschbar, alles vielleicht noch ein bisschen größer. Glanz der Marke, das Café Kranzler, wozu? Warum sollte man da hin?
Ich komme dieses Mal nicht weit. Tegel, Spaziergang am See, eine Pizzeria in der Markthalle. Super freundliche Bedienung, die es versteht, einer an Demenz leidenden Seniorin nicht zu nahe zu treten.
Die Dame wollte zahlen, bevor sie gegessen hatte. Mit Mühe überredete unsere Bedienung sie, auf das Essen zu warten. Sie, jedoch empört, nimmt nur einige kleine Bissen, fühlt sich übers Ohr gehauen wg. des Preises und schiebt mit ihrem Rollator ab. Es ist nicht der einzige, bei unserem Tisch parken weitere.
Vergessen in Berlin.
Ich werde noch Salzlakritz kaufen an diesem Tag und ein Gummibärherz mit Lebkuchengeschmack zur Verkostung erhalten. Die Bedienung lobt hier meine Kaufentscheidung.
Am nächsten Tag Charlottenburg, Park und Schloß, als wir etwas kaufen, erkennt eine Dame, dass ich nicht zum Zug komme. Berlin hält immer wieder Erkenntnisse parat, ungefragt.
Ein Abstecher noch nach dem Osten, Hackescher Markt, Leute wollen uns in Lokale locken. S-Bahn nach Strausberg. Voll, ein Farbiger bietet mir seinen Platz an der Haltestange an.
Weiter als zum Hackeschen Markt wollten wir aber nicht.
Mit dem Bus fahren wir morgens durch das nun schon tagelang grau verhangene Berlin zum ehemaligen Lehrter Bahnhof, pirschen uns durch den Hintereingang rein.
Gehen noch durch den Glaspalast und schauen vorn auf den Reichstag und das Kanzleramt.
Wäre besser gewesen, alles wäre in Bonn geblieben, geht durch unsere Köpfe. Die Hässlichkeit des Bundeskanzleramts ist bedrückend. Wahrscheinlich wird das eines Tage wg. Baumängeln abgerissen.
Unser Zug zurück scheint aus DDR-Zeiten zu stammen. Ein IC mit uralten, schon lange nicht mehr gesehenen Waggons. Es kommt die Durchsage, dass neben der ersten Klasse auch das Bordrestaurant fehlt und das auch keine mobile Verpflegung angeboten wird.
Längst fährt der Zug nach Spandau, als wir die Schaffnerin ansprechen. Es sind "des Kaisers Reste", klärt sie uns auf. Wir trinken türkisches Wasser.





    

Mittwoch, 5. November 2014

Sie haben's nöthig.

"Gott schütze die Reisenden, die um jeden Preis reisen, sie haben's nöthig."
Das schreibt Heinrich Laube in seinem Reisetagebuch "Eine Reise nach Pommern und auf die Insel Rügen".
Er schreibt aber auch: "Wer viel braucht, entbehrt mehr, aber er hat auch mehr."
Erschienen ist das Tagebuch zuerst 1837, also zu Zeiten des Deutschen Bundes und als die Nordspitze Rügens noch als der nördlichste Punkt Deutschlands galt.
Die Betrachtungen des Schreibers sind jedoch zeitlos, soweit sie das Leben an sich betreffen.
Eines offenbaren historische Tagebücher auf jeden Fall: dass sich die Charaktere der Menschen nicht geändert haben. Es sind lediglich die äußeren Umstände, die sich ändern.
So sehr man stutzt und sich amüsiert, wenn man so einem eloquenten Schreiber wie Heinrich Laube folgt,
selbst ein Tagebuch zu schreiben, ist etwas anderes.
Die Vergangenheit ist eine Geschichte, die Zukunft gibt es noch nicht. Das "Hier und Jetzt" ist das einzig Vorhandene. Es lässt sich nicht festhalten. Das Lesen eines historischen Berichts hat etwas von Grabpflege.
Für den Leser ist es evident, aber der Verstorbene hat nichts davon.
Doch liegt es in der Absurdität des menschlichen Daseins, immer wieder etwas hinterlassen zu wollen.


Mittwoch, 29. Oktober 2014

Strecken

Themen bleiben liegen,
Gedanken auf der Strecke,
es bleibt für mich die Frage,
wo ich mein Leben verstecke.
Die Zeit ist ohne Sinn,
ein Jahr bald wieder hin.
Warten auf den Ruhestand
und weites, freies Gedankenland.

Mittwoch, 30. April 2014

Abschluß - Brief an keinen Unbekannten

Hallo Herr,

ihr Blog "Arbeit und Struktur" hat mich sehr beeindruckt.
Ich hoffe, Sie haben noch möglichst viel Zeit, um daran weiter zu schreiben. Als vor 1993 Geborener habe ich ja das Recht, Ihnen einen Brief zu schreiben. Als typischem Computer-Hocker fällt mir das gar nicht so leicht. So trainiere ich meine Handschrift mal wieder, aber das nur am Rande.
Das Sie sehr geehrt sind, ist klar, obwohl ich es in der Anrede nicht zum Ausdruck bringe. Sonst würde ich Ihnen wohl auch nicht schreiben.
Ich fliege zur Zeit über ihren Blog gerade zu hinweg. Es ist keine leichte Lektüre, die sie da anbieten, aber sie ist wenigstens der Wahrheit gemäß. Sie schreiben in Ihrem Blog Wahrheiten auf und das ehrt sie. Es ist beeindruckend, wie Sie den Irrwitz des Lebens auf den Punkt bringen.
"Wenn ich etwas merke, rufe ich Dich an." Das steht ganz im Gegensatz zu ganz im Gegensatz zu der Szene vor ihres Zusammenbruchs vor einer Krankenhaus-Einlieferung, die von Kontrollverlust und der damit verbundenen Dramatik geprägt ist. Der Ausspruch stammt im wahren Leben von meinem Vater und in eben solchem erlitt er eine Hirnblutung, von der er sich nicht mehr erholte, die uns aber eine dreimonatige Zeit der Annäherung und des Abschiednehmens ermöglichte. Eine aufmerksame Nachbarin hatte den Notarzt gerufen und damit sein Leben zunächst gerettet. Ich selbst erlebte diese Zeit als Betreuer im Zusammenspiel mit Krankenhäusern, Reha-Kliniken und Pflegeheimen in völliger Ohnmacht. hinsichtlich der Abläufe.
Heute würde ich vieles anders machen.
Zwei Tage vor seinem Tod sagte Vater zu mir: "Du lebst ja noch!", als ich ihn besuchte. Da hatte er recht, ich war wie immer mit dem Auto unterwegs. Er lebte in einer eigenen Zeit und einer anderen Welt als ich, aber er traf wie immer "des Pudels Kern". "Noch" ist das Stichwort. Der Tod grenz uns alle ein, macht das Leben wertvoll und wird uns meist erst bewusst, wenn er unvermeidlich ist. Erst die Angst vor ihm zwingt uns die Beschäftigung mit der eigenen Endlichkeit auf. Dabei ist er immer gegenwärtig. Diese Konstante und das Wissen, dass am Ende alles Nichts ist, hat mich immer eher beruhigt.
Aber, darf ich Ihnen das schreiben? Ich fühle als Voyeur, wenn ich Ihren Blog lese.
Sie haben den Mut, ihre Situation zu beschreiben, ungeschminkt. Das ist mehr, als man von einem Schriftsteller erwarten kann. Sie nutzen die Möglichkeit, sich auszudrücken, bis zuletzt. Ich wäre dazu zu faul.
Der große "Vereinfacher", so wurde ich mal genannt.
Aber wie würde ich mich in Ihrer Situation verhalten? Sie hinterlassen Ratlosigkeit. Mein Motor ist die Ungeduld, der lange Atem hat mir stets gefehlt.
Vielleicht finde ich die Lösung in Ihrem Blog. Immerhin hat es mich berührt und dafür danke ich Ihnen.

Herzliche Grüße

Im November 2011



Samstag, 26. April 2014

Laufen

Wie er so lief durch Feldes Flur,
umgab ihn eigentümliche Natur.
Gedanken, die schon lange warten
und ihrer Eingebung harrten,
kamen plötzlich nun hervor.
Es war, als öffnete sich ein Tor.

Tod der Mutter, fast vergessen,
Tod des Vaters, gut beschrieben,
nicht zu sehr ist es vermessen,
zu sagen, es sind die Lieben,
die ihm fehlen und ins Leere laufen lassen,
doch es fällt ihm schwer, zu hassen.
Die Sonne scheint ihm ins Gesicht,
er hat sich, siehst Du es nicht?

Wenn alle würden an sich denken,
die Welt wär' reich an den Geschenken,
die alle gern sich selber machen,
mag man nun darüber lachen?
Die Jugendliebe, längst verflossen,
verlorene Kinder und ein kranker Bruder,
Tränen drüber sind vergossen,
allein, was hilft's, das Schicksal ist ein Luder.

Er läuft weiter und versucht zu bleiben,
was er ist und war und gewesen sein wird.
Lässt Luft durch seine Lunge treiben,
denkt und weiß, dass er sich irrt.
Er hört es nicht, sein eigenes Schnaufen,
er will doch noch ein Weilchen laufen.



Mittwoch, 23. April 2014

Goethe'n

Was Goethe einst schon längst gewusst,
im Reimen liegt des Dichters Lust.
Ungereimt der Alltag rennt
mit vielen Regeln, die man kennt.
Es schreibt der Tätowierer E-Mails nicht,
er stattdessen große Flächen sticht.
Der Handwerksmeister betritt den Teppich,
nur weil er da ist, dieser Nebbisch.
Er gibt Dir nichts Schriftliches in die Hand,
erst die Rechnung raubt Dir den Verstand.
Und der Anzugträger im Büro
glaubt, er sei der Chef im großen Zoo.
Dies und mehr wiederholt sich ständig,
Du wirst alt und nicht verständig.
Warum nur dieser Lebenswandel?
Weil sich's reimt, das ist der Handel.




Freitag, 18. April 2014

Klauseln

Im Käfig will ich mich verklauseln,
ohne Gefühl weiter verzauseln.
Des Lebens Mitte längst durchschritten,
ohne um Respekt zu bitten.
Es liegt die Weisheit dieser Tage
im Gedicht und ohne Klage.

Mittwoch, 16. April 2014

Fausten

Der Teufel sieht Dir ins Gesicht,
allein die Maske kennst Du nicht.
Der liebe Gott ist schon gegangen,
die Schöpfung hat ihn eingefangen.
Ach, Gretchen, was ich hier verkünde,
ist nichts, was nicht woanders stünde.
Am besten wär's, wie ich es fände,
es käme alles schnell zum Ende.
Die  Zeit die Uhr umsonst vertickt,
die Illusion ist nicht geglückt.

Montag, 3. März 2014

Ringgeist - Die deutsche Autoindustrie dreht mächtig auf.

Was kümmert mich mein Geschwätz vom 14.1.2009, denke ich mir, wenn ich mit meinem SUV durch die Gegend brause. SUVs entsprechen einfach unserem erhöhten Sicherheitsbedürfnis. Wenn Hinterfrau oder -mann mit einem normalen PKW wieder mal zu dicht auffährt, siehst Du die kleinen Scheinwerferchen gar nicht. Das ist schon ein Vorteil und: im Alter sitzt man ohnehin gern hoch.

Mächtig sind vor allem die Modelle und ihre Bezeichnungen.
Ganz gegen die Zeit und unabhängig von hohen CO²– Werten, die sowieso nicht für den Klimawandel verantwortlich sind, überbieten sich die Luxusmarken sowohl im Preis als auch in der PS- und Zylinderzahl.
Natürlich gibt es das Feigenblatt der hohen Technologie: die blaue Ecke. Da ist von Blue Efficiency die Rede oder von Blue Motion. Im Erfinden von Etiketten und Geheimschublädchen sind wir Deutschen ja ohnehin Weltmeister. Und im Nachäffen von Trends, siehe SUV. Mittlerweile müssten wir ein Volk von Hüttenwirten und Bergbauern sein, so beliebt ist die Vielzahl der Modelle. Dabei ist das, was als SUV verkauft wird, meist nur beschränkt geländetauglich. Ein SUV bietet aber auf jeden Fall einen höheren Benzinverbrauch als eine vergleichbare Limousine und ist bei gleicher Leistung mit Sicherheit teurer. Vielleicht kam Audi daher auf die Idee, seine SUVs mit dem Buchstaben Q wie Quark zu bezeichnen. Die neue Ehrlichkeit und das in homöopathischen Dosen?
Hat der Q7 eine homöopathische Potenz von D7?  Böse Zungen behaupten ja, wenn man ernsthaft krank sei, helfe sowieso nur die Schulmedizin. BMW macht es anders und uns ein X vor den SUV. Bei Mercedes wartet man sicherheitshalber ab, ob sich die SUVs auch wirklich verkaufen und nennt das Kind dann GLK. Phantasievoller ist da ausgerechnet Volkswagen, wer will schon wirklich wissen, was ein Tiguan ist? Konnte beim Tuoareg noch ein Bezug zu einem Wüstenvölkchen aufgebaut werden, so ist hier die Kreativität der Wortschöpfung vollends zum Zuge gekommen.
Der Name mag symbolisch für das völlig von den Erfordernissen der Zeit losgelöste Entwickeln von neuen Automodellen stehen. Er ist sozusagen ein Insignia.
Eine der vielen Kronen ist sicherlich der BMW X6 (das erste Sports Activity Coupé mit Dynamic Performance Control). Wollen wir nicht immer alles auf einmal und bekommen dann nichts? Es ist herrlich, dieses Auto ist Kinderwagen, Traktor und Sportwagen zu gleich,
ein Renntraktor also. Nur dem Umstand, dass BMW keine Busse baut, ist es wahrscheinlich zu verdanken, dass nicht noch größere Geschosse darauf warten, frei gefahren zu werden.
Irrationaler Cayennepfeffer ist somit wahrlich genug vorhanden in der deutschen Autoindustrie. Die Vernunft hat sich vermutlich im Motorraum versteckt und wartet darauf, dass einer mal den Deckel auf macht.

Freitag, 21. Februar 2014

A Mensch

In Deutschland, ja, da musst Du Dich beweisen,
bist ein Mensch auf vielen Reisen.
In Deutschland, ja, Du wirst es bald erkennen,
musst als Mensch Du Dich benennen.

Du bist allein und ohne Macht
noch lang kein Mensch,
dies sei bedacht.

Freitag, 14. Februar 2014

Fliegende Gedanken oder Dr. Mahn's Flying Circus

Was mit meinem Gehirn los ist, weiß ich nicht. Es hat sich von mir zeitweise verabschiedet. Führt ein Eigenleben, getrennt von mir und meinem täglichen Leben. In Stress-Situationen spielt es mir meine Lieblingsmusik ein, zum Durchhalten. Das ist angenehm, das hat es schon immer gemacht.
Nun aber trifft es eigenständige Verabredungen mit meinem Vater, der immer irgendwo anders auf mich wartet. Es begegnet einem ebenso verstorbenen alten Arbeitskollegen oder lässt mich ganz einfach in aussichtslosen Situationen stecken. Auch lebende Personen werden in dieses Spiel glaubhaft mit ein bezogen. So wurstele ich fremden Autos herum, die ich nicht anhalten kann und wenn doch, dann kann ich nicht aussteigen. Befinde ich mich in mir sehr vertrauten gemütlichen Kasseler Kneipen, in die mich mein Vater als Jugendlichen am Samstagabend immer mitgenommen hatte. Sogar der Dialekt der Leute stimmt. Nur der Blick aus dem Fenster zeigt einen Fluss mit einer fremden Skyline. Irgend etwas stört die Harmonie immer.
So stolpere ich weiter durch Hotelräume, ohne den Ausgang zu finden. Werde in einem der Zimmer festgehalten und bloß gestellt, kann den Irrtum aufklären und erhalte eine wohlwollende Genehmigung zum Verlassen des Platzes, Letzteres gelingt mir freilich nicht.
So gestärkt, im Bewusstsein einer überbordenden Phantasie, deren Inhalte ich nur meist vergesse, sitze ich im Wartezimmer eines Orthopäden und warte. Warten nicht auf Godot, sondern auf Dr. Mahn, den ich niemals zu sehen kriegen werde. Die Arzthelferin meint dazu, dass ich ja die freie Arztwahl hätte.
Mein Gehirn hat also nicht ganz unrecht mit diesen ganzen Einspielungen. Das Leben ist zu surreal, als das man allein damit leben könnte. Ich will ihm dankbar sein für seine Projektionen. Solange es mich nicht dazu bringt, mir mit meinem Afterschave die Zähne zu putzen oder mit der Zahnbürste meine Haare zu frisieren, ist alles gut.