Mittwoch, 25. September 2019

Was wahr

Umzugskartons beherrschen meinen Tag.
Nichts ist mehr, wie ich es mag.
Je mehr man in die Kiste packt
leerer wird es nicht, das ist vertrackt.
Aus Schränken viele Güter quellen,
so viele Kisten kannst du nicht stellen.
Das Dumme, es wir immer mehr,
habe nur noch Kartonverkehr.
Am Ende werde ich woanders wohnen,
dafür muss sich doch die Mühe lohnen.
Vieles wird auf dem Müll jetzt landen
so wie Erinnerungen im Nirvana versanden.

Sonntag, 22. September 2019

Was bleibt

Manche Dinge im Leben bleiben im Gedächtnis hängen wie zum Beispiel ein Papagei, der ständig seinen Namen und die Adresse Preis gibt: Fridolin Alberding, Goethestraße 64. In der Papageien-Wohnung lauschte ich ab und zu einem Mann beim Klavierspiel zu. Und war begeistert: „Das war aber ein schönes Lied.“ sagte ich und sorgte damit für Heiterkeit auch des Vaters.
Bei ihm sass ich eines schönen Sommertags vorn auf dem Motorrad. Ein kurzer Moment nur, der davon übrig bleibt. Er war es auch, der mich aus dem Krankenhaus abholte, wo ich wegen einer Platzwunde an der Stirn genäht werden musste. Zuvor hatte ich alle zusammen geschrien, die sich mir näherten. Im Diakonissenhaus, wo ich behandelt wurde, waren auch die Schwestern zuhause, die mich im Kindergarten in die Ecke stellten, nach dem ich ain Kinderlied textlich etwas verändert hatte. Bei mir schwammen nämlich „alle meine Entchen“ ins Klosett und nicht auf dem See. 
Einen Moment unter Wasser vergesse ich auch nicht, hier holte mich die helfende Hand meines Vaters noch rechtzeitig heraus. Apropos Wasser, Durst hatte ich sehr viel als Kind. So viel, dass ich meiner Mutter den Hals der Sprudelflasche aus dem Netz holte, den Bügelverschluß öffnete und noch auf der Straße trank. Auf der Straße war es dann, wo ich eines Tages den Scheinwerfer eines Autos in der Kniekehle hatte, als ich morgens die üblichen Besorgungen für Mutter erledigte.
An andere, an sich wesentlichere Ereignisse, erinnere ich mich kaum. weder die Einschulung noch unsere mehrfachen Umzüge blieben anscheinend eindrucksvoll.
Auch fallen mir die Inhalte der mittäglichen Bettgespräche mit Vater nicht mehr ein. Ich weiß nur, dass ich einmal bemerkte: „Das war aber ein schönes Gespräch.“ Was bleibt ist eben die Erinnerung an Momente, die man so leider nicht mehr erleben kann.

Dienstag, 17. September 2019

Versessen

Wenn jeder sattsam bekannte Argumente vorträgt, weil er sie für das Ei des Kolumbus hält und diese zur Freude aller öfter wiederholt, dann befindet man sich in einer Sitzung. Die Gegenargumente machen es nicht besser. Glücksfall ist es, wenn am Ende eine gemeinsame Resolution heraus kommt, Pech, wenn alles in Zwiegesprächem verläuft und das eigentliche Thema längst verlassen wurde.

Donnerstag, 12. September 2019

64

Zahlen sollte ich abstreichen, solange bis keine mehr da wäre. Erst dann wäre es mir erlaubt zu gehen. Dies Liste schien mir einer iTAN-Liste gleich, jede Zahl eine Aktion oder hier ein Update. In der Reihe der Jahre habe ich nun die Zahl 63 gestrichen und befinde mich auf dem Feld Nr. 64.
Eine Zahl mit besonderer Bedeutung, die mich schon das ganze Jahr begleitet, denn meine Mutter hat die 64 nicht überlebt. Wenn man ein bisschen an Zahlen glaubt, die so oft durch meinen Kopf schwirren, dann erlebe ich nun eine spannende Zeit, habe aber das meiste hinter mir.

Sonntag, 8. September 2019

Du

Wäre ich ein Frosch, dann müsstest du mich küssen,
dann wäre ich ein König, das ist mir zu wenig.
Ich bin zu alt und lang schon vergeben,
mit uns wird das nichts in diesem Leben. 
Ein flotter Spruch, ein Lachen im Gesicht.
Mehr an Gegenwart gibt es leider nicht.
Außer vielleicht im Märchen,
da wären wir ein Pärchen.

Montag, 2. September 2019

Mann ist überall

Ich fahre durch die Straßen einer fremden Stadt
und denke bei mir dabei dies und dat.
Hier soll ich leben,
ist das mein Streben?
Die Antwort liegt leider nicht im Wind,
sie ist vergraben im Gedankenlabyrinth.