Freitag, 25. Dezember 2015

Beschert

Die Kleinen beschert,
an alles gedacht.
Den Wahnsinn besiegt
und trotzdem gelacht.
Der diese Zeilen hat ersonnen,
den hat die Weihnacht nicht
gewonnen.

Montag, 21. Dezember 2015

10 Wochen oder "Dreams are Ten a Penny"

Ich habe meinen Arbeitsplatz gegen einen Platz in einer psychosomatischen Tagesklinik eingetauscht. Das war nach einem Sommer voller Ängste notwendig
Plötzlich hielt ich mein bisheriges Leben nicht mehr aus. Das Rumgesitze auf meinem beruflichen Abstellgleis nervte,
Panik beim Zugfahrten, ausgelöst durch eine Sehstörung, machten mir den Transport zur Qual.
Die Isolation am Arbeitsplatz, das Desinteresse meines Arbeitgebers auch anlässlich meines letzten runden Geburtstags, all das wurde mir bewusst.
Auch die zuhause ansteigenden Forderungen nach Aktivität erhöhten den Druck auf mich, ohne das mir eine Lösung eingefallen wäre, wie ich mit dem Status Quo umzugehen hätte, ohne ihn aufzulösen.
Doch wie nun weiter? Meine Therapiegruppe besteht aus jungen Mädchen und Männern, die sich gerade schwer damit tun, Abschied von zwei Patientinnen zu nehmen, die nach langer Zeit ihr Therapieende erreicht haben.
Der enge Zusammenhalt der Truppe ist für Neulinge schwer zu knacken, noch dazu ist mein Methusalemalter bekannt.
Nachdem nun alle Abschiede gebührend zelebriert wurden, bleibt der Rest ratlos zurück, so möchte man meinen.
Aber immer neue Patientinnen und Patienten geben ein neues Bild.
Witzigerweise sitze ich nun mit einer der Neuen im Zug zusammen, da sie auch in Kilian wohnt.
Das erleichtert und verkürzt mir die Fahrt nach Frankfurt, andererseits nimmt es mir den letzten Freiraum für meine einsamen Gedanken.
Gruppentherapie, Morgenrunde und der Feierabend winkt erst zur  Stationsschlusszeit, auch wenn man gar nicht mehr in Therapie ist. Das ist alles schwer zu schlucken und führt bei mir
nacheinander zu Schwindel beim Gehen und dann zu nervösem Augenflimmern und schlechtem Lesen.
Das hört sich
nicht nach einer guten Bilanz an und lässt mich nur auf ein Ende hoffen. Allerdings ist meine Verweildauer hier mit 8-10 Wochen veranschlagt. So als hätte ich da gar nichts mit zu reden.
Man brauche mehr Zeit,  ließ mein Therapeut mich wissen.
Zeit, die ich hier immer wieder zum Überbrücken der Abstände zwischen den einzelnen Therapiemaßnahmen benötige.
Mittlerweile habe ich hier einer Dame, die sich schon immer einen älteren Bruder wie mich gewünscht hat. Eine andere klopft mir ab und zu auf den Arm und hat immerfort Probleme und wieder eine andere findet alles schwierig, hat gemischte Gefühle und weiss auch nicht, warum sie so ist, wie sie ist.
Letztere hat selbstredend Essprobleme,
die hier aber nur mittags angegangen werden.
Ich selbst habe nun mittlerweile Probleme mit den Zwängen in dieser Klinik und der Therapieform der Tagesklinik an sich.
Da helfen mir die verordneten Medikamente auch nicht. Nachdem ich jahrelang auf dem Abstellgleis verbracht habe in meinem Einzelzimmer in der Firma, finde ich mich nun in einer Therapiegruppe wieder, werden Anforderungen an meine soziale Kompetenz gestellt. Das allein wäre nicht so schlimm, wenn ich zuhause Entspannungs- und Rückzugsmöglichkeiten hätte.
Mein Therapeut gebärdet sich so, dass man nicht das Gefühl hat, freiwillig da zu sein. Er will entscheiden, wie lange meine Therapie zu dauern hat. Auf ein Gespräch darüber kommt es nun an.
Es sollen zehn Wochen werden und ich bin darüber zwiegespalten. Sein Vorschlag, mit der Firma in Kontakt zu treten, solange ich noch in der Klinik bin, macht Sinn. Im Endeffekt belastet mich die Abwesenheit von dort doch.
Auch mit Ruth soll es ein Gespräch geben. Somit wären alle Problemkreise angegangen.
Führen Sie doch ein Therapietagebuch,  als ob mir das alles so neu wäre. Heute müsste ich rein schreiben: Gespräch mit Frau und Therapeuten in der Klinik.
Mittags gemeinsames Weggehen mit der gesamten Therapiegruppe.
Was macht das mit mir?  Mal sehen..
Erst mal alles gut,  so möchte ich meinen.  Meine Zwiespältigkeit wurde heraus gearbeitet. Das Rückzugsverhalten passt nicht zu meiner sozialen Kompetenz, die ich eigentlich habe. Unser Kommunikationsverhalten stellte sich dar,  auch wenn die Quintessenz das vorhandene Verständnis füreinander blieb.
Zu lange aber habe ich vor allem im Beruf nicht das ausgesprochen, was ich hätte aussprechen müssen.
Leichtigkeit kam bei mir heute auf,  angesichts meiner Restverweildauer von knapp drei Wochen kein Wunder.  So erheiterte mich ein Achtzehnjähriger heute bei und vor unserer Gruppentherapie mit seinen Rätseln.
Hurra,  mein Ausstiegstermin steht fest: Entlassung wird am 18.12. sein
Dennoch stellt sich keine richtige Freude ein. Zu gewohnt sind mir die Abläufe  der letzten Wochen. Zu vertraut werden mir die Menschen in meiner Gruppe.
An sich könnte ich gut gelaunt sein angesichts einer Zeit von gut zwei Wochen,  die mir noch bevor steht.
Wären da nicht die Ängste vor mir selbst.
Diese werden nun allerdings abgelöst von den Gedanken an das bevorstehende MRT. Es soll gemacht werden, weil die neurologische Untersuchung Abweichungen von Normwerten erbracht hat.
Mein Therapeut formulierte: die Sehstörungen, aus denen später meine Panikattacken resultierten, sind wahrscheinlich neurologisch begründet.
Was genau das heißt, weiss ich noch nicht. Natürlich reime ich mir zusammen, was da alles mit zusammen hängt. Mangelnde Empfindungsfähigkeit beim Sex ebenso wie die Koordinationsunfaehigkeit beim Tippen von Texten, die in vielen Tippfehlern resultiert. Verspätetes Erkennen von Fahrtrichtungen in Fahrzeugen und nachlassendes Orientierungsvermoegen, Vergessen von Namen etc. etc.
Das alles kann mit Stress zusammen hängen, Fakt ist,  ich habe hier kaum noch welchen dank der Gewöhnung.
Alles ist leicht geworden, der Gedanke an den Abschied bedroht mich aber mehr als das bevor- stehende MRT, was mir Klarheit bringen soll über meine Gesundheit. Fühle mich aber fast zu gut, als das ich an eine andere Krankheit denken könnte.
Weihnachten wird sicher nicht so spaßig, habe jetzt schon täglich Auseinandersetzungen mit Ruth wg. mangelnder Aufmerksamkeit bei unseren Gesprächen.
Auseinandersetzungen und Abschied sind wohl Teil des Mottos unter dem meine letzten Tage in der Klinik stehen. Es wird wohl für mich notwendig sein, mich abzugrenzen, um hier keinen Schaden mehr zu nehmen.
Ein Projekt habe ich noch, ich möchte am Main entlang und über die Main-Neckar-Bruecke walken, meinen mittlerweile täglich auftretenden Kopfschmerzen zum Trotz. Lust auf Neulinge in der Therapiegruppe habe ich jedenfalls nicht.
Erstmals wieder eine längere Strecke gewalkt inklusive Überquerung des Holbeinstegs und der Main-Neckar-Brücke. Tat mir gut. 
Das für gestern geplante MRT musste ich jedoch abbrechen wg.  einer Panikattacke.
Ich habe meinen Therapeuten gebeten, mir reinen Wein bezüglich der Verdachtsmomente einzuschenken. Er deutete an, dass hinsichtlich MS gedacht wird.  Gleichzeitig sagt er mir erst jetzt, dass ein weiteres MRT von der Halswirbelsäule benötigt wird. Habe fuer Februar 2016 einen "Spezialtermin" bei der Neurologie. 
Bis dahin sollte ich die MRTs hinter mich gebracht haben.
Die letzte Fahrt zur Klinik, es ist dunkel, mild und regnerisch. Meine Zugbegleiterin ist ausgefallen. Ich bin nüchtern und habe Brötchen für "meine" Gruppe gekauft. Ein letztes Frühstück nach einer letzten Morgenrunde, eine letzte Gruppentherapie, dann wird es vorbei sein.
Für Montag gibt es einen weiteren MRT-Termin. Dieses Mal im Buergerhospital.
Der Befund ist unauffällig, aber Entwarnung  bedeutet das nicht.
Vorher hatte mich die Uniklinik noch angerufen,  weil die Unterschrift unter die Entbindung von der Schweigepflicht meinerseits fehlte. Dabei hatten sich die Entlassungsprozeduren so lange hingezogen, dass ich unverhoffterweise noch einmal mit meiner Zugbegleitung (einer Mitpatientin) bis Bad Vilbel mit fahren konnte.  im Buergerhospital erzählte  ich am nächsten Morgen von meinem missglückten MRT-Vetsuch.  Der Mitarbeiter sagte daraufhin,  er selbst habe einmal dort gearbeitet.  Patienten aus dem Haus 93 (psychosomatische Klinik) werden dort als bekloppt angesehen.

Montag, 14. Dezember 2015

Besetzt

Schöne Diskussion mit einer Teilnehmerin der Hausbesetzung nach einer Demo in der vergangenen Woche gehabt. Sie hat gesehen, wie mehrere Polizisten auf einen am Boden liegenden Demonstranten eingeschlagen bzw. getreten haben. Was der Demonstrant allerdings vorher gemacht hat (gespuckt, provoziert und sich gewehrt), wusste sie nicht. Mein Hinweis darauf und das die Besetzung eines leer stehenden Hauses nun mal illegal ist, erzürnte die Dame über alle Maßen. Ich würde Eigentum über den Menschen setzen.  Damit stürmte sie davon.  Noch am Abend war sie nicht bereit,  ein klärendes Gespräch mit mir zu führen, meine Meinung sei ihr scheißegal.
Wieder einmal war es an mir, erschüttert zurück zu bleiben. 
Man mag über den Zweck,  aus dem Haus ein Zentrum für Flüchtlinge zu machen,  diskutieren können.
Aber der Disrespekt anderen Meinungen gegenüber disqualifiziert
solche Standpunkte zusätzlich.
Da,  wo wirkliche Arbeit mit den Flüchtlingen geleistet wird, hauptsächlich in den Gemeinden,  da gehen diese Radikalen nicht hin.
Es bleibt zu hoffen, dass sie die verhasste Polizei nicht eines Tages selbst brauchen.










Donnerstag, 10. Dezember 2015

Kokon

Alles vertraut
und doch vorbei,
Zeit verbraucht
und so allerlei
bedacht, gemacht.
Ich werde vermissen
all die Gedanken
mit ihren Gesichtern.
Bleibe beflissen,
sehe die Schranken
hinter wandernden Lichtern.

Montag, 7. Dezember 2015

Ziel

Dran denken, nicht schenken,
ereignisreich lenken,
das Schicksal gestalten
und nicht zu verwalten
was nicht mehr zu aendern ist.
der Stein des Weisen
Du selbst bist.

Dienstag, 24. November 2015

Neonlover

Neonlicht in dunklen Fluren,
ja,  hier suche ich meine Spuren.
Erinnerung mich leis umweht,
die Angst ums letzte Stuendlein fleht.
Ich wollte eigentlich nicht verweilen
und schnell wieder von dannen eilen.
Doch der Therapeut, er steht davor
so eisern wie ein Gittertor.
Die Welt da draußen, sie muss warten,
erst später werde ich wieder starten.
Sie wird ganz gut ohne mich auskommen,
Drum bleibe ich davon unbenommen.

Mittwoch, 18. November 2015

8 Minuten

Achtsamkeit für das Blätterrauschen eines Baumes, das entfernte Geräusch landender Jets, das Fließen des Wassers, ja. das ist ein Geschenk. Meine Gedanken versickern in diesen Momenten.

Donnerstag, 12. November 2015

Medidativ

Es besteht das Bild eines flammenden Sternenarms, der sich wie eine Flamme um sich selber dreht. Die Ewigkeit der Rotation scheint festzustehen. Umgeben von entfernten Sternennebeln und Gaswolken leuchtet er in die Schwärze des Weltenalls.
Im ewigen Fluss der Verwandlung liegt die Ruhe.

Freitag, 6. November 2015

Einst

Ohne Flimmern
sich erinnern
an die Zeit
von früher,
wo alles noch vor mir lag
und ich das Leben
auch leben wollte.

Mittwoch, 28. Oktober 2015

Tarzan

Traumloser Schlaf,
angstvolles Erwachen,
frühe Stunde, böse Kunde,
die mich betraf.
Ich möchte lachen,
mich davon machen,
doch bin ich brav.

Montag, 26. Oktober 2015

LiLu

Was hinter dieser rätselhaften Abkürzung steckt, habe ich nun herausgefunden. Es ist das Licht- und Luftbad am Niederräder Ufer in Frankfurt. Da sitze ich nun und warte symbolisch auf meine kränkelnde Jane, die sicher nicht per Liane zu mir herunter schwingt.
Während dessen fließt wieder viel Wasser den Main hinunter, ohne das meine inneren Strömungen dadurch ruhiger werden. Oder merke ich das nicht?
Einen entspannten Nachmittag wünscht mir jedenfalls eine Dame, die gerade das Herbstlaub zusammen fegt.

Donnerstag, 15. Oktober 2015

Unmöglich

Das Mädchen am anderen Ende der Leitung sprach davon, dass sie mich ja mal anrufen könnten. Das Mädchen, das meine Tochter hätte sein können, wählte die Möglichkeitsform. Eine Leitung gab es allerdings heutzutage nicht mehr, es geht alles nur per Funk.

Freitag, 9. Oktober 2015

Flüchtling

Zur Zeit bin ich nur Flüchtling vor mir selbst, der sich nur kleine Fluchten erlaubt.
Den großen Ausbruch wage ich nicht, aus Angst davor, dass das eintritt, was ich mir erhoffe.
Denn wenn das Paradies gar keines wäre, dann wäre auch die Hoffnung darauf dann gestorben.


Donnerstag, 8. Oktober 2015

Asyl

Mein Asyl habe ich mir selbst gebaut,
allein, es ist nicht mein zuhause.
Meine Familienmitglieder, meine Liebe, habe ich dabei vergessen.

Hoffnung

Mit Hoffnung lebt man.
Ohne erlebt man.

Donnerstag, 24. September 2015

Alpenwahnsinn oder Helden der Berge

Lichter gehen im Flur automatisch aus und an, die Bewegungsmelder registrieren jeden Luftzug. Ferienwohnungsdasein im alpinen Umfeld. Der Mensch scheint, je mehr er in der Natur lebt, einen Spleen für technische Spielereien zu haben.
Auch nachts gehen draussen die Lichter an, sonst ist es stockdunkel in der Talsenke, in der wir nun wohnen.
Die Anreise erfolgte durch wilde Autobahntäler dreispurig und wo nicht, durch Baustellen.
Nun wandern wir eine Woche lang, von Hütte zu Hütte, könnte man sagen. Es ist aber eher von Alm zu Alm oder vom Imbiss zum nächsten Restaurant. Wir sind die "Helden der Berge", so sagte es mal die Wirtin einer Alm, gemeint hat sie das sicher nicht. Unsere Wanderstoecke sind spitz und die Strecken, die wir laufen, kennen wir. Mit der Uhr messe ich die Kilometer und wenn es sein muss, lasse ich mir die verbrauchten Kalorien anzeigen. Viel mehr als ein Stück Käsekuchen oder eine Buttermilch mit Geschmack ist nicht drin, geschweige denn das abendliche Entspannungsbier.
Wer fahren will, steht an. An der Seilbahnstation oder am Bus. Es ist September, also die beste Zeit zum Wandern.

Samstag, 19. September 2015

Bedeutungsschwer

wird alles nun,
Mann schwitzt und hat um sich zu tun.
Doch wer sich hinter Angst versteckt,
hat seelisch Schaden eingecheckt.
Drum prüfe, wer sich ständig sorge,
ob die Natur ihm etwas borge.
Gesundheit etwa und frischer Mut
hilft zu beenden den Disput
den selbst Du auszufechten hast
und nimmt Dir schnell die ganze Last.

Freitag, 18. September 2015

IAA

Mit der Fahrrad-Rikscha vom Frankfurter HBF zur IAA, das ist der ganz grosse Hit.  Was aber gibt es dort zu sehen, erst mal viele Rücken. Papier ist bedruckt in Mengen zu erhalten und wie gewohnt, sehr geduldig. Geschenkt bekommt der Publikumsbesucher nichts, ausser vielleicht die Teilnahme an einem Preisausschreiben. Dafür bezahlt er teuer. Aber, wer die Götzen der Autozeit bestaunen will, den kümmert das offenbar wenig. Wie die Lemminge zieht die Schar der Besucher zur Messe. Hier zeigt sich, aus welchem Stoff ihre Träume sind.

Dienstag, 15. September 2015

Gassenhauer

Verwirrt ziehe ich durch Gassen auf der Suche nach dem Sinn.
Frage mich gelegentlich nach dem Menschen,
der eigentlich ich bin.
Klein ist die Zahl der Gratulanten,
die am Lebenswege stehen.
Doch nicht danach will ich mich richten,
versuche still mein Ziel zu sehen.

Samstag, 12. September 2015

6.30

Die Feier meiner Geburt müsste eigentlich um 6.30 Uhr stattfinden, denn um diese Zeit wurde ich im Kasseler Burgfeld-Krankenhaus geboren. Es ist in etwa die Zeit, zu der ich aufstehe, wenn ich arbeiten gehe. Vater wird, als er die Nachricht hörte, schnell von der Arbeit gekommen sein. Er war ein junger Mann und sehr auf die Gründung "seiner" Familie aus.
Über sechs Jahre später wurde, anfangs sehr misstrauisch von mir beäugt, mein Bruder zuhause geboren. Im Laufe der Jahre merkten wir, dass er behindert war, von Anfang an.
Er ist und bleibt aber mein Bruder. Auch wenn unsere Beziehung nicht "normal" sein kann.
Dieser Gegensatz zwischen Lebensrealität und Wirklichkeit prägt mein Leben. Es ist wie Kinder haben und doch nicht.
Eine eigene Wirklichkeit, die hatte ich immer. Es lohnt sich, um sie zu kämpfen.
Schon im Kindergarten war ich der Meinung, es sei besser, andere wüßten nicht, wer meine Freunde sind.
Viele Menschen mögen mich nicht, andere mögen mich sehr und zeigen es nicht. Was soll es mir bedeuten?
Ich habe immer Förderer gehabt, so wie den Freund unserer Familie, der sich bei meiner Geburt schwor, diesem Kind immer zu helfen. Bis 1977 war das so.
Auch in der Schule hielt man etwas auf mich und im Beruf gab es den ein oder anderen heimlichen
Protegist. "So einen Mitarbeiter wie sie findet man nicht auf der Strasse."
Das war freundlich, auch wenn es finanziell sich kaum lohnte.
"Augen liegen auf mir", so habe ich einmal geschrieben. Das entspricht auch in etwa meinem Konfirmandenspruch.
Dein Chef ist jünger als Du, so ist das jetzt. Die Förderer werden weniger, das Kind kann laufen. Wie lange noch, das liegt nicht in Menschenhand.

Freitag, 4. September 2015

Urin in Eirfurt

Ich mache aus unserem Hotelfenster Fotos von Erfurt. Einer Internetbekanntschaft will ich mitteilen, dass ich in ihrer Stadt angekommen bin. Leider vertippe ich mich, aus Erfurt wird Eirfurt. Die Mail schicke ich an meine eigene Adresse. Die Biere in der Hotelbar haben Wirkung hinterlassen. Bierbrauer gab es in Erfurt früher viele. Der Bierkonsum der Erfurter führte dann zu einem höheren Alkoholgehalt im Urin der Männer, weshalb dieser dann auch zum Befeuchten der Färberwaid-Ballen verwendet wurde. Die Stadt, so unser sehr gesprächiger Stadtführer, roch schon von weitem nach Urin.


Waagegasse


Thüringer nehmen ihre Arbeit sehr ernst. Die junge Dame, die mir in der Michaelisstrasse ihre schneeweißen und natürlich zellulitisfreien Oberschenkel präsentiert, während ich an einem löddrigen Cocktail herum sabbere, bemüht sich auch, ihr schwarzes Kleidchen herunterzuziehen, welches allerdings beim Sitzen immer wieder hoch rutscht. Ohne das Übereinanderschlagen der Beine böten sich ungeahnte Einblicke, die mich restlos um den Verstand gebracht hätten. So schaue ich mir den Vollmond an, der über Erfurt besonders schön scheint.



Montag, 24. August 2015

Asylantenmärchen

Da steigen Menschen in Boote mit einer höchstens 50:50-Chance zu überleben.
Was ist das? Adventure-Urlaub etwa? Dann wollen sie nach Deutschland, viele jedenfalls.
Wohlstandsflüchtlinge wohl kaum, Schmarotzer? Da sollten sich manche Vordenker einer
stramm ausländerfeindlichen Richtung mal die Unterkünfte und die Situation der Asylanten ansehen.
Und müssen wir wirklich neidisch darauf sein, dass die zu uns kommenden Flüchtlinge Kleidung und Nahrung erhalten
und womöglich ein Handy ihr eigen nennen?
Gibt unser Staat nicht viel mehr Geld für asoziale Zwecke aus?
Fragen über Fragen, die sich stellen, wenn man so manches Märchen von dem Zuviel an Flüchtlingen, die um
Asyl bei uns bitten, hört.
Verbunden mit der Frage, was wir als Einzelne tun können.

Donnerstag, 20. August 2015

Laissez

Irgend etwas will nicht mehr,
liegt am Grund
oder ist zerbrochen.
Der Schatten schwebt über Dir
wie im Wasser ein Rochen.
Doch über dem Wasser,
da scheint Sonne,
sie schenkt Dir ihre Lebenswonne,
wenn Du sie nur lässt.


Dienstag, 18. August 2015

Mädchenträume

Mein Vater erzählte mir, dass er sich gern ein Mädchen gewünscht hätte. Auf seine Tochter hätte er dann aufgepasst wie ein Schießhund.
Nun, was hatte ich zu erzählen? Da war jemand mit meinen Genen und dann doch wieder nicht.
Mein Gesicht lief schon irgendwo herum, ich zeigte es ihm und er war verzückt. Ob es ihn in seinen letzten Tagen getröstet hat, sein Blick zudem Bild wanderte, ich weiß es nicht.
Schon bald würde ich den Kontakt verlieren. Das war längst von der Mutter geplant, aber aus Rücksicht auf das Ableben meines Vaters wartete man noch ein bisschen,
Eine Geschichte ging dann telefonisch zu Ende, die mit der Meldung zweier Frauen, die sich an mir interessiert zeigten, begonnen hatte. Der Tag selbst war hinsichtlich der Angelegenheit mit einem Klaps auf meine Schulter begonnen worden. Am S-Bahnhof in Frankfurt wurde ich so in Empfang genommen und von der Co-Mutter zur gemeinsamen Wohnung der Beiden gefahren.
Ich selbst war verklemmt genug, mir die Begleitung einer Flasche Sekt zu gönnen und diese freimütig anzubieten, Auch dieses Angebot wurde angenommen, gewiss ich hatte beide vorher kennen gelernt, aber Freunde, so wurde mir später versichert, seien wir sicher nicht.
So blieb mir der Spiegel im Badezimmer zur Verwirklichung meines Traums. Die Co-Mutter versicherte später, wir beide hätten ziemlich zur gleichen Zeit, obwohl doch getrennt, unseren Höhepunkt gehabt. Was ich zu geben hatte, war ausnahmsweise erwünscht. Die Co-Mutter sorgte sich ein bisschen um mich und wollte höflich warten, bis ich mich "erholt" habe.
Das ich mich davon gar nicht erholen konnte, war eine andere Sache. Auf die S-Bahn wartend, wohin Frau mich gebracht hatte, ging mir die Frage durch den Kopf, was ich da gerade gemacht hatte.
Verbunden mit der Hoffnung, es sei sicher nichts passiert, hätte nicht geklappt und noch einmal würde ich es sicher nicht tun.
Mir wurde dann aber nach einer für mich verhältnismäßig langen Zeit ein telefonisches "Bingo" durchgegeben. Ein Traum war in die Wirklichkeit entsprungen, ein weibliches Doppelbingo.

Donnerstag, 13. August 2015

Schön braun

Mutter mit Tochter im Drogeriemarkt, beide braun gebrannt, Tochter mit dem fast schon obligatorischen Buchnabelpiercing und bauchfrei, haben noch schnell was für den Urlaub eingekauft.
Sie drängen sich an der Kasse galant nach vorn und fragen den Mann vor mir in der Schlange,
ob sie sich vor ihm einreihen dürfen, sie müssten zum Flughafen. Der Gockel vor mir genehmigt das und lässt sich schnell in ein Gespräch über Urlaube verwickeln. Sie würden, so höre ich mit halbem Ohr, jetzt dahin fliegen, wo es nicht nur heiß ist, sondern auch noch die Sonne scheint.
Der Klimawandel ist da ganz offensichtlich noch nicht angekommen, obwohl die Wiesen verbrannt und die Böden überall staubtrocken sind. Die Stadt Frankfurt überlegt bereits, ob sie einheimische Pflanzen und Bäume gegen mediterrane austauscht.
Aber wozu muss man das wissen, Hauptsache Frau ist schön braun und die Tourismusindustrie freut's. Derweil stöhnt der einheimische Italiener über unsere Temperaturen.

Dienstag, 4. August 2015

Teufel des Herzens

Der Teufel hat ein Zwiegesicht,
anrufen wird er Dich sicher nicht.
Teufel reiten gerne Pferde,
schwingen sich im Kleid zur Erde.
Sie genießen Ihren Sommer
mit Freundinnen und What's App,
merkst Du den Unterschied, Du Depp?

Teufel lieben große Tiere,  

Du bist es nicht, nicht so wie ihre.




Montag, 27. Juli 2015

What's?

Bilder ohne Gesicht
im Leben ohne Gewicht,
dennoch scheine ich zu sinken,
erinnerungsschwer mich zu betrinken.
Allein zu sein,
allein zu bleiben,
will meine Sorgen mir vertreiben
wie Wolken die am Himmel stehen
um auflösend sich im Kreis zu drehen.



Freitag, 10. Juli 2015

44

Vor 44 Jahren war es Sommer. Wir tranken Brüderschaft mit den Mädchen unserer Klasse und wir küssten, hatten die Hemden ausgezogen und probierten, was die Zunge her gab.
Die private Abschlussfeier unserer Realschulklasse war das. In der Wohnung unserer Klassenlehrerin, die mit Fräulein angesprochen wurde, weil nicht verheiratet. Die so gerne ihre Klassenfahrten in die Berge verlegte, um uns an ihrer Passion teilhaben zu lassen.
Den Aufstieg zur Kneifelspitze werde ich wohl nie vergessen. Sie war erfolgreich damit und sie glaubte an mich.
Es war eine Zeit, wo man glaubte, Bildung führe zum Erfolg. "Wissen ist Macht" - das ist lange her.
Nur Sommer ist wieder, so als wäre nichts geschehen.

Quatsch

Fremde Familiengeschichten am Handy, die im Zug ohne Klimaanlage keiner braucht und eine Hitze, mit der man nichts anfangen kann. Das ist der Traumsommer 2015.
Irgend jemand zieht irgendwo was an, ein Todesfall macht eine anstehende Hochzeit komisch. T- Shirtstoff ist cool.
Genau, ja, ja, das finde ich auch.

Dienstag, 7. Juli 2015

Turm

Im Himmel Wolkentürme ragen,
laue, heiße Sommerluft,
Du sitzt da, was willst Du sagen?
Ein neues Grab, die kühle Gruft
scheint Dir an diesen Tagen
manchmal wie des Himmels Duft.
Der Eindruck, er ist bald verflogen
und Melancholie, sie schwindet schnell.
So wie die Wolken sich verzogen,
leuchten Dir Gedanken wieder hell.



 

Donnerstag, 2. Juli 2015

Bill Bryson - A Short History Of Nearly Everything

As Bill Bryson mostly puts it: we do know nothing and what we know, we do not know exactly.
Wenn man sein Buch "A Short History Of Nearly Everything" gelesen hat (zu deutsch: "Eine kurze Geschichte von fast allem"), dann weiß man zumindest das.
Ob der homo sapiens als Gattung allerdings tatsächlich weiß, dass er nichts weiß, das sei dahin gestellt.
Zum Inhalt des Buches: Bill Bryson beschreibt sehr anschaulich das, was wir einigermaßen sicher wissen. Die Entwicklung des Lebens und noch viel mehr unserer speziellen Gattung hing von sehr vielen glücklichen Umständen ab, die der Planet Erde geboten hat. Immer wieder gab es den Planeten als Ganzes bedrohende kosmische Ereignisse, die die Entstehung des Lebens auf unserem fragilen Planeten in Frage stellten, aber auch förderten. Unser Planet selbst bietet tödliche Bedrohungen für unser individuelles Leben zuhauf. In einem Land wie Island wird einem das klarer als in Deutschland. Was für den Einzelnen tödlich ist, mag für die Gattung noch lange nicht dasselbe sein, das Leben an sich scheint, je primitiver, desto widerstandsfähiger zu sein.
Es wird klar, dass ein Mikrokosmos uns am Leben erhält, den wir kaum kennen und noch weniger verstehen. Selbst unsere eigene Abstammung können wir nicht 100%ig nachvollziehen.
Wissenschaftliche Auswertungen von Knochenfunden waren oft durch gen-kontaminierte Belege falsch oder widersprüchlich in ihren Aussagen.
Fest steht, unser Organismus besteht aus Zellen, die unser Leben steuern und der genetische Code aller derzeit lebenden Menschen unterscheidet sich nur gering im Vergleich zur Variationsbreite bei den Tieren (Beispiel: Schimpansen). Das lässt den Schluss zu, dass unsere genetischer Pool auf relativ geringen Anzahl von Menschen beruht, die irgendwie irgend etwas überlebt haben.
Trotzdem bringen wir es ja fertig, uns aus den verschiedensten Gründen, gegenseitig umzubringen.
Unsere Atome, die die Baustoffe unseres Lebens bilden, sterben nicht mit uns. Sie verbinden sich einfach zu neuen Elementen. Das wird den Einzelnen nicht trösten und macht die rapide Ausrottung
vieler Tier- und Pflanzenarten durch den Homo Sapiens auch nicht besser.
Bill Bryson schreibt wirklich über "Alles" sehr unterhaltsam und wird nicht müde, die paradoxen Entwicklungen in der Wissenschaftsgeschichte genüsslich aufzuzeigen.
Ob das Leben nun ein großer Zufall war oder das Ergebnis eines zwangsläufigen Ablaufs, einer Schöpfung sozusagen, mit dieser Frage steht jeder Mensch allein da.
0,01% der Erdgeschichte erfreuten sich der Gegenwart des Menschen. Da scheinen die Schlusssätze
von Bill Bryson sehr logisch: "We really are at the beginning of it all. The trick, of course, is to make sure we never find the end."    

Dienstag, 30. Juni 2015

Alter Ego

Unsicherheiten,
meine Wege begleiten,
alles scheint möglich
und vieles ist nichts.
Werde ich es schaffen,
mein Ego zu raffen.
Bleibe ich wie früher,
wer zeigt mir den Weg?
Viele Gebote,
doch nur eine Note
ergibt keine
Sinfonie meines Ich.

Freitag, 26. Juni 2015

Geltung

Diese Woche machte mir erbarmungslos klar, wie eindeutig oben immer noch oben ist und dass ich gnadenlos auf der falschen Seite stand und stehe. Das wird sich auch nicht aendern, wenn ich Rentner bin. Es kann nur sein, dass ich erstmals eine Anpassung meines Einkommens erleben werde, die man als Inflationsausgleich verstehen kann. Bis dahin verliere ich jedes Jahr netto an Kaufkraft und darf mich skrupellos moralisierender Diktion unterwerfen.

Donnerstag, 25. Juni 2015

Majesty

Her Royal Majesty, die Queen von England, gab uns heute die Ehre. Da sie über die Friedrich-Ebert-Anlage und die Mainzer Landstraße in ihrem Konvoi anreiste, um zur Paulskirche zu gelangen, konnte ich aufgrund der Straßensperre ruhigen Schrittes bei rot die Ampel überqueren, um mich zu meiner Mahlzeit beim Metzger meines Vertrauens zu begeben. Aus einer Bank schlurfte eine abgerissene Gestalt auf die Straße. Über den Köpfen derjenigen, die mit ihrem Handy Bilder gemacht hatten, schwebte der Polizeihubschrauber in gebührender Höhe. Bei meiner Rückkehr an die Kreuzung strömten mir die glücklichen Gesichter entgegen, die einen Blick erhascht hatten von Ihro Gnaden, während ich einen banalen Rindergulasch mit Nudeln verspeiste.
Ansonsten hätte sie mir sicher huldvoll zugenickt.
Selbst hart gesottene Banker sonnten sich in dem Glück, das ihnen die Nähe der Queen gegeben hatte. Ich aber suchte mir meine Zeit in einer Betriebsratssitzung angenehm zu vertreiben.

Von mir aus könnte die Queen ruhig öfter kommen, wenn nur die quarkige Berichterstattung in den Medien nicht wäre.

Dienstag, 23. Juni 2015

Ortsumgehung

Du gehst auf einer Umgehungsstraße, die noch nicht eröffnet ist.
Den Weg wirst Du zu Fuß nie mehr machen.
Das Bauwerk harrt größerer Aufgaben. Es läuft mal auf einem aufgeschütteten Damm, über Brücken und durch eingegrabene Täler um einen Ort herum. Wo Mohnblumen an den Böschungen wachsen,
wird am Fahrbahnrand bald ausgekippter Müll liegen. Werden Sanitäter Unfallverletzte versorgen, wird es den ein oder anderen Blechschaden geben oder mal einen Stau. Die Fahrzeuglenker werden
nie Zeit haben, sich das Bauwerk und die künstliche Natur drum herum anzusehen, so wie ich jetzt.
Am Ende der Umgehungsstraße kommt von hinten ein Auto mit beträchtlichem Tempo an den irritierten Fußgängern und Radfahrern vorbei gefahren.
Ein junger Mann steigt aus, meint sein Navi sei schlecht und räumt die Absperrung weg, um weiter zu fahren. Der Ort wird bereits umfahren.




Donnerstag, 18. Juni 2015

Cool

Man sagt mir nach, ich habe Geduld.
Dabei bin ich doch nur eingelullt.
Von diesen und jenen Erzählungen
rastlos vom Zeitenlauf gezwungen,
den Eindruck zu vermeiden,
Unruhe täte mich begleiten.

Montag, 15. Juni 2015

Fee

Da war ich nun wieder auf dem Hügel, wo die Hallgrimskirche steht. Unterhalb liegt wabernder Nebel, der Wind frischt immer wieder kühl auf, herrlich. Der Hitzehölle Schöneck entkommen, sollte ich nun allein in meinem Bett liegen. Da fiel es mir ein, dass ich am Freitag zurück sein müsste. Wie sollte ich auf die Schnelle einen Flug zurück bekommen?
Die Frau im Hotel erzählte mir, ich müsse 361 ISK bezahlen, eine sei für die VAT. Das wäre dann aber viel zu wenig. Ist dies eine der üblichen Feen-Geschichten?
Wenn eine Fee redet, dann steht man ja davor und hört zu, ohne zu verstehen.
Beim Grübeln darüber, merke ich, dass ich nicht allein im Bett bin.
Der Tag bringt wie immer eine Pseudo-Abkühlung, ohne einen Regentropfen, in Frankfurt.  

Freitag, 12. Juni 2015

So

Das Leben ist ein chemischer Prozess, der ab und zu mal Freude machen kann.

Mittwoch, 10. Juni 2015

Lava

Noch immer ziehe ich meine Kreise um Island herum. Sehe die schneebedeckten, abgeflachten Berge, die Seen, die Lavaschichten in den Schluchten, die sanften Fjorde, das grüne Moos, die Schafe und Pferde, das rauschende Wasser, denke mir Wanderungen durch Reykjavik aus und bin dabei allein. Vielleicht gehe ich in die Hallgrimskirche, bewundere die große weiße Halle und setze mich einfach hin, um der deutschen Orgel zuzuhören. Die Messe ist noch lange nicht gelesen. Die Zeit noch nicht gekommen, auch wenn immer wieder Menschen sterben. Island habe ich auf der Liste.
Es müsste mit dem Teufel zu gehen, die Tür knarrt. Ein Einbrecher? Nein, ein Schnarchen..

Freitag, 5. Juni 2015

90 oder die Rauchbucht im Snaeland

Tempo 90 ist in Island erlaubt und daran hält man sich im Alltag, auch wenn die Straße vom Flughafen Keflavik nach Reykjavik mehr her geben würde. Bei uns hätten da sicher wieder so mancher und manche Freude am fahren oder Termindruck. Die Landschaft lädt zur Entspannung ein,
35 km lang nichts außer Lavafelder mit grünem Moos darauf, bis man die kleine Stadt Hafnarfjörður erreicht, die wiederum an zwei weitere Kleinstädte am Rande der Hauptstadt Reykjavik angrenzt.
Obwohl der Tourismus nun mittlerweile der stärkste Erwerbszweig der Isländer ist und die Deutschen
unter den Touristen stark vertreten, bedeutet dies leider nicht, dass sich ein Service-Verhalten, möglicherweise gepaart deutschen Sprachkenntnissen, erwarten ließe. Was einerseits angenehm ist, die stille und ruhige Art der Isländer, das kann im Streitfall ein unüberwindliches Bollwerk werden.
Besser ist es, höflich zu bleiben und freundlich zu fragen. Dann gibt es auch fast immer eine eben solche Antwort. In einem bessern lokal in Reykjavik kommt der Kellner nach dem Betreten des Lokals und bittet die Gäste auch am Tage, ihre Mäntel und Jacken aufzuhängen. Es selbst rührt dabei keinen Finger und bleibt auch bei der Bedienung in einer stoischen Ruhe, die man anderswo als unhöflich empfinden würde. 
Die Isländerinnen lächeln da schon eher mal, ein bisschen verhalten, aber wirkungsvoll und elfengleich. Letzter Vergleich drängt sich ab und zu auf, obwohl sehr klischeehaft.
Reykjavik als Hauptstadt präsentiert sich als kleine repräsentative Großstadt (die Einwohnerzahl wird mit 120000 Einwohnern angegeben, der Großraum mit 190000) eines Landes, das zu weiten Teilen unbewohnbar ist. Schon beim Anflug passiert man den unübersehbaren größten Gletscher des Landes, den Vatnajökull. 
Während die erste Besiedlung Islands von der Südostküste Islands begann, ist heute der Südwesten
das Zentrum und am meisten bewohnte Teil der Insel. 
So ist denn der Nationalpark Thingvellir, die Gegend um den Walfjord und die Südküste um Vik in erste Linie ein Ziel für in der Hauptstadt Quartier beziehende Touristen.
Allen Fahrten ist gemein, dass man wenig Wald zu sehen bekommt. Holz wurde mit dem Beginn der Besiedlung für Schiffe, Häuser und als Brennholz gebraucht und so weist nur mehr eine Fläche von 1% Islands einen Waldbestand auf. Später musste es importiert werden. Überwiegend sind dies Tannen, die wieder aufgeforstet und wurden und die als angelegte Schonungen recht auffällig als grüne Flecken stehen. Als usprüngliche Bäume sind lediglich Birken erhalten geblieben, die aber sehr oft nur die Größe von großen Sträuchern erreichen.
Der Mai 2015 erwies sich als einer der kältesten Maimonate der letzten Jahrzehnte. So knospten die Bäume zwar, aber bis sie ausschlagen, braucht es Zeit. Auch im Mai ist es dabei fast ununterbrochen hell. Selbst in der Zeit, in der die Sonne eigentlich untergegangen sein sollte, wird es nicht richtig dunkel (Ende Mai ca. vier knappe Stunden). Die Temperaturen stiegen kaum über 10 Grad, lagen meist deutlich darunter. So verwundert es nicht, dass der Esja (Hausberg Reykjaviks) schneebedeckt ist und man auch vom Perlan aus rings herum nur mit Schnee bedeckte Berge sieht. Perlan ist der Warmwasserspeicher der Hauptstadt und besitzt eine Aussichtsplattform, auf der wiederum eine Glaskuppel thront, die einem drehbaren Restaurant Raum gibt.
Island präsentiert sich überwiegend als gelb-bräunliches Weideland mit zarten grünen Einsprengseln, die oft genug Golfplätze sind und noch mehr als von Lava bedecktes Land im Kontrast schwarz zu grünem Moos. Die Südküste hat keine Häfen, da die Lavamassen die Küstenlinie immer wieder verändert haben. Island ist auch das Land des Wassers, zahlreiche Wasserfälle stürzen in die Tiefe.
Einer davon ist beispielsweise der Gullfoss.


Gletscherflüsse und Fjorde durchziehen das Land,
Gletscherwasser mischt sich mit warmen Quellen. Selbst in Reykjavik gibt es einen Fluss, in dem Lachse schwimmen (Elliðaár). Vor der Küste werden Wale beobachtet, die von den Isländern allerdings auch gefangen werden. Das Land hat zwei Aluminiumfabriken, eine in Hafnarfjörður und
eine ausgerechnet am idyllischen Walfjord. Hier wird aus dem Rohstoff Bauxit Aluminium, dass zu weiteren Verarbeitung dann auch nach Deutschland exportiert wird. Die Isländer arbeiten allgemein viel, die 50-Stunden-Woche ist durchaus normal. Sie selbst
müssen auch die hohen Preise bezahlen, was durchaus für Aufregung sorgt (siehe auch
blog.snaefell.de/). Die Arbeitsweise ist allerdings eine andere als in Deutschland gewohnt. Man kann im Hotel durchaus hoch konzentriert arbeitende Menschen sehen. Sie schaffen es bei aller Nachdenklichkeit aber nicht immer, im Speisesaal das Geschirr abzuräumen oder in einer Hotelbar stets den gleichen Service zu bieten. Auch Reiseleiter sprechen nicht immer ein perfektes deutsch. isländisch soll an sich für uns Deutsche leicht erlernbar sein. Ich selbst habe da so meine Zweifel.


Immerhin, die Isländer lieben Kunst. Ich habe mich bei einer Ausstellung im Rathaus von Reykjavik namentlich in eine Liste eingetragen, ohne zu wissen,warum. Aber ich weiß ich ebenso wenig, wieso die Köpfe im Stadtpark keine Gesichter haben. Es gäbe noch mehr zu erzählen, von Cafés in gemütlichen Buchhandlungen oder in alten Holzhäusern. Oder auch von einem Museum, das ich auch nicht besuchte. Also selbst noch mal hin fahren, besser fliegen.. 


Allein schon wegen dem Lakritzeis und der Lakritzschokolade..,


   

Donnerstag, 4. Juni 2015

Herzlich

Die Liebe, die Liebe,
sie raubt uns alle Triebe.
Die Liebe, die Liebe,
beansprucht das Herz so arg,
sie bereitet fein den Sarg.

Und kommst Du dann zum Himmelstor,
das gibt es nicht, drum stell Dir vor,
steht da ein Wächter und der spricht,
was bist Du nur ein armer Wicht.
Immer an das Nichts zu glauben,
das musste jede Lust Dir rauben.
Und endlich wie Du nun mal bist,
verstrich die letzte Galgenfrist.
So musstest Du von dannen weichen
und Deine Knochen werden bleichen.


Mittwoch, 27. Mai 2015

Iceland

Iceland, it's the name of a land named by a viking who saw ice swimming in a fjorduer.
Mit Englisch kommt man hier gut durch.
Der Isländer ist nicht unfreundlich, aber auch nicht der Schnellste. Das Abräumen des Geschirrs in unserem Hotel kann dauern. Sauberkeit in den Zimmern ist gegeben. Verschmutzungen an Wänden und auf Stühlen ist aber kein Grund für deren Entfernung.
Ohnehin kämpft der Isländer mit ganz anderen Dingen. Vulkanausbrüche oder Erdbeben lassen Verabredungen, die weit in der Zukunft liegen, für nicht als geraten erscheinen. So ist eine gewisse Gelassenheit ein Kennzeichen der Isländer. Sie sind durchaus "open minded', aber was die Freundlichkeit gegenüber Touristen angeht, ist auch in Island das Geschäftsinteresse entscheidend.

Sonntag, 24. Mai 2015

Black Smoke

In Rauch aufgelöst haben sich jegliche Träume, aus der "Germany Zero Points"-Veranstaltung einen ESC zu machen, der ausser politischen Bewertungen noch andere Maßstäbe gelten lässt. Der Kommentator der BBC fand die Veranstaltung und das Voting entsprechend lustig. Das die gute Ann Sophie mit null Punkten verarscht wurde, ist offensichtlich, England wurde immerhin mit vier Punkten geadelt.
Wien zeigte sich über angepasst, blasiert und englischsprachig in Verleugnung der eigenen Sprache und des männlichen Geschlechts. Null Punkte dafür sind verdient.

Dienstag, 19. Mai 2015

Real.0

Den "Murky Wallows" und der "Sea of Flames" entkommen, erreicht Dich die Erkenntnis, dass Gegner nicht einfach so zu besiegen sind. Aufgaben können nicht erledigt werden, weil Du blockiert wirst. Manch einer rempelt Dich an und findet es gut. Und leider gibt es auch nur ein Leben, dessen Energie sich nicht auffüllen lässt, auch wenn wir uns das manchmal wünschen.
Also betrachten wir das richtige Leben, als das, was es ist. Eine Gegebenheit, deren Konditionen viel irrealer und komplexer sind, als die erstarrten Fantasien der selbst ernannten Kreativen.
Am Ende des Lebens steht kein Gewinn. Es ist eine Idee, deren Schöpfung uns verborgen bleibt und kein Spiel.

Dienstag, 12. Mai 2015

Gleitsicht

Viele Leute tragen Gleitsichtbrillen. Alle, die sie haben, sind schon aus Prinzip damit zufrieden. Als nun auch die profunde Kennerin der Gleitsicht, Ulla Kock am Brink, Werbung für eben diese machte, hielt es mich nicht mehr. Trotz gegenteiliger Erfahrung versuchte ich es erneut und dieses Mal gleich mit einer Brille aus dem Reich der Mitte. Diese kann man bei einigen muffigen Optikern, die keinen besonderen Ehrgeiz bei der Provision haben und in anderen Gemischtwarenläden mit kleinen Brillenecken erwerben. Der Schliff und das Material kommen aus Shanghai.
Vorurteilsfrei habe ich mich mit meiner Brille nach Erhalt auseinander gesetzt. Meine Brille hat keine Pads, die irgendwann grünlich anlaufen und sie sitzt trotzdem und obwohl sie mir nicht wirklich liebevoll angepasst wurde. Sie verschmiert wie allen anderen Brillen auch im Lauf der Zeit. Besonders ist, dass man bei der Gleitsichtbrille konzentriert gucken muss, was mir einigermaßen schwer fällt. Der Tunnelblick beim Autofahren wirkt etwas beängstigend. Bloß nicht zur Seite schauen, Schwindelgefahr. Auch beim Treppen abwärts steigen, kommt die Welt unerfreulich nahe.
Das man Körperhaare an Stellen sieht, wo man sie nicht vermutet hätte und die Hautunreinheiten an sich selbst so deutlich, ist den Schauen durch die Lesezone der Brille geschuldet.
Auch daran gewöhnt sich das Auge mit der Zeit. Gleitsicht meint ja, dass man zwischen den einzelnen Lesezonen mit seinem Blick hin und her gleitet.
Es verleitet zum aktiveren Sehen und erspart einem den Wechsel zwischen, in meinem Falle, vier verschiedenen Brillen, wenn man noch einen Wechsel der Tönung mit hat einbauen lassen.
Zudem wirken sich Verschmutzungen der Brille deutlich aus und können nicht ignoriert werden.
Gleiten ist nicht jedermanns Sache und kann anstrengend sein.
 

Freitag, 8. Mai 2015

Perry, mein Rhodan, sichu!

Neustart einer Perry Rhodan-Episode, zufällig bekomme ich das mit und kaufe mir in treuer Erinnerung ein Heft. Doch es ist nicht mehr wie früher, als die Schiffe der Terraner Kugeln waren. Jetzt sehen Raumschiffe aus wie Pantoffeln mit spitzen Nadeln dran. Sie sind Kilometer groß und tragen künstliche Seenlandschaften mit sich herum. Wellnessoasen im Weltenraum. 
War man früher froh, den Hyperraum gemeistert zu haben, so geht die Reise nun in die Jenzeitigen Lande mitten durch die Synchronie, aus der man auch heraus fallen kann. Ja, da haben wir dann den Zeitenriss. Unvermeidlich fallen wir in das Zeitalter der Wortspiele zurück. Sichu Dorksteiger heißt einer dieser Experten an Bord. Irgendeiner muss ja klar kommen mit diesem Raumschiffwesen.
Aber alles ist entsetzlich unklar. Überall wabern Visionen und wenn mal was klar ist, dann ist es garantiert nur ein Hologramm. Viele Fragen bleiben offen. 
Alles was bleibt ist Perry, mein Rhodan und der Mausbiber Gucky, der Karotten frisst und der Atlan und die Huloter mit ihren sechs Armen. 
Tiere und Außerirdische sind schlauer, als man denkt. Das habe ich schon immer gewusst.

Mittwoch, 6. Mai 2015

Schwarzfahrt

Dank Herrn Weselsky habe ich nun diesen buschigen schwarzen Haarzopf an meiner Hand. Die dazu gehörige Dame tummelt sich einen gefühlten Meter unter mir, ohne sich irgendwo festzuhalten. Muss sie auch nicht, sie kann getrost ihr Handy bedienen, denn rings um uns herum stehen Menschen, die man auch gern als Berufspendler bezeichnet.
Am liebsten würde ich an dem langen Haarbusch ziehen und laut rufen: "Bitte alles aussteigen." Eine entsprechende Glocke sollte dabei läuten. Macht aber keinen Sinn, der Zug befindet sich in voller Fahrt. Dankbar ist man für solche Begegnungen, denn wie ein Anhalter hat man sich in den außerplanmäßig haltenden Regionalexpress geschlichen, manche mussten draußen bleiben, konnten das kaum einsehen.
Ich dieses Mal nicht, aber manchmal bleibe ich außen vor. Bei Gehaltserhöhungen zum Beispiel, da bin ich von den Erhöhungen, die die Deutsche Bahn der GDL angeboten hat, weit entfernt.
Schon lange, aber ich bin ja auch ein Pendler und kein Lokführer.
Die junge Dame hat sich an meinem Bauchnabel vorbei gedrückt und ist vor mir ausgestiegen.

Dienstag, 5. Mai 2015

Partikel

Die Welt der Atome besteht und Atome sterben nicht, sie verändern sich nur.
Atome lassen sich teilen, Kernspaltung. Sie bestehen aus dem Kern mit Protonen und Neutronen und der Hülle mit den Elektronen. Doch sie sind nicht die kleinsten Teile. Auch sie bestehen aus Partikeln, die wiederum aus Partikeln bestehen. Soweit kann man das annehmen.
Doch wohin führt es? In immer kleinere Dimensionen mit immer höheren Zahlen.
Was erklärt es? Das wir eine Illusion sind und die Kraft nicht kennen, die alle bewegt.
Bewegung ist unsere Zeit, die wir zu messen versuchen, obwohl es sie nicht gibt.
Wir können an Gott glauben oder es lassen. Gewissheit ist nicht Sinn unseres Lebens.

Montag, 4. Mai 2015

Neu

Das Gefühl der seelischen Implosion
im Frühling der Gefühle
und des Wartens
auf eine Ordnung
und den Weg.

Zwiegespalten ist die Hatz
auf meinen vermutlich richtigen Platz.

Montag, 27. April 2015

Hotel Hoebe

Erst war ich in Amerika,
dann plötzlich in Cadiz.
Ich feierte in USA
und alles war ein Quiz.
Gibt's Flüge denn von hier nach da
und wer ist diese Miss?
Sie mochte Kinder wirklich gern,
wir waren nicht mehr allzu fern.
Die ganze Stadt hat ich umrundet,
den Weg zum Hotel sehr gut erkundet.
Und als wir uns so näher kamen,
verlor sich dann der schöne Rahmen.
Wie sie in meinen Armen schmolz,
das machte mich im Traum sehr stolz.

Freitag, 24. April 2015

Scheich verkehrt

In Sachsen lebte mal ein Scheich,
wie hießen seine Untertanen gleich?
Richtig, Lokführer wurden sie genannt.
Der Scheich hat sie zum Streik verbannt.
Statt Geld strebt er nach Ruhm und Ehre,
auf das sein Volk sich sehr vermehre.
Rangierer und auch Zugbegleiter,
dafür wär' er gern der Leiter.
Schließlich verhandelt es sich mit Macht
besser als ohne, so entfacht
er stets neu Verhandlungspleiten
und zeigt der Bahn stets neue Saiten,
die er aufzuziehen gedenkt,
wenn sie nicht seine Wege lenkt.
Doch merke, wer den Ast ab sägt,
der sein Gewicht so klaglos trägt,
Dem bleibt am End' ein schlauer Spruch:
was genuch ist, ist genuch.
Eiverbibbsch, so lasst ihn streiten
bis ans Ende seiner Zeiten.
Wenn das Streikgeld alle ist,
dann verstreicht auch Scheichen's Frist.

Donnerstag, 23. April 2015

So lange

Solange man nur am Leben bleibt, ist alles halb so schlimm.
Ach wirklich?
Die Lebenserwartung steigt, so wird es vermeldet, rein statistisch.
Solange der Mensch glaubt, er habe großen Einfluss auf sich und die Welt,
wird er recht viele Fehler machen, ohne dass diese im Einzelnen nachgewiesen werden können.
Am schlimmsten sind derzeit diese Fernsehsendungen, in denen Schauspielerinnen
als Ernährungsgurus auftreten. Das ist leider noch nicht mal lustig.


Montag, 20. April 2015

Neulich

Neulich dachte, ich könnte mal schreiben.
Doch da Du keine Antwort gibst,
lasse ich es lieber bleiben.
So bleibt, was in mir drinnen ist,
in mir, wo es meine Seele frisst.

Donnerstag, 16. April 2015

100 Jahre

In Hundert Jahren ist alles vorbei, so heißt es. Dies kann manchmal tröstlich sein, macht einem aber die eigene Vergänglichkeit immer wieder klar. Der erste Weltkrieg war lange kein Thema mehr und ist es dieser Tage um so mehr. Zahlreiche Tagebücher und Blogs sind im Internet zu lesen.
Ich selbst kannte einen Menschen, der im ersten Weltkrieg Soldat war. Man mag meinen, die geschichtlichen Ereignisse hätten keinen Einfluss auf unser Leben mehr. Und vielfach haben wir unser Gedächtnis an google abgegeben. Doch der Blick auf meine Familiengeschichte lehrt mich, dass es anders ist. Man mag geerbte Erinnerungen vergessen, sie bleiben aber dennoch ein Teil der in der Gegenwart lebenden Menschen.
Politisch hat die Legende vom unbesiegten deutschen Heer und dem Dolchstoß aus der Heimat zum Erscheinen und zur Machtergreifung der Nationalsozialisten geführt und damit zum zweiten Weltkrieg, der unsere heutige Gestalt der Nationalstaaten zur Folge hatte.
70 Jahre ohne Krieg, stimmt das? Nein es gab auch in Europa immer wieder militärische Konflikte und es scheint derzeit so zu sein, dass die Gewaltbereitschaft vieler Menschen zu nimmt.
Vom Krieg als Selbstreinigung war vor hundert Jahren die Rede, vom Stahlbad.
Und auch jetzt reizt es junge Menschen wieder in vorläufig noch fremde Kriege zu ziehen.
So wird es wohl in 100 Jahren auch wieder eine neue Landkarte geben.
Meine ist es nicht mehr.

Montag, 13. April 2015

Mäh sin mäh

Ab und zu kommt Kassel auch in den Medien mal vor. Wenn, dann leider nicht immer besonders vorteilhaft. Das beruhigt mich auch ein bisschen, denn es zeigt mir, dass sich seit meiner Zeit dort kaum etwas geändert hat. Eine Shopping-Queen wurde nun in Kassel gekürt, was immerhin angenehmer ist, als sich die Frage zu stellen, wer den schmierigen Herrn Szieleit aus dem Leben befördert hat.
Kurzum, die vier Kandidatinnen verkörperten Prototypen Ihres Gattung. Der Kassel-Faktor verstärkte dies dann eindrucksvoll. Da hätten wir die klassische Provinzblondine, der das hier verkürzt genannte Motto "Frühlingsrock" einfach am hübschen Allerwertesten vorbei saust. Schwarz geht immer, sagt sie und nimmt den schwarzen engen Leder-Rock. Auch nach der schlechtesten Bewertung findet sie sich noch gut. Dann wäre da noch die Frau mit der lila Brille und den fisseligen, rot gefärbten, Haaren. Eine Pädagogin, die in ihrer eigenen, selbst geschaffenen, Welt lebt. Sie schreckt vor keiner Farbe zurück, was sie offenbar hip findet. Mir fällt es schwer zu beurteilen, welche Eigenschaft bei ihr im Vordergrund steht: Arroganz oder Ignoranz.
Dann wäre da noch das zunächst anrührend wirkende Heimchen am Herd, das zunächst ihrer Familie die Hose anzuhaben scheint. Im Kaufhaus allerdings ergibt sie sich jedem Kleidungsvorschlag der angesetzten Verkäuferin (schließlich weiß jedes Geschäft in Kassel, dass das Shopping-Queen Auto in der Stadt ist)  mit einem hastig gesprochenen "Nehm' ich", was nur noch durch ein "Nehm' ich auch" zu steigern ist.
Am normalsten gebärdet sich noch die scheinbar verrückteste Kandidatin im Contest. Die verspätete geborene Hippietante und Feenliebhaberin schaffte es als einzige der Frauen, das gewünschte Motto im eigenen Stil umzusetzen. Den Sieg verdankte sie jedoch dem Votum des Messias Guido. Denn die Frauen hatten sich gegenseitig nicht zu viele Punkte gegönnt, allen voran selbstredend die Pädagogin. Geiz ist eben eine Eigenschaft, die in Kassel gepflegt wird.
Was bleibt: sicher wird man die locker flockig gemeinten Off-Kommentare der Sendung, soweit sie Kassel allgemein betreffen, in Kassel kritisch kommentieren. Über Seitenhiebe schrieb die hna.
Aber wozu die Aufregung? Kassel ist ein Dorf mit Straßenbahn, das wussten schon die alten Kasselaner, aber "Mäh sind mäh".
   

Freitag, 10. April 2015

Puppet on a String

Auf der Suche nach einer Theorie, die Alles erklärt, stolpert man zwangsläufig über die Stringtheorie, die hier sehr anschaulich dargestellt wird:  http://superstringtheory.com/basics/basic4.html .
Die Vorstellung ist, dass nicht messbar kleine Fäden, die unter Spannung stehen, diese abgeben an andere Fäden, die Materie werden (make up matters) bzw. die Materienbildung anregen.
Es besteht also eine Art Symmetrie, auch Supersymmetrie genannt. Nur dieses Modell ermöglicht die Einbeziehung von Materie, wobei die Fermionen genannten Partner der Energiefäden nicht nachweisbar sind.

Bill Bryson ist in "A Short History of Nearly Everything" (kurze Geschichte von fast allem) schon weiter. Er bezeichnet den Menschen als einen Haufen von atomaren Teilchen. Das der Mensch und die ihn umgebende materielle Welt überhaupt in dieser Zusammensetzung entstehen konnte, ist der Bildung schwerer Elemente zu verdanken. Diese enstehen bei Sternexplosionen, die eine unvorstellbare Energie frei setzen. Getrost könnte man dies wohl als Schöpfung bezeichnen.
Allerdings braucht es dann noch das Wunder der Zellteilung, um komplexe Lebewesen enstehen zu lassen.

Was sagt das alles? Lebewesen sind wohl tatsächlich die sprichwörtlichen Puppen am Faden. Es ist die berühmte Frage nach dem Glauben. Die menschlichen Eindrücke und Erkenntnisse sind wohl nur dazu gedacht, uns durch dieses eine Leben zu führen. Mit dem Ableben verlieren sie ihren Sinn.
Sicher ist aber auch das nicht, denn wir kennen ja nur drei Dimensionen. Alle weiteren sind unserer Erkenntnis nicht zugänglich.




Dienstag, 7. April 2015

Der grüne Henker

Habe Unterlagen aus Papier und Pappe in der Hand und will schnell zu meiner Arbeitsstelle in die Firma gehen. Der Eingang ist schmal, aber statt des Empfangs komme ich ganz woanders hin. Sachen stehen herum, irgendwo ist jemand. Ein Durcheinander, dass ich in meinen Gedanken zu ordnen versuche.
Ich bin offensichtlich nicht richtig. Große Gebäude, große Straßen, eine davon kannte ich mal.
Aber ich war nicht in der richtigen. Vor mir über großen Säulen eines gewaltigen, dunklen Altbaus lese ich "Der grüne Henker". Ein Lokal, ein Hotel? Da wollte ich nicht hin.
Unterschwellig habe ich Angst, etwas von meinen Papieren zu verlieren. Habe immer noch alles in der Hand. Kenne die Straße nicht. Plötzlich befällt mich die Erkenntnis eines endgültigen Verlustes.
Ich wache aus der Betäubung auf mit der Erkenntnis des Schmerzes. Ich habe einen Menschen verloren, der mir viel bedeutete. Ich bin in Berlin, warum rufe ich nicht einfach an? Man könnte sich treffen.
Es ist nur ein Traum.

Mittwoch, 1. April 2015

Restharn

Unendlich große
Langeweile,
Gedanken hasten
ohne Eile.
Publik zu werden
und geboren,
ein Traum, doch selten
auserkoren.

Meist schon vergessen
sie vorher sind.
Danach genauso,
es geht geschwind.

Samstag, 28. März 2015

Halbmündig

Halbmündig, so hörte ich es dieser Tage, sei der Sprech der Frauen. Das ist in der Tat ein treffender Ausdruck, den ich gern in meinen Wortschatz integrieren werde.
Mit "halbmündig" ist allerdings nicht die beschränkte Verfügungsberechtigung bzw. eine verringerte Mündigkeit gemeint, sondern die Halbherzigkeit, die hinter vielen Äußerungen steckt.
Das ist ja Allgemeingut, dass Frauen i.d.R. nicht das meinen, was sie sagen. Und wenn doch, dann ist es Pech für sie, wenn Mann es ihnen nicht glaubt.

Freitag, 27. März 2015

Total

Die Suche nach den Motiven des Todespiloten der germanwings-Maschine geht weiter und man wird auch hier sicher noch einige Geschmacklosigkeiten (Facebook) erleben.
Wenn das alles richtig ist, dann verfügte Andreas Lubitz, den Namen kann man ja nun nennen, neben seinem Facebook-Account auch über ein google+-Profil. Das wiederum führt zu seinem Youtube-Kanal. Offensichtlich hat ihn das Flugunglück in Moskau, bei dem Christophe de Margerie (Chef eine sehr großen französischen Ölkonzerns) im Oktober 2014 ums Leben kam, stark interessiert. Er lud Videos zum Thema auf Youtube hoch und bewertete andere Videos positiv. Einige der positiv bewerteten Videos waren auch in Kanälen enthalten, die Abstürze von Flugzeugen zeigten.
Vermutlich haben ihn nicht nur das Fliegen, sondern auch Flugunglücke fasziniert. 
Ansonsten gibt google+ nicht viel her, sieht man mal von der positiven Bewertung eines Cafés in Marseille (sechs Monate her) ab. Möglicherweise hat er sich in seinem Zielgebiet ganz gut ausgekannt.

Mittwoch, 25. März 2015

Der Absturz

Ein Flugzeug mit deutschen Passagieren ist abgestürzt, so weit, so schlimm. Was sich in den Medien aber derzeit abspielt, das kann man auch als Absturz bezeichnen. Ein Absturz in die scheinheilige Betroffenheit mit der immer wiederholten Frage nach dem "Warum?".
Eine Frage, die sich naturgemäß am Tag des Unglücks gar nicht beantworten lässt.
Warum also diese unaufhörlichen Sondersendungen ohne Inhalt mit immer neuen Experten, die irgend etwas vermuten. Vielleicht wäre angesichts eines solchen Ereignisses auch weniger mal mehr.
Nur die Angehörigen der Opfer können doch überhaupt ermessen, was ihnen der Verlust bedeutet.
Und man kann nur hoffen, dass sie sich nicht allzu schnell sich der Versuchung hingeben, der lauernden Presse Auskünfte zu erteilen.
Eines der Statements, die kursieren, ist ja, dass nichts auf einen terroristischen Hintergrund hin deutet. Ich meine, das wäre momentan die einzig plausible Erklärung. So etwas muss jemand gewollt haben. So und da habe ich mich nun an den ins Kraut schießenden Spekulationen genügend beteiligt.
Es bleibt die Trauer.

Dienstag, 24. März 2015

Der Hort der verlorenen Seelen

Wenn soviel Liebe wie in ein Handy in jedes Menschen gesteckt würde,
dann müssten wir uns nicht dauernd hinter unseren Devices verstecken.

Dieses unaufhörliche Tasten und Halten, Suchen und Wischen
führt nicht zu nichts außer zu Kontakt mit kaltem Material,
verwischten Eindrücken und unklaren Suchen.

Donnerstag, 19. März 2015

Block u what? Vom Geist der Zeit

Spätestens seit gestern dürfte sich die Blockupy-Bewegung als eine Bewegung geoutet haben, die Gewalt bei den Aktionen, zu denen sie aufruft, in Kauf nimmt. Denn "Die Leute haben die Schnauze voll." Welche Leute sind das denn, die sie so voll haben? In wessen Namen wird da geredet?
Sind es die paar bürgerlichen Abenteurer, die ein Symbol für ihre Wut brauchen? Da kommt der Glasturm der EZB gerade recht. Zertrümmert werden dann Schaufensterscheiben, angezündet auch private PKWs. Der Werteverlust unserer westlichen Welt macht vor nichts halt.
Früher diskutierte man sich die Köpfe über Formulierungen wund, heute wird im besten Fall noch geschlagen oder geworfen. Es gibt um Symbole und nicht um Inhalte, das kann man auch in den islamischen Ländern beobachten. Und es geht um Gewalt, ein Zeichen der Ohnmacht.
Was Blockupy eigentlich will, wird nirgends deutlich. Man will die macht der Banken brechen, doch wie lebt man ohne sie?
Immerhin: die werten Demonstranten fahren mit Sonderzügen der Deutschen Bahn. Manche davon werden beschmiert oder mit Graffiti verziert sein.
Auf der Homepage von Blockupy wurde zu Spenden aufgerufen, für Fahrkarten.
Da fällt mir Lenin ein, der einst über deutsche Revolutionäre spottete. Blockupy ist international, hat aber deswegen kein bisschen mehr mit Revolution zu tun. Es ist eine nutzlos lästige Zeiterscheinung.

Mittwoch, 18. März 2015

Manches Mal

denke ich,
alles sei nicht gut,
so es ist.
Theater
untergegangen
wie dereinst
Deutschland im Osten.
Doch bin ich,
also schreibe mir.

Mittwoch, 11. März 2015

Andratx

Nun sind wir wieder ganz in der Nähe des Ortes, wo wir unseren ersten Mallorca-Urlaub verbrachten. Damals
Paguera, nun Peguera genannt, wo wir im Hotel Cormoran erst Mal die erste Nacht im Personalzimmer schlafen mussten.
Andratx, damals Andraitx genannt, ist da mit seinem Puerto der wesentlich angenehmere Ort. Auch wenn es in diesem Tal zwischen dem Hafen und dem Ort in den Bergen ständig was zu verbrennen gibt und das Klappern der Baumaschinen von morgens bis abends über die Bucht schallt.
5 km ist der Weg lang, der als Panoramaweg ausgeschildert ist, vom Hafen bis zum Ort. Eigentlich ist es allerdings eine kleine Strasse, die die Anlieger zu ihren Anwesen bringt: Gärten und Wiesen mit blühenden Mandelbäumen, Zitronen- und Apfelsinenbäumen. Ziegen und Hühner laufen da manchmal herum. Spanische Hunde bewachen einzelne Häuser und werden nicht immer ihrem Ruf gerecht, friedlich zu sein.
Ein kleiner Rastplatz fast an der Strasse nach Andratx ist die einzige Stelle, an der Bänke zur Rast aufgestellt sind.
Dreieinhalb Tage war das die Achse, auf der wir uns bewegt haben. Mit dem Bus fuhren wir einen halben Tag nach Sankt Elm und einen Tag nach Palma.



Donnerstag, 5. März 2015

Biographische Notizen zu meinem Bruder - oder Michael ist größer als ich

Mein Bruder heißt Frank und wurde am 24.1.1962 geboren. Zu der Zeit lebten wir in der Kasseler Hansastraße in der Nähe des Bebelplatzes. An der Ecke des Bebelplatzes befand sich noch ein Trümmer - Grundstück, das vom Zweiten Weltkrieg übrig geblieben war. Frank kam als Hausgeburt zur Welt. Meine Mutter hatte bereits vor Ihrer Schwangerschaft mit dem regelmäßig en Trinken einer Dreiviertel-Liter-Flasche Wein angefangen. Zuckerwürfel wurden heraus gelegt, damit der Klapperstorch ein Kind bringen sollte. Mir war das gar nicht so recht, fühlte ich mich doch als Mutters Liebling ganz wohl. Immerhin durfte ich ihr die Haare kämmen. Als das Baby dann da war, reagierte ich entsprechend verhalten.
Unsere Tage in der Hansastraße waren damit auch gezählt. Obwohl ich erst sechs Jahre alt war, musste ich morgens vor der Schule schon Fleischsalat, Brötchen und die Bild-Zeitung holen. Einmal passte ich dabei nicht auf und hatte einen Scheinwerfer eines Autos in meiner Kniekehle, ohne das mir viel passiert waere. Früh schon habe ich mich als Dienstleister betätigt. Meine Welt war vom Herumlaufen draußen (bis zum Tannnenwäldchen führten mich meine Wege) und den beiden,, wie ich fand, schönen Kirchen in unserer Umgebung geprägt. Da war die katholische Kirche am Bebelplatz uns gegenüber und die weiter entfernte Kirche mit dem grünen Dach die Friedenskirche. Erst spät habe ich erfahren, dass ich dort getauft wurde. Mein Vater konnte sich daran nicht mehr erinnern.
Ein Freund unserer Familie und ehemaliger Chef meines Vaters hatte beschlossen, sein
Leben mit unserem enger zu verknüpfen und sich eine Doppelhaushälfte gekauft, in der er mit uns zusammen alt werden wollte.
Bevor es dazu kam wurde Frank noch als Säugling krank. Da er keine Nahrung bei sich behalten konnte, kam er ins Stadtkrankenhaus. Wir durften ihn, hinter einer Glasscheibe liegend, besichtigen. Er musste künstlich ernährt werden und hatte einen Schlauch in der Nase. Bei seiner Entlassung teilte man den Eltern mit, es sei um Leben und Tod gegangen.
In der Auerstraße nun stand "unser Haus". Im Garten war ein Laufstall aufgebaut, in dem Frank bei gutem Wetter spielen konnte. Er machte zu der Zeit ein leicht mürrisches Gesicht. Mit geballten Händen ist er auf einem Foto zu sehen.
Ich ging derweil nach Schule und Hausaufgaben einkaufen, manchmal spielte ich auch mit einem Freund, dessen Eltern in die neu gebauten Wohnungen des neuen Stadtteils Helleböhn ziehen sollten.
Eines Tages ging Frank mit seinem Vater an der Hand die Treppe hoch zum Schlafzimmer im ersten Stock. Vater hielt ja immer Mittagsschlaf auch aufgrund seiner Schichtarbeit. Kurzzeitig muss er die Hand los gelassen haben, denn Frank fiel rückwärts die Treppe herunter, wobei er jede der einzelnen Stufen mit dem Kopf traf.
Äußerlich war ihm jedoch auch unmittelbar danach nichts an zu merken.
Das mit dem Freund der Familie-Wohnen ging nicht lange gut. Zu oft stand er mit seinem eigenen Schlüssel in unserem Wohnzimmer. Schließlich kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen meinem Vater und ihm, wobei Vater mit der Axt in der Hand im Garten vor ihm stand. Die Zeit der eigenen süßen und sauren Kirschen und der Johannisbeeren war vorbei.
Wir zogen 1965 nach Helleböhn, ein Stadtteil, in dem ich mich nicht zuhause fühlte. Ich hatte zum dritten Mal eine andere Schule zu besuchen und beim Einkauf belästigten mich die "Schlacken",, die einen immer wieder mal hänselten.
Hier begann 1969 auch für Frank der Ernst des Lebens. Es war nicht verwunderlich, dass er ein Jahr zurück gestellt wurde.
Er war in Allem ein bisschen zurück und blieb das auch. Ein Schicksal eines jüngeren Bruders ist es nun einmal, dass er das über nimmt, was der ältere Bruder hinterlässt. Meiner Sammlung von Matchboxautos bekam das nicht gut. Er zerlegte die Autos, ohne sie wieder zusammen setzen zu wollen. Er raufte gern mit mir trotz des großen Altersunterschieds. Ich hatte manches Mal Probleme, ihn unter Kontrolle zu halten. Der gute alte Schwitzkasten leistete mir hier gute Dienste. Meine Mutter wollte sogar gesehen haben, wie ich mit der Handkante schlug. Wie auch immer, ging etwas schief , ich war derjenige, der die Verantwortung trug und die Ohrfeige bekam.
Frank ging auf die Schule im Stadtteil und schnell war mir klar, dass er hier nicht gefördert werden würde.
Aber was hatte ich schon zu sagen, ich kämpfte selbst darum, das Wirtschaftsgymnasium besuchen zu dürfen. Ich war ja nur für die "Mittlere Reife" vorgesehen.
10 Jahre lang sollte seine Schulzeit dauern. Eine Zeit, in der viel passierte. Wir durften, zunächst noch in einem Zimmer, den nächtlichen Auseinandersetzungen meiner Eltern lauschen, die immer durch den Alkoholkonsum bedingt waren. Oft ging die Tür unseres Zimmers auf, ich wurde von meiner Mutter aus dem Bett geholt und durfte Moderator spielen.
Frank war, zumindest wenn mein Vater mich an ging, auf meiner Seite. Er fand das nicht richtig.
Als Gymnasiast bekam ich ein eigenes Zimmer und wir waren das erste Mal getrennt. Frank wäre über all mit mir hin gegangen, nur es war klar, ich würde  immer zahlen müssen. Ich hatte allerdings ganz andere Dinge im Kopf. Mein Abschied von zuhause begann bereits am 1.7.1974 mit der Einberufung zur Bundeswehr. Vater sorgte dafür, dass ich wochentags in der Kaserne schlief. Mit dem Ende meiner Bundeswehrzeit am 30.9.1975 war auch das Ende meiner gemeinsamen Zeit mit Frank gekommen. Die Eltern forderten ihr Schlafzimmer zurück und wg. mir wollte sich Vater auch keine grössere Wohnung nehmen.
So half der Freund der Familie mit einem monatlichen Zuschuss aus und ermöglichte mir den Umzug in ein möbliertes Zimmer. Bereits im Mai 1978 siedelte ich nach Frankfurt am Main um. Frank war nun endgültig allein auf sich gestellt.
Vater wollte aus seinem Sohn etwas machen, ich war ja der ihrige. Anlässlich der Beerdigung meines Großvaters sollte ich nach Kassel fahren, um Frank zu beaufsichtigen, was ich ab lehnte. Ich selbst sollte ja nicht mit und ein Besuch in Frankfurt war auch nicht geplant, obwohl die Eltern meiner Mutter ja in Mainz lebten.
Frank konnte immerhin den Volksschulabschluss nachträglich machen, die Prüfung nahm ihm mein ehemaliger Deutschlehrer von der Realschule ab. 1980 wurde er schließlich zur Bundeswehr eingezogen. Ein Projekt, das mein Vater sehr gern sah, ohne sich zu fragen, wie Frank das schaffen sollte. Es stellte sich heraus, dass Frank den Anforderungen nicht gewachsen war. Er war zu langsam und so etwas toleriert das Militär nicht. Immerhin erkannte man das und musterte Frank aus. 
Nach dem Intermezzo bekam er immerhin beim Volkswagenwerk in Baunatal eine Lehrstelle. 
Spätestens jetzt hätte er mich, was die berufliche Karriere angeht, eingeholt. Doch auch die Lehrzeit stand er nicht durch. Er konnte seine Emotionen nur durch Schreie zum Ausdruck bringen. Vater fuhr mit ihm dann im Auto durch den Wald, die Scheibe wurde herunter gekurbelt und Frank schrie. 
Das war aber nur ein Teil der Aggression, die in ihm steckte. Wenn ein Kind mittags zu laut draußen spielte und Frank lag mittags im Bett, dann stand er auf, ging vor die Haustür, schlug das Kind und kam wieder zurück. Auch Besuch war vor Franks Schlägen nicht gefeit. Als ein Onkel von uns mit seinem Sohn zu Besuch war, schlug er diesen, was den Onkel veranlasste, mitten in der Nacht die Heimreise anzutreten.
Von der Mutter umsorgt, hatte Frank nach seiner abgebrochenen Lehrstelle keine Aufgabe mehr.
Noch heute schwärmt er von den Bratkartoffeln, die ihm die Mutter machte. 1984 jedoch begann seine "Karriere" in psychiatrischen Krankenhäusern im Ludwig-Noll-Krankenhaus. Hier war er dann auch stationär und arbeitete tagsüber zeitweise in einer Behindertenwerkstatt. Ich bekam nicht mehr all zu viel von seinem wahren Zustand mit. Bei meiner Hochzeit im Jahr 1982 war meine komplette Familie nicht anwesend. Meine Mutter befand sich in fundamentaler Opposition gegenüber meiner zukünftigen Frau. Vater war verhaltener, aber im Endeffekt mit der Frage, warum wir eigentlich heiraten, gut aufgestellt. So waren unserer Besuche in Kassel kurz und immer nur auf der Durchreise. Ein einziges Mal wollten mich meine Eltern besuchen. Obwohl meine Mutter sonst wegen jeder Kleinigkeit bei uns anrief, erfolgte die Ankündigung nun per Postkarte, die ich erst einen Tag vor einer geplanten Reise zu meinen Schwiegereltern bekam. Da konnte und wollte ich nicht mehr zurück. Vermutlich sind wir auf der Autobahn nach Kassel aneinander vorbei gefahren. Es sollte der einzige Besuch bleiben.
Frank durchlief nun weitere Stationen: zunächst die Psychiatrie in Merxhausen, wo es Anfang der neunziger Jahre zu weiteren Zwischenfällen kam. Er schlug einen alten Mann so, dass dieser mit Hämatomen in Behandlung kam, weil dieser ihn nicht gegrüßt hatte.
Es kam zu einem Gerichtsverfahren in Wolfhagen.
Ich selbst schaltete mich ein, da ich der Meinung war, dass mein Vater als Verfahrenspfleger nicht richtig sei. Immer wieder äußerte er ja, Frank sei nur zu faul zum Arbeiten und die vielen Medikamente, mit denen er ruhig gestellt werden musste, hielt er für falsch.
Ich schrieb an das Krankenhaus im Februar 1992:

"Seit über zehn Jahren verfolge ich den Werdegang bzw. die Krankheit meines Bruders zwar aus der Entfernung dennoch mit Anteilnahme.
Mit ist bewußt, daß sich das Schicksal in diesen Tagen zu seinen Ungunsten entschieden hat. Ich verstehe die Gründe, die Sie zu einer gesonderten Unterbringung meines Bruders veranlassten und die möglicherweise zu einer Überweisung in eine geschlossene Anstalt führen.

Sie sollten jedoch noch einige Tatsachen kennen, bevor Sie endgültige Entscheidungen treffen.
1. Frank Dreyer war als Säugling wegen Ernährungsstörungen im Stadtkrankenhaus in Behandlung. Er wurde künstlich ernährt  und lag nach Auskunft des Pflegepersonals im Sterben.
2. Es bestehen Vermutungen, die erblich bedingte Störungen möglich erscheinen lassen bzw. diese erklärbar machen."

Und weiter an den zuständigen Richter in Wolfhagen:

"... als behandelnder Arzt wurde von mir mit Schreiben vom 15. Februar 1992 über einige Umstände informiert, die Franks jetzige psychische Verfassung mit verantwortet haben dürften. Er zeigte sich anlässlich eines kurz darauf geführten Telefonats nicht davon überzeugt, dass sich daraus grundsätzlich neue Aspekte für die Behandlung ergeben und stellt die Sicherheitsaspekte zum Schutz seiner Mitarbeiter und der Patienten in den Vordergrund. Die ärztliche Diagnose wird aufgrund des jetzigen Krankheitsbildes gestellt. Eventuelle organische Störungen aufgrund des Krankenhausaufenthalts sind in den Akten bekannt, werden aber meines Erachtens nicht untersucht.
Eine Einbeziehung meiner Person in die Therapie Franks wird mit dem Hinweis beantwortet, ich hätte aus bestimmten Gründen die Distanz zu meinen Eltern gesucht.

Zwar ehrt die Rücksichtnahme und in der Tat ist der gemeinsame Konsens in der Familie gleich Null, dem Patienten Frank Dreyer wird damit eher geschadet als genutzt. Eine offizielle Reaktion des Krankenhauses Merxhausen ging mir heute zu.
 Soweit mir die Umstände bekannt sind, die Franks körperlichen Attacken voraus gingen, entstanden diese immer aus Situationen, in denen sich der Patient missachtet oder provoziert fühlte. Er handelte stets im Bewusstsein der Rechtmäßigkeit der eigenen Handlungen und vor allem im Affekt. Ich halte den Patienten Frank Dreyer für einen friedlichen, gutmtigen und nicht unintelligenten Menschen, der seine zweifelsohne vorhandenen psychischen Probleme nicht bewältigen kann. Möglicherweise tritt eine mehr oder weniger schwere Nervenschwäche hinzu, die zum Einen für seine Ausbrüche verantwortlich ist, zum anderen sein geringes Durchhaltevermögen bedingt. Sicher wird seine Reizbarkeit von anderen Patienten bemerkt und unter Umständen auch getestet. So jedenfalls lassen sich die Erfahrungen der letzten Wochen im Krankenhaus Merxhausen deuten.

Eine Strafanzeige gegen Frank Dreyer und insbesondere eine Verurteilung und Überweisung an das Krankenhaus in Haina schließen wohl endgültig eine Normalisierung seines Zustandes aus. Sie erscheint mir auch unsinnig, da eigentlich nur ein voll für sich              
verantwortlicher, mündiger Mensch einigermaßen "sinnvoll" bestraft werden kann. Eine Verurteilung seiner Person wrde allerdings mit Sicherheit weitere Türen schließen. Eine Integration Franks in eine beschützte Werkstatt, zumindest seine Unterbringung in Anstalten wie Hephata oder Bethel, halte ich für erstrebenswert. Es ist für Frank wichtig zu wissen, dass seine Betreuung glaubwürdig ist.

Desweiteren sollte bei einer eventuell anstehenden gerichtlichen Anklage und der resultierenden Entscheidung nicht vergessen werden, in welcher Weise die Eltern in Zukunft noch die Betreuung des Patienten allein tragen können."

Ich glaubte also tatsächlich daran, eine Verurteilung in einem Strafverfahren verhindern zu können und irgendwie auch für meinen Bruder diesbezüglich zuständig zu sein.
Dabei hatte ich selbst ein durchaus zwiespältiges Verhältnis zu meinem Bruder. Als ich ihn später in in der gerichtlichen Psychiatrie in Gießen besuchte, schrie er jedes Mal, wenn ich auch nur ansatzweise Vorhaltungen wegen seines Verhaltens vor brachte. Die Ausbrüche kamen sehr spontan und erschreckten mich jedes mal. Eine Mitpatientin meinte jedoch, ich solle dran bleiben, es lohne sich.

Die Behörden ignorierten weiterhin meine Kompetenz. Das Urteil bekam ich nicht zu sehen.
So forderte ich es auch im Namen meiner Eltern an.

"Ich bitte in obiger Angelegenheit dringend um eine Kopie des gegen meinen Bruder, Herrn Frank Dreyer, ergangenen Urteils aus der Verhandlung vom 9. Juni 1993.

Er ist angeblich für ein Jahr zur Unterbringung in einem geschlossenen psychiatrischen Krankenhaus verurteilt worden, dazu noch zu einer Geldstrafe. Genaueres ist jedoch weder mir, noch den Eltern des Verurteilten, bekannt, da uns die Einsichtnahme in die Unterlagen auch von seiten des psychiatrischen Krankenhauses in Gießen bisher nicht gewährt wurde.

Eine entsprechende Anfrage meiner Eltern an Sie blieb auch bislang anscheinend ohne Antwort. Ich darf Sie daher bitten, die bestehende Ungewissheit über die Art der ihm zur Last gelegten Vergehen sowie die Dauer seiner Strafe zu beseitigen bzw. eine Kopie des ergangenen Urteils an meine Adresse zu senden."

Frank sollte nun in den nächsten Jahren zwischen Gießen und Haina hin und her pendeln.
Schließlich kam er endlich in ein betreutes Wohnheim in Homberg/Ohm, wo er sich zu stabilisieren schien. Zur Arbeit wurde er täglich in eine Werkstatt nach Schotten gebracht. Das war um die Jahrtausendwende. Mutter war mittlerweile Ihrem Alkoholkonsum erlegen und verstorben. Vater
wendete sich allmählich ab, schickte aber noch Briefe.
Doch eines Tages war auch das vorbei. Frank bedrohte eine Putzfrau und wieder begann ein Kreislauf,
der ihn zurück nach Haina und auch wieder nach Gießen führte. Über weitere Gerichtsurteile gegen Frank fehlt mir die Kenntnis, da Vater bis zu seinem Tod im Jahr 2007 Verfahrenspfleger blieb.
Zeit seines Lebens blieb es bei Vaters Unverständnis der Behandlung von Frank gegenüber und Frank war ambivalent ihm gegenüber. Zwar hatte er Respekt vor dem Vater und übernahm kritiklos des autoritäres Machtverhalten, Gleichzeitig begehrte er immer wieder auf und schrie auch ihn am Telefon an.

Ironie des Schicksals war, das ich im Jahr 2007, als ich darum kämpfte, Vater nach seiner Hirnblutung in meine Nähe zu verlegt zu bekommen, beide in Gießen am selben Tag besuchen konnte. Vater lag erst im psychiatrischen Krankenhaus in Gießen, die nichts mit ihm anfangen konnten, danach im Balserischen Stift und letztlich im evangelischen Krankenhaus Gießen, ohne etwas davon zu wissen. Frank, im psychiatrischen Krankenhaus Gießen stationiert, hätte ihn mühelos
besuchen können, wollte das aber nicht. Vater hatte im Zustand seiner Aphasie seinen zweiten Sohn zeitweise vergessen und weinte, als ich ihm von Franks Anwesenheit in Gießen erzählte.
Frank hingegen wunderte sich, dass ich Vaters Betreuer war. Auf einmal geht das, meinte er.

Nach dem Ableben des Vaters, dachte ich tatsächlich dran, meine Erfahrungen für Frank sinnvoll einzusetzen. Vater hatte mir zwar nur mitgegeben, dass ich seine Ersparnisse vor dem Landeswohlfahrtsverband retten sollte, ich persönlich, wusste aber, dass es rein rechtlich nicht geht.
Als Betreuer allerdings hätte ich mehr Chancen, ihm auch in dieser Hinsicht zu helfen. Doch mein Ersuchen wurde vom Amtsgericht abgelehnt. Frank war befragt und beraten worden und hatte sich gegen mich entschieden.  
So kam es zu einem längeren Zerwürfnis, denn ich konnte die Zurückweisung schwer ertragen.
Seit 2005 hatte er die damalige bestellte Betreuerin und diese war denn auch sehr schnell mit der Eintreibung von Franks Erbe. Nur ein kleiner Teil des Erbes fiel ihm zu, ohne das ich hätte kontrollieren können, wie viel. Den Rest erhielt der Landeswohlfahrtsverband. Immerhin kam Frank nun in meine Umgebung. Seit 2007 lebt er in einem Pflegeheim für alte und behinderte Menschen in Bad Salzhausen. Seit einiger Zeit habe wir wieder regelmäßigen Kontakt.

Bedingt durch den frühkindlichen Hirnschaden ist er nun Epileptiker und kann das Gebäude des Wohnheims nicht mehr erlassen. Einen Spaziergang an meiner Hand in den Kurpark wird es nicht mehr geben. Es selbst sagt über seinen Aufenthalt: "Besser hätte es nicht kommen können."
Mittlerweile hat er ein Einzelzimmer und ist bei den betreuenden Schwestern beliebt.
Briefe an mich lässt er schreiben, weil er es selbst nicht kann. Er ist ruhiger geworden und ein verlässlicherer Gesprächspartner, wenngleich ihm sein Kurzzeitgedächtnis immer wieder im Sich lässt. Zahlen von früher hat er allerdings stets parat.

Und unsere Begrüßung beginnt seinerseits immer mit dem Satz, dass der Michael (mein Onkel) aber größer sei als ich.






   

Blogging

Need my blogging oh so much,
ups, was soll der ganze Quatsch?
Schrieb ich dereinst ein Tagebuch,
ist es hier der Internet-Versuch
mit sehr vielen unbekannten
Onkels und auch manchen Tanten.
Besser wär's, sich anzuglotzen,
statt geistig ständig Müll zu kotzen.
Doch wem gilt nun die Kritik?
Erst mal mir selbst im Augenblick.

Wo Fettfinger Worte ins Display hämmern,
da fließt die Zeit hin, zum Verdämmern.




Dienstag, 3. März 2015

Flimmern

Wie ein Vampir
schleiche ich durch Gassen,
gekreuzt von
eiligen Gestalten,
auf der Suche nach Blut,
das ich nicht mehr finde.
Gepeinigt im Sonnenschein
der Erinnerung,
wie durch fliegende Äste
geblendet,
strebe ich der Höhle
der Dunkelheit zu.

Donnerstag, 26. Februar 2015

Ego

Wir sind all Egoisten,
jeder denkt doch nur an sich.
Und im Meer der Egoisten
bin mir wichtig, ich, ich, ich.

Mittwoch, 25. Februar 2015

Kompliziert

Mache mir Gedanken
wegen Dir.
Suche Verständnis,
finde nicht.
Bin nicht ganz bei Dir
oder doch?

Donnerstag, 19. Februar 2015

Das mag ich schön

Die Welt ist interessant.
Lippenstift mit Braunstich
türkischer Prägung,
vollgeiler Saft,
alles in Bewegung,
alles so ähnlich
und hat sie das nicht?
So amüsant,
ein Zug im Leben,
voll mit Geräten,
wo willst Du hin
mit schwarzer Brille?

Sonntag, 15. Februar 2015

Rufe

Es gibt kaum Heuchlerisches als Nachrufe und Äußerungen von Überlebenden zum Tode von Menschen. Sicher liegt es daran, dass wir uns gern an das Gute (auch bei einem Menschen) erinnern und das Schlechte verdrängen. Das ist geradezu eine überlebenswichtige Eigenschaft.
Manchmal hat der oder die Nachrufende auch einfach keine Ahnung und möchte nur was zum Thema äußern (Jenny Elvers über Ben Wettervogel).
Aber auch, wenn man noch ein bisschen Gedächtnis hat, ist manch als Nachruf Geschriebenes pure Lobhudelei. Die Äußerung von Richard von Weizsäcker, der 8. Mai 1945 sei als Tag der Befreiung anzusehen und nicht als Tag der Niederlage, war damals sehr umstritten. Sie widerspricht auch dem Lebensgefühl der Kriegsgeneration. Das mag vergessen sein, ist aber trotzdem eine Tatsache.    
Der Tod beendet das Leben, ändert aber nicht dessen Geschichte.

Freitag, 13. Februar 2015

Gewalt

Wie weit so ein Papst in Rom von der Realität des Lebens entfernt ist, zeigt sich mal wieder in seiner Zustimmung zu Schlägen als Erziehungsmittel für Kinder. Dabei waren Schläge noch nie ein gutes Mittel. Schläge ja, aber in Würde. Typisch christlich, möchte man meinen. Andere Religionen haben da weniger Probleme.
Die Äußerung kommt zu einer Zeit, da die elterliche Gewalt über Kinder auf dem Rückzug ist.
Gut, das gilt nicht für alle Bevölkerungsgruppen. Aber mittlerweile ist es für manche Eltern schwierig, ihre Kinder auf dem Weg der Überzeugung zu ihrem Besten zu verhelfen.
Kinder treffen schon früh ihre eigenen Entscheidungen (manchmal schon als Dreijährige im Bäckerladen) und es kann richtig schwierig werden, wenn sich ein krankes Kind nicht behandeln lassen will. Da sind selbst die Jugendämter ratlos.
Die vom Papst in Erwägung gezogenen Schläge als Erziehungsmittel helfen da auch nicht.
Da bleibt es nur, allerseits auf bessere Einsichten zu hoffen.
 

Dienstag, 3. Februar 2015

Atomic

Atome setzen sich
zusammen,
werden manchmal Mensch.
Der was glaubt,
gar nichts findet und
entschwindet.
Atome lösen sich
und wandern.
Nur hier sind sie nicht.


Montag, 26. Januar 2015

Shredder

Erinnerungen
und Tränen
in dem Meer aus Bier,
unglücklich
weiter potenziert,
ein Merkmal
und bedeutungslos.
Papier im Shredder
fliegt nicht gut.

Montag, 19. Januar 2015

Schönes Deutschland

Wenn Kalender 50% billiger zu haben sind, deutet das darauf hin, dass schon einige Tage im neuen Jahr ins Land gegangen sind. Da ich mir meine Kalender selbst kaufe und nicht warte, bis ich irgendwelche hässlichen geschenkt bekomme, wählte ich nun einen aus, der den Titel trägt "Schönes Deutschland".
Das ist doch mal etwas, worauf man sich ruhig besinnen sollte: ein schönes Motto in diesen Tagen.
Bin ich jetzt Deutschland?

Mittwoch, 14. Januar 2015

Keine Antwort

ist auch eine Antwort, so sagt man. Die Vielzahl der Nicht-Antworten auf Emails lässt allerdings die Vermutung auf kommen, dass sie gar nicht erst gelesen werden, quasi untergehen.
Wer heute nicht in einem der angeblich sozialen Netzwerke ist, hat zudem Probleme, auf dem Laufenden zu sein. Und selbst wenn er einem angehört, liegt die Crux eventuell da drin, dass der kontaktierte User in einem anderen Netzwerk angemeldet ist und lieber damit arbeitet.
Das alles kann man nicht wissen und auch nicht, ob die Mail im Nirvana der Datenflut verschwunden ist oder wirklich absichtlich ignoriert wurde.
Das war alles mal einfacher, als die Telefone nur Schnüre hatten und eine Wählscheibe..

Dienstag, 13. Januar 2015

Je suis what?

Merkwürdig undifferenziert geht es in der Presse derzeit zu. Es ist einfach, etwas zu sein, wenn man es nicht ist. Und: ist es wirklich eine gute Idee, die religiösen Gefühle Gläubiger mit Karikaturen zu verletzen?
Ist Religion nicht Privatsache und so lange zu tolerieren, wie sie nicht selbst intolerant auftritt?
Keine Religion rechtfertigt ja per se den Tod unschuldiger. Leider missverstehen einige Fanatiker das, was man als "Bemühung" oder "Einsatz" bezeichnen könnte, falsch.
Typisch für die in den deutschen Medien ausgetragene Diskussion ist es auch wieder, dass Ereignisse aus anderen Ländern auf uns übertragen werden.
Natürlich kann auch hier ein Anschlag auf Zivilisten passieren, doch die Angst davor zu schüren, spielt anderen in die Karten, die von der gleichen Presse schon stigmatisiert werden.
Diese unbestimmte Angst muss man sicher mehr haben, wenn man in ein Auto steigt und am Straßenverkehr teil nimmt. Und sie gehört im übrigen zum Leben.

Samstag, 10. Januar 2015

Vorbei

Vorbei ist die Zeit, wo man sich verschmierte Displays nicht vorstellen konnte. In der man nicht annahm, dass man mit einem Telefon fotografieren wollen möchte und wo man sich an einem Computer anmeldete, um Emails lesen zu können.
Heute fliegen Hände, tippen Finger auf imaginären Tastaturen alles ein, was scheinbar berichtet werden muss
und irren Blicke in der Pixelwelt umher.
Die alte Welt kann nicht gespeichert werden, sie kennt keine Devices.
Sie hatte Gesetze und eine Moral, wie altmodisch.

Freitag, 9. Januar 2015

Was man sich erzählt

Was zählt, wirklich? Die schwarze Null ist es. Ja, Werbesprüche können entlarvend sein.
So auch der Slogan einer deutschen Steuerberatungsgesellschaft.
Die gleichen Firmen, die es in Ihren Niederlassungen dulden, dass deutsches Arbeitsrecht zum Fremdwort wird und beispielsweise nicht genehmigte Überstunden an Wochenenden und abends stillschweigend toleriert und vorausgesetzt werden, leisten sich eine Strategie, die von der Kundschaft mit finanziert werden darf.
Strategien von Coachingfirmen, die von der eigenen Geschäftsführung selten gelebt werden.
So wird aus dem kleinen Angestellten nach Prüfung in einem Assessment-Center ein Abteilungsleiter.
Für eine in Relation stehende kleine Gehaltserhöhung natürlich, Posten statt Geld lautet die Devise.
Das diese Pseudo-Abteilungsleiter in ständige Konflikte mit ihren Niederlassungsleitern geraten, ist quasi Programm. Die Zentrale der Gesellschaft will schließlich auch diese kontrollieren.
Und selbstverständlich durchlaufen die Niederlassungsleiter nicht durch das Assessment.
Sie kommen vom teuren Headhunter.Wollen nach Dienstantritt ihr eigenes Team installieren.
Kein Wunder also, dass es bei der Beseitigung missliebiger Abteilungsleiter weder Krankheit noch Unfall tabu sind. Da gibt es vielleicht Vorwürfe, man habe sich während seiner Krankheit nicht ausreichend um die Belange der Firma gekümmert. Da wird solange genörgelt, bis unpassende Mitarbeiter von selbst gehen.
So ist die Karriere, der Strategie sei dank, manchmal schnell zu Ende. Manch verdienter Mitarbeiter sieht sich schneller in der Rente als gedacht und ein bis dato erfolgreiches Berufsleben geht ohne Dankesworte mit einem Aufhebungsvertrag zu Ende. Wer die Nerven vorher verliert, geht ohne was oder bringt sich im schlimmsten Fall vorher um.
Denn die Zentrale steht, wie soll es anders sein, hier stets auf der Seite ihrer Leistungsträger, der Niederlassungsleiter.
Rente mit 60 oder 61 heißt hier das Spiel und nicht erst mit 63 oder 67 oder gar 70.
Das sind die Fakten vom Ende eines Berufslebens, die mit den Politiker-Slogans von der angeblichen Wertigkeit älterer Arbeitnehmer so gar nicht zusammen passen.
Die Diskussion über die angebliche Wohltat einer Rente mit 63 für Arbeitnehmer, die 45 Jahre alles ausgehalten haben, was das Arbeitnehmerdasein so bietet, ist einfach pervers.
Perfide, das eine ganze Branche von Coachern, Psychotherapeuten und Unternehmensberatungen
an dem Ziel verdienen, aus Mitarbeitern willfährige Instrumente zu machen.
Was wirklich zählt, ist nicht die Leistung, sondern das Nachbeten von Schreibtischstrategien.

Man sollte sich lieber Gedanken darüber machen, warum so viele Menschen den Wunsch und / oder die Notwendigkeit spüren, das Berufsleben so früh wie möglich zu verlassen.
Das jedoch ist eine Aufgabe, die nicht bezahlt wird.