Montag, 30. April 2012

2000 - X

Eine Brise

Der Wunsch nach Veränderung überzog ihn wie eine leichte Brise die Oberfläche eines tiefen Sees.
Zu bestimmten Zeiten kritzelte er Telefonnummern auf Papier, begann, Informationen zu sammeln,
neue Ordner anzulegen, Seiten zu beschriften und zu verwerfen.
Anrufe erledigen, Aufträge ausführen und dann.
Fühlte er diese Unruhe, auf der er sich zurücklehnen konnte.
Keine schlechte Stimmung, kein passives Unwohlsein.
Der See ist tief und die Oberflächenbewegungen richten nicht viel an.
So etwas wie Brandung entsteht, aber entwickelt sich nicht.
Schön anzusehen, wie das Wasser sich kräuselt und dennoch den Blick in die Tiefe nicht versperrt.
Da leben Fische, die den Weg nie nach oben finden.
Irgendwann hört die Bewegung auf,
die Aufzeichnungen werden nicht genutzt, die Telefonnummern vernichtet.
Es war kein schlechter Wind, doch eher ein Lüftchen.

Sonntag, 29. April 2012

2000 - IX

ES

Es tut mit leid, ich habe das nicht gewollt, sagte Gott und zog sich in den Schmollwinkel seines Daseins zurück.
Gerade war die Schöpfung zu Ende gegangen.
Es kann passieren, war seine Meinung.
Es war einmal, er kannte es nicht.
Wer oder was war dieses kleine große "Es", das ihn überall umgab.
Es schwärmte über seinem Kopf aus, es war aktiv und doch da.
Er weiß es, es ist vorgekommen, erschließt sich seiner Betrachtung, schmeckt gut.
Es könnte sein, Du fasst es nicht, es macht sich.

Samstag, 28. April 2012

2000 - VIII

Off cause!

Das geschah bisher: die Blätter rauschen unbeständig wie die Kurse der Wertpapiere.
Das Wort Gewinn schwebt über erwartungsfrohen Köpfen,
ab und zu fällt ein Moorhuhn herunter. Es geht nichts über eine sichere Beute.
Die Jagd endet mit wenig Erfolg.
Was geht? Die Moralapostel ziehen sich verschämt in die Trendyecken zurück.
Dort bieten sie ungestört ungenierte Profile als Rezepte zum Nachkochen an.
Als Desktopmotiv gut geeignet, nicht um damit zu arbeiten.
Arbeit steht im Trainingsplan nicht mehr im Kontrast zur Ruhe.
Stille Bewegung sieht gut aus, manchmal Aufregung sachlich thematisieren, das hilft.
Analyse und Rating auf der Basis von Eckdaten.
Die Motivation bleibt das Ziel am Ende des Wegs.
Alle wollen, keiner kann.
Die Blätter sprießen fast schlagartig hervor,
ewig singen die Wälder, nur solange das Verhältnis zwischen innerem Wert und Gewinnerwartung stimmt.
Zu Englisch: Shareholder value in Korrelation zu political correctness.
Watt is leading to results?
Trading am Euroboard, E-Commerce statt Unterhaltung oder Käse auf dem Brotbrett.
Das Ohr summt ständig dazu: gesund sterben, reich und glücklich.
Of cause!

Freitag, 27. April 2012

2000 - VII

Time-Eater

Sie lächeln Dich an und meinen es gut.
Sie wenden sich ab und Du kriegst die Wut.
Sie ziehen Dich an oder aus,
machen aus Prinzip Dir den Garaus,
sie pudern und sie wickeln Dich
in Watte erst und dann der Stich:
es wird Deine Zeit Dich kosten,
Du stehst auf verlorenem Posten.
Spätestens auf dem Totenbette
ist es zu spät, nun rette
die Vielzahl der guten Stunden,
um sie alle zu überrunden.
Ist Deine Zeit erst abgelaufen,
werden sie alle zusammen saufen.
Im Rausch werden sie Dich vergessen,
suchen was Neues, um Zeit zu essen.

Donnerstag, 26. April 2012

2000 - VI

Entdecke die Möglichkeiten ..

Er hat auch schon länger Probleme mit der Erektion und jetzt eine Vakuumpumpe bekommen.
Gibt es noch andere Möglichkeiten, denn mit der Pumpe funktioniert es nicht so richtig?
Pioneer 10 wird nach Schätzungen der Wissenschaftler wahrscheinlich seinen Heimatplaneten Erde überleben.
Dunkle, sonnengebräunte Holzhäuser erheben sich auf soliden weissen Steinfundamenten
und wechseln sich mit vereinzelten, weissgetünchten Steinbauten ab.
Ein gepflasterter Weg führt durch das Dörflein zur Kapelle und dem schönen,
mit Steinplatten gedeckten Brunnen, welcher leicht erhöht am Dorfweg steht.
Wenn sich die Sonne in fünf Milliarden Jahren zum Roten Riesen aufbläht und kochende Ozeane
das Ende der Erde anzeigen, dann dürfte der bislang erfolgreichste Raumfahrtpionier
immer noch die Gefilde unserer Milchstraße durchpflügen.
Es scheint, als wäre die Zeit stehengeblieben.

(Entnommen aus:
Frankfurter Neue Presse vom 31.März und 1. April 2000 und
Die Lupe, Das Magazin für den Briefmarkenfreund, Ausgabe März 2000)

Mittwoch, 25. April 2012

2000 - V

Der Spieler und der Dieb

Wenn ich doch nur ein Herz gewönne,
so wüsste ich um den Sinn dieses Spiels.
Wäre ein Herz nur mein,
so könnte ich ganz zufrieden sein,
seufzte der Spieler.
Doch die Konkubinen zogen vorbei,
ohne das es ihm gelang,
auch nur eine wirklich an sich zu binden.
Ein Lächeln hier, eine Zärtlichkeit da,
doch am Ende mischte das Leben stets erneut die Karten.
Du bist nicht nur ein Spieler, sondern auch ein Narr,
sagte da der Dieb, der die ganze Zeit verstohlen in der Ecke gestanden hatte.
Ein Gewinn ist nicht von Dauer,
das Spiel geht weiter und
Du musst neuen Einsatz erbringen,
ich dagegen stehle meine Herzen lieber.
In der Tat hatte der Dieb einige Herzdamen an seiner Seite versammelt.
Sie holten ihr langweiligstes Gesicht hervor und schauten den Spieler von oben bis unten an.
Aber, fragte der Spieler, wie willst Du wissen,
ob sie Dir wirklich gehören?
Das ist mir egal, entgegnete dieser,
ich sammle die Herzen nur, um den Besitzstand zu wahren.
Ich will sie nicht gewinnen, dafür sind sie mir zugehörig.
Da muss es einen Ausweg geben, murmelte der Spieler mehr sich selbst als dem Dieb zu.
Welches Ass hast Du denn dieses Mal im Ärmel, grinste der Dieb,
nicht ohne Raum und Zeit mitzunehmen.
Die nächste Runde begann: faites vos jeux, s'il vous plait.

Dienstag, 24. April 2012

2000 - IV

Ja ja

Verbrannte Menschen von Russland bis Polen,
schneidiger Schritt auf dicken Sohlen,
Ja, ja, sagte sie immer,
Wortfetzen fliegen durch das Zimmer.
Jungen wollen immer einen Sieg,
für die Alten ist es der ewige Krieg.
Ja, ja, wann kommst du wieder,
weiß ich nicht, wann blüht der Flieder?
Weihnachten wollen wir zuhause sein,
Wer es besser weiß, werfe den ersten Stein.
Ja, ja, ich weiß es ja auch,
nur der Wille unterliegt dem Bauch.
Ein Zweifeln in diesem Blick,
ewig lange bleibt dieser zurück.
Ja, ja, was bedeutet Material und Erfolg?
Der Sieg ist es, das will unser Volk.
Der einzelne soll sich ihm unterstellen,
Beifall brandet auf in Wellen.
Ja, ja, Dein Lachen hört nicht auf.
Du stoppst ihn nicht, den Weltenlauf.
Da will Einer für alle viel zu viel,
Mann, das wäre was für Dich auch,
ja, ja, ein schönes Ziel.

Samstag, 21. April 2012

Früher

Ich bin ein sehr altmodischer Mensch. Ich telefoniere nicht mit meinem Handy, wenn ich Auto fahre. Ich schaue erst, bevor ich gehe. Wenn ich Emails schreibe, möchte ich, dass man mir antwortet. Wenn ich zu jemandem freundlich bin, erwarte ich das gleiche von ihm. Wenn ich was für die Allgemeinheit tue, soll sie es mir gefälligst danken.
Ich mache mir sogar Gedanken über meine Rechtschreibung. Ich finde die Kleinschreibung fürchterlich und ich schreibe Du immer noch groß.
Ich weiß, das ist alles voll übel und mir ist nicht zu helfen. Aber wie soll ein Mensch werden, wenn er ohne iPad, iPhone, Handys überhaupt, Fernsehen rund um die Uhr,
ja sogar ohne Computer und Taschenrechner, ohne Kopfstützen und Sicherheitsgurte im Auto und ohne Digitaluhr groß geworden ist? Ohne Küchentücher und Spülmaschinen gar und ohne Tiefkühlkost und Pizza, Burger und Pommes?
Dabei steckt das alles in uns drin. Kleine Chips werden die Zukunft sein, sagte mir mein väterlicher Freund schon in den Siebzigern, ein Diplomingenieur mit Rechenschieber.
Der die Krümel mit dem Löffel aus der Kekstüte gegessen hat. Weil er nichts umkommen lassen wollte, obwohl er in zwei Kriegen Soldat war.  
Das Leben ist eben einfach wunderbar. Wenn es früher das alles gegeben hätte, dann wäre früher jetzt gewesen. Die Leute hätten ihre Telefonate vom Fahrrad aus erledigt und alles weg geschmissen, was zu reparieren gewesen wäre, sie hätten Hitler vergessen und sich stattdessen zu Flashmobs verabredet. Langeweile am Sonntag und ein Sendebild am Tag im Fernsehen hätte es dann nicht gegeben. Aber was wäre aus mir geworden? Vermutlich hätte es mich nicht gegeben und ich müsste mich nicht jetzt erst verlieren.  

Freitag, 20. April 2012

2000 - III

Gö, holt Haider !

Der Schwung wird besser und die Erkenntnis trifft Dich wie ein Messer.
Es war immer so und wird immer so sein:
Österreich ist des Deitschen Heim.
Was zuhause längst vergessen scheint,
findest Du nur hier, mein Freind.
Hast Du das erst einmal kapiert,
nur Urlaubsfreude Dir passiert.
Der Dichter kauft sich eine Vignette,
fährt davon und sprengt die Kette.
Vier Sterne namenlos am Himmel stehen,
die Berge sind doch wunderschön.




Donnerstag, 19. April 2012

2000 - II

Die Spur

Ihnen ist da etwas heruntergefallen, sagte die nette alte Dame zu ihm.
Ja richtig, ein Prospekt hatte sich selbstständig gemacht und lag auf dem Boden.
Die Mülleimer ringsherum quollen über, die Scheiben der Haltestelle waren eingeschlagen und auf den Sitzbänken machten es sich die Überreste etlicher Nächte bequem.
Sicher, das Prospekt gehörte da nicht hin, er hob es schnell auf.
Erinnerungen können liegen bleiben, wenn sie vergessen werden.
Niemand sieht sie. Aber auch die Veränderungen, die das Verschwinden von Erinnerungen hervorrufen, bemerkt keiner.
Wie ein Chamäleon streifte er die Reste der Zeit mit kompletter Gründlichkeit allmählich ab.
Er verlor die Häute nie, sie hingen im Kleiderschrank seines Vergessens.
Wenn er wieder etwas zum Erinnern brauchte, würde er sie zum Anziehen auswählen.
Manchmal gefielen die Kleider anderen Leuten besser als ihm.
Sicher, seine Mutter sähe ihn am liebsten im Strampelanzug, der Vater im Konfirmandenanzug.
In den jahreszeitlich bedingten Uniformen sah er sich nicht gern, war letztlich am liebsten nackt und bloß.
Hier sah er sich am ähnlichsten, ohne Verfälschung der Figur.
Er hatte inzwischen in der Bahn Platz genommen und schaute in das gerettete Prospekt.
Auf den Sitzen lagen alte Zeitungen, die wohl jemand bewusst dort abgelegt hatte, die Papierkörbe boten nicht genug Platz für den Altmüll.
Als die Bahn anfuhr, rollte eine leere Bierdose an seinem Fuß vorüber, wortlos.
Ja, die Menschen waren so vergesslich und es gab nicht genügend nette Damen, die sie erinnern.
Der Baumarkt bot wieder handliche Akkuschrauber an, Bohrmaschinen auch, ein Glück, das zu lesen.
Im Kaufhaus offerieren sie wieder festliche Damennachtwäsche.
Und Schuhe gibt es.
Diese Prospekte werden so sicher wie das Amen in der Kirche immer wieder neu gedruckt und ungelesen weggeworfen.
Ihn faszinierte der Ablauf, er durfte Teil des Recyclingprozesses sein, streng legal.
Die Bahn fuhr in die Station ein, er schreckte aus der Lektüre hoch, stand auf, um die Schilder der Station auf der anderen Seite zu lesen.
Wo wollen Sie denn hin ? fragte ihn eine Mitreisende.
In Richtung Süd antwortete er.
Da müssen Sie noch eine Station warten, bemerkte die junge Frau.
Während ein Schild mit der Aufschrift "Süd" am Fenster vorbei fuhr, setzte er sich wieder und sammelte die Prospekte ein, faltete sie und legte sie in die Innenseite der Zeitung.
Eine Station noch, kaum zu glauben.
Die junge Frau richtete ihren Blick nach draußen, eine gegenüber sitzende Alte folgte sofort.
Er musste lachen.
Die Alte ächzte und brachte eine Flasche Kölnisch Wasser zum Vorschein, sprühte und benetzte sich.
Ein Geruchsschwall traf den Säugling mit 'zig Jahren Verzögerung.
War er eben noch zufrieden auf seinem weißen Handtuch gelegen, so trieb ihn nun das blanke Entsetzen zum Schreien. So schnell würde er sich nicht beruhigen.
Er musste aussteigen, jetzt, nicht ohne der jungen Frau für ihre Hilfe zu danken, er brauchte einen Fahrplan.
Sie haben da etwas vergessen, hörte er kaum, aber deutlich.
Er würde sich nicht verlieren.

Mittwoch, 18. April 2012

2000 - I

Das Y2K-Problem

Zwanzig nach zwölf zeigt der Blick auf die Uhr,
der Himmel über Frankfurt ist schon dunkel.
Soeben ist pünktlich um null Uhr eine zeituhrgesteuerte Lichterkette und ein Jahrtausend ausgegangen,
beides programmiert.
Hurra, wir leben noch und die Schamanen packen ihr Handwerkszeug der Angst ein.
Die Sprachlosigkeit löst sich auf wie der Morgennebel.
Ein bisschen Skepsis bleibt;
wenn die Müllberge abgeholt sind, wird alles bleiben ?
Längst ist das große Feuerwerk von den verzweifelten Bemühungen nach bestimmungsvollen Deutungen überholt.
Die Endzeit bricht unbemerkt zusammen und alles wird so profan.
Jetzt können wir wieder feiern.

Donnerstag, 12. April 2012

Wolfgang Herrndorf – Sand

Man könnte meinen, hier habe jemand möglichst viele Klischees zusammen gestellt und sie durcheinander gewürfelt. Aus den vielfältigen und genau beobachteten Eindrücken ist dann die Aufgabe erwachsen, einen roten Faden zu finden, der das ganze zu einem Roman macht.
Dieser rote Faden ist der Irrwitz des Lebens, der konsequent durchhält. Der Irrwitz, den wir alle kennen, den die meisten jedoch verdrängen, denn das menschliche Gehirn neigt dazu, Zusammenhänge zu erkennen, wo es keine gibt.
Falscher Ort, falsche Zeit, diese Umstände kosten den meisten Menschen das Leben. Und so geht es schlussendlich auch dem Protagonisten, der den Namen Carl trägt, weil er seinen eigenen Namen nicht mehr kennt. Man hat ihm den Schädel eingeschlagen und er darf trotzdem weiter leben, ohne zu wissen warum und mit der Verzweiflung sich selbst finden zu müssen. Denn sie sind hinter ihm her, er hat etwas, was sie brauchen. Ist es eine Mine? Eigentlich auch egal. Da taucht Helen auf, die Frau, die sein Schicksal von nun an in der Hand halten wird. Eine Geheimagentin und der völlige Antitypus, zu all dem was Mann gemeinhin unter Frau versteht.
Das Ganze spielt in einer nordafrikanischen Hafenstadt, die natürlich von einer Wüste umgeben ist, in der sich eine Oase befindet. Und da das Ganze in den Siebziger Jahren spielt, darf eine Hippiekommune nicht fehlen, in der ein paar frühe Vorfahren der heutigen Aussteiger ihr durchgeknalltes Leben fristen. Hier besucht Helen eine Schulfreundin, die wirklich köstlich dargestellt wird. Mehr sei nicht verraten. Die Handlung besteht in erste Linie aus Verfolgungsjagden. Carl wird zunächst von Helen in ihrem Hotelappartment aufgenommen, zwischendurch immer wieder von üblen Gestalten gejagt, verprügelt, verhört und hört selbst nicht auf mit der Suche nach der Wahrheit. Helen haut ihn ein um das andere Mal aus dem Schlamassel, nur um am Ende drauf zu kommen, dass mit Carls Geschichte etwas nicht stimmt. Der amerikanische Geheimdienst, wir ahnen es, hat wie immer die Finger im Spiel und lässt Carl foltern, um ihm endlich sein Geheimnis zu entlocken. Eine absurde Situation für Menschen, der unter einer Amnesie leidet.
Soviel sei verraten, es gibt kein Happy End für Carl. Er wird angekettet und in einem unterirdischen See eines Bergwerks sich selbst überlassen. Der Leser darf den Überlegungen des Überlebenskampfes folgen und wird sich auch nicht wundern, wie viel ein Mensch ohne  Essen und Trinken leisten kann Dazu ist die Geschichte zu absurd. Figuren tauchen auf und spielen einfach keine Rolle mehr.
Der Weg ist das Ziel, so könnte das Motto dieses Buches lauten. Das es einen trotz eines fehlenden Sinns fesselt, liegt an den vielen kleinen Momenten, wo die Wahrheit durch den Sand scheint. Das Leben wird in seiner Banalität und dem oben schon genannten Irrwitz derartig bloß gestellt, dass man oft genug ein inneres Schmunzeln, ja sogar ein Lachen nicht vermeiden kann.

Warum ich nun nach dem Schreiben der Zeilen von zwei Fischen, einem goldenen und einem roten geträumt habe, weiß ich nicht. Sie schwammen am Rand des Beckens, der rote bedrängte den goldenen und sprang schließlich aus dem Wasser. Vorsicht, rief ich ihm unsinnigerweise zu, aber da lag er schon auf der Erde und zappelte. In der Ausführung der  Aufgabe, ihn wieder ins Wasser zu setzen, wachte ich auf. Mein „Sand“ liegt offensichtlich unter Wasser. Und er passt in keine Schublade.

Dienstag, 3. April 2012

1999 - XIV

Herzlichen Glückwunsch !

Ein Mensch ist nicht mehr da,
seine Stimme war nicht immer zum richtigen Zeitpunkt zu hören.
Wie willst Du ihm noch gratulieren ?
Eine Gedenkanzeige schalten,
einen Blumenstrauß auf das Grab legen lassen
oder am Ende selbst zum Grab gehen ?
Wo sollen wir denn sein,
fragte mich dieser Mensch einmal,
als ich ihn zum letzten Mal besuche
und vorher frage, ob er da sei.
Meine Frage erschien damals so banal unsinnig
und ist es bis heute geblieben,
obwohl doch die Antwort so anders ausfallen müsste.
Es gibt niemand mehr, der sich anstelle dieses Menschen über Blumen freut.
Ein Stückchen Erde vielleicht,
irgendwann mit einem Stein drauf.
Das Gefühl der Verlorenheit stellt sich da schnell ein.
Irgendwo gibt es doch noch eine Verletzlichkeit,
die den Automatismus unserer Zeit bremst.
Der Tod eines Menschen kann übersehen,
aber nicht ignoriert werden.
Er mahnt uns, zu leben, solange wir leben.
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag !

Montag, 2. April 2012

1999 - XIII

Das Geschenk

Das Leben ist ein Geschenk,
Du packst es aus und spielst damit.
Hast Du die Regeln verstanden,
kommst Du dieser Welt abhanden.

Sonntag, 1. April 2012

1999 - XII

Drachentöter

Die Flügel des Drachens, sie schwingen und singen
das Lied der einsamen Zeit,
auch das ist ein Traum, so weit.
Wärst Du am Ende ein Drachentöter,
eine Elfe oder eine gute Fee ?
So fragt sich der Schwerenöter,
denkt und schlürft einen Tee.
Er träumt und nimmt nicht teil am Unterricht.
Gehe nicht auf die Schule, der Lehrer spricht.
Das Leben hat trotzdem angefangen,
zum Träumen ist ihm weiter, in allen Belangen,
kein Weg auf der Lebensleiter
zu weit und er wird immer bereiter,
den Vorrat allein aufzubrauchen,
sorry, ihr lieben Kleinen,
es liegt mir, nicht mehr aufzutauchen.
Ein Gruss nur an die Meinen !