Direkt zum Hauptbereich

Samba

Wieder mal habe ich meine Rückreise verpasst und war in einer fremden Stadt gelandet. Zum Glück war da eine Reiseleiterin, der ich anvertrauen konnte, dass ich völlig mittellos war. Sie wies mich jedoch lediglich daraufhin, dass ich ja noch eine Kreditkarte hätte, mit der ich alles bezahlen könnte.
Ich selbst fühlte mich aber so, als würde ich in einem Schlafanzug ohne Taschen durch die Stadt laufen.
Gepäck hatte ich ohnehin keines mehr. So stolperte ich in einen Laden mit lauter verrückten Typen, die mich sofort für einen Auftritt für den kommenden Tag verpflichten wollten. Was ich da machen sollte, vermutlich Fernsehen, vergaß ich gleich wieder angesichts der zuckenden Lebensfreude, die mich überall umgab.
Hinterhäuser, Altbauten, viele Straßen, ich fand Unterschlupf in einem Atelier mit angeschlossenem Laden, den mehrere Frauen betrieben. Wir näherten uns an, ohne uns nahe zu sein.
Eines Tages traf ich in der Stadt auf ein Fahrzeug mit Bewaffneten, sie waren gerade im Aussteigen begriffen und ich fragte sie völlig naiv nach ihren Absichten. Dabei begriff ich längst, dass sie Menschen umbringen wollten. Durch die Ansprache verlor ich meine Anonymität und sie mussten Kontakt mit mir aufnehmen. Fast freundlich ließen sie mich meiner Wege ziehen, ohne mir ihre Absichten zu verraten.
Ich zog es vor, diese Gegend schnell zu verlassen, denn irgend etwas würde passieren.


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

2002 - X

A rock feels no pain and an island never cries.. Auf der Insel Wahrheit gestrandet, möglicherweise völlig versandet? Einfacher jede Klippe zu umrunden, die Wirklichkeit darstellt und wählt, sich über den Riffen zu bekunden: der eigene Weg nur zählt! Auf dem Meer der Lügen, da lässt es sich gut segeln. Denn im Meer der Lügen, da gibt es keine Regeln.

Platz

Ein großer Flachbau im Industriegebiet, das nennt sich hier "Lieblingsplatz" für Hunde. Nix mit familiären Anschluss oder persönlicher Betreuung wie noch zu Schönecker Zeiten. Auch für Hunde ist das Leben in Lippe härter als gewohnt. 

Wolfgang Herrndorf – Sand

Man könnte meinen, hier habe jemand möglichst viele Klischees zusammen gestellt und sie durcheinander gewürfelt. Aus den vielfältigen und genau beobachteten Eindrücken ist dann die Aufgabe erwachsen, einen roten Faden zu finden, der das ganze zu einem Roman macht. Dieser rote Faden ist der Irrwitz des Lebens, der konsequent durchhält. Der Irrwitz, den wir alle kennen, den die meisten jedoch verdrängen, denn das menschliche Gehirn neigt dazu, Zusammenhänge zu erkennen, wo es keine gibt. Falscher Ort, falsche Zeit, diese Umstände kosten den meisten Menschen das Leben. Und so geht es schlussendlich auch dem Protagonisten, der den Namen Carl trägt, weil er seinen eigenen Namen nicht mehr kennt. Man hat ihm den Schädel eingeschlagen und er darf trotzdem weiter leben, ohne zu wissen warum und mit der Verzweiflung sich selbst finden zu müssen. Denn sie sind hinter ihm her, er hat etwas, was sie brauchen. Ist es eine Mine? Eigentlich auch egal. Da taucht Helen auf, die Frau, die sein Schicksal...