Mittwoch, 28. April 2021

Alles dicht

 Wie können wir unserer Regierung nur danken, für alle die Wohltaten, die sie uns in diesen Coronatagen zuteil werden lässt? Zukünftig werden wir, falls das Reisen mal wieder nötig sein sollte, mit Stolz geschwellter Brust ins übrige Europa fahren dürfen, denn wir haben uns bei der Bestellung von Impfstoff nicht so wichtig genommen. Sicher wird auch anerkannt werden, dass mit deutschem Steuergeld geförderte Forschung frühzeitig Impfungen in ganz Europa und der restlichen Welt möglich gemacht hat. Ganz sicher werden wir auch da wieder einen kleinen Bonus eingeheimst haben. Einstweilen jedoch bleiben wir zuhause und nähren uns redlich. Denn in Supermärkten droht uns vom Virus keine Gefahr. Der Weg in Restaurants und Gaststätten bleibt uns zudem erspart. Ein Volk rückt zusammen und feiert gemeinsam einsam zuhause. Dank großzügiger Staatshilfen wird vieles möglich. Die Wirtschaft boomt, Experten halten diesen Boom jedenfalls für möglich. Auch weil wir uns verschlanken und unnötige kulturelle Vergnügungen meiden, unser Geld lieber für 0% gewinnbringend anlegen. Sicherer kann  Bürger/-in gar nicht in die Zukunft blicken. Das Konzept kleiner, persönlich geführter Geschäfte ist schließlich schon lange veraltet, Franchising ist das Gebot der Stunde.

Unsere Regierung schützt und bewahrt dagegen, wo es nötig ist auch doppelt und dreifach. Hilft die Stoffmaske nicht, kauft sie FFP2-Masken. Wenn das nicht hilft, Tests. Aber beides zusammen am besten mit einer Impfung. Auch den Datenschutz nimmt unsere Regierung sehr ernst, weshalb vorzugsweise auf Papier und mit Faxgeräten Registrierungen Infizierter erfolgen. Auch neue Software wird bei den Gesundheitsämtern mit Bedacht eingesetzt. Wo sie sparen kann, da spart sie am rechten Platz: wozu Belüftungsanlagen in den Schulen, wenn auch einfach durch Öffnen der Fenster gelüftet werden kann. Dann voraus schauend Beatmungsbetten anschaffen, auch wenn das Personal in den Krankenhäusern dafür noch nicht da ist. 

Es wäre also durchaus Zeit mal danke zu sagen für eine gute Politik, die auch unsere Medien vorbildlich unterstützen. Aufklärungsfilme aus den Intensivstationen unserer Krankenhäuser, tägliche Informationssendungen im Fernsehen und eine permanente Beachtung der wissenschaftlichen Erkenntnisse relevanter Wissenschaftler. Das alles bietet uns Orientierung und Hilfe, es ist eigentlich selbstverständlich, dass wir zukünftig für soviel Schutz unseren finanziellen Beitrag leisten werden. Bewerten wir doch einfach mal alles so, wie es einer Krise geboten ist. Passen wir auf, dass niemand diesen Weg verlässt, denn auch mit Angst fährt sich, sicher. Hauptsache, die Maske ist dicht.        

Donnerstag, 22. April 2021

Herrchen

 "Der Deutsche gleicht dem Sklaven, der seinem Herrn gehorcht ohne Fessel, ohne Peitsche, durch das bloße Wort, ja durch einen Blick. Die Knechtschaft ist in ihm selbst, in seiner Seele; schlimmer als die materielle Sklaverei ist die spiritualisierte. Man muß die Deutschen von innen befreien, von außen hilft nichts."

 Dieses Zitat von Heinrich Heine wurde von Facebook zensiert. Wer das veranlasst hat, ist nicht bekannt. Es ist jedoch insbesondere wahr, wenn wir die aktuelle Situation in Deutschland betrachten. Genügend Speichellecker finden die derzeitigen schweren Einschnitte in die persönlichen Freiheiten der Bürger, die der vermeintlichen Bekämpfung der Corona-Pandemie dienen sollen, gut bzw. noch nicht einmal scharf genug.


Sonntag, 11. April 2021

Gut beraten

 Die Osterruhe wurde nachhaltig durch das Geschwätz von Politik, Virologen und neuerdings auch Intensivmedizinern gestört. Heutzutage scheinen Politiker keine eigene Meinung zu den von der Wissenschaft geäußerten Vorschlägen mehr zu haben. Sie funktionieren nur noch als Replikatoren für Modellierungen, die andere erstellt haben. Diese Wissenschaftsgetriebenheit halten sie wie ein Schild vor sich, so als wollten sie sagen: ich bin ja nur der Überbringer der schlechten Nachricht. Das müssen sie den Medien verkaufen, die dankbar auf dem harten Coronaknochen herum kauen. Aber was wissen Wissenschaftler wirklich? Da erzählt der unvermeidliche Herr Lauterbach erst, die 50-65jährigen seien besonders von Corona gefährdet, um etliche Tage später zu posaunen, die 30-60jährigen seien es. Unter den Tisch fallen also die 61 bis Stand heute 78 Jahre alten Menschen. Die haben nämlich auch kein Impfangebot, sind aber plötzlich nicht mehr in Gefahr? Das ist nur ein Beispiel von vielen Erzählungen, mit denen uns Virologen und Mediziner in Talkshows langweilen. Ähnlich unterschiedlich sind ja die Einschätzungen des Impfstoffs von Astrazeneca. Mal ist er völlig ungefährlich, dann wieder ein Impfstoff zweiter Klasse. Auch sehr interessant war der Vorschlag, die zweite Impfung eventuell mit einem anderen Impfstoff als bei der Erstimpfung zu verabreichen. Studien und Erkenntnisse dazu gibt es nicht. So bleibt dann Herr Söder nur ein "Wer will und wer sich traut.." bezüglich Astrazeneca. Da stellt sich die Frage, wie kommen solche "wissenschaftliche" Gedanken zustande? Das Geld eine Rolle spielt und Wissenschaftler auch gern mal in der Öffentlichkeit stehen, das darf angenommen werden. Die Regierung aber sollte in der Lage sein, das große Ganze im Blick zu haben. Sich zum Beispiel fragen, ob es in einer Zeit, in der man Steuergelder sinnlos für nutzlose, weil nicht überwachbare Lockdowns heraus schmeißt, ein gutes Signal ist, das Bundeskanzleramt für 600 Millionen Euro prächtig auszubauen. Aber vermutlich gibt es da keinen Zusammenhang und der Bürger ist gut beraten, in der Zeit, in der vieles verboten ist, sein Leben im Untergrund zu führen. Die imaginäre "Dritte Welle" kommt auch ohne ihn aus. 

Dienstag, 6. April 2021

Neuro-Logisch

 Kolja war komisch geworden. Seine Geschäfte liefen nicht mehr gut. Ich arbeitete als eine Art Sekretärin für ihn, wusste vermutlich zu viel und sollte ausgeschaltet werden. Wusste, was das bedeutet. Vor dem Tod fühlte ich keine Angst, ich würde es kaum merken. Aber plötzlich nicht mehr zu sein, das wollte ich nicht. Ich musste ihn davon überzeugen, weiterhin nützlich sein zu können.

Ich erkannte Frankfurt kaum wieder, war länger weg gewesen. Die Straßenbahn sah merkwürdig aus, so ein Modell hatte ich zuletzt in Sachsen gesehen. Sie wirkte so schmal, die Fenster viel kleiner als bei den modernen Straßenbahnen. Hatte ich die Orientierung verloren? Es musste eine sächsische Stadt sein, in der ich mich befand. Hohenzietschen, wieso ging mir dieser Begriff durch den Kopf?

Ein anderes Mal versteckte ich mich in der Küche vor einem Besuch. Es war ein Schulfreund, den ich nicht sehen wollte. Ich empfand große Angst.

So saß ich nun im gut ausgestatteten Wartezimmer eines Neurologen. Ich hatte es mir bequem gemacht, die Beine auf einem anderen Stuhl hoch gelegt und überlegte, welche von den merkwürdigen Zeitschriften ich zur Lektüre auswählen wollte. Sah allerdings Fotos an der Wand hängen, die von den Patienten während ihrer Wartezeit gemacht worden waren. Gerade als mich das zu beunruhigen begann, kam der Arzt mit einem Patienten aus dem Sprechzimmer. Ein langer, schlanker Mensch, der mich nun sehr freundlich auf ein paar Dinge im Wartezimmer aufmerksam machte. Mitten im Raum gab es eine bepflanzte Insel, die mit polierten Steinen eingefasst war. Er machte mich nun auf einige Dinge aufmerksam, die ihn offensichtlich ärgerten. Sowohl oben als auch unten waren die Seitenwände der Insel  jeweils durch eine Reihe nach vorn gewölbter polierter Steine begrenzt. Marmor, der, wie es mir schien, nicht an allen Stellen von gleicher Struktur war, die Kanten waren mal glatt, mal rauher. Er bemängelte auch, das die unterer Steinreihe gar nicht notwendig gewesen sei. Ich verstand nicht, warum ich dazu etwas sagen sollte. Später im Sprechzimmer, meinte er, ich sei eine treue Seele, ich könnte nun auch mal schwach sein.








Montag, 5. April 2021

Entweder - Oder / Enten - Eller

 "Meine Seele ist der Möglichkeit verlustig gegangen. Sollte ich mir etwas wünschen, so würde ich mir nicht Reichtum noch Macht wünschen, sondern die Leidenschaft der Möglichkeit, das Auge, das überall ewig jung, ewig glühend die Möglichkeit anblickt."

"Was ist Jugend? Ein Traum. Was ist Liebe? Des Traumes Inhalt."

Zwei Zitate aus Søren Kierkegaard - Entweder - Oder

Ein Sammelsurium aus Sprüchen und Gedanken beherrscht die ersten Seiten dieses Buches, dessen Sinn sich mir kaum erschließt. 

Treffend fand ich die beiden obigen Zitate, wobei das erste das Erleben des Alters beschreibt, das zweite eine prägnante Definition der Liebe.