Vor über einem Jahr starb meine Schwiegermutter Corona-gerecht, möchte man fast sagen, ohne ihre Tochter oder mich ihren Schwiegersohn im Krankenhaus noch einmal gesehen zu haben. Wir durften, da nicht bevollmächtigt, nicht zu ihr. Lediglich ein letztes Telefonat war noch drin. Eine ihre letzten Fragen an meine Frau war, was denn Mecky (mein Hund) und ich machen. So stolz mich das hinterlässt, so traurig ist das. Sie hatte bereits die Ahnung geäußert, dass sie vergehen würde, ohne dass jemand aus ihrer Verwandtschaft davon etwas weiß. Besuche jedweder Art hätten ihr vielleicht die Kraft gegeben, das Krankenhaus noch einmal verlassen und in der gewohnten Umgebung zuhause friedlich im Kreis der engsten Menschen an ihrer Seite sterben zu können. Auch das ist ein nicht wieder gut zu machende Tatsache und ein Schaden aufgrund der sogenannten Schutzverordnung im Rahmen der Märchenpandemie Corona.
Wenngleich ich zugeben muss, dass der Tod eines Angehörigen im Krankenhaus einen meist mit Fragen ratlos hinterlässt. Mein Vater hatte an seinem letzten Lebenstag ganz offensichtlich mit Wasser in der Lunge zu kämpfen. Die Krankenschwester wies uns daraufhin und wir sollten uns nicht erschrecken. Doch warum wurde dies nicht entfernt? Eine Frage, die sich schwer beantworten lässt. Was hätte ich tun können? Hatte man ihn zu früh aufgegeben, war es so aussichtslos? Eine entsprechende Andeutung hatte uns ein Arzt gemacht. Doch immerhin, wir sahen uns ein letztes Mal, verabschiedeten uns und es mag für ihn in den letzten Stunden beruhigend gewirkt haben, dass ich ihm zugesichert hatte, ihm seinen letzten Wunsch zu erfüllen. Wie anders war das, trotz aller Schwere des Moments, als bei meiner Schwiegermutter vor nun mehr als einem Jahr. Sie verließ uns im Grunde lautlos. Ihr Tod hatte kein Gesicht.
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