Mittwoch, 10. Februar 2021

Wortlos entglitten

 Was ich mich frage ist, wann endlich werden die Todeszahlen der an und mit den Corona-Maßnahmen Gestorbenen veröffentlicht? Vermutlich nie, eher wird man einem Selbstmörder noch den Corona-Test abnehmen und ihn als Corona-Toten zählen. Es ist verständlich, dass die regierungstreuen Virologen die Menschen gern einsperren wollen, um ihre Statistiken irgendwie hinzukriegen. Ein sportlicher Gedanke, auch wenn dabei große Teile der Wirtschaft kaputt gehen. Die ist ja nur das Fundament, auf dem wir stehen. Auf Versäumnisse unserer Clique von Politikern mit der obersten Chefin einzugehen, das gewöhne ich mir ab, weil es immer wieder den Rahmen sprengt. Schließlich steht ja die Mehrheit der Bevölkerung wie eine Eins hinter der Regierung. Tatsachen zählen schon lange nicht mehr. Wir leben in einer Welt der Viren, die jede Maske durchdringen können. Im Winter ist das Immunsystem vieler Menschen geschwächt, daher steigen Infektionszahlen. Sinkende Zahlen haben also nicht unbedingt etwas mit dem Einsperren von Menschen zu tun. Dennoch sind nun der Politik die Werte scheißegal, die vorher als wichtig postuliert wurden: Bildung, soziale Integration, Kultur u.vm.  Statt sich um die Risikogruppen zu kümmern, die Schulen den Anforderungen gerecht zu machen und endlich das Gesundheitswesen von dem Zwang frei zu machen, Gewinne erwirtschaften zu müssen, schmeißen sie Steuergelder für umstrittene FFP2-Masken heraus, zackern aber beim Preis für die Impfdosen via EU herum. Da fehlen einem die Worte für soviel politische Unverschämtheit.

Donnerstag, 4. Februar 2021

Kein Kontakt

Was macht man, wenn irgendwo Wasser austritt und man findet den Fehler nicht? Also wird ein Handwerker benötigt. Der hat aber keine Ahnung, weiß noch nicht einmal, wo der Haupthahn ist. Also weitere Handwerker fragen. Das Wasser tritt unter einem Waschbecken aus, also muss der Abfluss undicht sein. Aber statt nun endlich den Haupthahn abzudrehen, wird ein Eimer darunter gestellt. Der ist aber irgendwann voll. Die klassische Handwerkerfrage dreht sich nun um einen Lappen. Eine Ersatzdichtung haben sie auch nicht zur Hand, da müssen sie erst in den Baumarkt. Sie gehen aber nicht in den nächst besten, sondern in den günstigsten. Statt des Eimers soll nun ein größerer Eimer her, es dauert ja noch ein bisschen.  Der Fußboden in der Wohnung ist nun mittlerweile komplett verdreckt, da alle Handwerker den Haupthahn vergeblich überall gesucht haben. Du würdest nun gern den Fehler selbst beheben, aber du kannst nicht aus dem Haus, du musst immer wieder den Eimer leeren. Auch den Haupthahn würdest du im Keller selbst gern zu drehen. Sie kommen nun zurück, die Fachleute, sie streiten sich, wer nun den Schaden beheben kann und den Auftrag bekommt. Alle wollen aber ihre Kosten erstattet bekommen. Einer hat sogar eine Dichtung besorgt, aber sie passt nicht. Man empfiehlt dir, eine kleine Wanne unterzustellen. Ein anderer ist schon unterwegs, um die richtige Dichtung zu besorgen. Du gehst nun doch in den Keller und drehst den Haupthahn selbst ab. Das findet der Handwerker nicht so gut, schließlich tauscht er endlich die Dichtung aus. Als das Wasser wieder läuft, scheint alles in Ordnung. Er fragt nun, ob du eine Rechnung brauchst und ob er mal aufs Kloo kann. Du ahnst, was das bedeutet. Du verlangst danach eine Rechnung, er will aber gleich sein Geld. Er geht endlich, du wirst putzen müssen, auch den Flur, das Kloo und das Bad. Als du fertig bist, merkst, dass Wasser unter dem Waschbecken an der Wand entlang tropft. Das Abflussrohr in die Wand leckt. Da hilft kein Eimer, da muss erst ein Lappen drunter.   

Ob dieser Albtraum wahr ist? Und an was erinnert er mich? Ach ja, da ist diese Sitzung mit den sechzehn Handwerkern und ihrer Oberzunftmeisterin. Die finden auch keine Lösung. Corona sagen sie immer, das sei eine Pandemie und die Mutationen seien gefährlich. Und das ich gesund bleiben soll, das äußern viele Leute. Und Kontakte soll man meiden. Für MoFs kein Problem, aber wo nehme ich jetzt den Plastikkitt für mein Wasserrohr her?    

Dienstag, 2. Februar 2021

MyLife 1989 - 1992

Das Leben ist wie eine Triebfeder, die sich bis zum Ende immer wieder selbst neue Energie gibt.

Das Jahr 1989 begann in der Kursredaktion der Börsen-Zeitung. Diese Zeit endete allerdings bereits Ende Januar. Es folgte ein Stressdurchlauf verschiedener Abteilungen der Wertpapier-Mitteilungen. 

Meine Probezeit wurde verlängert. Nicht nur, dass ich die geforderte Gehaltserhöhung bekam, sondern es wurde diese auch vor allem in Hinblick auf meine engagierte Einarbeitung und in Anerkennu8ng meiner guten Leistungen gewährt, wie es in einem Brief hieß, den mir der Geschäftsführer, Herr E., persönlich übergab. Ein ganz anderer Ton also, als der den ich ein Jahr zuvor zu hören bzw. zu lesen bekam. Es geisterten allerdings Gerüchte in der Abteilung herum, die eine Assistenz meinerseits mit gewissen Prüfungsfunktionen beinhalteten. Dabei hatte ich noch am Anfang meiner Eingabetätigkeiten unter Augenflimmern gelitten. Ich musste mich erst an die blau und grüne Schrift auf den Bildschirmen gewöhnen. Im Widerspruch zu meiner Belobigung stand allerdings der Zustand meiner jeweiligen Arbeitsplätze. Es kam sogar vor, dass sich eine Kollegin dafür einsetzen musste, dass ich wenigstens einen halbwegs anständigen Schreibtisch bekam. 

Musik machte ich immer noch gern. Der Kräfteverschleiß war allerdings schon bemerkbar. Ich litt zudem unter Störungen beim Autobahnfahren, musste ab und an das Steuer entnervt abgeben. Aufgrund meiner Schwierigkeiten, die Augen zum räumlichen Sehen auf eine Achse zu bringen, wusste ich manchmal nicht, ob ich bei langen Geradeausfahrten bergauf oder bergab fuhr. Die Augenmuskeln waren bei dem abweichenden Auge oft rot.

Zur Musik schrieb ich: "Die Musik ist wie eine Sucht und das Auftreten Wollen letztlich eine Verlockung, der ich nicht widerstehen kann."

Je mehr Anforderungen ich real zu bewältigen hatte, desto mehr lebte ich traumhaft meine Fantasien aus. Das konnte neben sexuellen Verlockungen auch reale Bezüge enthalten und auch die Realität führte mich manchmal in Versuchung.   

"Heute Nacht fuhr ich mit der U-Bahn nach Island, um von dort zum Nordpol zu gehen. Obwohl oberirdisch Schnee lag, hatten die U-Bahnstationen Palmenpflanzen und tropische Gewächse aufzuweisen. Wir hatten ein schönes Zimmer und wurden freundlich empfangen.-"

"Man hätte uns die Scheibe unseres Golf eingeschlagen und eine Kiste Mist auf den Rücksitz gestellt. Ich sehe die Scheißwürste noch vor mir. -"

Wir machten eine Busfahrt zu den Schlössern der Loire.

"In Orleans französische Frauen studiert. Wetter heute schwül bis gewittrig. Bin ziemlich mitgenommen gewesen vom gestrigen Abend. Es gab einen Aperitif und dummerweise habe ich noch Bier getrunken. Unsere Reiseleiterin ist die Tochter des Bäckers Girault, der mir noch aus Zeiten des Lang Verlags in Eschersheim bekannt ist. -"

"Busreisen - nie wieder. Die Leute haben uns fast ignoriert, nachdem wir uns einen Ruhetag gegönnt haben. irgendwie versauen einem diese verkalkten Typen immer alles, obwohl so eine Scheißbesichtigungstour eigentlich nicht schlecht ist, wenn sie menschenwürdiger organisiert würde. -

Zur Liebe: "Ich bereite den Menschen, die mich lieben, nicht viel Freude, aber umso unnachsichtiger gehen sie mit mir um, was die menschliche Liebesfähigkeit doch sehr in Frage stellt. -"

"Heute meine Traumfrau gesehen, schwarzes Kleid, schlank, blond, blaue Augen, setzte sich in der U-Bahn mir gegenüber und warf mir beim Aussteigen einen sehnsüchtigen Blick zu. -"

Zweifel: "Ich überlege, ob ich die Eintragungen in diesem Buch nicht beende, denn sooft ich nach lese, ist nur von Stress und ähnlichen negativen Dingen die Rede und das entspricht auch nicht meiner eigentlich positiven Einstellung. Es führt zu einer Überbewertung der Mühen, die ein Leben nun einmal beinhaltet, soll es einigermaßen sinnvoll sein. Verschiedenes ist zum Abschluss gekommen.                  "- Manchmal denke ich an meine Eltern als fast harmlose, liebe nette, Menschen, wenn ich das verstockte, hinterhältige Bauerngebaren mancher Leute betrachte. -"

Nachklapp Lang Verlag: " ,The Great Escape' gibt es nun nicht mehr, denn die Frauengilde des Verlags hat sich erst im Juli von mir verabschiedet, nicht ohne mir ihre Eingeschnapptheit zu zeigen. Ich bin zu resigniert, den Trieb zu verfolgen. Keine Peepshows, keine Videokabinen, stattdessen kaufe ich in der Mittagspause Briefmarkenalben und lese in der Pause Fachbücher. -"

Ab und zu traf ich noch meine ehemaligen Kolleginnen vom Lang Verlag. Sie waren mit der Situation im Verlag nicht zufrieden, beneideten mich um meine neue berufliche Zukunft. Mit Irene M. speziell gab es mehrere Telefonate.  

Kassel: "Ich werde nun nicht mehr zuhause anrufen, habe ohnehin das Gefühl, das dies nicht mehr notwendig ist, seit mein Vater in Vorruhestand ist und kein Lückenbüßer für meine Mutter mehr erforderlich ist. -"

Frankfurt interessierte mich und stieß mich ab: "Am Freitag Fotoapparat mitgenommen und Fotos vom Messeturm gemacht. -"

"Überhaupt die Leute hier. Neulich gehe ich zum Hauptbahnhof und will, wie jeden Abend, meine Fahrkarte am Automaten ziehen. Eine Frau sagt mir: der Apparat ist kaputt. Ein Mann wird aufmerksam und fragt: wie viel haben Sie denn eingeworfen? Ein Fünfmarkstück. Er: ja, da müssen Sie oben zum FW-Schalter gehen. Ich frage wo, denn ich kenne nur den FVV in der B-Ebene der hautwache. Trotzdem lasse ich mich verwirren und ziehe Leine. Er verklebt die Einwurfschlitze auch noch einiger anderer Apparate. Anschließend holen er und noch ein anderer Blaumann die Geldstücke aus dem Automaten. Oben laufe ich an geschlossenen DB-Schaltern vorbei, natürlich kein FVV-Schalter zu sehen. Da ich kein Kleingeld für den Automaten mehr besitze, fahre ich schwarz zur              Konstableıwache. -"

Sommerurlaub wieder einmal auf Mallorca: "Seit gestern sind wir hier in Cala d'Or, Mallorca, im Hotel Rocador. Die Betten sind hier spanisch, alles verrutscht. Das Zimmer hat den üblichen Steinfußboden und ist sehr hellhörig. Gestern nervten die Nachbarn mit lautem Säufergeplärre. Unser Blick vom Balkon geht auf einen Teil dieser Bucht und die Pinien der Gartenanlage. -"

Weitere Selbstzweifel: "Während eine nervige Fliege über meine Füße krabbelt, versuche ich meine Gedanken zu ordnen. Wenn Jesus heute am Kreuz hinge und fragen würde: Mein Gott, warum hast Du mich verlassen? Was könnte er antworten, etwa: Weil ich solche dürren Jammerlappen wie Dich nicht leiden kann. Die dickbäuchigen, zufriedenen, mit ihren kleinen Sorgen beschäftigten, Menschen sind mir lieber. Die ihren Weg klaglos gehen, alles akzeptieren, die schweigende Mehrheit, die Du zu kritisieren wagst, die dafür sorgen, dass alles weitergeht und große Änderungen, die ich nicht wünsche, auch nicht statt finden. Die Menschen wollen kein Seelenheil, keine reine Lehre. Sie wollen Farbfernseher, Videorecorder, Autos etc., wie Du sehen würdest, wenn Du 2000 Jahre Zeit hättest. -

Immer noch Urlaub: "lm Wasser der kleinen Buchten um Cala d'Or braucht es nachmittags kaum noch Schwimmzüge, um oben zu bleiben. Die Sonnenmilch und das -öl trägt, Fett schwimmt eben immer oben. Es zeigt sich außerdem in außer Form geratenen menschlichen Daseinszuständen und deren Verkörperungen. - So erklärt sich manches Gläschen und ich glaube, ich habe das auch bald nötig, bevor ich den letzten Rest Verstand in der Sonne verbraten lasse. -"

Abschied: "Film ab. Der Zug rollt gen Frankfurt. Es ist dunkel, sodass ich nicht viel sehe. Mein Vater bleibt mit hängenden Schultern am Gleis zurück." "Ich grabe und hebe Erde aus. Die Erde ist mit feinen Wurzeln durchsät. Als ich einen Teil der Erde abgetragen habe, merke ich, dass es sich um die Form eines Menschen handelt. Trotzdem empfinde ich kein Entsetzen und keine Angst, grabe weiter bzw. nehme mit bloßen Händen Zugriff und löse die Erdklumpen mit den feinen Verwurzelungen."

Grenzöffnung 1989 - für mich als Kasselaner etwas Besonderes: "Heute in Kassel und Hann. Münden gewesen. In Kassel Trabis fotografiert. -" Jubelszenen haben wir in Kassel nicht erlebt.  


Das Herrhausen-Attentat: "Vorweihnachten, ich möchte Konflikte lösen und schenken. Sonntag in Homburg gewesen, beim Herrhausen-Haus. In Gedanken und tatsächlich erstmals den Weg nachvollzogen, wenn man sich dann vorstellt: plötzlich eine Explosion und alles aus. Noch vor kurzem war ich, wenn auch kurz, zum Sonnen in der Taunus-Therme. Der Platz ist mir also vertraut. Das erste Mal habe ich bei einem Anschlag das Gefühl, betroffen zu sein. -"

Wiedervereinigung?: "Macht hoch die Tür, aber den Geldbeutel schön weit. Inmitten des menschlichen Nihilismusgetöses faselt ein Vorsitzender etwas von Vereinigung und die Menge ruft: Helmut, rette uns. Das ganze Leben georbeidet.. sächselt es uns entgegen. "

Weihnachten: "Gambacher Kreuz und Einmündung in die Menge der roten Heckleuchten, die sich einer Schlange gleich durch den Taunus windet. Diese Lichter sind Belastung und Wärme zugleich. Die Weihnachtslichter waren dieses Jahr kalt. Brachten keine Bewegung von außen. Am Heiligabend spielten wir in Kalbach in der Kirche und nachdem ich tagsüber noch einmal geprobt hatte, klappte es sehr gut. Es machte viel Spaß, an diesem Tag aktiv zu sein. Wie überhaupt das Schlimmste an den Weihnachtsfeiertagen die Passivität und das Rumsitzen Müssen ist. -"

Auch 1990 träume ich weiter: "Draußen tobt nun schon der vierte orkanartige Sturm der letzten Tage. lm Bett liegend, fühle ich wie der Wind durch die undichten Fenster der Wohnung dringt. Der Sog wird stärker, ich greife zum Schalter meiner Nachttischlampe. Als ich den Schalter in der Hand halte und das licht anknipsen will, zieht der Sog die Leitung aus meiner Hand, wird immer stärker und reißt an allen Gegenständen. Plötzlich bricht das Fenster des Schlafzimmers und ein Feuerstrahl bricht kreisförmig durch. Ich schreie und wache auf, ohne besonders erschreckt zu sein. Das alles nach einem Weltuntergangszenario im öffentlich-rechtlichen Programm des Fernsehens, unterstützt von den chaotischen Wetterverhältnissen dieses Winters. -"

"Wir sind irgendwo bei Zwickau. Wir fragen nach dem Weg, wollen weiter. Die Luft ist schweflig gelb. Erde wird verbrannt, dann in eine Kiste getan. Dazu kommen Flaschen mit Roséwein. Das alles soll vergären zu etwas ganz Leckerem. Mir kommt die Erde so fruchtbar vor, fast essbar wie das Leben. Ich sehe die feuchten Krumen. Vermischt mit irgendwelchem Abfall. Neues soll daraus entstehen. -"

"Ein schmales Frauengesicht sieht mich an. Ich habe Angst vor der zudringlichen Art und der schlangenhaften Umklammerung. Versuche mich zu entwinden, wende Gewalt an. Immer wieder Gegenangriffe. Ein langer Kampf. Dann das Gefühl, sie verlassen zu können. Ich schicke einen Löwen in den Kampf, um sie an meiner Verfolgung zu hindern. Ich verlasse sie auf einem umzäunten Grundstück und beobachte, dass sie, den Löwen an die Leine nehmend, sich zurück zieht. Naja, Raubtiere sind unberechenbar. Ob ich sie wiedersehe, denke ich und fahre. -"

Doch real passierte auch einiges. Wir fuhren über Fladungen in die DDR , tranken Kaffee auf der Burg Landsberg, einem ehemaligen Renommierrestaurant. Bedrückende Eindrücke sammelten wir beim Anblick der Computerfabrik "Robotron" in Zella-Melis. Über Mellrichstadt ging es zurück. In der Firma kämpfte ich immer noch um einen anständigen Stuhl, den ich mir gegen den Widerstand meiner direkten Vorgesetzten mittels orthopädischen Rezepts verschaffte. Auf Oscar Lafontaine wurde ein Attentat verübt, es war der einzige Politiker, der auf die Kosten der möglichen deutschen Einheit hinwies.

Verspätet erfuhr ich vom Tod meines Halbonkels Siegward. Er war nach drei Wochen an Tumoren in der Lunge und der Blase verstorben. Sicher wusste meine Mutter früher davon, da sie in telefonischen Kontakt mit seiner Frau Jenny stand. Wieder drängte sich mir die Frage auf: " Wer war der Vater meines Vaters? .. Was mich erbittert, das ist das die Generation der älteren Dreyers, z.B. ein Herr Egbert Dreyer in Peine darüber keine Auskunft geben will. Hätte Paula Dreyer sie gegeben? Aber wie kann man Siegward dafür verantwortlich machen, der letztlich schon zu alt war, um meinen Vater ein Bruderersatz sein zu können." Auf Kosten der Familie machte sich Vater stark für die sinnlose Fehde mit ihm. "Vielleicht ist es aber auch eine Krankheit, die nicht zum Ausbruch kommt und sich in meinem Bruder Frank äußert." mutmaßte ich. Entgegen aller Ankündigungen gingen meine Eltern nicht zur Beerdigung und besuchten auch seine Witwe nicht. Im Gegenteil, für meinen Vater war die Sache Siegward seit 20 Jahren erledigt. Umso mehr bedauerte ich es, Siegwards Einladung zu seinem 70. Geburtstag im Vorjahr urlaubsbedingt nicht angenommen zu haben. Er kannte sehr viele Leute in Kassel und hatte im besten Hotel am Platz. Sein schwermütiger pommerscher Humor bleibt in meiner Erinnerung. 

Mein Schwiegervater feierte seinen 75. Geburtstag, Anzeichen von Parkinson waren bei ihm nun deutlich bemerkbar. Wir setzten uns schnell von der Feier ab. Ich joggte, wo immer es ging. Auch in Lemgo, von Matorf aus, wo unser Hotel war, über Entrup und Leese wieder zurück. Wir flüchteten auch wegen der Anekdote des Bruders meiner Schwiegermutter: "Man brauche nur einer Ratte mit einer glühenden Forke sie Augen auszustechen, ihre Schreie würden die anderen vertreiben. Dann lachte er noch schriller, als es meiner Schwiegermutter überhaupt möglich wäre." Vermutlich hat man das in Ostpreußen früher so gemacht.      

Während ich zuhause sehr viel mit Renovierungsarbeiten beschäftigt war, lief es bei den Wertpapier-Mitteilungen unrund. Meine Zeit in der Abteilung "Deutsche Aktien" lief ab. Es gab Widerstand bei der Einarbeitung und Beschwerden dagegen schadeten meine Ruf. Der Rundlauf war nicht gut für mich, denn niemand arbeitet gern Kollegen ein, die bald wieder verschwinden. Zudem wurde es bald so hingestellt, als sei das alles meine Idee gewesen.   

Ich beschäftigte mich mit Mutter: "Sie fragt immer direkt und ich wundere mich, warum sie noch so gut gelaunt ist. Obwohl nichts mehr stimmt. Oft erkenne ich meine eigene idealistische, ja weltfremde und doch so reale Welt in ihr wieder. Du liebst den Müßiggang und gute Gespräche, bist offen und zeigst Gefühl, frei von Argwohn. Du liebst und tust nichts dafür. Entwaffnend und frei von Konventionen. Doch Du zahlst dafür, wenn Du sprichst, drehen Menschen ab. Sie scheuen sich, Gefühle zu sehen. Sie strafen für die Sehnsucht nach Kontakt. Sie beobachten und lassen im entscheidenden Augenblick allein. Sie lesen in Dir und sind einen Schritt voraus. Sie erkennen sich in Dir selbst und haben Angst davor. Sie glauben. Dich gefahrlos verletzen und missachten zu können, nur weil Du Dich nicht verbirgst. Tust Du es doch, so strafen sie. Die Liebe, die sie vermeintlich geben, ist vernichtend, weil sie Deine Persönlichkeit nicht erkennen und glauben, Du hättest kein Bewusstsein, nur weil Du Dich nicht verstellst. Deine Worte sind wahr und doch werden sie nicht beachtet. Du hast die Wahl zwischen der weiten und doch so unerbittlichen Mauer der Einsamkeit und dem dichten Netz eines Liebenden. Eines ist sicher: Du gehst daran zugrunde. Möge die Kraft mit uns sein.-"

Da war dieses Gefühl des Verständnisses für meine machtlose Mutter. Ich fuhr unangemeldet nach Kassel. "Zuvor folgte ich einer fixen Idee und fuhr zum Hauptfriedhof, um das Grab von Rudolph Ullrich zu besuchen. Ich fragte eine ältere Dame, wo die Urnengräber wären (aus den Siebziger Jahren) und sie zeigte mir das bereitwillig. Meinte, ja verbrennen wäre auch besser. Man müsse sich, wenn man alt sei, darüber Gedanken machen. Derartig eingestimmt suchte ich die Reihengräber ab, ohne auf den Namen Ullrich zu stoßen. Verschiedene Plätze waren leer. Mir kam der Gedanke, dass er sich unter Umständen bei seiner Schwester hat bestatten lassen. Das bleibt also von einem Menschen. Wenn die Gräber nicht gepflegt werden, wächst alles zu und je nach Material der Platte ist die Schrift kaum noch zu lesen. -"

Die Hoffnung stirbt zuletzt: "lm Keller liegen zwei weiße Skelette. Ob die wohl jemand als Modelle gekauft hat oder ob sie echt sind? Ich sehe Ullrich, der an der Wand lehnt, auf der Erde sitzend. Er will sterben, ich sehe förmlich, wie er mit weit aufgerissenen Augen ringt. Ich beschwöre ihn, am Leben zu bleiben. Merke, wie ich mich innerlich anspanne, um Kraft auf ihn zu übertragen. Es gelingt und ich bin erschöpft."

"Eigentlich stirbt man von Geburt an. man verliert eine Hoffnung nach der anderen. Und muss sich doch dagegen wehren. -"

Mein Kassel-Besuch bei meinen Eltern und Frank, der noch zuhause wohnte, führte zu einer Zurechtweisung durch meinen Vater. Er hatte es nicht verwunden, dass wir Siegward noch im Vorjahr in seiner Wohnung besucht hatten und dabei erwähnten, dass wir nicht bei ihm waren. Meine Schwägerin holte mich abends in Kassel ab und wir fuhren nach Lemgo weiter. Abends meinte sie, ich würde mich mit meinem  Alten messen wollen, was gar nicht ginge, da er mich nicht verstehen könne. Ich solle ihn gewähren und seine Freude an gelegentlichen Triumphen lassen. Nachgiebigkeit war nicht meine Stärke. Dafür entwickelte ich eine Flugangst, die zur Abbuchung eines geplanten Portugal-Urlaubs führte. Dafür urlaubten wir am Weißenhäuser Strand an der Ostsee und bekamen Einblicke in die DDR. Wismar, die Insel Poel und Schwerin waren unsere Stationen. Auf der Insel Poel schlecht, aber billig gegessen. An der Wand des Lokals hingen Ostmarkscheine eingerahmt. Vom außenliegenden Kloohäuschen hatte man Ausblick. 

In der Firma verstand ich mich wieder mal gut mit einer Kollegin. Angeblich tranken wir sogar Brüderschaft anlässlich eines abendlichen Zusammenseins mit weiteren Kollegen. Ich hatte einen ordentlichen Filmriss, der uns aber nicht davon abhielt, am nächsten Tag nach Levico in Italien zu fahren. Kleines Hotel mit hervorragender Küche gefunden. Wir machten eine größere Exkursion bis zum Gardasee , über Costermano bis Lago di Garda. In Costermano den Hinweis auf den deutschen Soldatenfriedhof gesehen, auf dem mein Namensvetter begraben liegt. Der Ort liegt sehr schön auf einem Hügel und bietet einen herrlichen Blick auf den Gardasee. Geht fast ohne Übergang in den Lago di Garda über. 


Ab November war ich in der Abteilung "Ausländische Aktien" tätig. Die Abteilungsleiterin war der Liebling eines der vier Geschäftsführer und für mich wurde nichts besser. Außer einem alten, meist schlecht gelaunten Mitarbeiter, gab es dort nur Frauen, die alle als Müslifans verschrien waren. Erst im Lauf der Zeit gelang es mir bis zur Mitte des Jahres 1991 ein machbares Verhältnis zur Gruppe aufzubauen. Im Juni bekam ich ein recht ordentliches Zwischenzeugnis. Zudem bekamen wir neue Büromöbel in einem neuen Arbeitsraum. Nun war ich auch offiziell dort Sachbearbeiter. Ich wertete u.a. italienische Wirtschaftszeitungen aus. Lesen konnte ich es halbwegs. Dennoch blieb da eine Wand mir gegenüber seitens der Kolleginnen. Zuhause dagegen war ich zufrieden, hatte die Wohnung in Schuss gebracht, war mit unseren Autos zufrieden und arbeitete nun auch privat am PC. Ich konnte kleine Batchdateien schreiben und kam mit der Textverarbeitung gut klar.  

"Ich schreibe bald einen großen Roman: der Editor oder Zeilenausgleich und kein Ende. Will aus der Gewerkschaft und dem Kunstverein austreten. -"

In Lemgo hatte es sich angedeutet, dass mein Schwager wohl Haus und Grundstück der Eltern erbt und für Ruth und ihre Schwester allenfalls ein kleiner finanzieller Ausgleich vorgesehen war. Zudem verschlechterte sich die Stimmung bei unseren Besuchen. Meine Schwiegermutter war immer voll des Lobes für ihren Sohn. Eine Mutterliebe, die ich nie erfahren durfte. "Es ist anstrengend, in dem alten Fachwerkhaus zu übernachten. Es ist kühl und feucht und fördert die Herzbeschwerden meiner Schwiegermutter sicherlich. Sie klagte wieder über ihn. Er sieht Männer bei ihr im Bett und beobachtet sie nachts Die Männer verschwinden dann durch die Wand. "

Das Weltgeschehen belastete mich, es war Krieg im Irak. lm Fernsehen wurden die Leute ständig in Panik gehalten. Das entschlossene Angreifen der USA bewegte mich. Es wurde jeden Tag demonstriert gegen die USA. Wenn Nostradamus den dritten Weltkrieg voraussagte, dann sollte er vom Nahen Osten ausgehen. Es sieht so aus, als behielte er recht. In den arabischen Ländern demonstrierte man für Krieg. Berlin sollte nun die deutsche Hauptstadt werden. An die Steuergelder durfte man nicht denken. 

"Nach dem Peter-Prinzip bin ich drauf und dran, die Stufe meiner Unfähigkeit durch freiwillige Selbstbeschränkung zu vermeiden. -"

Aus unserem Gran Canaria-Urlaub schrieb ich eine Karte nach hause. Sie kam wohl noch nicht an. Auf dem Hinflug filmte uns ein Fernsehteam im Flieger. Meine Eltern sahen mich im fertigen Bericht nicht, wir waren auch nur kurz zu sehen. Sie hielten sicher wieder irgend jemand anders für mich. Nachträglich ärgerte mich die grob geratene WDR-Etikettierung von Gran Canaria als Billigabsteige mit Müllproblemen. 

In der UdSSR hat es einen Putsch gegeben, der nun heute endgültig zugunsten Gorbatschows wurde. Jelzin dürfte der neue starke Mann sein. Die Republiken werden jetzt noch selbstständiger. 

Hier sitze ich nun, ich armer Tor und bin so schlau wie eh zuvor. Vom Geschäftsführer Herrn E. wurde mir die Stelle eines Gruppenleiters in der Kursredaktion angeboten. Das Ganze entpuppte sich als großer Bluff.  "Herr E. meinte, Herr B. habe seine Bewerbung betrieben, aber er habe ihm den Wind aus den Segeln genommen. Angeblich erhalte ich Bescheid. -" "Herr E. hat mir auf mein Drängen hin nun endlich mitgeteilt, wie er sich die Arbeit in der Abteilung vorstellt. An die Ernennung eines Gruppenleiters nicht mehr denkend."

Nebenbei war ein große Zahnoperation notwendig, bei der die alten Amalganfüllungen größtenteils entfernt wurden. Die Überkronung der Zähne kostete über 7000 DM.

Herr E.  verschränkt bei Besprechungen  die Arme hinter dem Kopf, gibt Anweisungen mit gesenktem Kopf und nach Kratzen unter der Achselhöhle. Wie ich erfahren habe, will er nun doch eine direkte Dateneinspielung aus dem WM-Datenbestand.  Er ist aber gegen jeden Komfort, so nennt er eine bessere Anwenderfreundlichkeit. Sagen tut er das natürlich nicht. Mein Vorstoß bei unserem anderen Geschäftsführer Herrn P. war also erfolgreich. Nachdem ich ihm meine Gedanken schriftlich vorgelegt hatte, fragte er nur: "Warum wird das nicht gemacht?"

Gestern fühlte es sich an, als könnte ich alle Fräulein V's gleichzeitig befriedigen. Morgen hole ich mir das ersehnte Plakat vom Kunstverein Der Kunstverein war kaum zu finden. Die Frau wusste schon, welches Bild ich wollte und rollte es in Pappe ein. Es zeigte ein sehr erotisches Bild einer schlanken nackten Frau. Kunst eben..

Die Eltern besuchten Frank mit dem Taxi von Kassel aus und bezahlten dafür 85,-DM. Frank ist in einer gläsernen Zelle untergebracht, er darf weder Messer, noch Batterien für das Radio bekommen. Er steht unter Überwachung und geht in Begleitung von Pflegern zum Baden und zur Toilette.  Frank hatte einen älteren Mitpatienten im Krankenhaus Merxhausen aus nichtigem Anlass geschlagen. Das Krankenhaus erstattete Strafanzeige. Die Folge war ein gerichtlicher Beschluss, den auch ich trotz mehrerer Eingaben sowohl beim behandelnden Arzt als auch beim Richter nicht verhindern konnte. Die Ärzte gingen von einer Minderbegabung Franks aus, die zu seinen psychischen Störungen geführt hat. Die Akten des Stadtkrankenhaus in Kassel zu seiner Behandlung als Säugling wurden nicht eingesehen, obwohl die lebensbedrohliche Situation Franks damals bekannt war. 

Wir selbst hatten genügend Probleme. Ruth kämpfte wegen des neuen Geschäftsführers um eine Abfindung und bei mir ging es wegen der Kursteilumstellung in der Firma sehr turbulent zu.            "Ich fragte Herrn E., warum von dem Vorschlag eines Gruppenleiters abgegangen wurde und er wies daraufhin, das mir alle Entwicklungsmöglichkeiten offen ständen. Somit war das Gespräch beendet.-"Heute Nachmittag das Problem V. gelöst, es kam zur Aussprache. Sie war wieder unverschämt, warf mir infantiles Verhalten vor, sprach von Leuten meines Schlages und gab im Prinzip zu, mit anderen über mich geredet zu haben. Prinzipiell haben wir die Sache begraben, weil wir nicht weiter kamen. Konnte aber nun durchsetzen, dass wir feste Verteilungen kriegen. -"

Meine Eltern betätigten sich als Tierquäler: "Von meiner Mutter erfuhr ich heute, dass mein Vater die Katze auf den Balkon gesperrt hat. Ein Fall für den Tierschutz. - Gestern, gegen 18.30 Uhr, ist unsere Katze eingeschlafen. Sie war zuletzt im Bad eingesperrt. -" Mir ging das sehr nahe. Unsere Katze war ganz klein zu uns gekommen und ich hatte gern mit ihr gespielt. Später musste sie die Missachtung meiner Eltern ertragen und Frank ging nicht gerade zimperlich mit ihr um.                                            Ich kam dennoch zu folgender Einsicht: "Welcher Satz ging mir vorhin durch den Kopf, als ich Procol Harum hörte, an meinen Vater dachte: wenn man Menschen so sehr liebt wie ich, will man nichts mehr mit ihnen zu tun haben.-"

Urlaubserlebnisse gab es weiterhin: "Österreich hatte uns bereits auf der Anreise gegrüßt. Wegen Lawinengefahr war die Zufahrt durch das Lechtal an einer Stelle gesperrt. Die Umleitung war nicht genau ausgeschildert, sodass wir unser Auto durch Schlammberge und vereist schneematschige Stellen eines kleinen Wegs fuhren, wo es einmal aufsetzte. Als wir dann in der Ortschaft wieder auf die Hauptstraße fahren wollten, versperrte uns ein Einheimischer den Weg. Er musste erst aussteigen und uns sagen, dass das alles nicht passiert wäre, wenn wir auf der Hauptstraße geblieben wären. Mittlerweile sagte mir abends mein mittags im Tannheimer Tal verspeistes Wiener Schnitzel "Guten Tag" oder "Grüß Gott". -"

"Vier Sterne in Österreich: stierig blöde Schwimmbadbenutzer, ansonsten das ewige "Was haste, was kannste, was biste-Getaste" und Skifahren - natürlich das einzig Wahre. -"

Und sonst: "Heute Nacht ein schweres Erdbeben verpasst. Gegen drei Uhr muss es so schwer gerappelt haben, dass Ruth wach wurde. Ich kann mich nur an ein Klappern der Rollläden erinnern. -"

Ich selbst unterzog mich einer urologischen OP und war erstmals stationär in einem Krankenhaus.    "Der erste Tag im Krankenhaus. Heute morgen um ca. 8.30 Uhr hier angekommen. Eigentlich wollte ich gleich wieder weg. Der Pfleger auf der Station redete über mich als Sechunddreißigenjährigen, der wie dreiundzwanzig aussieht. - Morgen am späten Vormittag soll die Operation sein und allmählich werde ich nervös." Alles ging schließlich gut. "Das Zimmer ist mit fünf Mann belegt, zwei davon halbtot. Glaube, das ich noch einmal in den Park gehe. Die Art und Weise, wie man sich hier über alles äußern muss, ist gewöhnungsbedürftig. Ebenso der Anblick von Patienten, die ihren Urin in einer Plastiktasche bei sich tragen und von anderen, die ständig stöhnen. - Die Versorgung funktioniert hier nach dem Zufallsprinzip. Nicht jeder kriegt hier, was er braucht, schon gar nicht von den Ärzten. Erst der Pfleger gestern abends war in der Lage, dem Dauerhuster etwas gegen seinen Husten zu geben und zu veranlassen, dass der Patient, der ständig aufs Kloo musste, endlich einen Katheder gesetzt bekam. - Wenn man sieht, wie Menschen verzweifeln, wenn sie ans Bett gefesselt werden von einem Tag auf den anderen, gewinnt man andere Eindrücke über die wichtigen Dinge im Leben. " Nicht vergessen werde ich die grünen Augen der OP-Schwester und die angenehme Hand auf meiner Wange, die in mir die Überzeugung weckte, ich könne alles überstehen.-

"Als wir heute Richtung Lemgo fuhren, über die Landstraße nach Kassel, überkamen mich wieder heimatliche Gefühle und der Wunsch, meine Eltern zu sehen. Frank ist mir bis auf ca. 50 km nahe gekommen, ich werde ihn besuchen. Am Rasthof Bühleck hinter Kassel meinte einer: "Da kenne ich mich doch usse, Holzminden, der schärfste Strip, nachdem vorher ein Mädchen nach dem Weg dorthin gefragt hatte. Ob sie nach Warburg oder Marburg müsse. Das war dann das Ende meiner heimatlichen Gefühle. -"

"Mein Telefonat mir meiner Mutter offenbarte nur, dass sie weiter auf Geld von ihrer verstorbenen Schwester Gertraud spekuliert. Sie wollen sich ein Mietauto nehmen und nach Gießen zu meinem Bruder und nach Mainz zu meiner Großmutter zu fahren. Nüchtern kommen die eigentlichen Absichten bei ihr besser und unverblümter herüber.-"

"Ab morgen wird mein Name im Impressum der Zeitung erscheinen. Meine Anregung diesbezüglich wurde nun doch verwirklicht. -"

"Das Kursteilprojekt läuft und momentan herrscht für mich gute Stimmung. -"

"Wir schauen nun wieder nach Eigentumswohnungen. Die Preise sind noch einmal angezogen, unter 200000,- DM gibt es selbst gebraucht nichts mehr. Die Zinsen gehen dabei auf 10% zu. -"

"lm Impressum unserer Zeitung steht nun die halbe Firma. -"

"Mit meiner Mutter gesprochen, gab sich sehr moderat. Er soll Gicht haben. Das Haus wird wohl renoviert. Sie zahlen 650,- DM kalt. -"

"Heute habe ich es endlich gepackt und bin allein nach Kassel gefahren. Ich war ganz gut in Form, es gab keine Spannungen. Das Essen war schlimm, trockenes Fleisch (zwei Stunden gekocht) und gleich einen Riesentopf voll Soße. Die schmeckte sehr fad, nur ein bisschen salzig. Wenn ich die Uralttöpfe sehe, mit denen gekocht wird, wird mir schlecht. -"

"Der Kursteil macht wirklich Fortschritte. Die Legenden sind eingebaut, die Sonderzeichenproblematik gelöst, die Bereinigungsarbeiten am Datenstamm gehen voran, obwohl mir die Datenbank wie ein Fass ohne Boden vorkommt. -"

Das war nun tatsächlich mein Baby: die Schnittstellenautomation, mit der Daten von einer Datenbank in die andere übertragen wurden. Die automatische Erstellung des Kursteils, was die Stammdaten anbelangte, rückte in greifbare Nähe. Natürlich würden verschiedene manuelle Eingaben erforderlich sein wegen der zeitungsgerechten Formatierung. Aber diese würden nun bei uns in der Abteilung und nicht mehr extern erfolgen.

"Die Umstellung wird per 23.10.92 wohl vollzogen. Vorher soll ein neuer Rechner angeschafft werden und die DWZ dank BÖGA die Kurse früher liefern. -"

"Die Stadt ist voll von durchgeistigten Buchhändlern, die zu den Frankfurter Banktürmen aufblicken. -"

"Buchmesse: unser Testbesuch beim Lang Verlag war leider wenig erfolgreich. J. lauerte wieder wie ein Luchs auf Kundschaft. Zwei weitere mir unbekannte Personen hielten sich am Stand auf. Aus Kostengründen scheiterte unser Versuch, auf der Messe zu essen. -"

"Gestern habe ich das formuliert, was alle meinen. Die Aufteilung der Zuständigkeiten und die Urlaubsvertretungssituation der KR. Herr E. meinte heute, das sehe gut aus und man müsse abwarten.-"

"Mein Vater sucht eine offene Kneipe. Wir waren heute abends in der Stadt und haben das Geläut der Frankfurter Glocken gehört. Es war einmal eine andere Art Heiligabend. Der Platz vor dem Römer war recht voll. -"

"Ansonsten beschäftige ich mich mit Horoskopen und Collagen. Das eigentlich komplizierte an der Horoskopiererei scheint die Deutung der ermittelten Werte, ihrer Gewichtung entsprechend. Mit dem rechnerischen Teil bin ich fertig."

So endete wieder mal ein Jahr. Viele Bemühungen waren umsonst, andere mühevoll erkämpft. Die von mir angestrebte Betreuung meines Bruders fand keine Unterstützung. Er hatte einen gerichtlichen Beschluss bekommen und saß in der gerichtlichen Psychiatrie in Gießen, danach wieder in Haina. In der Firma gab es personelle Veränderungen und ein Rätselraten über die Politik des für uns zuständigen Geschäftsführers. Immerhin, alle am Projekt Kursteil Beteiligten bekamen eine Gratifikation. Auch der Bereich Investmentfonds mussten wegen des sprunghaften Anstiegs der Anzahl von Fonds neu strukturiert werden. Die Datenerfassung erfolgte in unsere Datenbank im Haus. Die beiden Erfasserinnen waren sich nicht grün und spielten uns als Kollegen wegen der unklaren Hierarchie in der Abteilung ständig gegeneinander aus.                                                                                                    Ruth hatte ihre Abfindung durchgekämpft, einen Nachfolgejob schon aufgegeben und war nun in einer gut bezahlten Teilzeitbeschäftigung. Fern war die Versöhnung mit meinem Vater. Also alles wie gehabt.

Das Jahr endete in Lemgo nach einem Besuch bei Frank, der sich nun in Haina befand. "Es geht ihm offensichtlich nicht so gut, obwohl er sagt, es gefiele ihm besser als in Gießen. Der Speichel läuft unkontrolliert aus seinem Mund und er schämt sich dafür. Sein Zustand rein äußerlich: blass, ungekämmt und zu viel Gewicht. Er hatte keine Uhr mehr, fragte nach meiner Swatch. Ruth will ihm zum Geburtstag die Uhr zukommen lassen." 

In Leese einen Spaziergang mit meinem Schwiegervater gemacht, der sich aufgrund seiner Parkinson-Erkrankung kaum gerade halten konnte, aber die kleine Runde Richtung Papenhausen gut durch hielt. Zuviel gegessen, gesessen und geredet. 



Samstag, 23. Januar 2021

Soldat

Ein Untermieter von mir sagte einmal, ich habe eine große Seele. Ein Neurologe meinte, ich sei eine treue Seele. Manche denken vielleicht, ich sei sozial eingestellt. Ein Arbeitskollege von mir meinte einfach, ich sei blöd. Was stimmt denn nun? Viele sind ja auf der Suche nach ihrem Selbst. "Sei du selbst." Das ist ein sehr beliebter Spruch, der ebenso sinnlos ist, wie der, dass man nach vorn schauen soll. Dieter Hildebrandt meinte dazu einmal, vorn habe er nichts gesehen. Es scheint allerdings so, dass es so wie es weiter gehen wird auch schon in der Vergangenheit ausgesehen hat. Als meine eigene Konstante habe ich immer den "Soldat des Lebens" gesehen. Der ist Teil von mir. Es ist ein bisschen von allem: Pflichterfüllung, Verantwortungsbewusstsein, Treue dem gegenüber, was ich einmal als wahr zu erkennen glaubte. Ich kann mir nahestehende Menschen nicht verlassen, wenn ich weiß, es geht ihnen dann schlecht. Ich selbst habe das oft genug erlebt. Empathie gehört zu einem solchen Gefühl. Woher das alles kommt, der Schlüssel dazu liegt in der Familie. Hier herrschte in der väterlichen Erziehung diese Strenge und ein Konservatismus, der keinen Ausbruch erlaubte. Das habe ich aufgesogen. Mein Vater hätte allen Grund gehabt, meine Mutter zu verlassen. Sie hat ihre mütterlichen Aufgaben vernachlässigt und konnte aufgrund ihres Alkohol- und Nikotinmissbrauchs noch nicht einmal sie selbst sein. Er hat es nicht getan und sogar ihren Wunsch respektiert, nicht ins Krankenhaus gehen zu wollen, obwohl dies notwendig gewesen wäre. Dadurch hat er sie doch verloren. Ist das Liebe oder einfach Angst vor einer Veränderung?

Auch im Beruf glaubte ich stets, durch gute Arbeit andere zu überzeugen. Vor allem aber für mich selbst war es wichtig, auch wenn ich beim Erfolg bei anderen zweifelte. Mir war es nicht möglich, geringem Aufwand großen Erfolg zu haben. Da machte ich lieber das, was andere nicht wollten: mit großem Aufwand wenig Erfolg bei anderen zu haben. Ein Soldat lehnt sich eben nicht auf. Das mag blöd sein, ist aber ein Teil von mir. Ein Teil meiner vielschichtigen Welten. Ich bin nicht ich selbst, ich habe mich und brauche nicht mehr. 

Montag, 18. Januar 2021

Wissen

"So stürzen die Menschenleben in einander, und wenn man's nicht aufschreibt, vergißt man's und viele wissen gar nicht, was sie alles erlebt haben." 

Das schreibt Heinrich Laube in seinem Buch "Eine Fahrt nach Pommern und der Insel Rügen" von 1837.

Es gibt Erkenntnisse, die sind und bleiben aktuell. Ich neige dazu, mir Dinge aufzuschreiben, lese sie allerdings danach kaum wieder und bin dann oft erstaunt, wenn ich über alte Texte zufällig stolpere.  Sowohl Erinnerungen als auch Dinge können verloren gehen, wie ich nachstehend beschreibe. 

 Zunächst schien es mir, als sei ich auf einer Klassenfeier. Ich sprach jedoch mit keiner Person, beschränkte mich auf die reine Anwesenheit, obwohl jemand für mich da war. Als ich das Treffen verließ, hatte ich vier Bücher unter dem Arm, die mir wichtig waren. Bevor ich den Nachhauseweg antreten konnte, hatte ich sie nicht mehr. Sie waren wohl irgendwo liegen geblieben. Zu spät um zurück zu gehen und sie zu suchen, denn meine Bahn fuhr ab und ich fand nur mit Mühe einen Platz. Ich rekapitulierte den Inhalt eines Buches vor meinem geistigen Auge. Das gelang mir, aber die restlichen drei waren verloren.  



 

Donnerstag, 14. Januar 2021

MyLife 1983 - 1988

 Woher - Wohin?

Zu Anfang dieses Posts lasse ich zunächst meine "Zentrale" in Kassel zu Wort kommen.

Mutter am 3.1.1983:

"Wir freuen uns auf Deinen Besuch am 22.1. und bitten Dich, die Ankunftszeit deines Zuges anzugeben. Dein Vater wird Dich am Hauptbahnhof abholen. ... Auf ein frohes Wiedersehen, herzliche Grüße von Deinen Eltern."

Mutter am 19.5.1983:

"Wir fahren am Sonnabend, also übermorgen nach Mainz und kommen zuerst bei Euch vorbei. Wir würden also ungefähr um 8 oder 9 Uhr da sein. "

Die Karte erreichte mich am Morgen des Tages, an dem sie kommen wollten. Wir waren an diesem Tag nach Lemgo gefahren. Es war für mich zu spät, um noch irgend etwas zu regeln. Meine Mutter rief mich wegen jeder Kleinigkeit, wegen jedem Streit mit Vater an. Nicht aber wegen des Besuchs, dieser Versuch blieb der einzige. Sie besuchten mich nie wieder. 

Mutter am 13.7.1983:

"Bekamen heute deine Karte und freuen uns auf deinen Besuch am Sonnabend. Du kannst natürlich gerne hier übernachten, ich nehme an, Ruth holt dich am Sonntag hier wieder ab."

Bruder Frank am 30.7.1983:

"Vielen Dank für deinen Brief und das Geld. .. Ab 1. August arbeite ich in der Werkstatt in Bergshausen."

Bruder Frank am 28.1.1984:

"Für den Glückwunsch zu meinem Geburtstag vielen Dank. Es ist nun leider schon so, dass man sich in der Werkstatt über deine Postsendungen wundert und ich schon gefragt wurde, warum du so handelst. Ich habe die Eltern über die Gespräche, die du mit Herrn Reichhold und Herrn Hohlbein geführt hast, soweit ich es erfahren konnte, informiert, das ist für mich selbstverständlich... Ich möchte dich nun bitten, wenn es so ist, dass du Interesse an mir hast, , Briefe und Postsendungen wieder mit meiner normalen Adresse zu versehen. Die Schwierigkeiten, die du mit meinem Vater hast, bedrücken mich ebenfalls, aber ich sehe keinen Sinn darin, dieselben durch irgendwelche Maßnahmen , die sich gegen die Eltern richten, noch zu vergrößern."

Mutter am 9.9.1984:

""Frank fühlt sich in der Werkstatt ganz wohl, ist aber sonst sehr unzufrieden mit sich und hat öfters Probleme mit seinem Vater. Er soll auch einmal in der Woche ärztlich behandelt werden. Wie du das ja auch meintest, ich halte das auch für richtig... Es liegt nun an deinem Vater, wann wir mal nach Lemgo fahren. Ich habe genug geredet."

 Anfang 1985 teilte mir meine Mutter endlich eine Rufnummer meiner Eltern mit.

Manchmal sind die Originalzitate immer aufschlussreicher als die eigene Erinnerung. Wir lebten derweil unser eigenes Leben. Die Spaltungsversuche der Eltern waren lästig und belastend. Für Frank fühlte ich mich teilweise verantwortlich, ohne wirklich etwas für ihn tun zu können. Mein Vater wurde schließlich sein Betreuer und betrachtete mich lediglich als verlängerten Arm. Eine eigene Meinung habe ich oft kundgetan, aber gegen den Willen eines Kranken ist nichts möglich. Trotz meiner Hilflosigkeit in der Angelegenheit gab ich nicht auf. Letztlich stand aber mein eigenes Überleben im Vordergrund. Zunächst einmal kauften wir uns unser erstes gemeinsames Auto. Ein Sondermodell des Audi 80 CL war unsere Wahl. Ruth kaufte gerne Autos, die gleich verfügbar waren. Und so kamen wir bereits im Januar 1983 zum ersten Neuwagen. Unser Auto blieb meinem Chef nicht verborgen, der es gleich beäugte. Er selbst fuhr Ford Granada, in meinen Augen kein besonders schickes Auto. Bereits im Februar verreisten wir mit unserer Neuerwerbung nach Toblach in Südtirol. Mit an Bord war meine Schwägerin, mein Schwager reiste aus Lemgo an. Wir unternahmen gemeinsam eine Dreipässefahrt von Toblach aus über Cortina d'Ampezzo, den Falzarego-Pass, Pordoi-Pass und letzlich über den Sella-Pass nach Bruneck und dann zurück. Am meisten aber blieb mir das Langlaufen um den Toblacher See, auf den Plätzwiesen und vor allem auf der Loipe Richtung Cortina in Erinnerung. Dieses Laufen durch die tiefverschneite Berglandschaft und die Wälder, das war ein bleibender Eindruck. Auch in Sexten liefen wir bis zu den Drei Zinnen mit unseren Skiern. Das Einmalige an den Dolomiten ist eben, dass man sehr dicht an die meist schmaleren Berggipfel heran kommt. Lange Jahre hatte ich ein vergrößertes Foto mit der Aussicht vom Passo Pordoi an der Wand hängen. Fasching mit Tanz wurde auch gefeiert in unserem Gasthof Strobl. Zwischendrin fuhr mein Schwager noch nach Lemgo zurück, weil er einen Anruf erhalten hatte und etwas Dringendes seiner Anwesenheit vor Ort bedurfte. Er kehrte umgehend danach zurück, um seinen Urlaub fortzusetzen und fuhr die ganze Tour allein. Das bewunderte ich schon damals, denn ich fuhr ja nie allein.  

Weitere Urlaube führten uns in 1983 nach Cadro im Tessin/Schweiz und zum Jahreswechsel 1983/84 nach Neukirchen am Großvenediger in Österreich. Im Sommer lösten lösten wir unsere Wohnungsfrage. In Frau W. fanden wir eine Vermieterin, die uns eine Drei-Zimmer-Wohnung am Feldrand in Frankfurt-Kalbach anbot. Sie wollte zunächst von uns Verdienstbescheinigungen sehen, das war wohl das an sich entscheidende Kriterium für sie. Sie ließ sich aber von uns überzeugen und wir bekamen die Wohnung ab August 1983 auch ohne die Vorlage. Der neue Wohnort erleichterte unser Leben erheblich, denn mir war es möglich, mit dem Auto zur Arbeit zu fahren, alternativ standen uns Bus und U-Bahn zur Verfügung. Das einzige Manko an der Wohnung waren die durchweg mit gelber Rauhfasertapete beklebten Wände. Ich beschränkte mich erst mal darauf, wenigstens das Wohnzimmer neu zu tapezieren. Der Wegzug von Burgholzhausen fiel uns einigermaßen leicht, vor allem nachdem ein Nachbar unter uns nachts einmal das schön gekrächzte Lied von den weißen Tauben, die müde werden, in Dauerschleife und natürlich nicht in Zimmerlautstärke laufen ließ. Wir waren es gewohnt, terrorisiert zu werden. In Kalbach gab es zunächst lediglich eine Familie, die uns mobbte. Wir hatten  eine gewisse Familie Kunze gegrüßt, ohne Antwort zu erhalten und folglich missachteten wir zukünftig den Grüßzwang. Seitdem schauten sie uns sehr verbissen an.  Das waren schon recht feine Leute, die obwohl sie auch nur Mieter waren, sich als etwas Besseres fühlten. Ich unternahm derweil erste Erkundungen in der damals noch sehr dörflichen Umgebung. In der Kätcheslachmulde stand eine schöne Weide, die in mir heimatlosen Gesellen heimatliche Gefühle entfachten. Ich habe sie fotografisch verewigt.



Der Jahreswechsel in Neukirchen verlief turbulent. Wir reisten über den Achenpass und den Gerlospass an. In Gerlos übernachteten wir in einer kleinen, einfachen Pension. Am nächsten Tag erreichten wir unser Hotel. Wir lernten dort eine Berlinerin mit ihrer kleinen Tochter kennen. Da sie ohne Auto unterwegs waren, nahmen wir sie mit zum Skifahren. Auf der Gerlosplatte war sowohl Langlauf, als auch das alpine Skifahren möglich. Ich versuchte mich alpin, bat um nicht zu schnelle Ski beim Verleih und bekam prompt schnelle. Unsere neue Bekannte stellte schnell fest, dass unser Auto noch relativ neu war. Es kam offensichtlich an, sowie ich bei ihrer kleinen Tochter ankam. Das Hotel hatte auch ein Schwimmbad und da alberten wir gemeinsam ganz schön herum. Unsere Unterbringung war nicht ganz so schick. Wir waren in einem Anbau mit Blick in den Hinterhof und auf die Mülltonnen untergebracht. Aber wir hielten bis Silvester durch. Am Abend kurz vor dem Jahreswechsel kam es noch zu einem kleinen Eklat. Ein Marburger Student, Sohn unseres saarländischen Tischnachbars, nahm mir die letzten Tänze mit Ruth weg. Ich saß gelangweilt und eifersüchtig herum, was nicht unbemerkt blieb. Ich verließ den Raum, um in den nahegelegenen Ort zu gehen und mein Mütchen abzukühlen, wurde aber noch rechtzeitig abgefangen. Dadurch wurde aber unserer Berliner Bekannten klar, dass ich mich nicht von ihr abwerben lassen wollte. So begann also das Jahr 1984.

Unsere Reisetätigkeit ließ nicht nach. Zunächst flogen wir im Juni 1984 nach Mallorca, damals war das noch die Putzfraueninsel. Auch hier landeten wir zunächst erst einmal im Personalzimmer, da das Hotel überbucht war. Schwarze Haare im Bett sorgten für wenig Romantik. Aber auch die Berge zogen uns weiterhin an. Nauders in Österreich war es im Herbst.  Schicksalhaft entschied sich unsere  Familienplanung aus gesundheitlichen und finanziellen Gründen zwischendrin. Ein Sternenkind ist eben kein richtiges Kind. So fuhren wir allein nach Döbriach am Millstätter See. Auch in Döbriach waren wir in einer Depandance untergebracht und verbrachten sowohl Weihnachten, als auch Silvester, im Hotel Burgstaller. Vor allem das Weihnachtsfest war von der Wirtsleuten sehr stimmungsvoll organisiert worden. Die Verpflegung war einwandfrei. Leider ließen die Leistung hinterher spürbar nach. Aber von der Wirtsfrau bekamen wir einen handgestrickten Pumuckl, der noch heute in unserem Auto hängt. Als wir nach hause fuhren, sollten wir wir uns sogar noch einmal melden, wenn wir angekommen wären. Das war schon sehr einmalig, ebenso wie die schöne Gegend, wo Bad Kleinkirchheim zum Langlauf lockte. 

Die nächsten Jahre gestalteten sich ereignisreich. Privat versuchten wir, Kontakte zu finden. Wir tanzten mal in Frankfurt, mal beim TC Rondo in Frankfurt-Harheim, wir waren Mitglieder in einem Kegelclub und wir machten die einmalige Erfahrung mit dem sogenannten Fair-Play-Club. Hier luden sich die teilnehmenden Paare jeweils zuhause mit Bewirtung ein. Ein merkwürdiges Konzept, was selten aufging. Insgesamt hatten wir keinen dauerhaften Erfolg mit unseren Bemühungen. Unsere Adoptionsabsichten eines Kindes mussten wir, nachdem wir die Bedingungen der zuständigen Behörde in Frankfurt zur Kenntnis genommen hatten, aufgeben. Die Crux war, dass ich weniger Geld verdiente als meine Frau. Ich hätte also für die Kindeserziehung zuhause bleiben müssen und danach sicher keine Arbeitsstelle mehr gefunden. Eine Arbeitsstelle wie die meinige im Peter Lang Verlag war eigentlich nur noch mit abgeschlossenem Studium zu bekommen. Zudem war mein Ausbildungsberuf "Buchhändler" kein Garant für ein gutes Einkommen. Bliebe Ruth zuhause, würde das Geld knapp. Da unsere Verwandtschaft ziemlich weit entfernt wohnte, hätte es auch keine Möglichkeit für eine zeitweise Kinderbetreuung gegeben. 
Wir unterstützten finanziell ein Kind auf den Philippinen mit einer Patenschaft bei Plan International. Sie hieß Mercy Megbanua und wir korrespondierten einige Jahre. 
Weiter blieben wir unserer Reistätigkeit treu. Den Wimbledonsieg Boris Beckers sahen wir in einem Ferienzimmer in Büsum. Meinen 30. Geburtstag konnten wir zusammen mit meiner Schwiegermutter in Täsch/Schweiz feiern. Über den Genfer See reisten wir an, dort fühlte ich mich bei einem Zwischenstopp nicht wohl. In Täsch hatten wir eine große Ferienwohnung gebucht. Ringsherum riesige Felswände, die den Ort begrenzten. Da waren Alpträume vorprogrammiert. Alpin geriet ich hier an meine Grenzen. Dennoch gingen wir als erste Wanderung, teilweise oberhalb der Bahnstrecke, nach Zermatt. Ansonsten fuhren wir dorthin mit dem Zug und machten unsere Touren vom Ort aus. Den Höhepunkt bildete unser Aufstieg zum Schwarzen See. Schwiegermutter hielt erstaunlich gut mit. Von dort aus mussten, wir, da wir den Abstieg nach Zermatt nicht mehr geschafft hätten, mit einer kleinen Seilbahn fahren. Wiederum geriet ich aufgrund meiner Höhenangst an meine Grenzen, aber eine Alternative gab es nicht. Wie so in meinem Leben musste ein Weg gegangen werden. 
Im Oktober 1985 schließlich starb meine "Oma" Paula Dreyer im Alter von 94 Jahren.
Zunehmend interessierte mich die Herkunft der Familie Dreyer und hier vor allem die Frage, wer nun eigentlich wirklich mein Großvater war. Das meine Großmutter nicht Paula Dreyer war, sondern eine gewisse, bei der Geburt minderjährige, Frieda Dreyer, das wusste ich bereits. Was mein Vater von sich gab, war dass ein alter Mann sein Erzeuger gewesen sein sollte. Dieser Aussage misstraute ich. Zudem sollte die Großmutter bei der Geburt, also bereits 1929, verstorben sein. Letztere Behauptung ließ sich widerlegen. Es gelang mir, an die Abschrift einer Sterbeurkunde zu kommen, aus der hervor ging, dass sie erst 1939 verstorben war. Die Familiengeschichte habe ich ja bereits ausführlich im Blog nieder geschrieben. Sie ist ein Stück auch Kolberger Geschichte.

Letztlich war es dem Rest der Dreyerschen Familie in Kassel klar, das ist die Familie meines Halbonkels Siegward, dass Kurt Dreyer, dessen Vater, auch der Vater meines Vaters war. Er hatte mit der Tochter seines Bruders Johannes ein Kind gezeugt und es dann in seine Familie aufgenommen. Seine Frau Paula war naturgemäß nicht begeistert über dieser zusätzlichen Esser, was die Kindheit Vaters sehr erschwerte. 
 
Aber von den älteren Generationen erfuhr man nichts oder nur halbe Wahrheiten. 1986 trat ich aus der Kirche aus, da ich die Kirchensteuer lieber sinnvoll in der Patenschaft anlegen wollte.  Im Lang Verlag ging es derweil noch familiär zu. Mittags wurde im nahe gelegenen Gemüseladen Salat gekauft, in einer großen Plastikschüssel zubereitet und gemeinsam gegessen. Bei der Sekretärin, Frau W. lief ich als Wölfchen durch und sogar mit Stefan K. verstand ich mich. Immerhin trafen wir uns mal in Bad Homburg abends in der Kneipe, wo ich ihm von meiner Familie erzählte. Er nahm sogar meinen Vater in Schutz und meinte, ob ich glaubte, dass das alles für ihn so einfach wäre. Über allem schwebte unser Chef, der auch seine Probleme mit dem 40. Geburtstag hatte. Das Alter machte ihm zu schaffen. Selbst hatte er keine Kinder, war aber langjährig verheiratet und hatte einen Hund. Der genügte ihm aber wahrscheinlich nicht, um seine patriarchischen Neigungen auszuleben. So gab er mir Ratschläge. So sollte ich mich von meinem Bruder fernhalten, weil mich das herunter ziehen würde. Und Musik würde mich nervös machen, also lieber nicht. Dann wieder kontrollierte er gern. Als er mich einmal vor meinem leeren Schreibtisch antraf, fragte er mich, was ich mache. Darauf antwortete ich, dass ich mir überlegen würde, was ich als nächstes tue. Stimmte tatsächlich, freute ihn aber wahrscheinlich nicht. Meine Arbeit machte ich dabei gern. Immerhin hatte ich renommierte Wissenschaftler als Hersteller zu betreuen. Pierre Grappin, Literaturprofessor aus Frankreich oder Giovanni Pontiero, der ein Buch über die italienische Schauspielerin Eleonora Duse beim Lang Verlag veröffentlichte. Letzteres war sogar ein Hardcover. Mit Sybille W. und Stefan K. trafen wir uns sogar bei uns zuhause zum Doppelkopfspiel und einmal auch bei Stefan. Dabei offenbarte uns sein Kühlschrank ein kleines Geheimnis. Mehrere Piccolos füllten ihn und das im Haushalt eines Antialkoholikers. Aber die kollegiale Idylle im Verlag sollte nicht anhalten. Zunächst bekamen wir einen IBM-Rechner und mussten uns auf neue Arbeitsabläufe einstellen. Ich war davon wenig begeistert. "Es wird immer nur mit nackten Zahlen operiert, ohne den beträchtlichen Verwaltungsaufwand zu sehen, den die EDV nun einmal mit sich bringt. Die EDV, das große Wunderding, das von allein arbeitet." Dann setzte uns Herr J. Mit einem Herrn Sickel einen echten Abteilungsleiter vor der Nase. Marianne St. war das irgendwie inoffiziell, hatte aber viel zu wenig Distanz zu uns. Sickel, seines Zeichens Fechter, war fachlich sicher besser als wir alle prädestiniert für die Herstellungsleitung, hatte aber keine Ahnung von Personalführung. Das in Deutschland so beliebte Konzept der negativen Motivation lebte er. Fortan war es klar, dass wir alle nicht mehr bei wichtigen Gesprächen mit Autoren dabei sein würden. Einen neuer Kollege kam mit seiner Arbeit gar nicht hinterher. Der wurde nun nicht richtig getriezt. Anstatt ihn einfach während der Probezeit zu kündigen, ließ man es zu, dass er versuchte seine Arbeit während unbezahlter Überstunden, auch am Wochenende, zu schaffen. Auch das misslang und letztlich wurde er trotzdem gekündigt. Ein weiterer Umzug erfolgte in ein modernes Bürohaus in Frankfurt-Rödelheim. Herr Sickel bekam nun auch ein eigenes Büro. Das Jahr 1987 endete mit einer Weihnachtsfeier, an der die Herstellungsabteilung nicht teilnahm. Unter uns hatten wir kollegial beschlossen, uns stattdessen alternativ zum Essen zu treffen und uns das selbst zu bezahlen. Der Abend war sehr schön, hatte aber schwerwiegende Folgen für mich. Natürlich erfuhr Herr J. von unserem Treffen und ich bekam dafür eine schriftliche Abmahnung. Die sollte ich unterschreiben und als ich dies nicht ohne weiteres akzeptieren wollte, drohte er mir und meinte, ich solle das nicht aufbauschen. Unser Abteilungsleiter machte Druck, es waren Überstunden zu leisten, die dann irgendwann auch bezahlt wurden. Insgesamt war das Jahr 1988 sehr belastend. 
Ruth und ich machten im Mai eine Busfahrt nach Spanien mit, die eines der touristischen Highlights unserer Urlaubsreisen war. Die mehrtägige Reise führte uns nach Südspanien mit Granada und zurück über Sevilla und die Atlantikküste. Ein Abstecher nach Tanger wurde von Tarifa aus unternommen. 
Ich schrieb darüber: "Es war alles in allem eine reine Tourismustour und die Rückkehr nach Spanien tat gut."
Nicht so gut wie die Rückkehr nach Deutschland, denn als ich zurück ins Büro kam, stapelte sich dort schon wieder die Arbeit. Mein Ausgleich bestand privat immer noch im Joggen, was mein Körper zeitweise mit Knieschmerzen quittierte und im Erlernen des Zug-Posaunespiels. Ich war Mitglied im Kalbacher Posaunenchor und brachte es sogar noch fertig, unseren jungen Übungsleiter im Lang Verlag als Hilfskraft einzuschleusen. Längst war ich auf Stellensuche, erfolglos allerdings, bis Ruth schließlich eine Chiffre-Anzeige in der Frankfurter Rundschau entdeckte. Ein Mitarbeiter, der Spaß am Umgang mit Zahlen haben sollte, wurde von einem Verlag für Wertpapierinformationen gesucht. Eine Frau H. empfing mich dort, ich musste am Bildschirm die Daten aus einem Meldeformular eingeben. Das war nicht weiter schwierig, wenn ich an meine Arbeit im Lang Verlag dachte. Ich fragte dann nur überrascht "Das war alles?" und das fand wohl eine positive Resonanz. Ich selbst dachte: " Aber gerade angesichts der vielfältigeren Arbeitsbelastung stellt sich die Frage, ob eine "langweiligere" Arbeit nicht sogar sinnvoller wäre."
Auf diese Art und Weise gestimmt, erhielt ich aber schon bald den Anruf aus der Personalabteilung mit der Mitteilung, ich könne mir meinen Vertrag abholen. 
Eine lange Zeit der Unsicherheit über meine berufliche Zukunft ging damit zu Ende. Vieles hatte ich überlegt und auch den Kauf einer Eigentumswohnung, der immer mal wieder auf dem Plan stand, hatten wir aufgrund meiner Unsicherheiten doch immer wieder fallen lassen, zumal uns auch ein Verkäufer tatsächlich mal sagte, unsere Mietwohnung sei doch auch ganz schön. Zudem, viel gespart hatten wir auch noch nicht und die Banken hatten nicht gerade Spendierhosen an und waren eher nicht geneigt, uns mit einer Finanzierung den Immobilienkauf zu ermöglichen.
Unglücklicherweise kündigte ich relativ früh beim Lang Verlag und setzte mich damit den gemeinsamen Schikanen von Herrn J. und Herrn Sickel aus. Immer wieder wurde ich zu "ordentlicher Arbeit" ermahnt, immer wieder gab es Überstunden und wurden kleinste Versäumnisse kritisiert. Ich befürchtete zu Recht, dass mich der Lang Verlag über den 30.9.1988 hinaus noch beschäftigen würde. 
In Kassel bekam man von meinen Turbulenzen wenig mit. Vater hatte bereits im August einen leichten Herzinfarkt erlitten, den er übergehen konnte. Auch für ihn war das Ende des dritten Quartals das Ende seiner Arbeit, allerdings endgültig. 
Im Lang Verlag fand eine rührende kleine Verabschiedung für mich und eine andere Kollegin statt. Während mich die Damenwelt eher weniger gern gehen sah, besonders Kollegin Juliane war sehr gerührt, verhielt sich Herr J. eher neutral, wollte mich lediglich darüber ausfragen, was ich denn zukünftig arbeiten würde. Als ich mich von meiner Kollegin Irene M. mit einem Küßchen auf die Wange verabschiedete, sagte sie "Jetzt macht der das." Sie war meine direkte Zimmerkollegin und ich mochte sie auch. Sie war ein bisschen kurzsichtig, sodass immer wieder lustige Sachen passierten, die sie selbst mit einem originellen "Huppala, Pardon" kommentierte. So etwas vergisst man nicht. Sie war überhaupt frankophil, was zu ihrem dunkelhaarigen Typ passte, und durch sie kam ich etwas näher an Edith Piaf heran. Sie überspielte mir sogar einige Lieder. Aber es war, wie es war. Meine Lust auf Abenteuer hatte Grenzen, die privaten und beruflichen Unsicherheiten, die ich zu meistern hatte, waren für mich genug. Von den Kolleginnen und Kollegen gab es sogar Abschiedsgeschenke und ich rückte in einen chaotischen Urlaub ab. 
Das Ziel war eigentlich Jugoslawien, doch an der Grenze gerieten wir in einen langen Stau. Wir kehrten bei strömenden Regen um und mieteten uns in Duino im Duino Park Hotel ein. Das war teuer, aber eines der besten Hotels, in dem ich je war. Unsere Rückfahrt führte uns dann in die Südtiroler Berge nach Sexten und schließlich Innichen. Ruth hatte hier als Jugendliche eine Fahrt mitgemacht und war auch wegen ihres damaligen Freundes noch sehr angetan von der Gegend. Über Mayrhofen (Zwischenstopp) und den Achenpass ging es dann zurück nach hause. Das Autobahnfahren fiel mir immer schwerer, von der Erholung blieb wenig. 
Aufgrund meines Ausscheidens beim Lang Verlag wollte ich auch mit dem Übungsleiter Michael nichts mehr zu tun haben und beendete meine Mitgliedschaft dort. Michael verstand sich gut mit meiner Kollegin Irene und verhielt sich auch ansonsten sehr opportunistisch. Ich war beim Frankfurt Marathon vom Verein Spiridon aus als Streckenposten tätig und hörte dort das Frankfurter Fanfarenkorps spielen und erkundigte mich nach Möglichkeiten zum Mitmachen. Ich stellte mich dort bald vor und machte danach mit. Entspannung fand ich eigentlich nur beim gelegentlichen Pfeifenrauchen und dem Joggen. Während der ersten Tage bei der Börsen-Zeitung, meinem neuen Arbeitgeber, lernte ich gleich den Geschäftsführer, den Herrn E. kennen. Der eröffnete mir, dass ich mehrere Abteilungen wie in einer Ausbildung, durchlaufen sollte, um dann eine endgültige Position zu finden. Zuerst kam ich in die Kursredaktion der Zeitung, wo die Stammdaten für die zu veröffentlichenden Wertpapiere für die Erfassung durch die Börsen-Daten-Zentrale vorbereitet wurden. Mein Arbeitsplatz war hier deutlicher schlechter ausgestattet als im Lang Verlag, dennoch war ich von der sachlichen Atmosphäre im Haus erleichtert. 
Der Lang Verlag zeigte in Gestalt von Herrn J. seine Krallen. Zunächst ein Brief vom Chef, der Geldforderungen beinhaltete, denn ich hätte in den letzten Wochen schlecht gearbeitet und es seien durch Neudrucke Kosten entstanden. Nichts vom mir zustehenden Urlaubsgeld oder von einem Zeugnis. Eine von mir beauftragte Anwältin vertrat mich so schlecht, dass ich als Mitglied der Gewerkschaft HBV den dortigen Anwalt mit der Wahrung meiner Interessen beauftragte. Gewerkschaft, das bedeutete Satan für solche Leute wie Herrn J. bei Lang. Ich bekam dann erst mal ein schlechtes Zeugnis. Doch ich blieb hart und hätte es auf einen Arbeitsgerichtsprozess ankommen lassen. Erst am Jahresende war Schluss. Ich erhielt einen unverschämten Brief von Herrn J. mit dem Scheck über mein Urlaubsgeld und das korrigierte Zeugnis.
Eigentlich hätte ich hier privatrechtlich noch vorgehen müssen, aber ich hatte keine Lust, das neue Jahr mit altem Ärger zu beginnen. von mir ging der Streit ja auch nicht aus. Überflüssig zu sagen , dass mir auch die betriebliche Altersversorgung in Gestalt eines Versicherungsvertrags nicht mitgegeben wurde. Dennoch gab es immer noch positive Erinnerungen, wie die Danksagungen von Autoren und die gute Zusammenarbeit mit den Autorenbetreuern der externen Verlagsbüros.


Danksagung von Giovanni Pontiero - Ergebnis einer schönen Zusammenarbeit von mir und Stefan K. 

Ich hatte selbst genügend andere Probleme - Weihnachten in Lemgo und Querelen mit meiner Schwägerin - der immer schlechtere Zustand meines Bruders. Veränderungsabsichten auch bezüglich des Wohnorts, denn in Frankfurt schien nichts sicher. Wir fuhren mittlerweile einen sportlich aussehenden Golf, da wurde uns kurzerhand einmal der GTI-Kühlergrill abgeschraubt, der Verdacht fiel auf einen Nachbarn. Meinem Schwager wurde bei einem Besuch das Dach seiner 2CV-Ente aufgeschlitzt. "Meine Familie, meine Perspektive ohne eigene Kinder, große Probleme für mich."
Und weiter: "Die Sprachlosigkeit der Hessen im Rhein-Main-Gebiet ist übermächtig. Wenn sie den Mund aufmachen, dann nur zum Bescheißen. Sollte mein Vater recht behalten?"
  

 

  



Montag, 4. Januar 2021

Down gelockt

 Nun sollen wir wahrscheinlich weiter dafür her halten, um eine Viruserkrankung angeblich in den Griff zu bekommen. Das Infektionsschutzgesetz macht es möglich. Eine Opposition zu dieser desaströsen Regierungspolitik scheint kaum möglich. Die merkwürdige Einkaufspolitik in Sachen Impfstoff wird uns von den Staatsmedien schön geredet. Generell wird Widerspruch zu den Corona-Schutzmaßnahmen nicht geduldet. Zwar sperrt man niemanden ein, aber man diffamiert und ignoriert die Andersdenkenden. Zudem suggerieren uns auch wieder die Medien eine Zufriedenheit der Bevölkerung mit der Regierungspolitik. Die Regierung will uns angeblich schützen und beschneidet dabei unsere wesentlichen Grundrechte. Sie fragt nicht danach, ob wir geschützt werden wollen. Sie informiert nicht, sie macht Meinung mit aufwendigen Spots im Fernsehen. Zu ihren Fehlern muss sie nicht stehen. dabei ploppt nun alles auf. Das fehlende Krankenhauspersonal aufgrund der Schließungen und Sparmaßnahmen von und in den Kliniken in der Vergangenheit. Die mangelhafte Ausstattung und der schlechte Zustand unserer Schulen, daran hat sich seit dem Sommer nichts geändert. Die Zustände in den Alten- und Pflegeheimen, den Hotspots für Corona schlechthin, auch hier war noch nicht einmal das Geld für Coronatests des Personals da. Das fehlende Personal auch hier, weil wir in Deutschland unsere Anforderungen an die Pflegekräfte durchsetzen wollen und ausländische Qualifikationen teilweise nicht anerkannt werden. Das sind die Ursachen, warum wir alle noch länger eingesperrt werden, die Wirtschaft blockiert wird. Darüber gibt es nichts im Fernsehen, stattdessen Hubschrauber über den Städten, die zeigen sollen, dass die Bevölkerung schön brav zuhause bleibt. Aufregung über Schlitten fahrende Kinder und Coronapartys, das sind die Themen. Filmerei auf Intensivstationen, wo es scheinbar nur noch Coronakranke gibt. Jedem, der die Coronamaßnahmen der Regierung unterstützt, dem wird Sendeplatz im Fernsehen gegeben, die treuen Virologen und die Ärzte der Intensivstationen, die anscheinend Zeit genug für Fernsehauftritte und Präsenz in den sozialen Medien haben. On top die unerträgliche Medienpräsenz der Regierungsclique, an der Spitze mit den Herrn Söder und Spahn, die ja so eine tolle Arbeit leisten. Geleistet hat sich die Politik viel. Eine Corona-App, die nichts bringt und milliardenschwere Subventionen für Großunternehmen. Nebenbei haben wir eines der größten Parlamente der Welt, in Sachen Lockdown wird es gar nicht gefragt, und ein Bundeskanzleramt, das auch noch schöner werden soll. Ach ja, und der Flughafen BER muss auch noch wegen Corona weiter gestützt werden. Da nehmen sich die ca. 500 Millionen, die Herr Scheuer mit der missglückten PKW-Maut versenkte, noch wie Peanuts aus. Aber Herr Scholz hat ja Geld, woher, das sagt er nicht. Es ist auch sehr unpopulär, darüber nachzudenken. Aber es hilft ja nichts. Vielleicht wäre der Lockdown  unserer Regierung die beste Lösung.