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Donnerstag, 28. März 2013

Albtraum

Ich hatte mir tatsächlich im Geschosswohungsbau ein paar Wände erworben, nicht tragende wohl gemerkt. Die gängige Bezeichnung dafür ist wohl "Eigentumswohnung". 
Der Kaufpreis war so günstig, weil die Wände bereits standen und das schon länger. Und auch nicht in Frankfurt. Saniert vor allem.
Während ich noch auf dem Parkplatz vor dem Haus stehe, sagt Einer zu mir, er habe auch gekauft, was mich beruhigt.
Das verbessert nun auch meinen Schlaf entsprechend. Doch ach, bald werde ich wach. 
Tritte von Füßen gegen einen Ball, immer wieder. Ich öffne den Rouladen etwas. 
Unter meinem Schlafzimmerfemster steht ein Fußballtor, auf dem, was man gemeinschaftliches Eigentum nennt. Ein Stück Rasen mit Fußball spielenden Kindern drauf. 
Dann steigt mir Grillgeruch in die Nase. mein Nachbar winkt mir fröhlich zu. "Ich bin Amerikaner, ich muss grillen!" Er hat Besuch, ein italienischer Nachbar mit seiner Frau. Man erzählt sich lauter Geschichten, die Kinder spielen. Und er fordert Respekt, den er selbst bei sich vergebens sucht.
Ich lege mich wieder hin. Es gibt solche und solche, hat einmal einen andere Eigentümerin gesagt, natürlich nicht zu mir, denn ich bin ein Solcher. 
Anfangs war alles ganz toll. Jeder war neu im Business der gekauften Wände. Man freute sich die Kinder der anderen aufwachsen zu sehen. Sie sollten zusammen spielen im Sandkasten unter meinem Fenster, den man vorsichtshalber mit einer häßlichen grünen Pläne abdeckte.
Dann merkten einige Eigentümer, dass nicht alle Eigentümer gleich sind und zogen aus. Sie wollten eben keine Solchen sein. Andere machten es sich dafür umso gemütlicher. 
Die Nachbarin unter mir betreibt nun einen Kinderhort und der Nachbar über mir mag auch Kinder und lädt sie zu sich ein.
Eine andere Nachbarin mag nicht gern mittig einparken und sucht die Nähe meines Autos. damit ich mich nicht aufrege, grüßt sie mich lieber nicht mehr.
Der Nächste fährt mit dem Motorrad gleich durch den Garten bis zu seiner Terrasse.
Der Hausmeister, man ahnt es vielleicht schon, kommt aus dem Kreise solcher Eigentümer.
Die Hausverwaltung hat der Erbauer der Wände bestellt und keiner mag sich von ihm trennen. 
Gut, dass das alles nur ein Traum ist. Sicher kommt gleich meine Vermieterin und bereitet dem Spuk ein Ende.

Montag, 18. März 2013

Heiliger Samsung

Wie hieß es doch bei Til Schwaiger im Tatort: mach das Handy aus, er kann uns orten. Wer immer dieser Er ist (vermutlich ein böser und dunkelbärtiger Mann), er findet sicher eine Möglichkeit, mit meinem Handy zu kommunizieren.
So, nun habe ich mein Sam- und es hat sung gemacht. Obwohl auch ich eigentlich genug Waren in meinem Haus habe, bin ich der Versuchung erlegen, mir ein sogenanntes Smartphone zuzulegen. 
Und habe mir damit einen einen weiteren Computer angelacht. 
Was dieser kann, ist erstaunlich. Ob ich das will, ist etwas anderes. Was es macht, ist häufig nicht von mir gesteuert. Das Ding blinkert und flackert mit den Anzeigen nur so herum, sobald ich es irgendwo berühre.
Ich werde über den Aktienkurs von Samsung oder wahlweise Yahoo informiert, schön. Ich kriege Nachrichten gezeigt, auch gut, aber wo bitte geht es zum Telefon? 
Durchaus möglich, dass mein Mobile mal eben eine Hotline selbstständig anruft, wenn ich es in die Tasche stecke und das Display berühre.
Ja, ich weiß, ich müsste mich damit beschäftigen. Da sind drei oder mehr verschiebbare Bildschirme mit Symbolen, die ich teilweise gar nicht kenne.
Mir kommt langsam der Verdacht, dass ich genauso blöd aus der Wäsche schaue, wie die meisten Leute, wenn sie ihr Handy angucken. Ob ich damit jemals kontrolliert telefonieren kann? Geschweige denn die wichtige Frage, wo ich den gerade sei, beantworten kann.
Ich könnte ja ein Bild von mir machen, nur mal so zur Kontrolle, ob ich noch da bin. Das wird dann sofort in google+ upgeloaded. Eine deaktivierbare Funktion wie ich mittlerweile weiß.
Leider habe ich es noch nicht geschafft, meinen Fernseher mit dem Handy auszuschalten. 
Aber ich arbeite dran, versprochen, Zeit für Telefonate, geschweige denn Briefe, habe ich jetzt schon nicht mehr.mehr. "Angry Birds" werde ich auf dem kleinen Display kaum hin kriegen.
Aber ich habe jetzt eine schön stinkende Verpackung für mein Mobile gekauft, da kommt es hinein und ist vor meinen Berührungen sicher.
Bekannte haben mir gesagt, dass Samsung sein mittlerweile besser als ein iPhone.

Dienstag, 26. Februar 2013

Hirn

Eine der herausragenden und überlebensnotwendigen Leistungen unseres Gehirns ist das Vergessen, sagen die Hirnforscher. Das leuchtet ja auch ein. Schließlich ist weder unsere Festplatte erweiterbar, noch wird der Arbeitsspeicher wirklich schneller. So wird neuer Platz nur durch das Löschen als überflüssig angesehener Informationen geschaffen, wobei unser Hirn hier offensichtlich selbstständig neue Prioritäten setzt. 
Es ist auch gemein genug, nicht alles vollständig zu löschen, es komprimiert nur einfach alles ein bisschen. Kein Wunder, dass einem so manche Namen dann zwar einfallen, man hat aber die Nase dazu vergessen. 
Manchmal weiß ich noch, dass meine Kommunikationsstrukturen lax waren und ich unter Wohlstandswehwehchen gelitten habe, aber ich bringe den Namen dazu nicht mehr zusammen.
Naja, Hauptsache, man weiß noch, dass es schön und am Ende ärgerlich daher kam. Dieses Erlebnis..
Vergesslichkeit kann etwas sehr Gnädiges sein, aber manchmal ist es auch sehr ärgerlich. 
Da weiß man noch, dass es da einen Mann gab, der gut Gitarre spielte, nur der Name dazu, der fehlt.
Und der Gott des Googelns hilft hier auch nicht weiter.

Donnerstag, 21. Februar 2013

Hotline

Ich hatte die Nummer einer Hotline gewählt und war nun nach minutenlanger Musikberieselung überrascht, eine Stimme zu hören. Das sie einen anderen Klang hatte und nach der Begrüßung eine seltene Stille eintrat, irritierte mich. 
Plötzlich entstand in mir das Bild einer russischen Tundralandschaft mit lichtem Gehölz, einzelnen Baumgruppen und weiten Ebenen. Hier würden ganze Panzerarmeen spurlos verschwinden, ganz zu schweigen, dass sie ebenso wie schwere deutsche Limousinen kaum vernünftigen Untergrund zum Fahren fänden. Hier könnten die Herren Hitler und Goebbels gleichzeitig im Lebensraum herum brüllen, es würde niemanden stören. Willkommen im realen Leben, in dem ich mich offensichtlich gerade nicht befand.
Unbeirrt schilderte ich mein Anliegen und schloss mit dem, was ich erfragen wollte. Anschließend machte sich wieder eine Stille breit, die aus meinem Hörer zu entweichen schien. Ein "Das weiß ich nicht." erklang schließlich, wobei das "nicht" eher "niecht" zu verstehen war. 
Da meine Frage technischer Natur war und ich die technische Hotline angerufen hatte, fühlte ich mich genötigt, die Dame darauf hinzuweisen, dass sie da eigentlich an der falschen Stelle säße. 
Nun brachte sie mich endgültig zur Ruhe, ein Teppich des Schweigens breitete sich über mir aus, ich hätte die Vögel zwitschern hören können, wenn es mir gefallen hätte. 
"Ich will in die Heimat." wollte ich zunächst rufen, aber das schien mir doch zu sinnlos. 
Immerhin bekam ich eine Bestätigung auf meine Aussage, dass sie mir wohl nicht helfen könne.



Montag, 4. Februar 2013

Schöne neue Welt

Aus berufenem Munde heißt es: man müsse Mitarbeiter da abholen, wo sie stehen. Nun das wird im Zweifel beim Daddeln oder Telefonieren sein. Wenn wir soviel Liebe wie wir sie unserem Handy oder dem Tablet-PC geben, unseren Mitmenschen zu teil werden ließen, wie würde die Welt dann aussehen?
Vermutlich wären wir dann alle genervt und würden wie ein "Angry Bird" durch die Gegend fliegen, um irgendein Schwein zu zerstören. Da bleiben wir doch lieber online.
Möglich ist es auch, dass die Mitarbeiter und -innen auch gar nicht abgeholt werden wollen. Die fühlen sich vielleicht im Keller ganz wohl.
Sicher scheint mir, dass immer mehr Menschen Programme bedienen können, ohne zu verstehen, was ein Programm ist. Das sie in Arbeitsabläufen stecken und diese gar nicht kennen.
Für diese Kenntnisse braucht es dann einen Projektmanager oder einen Prozeßoptimierer.
Ich bin jedenfalls froh, meinen Apfel noch allein essen zu können, ohne das ich ein Projekt draus mache.

Montag, 27. August 2012

2009 - VI

Manches Mal

Manchmal bin ich nicht ganz dicht,
dann werde ich Dichter.
Manchmal haben wir Sommer
und die Termine lichter.
Manchmal geht ein Mensch
und es fehlen Gesichter.
Manchmal liebe ich nicht
und werde zum Richter.
Manchmal passt eben
gar nichts in irgendeinen Trichter.

Freitag, 24. August 2012

2009 - III

Verliebt in Berlin?

War ich verliebt in Berlin?
Habe ich nur laut geschrien?
Fände ich in Osnabrück
Vielleicht das ganz große Glück?
Ich weiß es nicht,
wer kann es wissen?
Was man nicht kennt,
kann man nicht missen.
Schön wäre es in Potsdam
oder auch in Amsterdam.

Dienstag, 21. August 2012

2009 - III

Verliebt in Berlin?

War ich verliebt in Berlin?
Habe ich nur laut geschrien?
Fände ich in Osnabrück
Vielleicht das ganz große Glück?
Ich weiß es nicht,
wer kann es wissen?
Was man nicht kennt,
kann man nicht missen.
Schön wäre es in Pots-
oder auch in Amsterdam.

Donnerstag, 16. August 2012

2008 - I

Menuwahl
Die Gulaschstücke sahen mich an, aber sie riefen nicht: iss' mich, sondern eher:
warum gehst Du nicht einen gepflegten Hamburger essen und lässt uns in Ruhe vergammeln? Von Soße überschüttet, deren Herkunft mir völlig unbekannt war, stimmten sie mich depressiv. Ich musste weg hier von diesem GAST-Essen und anderen Leckereien, schnell raus bevor sich so etwas wie Lebergeschnetzeltes auf meinem Teller breit machen würde, möglicherweise mit einem großen Haufen Nudeln und völlig zerkochten Gemüseresten.
Vorbei am Dressing geschädigten Salaten und nicht im Preis enthaltenen Desserts sowie "Junger Mann" - rufendem Kassenpersonal, das zuweilen jungen Frauen kostenlose Zugaben zu billigt, und heraus aus der freien Menüwahl. Sollte ich es wagen, mir an einem Bratwurststand ein verbranntes Exemplar auf die Glasplatte legen zu lassen und dazu ein zu lange gebranntes Brötchen probieren? Oder wähle ich lieber ein frisch zu bereitetes Fischbrötchen, vom Mitarbeitern, die anerkannter Maßen in hygienischen Dingen geschult wurden und daher statt Handschuhe zu tragen, sich regelmäßig die Hände mit einer desinfizierenden Lotion waschen? Oder lasse ich mir liebevoll in einer Filiale einer Fast-Food-Kette ein paar Pommes auf das Papier legen , wo auch mein Wechselgeld schon ist
Nein. Ich beobachte lieber die backenden Minijobblerinnen, schlendere an einer großen Glutamatschleuder namens Asia Imbiss vorbei und stelle mir vor wie mir alternativ ein Fleischkäsebrötchen vom Metzger, eingehüllt von schleimigen Essigketchup mit lauter hochgestellten Zahlen meine Speiseröhre herunter gleitet, in meinem Magen ein wohliges Entsetzen auslöst, das in stundenlangem Nachgeschmack vor sich hin durstet. Als Nachtisch käme ein leckerer frisch aufgebackener Schoko-Muffin in Betracht, von dem mir spätestens nach zwei Stunden herrlich schlecht wird und dessen Verzehr mit einem ähnlichen Durchfall belohnt wird, wie ich ihn von einer braunen Spaghetti Bolognese auch gern bekommen würde. So kehrte ich in die Isolation meines gewöhnlichen Büroalltags zurück, unter Verzicht auf alten Kuchen und zu lange gelagerte Negerküsse, und gab mich dem Genuss von biologisch angebauten grünen Tee hin in der Gewissheit, dass das hastig verschlungene Lakritz auch gut gegen den Magen sein würde.

Dienstag, 14. August 2012

Nett

Nettsein ist in Deutschland immer zweckgebunden. Wenn jemand richtig nett ist, ist er verdächtig. Da lauert das Misstrauen. Der/die will doch was? Was will er/sie denn?

Darum wundern sich die Deutschen im Ausland auch immer, wie nett alle sind.
Denn Nettigkeit ist nichts, wofür man in Deutschland aufsteht.
Dabei ist Nettsein essentiell wichtig für das Zusammenleben. Aber der Deutsche will auch nicht zusammen leben, genauso wenig wie einfach so Platz machen.

Allenfalls prinzipiell kann ein Deutscher nett sein, Kinder zum Beispiel werden gern blöd angelächelt. Randgruppen können prinzipiell netter behandelt werden. Und zum Boss ist man natürlich ebenso prinzipiell sehr nett.

Aber da ist man eben auch nicht so richtig nett. Oder?

Weiter geht es mit meiner eigenen kleinen und netten Historie.

Donnerstag, 9. August 2012

2006 - III

Unfähigkeit
hilft,
denn der Mensch befaßt
sich nur mit Dingen,
mit denen er nicht fertig wird.
Er reagiert und das kann
Kunst sein.

Montag, 30. Juli 2012

2005 - V

Der Umzug

Ich lief durch die Bahnhofshalle mit einer angezündeten Zigarette. Warum ich eigentlich rauchte, wusste ich nicht. Ich fühlte nur die Gewohnheit des Giftes. Der Rauch brannte in meine Lunge. Ich nahm einen letzten Zug und schnippte den Stummel weg. Ich gemoß den ersten frischen Atemzug und zog ihn tief ein. Wahrscheinlich rauchte ich, weil mein Urgroßvater sich zu Tode geraucht hatte. Er war Metzgermeister und zog mit seiner Frau von einer Feier zur anderen.
Ich war auf der Suche, Ramschläden mit Billigangeboten begeisterten mich. Es brachte mir nur Unruhe, wenn ich meiner Sucht nicht nachginge.
Zum Glück gibt es Gasthäuser, die Ruhepausen versprechen. Ich beschloß etwas zu essen.
Zunächst schöpfte ich keinen Verdacht, als ich eine Dame in höfischer Kleidung erblickte. Die Zeiten waren unruhig. Kammerzofen versuchten Hofdamen zu werden und so weiter.
Nachdem ich meine Mahlzeit beendet hatte, sprach mich die Dame jedoch an. "Mein Herr, wenn Sie wünschen, können Sie einen Tag in der Vergangenheit verbringen. Der König von Schweden speist gerade in diesem Lokal und lädt sie dazu ein." Ich blickte mich um und sah zwei große und kräftige Männer beim Essen tafeln. Wie um mich zu retten, stürzte in diesem Moment ein deutscher Schauspieler herein, näherte sich rasch dem Tisch des Königs und packte ihn am Kragen. "Wie können Sie es wagen, hier zu speisen, während ihr Volk verhungert?" schrie er den König an. Der König und sein Begleiter schüttelten den lästigen Gast ab wie eine Fliege. Sie ließen sich nicht weiter beirren. Unter Protest warf der herbei geeilte Wirt den ungebetenen Gast hinaus. Offensichtlich sah der König von einer Strafe ab, winkte mir als verdutztem Zuschauer zu. Ich erhob mich und ging meinerseits zu seinem Tisch. Dort blieb ich wortlos stehen. "Sehen Sie," sagte der König "hier kommt gerade der frische Weißwein. Ich lade sie gern dazu ein, aber nun zu meinen Regeln." Er öffnete gleichzeitig eine große Flasche und sah mich verwirrt. " Was tun Sie hier?" fragte er nach.
"Nun," (ich vermied eine Anrede)"ich ziehe um." Der König lachte.

Mittwoch, 25. Juli 2012

2004 - VI

Schon

Ich spüre es schon,
ich merke es, ach,
die Zeit fehlt mir,
ich schlafe wach.
Der Gedanke ist schon fast entschwunden
und fühlt sich nicht an mich gebunden.
Ich wollte was sagen und aufschreiben,
nun muß die Welt ohne dem bleiben.
Ich spüre es schon,
ich merke es, wach,
doch die Erinnerung liegt brach.

Freitag, 13. Juli 2012

2003 - IX


Bembel-Logic

Wer allzeit
krampft und ewig krämt,
sich seiner
Nörgelei nicht schämt,
der hat den
Lebensweg verpasst
und ist als
Mensch schon bald verblasst.

Donnerstag, 12. Juli 2012

2003 - VIII


Forsthaus Falkenau

Wir alle kennen sie, die realistischen Vorabendserien der öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramme. Leute in Designerklamotten lümmeln vollgeschminkt im Bett herum. Die Häuser und das Interieur sind picobello und Erfolg haben diese Menschen prinzipiell, krabbeln aus immer neuen Karossen, ohne Türen abschließen zu müssen und das einzige Problem ist die Suche nach Problemen. Diese sind so herrlich plakativ und unrealistisch, dass das Zusehen Freude macht. Natürlich gibt es immer ein Happyend und wer hat die Ideen dazu?
Im Forsthaus Falkenau fast immer der Oberförster. Eine mythische Wirkung strahlt er aus, wenn er durch den ach so bayerischen Wald schreitet.
Ihm nimmt man nichts übel, denn er hat für alles eine Lösung. Das finden alle immer so gut, dass sie sich trotz der scheinbar größten Streitereien am Ende immer versöhnen. So ein Oberförster ist eben nicht nur im Wald der König, sondern auch im Leben. So einfach ist das. Da Frauen das Gute im Mann ja schnell erkennen, bleibt ihnen gar nichts anderes übrig, als ihn zu schätzen und so findet sich, wenn des Försters Frau sich selbst verwirklichen will, schnell ein kompetenter fachlicher Ersatz. Die Frau für einen modernen, dominanten Oberförster muss nicht nur im Haus was drauf haben, nein, sie sollte auch beruflich glänzen, ohne dem Oberförster die Schau zu stehlen. Eine versteckte Koryphäe, sozusagen im Wald versunken. Überhaupt, der Wald, er spiegelt die Sehnsucht nach einer intakten, aber beherrschbaren Natur wieder. Der Mensch macht seine Fehler wieder gut, weil er so genau über die Natur Bescheid weiß. Da kommt der Glaube an das menschliche Wissen ins Spiel. Obwohl täglich widerlegt, ist das doch eine schöne Ideologie. Der Oberförster, der Massimo- Leader derselben? Schon das Wort "Ober" deutet darauf hin. Er verinnerlicht die Sache an sich und ordnet sich selbst völlig unter. Somit ist er ein guter Deutscher. Ob er im heutigen Berufsleben damit eine Chance hätte, das müsste separat betrachtet werden. Das Forsthaus jedenfalls ist der Hort des Wahren, Schönen und Guten und nicht die Oper: mein Haus, mein Auto, meine Frau ..

Mittwoch, 4. Juli 2012

2003 - III


Laredog

Eine gewisse Wertigkeit stand flächend im Raum, zwingend war sie nicht.
Merkst Du, worauf es ankommt, in einer Zeit, wo sich die Großen um den Fleischtopf scharen, weil sie ihre Rationen nicht verringern wollen.
Die Huskies hatten sich kurz umgedreht, als sie merkten, das ihr Führer eingeschlafen war auf seinem Schlitten. Sie sahen sich an und liefen allein weiter in den Norden über endlose Schneeflächen, die glühende Sonne hinter sich lassend. Der Herr war wach geworden durch das harte Knirschen der Kufen und die Schläge des unruhigen Bodens. Nun gab er die Richtung wieder vor. Der Dialog zwischen ihnen zerbröselte wie die Charts mit ihren Unterstützungslinien. Können wir auf einen von Ihnen verzichten, wir brauchen Platz? Die Kurve geht nach unten und mit ihr die Wertigkeit. Die Zeiten sind für einen klare Erkenntnisstand und nicht für vage Worte. Der Mensch ist nicht gleich, obwohl er sich gesellt. Unselbständigkeit ist nichts wert und Selbständigkeit taugt nicht zum Leben. Der Geruch des Fleisches wird dir jetzt entzogen, in guten Tagen gönnten sie ihn dir.
Worauf kommt es in der Welt der Menschen an: auf Geld und ein paar Schlagzeilen. Das ist alles, also laufe, Hund und kämpfe nur mit deinen Artgenossen. Denn du weißt, was Fressen bedeutet: das Paradies.
Und suche keinen Schuldigen wie der Mensch. In Alaska und Sibirien verlieren die Eingeborenen ihre Sprache und ihre Kultur. Eine Wertigkeit geht zu Ende. Sie flüchtet in die Grabhäuser.
Das Leben ist wie eine Autobahn durch das ewige Eis: ohne Raststätte mit nur einer Endstation.

Bewegung

soll sehr gesund sein, behaupten die meisten Leute. Demnach müssten unsere Vorfahren vor Gesundheit nur so gestrotzt haben. Unseren Körper dagegen interessiert das nicht. Er baut Muskeln ab, die er nicht braucht. Das hört sich erst mal vernünftig an. Ihm geht es nur um das Überleben. Aber der Geist ist manchmal willig, das Fleisch schwach. Deswegen strampeln so viele Menschen in viel zu engen Hosen auf dem Rennrad herum. Sie schwitzen in Studios und stechen vergeblich ihre Stöcke in den Boden, um sich auf ein höheres Gesundheitsniveau zu begeben. Sie machen das, was man ehedem als Dauerlauf bezeichnet hat und was früher immer zum Seitenstechen führte. Das Ergbnis steht in der Realität im auffälligen Kontrast zur eigenen veröffentlichten Bilanz.
Früher war auch das Schreiben anstrengender. Es wurde ein Kohlefarbband benötigt  und die Tasten mussten geschlagen werden. Heute geht das auf dem Computer leichter und per Touchscreen erreicht es fast körperlose Dimensionen. Das macht uns sicher krank. Also besinnen wir uns zurück in die Zeit, als man noch zu Fuß zum Bäcker ging oder in eine spätere.

Mittwoch, 13. Juni 2012

2002 - I

Vorsicht Beratung!

Ein Meer von blauen, grauen und schwarzen Anzügen wogte unter den diskutierenden Köpfen, ab und zu von kaum andersfarbigen Damenkostümen gesprenkelt. Seriosität im Auftreten ist das Metier der Banker. Sie mögen es, in der Kantine über ihre Arbeit zu sprechen und organisieren sich ständig neu. Ihrer Verantwortung ist Ihnen wohl bewusst, schließlich gehen sie mit dem Geld anderer Leute um. Deswegen empfehlen sie dem privaten Kleinanleger gern ihre Hausprodukte. Immer auf der sicheren Seite bleiben heißt im Zweifelsfall der gut gemeinte Rat für den unsicheren Anleger. Natürlich wird immer alles genau analysiert, der Markt beobachtet und kein Cent verschenkt.
Wer hat was davon?
Um all das professionell abzuwickeln, werden die Mitarbeiter geschult, auch psychologisch. Wer in die Führungseebene aufsteigen will, muss lernen, sich an Felswänden abzuseilen. Schulungsabteilungen und Seminarveranstalter sorgen für ein qualifiziertes Coaching. Das der Banker ab und zu das Deutsch verlernt, sei ihm bei soviel vermittelten Kenntnissen verziehen.
Er muß es vermeiden, altmodisch zu wirken und darf sich nicht gegen die englische Sprache wehren. Im Gegenteil, es ist erforderlich, ab einer gewissen Ebene neben dem angepassten Verhalten auch die richtigen Worte zu finden. So versteht es sich in Dialekten gut zu leben. Das erleichtert es auch, stets die richtigen Gespächspartner zu finden und nicht selbst outgesourct zu werden. Im internen Kreis diskutiert es sich locker und es is klar, das es sich bei einer Zigarette und einem Kaffee besser plaudert. Schließlich muss nicht alles aus Amerika übernommen werden. Weder die strikten Rauchverbote, noch die lockere Freitagskleidung sprechen gerade den deutschen Banker besonders an. Freie Fahrt für freie Banker könnte da eher als das Motto gelten, zumindest außerhalb der Arbeit.
"Der Banker" findet eben vieles interessant und witzig, wenn es nicht gerade die Arbeit ist. Und durchsetzen kann er sich nicht nur im Job. Ein Banker hält immer (seinen?) Kurs. Mögen sich andere um Systematik bemühen, seine Sache ist dies nicht, er handelt lieber. Time is Money.

Donnerstag, 7. Juni 2012

2001 - XX

Sansevieria trifasciata 'Laurentii'

Die Sanseverie steht auf der Fensterbank
Und denkt sich, Gott sei Dank,
bin ich kein Weihnachtsbaum,
denn ich glaube kaum,
das ich nach diesem Fest
mehr wäre als kümmerlicher Rest
in einer großen Tonne,
So stehe ich hier mit Wonne
und warte auf die Sonne.
Bald ist der Himmel blitzeblank,
die Sanseverie steht auf der Fensterbank.

Sonntag, 3. Juni 2012

2001 - XVII

Greek Philosophers on the Beach

Kaffee? Schon rauscht er wie ein Wasserfall in meine Tasse.
Manchmal deckt sich das Angebot mit der Nachfrage.
Das ist nicht immer so, aber letztlich ist man zufrieden,
wenn es überhaupt ein Angebot gibt.
Die Wellen rauschen in unmittelbarer Nähe nordseemäßig heran,
nun schon den zweiten Tag in Folge und der Blick geht hinüber zu einem kleinen
Toilettenhäuschen mit weißblauem Anstrich,
das Dach ist blau, der Rest weiß.
Es steht auf einer kleinen vorgelagerten Felseninsel.
Den idyllischen Anblick zu genießen, dazu fehlt die Ruhe.
Sicher haben es die Mücken und Falter schwerer,
das kleine Häuschen zu besuchen, als unser ebenerdig gelegenes Zimmer.
Der Besuch der Toilette gleicht manchmal der Visite eines subtropischen Schmetterlingshauses.
Schwer sich vorzustellen, dass es griechische Philosophen gegeben haben soll,
die in der Badewanne so bahnbrechende Einfälle wie den Satz des Pythagoras gehabt haben sollen.
Selbst der Gott des Weines, Dionysos, müsste sich heutzutage schon in ein leeres Fass verkriechen und den Deckel von innen zu machen, um weder von den Mücken gestochen zu werden (werden Götter gestochen?),
noch die immer unmotivierter auftretenden Rufe wie "Come on, England!" zu hören.
Zwei alte Damen betrachten mich gerade wie das achte Weltwunder, weil ich auf der Terrasse sitze
und schreibe. Zur Poolbar sind es nur wenige Schritte.
Am Strand findet gerade die Neuverfilmung von "Mein Schatz und das Meer" statt.
Die wiederholt sich jeden Tag und wahrscheinlich bin ich beim abschließenden Schwenk
über die am Strand stehenden Bungalows eine, hoffentlich, nette Staffage.
Die Uraufführung dieser Filme findet sicher recht bald nach Abschluss
der Ferien vor zwangsgeladenen Gästen statt.
Der Tag soll nun bald beginnen, das heißt, Sonnenschutz auftragen.
Dann werden wir uns durch das Meer der Motorroller an irgendeinen Strand begeben.
Irgendwie erinnern mich die Geräusche der Motorroller an Moskitos im Anflug.
Aber die stinken nicht. Neue Wunden heilen schnell: Kali Méra!