Dienstag, 26. November 2019

Der Markt

Getränkemärkte gibt es, die gibt es gar nicht. Im größten Supermarkt Lemgos können zwar Getränke in Kisten gekauft werden, aber die Rückgabe ist nicht möglich, denn die Automaten nehmen keine Kästen an. Man hat die dafür vorgesehene Öffnung geschlossen. Um die Kisten loszuwerden, muss der nicht gerade nebenan befindliche Getränkemarkt aufgesucht werden. Hier werden die Kisten persönlich entgegen genommen. Das heißt aber nur, man bekommt einen Zettel. Die Kisten müssen dann vom Kunden selbst auf Laufbänder gestellt werden, getrennt nach Glas- und Plastikflaschen. Auch die Rückgabe einzelner Flaschen ist nicht so einfach. Glasflaschen werden persönlich an der Kasse abgegeben, Plastikflaschen im Automaten. Während die Glasflaschen vom Kunden selbst in passende Kästen zu stellen sind, muss bei den Plastikflaschen darauf geachtet werden, dass der Code seitlich richtig eingelegt wird, weil er sonst vom Automaten nicht erfasst wird. 
Man sollte bei alledem nicht vergessen, sämtliche erhaltenen Zettel auch abzugeben. 
Auf jeden Fall ist man froh, wenn man in diesem Getränkemarkt nichts falsch gemacht hat, wenn man ihn verlässt.

Dienstag, 19. November 2019

Neulich beim Arzt

Ich komme in die Praxis und melde mich an. Als erstes fallen mir gefühlt zehn Schilder auf, die in der Aussage gipfeln: "Wir sind hier bei der Arbeit und nicht auf der Flucht."
Ich messe dem nicht allzu große Bedeutung bei. Man soll es hier hier auch nicht eilig haben und Termine schon gar nicht. Das Wartezimmer ist fast leer und ich komme schnell dran.
Der Arzt hört mir zu, sagt selbst wenig zu den vorgetragenen Beschwerden. Zu viel sollte ich lieber nicht erzählen, das sprengt das Budget und die Aufnahmefähigkeit des Arztes.
Ihm fällt nur auf, dass ich aus Hessen komme und er im Rhein-Main-Gebiet eine Stadt mit J kennt, dort kannte er eine Dame. Jügesheim kommt mir in den Sinn, ist zwar keine Stadt, aber egal.
Rodgau-Jügesheim sage ich, das bejaht er. Schöne Gegend, bemerkt er noch.
Ich soll mir einen Termin geben lassen für ein Check-Up mit allem Drum und Dran, sogar ein Langzeit-EKG ist mit dabei. Soviel wollte ich nun gar nicht. Aber ich stiefele zurück zum Empfang, gebe dort die Karte ab und werde prompt ins Wartezimmer zurück verwiesen. Da sitze ich dann, erstelle einen Blog-Eintrag und warte. Denn ich erinnere mich, meckern ist hier nicht erwünscht.
Mittlerweile füllt sich das Wartezimmer. Ein Patient nach dem anderen kommt und wird aufgerufen.
Ich beschließe nach einer gefühlten Stunde, meine Jacke zu nehmen und mal nachzusehen, was im Empfang so los ist. Da steht nun eine Schlange von Leuten vor mir.
Die Damen haben jetzt sicher viel zu viel zu tun, vermutlich arbeiten sie, allerdings nicht mit meiner Karte. Schließlich verlasse ich die Praxis, es war schön ruhig und stickig im Wartezimmer. Ich habe es nicht wirklich eilig und einen Termin erst recht nicht.

Mittwoch, 13. November 2019

Auf den Hund gekommen.

Ich war wirklich etwas durcheinander. In eine Kabarettvorstellung geraten, so glaubte ich, sah ich mich einem Vorleser eigener Texte gegenüber. Er fing dann auch noch an, seine Poetry in den Raum zu slammen. Ich mag es zwar, mit Worten zu spielen, aber Wortspiele sind mir zuwider. Dazu kam noch, dass mein stressgebeuteltes Gemüt kaum in der Lage war, das Tempo des Vortragenden mitzugehen. Das fand ich gar nicht schade, denn das Schmeißen von Poesie verstehe ich sowieso nicht. Das kommt mir immer wie eine neumodische Leistungsshow vor  Aber was haben poetisch ausgedrückte Gefühle mit Leistung zu tun?
Zum Glück konnte ich hinterher mit meinem Hund Gassi gehen, der mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück brachte. Mein Hund, so denke ich, wäre sicher mein Freund, wenn er ein Mensch wäre. So aber verfolgt er nur seine großen und kleinen Geschäfte und fiebert dem nächsten Fressen entgegen. Und vor allem hält er die Schnauze, jedenfalls, wenn es sonst ruhig ist. Mein Kopf wird dabei leer und still.



Freitag, 8. November 2019

Steife Brise

Laub wird geblasen an jedem Ort,
von links nach rechts und so fort.
Weg und Wiese vom Laub befreit,
das ist es, was die Leute freut.
Nur das Kabarett ist erregt,
der Unmut darüber wird gepflegt.
Klimaneutral ist das alles nicht,
eher schönste Hausmeisterpflicht.

Donnerstag, 7. November 2019

Wie alles so geht.

Unsere Nachbarin fragt mich, ob mein Hund sich schon eingelebt hat
 Er hat, erwidere ich. Er macht eben, was er immer schon gemacht hat. Ob ich seinen Kot nun aufnehme oder nicht, das ist ihm egal. Und ob er seine Schönecker Hundefreunde und  -freundinnen vermisst, darüber will er nicht sprechen, es werden wohl eher die Leckerlie sein, die ihm fehlen.
Für uns Menschen ändert sich nicht viel, wir sind ja nicht ausgewandert. Man trennt sich von einer Holzkiste, um sich eine neue zu kaufen.


Freitag, 1. November 2019

Patriotisches

Nachstehende Quelle bezeugt eindrucksvoll mit welchen Illusionen die sogenannten „Deutschnationalen“ bereits im ersten Weltkrieg glaubten, die Welt bezwingen zu können und sie hatten die Chuzpe, einen möglichen Verständigungsfrieden abzulehnen.
Leider wiederholte sich die Geschichte und auch heute sieht es so aus, als lernte man in Deutschland nichts aus der Vergangenheit.


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Entnommen aus der zeitgenössischen Magdeburger Volksstimme von 1919.

Donnerstag, 31. Oktober 2019

Die Abrechnung

Da saßen sie nun alle, die Leute, mit denen ich über ein Jahrzehnt zusammen gewohnt habe, in dieser Versammlung.
Die Tische sollten zu einem U zusammen geschoben werden, damit sich alle auch sehen können. Ich als Geächteter mit einer Vertretungsvollmacht meines Käufers dazwischen. Nach der Vollmacht wurde auch gleich vom bosnischen Hausmeister gefragt, dem es sichtlich zuwider war, mich hier noch einmal zu sehen.
Nun, es ging um Zahlen, Nebenkosten und den Wirtschaftsplan, alles war zu spät in diesem Jahr und so entschuldigte sich ein redseliger Verwalter wortreich auch für die mangelhafte Kommunikation mit dem Beirat. Die Erklärungsversuche zum unübersichtlichen Zahlenwerk liefen wenig erfolgreich ab. Schließlich einigte man sich darauf, dem Beirat eine übersichtliche Darstellung zu übersenden, dann sollte die Abrechnung in Ordnung sein. Zur Abstimmung musste der Verwalter allerdings getragen werden, am liebsten hätte er alles so als beschlossen notiert. So geschah es denn auch bei der Frage, ob man einem Mieter die Anlage eines Komposthaufens im als Sondereigentum genutzten Garten  gestatten sollte. Obwohl der Beirat das Thema aufgenommen hatte, musste ich das Thema nun erläutern. Damit war ich nun endgültig in der bösen Rolle des Quenglers zuhause.
Ungewohnt relaxt reagierte die Geneinschaft bei weiteren Ausgaben. Die Südfassade des Hauses soll wg. eines Spechtlochs gestrichen werden. Der Verwalter hat ein Angebot über 7000 € parat. Als ein polnischer Miteigentümer dann eine Hebebühne günstig besorgen wollte, um erst einmal zu versuchen, nur das Loch zu beseitigen, dachte ich, die Kuh sei vom Eis. Da hatte ich die Rechnung ohne unseren Verwalter gemacht, der wollte nun einen vorsorglichen Beschluss einholen, damit die Fassade gestrichen werden kann, wenn die Schließung des Loches nicht gelänge. Außer mir wollten das alle. Die Versammlung dümpelte weiter vor sich hin, immer die gleichen Wortführer, ohne dass der Verwalter als Versammlungsleiter eingriff. Mein Nachbar, ein mir nicht bekannter Mensch war der Verzweiflung nahe. Er vertraute mir an, dass er morgens um fünf Uhr aufstehen müsse. Doch das Beste kommt am Schluss. Nach einem weiteren belanglosen Punkt, den der Verwalter selbstständig aufgebracht hatte, sollte entschieden werden, ob wir weiter mit Verwalter arbeiten wollen. Und da sah der Italiener Hoffnung. Kaum einer begriff, woher er sie nahm. Doch hier benutzte der Verwalter das Zauberwort "Notverwalter", wobei er darauf hinwies, dass er dies nach dem Ablauf des Vertrages jetzt schon sei. Der Italienische Miteigentümer äußerte, er wolle keinen Notverwalter.
So stimmten alle für die Verlängerung um ein weiteres Jahr.
Als ich eigentlich schon gehen wollte, kam beim letzten Punkt "Verschiedenes" das Thema auf den Hund. Meiner geht angeblich ohne Leine, was nicht stimmt. Ausgerechnet die Mieter, die sich selbst an nichts halten, hatten sich beschwert. Ich bringe dazu ein Beispiel und nun regt sich der Italiener auf. Wieso ich mit Niemandem auskaeme, fragt er mich. Ich finde das unverschämt und sage das auch. Ich sei das, meint er. Daraufhin erwidere ich, er sei es doch gewesen, der mich mit dem Tod bedroht habe, was stimmt. Damals hatte ich noch den Abschluss eines Wartungsvertrages für Rauchmelder abgelehnt. Mein Hinweis sorgt für Erheiterung beim Bosnier und dem Italiener. Tage später erfahre ich vom Kollegen Italiener, dass er Kenntnis von meinem Beitrag in diesem Blog "Kollegen" hat und nun meint und wohl auch in der WEG verbreitet, ich hätte gegen alle in der Eigentümergemeinschaft etwas. Da darf ich annehmen, dass mich bald keiner mehr grüßt. Denn das ist hier so Sitte. Wer missliebige Meinungen vertritt, den bestraft das Kollektiv der Meinungsmacher mit Mobbing.
Mit der Wahrheit hat die Behauptung nichts zu tun. Im Beitrag sind nur wenige spezielle Kollegen erwähnt, mit allen nicht genannten gab es nie Probleme. So ist es und so sollte es bleiben.