Donnerstag, 31. Oktober 2019

Die Abrechnung

Da saßen sie nun alle, die Leute, mit denen ich über ein Jahrzehnt zusammen gewohnt habe, in dieser Versammlung.
Die Tische sollten zu einem U zusammen geschoben werden, damit sich alle auch sehen können. Ich als Geächteter mit einer Vertretungsvollmacht meines Käufers dazwischen. Nach der Vollmacht wurde auch gleich vom bosnischen Hausmeister gefragt, dem es sichtlich zuwider war, mich hier noch einmal zu sehen.
Nun, es ging um Zahlen, Nebenkosten und den Wirtschaftsplan, alles war zu spät in diesem Jahr und so entschuldigte sich ein redseliger Verwalter wortreich auch für die mangelhafte Kommunikation mit dem Beirat. Die Erklärungsversuche zum unübersichtlichen Zahlenwerk liefen wenig erfolgreich ab. Schließlich einigte man sich darauf, dem Beirat eine übersichtliche Darstellung zu übersenden, dann sollte die Abrechnung in Ordnung sein. Zur Abstimmung musste der Verwalter allerdings getragen werden, am liebsten hätte er alles so als beschlossen notiert. So geschah es denn auch bei der Frage, ob man einem Mieter die Anlage eines Komposthaufens im als Sondereigentum genutzten Garten  gestatten sollte. Obwohl der Beirat das Thema aufgenommen hatte, musste ich das Thema nun erläutern. Damit war ich nun endgültig in der bösen Rolle des Quenglers zuhause.
Ungewohnt relaxt reagierte die Geneinschaft bei weiteren Ausgaben. Die Südfassade des Hauses soll wg. eines Spechtlochs gestrichen werden. Der Verwalter hat ein Angebot über 7000 € parat. Als ein polnischer Miteigentümer dann eine Hebebühne günstig besorgen wollte, um erst einmal zu versuchen, nur das Loch zu beseitigen, dachte ich, die Kuh sei vom Eis. Da hatte ich die Rechnung ohne unseren Verwalter gemacht, der wollte nun einen vorsorglichen Beschluss einholen, damit die Fassade gestrichen werden kann, wenn die Schließung des Loches nicht gelänge. Außer mir wollten das alle. Die Versammlung dümpelte weiter vor sich hin, immer die gleichen Wortführer, ohne dass der Verwalter als Versammlungsleiter eingriff. Mein Nachbar, ein mir nicht bekannter Mensch war der Verzweiflung nahe. Er vertraute mir an, dass er morgens um fünf Uhr aufstehen müsse. Doch das Beste kommt am Schluss. Nach einem weiteren belanglosen Punkt, den der Verwalter selbstständig aufgebracht hatte, sollte entschieden werden, ob wir weiter mit Verwalter arbeiten wollen. Und da sah der Italiener Hoffnung. Kaum einer begriff, woher er sie nahm. Doch hier benutzte der Verwalter das Zauberwort "Notverwalter", wobei er darauf hinwies, dass er dies nach dem Ablauf des Vertrages jetzt schon sei. Der Italienische Miteigentümer äußerte, er wolle keinen Notverwalter.
So stimmten alle für die Verlängerung um ein weiteres Jahr.
Als ich eigentlich schon gehen wollte, kam beim letzten Punkt "Verschiedenes" das Thema auf den Hund. Meiner geht angeblich ohne Leine, was nicht stimmt. Ausgerechnet die Mieter, die sich selbst an nichts halten, hatten sich beschwert. Ich bringe dazu ein Beispiel und nun regt sich der Italiener auf. Wieso ich mit Niemandem auskaeme, fragt er mich. Ich finde das unverschämt und sage das auch. Ich sei das, meint er. Daraufhin erwidere ich, er sei es doch gewesen, der mich mit dem Tod bedroht habe, was stimmt. Damals hatte ich noch den Abschluss eines Wartungsvertrages für Rauchmelder abgelehnt. Mein Hinweis sorgt für Erheiterung beim Bosnier und dem Italiener. Tage später erfahre ich vom Kollegen Italiener, dass er Kenntnis von meinem Beitrag in diesem Blog "Kollegen" hat und nun meint und wohl auch in der WEG verbreitet, ich hätte gegen alle in der Eigentümergemeinschaft etwas. Da darf ich annehmen, dass mich bald keiner mehr grüßt. Denn das ist hier so Sitte. Wer missliebige Meinungen vertritt, den bestraft das Kollektiv der Meinungsmacher mit Mobbing.
Mit der Wahrheit hat die Behauptung nichts zu tun. Im Beitrag sind nur wenige spezielle Kollegen erwähnt, mit allen nicht genannten gab es nie Probleme. So ist es und so sollte es bleiben.

Donnerstag, 24. Oktober 2019

Die Ankunft

Nach 64 Jahren und 42 Tagen
bin ich nun einer der Westfalen.
Mutter sagte immer Stukenbrock,
das Einzige was sie hier kannte.
Alles sei hier steifer, 
meinten wir früher.
Hat mein Alter nun endgültig begonnen
und wann bin ich hier angekommen?






Dienstag, 22. Oktober 2019

Bekannte Fremde

Bekanntes fremdes Land,
in dem ich diese Heimat fand.
Endlich bin ch wieder eigen,
muss mich nicht umständlich verneigen.
Zweimal habe ich verlassen, 
will das Leben in Träume.fasen.
Die Welt ist nicht mehr unendlich,
das wird auch mir sehr bald verständlich.

Dienstag, 8. Oktober 2019

Egoist

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, doch wie leicht ist das Fortgehen? Was hinterlässt man hier? In Schöneck? Arbeit, hätte ich spontan gesagt. Aber auch Erkenntnis, vor allem über Verhaltensweisen von Menschen.
Vielleicht eine Menge ignorante Leute, die eine leichte Tendenz zur Unverschämtheit in sich tragen. Ausnahmen bestätigen hier ausdrücklich die Regel. 
In einem Verein habe ich den Tag der offenen Tür am Grillstand unterstützt. In selbigem Verein hatte ich zum Einstand einen Kasten Bier spendiert, es kam aber keiner auf die Idee, dass man ihn gemeinsam leeren könne. Mein Austritt war somit vorbereitet, denn ich war mir sicher, selbst das Aufdrängen hätte mich hier nicht weiter gebracht.
Oft war es so, dass Menschen, ohne je mit dir zu reden, dich einfach nicht mochten. Das wird dann durch Schweigen gezeigt oder dadurch, dass dich im gemeinsamen Gespräch mehrerer einfach ignoriert. Also das klassische Mobbing, welches sicher nicht nur hier beliebt ist.
Zum Schweigen gehört auch das Nicht-Grüßen, was in Deutschland eigentlich eine Unhöflichkeit ist, mit der man gern seine Respektlosigkeit zeigt.  
Also nichts Typisches eigentlich, was ich hier erlebte. Schon lange bin ich hier im südlichen Hessen, zu dem ich als Nordhesse auch das Rhein-Main-Gebiet zähle. 41 Jahre, die mich nie dazu gebracht haben zu glauben, ich hätte soziale Kontakte, die mich an einem Wechsel in eine andere Region hindern könnten. Ich halte es lieber mit Hannes Wader: Heute hier morgen dort. 
Den Text des Liedes kann ich nur unterschreiben, erst recht, nach dem die berufliche Klammer durch den Eintritt ins Rentenalter durchbrochen ist. Ich wäre doch immer gern mal woanders gewesen.



Mittwoch, 25. September 2019

Was wahr

Umzugskartons beherrschen meinen Tag.
Nichts ist mehr, wie ich es mag.
Je mehr man in die Kiste packt
leerer wird es nicht, das ist vertrackt.
Aus Schränken viele Güter quellen,
so viele Kisten kannst du nicht stellen.
Das Dumme, es wir immer mehr,
habe nur noch Kartonverkehr.
Am Ende werde ich woanders wohnen,
dafür muss sich doch die Mühe lohnen.
Vieles wird auf dem Müll jetzt landen
so wie Erinnerungen im Nirvana versanden.

Sonntag, 22. September 2019

Was bleibt

Manche Dinge im Leben bleiben im Gedächtnis hängen wie zum Beispiel ein Papagei, der ständig seinen Namen und die Adresse Preis gibt: Fridolin Alberding, Goethestraße 64. In der Papageien-Wohnung lauschte ich ab und zu einem Mann beim Klavierspiel zu. Und war begeistert: „Das war aber ein schönes Lied.“ sagte ich und sorgte damit für Heiterkeit auch des Vaters.
Bei ihm sass ich eines schönen Sommertags vorn auf dem Motorrad. Ein kurzer Moment nur, der davon übrig bleibt. Er war es auch, der mich aus dem Krankenhaus abholte, wo ich wegen einer Platzwunde an der Stirn genäht werden musste. Zuvor hatte ich alle zusammen geschrien, die sich mir näherten. Im Diakonissenhaus, wo ich behandelt wurde, waren auch die Schwestern zuhause, die mich im Kindergarten in die Ecke stellten, nach dem ich ain Kinderlied textlich etwas verändert hatte. Bei mir schwammen nämlich „alle meine Entchen“ ins Klosett und nicht auf dem See. 
Einen Moment unter Wasser vergesse ich auch nicht, hier holte mich die helfende Hand meines Vaters noch rechtzeitig heraus. Apropos Wasser, Durst hatte ich sehr viel als Kind. So viel, dass ich meiner Mutter den Hals der Sprudelflasche aus dem Netz holte, den Bügelverschluß öffnete und noch auf der Straße trank. Auf der Straße war es dann, wo ich eines Tages den Scheinwerfer eines Autos in der Kniekehle hatte, als ich morgens die üblichen Besorgungen für Mutter erledigte.
An andere, an sich wesentlichere Ereignisse, erinnere ich mich kaum. weder die Einschulung noch unsere mehrfachen Umzüge blieben anscheinend eindrucksvoll.
Auch fallen mir die Inhalte der mittäglichen Bettgespräche mit Vater nicht mehr ein. Ich weiß nur, dass ich einmal bemerkte: „Das war aber ein schönes Gespräch.“ Was bleibt ist eben die Erinnerung an Momente, die man so leider nicht mehr erleben kann.

Dienstag, 17. September 2019

Versessen

Wenn jeder sattsam bekannte Argumente vorträgt, weil er sie für das Ei des Kolumbus hält und diese zur Freude aller öfter wiederholt, dann befindet man sich in einer Sitzung. Die Gegenargumente machen es nicht besser. Glücksfall ist es, wenn am Ende eine gemeinsame Resolution heraus kommt, Pech, wenn alles in Zwiegesprächem verläuft und das eigentliche Thema längst verlassen wurde.