Sonntag, 23. März 2014

Ringgeist - Der 9. November

239 Zugriffe und Platz 9 der Top-Liste des Blogs, so lautet das Ergebnis für diesen Text vom 12.11.2009, der sich mit dem 9.11. an sich beschäftigt.

Sieht man sich die Feierlichkeiten zum 20. Jahrestag des Mauerfalls an, so kann man Zweifel an dessen Sinnhaftigkeit bekommen. Sicher wollte das Volk nicht eine Diktatur gegen eine andere eintauschen, als es im Osten Deutschlands auf die Straße ging. Es ist anders gekommen, denn nun herrscht wieder eine Diktatur, die des Geldes mit all seinen Widersinnigkeiten. Das Prinzip der Gewinnmaximierung basiert auf scheinbar unendliche Wachstumsgläubigkeit oder anders ausgedrückt, auf der Gier. Diese Sucht nach immer mehr Wohlstand durch Anhäufung von Geld lässt alle Werte in den Hintergrund treten. Die Mächtigen erinnern sich nicht mehr an ihr Gewissen und rechtfertigen sich mit einer Scheinmoral. Mag sein, dass der Kapitalismus dem Menschen entspricht. Muss man dessen Sieg dann allerdings wirklich feiern? Ist es nicht so, dass sich die Art sich auf Kosten anderer zu bereichern, einfach nur in einem glänzenderen Gewand präsentiert.
Es gibt keine wirklichen Veränderungen im menschlichen Leben, die Illusion lässt uns nur daran glauben. So war der 9. November 1989 in erster Linie ein Sieg der westlichen Medien über gesunden Menschenverstand. Und ein Sieg des klaren Ausbeutungsprinzips über das verdeckte. Was ist daran zu feiern? Es ist doch auch ein Trauertag, der zudem „angenehmerweise“ auch das Gedenken an die Reichskristallnacht in den Hintergrund schiebt.

Freitag, 21. März 2014

Ringgeist - Der schwarze Mantel

Der Mantel der Geschichte ist in Deutschland sicher schwarz und er war es auch am 2.9.2009.

Schwarz ist sie, die Farbe der Anarchie und leider auch die der CDU. Und begehrenswert ist ein schwarzer Mantel ganz offensichtlich sowohl für den Rotling als auch das Grüngemüse. Da gerät das blaugelbe Haupt dieser dunklen Gestalt schon ins Grübeln, auch wenn es tönt: wir wachsen! Wachsen tut auch die Unabhängigkeit der Politiker vom Wählerwillen. Da wollen die Grünen nicht mit links und die SPD mag keine linken Ministerpräsidenten. Weiter so, möchte man sagen, der schwarze Mantel kriegt noch mehr rote und grüne Flecken. Dafür nehmen die Verursacher den Verlust an Stammwählern gern in Kauf: Dabei-Sein. Die SPD machte vor, wie es geht. Man wird kleiner, feiner und das Zünglein an der Waage. Freilich hat der Mantel weiter seine schwarze Farbe. So schwarz, das die Hälfte der Wähler ihn gar nicht mehr sieht. Aber besser ist es, gar nichts zu sehen, sonst sähe man am Ende noch das, was unsere Politiker zu sehen meinen: sie sind alle Wahlsieger. Das stimmt leider, sie stehen oben.

Mittwoch, 19. März 2014

In the Mood

Vater pflegte über die Zeit nach seinem Tod stets zu sagen, dass er sich dann die Radieschen von unten ansehen würde. Auch war davon die Rede, dass man mit seinen Knochen dann die Äpfel von den Bäumen schmeißen würde. Ein sehr plastisches Bild, das wohl mit seinen Kriegserfahrungen im zerbombten Kassel entstanden sein mag.
Das Wetter ist ähnlich schön und der Frühling mindestens genauso weit wie vor sieben Jahren, als er ging.
Sein Todestag blinkte ab und zu in meinem Gedächtnis auf. Aber der Alltag schüttete die Lichtlein zu.
Wieder einmal werde ich an einem Geburtstag teilnehmen, doch dieses Mal ist Vater schon längst begraben, was an der Widersprüchlichkeit meiner Gefühle nichts ändert.

Ringgeist - Neu im Studio

Ein neues Studio bedeutet beim Z.D.F. leider nicht, dass sich die Sendungen ändern. Gerade erst heute morgen hat mich der Wettervogel wieder voll genuschelt. Nicht sehr entspannt, das Ganze. Am 23.7.2009 fiel mir das Untenstehende ein.

Das Z.D.F. hat ein neues digitalisiertes Studio. Mit Hoffnung verfolgte ich nun das Morgenmagazin, vielleicht hat sich auch beim Wetterfrosch Wettervogel was getan.
Da trat plötzlich ein ganz anderer Mensch auf und spielte den Wetterexperte. Was die Digitalisierung doch alles an Gutem tut, dachte ich mir und korrigierte mich gleich.
Der Wettervogel ist sicher nur in Urlaub geflogen und flattert nun lustig an irgendeinem Strand herum. However, sein Fehlen lenkte nur meine Aufmerksamkeit auf die durchaus misslungenen Kommunikationsversuche der beiden Hauptakteure (Es ist Schnee gefallen. Wir haben Juli, wo denn?). Immerhin beginnen die Nachrichten so um 7.01 Uhr, ohne dass die Frage eine Auflösung erfährt. Die beiden waren aber auch nur analog anwesend.

Montag, 17. März 2014

Ringgeist - Der Tod

Geschockt war ich am 27.6.2009 über den öffentlichen Tod und dessen mediale Verbreitung. Eine gewissen Sehnsucht nach Tabus hatte mich ergriffen.

Der Tod zeigt viele Gesichter. Da stirbt ein Mädchen namens Neda in Teheran öffentlich.
Der Exodus des Lebens wird gefilmt, um etwas zu dokumentieren.
Auch Michael Jacksons Abtransport ins Krankenhaus wird fotografiert, aber er, die Person, die stets im Rampenlicht stand, wird abgeschirmt.
Der Tod eines Menschen füllt unendliche viele Drehbücher.
Manch einer spielt überhaupt keine Rolle, etwa wie die Menschen an Bord der Air France-Maschine, die über dem Atlantik zerbarst.
Man mag froh sein, wenn es posthum keine Bilder mehr gibt, die öffentlich gezeigt werden können. Es doch zu tun, ist immer noch ein Tabu-Bruch, auch wenn es täglich passiert.  
Der Tod ist kein Meister mehr, eher ein medialer Gehilfe.

Sonntag, 16. März 2014

Ringgeist - Marco – der Schrei

Als ich am 6.4.2009 über DSDS schrieb, fand ich das gar nicht super. Daran hat sich auch angesichts der unendlich langweiligen neuen Staffel nichts geändert. Im Gegenteil: der Reiz des Neuen fehlt. Nicht vermissen werde ich allerdings den unten beschriebenen Herrn.

Die Macher von DSDS halten diese Sendung sicher für die wichtigste. Klar, einen Superstar braucht Deutschland natürlich und es ist doch auch nett anzusehen, wie diese mehr oder weniger verwöhnten Bracken irgendwann ein bisschen arrogant werden, wenn sie hübsch gekleidet ins Fernsehen kommen, um vor Onkel Bohlen aufzutreten.
DSDS scheint aber auch kein Selbstläufer zu sein, denn man hat einen Marktschreier engagiert, um die Wichtigkeit dieser Sendung jeden Samstagabend den Leuten mitzuteilen, die es immer noch nicht begriffen haben: Deutschland sucht den Superstar. Der Marco schreit das jedenfalls. Schreyl heißt der Mann mit Nachnamen und der Name ist Programm. Man könnte ihn fast alles deklamieren lassen, eine hübsche Uniform würde ihm auch stehen.
Wenn er seine Texte abliest, dann schaut er mit halb geschlossenen Augen etwas schläfrig aus. Wenn er dann aber zum Schrei ansetzt, gehen die Augen ganz weit auf.
Es sieht wirklich sehr drollig aus, an welchem Faden hängt die Puppe? Die ist aber schön.
Man bekommt ein bisschen Mitleid, muss man aber nicht. Der Marco ist schon mit ganz anderen fertig geworden. Er duldet nämlich niemanden neben sich, er brüllt einfach alle weg.
Auch so eine charmante Kästetussie aus Holland. Dafür gebührt ihm Dank!
Merke: wer Mundharmonika spielen kann, ist ein Supertalent. Wer ein bisschen was nachsingen kann, wird Superstar. Und wer schreien kann wie Marco, der ist ein Superbrüller.
Wir leben einfach in einer Superzeit.
Nur Herr Bohlen heißt nicht Superbohlen, aber der kann ja auch 1 und 1 zusammen zählen.

Mittwoch, 12. März 2014

Nuhr mehr Kabarett

Kabarettisten haben es heute nicht einfach. Konnte man früher immer gegen eine politische Seite agieren, so hat die Verwischung der parteipolitischen Ausrichtungen nun dazu beigetragen, dass sich der deutsche Kabarettist nicht mehr aus kennt. Hilflos wirkt das Bekenntnis, dass unsere Kanzlerin gar nicht regiert.Was aber nicht heißt, dass ihre Politik keine Folgen hat, auch wenn es gar nicht ihre ist.
Das Kabarett muss sich nun neu orientieren. Da bleibt die Lebensberatung oder das Moralaposteltum übrig.
Beides kommt recht fad daher. Wenn Dieter Nuhr z.B. den armen Markus Lanz oder den noch ärmeren Uli Hoeneß vor publizistischen Todesstrafen schützen will, so hat diese säuselnde Mär kaum noch einen Überraschungseffekt. Er hat sich längst zuvor bei Twitter entsprechend geoutet. "Die Anstalt" dagegen kommt zu dem Schluss, dass der böse Gerd Schröder seinem Freund Maschmeyer zuliebe die gesetzliche Altersrente gekürzt hat, um die die Vermarktung der Riester-Rente erst zu ermöglichen.
Das mag alles sein, ändert aber nichts daran, dass viele Arbeitnehmer gezwungen sein werden, privat für ihr Alter vorzusorgen. Neu ist auch nicht, dass die SPD zum Machterhalt stets alles tut und damit wesentlich gefährlicher für den sogenannten "kleinen Mann" ist als die CDU. Der Wähler hat das schon lange erkannt und Quittungen ausgestellt, die leider nicht verstanden werden.
Das Kabarett ist also ängst überholt worden und nimmt den Charakter einer Stammtischrunde ein, die das noch einmal wieder käut, was alle schon vorher wussten. Zudem ist man sich in der Beurteilung der Lage auf der Halbinsel Krim und dem Vorgehen Putins recht wenig einig.
Während Dieter Nuhr Verständnis für Putin aufbringt und den Westen verurteilt, vergleicht "Die Anstalt" Putin mit Hitler. Nun ja, Stammtischniveau eben. Wenn man nicht Genaues weiß, dann hält man besser die Klappe. Und wenn man eben nichts ändern kann, dann interessiert es Einen auch irgend wann nicht mehr.
So denkt ja auch der Nichtwähler abseits jeder auch gern thematisierten Frau/Mann-Thematik.