Donnerstag, 10. November 2011

Radfahrer wie wir

Wir befinden in uns in einem Frankfurter Ausflugslokal mit Blick über Frankfurt.
In einem Zelt sind Tische und Bänke aufgebaut. Wir steuern auf einen Tisch, an dem als einzigem Klappstühle stehen. Hier fühlen wir uns sicherer. Wie zur Bestätigung quält sich ein alter Herr an einem alten Ehepaar vorbei, um die Bank neben ihnen zu besetzen. Die Ehefrau
Des Paares steht sofort auf und es beginnt schon gleich ein unausweichlicher Smalltalk über „Dies und Das“. „Es geht den Menschen wie de Leut’“ dröhnt derweil der Ehemann des Paares. Gefeit vor derartigen Parolen und Allgemeinplätzen beobachten wir, wie sich neben uns an einem weiteren Tisch mit Bänken letztere füllen. Hier gesellt sich zu einem älteren Paar ein mittelaltes. Die Stühle neben uns werden sicher leer bleiben. Da die meisten Paare nebeneinander sitzen anstatt sich gegenüber, haben sich die Paare im Blick. Die Frau des etwas jüngeren Paares hat ein unsichtbares, aber großes „F“ für Frankfurt auf der Stirn. Du weißt, von vorne herein, sie wird mit uns nicht reden, denn uns fehlt dieses unsichtbare „F“ auf der Stirn. Sie trägt halblanges blondiertes Haar und lässt vorsichtshalber mal ihre Sonnenbrille auf. Vornehme Zurückhaltung und eine halb seitwärts zum Mann gerichtete Haltung.. Ihr Gatte indes (auch mit dem großen „F“ auf der Stirn) babbelt alles weg, was sich ihm in den Weg setzt. So weiß er einiges zu erzählen über den Aussichtsberg der Frankfurter und hat dennoch Fragen. Das ältere Paar antwortet bereitwillig.
Uns allen ist nun gemein, dass wir warten müssen. Auf einen Kellner, der nach Schweiß riecht und der damit beschäftigt ist, Nachlieferungen einzeln zu bringen. Die Bestellung ging noch einigermaßen schnell, doch eine Dreiviertelstunde später beginnen wir zu ahnen, dass unser Aufenthalt hier länger dauern wird. Der eleganten Dame am Nebentisch wird der Kaffee serviert, da hat ihr Babbler bereits gegessen, vom Kuchen noch keine Spur. Sie ist nun in ein nettes Gespräch verwickelt und hat ihre Sonnebrille abgenommen. Unsere bestellten Suppen treten derweil eine kleine Reise an. Sie werden zunächst im überfüllten Außenbereich angeboten, wo sie zum Glück keiner haben will. Schlussendlich wagt man es, uns im Zelt zu besuchen. Die Suppe ist nun nicht mehr ganz warm, aber immer hin, hungrig müssen wir das Lokal nicht verlassen. Wir schaffen es sogar, unser Geld los zu werden. Am Nachbartisch ist man mittlerweile zum Selfservice übergegangen.
Wenn das alles mal fertig ist, denken wir beim Gehen, dann ist es sicher ganz schön hier.
Schön voll, wie überall in Frankfurt. Auch das Frankfurter Pärchen verlässt das Lokal. Sie sind Fußgänger und keine Radfahrer wie wir (seit 1978 in Frankfurt am Maa).    

Samstag, 5. November 2011

Sport und Spiele

Es gäbe schon einige neue Trendsportarten, über die man berichten könnte. Das aggressive Kinderwagenschiebing etwa, da wird der Kinderwagen dem nächsten Fußgänger in die Hacken geschossen. Aber menschliche Schutzschilde sind nix Neues. Oder das Zugrenning, da haben möglichst viele Teilnehmer und -innen die Aufgabe, trotz zu wenig Zeit noch ihren Zug zu schaffen. Aber es ist langweilig, da die gleichen Regeln wie im Straßenverkehr gelten und man keine Lichthupe hat. "Heirating for money" ist da eher was Handfestes. Man heiratet einfach pro forma und lässt sich die Feier gegen die Übertragungsrechte im Fernsehen bezahlen. Nach kurzer Zeit trennt man sich, weil man zum Beispiel feststellt, dass man gar nicht zusammen wohnt.
Leider ist auch das nichts für mich, meine Hochzeit will niemand sehen. Bleibt mir nur, weiter mit meinem iPad zu spielen. "Verappling"! gefällt mir gut. Da lädt man "kostenlose" Apps für "Umme" herunter und stellt dann fest, dass dann gar nichts mehr kostenlos ist außer vielleicht der Herzschlag von Kandidaten einer Castingshow.

Freitag, 4. November 2011

1993

Die Kämpfe werden anders entscheiden auf dem Schachbrett des Seelenlebens. Nun gibt es da auch so etwas wie Figuren. Ein Bauer mag sich als König fühlen, er wird nie ungestraft wie Einer ziehen können.

Montag, 24. Oktober 2011

Brettsche

Mein iPädsche is e Fettbrettsche. So könnte meine Bilanz nun aussehen. Klar, die aufgeklebte Schutzfolie ist nicht schmutzabweisend und ein paar Luftbläschen hat sie immer noch.
Aber das kann ich meinem iPad2 nicht ankreiden. Mittlerweile funktioniert so einiges.
Auch wenn ich immer noch nicht weiß, wie ich Musik aus der iPod-Anwendung löschen kann und mir beim Versuch, das Cover meiner Musik-CDs zu laden, stets gesagt wird, ich müsse mich erst im iTunes-Store anmelden. Als Apple-User geht man an einer relativ kurzen Leine.
Klar kann man sich viele Apps gratis laden, leider ist dann im App selbst nichts mehr gratis.
Logisch, dass die Zeitungen gegen die Tagesschau-App Sturm laufen. Das ist die einzig mir bis jetzt bekannte kostenlose App, die Sinn macht.
Ein iPad zu nutzen, ist so, wie wenn man versucht, aus einem steifen Brett ein biegsames Tool zu machen. Beweglich ist hier vor allem die Ladestandsanzeige des Akkus, die fast minütlich ein Prozent weniger Akkuleistung anzeigt, vor allem, wenn man per UMTS surft.
Apropos Surfen, viele Alternativen zum installierten Safaribrowser gibt es nicht. Die anderen Browser sind kostenlos fast nur in abgespeckten Versionen zu erhalten. Safari bietet aber einige Besonderheiten. Vor allem kann man auch nach der Abmeldung aus seinem Email-Account problemlos ohne Anmeldung wieder in seinen Account zurück blättern. Auch kennwortgeschützte Seiten tauschen per Back-Taste problemlos wieder auf. Ein schönes Knallbonbon zum Thema Datenschutz auf dem iPad. Auch das Löschen des Verlaufs bringt im Übrigen keine Abhilfe. Der Browser zeigt die Seiten trotzdem an.
Überhaupt wird immer das angezeigt, was man sich zuletzt angesehen hat. Das scheint Apple-Grundprinzip zu sein. Ist meistens praktisch, nicht immer schön.. 
Schön ist aber, dass man sich unter dem entsprechenden Menupunkt bei den Einstellungen alle Email-Accounts abrufen kann, wenn man seinem iPad die Passwörter verrät.
Aber wo bleibt da die Spannung, die man sonst abends hatte, wenn man seine einzelnen Accounts aufrief? Ich weiß ja nun schon alles..
Ich jedenfalls betätige immer öfter die Austaste mit langem Druck. 

Dienstag, 18. Oktober 2011

Wischtechnik

Das Wischen kannte ich bisher nur vom Frühjahrsputz und Wischtechnik beim Auftragen von Farben. Letztere ist schon wieder veraltet.
Gewischt wird aber fleißig auf der Oberfläche des iPad2. Und zwar mit dem Fettfinger über die mittlerweile angebrachte Schutzfolie. Die wirft auch noch etliche Luftblasen, die angeblich spätestens 72 Stunden nach dem Aufbringen der Folie verschwunden sein sollen. Da die Folie nicht so schmutzabweisend ist wie das iPad selbst, ist sie bald so fettig wie ein Butterbrotpapier. Das Fett lässt sich nun gut verreiben, damit es wenigstens in eine Richtung schmiert. Das kann ich aber alles dem guten Steve (Gott habe ihn selig) nicht ankreiden. Immerhin kann ich jetzt täglich meine Zeitung abrufen und habe gelernt, mit dem iPad kleine Filme zu drehen. Sicher sah ich sehr lustig aus, als ich mit dem iPad vor meinem Bauch einen Schwenk vom Balkon unserer Ferienwohnung aus machte, um das ganze Panorama rund herum einzufangen.
Nun muss ich nur noch die Filme auf meinen PC kriegen.
Während all dieser Forschungsarbeit, die ich immer wieder auf der Jagd nach der günstigsten Flatrate für mein iPad unterbreche, erreicht mich eine ungute Nachricht: das iPad3 droht, noch dieses Jahr auf den Markt geworfen zu werden. Ich habe es gewusst, ich bin einfach zu spät dran. 
Und übrigens: eigene Musik konnte man in der Ferienwohnung nur hören, wenn man einen iPod sein eigen nannte, dafür hatte die Musikanlage eine Dockingstation.
Sooft ich den Button "iPod" auf meinem iPad2 antippte, letzteres wollte sich einfach nicht andocken lassen.  

Donnerstag, 29. September 2011

Applelei

Ich gebe es zu, ich lese und bin auch noch Abonnent einer Tageszeitung. Wenn ich ehrlich bin, komme ich am Wochenende kaum zum lesen. Die Ausgabe landet meist im Papierkorb. Dann sind unsere Austräger auf dem flachen Land auch nicht immer willig, einige Male kommt die Zeitung im Monat nicht. Meistens dann, wenn besondere Ereignisse am Vortag waren oder Beilagen die Zeitung aufwerten, dann eben ist sie nicht da. Grund genug über ein Ipad-Abo nachzudenken, dachte ich jedenfalls. (Überhaupt, mir tun die gefällten Bäume leid, ich lese längst nicht alles, was in der Zeitung steht.) Zur elektronischen Zeitung gibt es das Gerät dazu und für läppische 24 Monate Bindung ist es meins. Das Ganze kostet nicht mehr als meine bisherige Zeitung im print. Tolles Geschäft, denke ich. Dabei habe ich mir allerdings nicht überlegt, was ich mit dem iPad (dem iPad2) überhaupt will.
Nun egal, es kommt vom Paketversand und ich bin erst mal enttäuscht. Es ist so klein und hat kaum Knöpfe, geschweige denn Tasten. Dafür soll ich 199,- € Aufpreis zahlen? Ich habe mich dafür entschieden, die Zeitung oder was davon übrig bleibt, überall lesen zu wollen, dafür benötige ich die Variante mit dem Microsim-Steckplatz.
Freilich habe ich noch keine Microsimkarte. Wohlmeinende Phoneshopverkäufer meinen mit einem guten Netz koste die Internetflat dazu im Monat 14,99 €.
Spätestens jetzt denke ich, weg damit, zu teuer. Aber das Teil sieht ganz gut aus, liegt gut in der Hand. Man sieht zwar aus wie ein etwas dümmlicher Kellner, der einen kleinen Seniorenteller auf dem Brett servieren will und meine Frau beeindrucke ich damit garnicht,
aber mein kleiner innerer Teufel sagt, nimm’ es, es fühlt sich gut an und Du kannst damit Musik hören und Fotos machen, vorn und hinten. Wäre vielleicht was für einsame Abende in einer drögen Ferienwohnung?
Ich schließe das Ding an mein Notebook an, trotz WLAN habe ich keinen Empfang zuhause. Keine Chance, die mir großzügig gewährten Gratisausgaben meiner Zeitung im App-Store abzurufen. Gefühlte 100-mal verrate ich meinem automatisch nach einem Netz suchenden Ipad meine Zugangsdaten zu meinem WLAN-Router. Es tut sich: nichts. Naja, ich habe auch anderes zu tun. Ich muss Itunes installieren, um einen Zugang zum App-Store zu bekommen. Was hat man dem guten Bill Gates alles an monopolistischen Absichten vorgeworfen. Das ist alles ein Kinderschiss gegen das heilige Appletum. Immerhin, nachdem ich eine Apple-ID vorzuweisen habe, beginnt mein iPad sich mit dem Notebook musikalisch zu synchronisieren.
Mit welchem Verzeichnis, das weiß ich nicht. Meine Musik liegt auf einem externen Laufwerk. Das interessiert Apple Itunes nicht. Erstaunlich, was auf meinem Laufwerk C: noch alles für Musik ist. Die landet nun komplett auf meinem iPad. Längst verloren geglaubt Schätze tauchen so wieder auf. Mein Versuch den Bestand auf dem iPad wieder zu minimieren, scheitert. Der Windowsdateimanager zeigt nur meinen Namen in Verbindung mit der Bezeichnung “Ipad“, was auf diesem Laufwerk für Dateien Liegen, verrät er mir dank Apple nicht. Ich kann aber Musik auch auf dem Ipad nicht löschen. Und LP-Cover lassen sich nicht laden, weil ich mangels Verbindung ja nicht im App-Store angemeldet bin. Vermutlich kostet das auch was. Vorsicht! 
Immerhin, die Musi spielt nun. Dennoch erklärt meine Frau das Projekt für gescheitert. Aber so leicht gebe ich nicht auf. Das Problem mit dem WLAN löst sich nach tagelanger Korrespondenz mit dem Hersteller meines WLAN-Routers. Ich muss ein neues Netzwerk anlegen, das erkennt mein Ipad dann. Leider mein Notebook nicht, auch dem muss ich die geänderte Verbindung mitteilen. Nun rufe ich erstmals nach etlichen Fehlversuchen bei der Anmeldung im App-Store die erste Ausgabe meiner Zeitung auf. Ich speichere sie in meiner Bibliothek ab. Also morgens erst mal Ipad an und Zeitung laden und nicht zum Briefkasten gehen. Dann kann ich sie tagsüber offline lesen. Und stelle fest, sie ist nicht komplett. Es fehlt der Anzeigenmarkt und Regionales ist kaum vorhanden. Schön wäre es gewesen, das vorher gewusst zu haben. Manchmal verzweifele ich noch am Drücken und Wischen über das Display. Manchmal geht was auf, manchmal nicht. Die Oberfläche des iPad sieht aus wie eine fettige Mondlandschaft. Unästhetisch und nun komme ich darauf. Das Gerät ist was zum Ansehen, nicht zum Nutzen. Folgerichtig begebe ich mich in die Kathedrale des Applestores, um mir das Zubehör anzusehen, nicht um es zu kaufen. Ich werde meinen Ipad2 mit einer Schutzfolio ausstatten und ihn schön verpacken, damit ihm nichts passiert. Das mobile Internet? Habe ich nie gebraucht, ich habe ja zwei Apple-Aufkleber, die waren ja im Lieferumfang des iPad2 mit drin. Klebe ich auf mein altes Auto.
Danke, Steve Jobs!

Montag, 19. September 2011

2002 - III (Le Fin)

Früher war der Bahnhof eine Heimat. Hier trafen sich alle, um irgendwo hinzufahren oder anzukommen. Eine große Gemeinschaft der Reisenden, die sich ständig veränderte, wie das Leben. All das konnte ich genießen, mir einbilden, stets mit jedem oder jeder ein Gespräch haben zu können, wenn ich nur wollte. Die Landschaft zog vorbei, die Orte sind wie eine Kette vertrauter Namen, die nur eins im Sinn haben: mich nach hause zu bringen und zu begleiten.
Heute fährst Du selber, eingesperrt in den eigenen Blechkasten und keiner hindert Deine Mitmenschen daran, kein Blick ins Gesicht oder sonst etwas, Dich zu schneiden oder zu drängeln. Die Geschwindigkeit, mit der alle hintereinander her fahren, scheinbar geschützt durch Kopf- und Seitenairbags, Aufprallschutz, ABS und Antriebsschlupfregelung, ist nicht natürlich. Etwas für Spieler, die die Regeln des Spiels immer neu setzen, sich manchmal dabei überschätzen.
Wer lenkt Dich? Da fehlt ein Gespräch, ein Augenblick. Du redest mit der Strasse, mit dem Gaspedal, der Bremse, der Kupplung und der Gangschaltung. Aber sie reden nicht mit Dir. Sie gehorchen und Du herrschst, sie sind nur so gut wie Du. Da ist kein Dialog. Das Draußen gleitet namenlos vorbei, der Blick bleibt starr.
Sage mir: Auf Wiedersehen!
Der Bahnhof bleibt meine Kathedrale, ich war schon lange nicht mehr im Gottesdienst. Mit den Füßen werde ich Dich betreten und andächtig Deine Pläne studieren, einen Zug nehmen und vielleicht zu Dir zurück kommen.