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Sonntag, 15. Juli 2012

2003 - XI


Eine Welt

Diese Welt ist einfach. Sie besteht aus kleinen Steinen, Sand genannt. Es gibt auch Luft zum Atmen und Wasser zum Trinken. Mein Weg ist Teil einer Karawane. Ich bin nirgendwo, weil es mir gefällt. Erreiche das Ziel früher oder später, bin nicht zielstrebig aber unerschütterlich, störrisch und reagiere auf Antrieb bissig.
Wenige trockene Halme und Blätter genügen, beiläufig suche ich danach. Nicht immer nehme ich das gebotene Wasser an. Denn ich kann es mir leisten, zeitweise Verzicht zu üben. Ich vergeude keine Kraft mit überflüssigen Bewegungen und trage meinen Kopf einmütig immer oben. Manche glauben, ich sei arrogant, dabei bin ich phlegmatisch. Arroganz wäre mir zu anstrengend. Gewiss, es gibt brüllende Löwen und turnende Affen, flinke Fische und segelnde Vögel. Ablenkungen der Natur, die versucht, eine Vielfältigkeit vorzutäuschen. Wie ein lärmender Handwerker, der sein Geschäft anpreist und ständig neue Waren am Lager hat.
Darauf falle ich nicht hinein. Mein Ziel ist die Oase, an deren Rändern ich mich aufhalte.
Ich kann vieles zugleich, kauen und laufen oder einfach nur dösen. Als Bildnis eines Kamels bin ich sehr wertvoll für die Söhne der Wüste.

Mittwoch, 27. Juni 2012

2002 - XIII

Die Tür

Die Türen hatte er alle aufgestoßen. Stets war die Leere gewachsen, wenn er irgendwo hindurch gegangen war.
Die Dunkelheit beschien ihn unerträglich, fast keine Sekunde sah er irgendetwas im nirgendwo.
Die Fassaden der Mimik und Gestik intonierten unaufhörlich neue Worte, die er nicht hörte.
Irgendwann erreichte er die Ebene. Das ewige Licht leuchtete hier und gab allem eine Kontur.
Eine Ahnung von Wahrheit leuchtete hier und wehte ihm zu. Merkwürdig wie er gehen konnte, obwohl alles so weich war. Er fühlte Wärme, obwohl die Gegend eiskalt schien.
Allein und nicht einsam nahm er Geborgenheit in der Härte der Strahlung an, so war es.
Die Protagonisten des Lichtes mögen vergangen sein, das Licht ist.

Freitag, 1. Juni 2012

2001 - XV

Veda

Erzähle eine Geschichte,
von Billionen Milliarden Atomen,
dem roten Hämoglobin,
den fernen umstürmten Monden
und glitzerndem Rubin.
Erzähle eine Geschichte
Von Sehnsüchten, Gefühl und Lieben,
dem ewigen ideellen Spiel,
den fein ummantelten Trieben
und zitterndem Federkiel.
Erzähle eine Geschichte
vom Chaos gewaltiger Energien,
den Sternen im Bild des Stier,
den Körpern und Aromen
und vom fabelhaften Tier.

Samstag, 12. Mai 2012

2000 - XX

"Ich schreibe im Dunkeln"

Was trieb, war unheimlich klein, doch die Kraft ließ nicht nach. Viel stärkere Antriebe hatten versagt. Zu groß geraten, wurden die so bewegten Objekte von Meteoriten getroffen. Schwerlich zu identifizieren als Ziel, so lautete die Formel die Formel des Erfolgs. Er würde unendlich treiben, um irgendwann etwas Leben zu finden. Die Sonne schien ohne Wirkung, das kleine Feuer in der Holzhütte fühlte sich ungleich wärmer an. Den Schatz der Zeit genoß er draußen vor der Tür beim Blick auf den zugefrorenen See und die tief verschneite Landschaft. Im Nerz gehüllt, warf er einen Blick durch die Scheibe, auf dem Tisch lag ein Buch über die Raumfahrer, die Kosmonauten. Er las darin und dachte an den taumelnd die Sonne umkreisenden Planeten, der manchmal der seine zu sein schien. Ein riesiges Raumschiff ohne eigenen Antrieb, nur von der Gewalt der Anziehungskräfte an- und abgestoßen, ohnmächtig die Bahn zu verlassen, deren Einhaltung seinen Bestand garantierte. Es war überflüssig, seinen Lauf durch einen Kommandanten überwachen zu lassen.. Die Naturgewalten bestimmten es und regelten auch den kurzen Sommer und den langen Winter, die Kälte des Sees, das Summen der Mücken über launigen Mooren, all das waren Zeichen. Die Größe des Landes, des Eismeers und der Milliarden Schicksale, alles nahm Platz auf einem Staubkorn des Kosmos. Die Größe des Weltalls in der es nichts zu entdecken gab außer der eigenen Bedeutungslosigkeit. Sie gab ihm die Kraft hier zu sitzen, sein Heim als gemütlichen Platz zu entdecken, sich an den Spielen des Lichts zu erfreuen und manchmal einen Wodka nach dem anderen zu trinken, wenn das Essen gut, die Freunde da und die Liebe seltener zu Gast waren. Sie sagten, er schreibe im Dunkeln, weil er was auf das Papier kritzelte und meistens vergaß, was er einen Moment lang gedacht hatte, wenn er das nicht tat. Wenn das Eis aufbricht, ginge er wieder zum Fischen.
Seine Zettel verwelkten wie abgefallene Blüten, doch er würde neue beschreiben, sobald er in der Stadt etwas Papier kaufen könnte. Sein Haar schien grau und er dachte immer noch wie ein Kind, wenn es um die Freunde ging. Er strahlte, wenn sie kamen und vergaß sie, sobald die Tür hinter ihnen ins Schloß gefallen war. Pjotr, der Kosmonaut, umkreiste die Welt in seiner Kapsel wie einst Juri Gagarin, allein. Längst hatte er den Kontakt zum Boden verloren und würde ihn nicht mehr finden. Der Staat hatte aufgehört zu sein, was er einst vorgab: ein Brotgeber. Zahlungen gab es schon lange keine mehr. Pjotr handelte, tauschte Naturalien. Aus dem bediensteten Forstaufseher war ein selbständiger Verwalter geworden, der einfach die Arbeit seines Vorgängers auf eigene Rechnung übernommen hatte. Er versorgte seine Freunde mit Fleisch und Fisch und bekam dafür alles, was er brauchte: Tabak, Wodka und ein paar Lebensmittel. Natürlich auch Berichte über den Kosmos, den er zu einem ganz kleinen Teil überblickte. Gewiß, für Frauen war seine neu gewonnene Freiheit nicht viel wert, aber er genoß sie zunehmend. Wenn er morgens aus den warmen Fellen aufstehen mußte, wartete er genüßlich, bis ihn ein Anfall von Kraft dazu bringen würde, endlich aufzusitzen und dann ein Feuer zu entzünden, um die kleine Stube zu erwärmen. Eines Tages würde er nicht mehr aufstehen, das wußte er, aber bis dahin würde er jeden Moment einzeln auskosten. Das Glas zögerlich austrinken und immer wieder absetzen, wohlwissend das der letzte Schluck irgendwann getrunken werden muß.
Ein Kosmonaut kennt nicht den ganzen Kosmos, aber er ist dennoch Kosmonaut. Seine Reisen sind lang und doch in kosmischen Maßstäben unbedeutend. Die Erfahrung, die er dabei sammelt, ist riesig. Soeben blinzelt die Sonne durch die matten Scheiben seiner Datscha und Mütterchen Rußland tanzt mit Väterchen Frost. Spasiba!

Donnerstag, 3. Mai 2012

2000 - XIII

Paradise lost

Gehet hin und machet Euch die Erde langweilig, so sprach der Herr.
Aber wie? fragten ihn nicht nur seine Jünger.
Nun, seid nicht so wie Ihr empfindet, sondern seid was Ihr scheint.
Zeigt nicht das wahre Antlitz Eurer Seele, verschleiert Euch mit Argumenten.
Wartet ab, wer den ersten Stein wirft, tut es nicht selbst.
Überlasst dem Zufall die Veränderungen und fügt Euch in das, was Ihr Schicksal nennt.
Springt nicht in kaltes Wasser und riskiert nichts.
So zogen sie vorsichtig aus und machten sich die Erde und alle anderen Lebewesen untertan.
Sie verbrachten viel Zeit damit, sich gegenseitig umzubringen, zu zerstören und wieder aufzubauen.
Am Ende war die Erde kultiviert und das System des Herrn kollabierte unter der einseitigen Gestaltung der Umwelt.
Die Jünger waren abgelenkt mit ihren Geschäften und hatten den Herrn vergessen.
Der Herr indes schöpfte längst woanders etwas Neues, denn die Ergebnisse seiner älteren Werke wartete er nie ab, er wusste um deren Kurzweiligkeit.

Sonntag, 29. April 2012

2000 - IX

ES

Es tut mit leid, ich habe das nicht gewollt, sagte Gott und zog sich in den Schmollwinkel seines Daseins zurück.
Gerade war die Schöpfung zu Ende gegangen.
Es kann passieren, war seine Meinung.
Es war einmal, er kannte es nicht.
Wer oder was war dieses kleine große "Es", das ihn überall umgab.
Es schwärmte über seinem Kopf aus, es war aktiv und doch da.
Er weiß es, es ist vorgekommen, erschließt sich seiner Betrachtung, schmeckt gut.
Es könnte sein, Du fasst es nicht, es macht sich.

Donnerstag, 26. April 2012

2000 - VI

Entdecke die Möglichkeiten ..

Er hat auch schon länger Probleme mit der Erektion und jetzt eine Vakuumpumpe bekommen.
Gibt es noch andere Möglichkeiten, denn mit der Pumpe funktioniert es nicht so richtig?
Pioneer 10 wird nach Schätzungen der Wissenschaftler wahrscheinlich seinen Heimatplaneten Erde überleben.
Dunkle, sonnengebräunte Holzhäuser erheben sich auf soliden weissen Steinfundamenten
und wechseln sich mit vereinzelten, weissgetünchten Steinbauten ab.
Ein gepflasterter Weg führt durch das Dörflein zur Kapelle und dem schönen,
mit Steinplatten gedeckten Brunnen, welcher leicht erhöht am Dorfweg steht.
Wenn sich die Sonne in fünf Milliarden Jahren zum Roten Riesen aufbläht und kochende Ozeane
das Ende der Erde anzeigen, dann dürfte der bislang erfolgreichste Raumfahrtpionier
immer noch die Gefilde unserer Milchstraße durchpflügen.
Es scheint, als wäre die Zeit stehengeblieben.

(Entnommen aus:
Frankfurter Neue Presse vom 31.März und 1. April 2000 und
Die Lupe, Das Magazin für den Briefmarkenfreund, Ausgabe März 2000)

Samstag, 21. April 2012

Früher

Ich bin ein sehr altmodischer Mensch. Ich telefoniere nicht mit meinem Handy, wenn ich Auto fahre. Ich schaue erst, bevor ich gehe. Wenn ich Emails schreibe, möchte ich, dass man mir antwortet. Wenn ich zu jemandem freundlich bin, erwarte ich das gleiche von ihm. Wenn ich was für die Allgemeinheit tue, soll sie es mir gefälligst danken.
Ich mache mir sogar Gedanken über meine Rechtschreibung. Ich finde die Kleinschreibung fürchterlich und ich schreibe Du immer noch groß.
Ich weiß, das ist alles voll übel und mir ist nicht zu helfen. Aber wie soll ein Mensch werden, wenn er ohne iPad, iPhone, Handys überhaupt, Fernsehen rund um die Uhr,
ja sogar ohne Computer und Taschenrechner, ohne Kopfstützen und Sicherheitsgurte im Auto und ohne Digitaluhr groß geworden ist? Ohne Küchentücher und Spülmaschinen gar und ohne Tiefkühlkost und Pizza, Burger und Pommes?
Dabei steckt das alles in uns drin. Kleine Chips werden die Zukunft sein, sagte mir mein väterlicher Freund schon in den Siebzigern, ein Diplomingenieur mit Rechenschieber.
Der die Krümel mit dem Löffel aus der Kekstüte gegessen hat. Weil er nichts umkommen lassen wollte, obwohl er in zwei Kriegen Soldat war.  
Das Leben ist eben einfach wunderbar. Wenn es früher das alles gegeben hätte, dann wäre früher jetzt gewesen. Die Leute hätten ihre Telefonate vom Fahrrad aus erledigt und alles weg geschmissen, was zu reparieren gewesen wäre, sie hätten Hitler vergessen und sich stattdessen zu Flashmobs verabredet. Langeweile am Sonntag und ein Sendebild am Tag im Fernsehen hätte es dann nicht gegeben. Aber was wäre aus mir geworden? Vermutlich hätte es mich nicht gegeben und ich müsste mich nicht jetzt erst verlieren.  

Freitag, 30. März 2012

1999 - XI

Deadly Unliving Show

Fakten, Fakten, Fakten, brüllte der Dicke, hieb mit der Faust auf den Tisch
und stierte ausdrucksvoll. Er war im falschen Film, nicht seine Redaktionssitzung lief hier ab,
Tatsache ist, dass Sie mit Ihren Gästen keine Zuschauer ansprechen.
Die Quoten sinken und das heißt: ganz schnell muß ein neues Konzept her.
Vielleicht ohne Sie ? Sie haben noch eine Chance ! Welche ?
Der Moderator grübelte, als wachte er aus einem bösen Traum auf.
Da war etwas, er mußte es einladen. Etwas, das es garnicht gibt, die Attraktion.
Keine anderer Sender hätte da eine Chance. Einladendes Es fesselt uns,
so sah er die Schlagzeilen, eine nach der anderen an sich vorbei laufen.
Moderator bietet dem Tod brillant die Stirn. Unmenschlich gut, schreiben Sie das.
Raus aus diesem Gefasel, ja dann will ich mal, an die Arbeit, Sie verstehen ?
Allgemeines Grinsen folgte im versteckt auf den Flur des endlosen Korridors,
trieb ihn in das kleine Aufnahmestudio.
Große Bühne, Vorhang auf !
Gelungen, ein selbstzufriedener Moderator tritt auf, lächelt und begrüsst das Publikum.
"Heute habe ich die Ehre, Ihnen einen ganz besonderen Talkgast vorzustellen.
Es ist etwas ganz persönlich anwesend, sozusagen das Ende am Anfang und das Beste ist,
es ist völlig inkognito. Stimme und Name sind tot. "
"Sehen Sie doch nur in den Spiegel, ich bin bei Ihnen !"
So bildeten sich Worte wie eine schweigsame Wolke und mündeten in ein Mikrofon zwecks Verdeutlichung.
"Nun, meine Damen und Herren, wir wissen schon, es zielt auf den Schwachpunkt unseres Lebens ab, das unvermeidbare Ende als Fanal unserer Körperlichkeit.
Selbst die größten Kulturleistungen der Menschheit verstummen am Ende.
Es zielt sicher auf das mit dem "Ackermann aus Böhmen" geführte Gespräch ab. Johannes von Tepl schrieb davon."
In den Raum gewandt sprach der Moderator es direkt an: "Sie führen die Schlechtigkeit und Nichtigkeit des menschlichen Seins an und setzen die menschliche Körperlichkeit mit einem Kotfass gleich.
Ihr Streit ging immerhin nur unentschieden aus, da Gott dem Mensch als Kläger die Ehre gab, ohne ihre Funktion auszusetzen.
Wäre es nicht an der Zeit, angesichts der sich verschiebenden Grenzen zwischen göttlicher Natur
und menschlicher Technik, den Dialog mit einem neuen Ergebnis wieder aufzunehmen ?"
Der Moderator lehnt sich nun souverän zurück im Angesicht seiner hohen Gedanken. Es aber sprach zu ihm: "So höre, wem Gehör gegeben: Gott bekennt sich zum Tod. Ihre Fragen danach sind ohne Sinn für Ihre Existenz.
Fragen bedeuten Suche nach Erkenntnis. Wollen Sie gottgleich erkennen ?"
Der Moderator räuspert sich und unterbricht: "Ein Kotfass kann sicher keine Erkenntnis gewinnen, ist es das, was Sie uns sagen wollen ?"
Es drängte, Energiewolken produzierend an die Öffentlkichkeit: "Sie fertigen Bilder an, die mit Erkenntnis nicht im Zusammenhang stehen.
Das materielle Erscheinungsbild schafft Grenzen, die Ihnen Bilder vermitteln.
Sie sehen, was Ihnen vorgesehen ist zu sehen und manchmal noch nicht einmal das.
Ihre Bestimmung können Sie nicht verleugnen. Sie stellen Fragen und werden vor den Ergebnissen geschützt."
Zum Publikum gewandt fragt der Moderator zwischen: "Wie erklärt es sich dann, dass der Mensch als einziges Lebewesen über ein bewusstes Denken und Handeln verfügt, dass ihm, wenn auch begrenzte, Erkenntnis verschafft ?
Wozu hat die Schöpfung uns so verschwenderisch ausgestattet ?"
"Sie brauchen Bilder um zu verstehen. Nehmen Sie ein Lebewesen wie einen Vogel, seine komplizierten Lebensvorgänge sind wie die Ihren auch vollkommen einprogrammiert in die unbewussten Bereiche seines Daseins.
Stellen Sie sich vor, der Vogel versucht bewusst, seine Flügelbewegungen zu steuern, er wird abstürzen.
Sie selbst schaffen es nicht, ihre inneren Abläufe zu ignorieren.
Ihre Welt funktioniert weitgehend ohne Sie und besteht auch ohne ihre Existenz.
Im kosmischen Sinn zeichnen sich Wesen mit "Bewusstsein" eher dadurch aus, dass sie schnell Materie, die sie umgibt, verändern.
Sie haben da so einen schönen Begriff: "Freie Radikale".
Da die Materie ohnehin nichts Bleibendes ist, wie manche von Ihnen glauben, richten Sie im Grunde keinen Schaden an.
Meine Funktion ist Ihrem Leben immanent.
In Ihrer Begrifflichkeit bin ich der "Tod",
Sie könnten mich auch Dateimanager nennen und mir einen Icon verpassen."
"Ein Skelett wäre da das passende Symbol ?" fragt ein nachdenklicher Moderator."
Ein tanzender Derwisch saugt sich mitten in der Bühne ein: "Sehen Sie nur Ihre Bilder an:
Ihr Skelett trägt den Körper, geradezu ein Symbol des Lebens, der Schädel schützt Ihr Gehirn, auf dass Sie so stolz sind.
Ein Wunderwerk, auf dass die Schöpfung kaum stolz ist.
Um nicht zu hart zu erscheinen, manches Mal stelle ich mir wie Sie die Sinnfrage, wie kann ich ohne Ihr Leben sein ?"
Der Moderator protestiert: "Sie jagen uns mit unseren eigenen Erkenntnissen ins Boxhorn, was sind Ihre originären Gedanken ?"
"Individualismus ist das Ergebnis Ihrer Relationen zur übrigen Materie. Ihr Geist scheint nicht materiell, ist dennoch das Ergebnis Ihrer körperlichen Energie.
Energie, die sich in Ihnen bricht und dennoch vervielfältigt.
Sinn Ihrer Form ist es sicher Erfahrungen zu sammeln. Egal welcher Art und wie elementar." "Vielen Dank für Ihre Ausführungen!" Der Moderator kratzt sich gelangweilt am Kopf. "Der Mensch ist Ihnen zufolge ein Teil des ewigen Lebens. Sie existieren also wirklich nicht ?"
"Es ist ein Grundthema des Bewusstseins, die Endlichkeit zu empfinden und nach der Überwindung dieser zu streben.
Dieses Streben ergibt den Sinn. Somit ist meine in Ihrem Körper integriertes Ableben sinnvoll.
Sie sollten ein wenig dankbar sein. "
"Ja, es heisst ja wohl, der Tod, das muss ein Wiener sein,
in diesem Fall ist er ein Schlawiner und setzt sich den Heiligenschein auf."
Es tönte: "Ich kann aber ooch sächseln !"
"Hervorragend, das erleichtert den Abschied. Das Ende ist also nicht real, ist es Ihr Bild ?"
"Sehen Sie es, wie Sie wollen, das ist nicht meine Sendung, aber sie ist zu Ende."
Ein überraschter Moderator: "Nicht wirklich ?"
Der Aufnahmeleiter nickt, der Abspann läuft.

Samstag, 3. März 2012

1980 - XLIX

Errare humanum est - let's go west

Automatisieren wir unsere orgiastischen Bemühungen,
möglichst viel des kostbaren Geldgutes zu subsumieren,
stabilisieren wir uns, indem wir statt
mit unmoralischer Gewalt, uns dialogisierend, einzelne Monologe infiltrieren.
Substitute - me for him, unser Video läuft aus in den Alltag,
läßt sich nicht konsumieren, sondern konsumiert, deformiert,
und degeneriert unsere Phantasie zu einer Second-Hand-Erscheinung,
bereits mutiert, erblickt der Gedanke das Abblendlicht der Existenz,
die sich als Lichthupe entpuppt und nach einer kräftigen Tastatur verlangt.
Tja, Freunde, wir alle hängen fest im Netz der Kreuzspinne
und bald wird das letzte bißchen unseres Inhalts ausgelutscht sein.
Der Nihilismus greift greift um sich, er expandiert
mit dem Bruttosozialprodukt, spasmiert sich in Optimismen.
Positivistisch birnengleich entsteht der Konsens in diesem unseren Raumzeitkontinuum,
welches nur durch das schwarze Loch zu beenden ist, doch dafür addiert sich nicht die ausreichende Materialmaterie.
Eine kleine Eruktation kulminiert die Historie des Homo Sapiens.

Dienstag, 28. Februar 2012

1980 - XLV

Kalender

Versuch, die geometrischen Figuren zu ordnen,
die willkürlich in unseren Gedanken als Facetten erscheinen,
durch die die Welt sich bricht, die, hier,
in naiver Weise klar erscheint,
was nichts an der Geborgenheit des Traums ändert,
der die Vergänglichkeit symbolisiert und schützt,
die uns zu erdrücken scheint.

Betrachtet im Spiegel
oder durch die Linse des Photoapparates
manifestieren statische Momente
das Bedürfnis nach Zufriedenheit und geben uns Zeit,
zu erkennen
und danach einzutauchen in die Veränderung der Welt,
die wir auch im nächsten Jahr nicht schaffen werden.

Freitag, 24. Februar 2012

1980 - XLII

Wo bleibt die Erkenntnis ?

Die Existenz des Lebens zu beweisen, das ist eine Aufgabe, die mir müßig scheint.
Das Leben beweist sich durch sich selbst, wir suchen ein für uns gültiges Bild davon.
Als Menschen schließen wir dabei alle Empfindungen anderer Lebewesen aus.
Unsere Auffassung der Dinge wird bestimmt von der Fähigkeit unserer Sinne, etwas aufzunehmen und von der unterschiedlichen Persönlichkeit,
die uns eine Subjektivität gibt, die mal als Objektivität, mal als Individualismus verstanden wird.
Zwar ist der Mensch als Einzelwesen einmalig und unterscheidet sich daher von all seinen Mitmenschen, doch bin ich der festen Überzeugung, daß auch er eine Variante eines immer gleichen Spiels ist und das es eine Einheit gibt, die sich aus der Unendlichkeit der Möglichkeiten ergibt, die gleichsam doch eine Begrenzung darstellt.
Der Mensch als Vielheit einer größeren Einheit, das ist die Aufhebung von Gegensätzen, die dennoch bestehen bleiben.

Trotz der vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten menschlichen Lebens zwingen uns objektive biologische Notwendigkeiten wie das Atmen, Essen, Trinken, Schlafen und letztlich Sterben in eine Art der Lebenserhaltung und Fortpflanzung, die uns wiederum zwingt, uns nicht nur gleich zu verhalten, sondern auch darüber hinaus einen gemeinsamen menschlichen Konsens zu schaffen, der um so wichtiger ist, je mehr Individuen existieren.
Gerade daran scheitern wir allerdings: der Konsens, der sich bei den Tieren und Pflanzen zu perfekten Ökosystemen ausgebildet hat, will uns trotz überlegener geistiger Fähigkeiten nicht gelingen. Uns fehlt der perfekte Plan der Pflanzen und der Instinkt der Tiere.
Wie stelle ich mir einen Vogel vor, der "bewußt" zu fliegen versucht ?
Der Ersatz der übergeordneten natürlichen Steuerungsmittel durch den selbständigen Verstand mißlingt und das beweist, daß unser Individualismus den Untergang bedeutet und gleichzeitig, daß unsere Erkenntnis, selbst wenn sie zutrifft, ohnmächtig ist und bestenfalls als Vorstufe zum Tod und letzten Endes damit zur Einheit gesehen werden muß.
Mit Erkenntnis ist damit im weitesten Sinn Vernunft gemeint als Fähigkeit, Dinge zu beurteilen und innerhalb eines Gedanken- und Wertsystems in Beziehung zueinander zu setzen, einen eigenen Standpunkt zu finden.

Freilich ist es möglich, die Erkenntnisse zu akkumulieren und immer weiter zu ergänzen, sodaß eine höhere menschliche Objektivität erzielt wird, d. h. Erkenntnisse werden nachvollziehbarer.
Die Wissenschaft, im Gegensatz zum vorgegebenen Bauplan der Natur resp. Schöpfung, kann sich nie aus ihrem menschlichen Rahmen lösen, d.h. eine objektive Realität ist nicht herstellbar.
Damit ergibt sich die Frage: wozu also die Mühe, etwas erkennen zu wollen ?
Gerade der menschliche Rahmen gibt uns die Möglichkeit, irgendwo aufzubauen, hätten wir ihn nicht, so gäbe es nichts zu erkennen.
Die Begrenzung unserer Sinne heißt das Leben und die Erfahrung.
Der Mensch ist Ausdruck des Wunsches nach Unterscheidung und scheinbarer Trennung, obwohl er immer Teil des Mikro- und Makrokosmos bleibt.
Er besteht in ihm und aus ihm.
Und obwohl wir begrenzt sind, werden wir unsere Grenzen nie erkennen.
Weder die Weite des Universums, noch die kleinsten Teilchen werden wir sehen.
Nur in uns selbst finden wir philosophische Wahrheit: das Prinzip der scheinbaren Gegensätze. Nichts ist von Bestand und doch besteht es.
Auch die letzte Begrenzung unseres Daseins können wir als endlich und zugleich unendlich begreifen.
Wie können wir sterben, wenn wir eigentlich gar nicht leben ?

Montag, 20. Februar 2012

1980 - XXXIX

Bilanz

Den Nebel beiseite wischend, erscheinen die Sterne als
Punkte des Universums so leuchtend klar, wie die Augen es können, wenn sie fixiert betrachten.
Jede Bewegung bedeutet Verwischung und muß daher zum Stillstand gebracht werden, sonst wäre sie keine.
Den Status Quo der Nichtbewegung erreicht jeder Energiefluß nach gewisser Dauer.
Mag sein, daß alles einem übergeordneten Prozeß dient, die Bewegung selbst scheint nur den Selbstzweck zu kennen.
Das Denken als Reflektion der Aktion ist sekundär für den Ablauf, es sei denn, den Einzelaktionen wohnt ein übergeordneter Gedanke inne, den wir nicht kennen,
und unser eigenes Denken wirkt als Überordnung für zahllose Kleinwelten.
Wir, ob Herren oder Diener, trinken unser Glas aus, mal schnell, mal langsam,
und welche Form der Wesenheit wir danach erreichen, weiß keiner von uns.
Als Ebene des Lebens verlassen wir den Körper, der quasi abgeschaltet wird und den Positivzustand verändert.
Gibt es einen gigantischen Ausgleich zwischen Sein und Nichtsein ? Nichtsein als modifizierter Zustand des Seins ? Göttliche Fragen, über die zu denken unsinnig scheint und doch stecken wir mitten drin.
Die Suche nach Zufriedenheit, die in unserem Zustand nie erreicht wird, weist sie nicht hin auf das Ende ?
Der Weg ist das Leben, aber ohne Leben gäbe es den Weg nicht.
Eine Einheit des Ganzen läßt sich erahnen.
Über den Namen dafür streiten wir noch immer.

Sonntag, 19. Februar 2012

1980 - XXXVIII

Heuchelbach

Es klappert die Mühle am Heuchelbach, sie wird es immer tun,
denn die Heuchelei ist nichts weiter als eine gigantische Vergewaltigung der Idee. Forscht man einmal nach, so stellt sich heraus, das jeder religiöse Mensch,
und religiös ist hier als Charaktereigenschaft gemeint,
gut ist, weil er dem Leben einen Sinn abgewonnen hat
und ihm somit positiv gegenüber steht.

Nun gibt es einige, die meinen, das Kind müsse einen Namen bekommen.
Also die Tatsache, daß ihre innere Überzeugung ihnen beim Leben hilft,
die soll nun verbreitet werden.
Das Ganze geschieht natürlich nicht aus völlig altruistischen Motiven.
Ein Kind, das schwimmen gelernt hat, prahlt auch gern bei seinen Altersgenossen, die nicht schwimmen können.
Der Unterschied ist nur, daß nun der Glaube an die eigene Überlegenheit den Namen Gott, Gottes Sohn und Heiliger Geist (was immer das sein mag) trägt
und die Ungläubigen (wahrscheinlich vor Staunen) mit einiger Nachhilfe
(früher mit primitiver, aber wirkungsvoller, Gewalt, heute durch Agitation) zu Ihrem Glück gezwungen werden sollen.

Wie wird aus einer an sich guten Kraft eine schlechte ?
Ganz einfach: der Zweck heiligt die Mittel.
Mit diesem Satz läßt sich alles rechtfertigen, sofern der Zweck, der christliche Moralkomplex, erst einmal selbst geheiligt ist.
Das besorgt die Kirche, die Neigung, sich im Zweifelsfall nicht auf sich selbst zu verlassen,
sondern imaginäre Stützen zu suchen, treibt ihr immer wieder seltsame Schafe zu.

Ein eigenes, urmenschliches, Gewächs ist da entstanden, das nichts mehr mit Urahnungen und Gotteserfahrungen zu tun hat.
Wie einem Krebsgeschwür wohnt allen menschlichen Institutionen inne, daß sie Eigenleben entwickeln.,
wachsen ohne Sinn und schließlich ihre Grundlagen vernichten.
Wenn Gott wirklich überall ist, dann ist er in Jedem, wozu also noch Kirchen bauen ?
Wie soll eine Kraft übertragen werden, die Andere nicht spüren ?
Eine reine Machtfrage entscheidet, was die Kinder glauben dürfen, was nicht.
Falsche Religiosität wird an den Tag gelegt, menschliche Beziehungen zerstört, bevor sie angefangen haben.
Haß gegen Juden, Araber, ist das Gott ?
Was ist mit Allah ? Dem Nirwana ?
Der Teufel trägt das Kruzifix des Gottgötzen
und der Geist wendet sich mit Grausen.

Samstag, 18. Februar 2012

1980 - XXXVII

Spiel

Lieber Gott, fragst Du Dich manchmal,
warum die Starken nicht immer gut,
die Schwachen nicht immer schlecht,
die Reichen nicht immer stark
und die Armen nicht immer schwach sind ?
Wie hälst Du den Zufall aus,
der in Deiner kunterbunt zusammen gewürfelten Welt
immer die gleichen gewissenlosen Menschen
an den Schalthebel führt,
der die Macht über Tausende von Menschen bedeutet und deren Unglück ?
Gewiß, manchmal gewinnt auch ein Guter,
im Märchen zum Beispiel läßt es sich happy enden.
Aber Du verbreitest unwidersprochen, die Welt sei gut,
alles soll so bleiben:
findet Euch mit dem bißchen Unglück ab und betet.
Dabei geht Deine Schöpfung, zumindest deren Krone gewaltig in die Hose.
Vielleicht hast Du auch nur ein Spielchen mit Deinem Kompanion,
genannt Teufel, gewagt und leider verloren.
Ein neues Spiel - ein neues Glück.
Jetzt mußt Du Deine Karten mischen,
sonst verlierst Du wieder
oder hast Du Dich abgesprochen
und am Ende gar nichts verloren ?
Jagst uns die Puppenfiguren der Angst auf den Hals,
läßt uns schwitzen, am Ende für nichts ?
Womöglich bist Du selbst so eine Figur,
ein Lächeln wird Euch beiseite wischen.

Freitag, 17. Februar 2012

1980 - XXXVI

Augenblick !

Sechs Milliarden Endzeiten verrinnen,
neue beginnen,
im Rausch der Ewigkeit des Augenblicks
und höchsten Glücks,
gezeichnet von der Endlichkeit
mit Verschwendung ohne Endung,
entsteht aus Leidenschaft neue Lebenskraft
- nie so zahlreich, doch so einsam.

Mittwoch, 15. Februar 2012

1980 - XXXIV

Smooth Operator

Gnagflow, der Unendliche, begann aus seinem schweren Schlaf zu erwachen und träumte den Körpertraum.
Was da plötzlich in Wallung geriet, kannte er nicht, aber es erfüllte ihn mit Wohlgefallen. Die Formen malten sich wie von selbst, in den Labyrinthen seiner Gedankengebäude schmückten sie die Imagination und Impulse, die eigentlich unmöglich schienen, entstanden, am Anfang ein einziger, der nicht aufzuhören schien und in andere überging oder mehr oder weniger und alles potenzierte sich zu einer gewaltigen einzigen Menge, die hervorbrach und das Nichts derartig überschwemmte, das ein einziger Operator unmöglich All das hätte aufwischen können, was er ja auch garnicht tat.
Ein Wabern erfüllte Gnagflow und der eigentlich ihm selbst bewußte, unerhörte Bewegungsfluß zeugte eine sich selbst entwickelnde Masse von winzigen Momenten, die in einer winzigen Facette gleich winzige Funken zu einem großen Lichtbild des Lebens puzzelte.
Guten Tag, ich bin die Herrin, sagte ihm etwas und die Tür öffnete sich, wobei Gnagflow über unmögliche, weiche Materie verfügte und die lebte und bebte und er glaubte, schon immer so etwas gewünscht zu haben und die Freude des Erreichten verschlang ihn bald so sehr, daß er merken konnte, wie der Körper verblich, die Formen verwelkten und schon bald schlief er wieder.
Der Operator zuckte die Achseln, er kühlte das Nichts tagtäglich, doch ebenso entstanden überall beständig neue Herde, um die er sich kümmert und diese Zeilen nimmt er bestimmt nicht zur Kenntnis, weil er nicht liest und sie eigentlich überhaupt nicht interessant findet.
Er operiert nämlich im Nichts und ohne Aufgabe und das so beständig wie eh und je.

Dienstag, 14. Februar 2012

1980 - XXXIII

M.E.N.S.C.H.

Wir heißen M.E.N.S.C.H. und sind Teil
eines Androidenprogramms.
Unsere Aufgabe ist es, menschliche Gefühle
zu registrieren und zu demonstrieren.
Zuerst müssen wir feststellen,
daß humane Wesen immer mehrere Schritte überspringen
oder plötzlich vom Programm abweichen.
Ihr Programm muß sehr umfangreich sein,
es wird erst als Summe eines Zustandes,
genannt LEBEN, erkennbar.
Das Programm ändert sich selbständig.
Es ist abhängig von der Arbeit aller Humanwesen
und muß daher als ein Steuerprogramm betrachtet werden,
welches die Unterprogramme korrigiert.
Die Einzelwesen streben ihre Korrektur nicht an
und wollen auch nicht abgeschaltet werden.
Das nennen sie ICH,
sie GLAUBEN wegen ihres komplizierten Programms
an eine übergeordnete, ewige Erhaltung,
obwohl sie selbst nach einer von ihnen selbst gemessenen
Spanne von 70-100 Einheiten in der Regel ihre Abschaltung erreichen.
Über ihr funktionelles SEIN hinaus,
möchten sie das Programmende vermeiden.
Dazu möchten sie das Programm beherrschen
und SELBST KREATIV SEIN.
Leider wissen wir nicht, was es bedeutet,
denn das Resultat der Programmentnahme ist das Ende des Istzustands für sie.

Über das Steuerprogramm liegen uns keine Daten vor,
daher bekommen wir kein Ergebnis.
Worte wie MORAL, GLAUBEN, SINN, LEBEN sind nicht analysierbar.

FÜR DIE MIT GROSSBUCHSTABEN GEKENNZEICHNETEN WORTE STEHT KEIN SPEICHER ZUR VERFÜGUNG, BITTE SCHLIESSEN SIE EINE ODER MEHRERE ANWENDUNGEN UND STARTEN SIE LEBEN 98 ERNEUT

Sonntag, 12. Februar 2012

1980 - XXXI

Oh, na.., nie! (Onanie)

Etwas Individualismus bitte,
wo bleibt die Form ?
Sachlich sein, abwägen,
Kriterien finden, entscheiden.
Kopf hoch, auf Jeden wartet etwas,
Nichts geht ohne Arbeit.
Mit Erfahrung garantieren wir ...
wer ist wir ?
Vielleicht gibt es doch nur ein Ei des Kolumbus.
Strahlend und blitzsauber will es gefunden bleiben.
Wer sucht, der fragt.
Der Jäger fängt sich im Nebel.

Sonntag, 29. Januar 2012

1980 - XX

Heißer Stein

Der Krug geht zu Bruch, bis er am Wasser liegt.
Dort angekommen, füllt er sich bis zum Rand,
doch schon bald treten aus unsichtbaren Ritzen einzelne Tropfen aus,
die langsam, der Wölbung des Gefäßes folgend,
zu Boden perlen.
Einige verdunsten in der Sonne
und schaffen es nicht, in die Erde einzudringen.
Andere vereinen sich und geraten durch Verkettung
glücklicher Umstände in ein Rinnsal.
Sie verästeln, verzweigen sich kegelförmig, wobei viele im Sande verlaufen
oder von saugenden Wurzeln aufgenommen werden.

Wie eine Ader geben sie in großer Zahl den Pflanzen
die Kraft zum Leben. Scheinbar lösen sie sich in Nichts auf,
dabei bewegen sich ihre Bestandteile bereits im nächsten Prozeß.
In verdampfter Form erwarten sie Abkühlung,
die sie zum Krug zurückkehren läßt.
Wenn ich ein Tropfen bin, dann hoffentlich nicht der berühmte auf den heißen Stein.
Eher möchte ich einem Kaktus zum Leben verhelfen,
als zu verduften.