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Freitag, 10. Oktober 2014

Lounge

Nun rennen Sie wieder die Büchermenschen, so wie jedes Jahr, vom Frankfurter Hauptbahnhof zur Messe. Kein bisschen weniger hektisch, kein bisschen mehr durchdacht.
Was ein gutes Buch haben muss, höre ich eine Journalistin fragen. Ausgerechnet eine Verlagsangestellte antwortet: "Es muss berühren." Wer entscheidet aber darüber, was berührt und was nicht? Leider nicht der Leser.
So darf man sich nicht wundern, wenn es lange nicht mehr Sache des freien Autors ist, was er schreibt. Die Verlage verlangen so etwas, sagte einmal eine auf einer Lesung angesprochene Autorin auf die Frage hin, warum sie sich mit dieser Materie (es ging um einen Roman, der im Mittelalter in Köln spielt) befasse.
Konsequenterweise werden manche Bücher so gleich nach einem vorgegebenen Plot konzipiert.
Idee haben und drauf los schreiben ist nicht.
Währen sich die Industrie jedes Jahr selbst feiert, trifft der willige Leser in so manchem kleinen Ort seine eigene Entscheidung über den Wert eines Buches. Auf dem Bücherflohmarkt wird gern auch ein noch so gering angesetzter Preis herunter gehandelt. Die Politik unseres Ortes hebt das Thema Buch und Bücherei gern aufs Panier, nur kosten darf es eben nichts. Und im Vereinsleben hat der Kleintierzüchterverein sicher mehr Zulauf als ein Verein, der sich um die Förderung von Büchereien verdient machen will.
Alljährlich sehe ich mir also diese Medienhype um Literatur und das Buch gelassen an.
Meine Frau fragt mich derweil, wozu ich all die alten Bücher noch brauche. Ich weiß es eigentlich selbst nicht. Aber ist nicht das, was man mal gelesen hat, Teil von einem selbst?
Bei der "Kritik der reinen Vernunft" von Kant und Davidis Kochbuch kann ich nur bibliographisch argumentieren. Ich werde mich entscheiden müssen. Meine Frau möchte unsere Wohnung in eine Wohlfühl-Lounge verwandeln. Da würden Bücher noch nicht mal als Deko ihren Platz finden.
Davidis riecht allerdings auch sehr streng.





  

Montag, 25. August 2014

Salú

Gerade hat sich ein langjähriger geschäftlicher Kontakt von mir verabschiedet. Mein eigener Abschied wird mir dadurch auch immer bewusster. Im Laufe des Gesprächs kamen dann so angenehme Themen wie Alter, Krankheit und Rente in den Mittelpunkt der Betrachtungen. Bei manchen Männern kollabiert in einem gewissen Alter die Lunge und sie finden sich auf der Intensivstation wieder, ohne das die Mediziner wissen, warum so etwas passiert. Es ist schon beeindruckend, auf wie viele Arten man dem Jenseits näher kommen kann und manchmal ein kleines Wunder, wenn es Einem selbst nicht geschieht.
Doch auch die Vergangenheit, der mich z.Z. widme, ist nicht so erfreulich. Es gibt viele Tagebücher des ersten Weltkriegs, die man nun lesen kann. Schon nach wenigen Wochen des Krieges offenbaren einem die Schreiber die Wirklichkeiten eines solchen Gemetzels, das so gar nicht zum patriotischen Vorspiel passt. Dennoch gibt es auch im Untergang unterschiedliche Betrachtungsweisen abhängig vom Rang der Soldaten. Während die Offiziere relativ frei hinter der Front herum fuhren, bleibt dem einfachen Soldaten nur die bedrückende Perspektive des Schützengrabens.
Harry Graf Kessler hat mich als Tagebuchschreiber bisher am meisten beeindruckt.

Dienstag, 4. Juni 2013

The Dream of the Celt

Roger Casement wird in Irland in der Nähe von Dublin als  Sohn eines protestantischen Vaters und einer katholischen Mutter geboren. Die Mutter lässt ihren Sohn heimlich katholisch taufen und stirbt, als Roger 10 Jahre alt ist. Der strenge Vater hat in der Armee des britischen Empire gedient, bricht aber nach dem Tod seiner Frau völlig zusammen. Roger wächst von da an bei seinem Onkel in der Provinz Ulster auf. 
Nicht vergessen hat er die für ihn faszinierenden Schilderungen seines Vaters über dessen Auslandseinsätze. Nach dem Ende seiner Schulausbildung nimmt er auch aufgrund verwandtschaftlicher Beziehungen eine Stelle in Liverpool bei einer Schiffsfirma an. 
Schon dort beobachtet er die Schiffsbewegungen zwischen den Kolonien und England. Er erweist sich als ein introvertierter junger gewissenhafter Mann, der einen Traum hat: nach Afrika zu reisen. 
So schafft er es, als britischer Konsul im Französischen Kongo zu arbeiten. 1903, mittlerweile im Freistaat Kongo auf dem gleichen Posten, wird er dazu auserkoren, die Menschenrechtssituation der Eingeborenen zu untersuchen. Der Freistaat ist im Besitz des belgischen Königs Leopold II, der ihn systematisch ausbeutet (Kautschukvorkommen). Der Report, den Roger Casement erstellt, macht ihn nicht nur zu einem berühmten Mann, sondern er führt letztlich auch dazu, dass Leopold der II. seinen Besitz an den belgischen Staat abgeben muss. 
Die Welt braucht Kautschuk und dieser wird auch in Südamerika gewonnen. Casement wird nun vom Foreign Office gebeten, die Gerüchte über die Behandlung der Eingeborenen im peruanischen Amazonasgebiet durch die in Großbritannien registrierte Peruvian Amazon Company zu überprüfen. 
Wiederum deckt er grausamste Ausbeutungsmethoden und Folter auf. Sein Bericht führte dieses Mal zur Auflösung des Unternehmen, ohne dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen wurden.
Roger Casement wird zum Sir geschlagen (Companion of the Order of. St.Michael and St. George), was ihm die Widerspüchlichkeit seines bisherigen Lebens vor Augen geführt haben dürfte. Nicht nur gesundheitliche Gründe führten dazu, dass er sich aus dem diplomatischen Dienst für das Empire zurück zog. Die Liebe zu seiner viel zu früh gestorbenen Mutter war auch eine Liebe zu Irland. 
Völlig desillusioniert vom EInfluss der Europäer in den Entwicklungsländern mag er für sich auch in Irland das unterdrückte Land gesehen haben. Roger Casement war stets ein Getriebener und er half, wo er konnte auch mit seinem Privatvermögen.
Mario Vargas Llosa hat nun mit dem Roman "The Dream of the Celt" praktisch eine Autobiographie von Roger Casement verfasst, die eine sehr persönliche Sicht auf den Protagonisten erlaubt. 
Roger Casement hat Tagebücher, seine black und white diaries, geschrieben, die die Quelle für die geschilderten intimen persönlichen Erlebnisse von Roger Casement sind.
Leider hat Roger Casement auch seine homoerotischen Abenteuer aufgeschrieben und seine erotischen Fantasien dazu. Und es mutet schon ein wenig merkwürdig an, wenn man liest, dass er einheimischen Jungen Geld gibt, um sie nackt zu fotografieren und sich weiter mit ihnen zu vergnügen.
Alles vom britischen Geheimdienst erfunden, in Deutschland wird das gern behauptet. 
Nachdem er auch überzeugt davon war, Irland könne die Befreiung vom britischen Joch nur durch einen bewaffneten Kampf erzwingen, sah er im aufstrebenden Deutschen Kaiserreich dessen natürlichen Verbündeten. Unter der Prämisse, dass Deutschland eine Invasion Englands starten würde, erschien ihm der Zeitpunkt für einen irischen Aufstand erfolgversprechend. 
Er war der gälischen Liga beigetreten, mühte sich redlich, gälisch zu lernen und hatte zahlreiche Kontakte zu irischen Schriftstellern und Aktivisten. Als der Krieg ausbrach, reiste er über Umwege nach New York, um Mittel für die irischen Volontäre zu sammeln. Clan-na-Gael ermöglichten es ihm, den Kontakt zum deutschen Botschafter herzustellen. Bereits in New York lernte er einen jungen norwegischen Mann kennen, der ihn faszinierte und zu seinem ständigen Begleiter werden sollte. Über Norwegen reiste Roger Casement nun weiter nach Berlin, was dem britischen Geheimdienst sehr schnell bekannt wurde. Sein Begleiter informierte ihn über jeden Schritt Casements. 
Die Pläne Casements, eine irische Brigade aus Kriegsgefangenen aufzubauen und Deutschland zu einem militärischen Angriff auf England zu veranlassen, gingen nicht auf. Casement, der den Aaubbau an seinen körperlichen Resourcen nun zu spüren bekam, musste sich in Bayern behandeln lassen und erholte sich am Ammersee völlig enttäuscht und teilweise auch allein gelassen von besten britischen Freunden, die seinen Aufenthalt in Deutschland als Verrat am Empire betrachteten. Der Dubliner Osteraufstand 1916 wurde ohne ihn geplant, denn auch in Irland hatte man Vorbehalte gegen den Intellektuellen Casement. Als er davon erfuhr, setzte er alles daran, den aus einer Sicht nun ohne ausreichende deutsche Hilfe völlig aussichtslosen Aufstand, zu verhindern. Die deutsche Regierung ermöglichte es ihm, mit einem U-Boot nach Irland zurück zu kehren und sandte ein Schiff mit Gewehren, das jedoch von den Engländern abgefangen wurde. Casement selbst wurde nach seiner Landung verraten und verhaftet. 
Nach seiner Überstellung nach England begann im Juni 1916 der Prozeß wegen Hochverrats, Sabotage und Spionage gegen ihn. Das Todesurteil gegen ihn war zu erwarten, die prominenten Gnadenbesuche von Sir Arthur Canon Doyle und George Bernard Shaw hätten sicher ihre Wirkung nicht verfehlt und auch der amerikanische Präsident sowie der englische König wären vermutlich zu einem Gnadengesuch zu bewegen gewesen, gäbe es eben nicht jene Tagebücher mit den Aufzeichnungen über seine homoerotischen und sodomitischen Neigungen. 
Scotland Yard hatte diese in der Londoner Wohnung Casements gefunden und Polizeikommissar Basil Thomsen ließ Tagebuchkopien in Umlauf kommen, die eine erwartete Begnadigung vereitelten. 
( Eine dieser Kopien blieb im Unlauf und führte dazu, dass die britische Regierung über vierzig Jahre später das Schweigen zu den Tagebüchern brechen müsste.)
Trotz anderlautender Spekulationen: Casement hat sich zu seinen Tagebüchern auch im Prozeß bekannt.
Mario Vargas Llosa hat das Verdient, in seinem Roman Einblicke zu geben in das Schicksal von einem Menschen. EInem Menschen, den man, wie viele andere auch, nie richtig kennen lernen kann " ... that is impossible to know definitively a human being, a totality that always slips through the theoretical and rational nets that try to capture it."
Roger Casement starb als "the bravest man it ever Fell to my unhappy lot to execute", so drückte es sein Henker, John Ellis, aus.
Der Osteraufstand jedenfalls kann getrost als Geburtsstunde irischen Republik gelten, auch wenn er blutig nieder geschlagen wurde. Es zeichnete sich bereits 1916 der Preis für die Unabhängigkeit Irands ab: die Teilung Irlands.
Roger Casement wurde erst 1965 in Irland beerdigt, wobei das Begräbnis in seiner Heimat, der Provinz Ulster, von der britischen Regierung als Bedingung verweigert wurde.




Dienstag, 22. Januar 2013

Josh Bazell - Beat the Reaper (Schneller als der Tod)

Viele neue Ausdrücke habe ich bei der Lektüre des Buches gelernt: dimpshit, fuckhead und shmuck sind drei von ihnen. Viele andere sind mir entfallen, denn es wimmelt nur so von Kraftausdrücken in diesem Buch. 
Die Story beginnt mit dem Arzt Dr. Peter Brown, der am Katholischen Hospital von Manhattan seinem stressigen Dienst nach geht. Wie er dort hin gekommen ist, klärt nach und nach die Retrospektive auf. 
Es handelt sich um ein Zeugenschutzprogramm der Stadt New York, das ihm diese neue Karriere ermöglicht hat. Dr. Brown heißt ursprünglich Pietro Brnwa und da sich seine Eltern nicht viel zu sagen hatten, wuchs er bei den Großeltern auf, die als polnische Einwanderer in New Yersey lebten. Beide werden Opfer einer scheinbar sinnlosen Gewalttat. Pietro findet sie ermordet auf. 
David Locano, Anwalt und Bekannter der Familie, nimmt den jungen Pietro in die Familie auf. Sein Sohn mit dem Spitznamen Skinflick ist schon bald der beste Freund. Die beiden lernen zusammen Kampfsportarten und hängen ab, doch Pietro hat einen Plan. Er will die Mörder seiner Großeltern rächen. 
Mit David Locanos Hilfe erhält er die nötigen Informationen und bringt die beiden Brüder, die als bekannte Mafiamitglieder unterwegs sind, um. Fortan ist Pietro damit beschäftigt, missliebige Personen im Auftrag der Mafia zu erledigen. Und er ist sehr erfolgreich, bis, ja bis er eines Tages endlich ein Mädchen findet, in das er sich verliebt. 
Er will nun aussteigen, wird aber von David Locano überredet, einen letzten Auftrag gemeinsam mit seinem Sohn Skinflick zu übernehmen. Die Sache geht schief, weil Skinflick versagt, Pietro landet im Knast. 
Die angeblich vorhandenen Spuren am Tatort erweisen sich nach durchgeführter DNA-Analyse als wertlos. Doch Pietro wird nach seiner Freilassung als ehemaliger Hitman in Gefahr sein. 
Zunächst lockt ihn Skinflick in eine Falle, die dem Bruder der Freundin das Leben kostet. Pietro erfährt noch die wahre Identität seiner Großeltern, die als Ukrainer für die Deutschen im KZ Auschwitz arbeiteten, was auch der Grund für ihre Tötung war. Danach soll auch er sterben, es gelingt dank seiner Fitness mit der Freundin aus einem Haifischbecken zu entkommen, in das man sie gelockt hat. Zuvor bringt er die Killer um, die Skinflick mitgebracht hatte, um ganz sicher zu sein.
Doch ein weiteres Killerkommando ist  Pietro auf der Spur. Die Freundin stirbt auf einem Rastplatz im Kugelhagel, während Pietro davon kommt. Pietro wird sich rächen und Skinflick aus dem Fenster seines Appartments im  5. Stock eines Hauses werfen. Ihm bleibt nun keine Wahl mehr, er muss Teil des Zeugenschutzprogramms werden und wird zum Arzt ausgebildet.
Doch auch in der Gegenwart droht Ungemach. Ein Mafiaboss wird zum Patienten Pietros. Pietro muss sein Leben retten, wenn er nicht selbst umgebracht werden will. Doch bei der Operation des krebskranken Mannes passiert ein vermeidbarer Fehler, den die assistierenden Medizinstudenten begehen.
Dr. Peter Brown ist ein leidenschaftlicher Arzt geworden. So rennt er nicht einfach davon, sondern hilft weiterhin seinen Patienten, obwohl er weiß: das Killerkommando wird nicht lange auf sich warten lassen.
Es kommt also zum Showdown, in dessen Folge Pietro gefangen und gefesselt in ein Kühlhaus gesperrt wird. Skinflick lebt und soll ihn persönlich erledigen. 
Soviel sei verraten, die Sache geht für den Protagonisten günstig aus und ich habe ein weiteres medizinisches Detail kennen gelernt. Im Arm gibt es einen Knochen, der überflüssig ist. Heraus operiert und entsprechend geschärft, kann er jedoch als Messer dienen.

Einiges an diesem Buch ist sehr dick aufgetragen, doch Spannung ist garantiert, denn der Bogen reißt nie ab.

Ich habe mir im übrigen das Lesen der Fußnoten für das Ende aufgespart und denke z.Z. noch über einige medizinische Fakten nach, die mir sehr grundlegend zu sein scheinen.
Interessant sind auch die Details zu Pietros Besuch in Auschwitz, wo er die angeblichen Verräter seiner Eltern richten wollte.



 

Dienstag, 30. Oktober 2012

Terry Pratchett - Snuff


Sam Vimes ist Commander der Stadtwache von Ankh-Morpork und ein Mensch der Stadt.
Vor allem ist er ein Copper, der beste, den Lord Vetinari im Kampf gegen das Verbrechen aufbieten kann. Ihm ist es zu verdanken, dass die Stadt, Schmelztiegel der Rassen, die die Scheibenwelt bevölkern, sicher ist. Die Frau von Sam Vimes ist Lady Sybil und gehört dagegen zum feinen Landadel. Zusammen mit dem Sohn soll endlich der lange ersehnte Familienurlaub auf dem Landsitz der Ramkimschen Familie erfolgen. Dazu erreicht Lady Sybil, dass der besagte Lord Vetinari, Bürgermeister der Stadt, seinen treuen Diener in Urlaub schickt.
Sam Vimes fürchtet das Landleben und sucht den Kontakt zu seinen Untertanen.
Er will etwas erfahren und gleichzeitig seine Langeweile besiegen. Diese hemdsärmelige Art erzeugt Misstrauen bei den Leuten und dem Adel ist er ohnehin suspekt, da die Vorfahren seiner Familie am Sturz des letzten Königs von Ankh-Morpork beteiligt waren.  
So kommt es wie es kommen muss, Sam Vimes riecht das Verbrechen förmlich.
Als er bei einem Kneipenbesuch den Kopf eines Goblins an der Wand entdeckt, beginnt das Spiel. Der Dorfschmied zeigt sich der Herrschaft gegenüber respektlos und Sam Vimes fordert ihn zu einem Zweikampf heraus, den er natürlich gewinnt. Überhaupt wird viel gekämpft und mit an der Seite von Sam Vimes ist stets Willikins, der Hausdiener von Ramkin Hall, Butler und Mädchen für alles bei Lady Sybil. Ein bad guy im Kampf für das Gute, den man sich wie alle Charaktere im Buch gern selbst ausmalt.
Und da ist noch der junge Vimes, der sich für die Exkremente der Tiere interessiert und ausgiebige Nachforschungen auf dem Lande anstellt. Unterstützt wird er dabei von einer Kinderbuchautorin, die bei den Goblins aufgewachsen ist und diesen nun Selbsthilfe im Kampf ums Überleben lehrt.
Die Goblins leben in unterirdischen Höhlen und sind in tiefer Depression verfallen.
Sie werden vor allem von den Menschen der Scheibenwelt als Plage angesehen, bejagt, getötet oder zur Zwangsarbeit verschleppt.
Der Dorfschmied weiß etwas, aber ein Treffen mit ihm kommt nicht zustande. Statt des Dorfschmieds findet Sam Vimes am vereinbarten Treffpunkt am Hangmans Hill nur ein große Blutlache und den abgetrennten Finger eines Goblins.
Die Verantwortlichen des Dorfes um Lord Rust schicken den Dorfpolizisten, um Sam Vimes  verhaften zu lassen und so unliebsame Nachforschungen zu verhindern. Der Dorfpolizist ist jedoch ein großer Anhänger von Sam Vimes und so fällt es diesem nicht schwer, den jungen Mann auf seine Seite zu bringen. Er ernennt ihn kurzerhand zum Chiefconstable und bringt ihm im Zuge der Nachforschungen die richtige Polizeiarbeit bei. Sam Vimes lernt viel über Goblins, auch dass sie wunderbare Musik machen können, sich einer bildhaften Sprache bedienen und dass ein jeder einen wertvollen pot mit geheimnisvollen Ingredienzien (wie Nasenschleim)  für sich selbst herstellt.
Vor allem letzteres weckt Begehrlichkeiten. Bald sind jedoch zwei finstere Gestalten gefunden, die nicht nur für den Schmuggel von pots in Tabak verantwortlich sind, sondern im Auftrag von Lord Rust auch für die Entführung des Dorfschmieds und die Verschleppung von Goblins auf einem gekaperten Schiff, dass auf dem Fluss Ankh fährt.
Nachdem einer der beiden gefasst ist, presst Vimes diesem den Namen des anderen ab und verhindert die Befreiung durch eine von einem der Anwälte Lord Rusts angeführte Menschenmenge. Vimes wendet das Blatt und schafft es mithilfe des kundigen Chief Constables und eines Goblins namens Stinky das Schiff zu erreichen, wo Stratford, der Serienkiller nun das Kommando hat. Vimes befreit die Goblins, rettet das Schiff trotz eines schweren Sturms (dabei hilft ihm, dass der in der Dunkelheit sehen kann) und ist dabei den Kampf gegen den Serienmörder zu verlieren, als dieser über Bord gespült wird. Das Schiff strandet in Quirn, aber Stratford ist mit den Goblins wieder dabei zu entkommen. Ein anderes Schiff hat den Hafen bereits verlassen, wird von der Polizei geentert. Stratford bleibt verschwunden. Vimes wird nun als König des Flusses Ankh überall geehrt, kehrt zur Ramkin Hall zurück und darf mit samt seiner Familie auf einem besonderen Vergnügungsboot nach Ankh-Morpork fahren. Nun versucht Stratford, den Sohn von Sam Vimes umzubringen, wird aber von diesem gestellt. Bei der Überstellung des Gefangenen ereignet sich jedoch ein Unfall, Stratford tötet einen seiner Bewacher, wird selbst von Willikins im Kampf ausgeschaltet. Auch vor diesem Kampf gibt es die Ansage der Niederlage vorweg.
Ende gut, alles gut. Ladys Sybil veranstaltet ein Konzert mit einem hochbegabten Goblinmädchen, zu der alle Patrizier von Ankh-Morpork eingeladen sind. Die Ankh-Morpork Times überschlägt sich in positiver Kritik und spätestens jetzt ist es an Lord Vetinari, für die Gleichstellung der Goblins zur sorgen, die fortan die gleichen Rechte wie alle anderen Rassen der Scheibenwelt bekommen.
Die bittere Pille für Sam Vimes ist es, dass Lord Rust und auch sein Sohn nicht gebührend bestraft werden, da es zuvor nicht verboten war, den Goblins etwas anzutun.
Lady Sybil jedenfalls wünscht sich nun endgültig einen Familienurlaub.
Ob dieser stattfinden wird oder nicht, hängt wohl auch von der Gesundheit des Autors Terry Pratchett ab, dem dieses wunderbare Märchen gelungen ist. Dieser ist, wie er selbst bekannt gegeben hat, an Alzheimer erkrankt. Hoffen wir, dass die „Summoning Dark“ in diesem Fall nicht zu schnell eintritt.

Donnerstag, 12. April 2012

Wolfgang Herrndorf – Sand

Man könnte meinen, hier habe jemand möglichst viele Klischees zusammen gestellt und sie durcheinander gewürfelt. Aus den vielfältigen und genau beobachteten Eindrücken ist dann die Aufgabe erwachsen, einen roten Faden zu finden, der das ganze zu einem Roman macht.
Dieser rote Faden ist der Irrwitz des Lebens, der konsequent durchhält. Der Irrwitz, den wir alle kennen, den die meisten jedoch verdrängen, denn das menschliche Gehirn neigt dazu, Zusammenhänge zu erkennen, wo es keine gibt.
Falscher Ort, falsche Zeit, diese Umstände kosten den meisten Menschen das Leben. Und so geht es schlussendlich auch dem Protagonisten, der den Namen Carl trägt, weil er seinen eigenen Namen nicht mehr kennt. Man hat ihm den Schädel eingeschlagen und er darf trotzdem weiter leben, ohne zu wissen warum und mit der Verzweiflung sich selbst finden zu müssen. Denn sie sind hinter ihm her, er hat etwas, was sie brauchen. Ist es eine Mine? Eigentlich auch egal. Da taucht Helen auf, die Frau, die sein Schicksal von nun an in der Hand halten wird. Eine Geheimagentin und der völlige Antitypus, zu all dem was Mann gemeinhin unter Frau versteht.
Das Ganze spielt in einer nordafrikanischen Hafenstadt, die natürlich von einer Wüste umgeben ist, in der sich eine Oase befindet. Und da das Ganze in den Siebziger Jahren spielt, darf eine Hippiekommune nicht fehlen, in der ein paar frühe Vorfahren der heutigen Aussteiger ihr durchgeknalltes Leben fristen. Hier besucht Helen eine Schulfreundin, die wirklich köstlich dargestellt wird. Mehr sei nicht verraten. Die Handlung besteht in erste Linie aus Verfolgungsjagden. Carl wird zunächst von Helen in ihrem Hotelappartment aufgenommen, zwischendurch immer wieder von üblen Gestalten gejagt, verprügelt, verhört und hört selbst nicht auf mit der Suche nach der Wahrheit. Helen haut ihn ein um das andere Mal aus dem Schlamassel, nur um am Ende drauf zu kommen, dass mit Carls Geschichte etwas nicht stimmt. Der amerikanische Geheimdienst, wir ahnen es, hat wie immer die Finger im Spiel und lässt Carl foltern, um ihm endlich sein Geheimnis zu entlocken. Eine absurde Situation für Menschen, der unter einer Amnesie leidet.
Soviel sei verraten, es gibt kein Happy End für Carl. Er wird angekettet und in einem unterirdischen See eines Bergwerks sich selbst überlassen. Der Leser darf den Überlegungen des Überlebenskampfes folgen und wird sich auch nicht wundern, wie viel ein Mensch ohne  Essen und Trinken leisten kann Dazu ist die Geschichte zu absurd. Figuren tauchen auf und spielen einfach keine Rolle mehr.
Der Weg ist das Ziel, so könnte das Motto dieses Buches lauten. Das es einen trotz eines fehlenden Sinns fesselt, liegt an den vielen kleinen Momenten, wo die Wahrheit durch den Sand scheint. Das Leben wird in seiner Banalität und dem oben schon genannten Irrwitz derartig bloß gestellt, dass man oft genug ein inneres Schmunzeln, ja sogar ein Lachen nicht vermeiden kann.

Warum ich nun nach dem Schreiben der Zeilen von zwei Fischen, einem goldenen und einem roten geträumt habe, weiß ich nicht. Sie schwammen am Rand des Beckens, der rote bedrängte den goldenen und sprang schließlich aus dem Wasser. Vorsicht, rief ich ihm unsinnigerweise zu, aber da lag er schon auf der Erde und zappelte. In der Ausführung der  Aufgabe, ihn wieder ins Wasser zu setzen, wachte ich auf. Mein „Sand“ liegt offensichtlich unter Wasser. Und er passt in keine Schublade.