Samstag, 25. August 2018

Der Radler

Der gemeine Radler ist ein Herr,
Regeln mag er nicht, im Verkehr.
Mal fährt er auf des Bürgers Steig,
dann sind ihm rote Ampeln gleich.
Die Vorfahrt , die liegt ihm im Blut.
Fußgänger bringen ihn in Wut.
Lautlos rast er an sie ran,
damit er sie erschrecken kann.
Und springen sie nicht gleich ins Gras,
da gibt er erst mal richtig Gas.
Und auf dem Fahrrad erst die Damen
sind dank dem E-Bike nicht die lahmen.
Sie radeln munter hinterher,
die Haare. schön, bitte sehr.
Ich halte es mit meinem kleinen Hund
und zwar aus dem nun folgenden Grund.
Der Radler ist ihm ein Tier, das nicht gefällt.
Er setzt sich, belauert es und bellt.

Donnerstag, 16. August 2018

Der Anker

Am Fluss und mit Bier,
da standen und sangen wir.
Da löste sich ein Schatten aus dem Chor,
So jedenfalls kam es mir vor.
Wir tanzten und fanden das Licht
im Kreise und störten uns nicht
am Lied von der Jugendliebe,
wenn der Moment nur bliebe.

Sonntag, 12. August 2018

Welches Gesicht?

Wenn überall so viel geteilt wuerde, wie in Facebook, dann ginge es uns allen besser. Teile, wenn Du noch weißt, was das ist, so lautet eine der genialen Aufforderungen. Wer das zu Teilende produziert, God knows. Auch beliebt sind weltanschauliche Meinungen, die man wahrscheinlich der besseren Glaubwürdigkeit halber lieber von anderen teilt, als diese selbst zu formulieren. Nichts ist in Facebook weniger verpönt als eigene Gedanken. Das Ganze macht einem klar, wie wenig echter Austausch in Facebook überhaupt stattfindet. Es ist eben so wie mit allen  sozialen Netzwerken, letztlich geht es nur darum, Aufmerksamkeit zu erregen und die Inhalte sind i.d.R. fremd bestimmt.

Montag, 30. Juli 2018

Moin oder kein WLAN im Funkloch

Was soll ein Urlaub bedeuten, den nicht selbst erfahren habe. Im wahrsten Sinne des Wortes mit dem eigenen Auto..
Er ist eigentlich noch mehr wert, denn keine Vorahnung wilder und aufregender Autobahnfahrten trübt ihn. Betrüblich ist hier allenfalls die mangelnde Freilaufmöglichkeit für Hunde. Oder ein Haufen toter Fische, die dem durch die Hitze bedingten Sauerstoffmangel zum Opfer gefallen sind und die nun auf ihren Abtransport in die Fischmehlverarbeitung warten.

Dienstag, 24. Juli 2018

Tribal

Mein Hintern dreht sich poetisch im Kreis,
so wie es meine Therapeutin jetzt weiß.
Mein Kopf zahlt langsam den Preis
für das Tun umsonst ohne Beweis.
Für all das suche ich ein Tribal
und für das Herz ein Revival.

Samstag, 21. Juli 2018

Meer der Zeit

Aus Josef Roth, Radetzkymarsch:
"Ihm war , als schwämme er auf dem Meer der Zeit - nicht einem Ziel entgegen, sondern regellos auf der Oberfläche herum, oft zurückgestoßen zu den Klippen, die er schon gekannt haben musste. Eines Tages würde er an irgendeiner Stelle untergehen."
Zwar ging es hier um den Gemütszustand  des österreichischen Kaisers Franz Joseph I., aber in diesem Gefühl finde ich mich wieder.

Dienstag, 10. Juli 2018

Existenz

Da fand ich eine alte Collage von mir wieder, die in den Achtziger Jahren entstanden sein muss.
Zwischen verschiedene mehr oder weniger bekleidete Personen der damaligen Zeit hatte ich plakativ philosophische und poetische Texte geklebt, die so etwas wie Kernsätze meines damaligen Seins waren. Vieles davon gilt für mich auch heute noch.Vor allem Camus kann ich als eine geistige Inspiration weiterhin bezeichnen. 


1. Camus zufolge besteht die einzige Möglichkeit, das menschliche Leben mit Sinn zu füllen, darin, die Absurdität und Ergebnislosigkeit der eigenen Anstrengungen zu akzeptieren und zu bejahen. Denn in der Annahme des grausamen Schicksals zeigt sich die wahre Größe des Menschen.
2. Sartre: Der denkende Mensch zermartert ächzend sein Gehirn, er weiß, daß seine Erwägungen immer nur Möglichkeiten und keine Gewißheiten ergeben, daß andere Betrachtungen alles wieder in Frage stellen werden. Er weiß nie, wohin er geht, er ist allem geöffnet und die Welt hält ihn für einen Zauderer. Aber andere Menschen werden von der ewigen Starre der Steine angezogen. Sie wollen wie Felsblöcke und undurchdringlich sein und scheuen jeden Wechsel.
3. Sören Kierkegaard: Das Leben sei eine Maskerade, erklärst Du, und das ist Dir ein unerschöpflicher Stoff zum Vergnügen, und noch ist es niemandem gelungen, Dich zu erkennen, denn jede Offenbarung ist immer eine Täuschung, so nur kannst Du atmen und verhindern, daß die Leute auf Dich eindringen und die Respiration beeinträchtigen. Darin hast Du Deine Tätigkeit, Dein Versteck zu bewahren und das gelingt Dir, denn Deine Maske ist die rätselhafteste von allen, Du bist nämlich nichts und bist immer nur im Verhältnis zu anderen, und was Du bist, bist Du durch dieses Verhältnis.


 
4. Charles Baudelaire: Der Fremdling

Wen liebst du am meisten, rätselhafter Mann, sprich? Deinen Vater, deine Mutter, deine Schwester oder deinen Bruder?
»Ich habe weder Vater noch Mutter, weder Schwester noch Bruder.«
Deine Freunde?
»Du bedienst dich da eines Wortes, dessen Sinn mir bis heute fremd geblieben ist.«
Deine Heimat?
»Ich weiß nicht, unter welchem Himmelsstrich sie lag.«
Die Schönheit?
»Ich möchte sie gern lieben, wenn sie göttlich und unsterblich wäre.«
Das Gold?
»Ich hasse es, wie du Gott hassest.«
Ach! Was liebst du also, seltsamer Fremdling?
»Ich liebe die Wolken. Die Wolken, die vorüberziehen ... dort unten ... die wunderbaren Wolken!«