Sonntag, 15. Februar 2015

Rufe

Es gibt kaum Heuchlerisches als Nachrufe und Äußerungen von Überlebenden zum Tode von Menschen. Sicher liegt es daran, dass wir uns gern an das Gute (auch bei einem Menschen) erinnern und das Schlechte verdrängen. Das ist geradezu eine überlebenswichtige Eigenschaft.
Manchmal hat der oder die Nachrufende auch einfach keine Ahnung und möchte nur was zum Thema äußern (Jenny Elvers über Ben Wettervogel).
Aber auch, wenn man noch ein bisschen Gedächtnis hat, ist manch als Nachruf Geschriebenes pure Lobhudelei. Die Äußerung von Richard von Weizsäcker, der 8. Mai 1945 sei als Tag der Befreiung anzusehen und nicht als Tag der Niederlage, war damals sehr umstritten. Sie widerspricht auch dem Lebensgefühl der Kriegsgeneration. Das mag vergessen sein, ist aber trotzdem eine Tatsache.    
Der Tod beendet das Leben, ändert aber nicht dessen Geschichte.

Freitag, 13. Februar 2015

Gewalt

Wie weit so ein Papst in Rom von der Realität des Lebens entfernt ist, zeigt sich mal wieder in seiner Zustimmung zu Schlägen als Erziehungsmittel für Kinder. Dabei waren Schläge noch nie ein gutes Mittel. Schläge ja, aber in Würde. Typisch christlich, möchte man meinen. Andere Religionen haben da weniger Probleme.
Die Äußerung kommt zu einer Zeit, da die elterliche Gewalt über Kinder auf dem Rückzug ist.
Gut, das gilt nicht für alle Bevölkerungsgruppen. Aber mittlerweile ist es für manche Eltern schwierig, ihre Kinder auf dem Weg der Überzeugung zu ihrem Besten zu verhelfen.
Kinder treffen schon früh ihre eigenen Entscheidungen (manchmal schon als Dreijährige im Bäckerladen) und es kann richtig schwierig werden, wenn sich ein krankes Kind nicht behandeln lassen will. Da sind selbst die Jugendämter ratlos.
Die vom Papst in Erwägung gezogenen Schläge als Erziehungsmittel helfen da auch nicht.
Da bleibt es nur, allerseits auf bessere Einsichten zu hoffen.
 

Dienstag, 3. Februar 2015

Atomic

Atome setzen sich
zusammen,
werden manchmal Mensch.
Der was glaubt,
gar nichts findet und
entschwindet.
Atome lösen sich
und wandern.
Nur hier sind sie nicht.


Montag, 26. Januar 2015

Shredder

Erinnerungen
und Tränen
in dem Meer aus Bier,
unglücklich
weiter potenziert,
ein Merkmal
und bedeutungslos.
Papier im Shredder
fliegt nicht gut.

Montag, 19. Januar 2015

Schönes Deutschland

Wenn Kalender 50% billiger zu haben sind, deutet das darauf hin, dass schon einige Tage im neuen Jahr ins Land gegangen sind. Da ich mir meine Kalender selbst kaufe und nicht warte, bis ich irgendwelche hässlichen geschenkt bekomme, wählte ich nun einen aus, der den Titel trägt "Schönes Deutschland".
Das ist doch mal etwas, worauf man sich ruhig besinnen sollte: ein schönes Motto in diesen Tagen.
Bin ich jetzt Deutschland?

Mittwoch, 14. Januar 2015

Keine Antwort

ist auch eine Antwort, so sagt man. Die Vielzahl der Nicht-Antworten auf Emails lässt allerdings die Vermutung auf kommen, dass sie gar nicht erst gelesen werden, quasi untergehen.
Wer heute nicht in einem der angeblich sozialen Netzwerke ist, hat zudem Probleme, auf dem Laufenden zu sein. Und selbst wenn er einem angehört, liegt die Crux eventuell da drin, dass der kontaktierte User in einem anderen Netzwerk angemeldet ist und lieber damit arbeitet.
Das alles kann man nicht wissen und auch nicht, ob die Mail im Nirvana der Datenflut verschwunden ist oder wirklich absichtlich ignoriert wurde.
Das war alles mal einfacher, als die Telefone nur Schnüre hatten und eine Wählscheibe..

Dienstag, 13. Januar 2015

Je suis what?

Merkwürdig undifferenziert geht es in der Presse derzeit zu. Es ist einfach, etwas zu sein, wenn man es nicht ist. Und: ist es wirklich eine gute Idee, die religiösen Gefühle Gläubiger mit Karikaturen zu verletzen?
Ist Religion nicht Privatsache und so lange zu tolerieren, wie sie nicht selbst intolerant auftritt?
Keine Religion rechtfertigt ja per se den Tod unschuldiger. Leider missverstehen einige Fanatiker das, was man als "Bemühung" oder "Einsatz" bezeichnen könnte, falsch.
Typisch für die in den deutschen Medien ausgetragene Diskussion ist es auch wieder, dass Ereignisse aus anderen Ländern auf uns übertragen werden.
Natürlich kann auch hier ein Anschlag auf Zivilisten passieren, doch die Angst davor zu schüren, spielt anderen in die Karten, die von der gleichen Presse schon stigmatisiert werden.
Diese unbestimmte Angst muss man sicher mehr haben, wenn man in ein Auto steigt und am Straßenverkehr teil nimmt. Und sie gehört im übrigen zum Leben.