Freitag, 23. August 2013

Ringgeist - Telefonitis am Totensonntag

Glück ist eine relative Sache, besonders an einem Totensonntag. Der Text unten stammt vom 21.11.2004,
ist aber eigentlich zeitlos.

Die Tage rasen dahin, die Weihnachtszeit mit ihrem Plunder droht. Die Zeit der Familientelefonate bricht an. Eine dunkle Zeit. Zudem müssen nun etliche Festivitäten und Events vorgeplant werden. Ein Puzzle aus 1000 Teilen wartet auf mich. Werde ich je etwas über meine innerlichen Beweggründe erfahren, die mich immer wieder zwanghaft verführen? Wird das Bild ähnlich bruchstückhaft aussehen wie das Puzzle? Wird es mir gelingen, eine Zeit der Ruhe zu finden?
Harmonie scheint momentan unmöglich, zu gegensätzlich sind meine Motivationen.
Dabei ist doch alles so einfach, du willst doch nur glücklich sein auch an einem Totensonntag.

Mittwoch, 21. August 2013

Ringgeist - Malte


November, die dunkle Jahreszeit beginnt und am 18.11.2004 beeindruckte mich der folgende Text.

„Da strahlt Samen aus, und sie halten sich unter wie Dirnen und spielen damit, oder er fällt, während sie daliegen in ihren ungetanen Befriedigungen, wie Samen Onans zwischen sie alle.

Wo aber, Herr, ein Jungfräulicher unbeschlafenen Ohrs läge bei deinem Klang: er stürbe an Seligkeit oder er trüge Unendliches aus und sein unbefruchtetes Hirn müsste bersten an lauter Geburt.“

Aus Rainer Maria Rilke, Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge

Lassen wir Malte (welch schöner Name) weiter schwer krank durch Paris wandern.
Es strömt ja geradezu aus ihm heraus und ob er dereinst erreichen kann, was ihm heute noch normal und alltäglich erscheint ?
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt: im Zitat geht es um Musik.

Dienstag, 20. August 2013

Ringgeist - Ich bin kein Star, holt mich hier raus!


Ja, Sein oder Scheinen, das ist hier wohl die Frage am 10.11.2004 oder wohl auch nicht, wenn man nach der Textzeile aus dem Song lebt.

Echte Holztüren, massive Fußleisten, eine Schiebtür aus Holz, Linoleumböden, die Wohnung hatte, was das Herz begehrt, der Preis ist günstig, nur der Ort falsch.
Leider kann ich nicht jeden Tag von Kassel zur Arbeit pendeln. Also, Adieu, Gedanke!
Es war wohl wieder eine Reminiszenz an früher, die mich so euphorisch machte.
Und meine Bessere teilt die Erinnerung nicht, zu negativ waren unsere Besuche in dieser Stadt zu lange gewesen.
Und leider verdiene ich noch eine ganze Zeit lang mein Brot woanders. Apropos Brot: wird mein Blog tatsächlich gelesen oder leide ich an Verfolgungswahn? Wahrscheinlich ist Letzteres. Ich gehe in einem Meer von Geschwalle zugrunde.
Wie sagt mein Patenkind sehr schlau immer: das muss ich mir noch überlegen. Dabei sind Überlegungen das Letzte, was ich brauche. Das Gesetz des Handelns ist außer Kraft in meinem Leben, obwohl das meine eigentliche Maxime ist. Eine Überlegung kann höchstens ein Abwägen eventueller Risiken sein und nicht ein Gegeneinander-Aufschaukeln von Unsicherheiten. No risk, no fun und im Ernstfall no life. Auf was warte ich noch? Vielleicht auf Kinder oder auf den großen Drachen, der mich mit nimmt?
Der Mensch kommt und geht allein, dazwischen liegt die Welt. Wie sang es einst Frank Zappa: There is no way to delay that trouble comin’ every day.

Montag, 19. August 2013

Ringgeist - Domantik

Eigentlich hatte der Beitrag die Überschrift "Romantik", nutze aber hier einen Begriff, der damals im Netz kursierte. Am 31.10.2004 entstand dieser zeitgemäße Text.

Ein romantisch dominanter Drachen schwebt über meinem Kopf. Meine Geschichten sollen gut gewesen sein. Ich konnte Sie im Internet immer noch aufrufen. Meine Nachfrage erbrachte, dass etwas falsch programmiert war, ob ich nicht wieder was schreiben wolle. Nun habe ich viele Phasen in meinem Leben hinter mir. Und an diese glaube ich nicht mehr. Anscheinend bin ich immer gut, wenn ich mich nicht so genau auskenne mit den Sachen, über die ich schreibe. Oder mein Kopfkino speist sich hinterrücks mit Informationen, die ich bewusst nicht wahr nehme und ich verfüge über Wissen, ohne es zu kennen. Ich bekam zur damaligen Zeit überhaupt kein Feedback, was aber nichts zu heißen scheint.
Noch ein Satz fiel mir ein: ich falle mit Dingen auf, die andere auch machen. Ob sie auch so Informationen sammeln? Mir fehlte heute Rotblond in der Kantine. Zwei junge, nicht ganz so schlanke Damen, die wie ich die Kantine von außen betreten. Sie gehen immer zusammen essen und haben immer Hosen an. (Gestern zu meinem Entzücken abgewetzte Jeans) Sie sehen sich ein bisschen ähnlich, die eine blond, die andere dunkelhaarig. Ich vermute fast, sie beobachten mich auch. Mir machte es Spaß, sie bei der Essensausgabe zu umkurven.
Ob es Schwestern sind? Sie nahmen in meiner Nähe Platz und während links ein stiernackiger haarkränziger Glatzkopf im Anzug dadurch aus dem Bild verschwand, das er nach dem Verlassen der Kantine zur Seite stolperte,  konnte ich anschließend ihre dunklen Augen bewundern, über die Farbe spekulieren und den dicken Lidstrich zur Kenntnis nehmen.
Werde ich je mehr erfahren? Hätte ich eine Visitenkarte hinterlassen sollen oder zufällig am Tisch der beiden Damen zu Boden fallen sollen? Wozu das alles? Ich habe doch schon gegessen.

Samstag, 17. August 2013

Ringgeist - Cat


Am 25.10.2004 mischte sich mal wieder Traum mit Realität, einer Realität, die es heute nicht mehr gibt.

Epilog
Die Katze saß auf dem Nachbarbett und näherte sich. Ich fletschte die Zähne und begann zu brüllen wie ein Löwe. Die Katze erschreckte sich und verschwand. Ich wachte auf und röchelte.

Besuch
Mein Vater verdrückte sich ein paar Tränen, als er davon erzählte, was er als junger Mann unternommen hatte. Fahrradtouren zum Edersee mit der Clique, zelten draußen. Alles was schön ist, ist irgendwie schwer. Ich hatte geglaubt, meine Heimatstadt vergessen zu haben und plötzlich war alles wieder da. Die Wege der Jugend und Kindheit, die erste eigene Bude. Der Biergarten mit Blick über die Dönche ist einer der schönsten in Kassel, mir war nie bewusst, dass mein Vater den Platz so mochte. Ich hätte auch nie geglaubt, dass er mal so offen über sich spricht. Er stubste mich anerkennend am Arm und mir bekam das gut. So verbrachten wir zwei Stunden mehr in der Kneipe als gewollt und hatten keine Zeit mehr für einen Bummel in der Stadt.
Wir fuhren nach hause und doch fange ich das erste Mal seit langer Zeit an, mich in Frankfurt fremd zu fühlen.
Viielen Dank auch an die Dame, die jetzt endlich die Tür freigegeben hat, damit wir weiter fahren können, so lautete die Durchsage des Zugführers in nordhessischer Färbung. Ich sah aus dem Fenster und erkannte viele Straßen wieder, die ich jahrlang gedankenlos mit dem Auto in Richtung Kassel gefahren war.

Freitag, 16. August 2013

Ringgeist - D_F_B


Selbsterkenntnis ist ja schön und gut, aber habe ich das wirklich ernst gemeint,
was ich da am 21.10.2004 verzapfte? So etwas erreichte natürlich nicht die Top 25 der meist gelesenen Beiträge.

Zu meiner Besseren sage ich im Streitfall gern:
"Du weißt doch:
ich bin
Dumm, Faul und Blöde.“

Dumm bin ich, weil ich nichts erkenne.
Faul bin ich, weil ich, wenn ich doch mal was erkenne, nichts mache.
Blöde bin ich, weil ich das weiß.

Das ist natürlich ein Problem, weshalb ich gern, wenn es Streit gibt, sage:
„Du kennst das Problem!“

(Der Satz ist kürzer und meine Bessere weiß auch sofort Bescheid.)

Donnerstag, 15. August 2013

Ringgeist - Quark & Rührei

Quark & Rührei sehe ich meist bildlich vor mir, wenn etwas wieder mal völlig unklar oder indiskutabel ist.
Der Überschrift folgte am 20.10.2004 nachstehender Text. Er erreichte mit sagenhaften 159 Zugriffen den Platz 22 der Top 25 der meist gelesenen Beiträge.

Oft ertappe ich mich dabei, dass ich nur noch den Anfängen der gesprochenen Sätze lausche, um dann zu entscheiden, ob es für mich interessant ist, weiter zuzuhören. Das klingt arrogant, ist aber momentan eine Überlebensstrategie in einer Welt der Projektiererei und Unsicherheit. Dadurch geht viel verloren, am Ende mein Selbst. Es wird viel produziert, obwohl unklar ist, ob es Empfänger gibt, die verstehen. Nimmt man das Krisengerede der deutschen Wirtschaft ernst, fragt man sich, warum der Hebel nicht endlich mal an der richtigen Stelle angesetzt wird. Ist es eine Lösung, ständig dem sogen. kleinen Mann zu schröpfen? Sollte nicht im Bereich Service einfach mehr getan werden, um gute Produkte an den Mann zu bringen? Dazu gehört positive Motivation der Mitarbeiter, in Deutschland noch immer ein Fremdwort. Der Einzelne ist im obligo, aber auch und vor allem der verantwortlich Arbeitende.
Sehe ich mir die Szenerie im Autohaus / Kaufhaus oder bei den Banken an, habe nicht das Gefühl, dass hier verstanden wurde. Es sind immer die anderen schuld.