Donnerstag, 24. Mai 2012

2001 - VIII

Glück hat Erinnerung,
Schmerz kennt den Moment.

Mittwoch, 23. Mai 2012

2001 - VII

Mitte der Welt

Das rote Backsteinhaus trägt eine besondere Aufschrift, die seine Lage unterstreicht: Mitte der Welt. Ein Paar Schritte führen zum See. In dessen Mitte sprudelt ab und an eine Fontäne und verdeckt ein wenig den Blick auf den Ort. Die Blicke gehen am Ufer entlang und streifen viele leere Fenster in Sichtweite des Ufers. Mag die Mitte der Welt gefüllt sein, die nähere Umgebung steht ein wenig leer. Gewiss es gibt neue moderne Bauten, aber auch die teilen das Schicksal des Leerstehens, wenn auch nicht in so vollem Umfang. Platz, sich niederzulassen bietet die Mitte der Welt und erst recht die Deutschlands also. Woran liegt es, dass sich die Mitte ein bisschen ziert, gefüllt zu werden? Vielleicht an der Käsesahnetorte, die hier auch Himbeerkäsesahnetorte heißt oder vielleicht Käsesahnekuchen. Hier ist Genauigkeit am Platz, sonst gibt es leicht das, was nicht bestellt war. Oder es ist die Butter, die mancher frisch gebratenen Forelle fehlt, wenn sie auf dem Teller zum Verzehr bereit liegt. Einfach nachbestellen? Aber bitte dazu sagen, dass die Butter zerlassen sein soll, oder besser gebraten, sonst gibt es kalte Butter. Oder ist es die Gemütlichkeit, die entsteht, wenn die Bedienung schon vor Beendigung des Verzehrvorgangs nach weiteren Wünschen fragt, freundlich natürlich. Nun fragen Sie sich, wo das ist? Eben die Mitte der Welt und Deutschlands, das grüne Herz oder die grüne Hölle, wie immer es empfunden wird. Höllisch genau ist die Verweildauer am Tisch geregelt: Kommen, Bedientwerden oder -sein, Verzehren, Zahlen und Gehen. Beschwerden sind außerordentliche Vorkommnisse, die gründlich als haltlose Anmerkungen verstanden werden, denn sie weichen von der Norm ab. Vieles ist neu in dem Ort der "Mitte der Welt", steht leer und ist auch leer. Die Schaufenster sind klein und das Reinschauen erfolgt bewusster als anderswo. Schon macht jeder sein Ding. Aber was für eins? Die Rezepte sind nicht neu geschrieben worden, nur die Ergebnisse teurer. Es gibt sie noch, die Platzanweiser und Rollenverteiler. Nun sind sie in privater Konkurrenz bezahlt. Der Natur geht es dabei besser und das Herz ist gesund. Insofern darf es ruhig ein bisschen mehr sein.

Dienstag, 22. Mai 2012

2001 - VI

Gedankenwahl

Frisch gedruckt und schon gebunden,
oder alt und gelb zerschunden,
liegen sie in großer Zahl,
Einband schön, gute Wahl.

Montag, 21. Mai 2012

2001 - V

Die Scholle

Die Erde reicht bis zum Horizont,
Bäume verbergen sich gekonnt,
hier leben, sich niederzulassen,
den Rest der Lebenszeit verprassen,
das schafft dem Gedanken Raum,
allein der Glaube hilft hier kaum.
Wer immer woanders gewesen,
wird hier wohl nicht genesen.
Bringt die Besinnung auf eigene Werte,
die Scholle, zurück zur Heimaterde?

Sonntag, 20. Mai 2012

2000 - IV

What happened?

What happened? Fragte die neudeutsche Transenimitation mit einem Blick wie eine frisch geschwängerte Auster. Dabei erwies "sie" sich eher als bieder altdeutsche Bemühung, etwas Pep in einen gekünstelten Beziehungsfilm hereinzubringen.
Oder ist das alles ist nur der Epilog zu einem neuen Versuch, die Welt in schwarz und weiß einzuteilen?
Denn am Anfang saß in der Ecke der kleine Jasagerzwerg "Jaz" und machte ein Gesicht. Da verlor der große arrogante Schnösel "Gas" seinen Traum bei dessen Anblick und beschloß, alles aufzuschreiben, solange er noch über genügend Traummasse verfügte. Gerade hatte er eine Grenze irgendwo zwischen Arkansas und Wiskonsin überquert, die in einem Fußgängertunnel lag, dabei mißtrauisch beobachtet von den Grenzern. Er war Berge hinab Ski gefahren, bis der Schnee zu Ende war und mußte nun zu Fuß gehen. Das alles war Geschehen, bevor der Jaz ihn ansah. Der Jaz betrachtet den Gas ständig, egal ob dieser nun schon in Singapur mit seinen Hochhauslandschaften im Jet vorbeigerollt ist oder von Straßenbahnen in deutschen Vierteln verfolgt wird.
Jasagezwerge sagen entgegen Ihres Namens nicht zu allem ja, insbesondere nicht zu einem großen arroganten Schnösel. Der Gas dagegen hat nichts gegen den Jaz, er sieht ihn ja meistens nicht. Der Jaz hat viel, sehr viel Angst, nur nicht vor dem Gas. Im Herzen des Jaz herrscht ein wildes Durcheinander von fremden Gedanken. Da kreuzen sich Bibelsprüche mit eigenen Losungen und politische Allgemeinplätze liegen in vollem Mißtrauen. Seine körperliche Kleinheit macht dem Jaz zu schaffen. Der Gas sieht das nicht, weil er sie selber nicht kennt.
Der Jaz braucht Ersatz: Achtung, Besitz und Erfolg müssen ihn immer wieder bestätigen. Der Gas glaubt, schon alles zu haben und merkt nicht, wie ihn die kleinen Jaz immer wieder hindern und umgehen. Irgendwie möchte er gern mit den kleinen Jaz reden, aber sie verstellen sich, sooft er sie anspricht.
Freundlich sind die Jaz nur beim Jasagen, denn sie haben eigentlich Angst vor dem Nein. Sie erkennen sich gegenseitig am Augenblick und wissen sofort: ein Ja hilft weiter. Nur dem Gas geben sie ein verstecktes Nein, ein offenes widerspräche ihnen. Oft wundert sich der Gas darüber und versucht dies durch Umschmeichelung eines Jaz zu ändern, um einmal so freundlich behandelt zu werden wie ein Jaz.
Das geht soweit, daß der Gas sich klein machen will wie ein Jaz. Ein Jaz liebt aber keine Veränderung, erst recht nicht die Verwandlung eines Gas in seines Gleichen. Er machte dann immer weiter ein Gesicht.
Der Gas ist auf das Treffen mit anderen Gas angewiesen, aber die sehen immer nur sich selbst.
Was ist geschehen? Jeder möge entscheiden, welche Kategorie in diesem Spiel Bestand hat. Gase verschwinden und entstehen neu, das Ja bleibt ewig bestehen aus Angst vor dem Nein.

Samstag, 19. Mai 2012

2001 - III

Prinzipiell

Prinzessin zerbrach zauberhaft auf einer Insel.
Sie rettete sich dorthin und ließ die Vasallen laufen.
Verdacht schöpfte sie nicht,
als einer übrig blieb,
sie zu speisen und zu tränken.
Sie hielt es für das Paradies.
Allein fand sie es immer noch schön.
Freute sich so klein, daß sie daran ertrank.
Was einmal der Fluß des Lebens schien,
verwandelte sich in ein Rinnsal.
Liebte sie einst den schnellen Wechsel,
so konnte sie später sich selbst kaum ertragen.
Aber was konnte sie schon wagen?
Wohin gehen, wo sonst noch sehen.
Hatte sie nicht alles erreicht,
es fehlte doch nur ein bißchen Freiheit.
Zurück, zurück aus diesem Glück?
Was wohl die Leute sagen,
still, still, still, weil das Kindlein schlafen will.
Hüllt sich ein in weiße Decke,
schläft ein, bis der Morgen sie dann wecke.
Prinzessin schaut nicht mehr auf,
sieht nicht das Spiel der Zimmerdecke,
der Weihnachtsmann lächelt vergebens,
zeigt sich hier der Sinn ihres Strebens?

Freitag, 18. Mai 2012

2001 - II

Mindeveien

Mindeveien nachts,
Weihnacht,
in Bergen verschneit,
Worte
verwinden seewärts.
Kibbutz Josef,
Holzhaus,
im Bett gefesselt,
Schwäche
fühlen im Himmel.
Mainufer Aussicht,
Brücke,
überqueren gesperrt,
passiert
mit einer Frage.