Samstag, 7. Oktober 2023

2007 Besuch

Die Schwester sagt, wir sollten uns nicht wundern über seine Geräusche. Als ich das Krankenzimmer betrete, bin ich entsetzt. Er atmet schnell und fast keuchend. Ringt nach Luft. Er liegt nach links und kann sich wohl nicht mehr selbst umwenden. Ich trete näher, mit jedem Atemzug bringt er mehrmals meinen Namen heraus. Wolfgang, Wolfgang, Wolfgang, es ist das Einzige, was ich verstehe. Seine Augen sind weit offen, in seinem Blick liegt das Entsetzen über die Situation. Noch sm Samstag hatte er mich mit den Worten begrüßt: "Du lebst ja auch noch."
Nun will er etwas sagen, braucht eine lange Pause für den nächsten Versuch. Ich verstehe nur "He..", mehr nicht. Nein, das war es nicht. Meine Frau tritt hinzu, seine Hand streckt er aus und gibt sie ihr. 
Zwischen den wässrigen Geräuschen seines Atems sehe ich hin und her. Seine linke Hand ist nicht verbunden, hat einen blauen und einen grünen Fleck. Mir fällt nichts ein, als so dicht wie möglich seinen Sprechversuchen zu lauschen, lege ihm die Hand auf die Schulter, würde ihn am liebsten in den Arm nehmen. Ich sehe ihn an und er senkt den Blick. Sein Atem riecht unangehm. Trotzdem will ich ihm nahe sein. Ich versuche, ihm zu erklären, dass das Antibiotikum seinen Atem besser machen sollen. Das ich anrufen werde und komme, wenn was ist. Seine Arme und Beine werden davon nicht besser. Im Ständer hängt ein leerer Beutel, die Nahrung ist alle. Das Licht über seinem Bett ist unangenehm hell. Vier Betten stehen im Zimmer. Seine Tasche und seine Wäsche, die er an hatte, stehen unauspackt neben dem Bett. Wieder ist die Wäsche in einem Sack. Ich kenne das nun schon. 
Auch wenn das Krankenhaus das Schlimmste ist, was ich bisher gesehen habe, der Arzt nimmt sich Zeit für mich. Erklärt uns, das Schluckstörungen nach einer Gehirnblutung immer schlimmer werden und eine künstliche Beatmung eine Quälerei werde. Es ist ein Desaster und ich begreife, dass ich nichts mehr tun kann. 
Zum ersten Mal bin ich hilflos. 
Wir gehen, er spricht
nicht mehr. 
Gut drei Stunden später ist er tot. 























2007 Heim

Nun habe ich es geschafft.
Am 16.2.2007 kam mein Vater nach Frankfurt und ließ Keinen zum Auspacken an seine Tasche. 
Das sollte ich  machen.
Kaum drei Wochen später wird er wieder umziehen in ein Seniorenheim in Maintal-Bischofsheim. 
Ich werde ihm einen Schrank bauen.
Er zieht heim, eben nicht, sondern in ein Heim. 

Freitag, 6. Oktober 2023

2007 gut

Es geht mir gut.

Gefühl in der Kiste und ruht. 
Kann alles schaffen, regeln, benennen. 
Kein Mensch kann mich von den Worten trennen. 
Soweit geht alles nach Plan. 
Vergesse ich mich bei
dem ganzen Elan? 
Doch was da sein, was ist da schon? 
Am Ende zählt doch nur die
Organisation. 







Geschichte

Dieses Bild zeigt meinen Vater in jungen Jahren bei einer Geburtstag der Schwester seiner Stiefmutter Paula Dreyer geb. Kaminski in Kassel an einem 8. Januar. Vermutlich war der grosse Bombenangriff (22.10.1943) noch zu diesem Zeitpunkt noch nicht erfolgt. Erst später wurde er mit den vielen Leichen, die auf dem Platz vor der Lutherkirche lagen, konfrontiert. 






Donnerstag, 5. Oktober 2023

Reisen

Dieses Zitat fand ich sehr interessant bezüglich meiner jetzigen Situation:
"dass »die Sprache Spuren auslegt, auf denen der Geist reisen kann.«"
Ich hoffe, dass mir meine Sprache erhalten bleibt. 

Das Buch ist nun Bestandteil meiner schwierigender Lektüre. "Bewusstsein: Die ersten vier Milliarden Jahre" von Joseph LeDoux, Elsbeth Ranke, Sabine Reinhardus"













"

Donnerstag, 28. September 2023

Schnell

Wie Deutsche schnell reagieren, wenn sie im Alltag was zu erledigen haben, ist erstaunlich. Sobald sie die fahrende Autokolonne verlassen haben. da das ihr Fahrtziel erreicht ist, 
springen sie sofort aus ihrem Fahrzeug. Anscheinend ohne den Gurt zu lösen und die Brense anzuziehen. Wenn sie einem über die Füße laufen, dann versuchen sie meisten schneller zu sein, z. B. vor dem Bäcker. Beim
Fahrradfahren ist auch Schnelligkeit Trumpf. Will man rechts an einem Fußgänger voraus fahren will, wird nicht einfach rechts passiert, sondern von links nach rechts herum gekurvt. Nicht immer ist ihr Weg der schnelle Weg. 
Aber sicher ist das Ziel des Wegs das Tempo. Die eingesparte Zeit bringt ausser dem Streß kaum etwas was.
Aber Logik ist in Deutschland ein Fremdwort. 







Mittwoch, 20. September 2023

Poet

Meine Sprache wird wenig als
bedeutsam erkannt. 
Schwierig ist es schwierig, 
wenn ich nicht laut genug 
beim Reden auftrete. 
Da aber mein Aussehen
nicht als deutsch und 
vor allem mein eigentliches
Alter überhaupt nicht erkannt
wird, ist es in diesem Land
Kommunikation ind Durchsetzung 
äußerst problematisch. 
Es macht auch wenig Spaß 
als Rentner den jungen Mann
zu spielen. 
Vielleicht mag das Menschen
mit ähnlichen Problemen 
als vorteilhaft erscheint, 
So etwas ist, wenn man etwas 
bewegen will, wenig hilfreich. 
In anderen Ländern, vor allem
in West- und Nordeuropa ist es
besser. 
Das ständige Taxieren des
eigenes körperliches Aussehen 
durch Andere ist im Grunde 
eine aggressives Verhalten, was 
ich weder in England noch in
skandinavischen Ländern erlebt habe. 
Da klopft Einem schon mal jemand freundlich auf die Schulter mit
einer netten Begrüßung. 
Ich erinnere mich auch gern an
Estland und es war ein netter russischer Mann. 
So bringt mich meine Gedanken oft
auch in andere Gestaden, 
wo sich das Alter leichter leben 
könnte. 
Als Deutscher sitze ich allzugern
im Gedankenkäfig. 
Ist es wirklich woanders besser?