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Dienstag, 24. Oktober 2023

Zeitlos

Der 22. Oktober war besonders. An diesem Tag kam es mir in den Sinn, dass ich eigentlich gar nichts über die Lebensdaten meines in Kolberg geborenen Großvaters wusste. Mein Vater als unehelicher Sohn, lebte in keinem guten Verhältnis mit ihm. Vater war Adoptivkind seines leiblichen Vaters.
Oft schon, dass ich bei der Nachfrage beim Verein Kolberger Lande Erfolg hatte? 
Vater erwähnte ja, dass Kurt Dreyer, der Name seines Erzeugers, schon früh verstorben war. 
Und tatsächlich bekam ich dessen Lebensdaten mit den Kopie der Urkunden. Der Todestag war der 22.10.1953, auf den Tag nach 70 Jahren, an dem ich meine Anfrage gestellt hatte. Jahrelang war das nicht für mich von großem Interesse gewesen.
Seit Wochen beschäftigte ich mich mit dem Untergang meiner Heimatstadt Kassel beim großen Luftangriff der Engländer am 22.10.1943, also vor 80 Jahren.  Vater hatte nur wenig darüber erzählt.
Ein Datum an einem gleichen Tag kann Zufall sein, der bei mir nun öfter vorkommt. Meist sind es aber Menschen, die entweder geboren oder gestorben sind in meiner Verwandtschaft oder enge Bekannte.
Zufälliger konnte ich durch Verwendung einer KI-App Künstliche Intelligenz ein Foto meines Großvaters so bearbeiten,
das man sein Gesicht nun deutlich erkennen kann. 

Montag, 9. Oktober 2023

2007 Epilog

Lieber Vater,

der Worte sind genug gewechselt, nun lasst Taten folgen. 
Das meine ich, gilt nicht für uns. Nachdem sich jahrelang unser Lebensweg getrennt hat, führte uns deine schwere Erkrankung wieder zusammen. Ich hätte gern noch etliche Worte mit dir gewechselt, leider war die Zeit zu kurz. Die Zwänge, wie sooft waren sie zu übermächtig und zum Schluß fehlte dir die Luft zum Atmen. Die Hand hast du bis zum Ende gereicht. Du sagtest einmal, daß du nicht verstehst, warum dich die Leute nach einem Streit nicht die Hand geben und in Frieden auseinander gehen. 
Das ausgerechnet der verlorene Sohn in den letzten Monaten bei dir war, hat dich hoffentlich etwas getröstet und dich sehr erstaunt. 
So lasse ich dich nun gehen und hoffe, du findest deine Ruhe in Zufriedenheit. 














Samstag, 7. Oktober 2023

2007 Besuch

Die Schwester sagt, wir sollten uns nicht wundern über seine Geräusche. Als ich das Krankenzimmer betrete, bin ich entsetzt. Er atmet schnell und fast keuchend. Ringt nach Luft. Er liegt nach links und kann sich wohl nicht mehr selbst umwenden. Ich trete näher, mit jedem Atemzug bringt er mehrmals meinen Namen heraus. Wolfgang, Wolfgang, Wolfgang, es ist das Einzige, was ich verstehe. Seine Augen sind weit offen, in seinem Blick liegt das Entsetzen über die Situation. Noch sm Samstag hatte er mich mit den Worten begrüßt: "Du lebst ja auch noch."
Nun will er etwas sagen, braucht eine lange Pause für den nächsten Versuch. Ich verstehe nur "He..", mehr nicht. Nein, das war es nicht. Meine Frau tritt hinzu, seine Hand streckt er aus und gibt sie ihr. 
Zwischen den wässrigen Geräuschen seines Atems sehe ich hin und her. Seine linke Hand ist nicht verbunden, hat einen blauen und einen grünen Fleck. Mir fällt nichts ein, als so dicht wie möglich seinen Sprechversuchen zu lauschen, lege ihm die Hand auf die Schulter, würde ihn am liebsten in den Arm nehmen. Ich sehe ihn an und er senkt den Blick. Sein Atem riecht unangehm. Trotzdem will ich ihm nahe sein. Ich versuche, ihm zu erklären, dass das Antibiotikum seinen Atem besser machen sollen. Das ich anrufen werde und komme, wenn was ist. Seine Arme und Beine werden davon nicht besser. Im Ständer hängt ein leerer Beutel, die Nahrung ist alle. Das Licht über seinem Bett ist unangenehm hell. Vier Betten stehen im Zimmer. Seine Tasche und seine Wäsche, die er an hatte, stehen unauspackt neben dem Bett. Wieder ist die Wäsche in einem Sack. Ich kenne das nun schon. 
Auch wenn das Krankenhaus das Schlimmste ist, was ich bisher gesehen habe, der Arzt nimmt sich Zeit für mich. Erklärt uns, das Schluckstörungen nach einer Gehirnblutung immer schlimmer werden und eine künstliche Beatmung eine Quälerei werde. Es ist ein Desaster und ich begreife, dass ich nichts mehr tun kann. 
Zum ersten Mal bin ich hilflos. 
Wir gehen, er spricht
nicht mehr. 
Gut drei Stunden später ist er tot. 























Freitag, 6. Oktober 2023

2007 gut

Es geht mir gut.

Gefühl in der Kiste und ruht. 
Kann alles schaffen, regeln, benennen. 
Kein Mensch kann mich von den Worten trennen. 
Soweit geht alles nach Plan. 
Vergesse ich mich bei
dem ganzen Elan? 
Doch was da sein, was ist da schon? 
Am Ende zählt doch nur die
Organisation.