Freitag, 10. Juli 2015

Quatsch

Fremde Familiengeschichten am Handy, die im Zug ohne Klimaanlage keiner braucht und eine Hitze, mit der man nichts anfangen kann. Das ist der Traumsommer 2015.
Irgend jemand zieht irgendwo was an, ein Todesfall macht eine anstehende Hochzeit komisch. T- Shirtstoff ist cool.
Genau, ja, ja, das finde ich auch.

Dienstag, 7. Juli 2015

Turm

Im Himmel Wolkentürme ragen,
laue, heiße Sommerluft,
Du sitzt da, was willst Du sagen?
Ein neues Grab, die kühle Gruft
scheint Dir an diesen Tagen
manchmal wie des Himmels Duft.
Der Eindruck, er ist bald verflogen
und Melancholie, sie schwindet schnell.
So wie die Wolken sich verzogen,
leuchten Dir Gedanken wieder hell.



 

Donnerstag, 2. Juli 2015

Bill Bryson - A Short History Of Nearly Everything

As Bill Bryson mostly puts it: we do know nothing and what we know, we do not know exactly.
Wenn man sein Buch "A Short History Of Nearly Everything" gelesen hat (zu deutsch: "Eine kurze Geschichte von fast allem"), dann weiß man zumindest das.
Ob der homo sapiens als Gattung allerdings tatsächlich weiß, dass er nichts weiß, das sei dahin gestellt.
Zum Inhalt des Buches: Bill Bryson beschreibt sehr anschaulich das, was wir einigermaßen sicher wissen. Die Entwicklung des Lebens und noch viel mehr unserer speziellen Gattung hing von sehr vielen glücklichen Umständen ab, die der Planet Erde geboten hat. Immer wieder gab es den Planeten als Ganzes bedrohende kosmische Ereignisse, die die Entstehung des Lebens auf unserem fragilen Planeten in Frage stellten, aber auch förderten. Unser Planet selbst bietet tödliche Bedrohungen für unser individuelles Leben zuhauf. In einem Land wie Island wird einem das klarer als in Deutschland. Was für den Einzelnen tödlich ist, mag für die Gattung noch lange nicht dasselbe sein, das Leben an sich scheint, je primitiver, desto widerstandsfähiger zu sein.
Es wird klar, dass ein Mikrokosmos uns am Leben erhält, den wir kaum kennen und noch weniger verstehen. Selbst unsere eigene Abstammung können wir nicht 100%ig nachvollziehen.
Wissenschaftliche Auswertungen von Knochenfunden waren oft durch gen-kontaminierte Belege falsch oder widersprüchlich in ihren Aussagen.
Fest steht, unser Organismus besteht aus Zellen, die unser Leben steuern und der genetische Code aller derzeit lebenden Menschen unterscheidet sich nur gering im Vergleich zur Variationsbreite bei den Tieren (Beispiel: Schimpansen). Das lässt den Schluss zu, dass unsere genetischer Pool auf relativ geringen Anzahl von Menschen beruht, die irgendwie irgend etwas überlebt haben.
Trotzdem bringen wir es ja fertig, uns aus den verschiedensten Gründen, gegenseitig umzubringen.
Unsere Atome, die die Baustoffe unseres Lebens bilden, sterben nicht mit uns. Sie verbinden sich einfach zu neuen Elementen. Das wird den Einzelnen nicht trösten und macht die rapide Ausrottung
vieler Tier- und Pflanzenarten durch den Homo Sapiens auch nicht besser.
Bill Bryson schreibt wirklich über "Alles" sehr unterhaltsam und wird nicht müde, die paradoxen Entwicklungen in der Wissenschaftsgeschichte genüsslich aufzuzeigen.
Ob das Leben nun ein großer Zufall war oder das Ergebnis eines zwangsläufigen Ablaufs, einer Schöpfung sozusagen, mit dieser Frage steht jeder Mensch allein da.
0,01% der Erdgeschichte erfreuten sich der Gegenwart des Menschen. Da scheinen die Schlusssätze
von Bill Bryson sehr logisch: "We really are at the beginning of it all. The trick, of course, is to make sure we never find the end."    

Dienstag, 30. Juni 2015

Alter Ego

Unsicherheiten,
meine Wege begleiten,
alles scheint möglich
und vieles ist nichts.
Werde ich es schaffen,
mein Ego zu raffen.
Bleibe ich wie früher,
wer zeigt mir den Weg?
Viele Gebote,
doch nur eine Note
ergibt keine
Sinfonie meines Ich.

Freitag, 26. Juni 2015

Geltung

Diese Woche machte mir erbarmungslos klar, wie eindeutig oben immer noch oben ist und dass ich gnadenlos auf der falschen Seite stand und stehe. Das wird sich auch nicht aendern, wenn ich Rentner bin. Es kann nur sein, dass ich erstmals eine Anpassung meines Einkommens erleben werde, die man als Inflationsausgleich verstehen kann. Bis dahin verliere ich jedes Jahr netto an Kaufkraft und darf mich skrupellos moralisierender Diktion unterwerfen.

Donnerstag, 25. Juni 2015

Majesty

Her Royal Majesty, die Queen von England, gab uns heute die Ehre. Da sie über die Friedrich-Ebert-Anlage und die Mainzer Landstraße in ihrem Konvoi anreiste, um zur Paulskirche zu gelangen, konnte ich aufgrund der Straßensperre ruhigen Schrittes bei rot die Ampel überqueren, um mich zu meiner Mahlzeit beim Metzger meines Vertrauens zu begeben. Aus einer Bank schlurfte eine abgerissene Gestalt auf die Straße. Über den Köpfen derjenigen, die mit ihrem Handy Bilder gemacht hatten, schwebte der Polizeihubschrauber in gebührender Höhe. Bei meiner Rückkehr an die Kreuzung strömten mir die glücklichen Gesichter entgegen, die einen Blick erhascht hatten von Ihro Gnaden, während ich einen banalen Rindergulasch mit Nudeln verspeiste.
Ansonsten hätte sie mir sicher huldvoll zugenickt.
Selbst hart gesottene Banker sonnten sich in dem Glück, das ihnen die Nähe der Queen gegeben hatte. Ich aber suchte mir meine Zeit in einer Betriebsratssitzung angenehm zu vertreiben.

Von mir aus könnte die Queen ruhig öfter kommen, wenn nur die quarkige Berichterstattung in den Medien nicht wäre.

Dienstag, 23. Juni 2015

Ortsumgehung

Du gehst auf einer Umgehungsstraße, die noch nicht eröffnet ist.
Den Weg wirst Du zu Fuß nie mehr machen.
Das Bauwerk harrt größerer Aufgaben. Es läuft mal auf einem aufgeschütteten Damm, über Brücken und durch eingegrabene Täler um einen Ort herum. Wo Mohnblumen an den Böschungen wachsen,
wird am Fahrbahnrand bald ausgekippter Müll liegen. Werden Sanitäter Unfallverletzte versorgen, wird es den ein oder anderen Blechschaden geben oder mal einen Stau. Die Fahrzeuglenker werden
nie Zeit haben, sich das Bauwerk und die künstliche Natur drum herum anzusehen, so wie ich jetzt.
Am Ende der Umgehungsstraße kommt von hinten ein Auto mit beträchtlichem Tempo an den irritierten Fußgängern und Radfahrern vorbei gefahren.
Ein junger Mann steigt aus, meint sein Navi sei schlecht und räumt die Absperrung weg, um weiter zu fahren. Der Ort wird bereits umfahren.