Dienstag, 24. Oktober 2023
Zeitlos
Mittwoch, 30. November 2022
88 Jahre
Vor 88 Jahren wurde meine Mutter in Glauchau geboren. Das Foto als junges Mädchen zeigt sie vermutlich anlässlich ihrer Konfirmation. Sie sieht darauf nicht besonders glücklich aus. Vielleicht gab es nicht das Geschenk, was sie sich erhofft hatte oder es war etwas passiert, was ihr nicht passte. Zu der Zeit (im Jahr 1948) hatten meine Großeltern bereits nach ihrer Flucht aus der "Ostzone" eine neue Bleibe im Westen gefunden, aber sicher waren die Verhältnisse noch etwas schwierig.
Sonntag, 29. Mai 2022
Kolberg in Hinterpommern - weiteres Adressbuch von 1878 erfasst
Kolberg - Adressbücher 1878, 1909 und 1920
mit der rechten Maustaste anklicken.
Kolberg - Adressbücher 1878, 1909 und 1920
Die Adressbücher befinden sich auch in der Datenbank des Vereins "Kolberger Lande".
Dort finden sich Daten zur Orts- und Familienforschung der Stadt Kolberg und des Kreises Kolberg-Körlin. Ein Besuch lohnt sich für alle, die mehr über ihre pommersche Herkunft erfahren möchten.
Für Interessierte besteht die Möglichkeit der Mitarbeit.
Sonntag, 2. Januar 2022
Kolberg in Hinterpommern - Adressbuch 1878
Zu den bisher von mir erfassten Adressbüchern des ehemals deutschen Kolbergs aus den Jahren 1909 und 1920 kommt nun ein weiteres hinzu. Zur Zeit bin ich mit der Erfassung des Adressbuchs von 1878 beschäftigt. Wenn ich damit fertig bin, werde ich es mit den beiden anderen Büchern kumulieren. Vielleicht ergänze ich es noch mit Anmerkungen zu prominenten Kolberger Bürgern.
Dienstag, 28. Mai 2019
Kolberg- Adressbücher 1909 und 1920
Bitte einfach mit der rechten Maustaste auf die Bezeichnung klicken und die Adresse erscheint.
Kolberg - Adressbücher 1909 und 1920
Donnerstag, 24. Januar 2019
Großmutter und Enkel
Montag, 16. Oktober 2017
Kolberger Gesichter
http://wolfgang-dreyer.blogspot.de/2012/08/Kolberg.html
Dieser Jemand ist eine Frau, die mit Adalbert Fabricius verwandt ist. Ihr Vater, Karl-Heinz Fabricius ist nach dem Krieg nach Kanada ausgewandert, zusammen mit seiner Frau, die er noch in Kolberg kennen gelernt hat. Er hatte danach noch eine weitere Ehe, aus der nun die Frau stammt, die mir geschrieben hat.
Sie ist im Besitz eines Familienfotos, auf dem zwei Personen, die nicht zur Familie Fabricius gehören, abgebildet sind. Da das Bild 1928/29 entstanden sein soll, handelt es sich dabei wohl um die Geschwister Frieda und Werner Dreyer, also um meine Großmutter und meinen Großonkel.
Beide dürften sich damals in der Obhut von Adalbert und Emilie Fabricius befunden haben, da die Eltern im Jahr 1929 beide an TBC erkrankten und nacheinander im gleichen Jahr verstarben.
Karl-Heinz Fabricius, Emilie Fabricius, Adalbert Fabricius
Freitag, 26. Mai 2017
Frieda
26.5.2017 und die Zeit bleibt stehen,
ich habe ein Bild von Dir gesehen.
Diese Sekunde Ewigkeit hat mich
von meiner Imagination befreit.
Nun weiß ich, wer Du gewesen bist,
leider vergangen und so vermisst.
Montag, 1. Mai 2017
Der muß hinaus! Der muß hinaus!
»Der muß hinaus! Der muß hinaus!«
Antisemitismus in deutschen Nord- und Ostseebädern 1920–1935
von Michael Wildt aus der Publikation „Mittelweg 36“
Auszug
So erreichte den Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (C.V.), 1893 als Abwehrverein gegen den Antisemitismus gegründet und zum Ende der Weimarer Republik mit rund 60 000 Mitgliedern und 555 Ortsgruppen neben den jüdischen Gemeinden die größte Organisation der Juden in Deutschland,7 im August 1920 folgender Bericht aus dem pommerschen Ostseebad Kolberg, das mit rund 40 000 Gästen 1925 zu den am stärksten besuchten Badeorten an der Ostsee zählte:
»Soeben aus dem Ostseebad Kolberg zurückkehrend, muss ich Ihnen von dem unglaublichen Antisemitismus Mitteilung machen, der das Bad beherrscht. Die mit Hakenkreuz geschmückten ›Herren‹ und Jünglinge stolzieren dort noch immer herum, als ob ihnen das Terrain gehört und als ob sie die Welt erobert hätten. Blutige Schlägereien zwischen Juden und diesem unanständigen Pöbel sind an der Tagesordnung.
Sollte die Regierung nicht dagegen einschreiten können? Einige dieser antisemitischen Herren suchen mit Willen belebte Etablissements auf, sind stark angetrunken und fordern durch ihr herausforderndes Betragen das jüdische Publikum direkt heraus. Vielleicht veröffentlichen Sie mal diese unerquicklichen Zustände. Vielleicht täte das jüdische Publikum besser, bei besserer Valuta die ausländischen Seebäder aufzusuchen,um diesen Pöbeleien zu entgehen.«
Zwei Jahre später berichtete ein anderer Badegast, daß die Strandkörbe in Kolberg mit Hakenkreuzen und antisemitischen Parolen beschmiert würden, ohne daß die Badedirektion dagegen einschritte. 1925 beschwerte sich der in Kolberg ansässige jüdische Kinderarzt Dr. Jakobi, daß er und mehrere Bekannte, alles alteingesessene jüdische Bürger, in einer bekannten Gaststätte vom Besitzer gebeten worden seien, sich nicht wie üblich in das Weinzimmer, sondern in ein Hinterzimmer zu setzen, da ein betrunkener Gast antisemitisch pöbeln würde und der Gastwirt nicht gewillt sei, »auch in Rücksicht auf die Agrarierkundschaft«, seine jüdischen Gäste zu schützen.
»Wir erklärten, dass es u. E. nur zweierlei gäbe: entweder dulde er in seinem Lokal nur Leute, die sich anständig benähmen, (wenn er Wert darauf lege, ein erstklassiges Lokal zu haben) oder er mache es zum Tummelplatz Betrunkener – zur Spelunke. Da Herr Nettelbeck weiter versicherte, gegen diesen Herren machtlos zu sein, verliessen wir das Lokal .«
Der Generaldirektor der Betreibergesellschaft des Lokals bemühte sich umgehend, für den Vorfall zu entschuldigen. Ihm seien die Verhältnisse in Kolberg wohlbekannt, er habe auch einen Direktor dort bereits entlassen, weil dieser sich »immer auf die Seite dieser unangenehmen Leute gestellt« habe und es deswegen »mehrfach zu unliebsamen Scenen gekommen« sei.
Auch die Kolberger Ortsgruppe des C.V. schrieb, daß der Oberbürgermeister energisch gegen antisemitische Rüpeleien durchgreifen wolle und die Kurverwaltung in den vergangenen Jahren alles getan habe, um den »›Burgfrieden‹ nach Möglichkeit zu wahren und den Erholungssuchenden einen ungestörten Kuraufenthalt zu gewährleisten. Es ist demnach ganz unangebracht, Kolberg aus Furcht vor antisemitischen Unannehmlichkeiten zu meiden«. Aber der Schreiber des Briefes aus dem Jahr 1922 hatte beobachtet, dass sich die Kolberger Ortsgruppe »sehr defensiv« verhalte.
»Sie befürchtet nämlich, dass bei einem energischen Auftreten die jüdischen Badegäste, die Kolberg alljährlich aufsuchen, zu vertreiben und glauben, dadurch das Bad zu schädigen. Schreiber dieses [Briefes] ist gerade entgegengesetzter Ansicht: durch Aufdeckung der bestehenden Schäden wird vielleicht eher erreicht, dass unliebsamen Belästigungen vorgebeugt wird.«
Vom Ostseebad Kolberg wurde 1932 berichtet, daß etwa 90 Prozent der Badegäste Hakenkreuzler und Stahlhelmer seien. Obwohl die Badeverwaltung jedwede politische Demonstration verboten hatte, waren am Strand zahlreiche Hakenkreuzfahnen zu sehen. Und eine Gruppe von etwa 40 bis 50 Kolberger Nationalsozialisten war vor die Hotels gezogen mit dem Ruf »Juden raus«.
Donnerstag, 27. April 2017
Kolberg - Weihnachten 1941
seine Eindrücke von Kolberg in seinem Tagebuch. 1941 lag die M 575 im Kolberger Hafen.
Quelle: Deutsches Marinearchiv
Die Kolberger hielten fest an ihren urväterlichen Sitten und Gebräuchen und heiligten den Feiertag.
Wir wandern langsam durch die Straßen, atmen die feierliche Ruhe und den weihnachtlichen Frieden und
genießen immer wieder aufs Neue den eigenartigen Reiz dieser schönen, kleinen pommerschen Seestadt.
Hafenstädte haben alle ein doppeltes Gesicht. Während das eine hart und unverwandt auf See blickt,
schaut das andere gelassen und oft etwas gönnerhaft zurück ins bäuerliche Hinterland.
Diese Doppelnatur ist bei Städten, die ihre Kindschaft einem solch ungleichartigen Elternpaar verdanken,
nicht verwunderlich. Sie ist der natürliche Ausdruck einer so verschieden gearteten Erbmasse.
Sie gibt ihren Mauern das unterschiedliche Gepräge, bestimmt den wechselnden Pulsschlag ihres Lebens,
spiegelt sich wider in ihren Menschen und findet seinen Ausdruck im bunten Mythos ihrer weiten Seele.
Und es ist eine glückhafte Vereinigung. Sie enthält der Erde stille zähe Geduld, des Meeres harten Trotz.
Sie birgt den heiteren Frohmut knospender Blüten neben der schwermütigen Tiefe der See.
Sie paart der Wellen mildes Ungetüm mit der ruhigen Gelassenheit der Ebene, setzt der Liebe
zur angeborenen Scholle den frischen Drang der weiten Ferne entgegen und bringt des Meeres
ewigen Atem in steten Einklang zum Auf und Ab des Lebens, das doch immer nur eins sein kann: Ein Kommen und ein Gehen.
Samstag, 18. März 2017
Kolberg 1945 - Augenzeugenberichte
Ein neuer Kommandant
Wehrmachtsoberst Fullriede wird zum neuen Kommandanten für Kolberg eingesetzt.
Die katholische Ordensschwester Godehardis St. Martinsbad in Kolberg berichtet in ihrem noch im April 1945 niedergeschriebenen Manuskript: "Kolberg stand schon seit Monaten im Zeichen der immer näher kommenden Front. Aufgeregte Stimmung überall."
Die Stadt Kolberg, die rund 35 000 Einwohner zählt, wurde rasch zum Sammelbecken; innerhalb weniger Tage war die Stadt auf über 85 000 Einwohner angeschwollen. Die Zufahrtsstraßen lagen bereits unter Artilleriebeschuß, die Züge, soweit sie noch fuhren, waren überfüllt. Schwester Godehardis erinnert sich: "Das Massenelend ostpreußischer Flüchtlinge erhöhte die Panikstimmung in Kolberg." Am 3. März erhält Fegattenkapitän Kolbe, der zuständige Marineoffizier beim Wehrbezirkskommando Kolberg, den Befehl für den Abtransport der Zivilbevölkerung über See.
Kolberg, 4. März 1945 –
"Der Kessel ist zu"
Die letzten Züge verließen die Stadt in den frühen Morgenstunden des 3. März. Schwester Godehardis notiert in ihrem Bericht: "Sonntag, den 4. März morgens um 4 Uhr ging ein Flüstern durch die Reihen: ,Der Kessel ist zu, es kommt kein Zug mehr durch.’"
Oberst Fullriede will die Stadt halten, damit die Zivilisten über den Seeweg gerettet werden können. Ihm standen etwa 3200 Männer zur Verfügung – darunter teils reguläre Wehrmachtssoldaten, teils Volkssturm, teils jugendliche Militärhelfer. Den deutschen Verteidigern gegenüber stand ein Mehrfaches an russischen und polnischen Soldaten.
Bei der Marine hat Fregattenkapitän Kolbe den ersten Konvoi zusammengestellt. Auch in den bereits vergangenen ersten Märztagen hatten immer wieder Frachter, Dampfer und Boote aller Größen Flüchtlinge gen Westen transportiert. Doch am 4. März startet der erste organisierte Schiffsverband mit insgesamt 2200 Flüchtlingen. In diesem Takt sollte es nun jeden Tag weitergehen. Noch am 4. März bricht in der Stadt auch die Versorgung mit Strom, Gas und Wasser zusammen. Der Wehrmachtssoldat Ernst-August Dumtzlaff, der selber aus Hinterpommern stammt, hat jene Tage miterlebt und seine Erlebnisse später niedergeschrieben: "Nun stehe ich hier an der Panzersperre in der Körliner Straße in Kolberg, die Gedanken gehen zurück an den Marsch auf der Straße nach Kolberg."
Kolberg,
5. März 1945
Soldat Dumtzlaff liegt mit zwei Kameraden auf Posten im letzten Haus der Körliner Straße, es ist am äußersten Rand der Festung. Im Haus gegenüber sind ebenfalls deutsche Soldaten. Plötzlich geschieht in den frühen Morgenstunden etwas Unerwartetes. Statt der Russen taucht ein Flüchtlingstreck auf, heil kommt er an der Absperrung vorbei. Wenige Augenblicke später: Lautes Krachen – die sowjetische Artillerie feuert in die Stadt. Der Beschuß wird heftiger, auch die deutschen Panzersperren am Stadtrand werden ins Visier genommen. Die Häuser werden mehrfach getroffen. Erstmals tauchen noch in sicherer Entfernung auch sowjetische Panzer auf, die durch die deutsche Artillerie beschossen und wieder vertrieben werden. Das feindliche Feuer wird noch stärker. "Wir rechneten jeden Augenblick mit einem sowjetischen Infanterieangriff", so Dumtzlaff.
Dann geht es los: Die Russen greifen an, deutsches Abwehrfeuer schlägt sie zurück. Doch kurz danach der zweite Angriff. Die Panzersperre war inzwischen erheblich getroffen worden. "Ringsherum die Einschläge der Granaten, das Krachen einstürzender Häuserwände. Die Hölle war ausgebrochen. Unter dem Schutz des Granathagels griff der Feind erneut an. Am Nachmittag gelang es den Russen, die Panzersperre zu erobern. Der Häuserkampf begann", schreibt der Augenzeuge.
In den nächsten Tagen sollte in den Straßenzügen erbittert um jedes Haus gekämpft werden. Auch der Soldat Ernst-August Dumtzlaff hat diese schweren Stunden erlebt: "In der Nacht zogen wir uns um einige Häuser zurück. Der Frontverlauf war sehr undurchsichtig geworden. Von See hörten wir Abschüsse schwerer Artillerie, es war wohl die uns zugesagte Marineunterstützung eingetroffen. Wir faßten wieder etwas Mut. Es entbrannte der Häuserkampf in unerbittlicher Härte. Unter Androhung von Gewalt mußten wir deutsche Zivilisten aus ihren Kellern holen." Trotz des Beschusses gelingt es an diesem Tag, etwa 5 000 Flüchtlinge über den Seeweg gen Westen zu transportieren.
Kolberg, 12. März 1945
Am frühen Morgen ertönt aus Lautsprechern erneut die sowjetische Aufforderung nach Aufgabe des Kampfes. Landser Dumtzlaff berichtet, daß erstmals polnische Soldaten auftauchten, die in die Stadt eindringen wollten.
Sanitäter, Ärzte und Schwestern haben alle Hände voll zu tun. Das Lazarett ist voll belegt. Die beiden Chirurgen vermögen kaum ihre Arbeit zu tun, einmal operieren sie 52 Stunden nacheinander, notiert Schwester Godehardis. Die Verwundeten und das Sanitätspersonal erleben hautnah, wie die Front Meter für Meter dichter kommt. Den Höllenlärm der Stalinorgel, das Heulen der Granaten und das Geknatter der Maschinengewehre, all das ist auch im Lazarett gut zu hören.
Kolberg, 15. März 1945
Festungskommandant Fullriede hat die Lage noch unter Kontrolle, noch hält die Hauptkampflinie. Da die Stadt nun fast von allen Flüchtlingen geräumt ist, befiehlt er, daß in der Frühe die Schwerverwundeten abtransportiert werden sollen.
Alles klappt, die Verwundeten, das Lazarettpersonal und die Ordensschwester werden von einer Fähre zum deutschen Zerstörer "Panther" gebracht. Die Ordensschwestern vom Martinsbad werden auf Umwegen über Rügen am 20. März in der Morgenfrühe ihr Mutterhaus im Münsterland erreichen.
Kolberg, 18. März 1945
In der Nacht zum 18. März bereiten sich alle noch in Kolberg verbliebenen Wehrmachtssoldaten, Matrosen, Volkssturmmänner und alle sonstigen Verteidiger auf die Evakuierung vor. Der Abtransport der Zivilisten ist abgeschlossen. Oberst Fullriede sieht nach der Rettung der Zivilisten seine Ausgabe als erfüllt an und befiehlt den Rückzug.
Nachdem es in den Morgenstunden des 18. März mehrfach falschen Alarm gegeben hat, nähern sich Boote sowohl der Mole auch einem offenen Strandabschnitt, der sogenannten Maikuhlenseite. Dort nimmt ein Boot Matrosen und Volkssturmmänner an Bord und rauscht mit Volldampf wieder auf die hohe See zurück.
Das Molengelände liegt jetzt unter schwerstem Beschuß. "Was sich hier abspielte war unbeschreiblich. Jeder wollte der erste sein. Von der Mole führten nur schmale Stege zur Anlegestelle des Bootes. Auch durch den Gefechtslärm hörte man die Hilfeschreie durch die Nacht." Soldat Dumtzlaff wird gerettet. Das Boot bringt ihn an Bord eines deutschen Zerstörers. "Die feindlichen Batterien versuchten mit ihren Geschossen den deutschen Zerstörer zu erreichen. Alle Einschläge lagen zu kurz. Der Zerstörer selbst legte sein Vernichtungsfeuer auf die Stellungen des Feindes." Der völlig erschöpfte pommersche Soldat schläft an Bord sofort ein.
Insgesamt retten die Boote in den frühen Morgenstunden rund 2000 Verteidiger. 350 deutsche Soldaten gelingt jedoch der Rückzug nicht mehr, sie müssen sich in Gefangenschaft begeben. Oberst Fullriede will mit seinem Stab erst möglichst spät die Stadt verlassen. Zum Schluß, als die polnischen und sowjetischen Infanteristen bereits den Hafen und die Mole erobert hatten, führt er den ihm verbliebenen Haufen noch von einem Befehlsstand vom Strand aus. Doch bald gibt es auch hier kein Halten mehr, Fullriede und die letzten Männer retten sich mit einem Schlauchboot auf die Ostsee.
Freitag, 17. März 2017
Kolberg 1945 - Gefechtsbericht
Mittwoch, 29. August 2012
Der Ort am Meer
Exkurs: Kolberg - Weihnachten 1941
Zusammenhang
Nichts im Sinn habe ich mit der Verdrehung historischer Zusammenhänge. Das das Thema der Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten für die Polen heikel ist, ist sehr verständlich. Die Polen in Pommern sind selbst Vertriebene und derer gedenkt kein Mensch in Deutschland. Dazu kommt nun einmal die historische Tatsache, dass Deutschland einen unsinnigen Krieg angefangen hat und dabei vor allem im Osten barbarisch aufgetreten ist.
Wie hätten sich deutsche Truppen damals verhalten, wenn wir überfallen worden wären und hinterher als Sieger in Polen einmarschiert wären? Man mag nicht daran denken.
Demzufolge sind Touristen gern gesehen in Polen, nicht jedoch Menschen, die irgendein Erinnern an erlittenes Leid konservieren wollen. Die Veteranen der Kämpfe um Kolberg haben sich die Hand gegeben, damit ist die Sache für die Polen erledigt und ich meine, wir sind gut bedient damit.
Als ich auf der Promenade bei Heringsdorf mit dem Fahrrad von hinten mal wieder angeklingelt werde, weil ich nicht rechtzeitig in die Büsche springe, um dem Hintermann freie Fahrt zu ermöglichen, denke ich an Robert. Es ist gerade diese Rechthaberei und der Egoismus, der Deutschland so beliebt macht in der Welt. Stolz sein, so wie Robert, auf die typisch slawische Bauweise von Häusern ohne Mörtel, das ist in Ordnung. Das hat aber nichts mit Aggression zu tun. Aber noch und längst stehen die Zeichen in Deutschland auf Versöhnung. Man gesteht Lukas Podolski sein polnisches Herz zu, wenn er für Deutschland Tore gegen Polen schießt, im Fußball.
Für Frieda gab es kein gutes Ende. Trotz ihrer Begabung, immer wieder das Beste aus allen Situationen zu machen, erlitt sie im Winter 1938/39 einen schweren Rückfall und verstarb am 21. Januar 1939 im Kolberger Krankenhaus. Sie konnte den Fluss sehen und die Weidenbäume, unter denen sie als Kind so gern gesessen hatte. Bruder Werner war wie sein Vater Vater Soldat geworden und diente bei der Wehrmacht. Frieda aber, gerade erst 24 Jahre alt geworden, beerdigte man auf dem Maikuhlefriedhof. Die Kunde ihres Ablebens drang auch nach Kassel, wo Kurt nun erst recht beschloss, den Fall Frieda aus seinem Gedächtnis zu tilgen. Das Leben sollte schwer genug werden in den kommenden Jahren. Als der heranwachsende Egon erfährt, dass Paula Dreyer nicht seine Mutter ist, bricht für ihn eine Welt zusammen. Er meint sich die strenge Behandlung erklären zu können, die ihm während seiner Kindheit widerfuhr. So manchen Streit sieht er in einem neuen Licht. Und auch den Rauswurf, er könne ja gehen, Paula wirft ihm wutentbrannt einen Putzlappen vor die Füße.
Sein Vater Kurt, so mutmaßt Egon später, habe ihn wohl nur adoptiert, um an sein Erbteil zu kommen. Kurt ließ sich in der Tat beglaubigen, dass Egon der Sohn von Frieda Dreyer ist. Da ihr Bruder Werner 1943 bei Pavolotsch fiel, gab es die Dreyerschen Erben nicht mehr. Das Erbe stand ja dem minderjährigen Sohn und somit zunächst verwaltend seinem Vater zu. Nach dem verlorenen Krieg war davon nun nichts mehr vorhanden. Egon hatte auch das verloren. Mit seiner Volljährigkeit hielt es ihn nicht mehr zu hause. Kurt beließ es bei der lapidaren Feststellung, der Junge könne jederzeit zu ihm kommen. Für Egon war jedoch jeder Anreiz, zu hause zu bleiben, auch durch den Tod seines Lieblingshalbbruders Wolfgang, verschwunden.
Dessen Tod war eine Folge der schweren Kämpfe um Monte Cassino im Jahr 1944 gewesen. Zwar war die im Kampf erlittene Verletzung nicht tödlich gewesen, aber durch die Bombardierung des Lazaretts kam er durch den Einsturz einer Zimmerdecke ums Leben.
Der älteste Halbbruder Siegward war kein Trost für ihn, der Altersunterschied mag eine Rolle gespielt haben. Siegward gerät an der Westfront in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Egon geht auf Wanderschaft, arbeitet im Bergbau im Raum Aachen und bei den Amerikanern in Frankfurt als Wachmann. Letztlich siegt aber das Heimweh, er kehrt nach Kassel zurück und noch einmal geraten Vater und Sohn aneinander. Dennoch bleibt er Rothenditmold oder dem Rothenberg, wie er sagt, verbunden.
Vom Streit erzählte er mir bei einem meiner letzten Besuche. Das er seine leibliche Mutter nie gesehen hat, war für ihn eine besondere Tragik.
Wenn er wüsste, wo ihr Grab sei, sagte er einmal.
Es fällt schwer, sich das Schicksal von Frieda Dreyer vorzustellen, denn ich habe kein Foto meiner Großmutter. Nachforschungen nach ihrem Bruder, meinem Großonkel, bei der Deutschen Dienststelle (WASt), führten bislang zu keinem Ergebnis. Zwar bin ich vermutlich der nächste noch lebende Angehörige, aber ich kann es nicht beweisen. Das für die Ostgebiete zuständige Standesamt I in Berlin verweist auf Bearbeitungszeiten von zwei Jahren und antwortet nicht auf meine Schreiben. Datenschutz in Deutschland, ich habe keine Hoffnung auf weitere Informationen.
Exkurs: Kolberg - Der muß hinaus - Der muß hinaus!
In diesem Zusammnhang möchte ich auch Frau Lieselotte Dumtzlaff erwähnen, die mir freundlicherweise den Beitrag Ihres Mannes, Ernst-August Dumtzlaff, im vergriffenen Buch "Die letzten Kriegstage - Ostseehäfen 1945"
zur Verfügung stellte. In seinem Bericht "Ich war dabei beim Kampf um Kolberg" wird die Zeit noch einmal lebendig.