Mittwoch, 27. März 2019

Wert

Auf dem Weg nach Frankfurt tauche ich ein in meine alten Befindlichkeiten. In die Zeit, wo ich noch zur arbeitenden Bevölkerung gehörte. Es ist nicht so, dass ich heutzutage weniger arbeite. Ich werde nicht mehr bezahlt, im Gegensatz zu früher aber wertgeschätzt.

Donnerstag, 21. März 2019

Ehemals

Ein eigenes Erleben gibt es nicht mehr,
es geht nur noch gemeinsam, ohne Verkehr.
Das Ganze ist bis zu Ende gedacht,
das scheint nicht so wie für mich gemacht
Da schleicht klebrig die Gestalt der Angst hervor,
wars das schon, ist es zu, das Tor?
Doch so gewiss das Ende für Jeden ist,
so pauschal die Erkenntnis: genieße die Frist.

Dienstag, 12. März 2019

Ruhestand

Was sich hinter den blumigen Bezeichnungen "Ruhestand" oder "Lebensabend" verbirgt, ist in Wahrheit oft die Entdeckung einer Zweisamkeit, die man sich ganz anders vorgestellt hat, als man noch zur arbeitenden Bevölkerung gehörte. Vom Beginn des Rentnerdaseins an, ist man nun rund um die Uhr mit ein und derselben Person zusammen, 1:1  sozusagen. Da Männer im Haushalt von Natur aus eher passiv agieren, bietet das reichlich Gelegenheit für kontroverse Situationen. Und Mann merkt sehr  schnell, dass die Situation Zuhause komplizierter ist als eine klar umrissene Auftragssituation am Arbeitsplatz.
Dazu tritt nun die Eigenverantwortlichkeit für die Gestaltung der scheinbar unbegrenzt zur Verfügung stehende Freizeit, die sich früher in der Urlaubs- und Wochenendplanung erschöpfte.
Oft reicht auch die eigene Kraft nicht mehr für das aus, was man sich mal vorgenommen hat für später. Der Druck, noch alles machen zu missen, bevor das Leben zu Ende geht, lässt depressive Zustände wahrscheinlich werden. Da ist der Weg in die Psychotherapie hilfreich. Wichtig ist auch eine gewisse Gelassenheit im Umgang mit scheinbar wichtigen Terminen.
Ohne eine gewisse wohlwollende Akzeptanz des Partners oder der Partnerin ist ein wirklicher Ruhestand unwahrscheinlich, um nicht das strapazierte Wort von der Liebe zu gebrauchen. Nur eines ist gewiss, jede Partnerschaft ist spätestens aus biologischen Gründen irgendwann zu Ende. Das lässt so manche Alltagsfrage so oder so in anderem Licht erscheinen und die Erkenntnis ist auch eine Chance im Hier und Heute zu leben.

Dienstag, 5. März 2019

Krampig

Was für die Privatsender Castingshows sind, das übernehmen bei den öffentlich-rechtlichen die Karnevalisten. Beiden Genres ist es gemeinsam, dass hier Menschen mit mehr oder weniger Talent für relativ wenig Geld ins Fernsehen kommen. Der Unterschied ist nur, dass in den Castingshows echte Narren auftreten, die an das glauben, was sie darstellen wollen.
Im Karneval dagegen wird der Narr nur gespielt. Es gibt aber auch da Ausnahmen, siehe Kramp-Karrenbauer. Sie glaubt wahrscheinlich auch an das, was sie da über die Geschlechter von sich gegeben hat. Und sie weiß wahrscheinlich auch nicht, dass Männer nur aus Rücksichtnahme auf ihre Frau beim Pinkeln auf dem Kloo sitzen und nicht etwa, weil sie sich einem anderen Geschlecht zugehörig fühlen. Aber sicher wird sie einen guten Latte Macchiato nicht verschmähen. Da besteht noch Hoffnung.
Ursprünglich war es die Gelegenheit den Oberen als Narr den Spiegel ungestraft vor die Nase halten zu können. Heutzutage macht sich die Politik im Karneval lächerlich.

Donnerstag, 28. Februar 2019

Arbeit

Meine Frau sagt, ich könnte mal wieder dieses oder jenes machen. Damit fängt
die Unordnung in meinem Tagesablauf an. Ich vergesse, was ich eigentlich wollte, die Ordnung in meinem Kopf verschwindet. Und da meine Frau das mit dem Machen öfter meint, ist mein Geisteszustand öfter verwirrt und ich bin sehr viel mit Sortierarbeiten beschäftigt.
Für den statistischen Zusammenhalt meines Lebens ist das sehr schlecht. 
Ja, die Ehe ist ein Segen, sie nimmt einem die Arbeit ab, seine Schwerpunkte im Leben selbst zu definieren.
Aber Hauptsache, ich behalte den Überblick. Mein Hund hat ihn schon lange.

Donnerstag, 21. Februar 2019

Auto

Auto ist heutzutage alles. Autonom fährt man bald, autoimmun ist man krank, aber am schlimmsten ist die Autokorrektur. Sie bedeutet nicht etwa Autoreparatur, sondern sie ist der Zensor deiner Texte. Gerade fertig Geschriebenes verwandelt sie sich in völlig unverständliches Geschreibsel. Du bist nicht mehr Herr deiner Worte, weil Dr. Google und Co. immer wenn sie etwas nicht verstehen, anfangen, Begriffe zu ersetzen. "Sie machen aus klein geschriebenen Worten groß genug und lassen die nur deine falsche Interpunktion."
Der letzte Satz ist ein schönes Beispiel.
Denn er sollte lauten:
"Sie machen aus klein geschriebenen Worten groß geschriebene und lassen dir nur deine falsche Interpunktion "
So wird man bald zum Legastheniker, der Autokorrektur sei Dank.
Den Knopf zum permanenten Ausschalten dieser tollen Funktion habe ich noch nicht gefunden, es erinnert mich an die Start/Stop-Funktion in meinem Auto.

Dienstag, 12. Februar 2019

Influencer

Meine Gattin meinte letztens, ob wir nicht auch Influencer werden könnten. Ich dachte zunächst an die Influenza, also an die Grippe, davon hatte ich eigentlich dieses Jahr genug. Sie aber meinte Geldverdienen mit dem Posten von Belanglosigkeiten unseres Lebens in so bedeutenden sozialen Netzwerken wie YouTube. Wie sollte ich ihr nun erklären,
dass ich bereits auf Facebook und Instagram bin und dort auf meine wertvollen Beiträge kaum Reaktionen geschweige denn Likes kriege. Der Weg des Gelderwerbs durch Nichtstun war mir schon immer verwehrt. Ich bin so altmodisch, auch noch ehrenamtlich ohne Entgelt zu arbeiten.
Vielleicht sollte sie mal stricken und das im YouTube zeigen. Oder was Leckeres kochen und ich baue gleichzeitig einen Schrank dabei auf. Aber aus echten MoFs werden im Netz keine User mit Followern. Wenigstens tragen wir nichts zur viralen Influencer-Verseuchung bei. Wir stricken halt im Stillen weiter.