Freitag, 27. Juli 2012

2005 - II

io

Ich bin der
den ihr in mir seht,
ich könnte
einfach nur der sein,
der ich bin.

So aber
fahre ich weiter
den Schlitten, den die
Ignoranz
treibt und deren
Unwissen
Versteck bietet.

Donnerstag, 26. Juli 2012

2005 - I

Ich werd' verrückt und zieh' aufs Land!

Da streifte ich nun im Sommer nach den ersten Tagen unseres Einzugs in der Kätcheslachmulde herum, um den neuen Wohnort zu erkunden.
Betonierte Feldwege und Felder, wohin das Auge blickt. Diese Kombination kannte ich nicht so aus meiner Heimat. Uns war es als jungem Paar gelungen (brav erkämpft nach Vorlage der Verdienstbescheinigung), eine Mietwohnung in Frankfurt zu finden, aber im Grunde lebten wir weiterhin in einem Dorf.. Vor einem Einzug hätte ich nicht geglaubt, dass es zu Frankfurt gehört: Kalbach. Der historische Name ist Kahlbach und so würde ich den Namen aussprechen, die Einheimischen entscheiden sich aber das a kurz auszusprechen. Hier hatte ich mich auf dem Weg zur Arbeit schon einmal restlos verfahren. Am Weißkirchener Berg drehte ich entnervt um, der Ort schien kein Ende zu nehmen und war es für mich gleichzeitig.
Nun hatten wir also die Wohnung, sie war mit einem dicken gelben Teppichboden und ebenso gelber Rauhfaser ausgestattet und wir änderten das nur zum Teil um bei unserem Einzug.
Wir konnten nun nach kurzer Fahrt direkt eine U-Bahn erreichen und waren darüber sehr erleichtert. Die Lage der Wohnung erschien mir geradezu idyllisch. Man fuhr direkt auf einem freien asphaltierten Platz vor, hatte einen kurzen Weg zu dem am Feldrand gelegenen Haus.
Schon der Straßenname kündete von der Feldnähe: Am Hasensprung. Und im Sommer sprangen dort teilweise auch tatsächlich ab und zu die Hasen. Das war zwar auf einer reinen Anliegerstraße nicht so gefährlich, stürzte den verirrten Meister Lampe aber doch in heller Aufruhr. Auch die Hasen hatten sich verlaufen.
Vom Balkon aus blickten wir nun direkt zum Riedberg und dahinter lugte direkt der Fernsehturm hervor. Als einziges Zeichen der Stadt, die sich ansonsten hinter dem Hügel versteckte.
In der Kätcheslachmulde war die Trauerweide der einzige größere Baum, abgesehen ein paar auf der Anhöhe Richtung Kalbach stehenden Apfelbäumen. Unter dem Baum stand eine Bank.
Eine Zuflucht, so schien es mir, denn ich mochte das freie Feld nicht besonders. Nur wenn das Getreide hoch stand, fand ich das erträglich, aber der Wald fehlt nun einmal. So pfeift der Wind beständig über die Felder, die Jahre vergehen. Ein kleiner Tannenbaum vor dem Haus wird größer und spendet Schutz vor Wind und Sonne, bietet Vögeln Unterschlupf.
Die Kätcheslachmulde soll wichtig sein für den Luftaustausch vom Taunus zur Innnenstadt.
Da wird wohl nicht gebaut werden.
Und doch ändert sich so einiges. Die amerikanischen Hubschrauber, die im Sommer manchmal stundenlang mit laufenden Rotoren auf dem nahe gelegenen Flugplatz stehen, ziehen ab. Tapeten und Fenster werden nicht mehr so schnell schwarz. Ein paar Bäume werden auf dem Hügel gegenüber angepflanzt, ein Vogelschutzgehölz. Aber die Stadt kommt näher. Autobahnen werden voller, weil es eine neue Ostumgehung für Frankfurt gibt. Aus der A 661 wird nun eine Umgehungsstrecke und Abkürzung für die Fahrt vom Offenbacher Kreuz zum Bad Homburger Kreuz. Auch gibt es neue Umgehungsstraßen; der Bürgersteig in Kalbachs Mitte wird sicherer. Der Platz vor dem Haus ist längst belegt. Container der Kalbacher Schule stehen dort. Sicher nur vorübergehend, irgendwo müssen die kleinen Würmer ja hin. Die Stadt wächst von Heddernheim hinaus, Boden wird jahrelang entgiftet, das neue Mertonviertel entsteht. Dann künden große Schilder von der Riedbergstadt. Bis wohin soll sie gehen? Man nimmt es nicht ernst. Das wird alles dauern. Der Ökodoktor vom Nachbarhaus klebt sich ein Schild der Bürgerinitiative auf das Auto. Der Riedberg soll Spazierberg bleiben, so wollen es die meisten Kalbacher. Aber die Bauern werden zwangsenteignet, die Stadt macht ein Geschäft, ersteht das Land relativ billig und auch der Investor bekommt seinen Teil. Vom bezahlbaren Wohnraum nicht eine Spur. Kalbach wächst, neue Baugebiete, eines vor der Haustür. Der Hasensprung wird zur Durchgangsstraße. Wer rückwärts aus der Garage fährt, muss warten. Das erwarten die neuen Anwohner, Tempo 30 ist hier kein Thema.
Bei all dem ist Kalbach ruhig geblieben. Weder gibt es hier mehr Lokale, noch Einkaufsmöglichkeiten, die Busse sind kleiner als früher. Nur der Lärmpegel steigt.



Die Kätcheslachmulde wird zum Kätcheslachpark, die Trauerweide hat man im Zuge der Bauarbeiten einfach gefällt. Nun entbrennt die Debatte um eine Silberweide, die neu gepflanzt werden soll. Aber nicht an alter Stelle, das wäre zu dicht am künstlich angelegten Teich.
Und noch ein Baum steht nicht mehr, der vor unserem Haus gefiel der Hausbesitzerin nicht mehr, eines abends erblickten wir nur noch den Stumpf. Der Wind weht nun sogar die Erde aus den Blumenkästen. Reißt den Sichtschutz seitlich weg vom Balkon. Und die Kalbacher breiten sich aus. Der Wintergarten im Nachbargarten schiebt sich unter unsere Fenster. Wir sind nicht mehr allein. Auf dem Riedberg gegenüber stehen Häuser und entstehen Straßen.
Auf den Feldwegen gibt es Begegnungen aller Kraftfahrzeugarten. Meine Feldrunden habe ich längst aufgegeben. Der Parkettboden wölbt sich nach über 20 Jahren unter unseren Füßen und zeigt den Mut zur Lücke.
Nun werde ich endgültig verrückt und ziehe aufs Land

Mittwoch, 25. Juli 2012

2004 - VI

Schon

Ich spüre es schon,
ich merke es, ach,
die Zeit fehlt mir,
ich schlafe wach.
Der Gedanke ist schon fast entschwunden
und fühlt sich nicht an mich gebunden.
Ich wollte was sagen und aufschreiben,
nun muß die Welt ohne dem bleiben.
Ich spüre es schon,
ich merke es, wach,
doch die Erinnerung liegt brach.

Dienstag, 24. Juli 2012

2004 - V

Eselei

Der Esel liebt die Eselin
und fragt sich manchmal:
macht das Sinn?
Will er mit ihr die Zeit verbringen,
in das Geheimnis "Liebe" dringen?
Er weiß es nicht und steht davor,
vor dem bekannten Scheunentor.

Montag, 23. Juli 2012

2004 - IV

Die Immobilienmakler

oder "Na, Gipskartonständer oder Kalksandstein?"
Na, haben Sie sich die Sache schon angeschaut? fragte der Makler am Telefon. Vor mir, besser gesagt, vor meinem geistigen Auge, lag ein Prospekt mit bunten Grundrissen einer Wohnung. Ich mag keine bunten Grundrisse, weil ich mich dann an meine Kindergartenzeit erinnere. Nein, musste ich zugeben, so richtig hatte ich es mir nicht angesehen. Somit war mir auch der Aktionspreis entgangen. Zu haben wäre freilich nur noch die Wohnung mit der Nordostausrichtung, so erklärte mir der Makler freundlich, aber dafür liegt die Wohnung ja auch in einem alten, gewachsenen Wohngebiet. Das es mehr als 30 km von meinem Arbeitsplatz entfernt liegt, das Objekt, wird erleichtert durch die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, erst Bus, fußläufig zu erreichen, und dann direkt die S-Bahn.
Wer da nicht zugreift und sich nicht gleich noch den Stellplatz für € 20000 sichert, pardon, der muss gekauft werden, ist selber schuld.
Schuldbewusst versprach ich denn auch, mir das alles gut durchzulesen und falls ich Fragen hätte, mal anzurufen.
Was heißt eigentlich fußläufig? Gibt es andere Art zu laufen, als mit den Füßen? Nun im Geschosswohnungsbau sicher nicht. Da fehlt vielleicht mal das Tageslicht im Bad, dafür gibt es aber auch mannshohe Scheiben im Wohnzimmer. Die Küche ist natürlich offen, sonst wäre das ja auch alles nicht so großzügig gestaltet. Höchstens die wirklich große Loggia ist noch großzügiger. Schließlich soll es genug Platz geben draußen vor der Tür. Tja, die Ausstattung ist schon malerisch draußen vor der Stadt, ganz anders als in meiner eigenen Mietwohnung.
Gut, die beiden anderen Räume haben in meiner Wohnung bessere Grundrisse. Im Schlafzimmer kann ich locker einen Dreimeterschrank stellen. Aber ich bin ich nicht betriebsblind? Vielleicht sollte ich dem Kerl zeigen, dass ich es ernst meine und die Reservierungsgebühr von € 500 bezahlen. Was habe ich nicht schon für gute Objekte vor meinem inneren Auge vorbei ziehen lassen, anstatt sie zu erwerben.
Eckhäuser, schlüsselfertig verwandelten sich in Ausbauhäuser in Mittellage (ein Druckfehler in der Zeitung, die alte Anzeige ist stehen geblieben). Dachwohnungen am Bahndamm, Häuser ohne Keller auf Industriegelände oder am Bahnhof. Und immer sind die besten Objekte schon reserviert..
Da heißt es nun wirklich mal, Geld bezahlen und möglichst schon morgen zum Notar des Vertrauens, pardon, des Maklers, gehen. Was bedeutet es schon, dass einem der Vorvertrag zwei Wochen vor dem Notartermin vorliegen muss, wenn man entschlossen ist? Die Frage nach dem eigenen Notar erübrigt sich dabei auch, der hat bestimmt nicht so schnell Zeit.
Achso, ja , habe ich eigentlich eine Finanzierungszusage von der Bank? Schriftlich wäre gut.
Die stellt mir mein Banker garantiert aus, vorsichtshalber mal mit Wertermittlungsgebühren und Bereitstellungszinsen gleich vom 3. Monat an und mit einem Zinssatz, der nicht zu günstig ist und ohne Sondertilgung. Dann habe ich wenigstens mal einen Plan, was wirklich auf mich zukommt. Ich verliere mich in der Bauschreibung und erfahre etwas über Sondernutzungsrechte, Sonderbauteile und Sonderwünsche. Weiterhin über Wegerechte und Versorgungsräume. Immerhin gehören mir die Zwischenwände der Wohnung, das ist noch solide Wertarbeit: Kalksandstein oder Gipsplatten. Das Ganze erinnert stark an eine Mischung aus Aufpreiskatalog für deutsche Autos und Pauschalreiseangebot. Bei letzterem ist zumindest der Transfer zum Hotel inklusive. Nein, denke ich mir, das kann ich so nicht unterschreiben. Der Notartermin hängt wie ein Damoklesschwert über meinem Haupt.
Mein Makler ist, als er das hört, von meiner Kaufbereitschaft nicht überzeugt. Nein, nein der Termin muss sein, es wird schließlich weiter gebaut. Schweren Herzens muss ich den Traum vom eigenen Heim sausen lassen und wenn es nach meinem Makler geht auch die 500 €.
Da sind ja bereits Kosten entstanden beim Notar. Der hat mir bereits den Kaufvertrag per Email geschickt, es steht sogar schon mein Name als Käufer drin. Die Kosten für die Sonderbauteile kann er mir nun auch schon beziffern. Es ist klar, es wird ein bisschen teurer.
Noch immer wirbeln Vertragsdetails und Teilungserklärungen in meinem Kopf.
Vielleicht hilft mir ja die Konkurrenz, es müsste doch etwas zu finden sein. Oder soll ich den Ordner "Mein Eigenheim" gleich wieder schließen? Ein anderer Anbieter empfiehlt mir jedenfalls seine Objekte, sie seien viel billiger und hätten eine bessere, weil städtische, Lage.
Er erzählt mir vom Partisanenland und betätigt meine dunklen Befürchtungen vom Umfeld da draußen auf dem Land. Ich sehe sie alle vor mir, wie aus den Hecken springen und mir ihre Rechte zeigen. Vermutlich werde ich nicht genügend Stimmrechte aufbringen, um das Unheil abzuwenden. Oben drein werden mich die Partisanen zwingen, meinen Pflichten nachzukommen. Aber eine Reservierungsvereinbarung will er nicht sehen, er macht lieber gleich den Notartermin aus, der Mann von der Konkurrenz, der sich weit hinter Offenbach immer verfährt. Zu viele Partisanen, ich verstehe.
Versonnen blicke ich dem abblätternden Lack meines Balkongeländers nach, höre wie mein Nachbar mit seinem Filius herum tobt. Vermutlich holt mich hier niemand raus, aus meinem Mietobjekt. Und das beruhigt mich und obwohl mein Nachbar gerade im Bett hustet, versinke ich in einen traumlosen Erlösungsschlaf.

Sonntag, 22. Juli 2012

2004 - III

Ich, Gandalf

Im Fangornwald materialisierte Gandalf, der Weiße. Lange nach dem Ende der Menschheit, sodass sich die Bäume wunderten. In einem Energiestrom hatten sich Turbulenzen gebildet,
die satte Zufriedenheit der Existenzlosigkeit geriet aus dem Gleichgewicht. Unruhe entstand., die den Fluss der Dinge störte. Gandalf erwachte aus einem langen, schlaflosen Nichts. Sollte er die Welt erneut vor den bösen Kräften erretten?
Der Ring war doch unwiederbringlich vernichtet. Aber hatte nicht auch Frodo, der Hobbit, einen unheilbaren Schwertstreich von den Nazgûl empfangen, der trotz des Sieges über die dunklen Mächte weiter wirkte? Frodo war in dieser Welt nicht heilbar. Konnte er, Gandalf, sich sicher sein? Er stand nun genau an der Stelle, an der er schon bei der ersten Wiederkehr den Gefährten der Ringgemeinschaft erschienen war. Aber hier war keiner von ihnen. Gandalf fühlte sich alt und einsam in seiner Figur. Die Widerstände dieser Daseinsform schienen ihm unannehmbar. Die schier unüberwindlichen Entfernungen der Räumlichkeit, die Zwänge, diesen schwachen Körper zu versorgen, all das steigerte seinen Unmut. Gefahren entstanden, weil dieses Lebensgebilde so empfindlich war. Der weiße Zauberer empfand so etwas wie Unsicherheit trotz seiner besonderen Kräfte. Letztlich war er ein alter Mann mit weißen Haaren und Bart in einem weißen Gewand und lediglich sein Zauberstab mochte etwas Besonderes sein.
Die knorrigen Bäume des Fangornwalds, längst ohne die Aufsicht der Ents und Baumbarts, sprachen: Gandalf, was machst du hier? Die Menschen sind längst vergangen und nicht mehr zu retten.
Was du hier siehst, ist nur noch ein Abbild deiner Vorstellung. Planet Mittelerde verglühte einst in der Sonne, als diese sich aufblähte, bevor sie in sich zusammen fiel zu einem schwarzen Zwerg. Vorher war die Menschheit lange ausgestorben. In ihren grenzenlosen Gier und dem Glauben, die Krone der Schöpfung zu sein, hatten sie sich alles genommen, ohne die Gesetze der Natur zu beachten. Sie strebten ihrem Ende mit Begeisterung entgegen, brachten sich gegenseitig um, um das Paradies zu erreichen. Die einen wähnten es auf Mittelerde, frönten der Dekadenz, die anderen erwarteten es in einem neuen Leben. Sie hatten vergessen, dass sie nur zu diesem Leben geboren waren und darin allein Erfahrungen machen sollten. So wurde es die Hölle für alle. Nachdem die Tiere und die anderen Bewohner Mittelerdes keine Lebensgrundlage mehr hatten, starben sie allmählich an dem Klima, für das sie verantwortlich waren. Lediglich die Ratten und am Ende die Insekten lebten danach noch. Wir Bäume beklagten große Opfer, mussten der Wüste weichen, denn Mittelerde wurde nun heiß. Beschienen von der gleichen Sinne, die schon eure Schlachten um Helms Klamm und Minas Tirith beleuchtete. Aber mit welchem Ergebnis, nachdem das Zeitalter der Menschen und Tiere beendet war, vertrockneten und verdursteten auch wir, bevor uns mächtige Stürme entwurzelten und hinwegfegten.
So erinnern wir uns alle an den Fangornwald und dies führt uns hier her. Glaubst du, es wiederholt sich alles?
Einige munkelten, das aber auch Sauron, der Herr der Finsternis zurückgekehrt sei. Er hatte die Brunnenfurt als Ort seiner Materialisation gewählt. Gandalf erahnte den Schrecken und die Angst, die den Hobbits in die Glieder fuhr als die Ringgeister ihnen genau an dieser Stelle auf die Spur kamen. Sauron liebte sicher die Symbolik, denn genau dort war seinem Sieg und dem Ring so nahe gewesen. Er würde in die Gestalt eines Ringgeistes fahren und das mächtige Schwert Mordors zum Sieg führen. Und es gab einen, den er suchte: Gandalf.
Der Kampf würde dieses Mal ohne die Gefährten geführt, ohne die wilden Reiter von Rohan und die Streitmacht der Menschen Gondors und ohne die Übermacht der Orks und Uruk-hai-Krieger und deren Verbündeter Mordors. Nein, es ist eine Entscheidung der beiden einzigen Kräfte.
Eine Entscheidung? Gandalf vernahm die Stimme Saurons überdeutlich. Sie war in ihm.
Der schwarze Reiter hatte sich genähert und wo sein Schwert einen Baum berührte, verschwand dieser. Das schwarzsilberne Zaumzeug Mordors glänzte, das Pferd scheute, ehe es zum Stehen kam. Fast unbeweglich saß die Gestalt im schwarzen Umhang auf ihm, das Schwert leicht erhoben. Die Kapuze wendete sich Gandalf zu. Für einen Moment glaubte Gandalf das Gesicht einer Jungfrau zu sehen, so gülden und rein wie eine Totenmaske. Unbeweglich, starr und voller Energie. Eine Entscheidung? Sauron wiederholte sich, gefällt sie dir, diese Symbolik? Es wird nichts an deinem Ende ändern, denn ich habe die Macht auch ohne den Ring. Gandalf hob den Elbenzauberstab in die Höhe und richtete ihn auf Sauron. Ein schier unendliches Nein brach aus ihm hervor und die weiße Energie mit ihr, umbrandete die unbewegliche Gestalt Saurons. Sein Pferd stieg in die Höhe, aber er bändigte es mühelos und stieg ab, schritt langsam auf Gandalf zu. Sauron hebt das Schwert, um den Zauber Gandalfs zu brechen. Doch die Klinge fährt hindurch ohne den Stab zu brechen.
Gandalf und Sauron berühren einander nicht, obwohl sie durcheinander gehen.
Sie wiederholen das Spiel und laufen fast im Kreis aufeinander zu, sie werden kleiner, längst ist Saurons Pferd dematerialisiert. Eine nackte schwarze Jungfrau tanzt mit einem weißen Derwisch, die Bilder wechseln. Bald wird alles Eins sein, der Energiestrom wird fließen, ein Hauch des Nichts, der Alles bedeutet.


Samstag, 21. Juli 2012

2004 - II

Sündenbock

Ein alter Mann mir Rechenschieber,
spielen wäre mir jetzt lieber,
nervös und zappelig wie er ist.
Das Kind lernt weiter, Frist um Frist.
Mittlere Reife, kein Abitur,
die Lehrerin bleibt stur,
wäre das Richtige für ihr Kind.
Doch es besteht die Matura geschwind!
Danach das Spiel habe ich vergessen,
in Uniform im Keller gesessen,
versehentlich mal scharf geschossen,
den Blues im Übungsraum genossen.
Lehrzeit und keine Herrenjahre,
kalte Zimmer, möblierte Paare,
schließlich die Pflicht woanders ruft,
die Heimat mich zum Pendler stuft.
Auch Bücher werde ich verlassen,
hergestellt, verkauft, zu fassen
ist es nicht, das Zahlenmaterial
ein neues Arbeitsarsenal.
Sie verlangen, das ich für sie spezifiziere,
egal, ob ich dabei friere.
Der Datenmüll will mich ersticken,
Widersprüche kaum erquicken.
In der Natur sein, etwas zu sehen,
was machen und darüber stehen,
einfach und still verbleiben,
was zu säen und dann zu ernten,
so wie es einst noch Kinder lernten.
Doch ich vergaß in meiner Sicht,
ein Praktiker, das bin ich nicht!