Samstag, 21. Januar 2012

1980 - XII

Gedankenwelt

Gedanken - schon wieder,
wieder einmal auch wiederholt
oder flüchtig, unbewußt bewußt
bestimmt nicht einzigartig,
flüssig, klar, logisch - prägnant
oder fließend verworren - intensiv
lebensfroh irreal, grausam todesnah:

Gedanken - noch immer,
Erinnerungen an Personen, Handlungen
oder Assoziationen, Verbindungen
vielleicht auch erlebt,
Bilder, Abbildungen, Gemälde gemalt
oder Entwürfe umrissen, Skizzen gestochen
wie gewonnen so verloren:

Gedanken - trotz alledem,
einzig sein in tausendmilliardenfacher
oder unbegrenzter unfaßbarer
Gleichförmigkeiten naher Materie,
Material zum Aufarbeiten
oder Gestik lieber Menschen,
wie Gedanke zu Traum,
so Traum zum Leben.

Freitag, 20. Januar 2012

1980 - XI

Freud oder Leid

Was ist das für ein Gefühl, Freud oder Leid ?
Einerlei, ob ich weine oder lache, bin ich doch gleich bewegt dabei und selbst das Gesicht verrät nicht, ob die wahren Gefühle dem Gelächter oder dem Geheul zu neigen.
Der Verstand registriert nur eine Stimmung, die unabhängig von der Vernunft alle Barrieren niederreißt und die der Freiheit entgegen strebt.
Einer subjektiven Freiheit, die sich zur Realität erhebt.

Donnerstag, 19. Januar 2012

1980 - X

Haben oder Sein

"Haben oder Sein" - kann das wahr sein ?
Wenn ich nichts habe, bin ich dann etwas ?
Die Selbsterhaltung meines Körpers, des einzigen wirklichen Besitzes bestimmt doch dieses Sein, gibt ihm erst Sinn.
Das Sein erstreckt sich nur auf die Materie, sie hat nichts, weil sie nichts ist.
Die Materie zerfällt in die Bewegung der kleinsten Bestandteile, das Sein als Energie, motiviert durch die Sehnsucht Besitz - Leben.

Montag, 16. Januar 2012

1980 - IX

Rad-Schlag

Warum erstickst Du Dein Leben und legst es ins Bett ?
Du glaubst, Du bist allein, weil die anderen nicht so sind, wie Du es willst.
Das Leben beachtet Deine Spielregeln nicht und läßt Dich nicht Herr sein.
Nun willst Du Dich selbst vernichten: sei kein Narr, Du stirbst sowieso.
Nutze die Zeit und kämpfe um Dein Glück. Gestalte Dein Leben, schaffe Dir etwas, um Dich zu beschäftigen, aber vergesse nicht, daß Du alles wieder verlierst.
Es ist ein Spiel.
Trotz aller Verschiedenheit wollen wir alle dasselbe: Glück.

Sonntag, 15. Januar 2012

1980 - VIII

Unwissenheit

Eine Stelle der Labsal und Ruhe, ein großes Ziel.
Breite die Flügel aus und fliege, laß alles hinter Dir.
Alles oder Nichts ?
Kärgliche Versuche des Verstehens, Gespräche im Nebeneinander, die wie Luftballons zerplatzen, Eindrücke der Imagination. Weiter im Labyrinth, Mühsal heißt das Leben mit glatten und rauhen Flächen, der Geschickte kommt durch, behält die Bahn. Weiter !

Samstag, 14. Januar 2012

1980 - VII

Wanderung

Das Lichtermeer bewegte sich, Erleuchten und Löschen, Unablässigkeit und Ziellosigkeit drückte sich in Geräuschen aus un im Konzert der Einzelheiten entwickelte sich der gleichmäßige Lärmpegel.
Trotz allem irritieren den Wanderer Einzelheiten, sodaß er sich ablenken ließ und enttäuscht ging.

Freitag, 13. Januar 2012

1980 - VI

Ende der Zeit - Endzeit,

die wir erleben, alles schon mal Dagewesene wiederholt sich, ob in der Mode, in der Musik, es gibt einfach nichts Neues und wenn, dann nur das, das die Seele stirbt und durch Technik ersetzt wird, alles so sinnlos wie die ausgefranzte Kleidung der hoch technisierten und synthetischen Musiker, das Mittelalter begegnet der Technik und wird als Hülle vorgezeigt. Hat diese Zeit keine Hoffnung wie die Jahre zuvor: die Fünfziger mit dem Rockn' Roll, die Sechziger mit der Rebellion und den Beatles, die Siebziger mit den Rockbands und der Liberalisierung ? Doch - das Ende ist nicht zu übersehen, erst jetzt im Angesicht der sterbenden Bäume; der hochgereckten Raketen, die phallusartig dastehen, bis jemand den Knopf zum Blow drückt, um seine Angst abzuschießen; der beginnenden Überwachung; der Sinnlosigkeit des Arbeitslosendaseins und des Abbaus der so lange erkämpften Rechte; der Lebensgrundlagen für unsere Kinder; erst jetzt läßt sich das Leben so richtig genießen.
Die Achtung vor der Zeit fehlt mir, vor allem vor den Zeitgenossen, keine Ehrlichkeit, nur Gefasel, kein Mut zu bekennen: wir gehen kaputt und das ganze Leben rollt noch einmal als Film vor uns ab, spult zurück. Unsere Endlichkeit erlöst uns von den Faxen, Vielheit wird zur Einheit des Endes, wir merken es bloß nicht und doch hat alles einen Sinn, den wir nicht verstehen.
Noch nie erlangten wir solche Freiheit und Vielheit wie heute, doch sie ist kein Selbstzweck und wir müssen bezahlen, gerade deshalb das Leben genießen !