Sonntag, 15. Januar 2012

1980 - VIII

Unwissenheit

Eine Stelle der Labsal und Ruhe, ein großes Ziel.
Breite die Flügel aus und fliege, laß alles hinter Dir.
Alles oder Nichts ?
Kärgliche Versuche des Verstehens, Gespräche im Nebeneinander, die wie Luftballons zerplatzen, Eindrücke der Imagination. Weiter im Labyrinth, Mühsal heißt das Leben mit glatten und rauhen Flächen, der Geschickte kommt durch, behält die Bahn. Weiter !

Samstag, 14. Januar 2012

1980 - VII

Wanderung

Das Lichtermeer bewegte sich, Erleuchten und Löschen, Unablässigkeit und Ziellosigkeit drückte sich in Geräuschen aus un im Konzert der Einzelheiten entwickelte sich der gleichmäßige Lärmpegel.
Trotz allem irritieren den Wanderer Einzelheiten, sodaß er sich ablenken ließ und enttäuscht ging.

Freitag, 13. Januar 2012

1980 - VI

Ende der Zeit - Endzeit,

die wir erleben, alles schon mal Dagewesene wiederholt sich, ob in der Mode, in der Musik, es gibt einfach nichts Neues und wenn, dann nur das, das die Seele stirbt und durch Technik ersetzt wird, alles so sinnlos wie die ausgefranzte Kleidung der hoch technisierten und synthetischen Musiker, das Mittelalter begegnet der Technik und wird als Hülle vorgezeigt. Hat diese Zeit keine Hoffnung wie die Jahre zuvor: die Fünfziger mit dem Rockn' Roll, die Sechziger mit der Rebellion und den Beatles, die Siebziger mit den Rockbands und der Liberalisierung ? Doch - das Ende ist nicht zu übersehen, erst jetzt im Angesicht der sterbenden Bäume; der hochgereckten Raketen, die phallusartig dastehen, bis jemand den Knopf zum Blow drückt, um seine Angst abzuschießen; der beginnenden Überwachung; der Sinnlosigkeit des Arbeitslosendaseins und des Abbaus der so lange erkämpften Rechte; der Lebensgrundlagen für unsere Kinder; erst jetzt läßt sich das Leben so richtig genießen.
Die Achtung vor der Zeit fehlt mir, vor allem vor den Zeitgenossen, keine Ehrlichkeit, nur Gefasel, kein Mut zu bekennen: wir gehen kaputt und das ganze Leben rollt noch einmal als Film vor uns ab, spult zurück. Unsere Endlichkeit erlöst uns von den Faxen, Vielheit wird zur Einheit des Endes, wir merken es bloß nicht und doch hat alles einen Sinn, den wir nicht verstehen.
Noch nie erlangten wir solche Freiheit und Vielheit wie heute, doch sie ist kein Selbstzweck und wir müssen bezahlen, gerade deshalb das Leben genießen !

Der 13.

An einem Samstag, dem 13. Januar 1945, also vor 66 Jahren, begann die Rote Armee ihre Offensive, die zum Verlust der deutschen Ostgebiete führen sollte und die das Ziel hatte, Berlin zu erobern.
Mit einem bisher nicht dagewesenen Trommelfeuer der Artillerie und starker Luftunterstützung wurde die mehrmals geschlagene Wehrmacht überrollt. Bereits Ende Januar 1945 hatten sowjetische Truppen einen Brückenkopf an der Westseite der Oder gebildet.
Die Militärs beider Seiten hatten das Ergebnis voraus geahnt. Hitler aber hörte nicht auf seine Generäle. Das Gros der deutschen Luftwaffe wurde schon Anfang Januar bei dem sinnlosen Versuch, die Lufthoheit im Westen zu gewinnen, verheizt. Die Ardennenoffensive kam auch wegen Treibstoffmangels von selbst zum Erliegen. Sie führte überdies dazu, dass die Westalliierten Stalin dazu drängten, so bald wie möglich im Osten entlastend anzugreifen. Doch statt Truppen an die zusammen brechende Ostfront zu verlegen, gefiel es dem größten Feldherrn aller Zeiten, seine Panzer lieber in Ungarn beim Entsatz von Budapest zu verbrennen. Auch diese Verluste waren nicht zu ersetzen. Über all dies waren die sowjetischen Truppen bestens informiert. Sie wussten um die Schwäche der Deutschen und konnten es sich leisten, sie mit russischen Liedern und Tanzmusik unmittelbar vor Beginn der Offensive zu verhöhnen.
Doch Hitler glaubte weiterhin an „Feste Plätze“, eine Verteidigung gegen eine bis zu zehnfache Übermacht und ließ noch im März bei der Rückeroberung von Lauban die „Wende“ zelebrieren. Mit dem Glauben ist es aber so eine Sache. Die Zivilbevölkerung wurde gezielt desinformiert und dazu gebracht, an manchen Orten bis unmittelbar vor dem Einmarsch der Roten Armee ihrem Alltagsleben nachzugehen
Viele Soldaten wurden aber vom schnellen Vormarsch der Russen überrascht und eingekesselt. Sie kämpften verzweifelt und oft vergeblich um ihr Leben.
Die Zivilbevölkerung in Panik und heimat- und rechtlos, das allein ist die Schuld des Kunstmalers Hitler und seiner Vasallen ebenso wie der Untergang der ostdeutschen Länder und derer Kultur.
Wäre der Angriff nicht 1939 von Deutschland ausgegangen, dann wäre das alles nicht passiert. Insofern ist der 13. tatsächlich kein entscheidender Tag.      

Mittwoch, 11. Januar 2012

Dienstag, 10. Januar 2012

1980 - IV

Bewußt-Sein

Das Bewußtsein in Aktenkoffer eingesperrt, dauernd drängen wir das Gewissen ab, abgestorben und als Teil einer Funktion läuft die Zeit ab, warum kommen wir über ewige Halbheiten und Kompromisse nicht hinaus und tun grundsätzlich nicht das, was wir wollen ?
Ist es die Angst vor uns selbst, was für eine Menschlichkeit fürchten wir so sehr, das wir uns vor ihr verschließen ?
Wir wollen nicht fragen und nicht leiden, uns keine Blöße geben, kein Leid sehen und nicht verpflichtet sein, immer gute Laune und möglichst viele schöne Dinge erleben. Dafür scheuen wir uns nicht, anderen mal auf den Fuß zu treten, sie zu kriminalisieren und zu radikalisieren, wenn uns deren Meinung zuviel wird und wir unsere "Werte" von denen schlecht behandelt sehen. Wir streben nach Reichtum jeder Art und Glück und leiden dabei unter dem größten menschlichen Schmerz: die Menge der Ausgestoßenen wächst.
Eines Tages lösen wir unsere Unzufriedenheit aus, als Gemeinschaft der radikalen Einzelkämpfer erzielen wir größte Wirkung und potenziert ins Philosophische führt es uns zum nuklearen Wahnsinn, der uns die letzte Sorge nimmt.

Montag, 9. Januar 2012

1980 - III

Maskenball

Nach fünf bis sechs Tagen Maskenball an seiner Arbeitsstelle (das kam dort öfter vor) begab sich der Werktätige K.S. aus F. in sein wohl verdientes Wochenende. Er wollte sich eben nur schnell einen neuen Aufzug verpassen und hatte es längst gelernt, was natürlich transpirieren heißt, welcher Duftstoff die größte Wirkung erzielt, die ein Parfüm nicht erreicht ...
Er verbrachte ein Wochenende mit Sport, danach die abgestimmte Sendung im Fernsehen, das nette Tanzlokal, darauf bereitete er sich immer gut vor, ein längeres Sonntagsschläfchen mit dem folgenden, abgerundeten Sonntagsmahl, ein Sonntagsspaziergang, der Gedanke, notwendigerweise, an die nächste Woche. Diese letzte Phase zeigt ihn nachdenklich, doch: überzeugend sein pünktlicher Arbeitsantritt. Eines Montages fand der Werktätige K.S. aus F. weder Kostüm noch Maske, dabei ging es diese Woche um das beste Kostüm. Selbst der Chef nutzte die Möglichkeit der Verkleidung. Was soll K.S. aus F. nun unternehmen ?
Ohne Kostüm und Maske gehen scheint nicht sehr förderlich, oder etwa ein neues erstehen, wo das alte so gut paßte (sowas ist teuer)... Reichliche Hinweise zur Belohnung ausgesetzt.