Donnerstag, 30. August 2012

Gold - I

Streusel prasselten auf den Teller, als er in den Kuchen biss. Wie kleine Goldkugeln lagen sie da. Leider ist ein frischer Kuchen vom Blech ein seltenes Ereignis. Das hier war offensichtlich ein frisch gekaufter. Frisch gesiebte Nuggets, der Rest ist gegessen.
Nein, er wollte nicht noch mehr Stücke. 
In einem nach kaltem Zigarettenrauch riechenden Jutebeutel lagerten die eigentlichen "Goldstücke" des Tages. Die Reste einer Modelleisenbahn: Gleise, Weichen, Signale, Drähte, eine Diesellok, eine Dampflok und ein Triebwagen. Die müssen alle geölt werden, sie quietschen. Das Gehäuse des Triebwagens ist locker.
Alle Güterwagen und ein Personenwagen 1. Klasse fehlen.
Und da liegen noch diese Bilder aus vergangenen Zeiten. 
Vor über dreißig Jahren fragte sich ein Junge am Heiligabend, ob das wohl alles wäre, was er vom sogenannten Weihnachtsmann als Geschenk bekommen hatte.     
Er hatte die Arbeit, die das Aufschrauben der Gleise auf die bemalte Holzplatte, das Verlegen der Leitungen und die gesamte Montage bedeuteten, falsch eingeschätzt. Vater hatte mit einem Arbeitskollegen alles selbst gemacht.
Ein paar mehr und kleinere Geschenke wären ihm lieber gewesen damals.
Als ob ich schon ahnte, dass dieses Geschenk mir nicht allein gehören würde.
Mein Brüderchen war noch zu klein, um sich am Spiel zu beteiligen.
er sollte jedoch später umso höheres Interesse daran entwickeln. 
All diese Anstrengungen steckten in dieser Eisenbahn. Zwei Gleisrunden auf einer flachen Platte, mehr war das nicht. Da half es auch nicht, dass der Triebwagen bei rot stoppte, die automatische Weiche funktionierte und das in der Kirche bei Bedarf eine Klingel die Glockenfunktion übernahm.
Ein Tunnel war die einzige Möglichkeit, den Triebwagen verschwinden zu sehen. -

Er hatte in der Realität dieses Schauspiel des Verschwindens und Wiederauftauchens von Zügen sooft bewundert. Die Dampfloks, die vom Kasseler Hauptbahnhof kamen, mussten unter der Straßenbrücke am Tannenwäldchen hindurch. Der Dampf verschwand vor der Brücke und tauchte danach wieder auf. Er bemerkte nicht, wie er vor Spannung das rostige Brückengeländer umklammerte. Mit roten Händen lief er immer nach einiger Zeit nach hause.

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