Samstag, 23. Juni 2012

2002 - IX

Du sollst Dir kein Bildnis machen

Ein Bild von Dir in mir
wächst und entsteht,
alte Eindrücke, blätternd, schweben dahin.
Schaum lässt nach in meinem Bier,
steigt und vergeht,
traumatisch, faszinierend, feucht am Kinn.

Freitag, 22. Juni 2012

2002 - VIII

Kinderhände

beschmieren Tisch und Wände,
sie berühren meine Seele,
leider bin ich keine Stele.
So fällt schon bald mein Dach,
ich sehe den Himmel und ach
wäre ich bloß, was ich geblieben bin:
kinderlos und ohne Sinn.

Donnerstag, 21. Juni 2012

2002 - VII

The Hook

My eyes have seen you,
so don't you give me that look,
my mind has been through,
hey what's up, I am on the hook!

Mittwoch, 20. Juni 2012

2002 - VI

Betriebsstörung

Ihre Stöckelschuhe knallen in seinem Kopf wie in einer leeren Kokosnuss. Die Mähne schwingt an seinem Gesicht vorbei, links, rechts. Wozu soll das neue Leben gut sein? Gedanken fliegen hin und her, zerplatzen wie Seifenblasen. Flüssigkeit sucht den Weg immer nach unten. Dazwischen gibt es diese Fontänen, auf deren Spitze so ein kurzes Innehalten angebracht wäre, aber leider: bitt' schön, gehn's weiter, schaun's, es wollen auch noch andere hinauf. Viele Punkte geben ein Bild. Ihm fiel es nicht ein, das Warum?
Dieser Aufzug fährt heute nicht, wir bitten, die Betriebsstörung zu entschuldigen. Störung, ein Irrtum also, diese Liebe. Daher.. Entschuldigung, würden Sie für mich mal was steppen, mir fällt die Melodie nicht mehr ein. Ein kleines Lied, das spielt oder "Love will kill you". Keine Bewegung auf der Rolltreppe, das Ganze immer wieder von vorn. Er klopfte auf das Frühstücksei, wie immer war es nicht weich genug.

Dienstag, 19. Juni 2012

2002 - V

Salz

Die Menschen schienen zu sein, irgendwie. Ab und zu bildeten sich Löcher im Salzsee, verschiedentlich standen sie zu Säulen erstarrt mit Gesichtern aus Salz, die Ausdrücke der Gesichter festgehalten für die Ewigkeit. Der Boden bildete eine trügerische Oberfläche, über dem die Scheinbilder schwebten, umso mehr die Luft in der Sonne flimmerte. Er sah eine Sanddüne und beim Versuch, diese zu besteigen, rieselten die feinen Körner herunter, rutschten in Schüben und nahmen ihm den Schwung.
Das Meer sehen, einmal nur, diese blaue, glitzernde Fläche, die zuvor alles bedeckte, das war ein Ziel. Er ruhte in einer Sänfte, zwischen ihm und der Außenwelt schien ein Hohlraum zu sein. So unendlich schwer, wie das Besteigen dieser Düne, war es, in der Lebendigkeit zu baden. Die Sehnsucht trieb ihn weiter und er wusste, sie sind alle da. Die Seelen der Verstorbenen, unverändert, als hätten sie lediglich ihre leidige irdische Existenz abgestreift und ihren Charakter behalten. Ein schwarzer Mund bildete sich und eine Stimme sprach. Er hörte, bevor es dazu kam und fühlte die Erleichterung. Aber auf der Spitze der Düne zu stehen, erfüllte ihn mit Angst.
Wenn ich einmal sterbe, so begann fast jedes Mal ein Satz dieses alten Mannes und er zitterte dabei. Warum dachte der Alte ständig an sein Ableben? Sobald er allein blieb in seinem Appartment, würden ihn die Gedanken überwältigen, sie warteten, bis der Besuch gegangen, aber sie kamen wieder. Durchbrach er zeitweise die Mauer um den alten Mann durch seine Anwesenheit? Auf dem Tisch liegt braunes Papier mit Soldatenkopfaufdruck. Ein kantiges Wehrmachtsgesicht unter dem charakteristischem deutschen Stahlhelm mit eisernem Blick. El Alamein oder Frankreich, keiner bekam das Ende des Krieges mit. Landserdasein: vom Arsch die Brüh' statt Frommage de Brie.
Die Tür war versiegelt, der alte Mann am Grab der Mutter gefunden worden. Das Appartment leer geräumt, die Lampe fällt auf den Kopf, auf dem Tisch liegt die letzte Postkarte von ihm und er nimmt sie schweigend an sich.
Eine Einsamkeit mit Ende, am Strand sieht er mehrere Frauen, die auf Scheiben zielen und treffen. Der Bogen gespannt, schwingt er den Pfeilen hinterher. Eine große Welle läuft auf den Platz zu. Doch nur ein Ausläufer erreicht die Scheibe und versickert dort im Sand. Die Situation wiederholt sich.

Samstag, 16. Juni 2012

2002 - IV

Kaffee bitte!

Du schreibst aus dem Café
Und ich denke an Schnee
Fontänen wie ein Pilz in der Luft
Erahne ich ihn je, diesen, Deinen Duft?
Marihuana in den Niederlanden,
ob Deine Gedanken dort je Ruhe fanden?
Du sagst, lies´es mir vor, Dein Gedicht,
ja, natürlich, wer will das nicht?
Auf dem Papier steht alles so schön,
doch wie ist sie, die Wirklichkeit, anzuseh'n ?

Freitag, 15. Juni 2012

2002 - III

Tabula rasa

Merke es plötzlich und jetzt,
die Erinnerung verletzt.
Alles ist leer und neu,
originalgetreu,
wie eine Tischplatte leer,
keine Gedanken mehr.