Mittwoch, 21. März 2012

1999 - V

Was ?

Geteiltes Huhn hat nichts zum tun,
geheilter Thun will gar nicht ruhn',
gebeiltes Teil mag seine Weil`',
geteiltes Heil hängt gern am Seil,
gestyltes Leid ist halbes Kleid,
geschrieben Seit' soll an die Leit',
gewickelt Vers rollt wie ein Laib,
gekrittelt schmollt der Zeitvertreib.
Faßt die Muße in der Bluse,
mußt' dann gleich zur großen Buße
.

Dienstag, 20. März 2012

1999 - IV

ASAP_IPO

sagte der Herr und das Geschirr blieb draußen.
Der Master der unlösbaren Terminpläne lächelte unwissend.
Die Indianer schwiegen und der große Berater fragte in ihre unbeirrbare Runde:
müssen wir das umsetzen oder ist es nur: nice to have ?
Der Gringo mit dem Sombrero unter ihnen murmelte: wir machen es quick und dirty, eh ?
Es fand sich keine Schürze, um die vielen herrenlosen Fragezeichen einzufangen,
die im Raum umherschwebten.
Auch die Bewegung der aufstehenden Krieger vertrieb sie nicht.
ASAP, bedeutete Ihnen der große Häuptling, bereit die Friedenspfeife anzuzünden,
obwohl es noch keinen Krieg gegeben hatte.
Als sich die Versammlung in Rauch auflöste,
blieben die großen Terminpläne für immer ein IPO,
leider hält das Papier nicht ewig.

Montag, 19. März 2012

1999 - III

Blues

Zum ersten Mal habe ich den Blues
vom Scheitel bis zu den Sohlen der Shoes
Du wirst den Kopf nicht mehr vorstrecken,
Dein Lachen wird mich nicht mehr necken,
Wolfgang! werde ich nicht mehr hören,
kein Anruf wird mich jemals stören.
Du wirst Dich nicht enttäuscht abwenden,
wenn Deine Hoffnungen plötzlich enden.
Ich kann mich nur noch still verneigen,
Du willst nun doch für immer schweigen.

Das Leben ruft, ich muß mich eilen,
kann leider nicht bei Dir verweilen.
Wieder fehlt ein Mensch im Stück,
suche ihn in mir, finde ihn zum Glück
.

Sonntag, 18. März 2012

1999 - II

Guten Tag

Guten Tag, ihr lieben Sorgen,
ich verschieb' euch gern auf Morgen.
Wollte ich mir gern was borgen,
wärs das Glück von übermorgen.
Der Reim sich hier zu Ende schüttelt,
es ist aus, ich hab' ihn gerüttelt.

Samstag, 17. März 2012

1999 - I

Schwester

Die tiefgründige Schwester der Melancholie legte sich um sein Herz
wie eine leichte, wärmende Decke.
Sie schützte ihn vor der Hektik einer sinnlosen Zeit.
Seine Sicht der Dinge änderte sich in der Geborgenheit eines Verlustes.
Er lernte es, sich damit abzufinden.
Schwermütige Zufriedenheit löste seine kleinen Launen ab,
ohne den Unruhezustand seiner Seele zu verdecken.
So gedachte er still und stets ohne das Aufleben von Bitternis.
Gefragt nach den Empfindungen, fand er stets keine Antwort,
die es würdig wäre, gegeben zu werden.
Stets kehrte er in den Mantel der Trauer zurück.
Etwas war zu Ende, aber was ist das Ende ?

Freitag, 16. März 2012

Vollzug

"Sei allem Abschied voran, als wäre er hinter
dir, wie der Winter, der eben geht."
Dieses Zitat aus einem Rilke-Gedicht findet sich auf der Homepage eines letzte Woche Verstorbenen, der zwei Stunden vor seinem Tod diese Seite noch aktualisiert hat.
So hat es auch mein längst verstorbener Vater stets gehalten, wenn er den Zeitpunkt des Abschieds bestimmen wollte, er gab mir die Hand und den Satz mit "Mach' Dich dünne."


Aber es gibt aus eben jenem Gedicht noch eine weitere Passage:
"Sei - und wisse zugleich des Nicht-Seins Bedingung,
den unendlichen Grund deiner innigen Schwingung,
daß du sie völlig vollziehst dieses einzige Mal."
Es ist wahr, der Tod ist des Lebens Antriebsquelle, er gehört dazu, auch wenn er
so plötzlich auf den Plan tritt wie im obigen Fall.


Du merkst es nicht, es ist vorbei,
die lebenslange Leiderei.
Unbegreiflich nur für die Lebenden..

Donnerstag, 15. März 2012

1998 - IX

Heiligabend

Stille Nacht, Heilige Nacht,
nur der Tod einsam wacht,
Einst wurde am Heiligabend ein Kind geboren,
ich habe am Heiligabend die Mutter verloren,
nichts ist auf dieser Welt von Dauer,
Gevatter Tod liegt auf der Lauer,
in stiller, hoch heiliger Nacht,
hat er sie auf den Weg gebracht.
Stille Nacht, Heilige Nacht,
nur der Tod hat einsam Macht.