Mittwoch, 14. März 2012

1998 - VIII

Ein kleines Lied

In mir spielte einst ein kleines Lied,
Armeen von Bildern brachten mich dazu,
es nicht mehr zu hören.
Die Zahlenkolonnen marschieren in wirrer Ordnung
und tertrampeln die Noten im Takt eines ekstatischen Hammers.
Sie nisten in meinem Gehirn und bringen es dazu,
wie ein Computer zu reagieren.
Einst kannte ich Menschen und litt.
Nun beherrsche ich den Zustand und fühle mich leidlos.
Ich trinke kein fremdes Bier (aphoristische Anlehnung)
und singe niemandes Lied.
Aber wo ist mein kleines Lied ?
Gefühlsschwankungen formieren sich in Aktienkursen.
Tabellarisch vermittelt das Chaos auf dem Papier ein Gefühl der Ordnung.
Kurvenreich so manche Darstellung,
aber was bewegt sich eigentlich ?
Warum nutze ich den Wirtschaftsteil einer Tageszeitung,
ich brauche doch auch keine Noten.
Stehe auf und schreibe
mir diese Welt vom Leibe.
Blaumänner sollen scheiden,
graue Anzüge, mag sie nicht leiden.
Zeige Euch meine Welt,
auch, wenn sie nicht gefällt.
Mir egal, wenn Ihr spottet
und lieber alltagstrottet.
So einsam kann ich garnicht sein,
das ich da bin, nur zum Schein.
In mir spielt dieses kleine Lied,
wer es nicht hören kann, der flieht.

Dienstag, 13. März 2012

1998 - VII

Zeit ?

Dem Fleißigen läuft die Zeit davon,
der Faule langweilt sich, weil er sie hat.

Montag, 12. März 2012

1998 - VI

Schall und Hauch

Mit dem Rauch der Zigarette
zieht sie die Welt ein, die nette.
Wozu die Wohnung noch verlassen,
die Menschen draußen will sie verpassen.
Sie sieht alles im TV
und weiß daher ganz genau,
die Welt, die ist, so wie sie ist,
nicht die ihre, zuviel Mist.
Sie will nur das an sich ran lassen,
was ihr gefällt, gut anzufassen,
der Glimmstengel und der Wein,
darauf geht sie zu gern ein.
Sie mag ihr eigenes Erleben
und davon viel, ein ganzes Beben.
Sie ist wirklich gut informiert,
liest Zeitung und telefoniert.
Sich wirklich etwas anzusehen,
wie schrecklich, schnell, noch Eine drehen.
Sie saugt den Hauch der Welt hinein,
hört sich nicht mehr und sagt nie: Nein !
Sie ist schon lieb, doch leider Gottes,
verpasst sie das Ende, genug des Spottes.
Manchmal weißt Du mehr in der Ferne,
die Nähe hätte sie wohl gerne.
Doch mit eigenen Bedingungen,
ich glaube, ich kenne da die Regelungen.
Trinke den Wein des edlen Spenders,
die Seele gegeben, in die Hand des Pfänders.

Sonntag, 11. März 2012

1998 - V

Goldener Oktober

Du sitzt im Pullover, die Blätter, sie fallen,
beschrieben kaum, Du willst Dich reinkrallen.
Schien eben noch die Sommersonne,
rennt das Leben mit großer Wonne
dem Ende aller Zahlen zu,
kommst Du dabei wirklich zur Ruh' ?
Bilanz zu ziehen fällt Dir nicht schwer,
da war nichts, nur sehr viel Verkehr.
Doch eins ist klar, Du hast es geschafft,
wieder mal nur mit eigener Kraft.
Gibt es einen Lohn in irgendeinem Reich ?
Nein, nur die Blätter fallen golden gleich.
Du darfst durch einen Herbstwald laufen,
wer will sich da noch etwas kaufen ?
Der Boden schwingt unter Deinem Schritte,
Du bist allein, des Lebens Mitte.

Samstag, 10. März 2012

1998 - IV

Portugal

Das ist so eine gute Wahl,
im Sommer geht's nach Portugal.
Wir fahren garnicht nach Spanien,
auch nicht nach Mesopotamien,
im Thüringer Wald ist es zu kalt,
die Nordsee langweilt einen doch sehr bald !
Ich glaube es nun auf jeden Fall:
Urlaub ist nur gut in Portugal !

Freitag, 9. März 2012

1998 - III

Artikel

Ich wollte, ich könnte die Zeitung verstehen.
Ein Bild der Welt mir machen, unbesehen.
Mein Leben ist jedoch ganz anders,
ich heiße auch nicht Lilo Wanders.
Ich bin erschreckend und normal,
keinen Artikel ziert mein Initial.

Donnerstag, 8. März 2012

1998 - II

Ein deutscher Gruß

Danke schön und bitte sehr,
so liebt es der deutsche Herr.
Guten Tag, auf Wiedersehen,
darauf will er immer bestehen.
Sein "Was haste, was kannste, was biste",
es verfolgt Dich bis in die Kiste.
Am Himmelstor der Herr wird sitzen
mit irgendwelchen dicken Listen.
Du sollst in der Hölle schwitzen,
dabei wird er Dich dann siezen.
Er fragt Dich nach der Reservierung, Mann.
Du hast sie nicht, verschwinde dann !
So merke: Freundlichkeit, die gibt es nur,
hast Du gesellschaftlich Statur.
Es bleibt Dir nur zum Abschied zu singen,
in Dir will es die ganze Zeit schon swingen:
danke schön und auf Wiedersehen ...