Montag, 12. September 2011

2001 - I

Hoffnung des Lebens, wo bist Du geblieben?
Güte, meine, wer hat Dich zerrieben?
Welche finstere Türe zugeschlagen,
Licht verdunkelnd, zum Verzagen.
Meine Kraft reißt Dir die Maske vom Gesicht,
widerwillig wendest Du Dich ab vor meinem Licht.
Liebe meines Lebens, wo bist Du gewesen?
Nicht lange her, im Buch habe ich darüber gelesen.
Das wäre was für Dich gewesen, aue,
die Sächsin lacht in die Nacht, die laue.
Sei ein letztes Mal in meiner Mitte,
ich weiß, Du kannst das, bitte!

Donnerstag, 8. September 2011

2000 - V


Der Stein des Dachs
schaut, sie fällt, ach’.
Der Winter kommt zu spät,
zu weiß für Wintergerät.

Mittwoch, 7. September 2011

2000 - IV

Die größten Sehnsüchte erfüllen sich nicht,
weil die Sehnsucht die Nahrung unserer Gedanken ist.

Dienstag, 6. September 2011

2000 - III


Luftballon kaputt, alle kaputt?

Willst Du es sehen nach der Geburt?
Vielleicht, denke noch darüber nach.
Wie wird es sein, ohne mich?
Warum soll es werden,
nur um der Idee wegen,
ein Werk so kalkuliert wie ein neues Auto.

Montag, 5. September 2011

2000 - II


Es tut mir leid, ich habe das nicht gewollt,
sagte Gott und zog sich in den Schmollwinkel seines Daseins zurück.
Gerade war die Schöpfung zu Ende gegangen.
Es kann passieren, war seine Meinung.
Es war einmal, er kannte es nicht.
Wer oder was war dieses kleine, große „Es“, das ihn überall umgab?
Es war nicht aktiv und doch da.
Er weiß es, es ist vorgekommen,
erschließt sich seiner Betrachtung, schmeckt gut.
Es könnte sein, Du fasst es nicht:
es macht sich.

Sonntag, 4. September 2011

2000 - I



Komm’ mit in das Wirtschaftswunderland,
Menschen sind mir hier nicht mehr bekannt. 
Pyramiden und Moscheen
Wirst Du dort garnicht sehen.
Spuren haben sich verwischt,
Märchen kriegst Du aufgetischt.

Samstag, 3. September 2011

1999 - VII


Herzlichen Glückwunsch,
der Mensch ist nicht mehr da, dessen Stimme nicht immer zum richtigen Zeitpunkt zu hören war. Wie willst Du ihm noch gratulieren? Eine Gedenkanzeige schalten, einen Blumenstrauß aufs Grab legen,
am Ende selbst zum Grab gehen?
Wo sollen wir denn sein? fragte mich dieser Mensch einmal, als ich ihn zuletzt zuhause besuchte und vorher fragte, ob er auch da sei. Meine Frage erschien damals so banal unsinnig und ist es bis heute geblieben, obwohl doch die Antwort so anders ausfallen müsste. Es gibt niemanden mehr, der sich anstelle dieses Menschen über Blumen freut.
Ein Stückchen Erde vielleicht irgendwann mit einem Stein drauf.
Das Gefühl der Verlorenheit stellt sich da schnell ein.
Irgendwo gibt es doch eine Verletzlichkeit, die den Automatismus unserer Zeit bremst. Der Tod kann übersehen werden, aber nicht ignoriert.
Er mahnt uns zu leben, solange wir leben.
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!