Sonntag, 26. Juni 2011

1991 - IV

Nach dem Peter-Prinzip bin ich drauf und dran, die Stufe meiner Unfähigkeit durch freiwillige Selbstbeschränkung zu vermeiden. –

Samstag, 25. Juni 2011

1991 - III

Das Leben ist wie eine Geschichte. Man kann sie wegwerfen, aber trotzdem wurde sie geschrieben.

Freitag, 24. Juni 2011

1991 - II

Der Mensch scheint zu seiner Selbstzerstörung geboren. Der Algenschaum interessiert so wenig wie die Tatsache, das die ständige Zigarettenrauchinhalation jeden Aufenthalt an der Nordsee ungesund macht. Vom Meer aus sieht das Land so klein aus. Wir haben uns von unserer Lebensgrundlage entfernt und vergessen, dass deren Intaktheit unsere Existenz noch heute sichert. Das Meer ist der Atem und der ist angesichts der Größe des uns bekannten Universums vergleichsweise gering und kostbar. –

Donnerstag, 23. Juni 2011

1991 - I

Heute wurden Bilder gefangener alliierter Soldaten im Fernsehen gezeigt. Sie sind offensichtlich zu Aussagen gezwungen worden. Es ist schlimm, das zu sehen. Hier wird jeden Tag demonstriert gegen die USA, dort wird handfest gegen Menschenrechte verstoßen. Wenn Nostradamus den dritten Weltkrieg voraussagte, dann sollte er vom Nahen Osten ausgehen. Es sieht so aus, als behielte er recht. In den arabischen Ländern demonstriert man für Krieg. –

Mittwoch, 22. Juni 2011

1990 - VI

Mein Vater hätte mir ein Fotoheft zusammengestellt, das Bilder aller Menschen enthielt, die mir etwas bedeuten. Es waren schwarzweiße Bilder, so wie Fußballsammelbilder. Irgendwie sollte ich Leuten vorgestellt werden, die alle sehr krank waren. Ein Mädchen, das ich gern mochte, war auch dabei. Aber leider war auch sie zu krank oder irgendwas hinderte uns, vielleicht meine eigene Trägheit, zusammen zu kommen. Vielleicht störte auch die Bestimmung. So bin ich eigentlich in Gedanken immer bei Menschen, die ich so gut wie nicht mehr sehe oder sie sind bei mir. 

Dienstag, 21. Juni 2011

1990 - V

Im Keller liegen zwei weiße Skelette. Ob die wohl jemand als Modelle gekauft hat oder ob sie echt sind? Ich sehe Ullrich, der an der Wand lehnt, auf der Erde sitzend. Er will sterben, ich sehe förmlich, wie er mit weit aufgerissenen Augen ringt. Ich beschwöre ihn, am Leben zu bleiben. Merke, wie ich mich innerlich anspanne, um Kraft auf ihn zu übertragen. Es gelingt und ich bin erschöpft.
Neulich sah ich ein Video mit Musik von Simon & Garfunkel. I am a rock. Der einzelne Mann bleibt vor einem Haus stehen und die Musik schließt mit den Worten: and a rock feels no pain and an island never cries. –
Zuvor folgte ich einer fixen Idee und fuhr zum Hauptfriedhof, um das Grab von Rudolph Ullrich zu besuchen. Ich fragte eine ältere Dame, wo die Urnengräber wären (aus den Siebziger Jahren) und sie zeigte mir das bereitwillig. Meinte, ja verbrennen wäre auch besser. Man müsse sich, wenn man alt sei, darüber Gedanken machen. Derartig eingestimmt suchte ich die Reihengräber ab, ohne auf den Namen Ullrich zu stoßen. Verschiedene Plätze waren leer. Mir kam der Gedanke, dass er sich unter Umständen bei seiner Schwester hat bestatten lassen. Das bleibt also von einem Menschen. Wenn die Gräber nicht gepflegt werden, wächst alles zu und je nach Material der Platte ist die Schrift kaum noch zu lesen. –

Montag, 20. Juni 2011

1990 - IV

Es ist Nacht, die Verfolger sind unterwegs. Sie morden und schießen in Schaufensterscheiben der Geschäfte. Ich bin auf der Suche nach einer sicheren Zuflucht. Ich sehe gleichförmige Häuserfassaden mit Licht hinter den Fenstern. Gleichzeitig fühle ich, dass ein Schutzschirm mich umgibt. Ich weiß, sie können mich überall kriegen, sie sind heimtückisch. Mein Vater oder eine Stimme sagt müde: setz‘ Dich und iss etwas. Herr Fischlein aus Kassel schreibt nicht. Heute wurde dem Messeturm die Pyramide aufgesetzt. –