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Es werden Posts vom Mai, 2012 angezeigt.

2001 - XIV

Herbstlicht Ein Fenster steht offen, lässt Licht herein scheinen, der Sommer entfaltet eine laue Nacht, im Bett neben mir, da sehe ich gar keinen Grund und schlafe nicht ein, nur sacht dämmere ich dahin, will es manchmal meinen, der Herbst sei schon da, entfaltet mit Macht den bunten Reigen mit allen Weinen. Da ist schon wieder die Sonne, sie lacht.

2001 - XIII

Dias en la Vida Schweren Schritts watete er bedeutungsvoll durch die Gassen. Die Saloontüren schwingen noch hin und her, eben noch hatte er an der Theke seinen Whisky aus Wassergläsern gekippt. Er fühlte sich in die Rolle eines Wyatt Earp versetzt, der mit seinem dunklen Mantel fast die Straße aufkehrte. Aus den Häusern quoll die Angst um ihn herum aus den Ritzen. Er roch sie und fast schon konnte er sie von seinem mächtigen Schnauzbart abperlen sehen. Er leckte sich die Lippen und fügte seinem Gang noch mehr Sicherheit hinzu. Keiner sah seinen Colt, hatte er überhaupt einen? Egal, so wie die Dinge lagen, würde er ihn in der Schwärze der Nacht nicht brauchen. Er genoss es draußen, denn drinnen war er ein Teil von ihnen. Da half ihm auch die doppelläufige Flinte nicht, die er zuweilen unter seinem Umhang versteckte. Die Angst infiltrierte jedes Haus. Wenn er die morschen Holztreppen heraufgestiegen war, die Zimmertür hinter sich schloss und seinen Patronengürtel abgelegte hatte, konnte...

2001 - XIII

Clueless (John Lee Hooker)-Blues Me, me, me sitting in my cage, you, you, you not being on my stage, less important and thinking for a clue, riding the tides and being so blue. Me, me, me proving for a taste, you, you, you feel thinking sums up waste. Blinking ideas shrinking on the shrine, openended waterfalls spoil away red wine.

2001 - XII

Cádiz ist ein Ziel für viele andalusische Traumurlauber. So auch für uns, dafür opfert es sich leicht mal einen Pooltag. Zufrieden verzehrten wir unsere Beute im Bus, denn wir hatten es geschafft, zwei dieser wunderbar bröseligen Mandelkekse in einer Pasticceria zu erstehen. Sie zerfallen im Prinzip schon, bevor sie in den Mund gelangen, das erschwert das saubere Essen. Dafür entschädigt einen dieser weich würzige Geschmack, auch für die zehnmalige Belehrung des Busfahrers, der auf meinem abgezählten Fahrpreis besteht, in dem er ständig "trenta, trenta" wiederholt, was mir nichts klarer macht. Schließlich lässt er mich erleichtert doch passieren. Der Fernbus entfernte sich auf einer fast geraden, fast unendlich erscheinenden, Straße aus einer Stadt, in der wir eigentlich was gesehen hatten? Eine goldene Moscheekuppel als Kirchendach einer Kathedrale, enge Gassen, eine Markthalle, einen großen Hafen und einen Aussichtsturm, auf dem sich die Insellage der Stadt erkennen ließ. D...

2001 - XI

Chiclaner Spatzen Genießen Sie Ihren Urlaub, lassen Sie sich von den Spaniern empfangen, nehmen Sie teil an diesem Leben. So endete ein Vortrag der Reiseleiterin. Während allseits ein matter Applaus aufbrandete, dachten viele der Urlauber daran, was sie die nächsten Tage lernen würden. Viele fürchteten sich auch eher davor, in irgendein triviales Urlaubsgefühl zu versinken. Warum sich auf etwas einstellen, was so schnell vorbei geht? Die Spatzen von Chiclana, sie sind etwas ganz Besonderes. Nicht, das Sie denken, sie sehen genauso aus wie zuhause, das wäre nur eine oberflächliche Betrachtung. Die Reiseleiterin tanzte schon fast. Nein, sie haben Zigeunerblut in den Adern und einen arabischen Einfluss. Sie können und beherrschen den Flamenco perfekt. (Da sie allerdings kein festes Schuhwerk anziehen, hören sie die stampfenden Schritte nicht!) Sie sind imstande, aus dem Stand einen Spagat zu vollziehen. (Das praktizieren sie allerdings nur sehr selten, da ein auf dem Bauch liegender Vogel...

2001 - X

Pensare a Lei Er dachte an die Wohnung ohne Spuren, das weiße Tuch. Feuer brannte im Ofen, während Hände über Gitarrenhälse glitten, suchend. Er dachte an ihre Stimme am Telefon, die Tanzfläche, sein Hemd mit den schwarzweißroten Streifen, den ersten endlosen Kuss. Er hatte das Hemd ausgezogen und sie legte den Kopf an seine Brust. Du musst zum Friseur bald. School's out for ever! Sind Sie wirklich so blöd? Er ist so unauffällig. Wie ein Maurer, der sich hinter den selbst soeben hochgezogenen Wänden versteckt. Aber er war kein Maurer und keiner, der Mauern lässt. Baumeister, was willst Du einmal werden: Architekt. Auf der Kirchenbank saßen gesichtslose Gestalten, Gedanken, ein jeder einmal oder öfter gedacht. Sie beteten seinen Altar an, den er jetzt verließ. Durch die prächtigen Fenster fiel das Tageslicht gedämpft hinein. Strahlen schnitten die staubige Luft. Er schloss die schwere Tür hinter sich und dreht den Schlüssel um. Draußen sang der Frühling sein Lied. Die Vögelscharen s...

2001 - VII

Mitte der Welt Das rote Backsteinhaus trägt eine besondere Aufschrift, die seine Lage unterstreicht: Mitte der Welt. Ein Paar Schritte führen zum See. In dessen Mitte sprudelt ab und an eine Fontäne und verdeckt ein wenig den Blick auf den Ort. Die Blicke gehen am Ufer entlang und streifen viele leere Fenster in Sichtweite des Ufers. Mag die Mitte der Welt gefüllt sein, die nähere Umgebung steht ein wenig leer. Gewiss es gibt neue moderne Bauten, aber auch die teilen das Schicksal des Leerstehens, wenn auch nicht in so vollem Umfang. Platz, sich niederzulassen bietet die Mitte der Welt und erst recht die Deutschlands also. Woran liegt es, dass sich die Mitte ein bisschen ziert, gefüllt zu werden? Vielleicht an der Käsesahnetorte, die hier auch Himbeerkäsesahnetorte heißt oder vielleicht Käsesahnekuchen. Hier ist Genauigkeit am Platz, sonst gibt es leicht das, was nicht bestellt war. Oder es ist die Butter, die mancher frisch gebratenen Forelle fehlt, wenn sie auf dem Teller zum Verzehr...

2001 - V

Die Scholle Die Erde reicht bis zum Horizont, Bäume verbergen sich gekonnt, hier leben, sich niederzulassen, den Rest der Lebenszeit verprassen, das schafft dem Gedanken Raum, allein der Glaube hilft hier kaum. Wer immer woanders gewesen, wird hier wohl nicht genesen. Bringt die Besinnung auf eigene Werte, die Scholle, zurück zur Heimaterde?

2000 - IV

What happened? What happened? Fragte die neudeutsche Transenimitation mit einem Blick wie eine frisch geschwängerte Auster. Dabei erwies "sie" sich eher als bieder altdeutsche Bemühung, etwas Pep in einen gekünstelten Beziehungsfilm hereinzubringen. Oder ist das alles ist nur der Epilog zu einem neuen Versuch, die Welt in schwarz und weiß einzuteilen? Denn am Anfang saß in der Ecke der kleine Jasagerzwerg "Jaz" und machte ein Gesicht. Da verlor der große arrogante Schnösel "Gas" seinen Traum bei dessen Anblick und beschloß, alles aufzuschreiben, solange er noch über genügend Traummasse verfügte. Gerade hatte er eine Grenze irgendwo zwischen Arkansas und Wiskonsin überquert, die in einem Fußgängertunnel lag, dabei mißtrauisch beobachtet von den Grenzern. Er war Berge hinab Ski gefahren, bis der Schnee zu Ende war und mußte nun zu Fuß gehen. Das alles war Geschehen, bevor der Jaz ihn ansah. Der Jaz betrachtet den Gas ständig, egal ob dieser nun schon in Sin...

2001 - III

Prinzipiell Prinzessin zerbrach zauberhaft auf einer Insel. Sie rettete sich dorthin und ließ die Vasallen laufen. Verdacht schöpfte sie nicht, als einer übrig blieb, sie zu speisen und zu tränken. Sie hielt es für das Paradies. Allein fand sie es immer noch schön. Freute sich so klein, daß sie daran ertrank. Was einmal der Fluß des Lebens schien, verwandelte sich in ein Rinnsal. Liebte sie einst den schnellen Wechsel, so konnte sie später sich selbst kaum ertragen. Aber was konnte sie schon wagen? Wohin gehen, wo sonst noch sehen. Hatte sie nicht alles erreicht, es fehlte doch nur ein bißchen Freiheit. Zurück, zurück aus diesem Glück? Was wohl die Leute sagen, still, still, still, weil das Kindlein schlafen will. Hüllt sich ein in weiße Decke, schläft ein, bis der Morgen sie dann wecke. Prinzessin schaut nicht mehr auf, sieht nicht das Spiel der Zimmerdecke, der Weihnachtsmann lächelt vergebens, zeigt sich hier der Sinn ihres Strebens?

2001 - II

Mindeveien Mindeveien nachts, Weihnacht, in Bergen verschneit, Worte verwinden seewärts. Kibbutz Josef, Holzhaus, im Bett gefesselt, Schwäche fühlen im Himmel. Mainufer Aussicht, Brücke, überqueren gesperrt, passiert mit einer Frage.

2001 - I

Ende des Tunnels Die Rolltreppe am Ausgang lief nicht. Während er die Stufen hinauf stieg, weitete sich der Blick. Ihm kam es vor, als sei er zwanzig Jahre im Tunnel gewesen. Das Licht schien auf der Straße viel heller, obwohl der Himmel bewölkt war. In der U-Bahn hatte er sich an die trübe Neonbeleuchtung und die wechselnden Fahrgäste gewöhnt, nun war er allein und blickte auf das, was hier Skyline hieß. Der junge Mann blickte auf eine junge Stadt. Die meisten Häuser standen noch nicht vor zwanzig Jahren. Dennoch schien sich Rauch auf die spiegelnden Glasfassaden zu legen, sie schaut stumpf in die Atmosphäre und bemühten sich vergebens ihren Glanz zu transportieren. Die Menschen fühlten sich drinnen wohler als draußen, die Straßen kaum gefüllt, fühlte es sich unbehaglich an. Unverhohlen schaute ein glatter junger Mann seinen Gefühlen zu, die seinen Kopf wie eine Wolkendecke umschwebten. Verstohlen dagegen die beiden vermummten Frauen., die sich einen flüchtigen Kuß zuhauchten. Die End...

2000 - XXIII

10 vor acht oder halb sieben Die Hündin sitzt nachts vor dem Haus und betrachtet das Panorama des Dachsteins. Ein Mensch kommt zum Hinterausgang heraus mit Tüten in der Hand. Sie begrüßt ihn und schnüffelt interessiert an dem, was er da im Schnee hinterläßt: schmutzige Wäsche und Schuhe. Der Schnee liegt gut 15 cm hoch auf dem Autodach und der Mensch schaufelt es frei um halb sieben. Er muß immer wieder den Deckel des Kofferraums öffnen und neu packen, eine Gelegenheit für immer neue Einblicke. Will er sie ins Haus lassen? Nein, er benutzt wieder der Hintereingang. Er wird frühstücken und dabei überlegen, welcher Weg der beste sein wird. Der verschneite Umweg oder eine halb vereiste Kehrenstraße, die den direkten Weg zur Heimat verspricht. Nahezu alles im Auto ist verschneit oder naß, schon am Vorabend hatte es geschneit. Was macht es schon, die Räder werden knirschend über die dichte Schneedecke hinweg rollen. Er wird dahin kommen, wo er hin will, vorher noch tanken. Die Wirtin des Ho...

2000 - XXI

Gratin Den ganzen Hexenzauber überlebst Du nur, wenn Du Dir aneignest des Teufels Statur. Der Versuch eines Kartoffelgratins artete zum Gemüseaufstand aus. Röchelnd, mit dem Schlag seiner Pfote, machte er ihm den endgültig den Garaus. Es war lediglich die äußere Form gewahrt, geschmacklich hat sich die Apokalypse offenbart. Sie blickte so konsterniert vom Teller auf, da nahm eine Handyschar von Jungmädels ihren Lauf. Alle hielten zur "Sehr her, ich habe ein Handy"-Gestik eine "Aber ich verstehe nicht"-Blickmimik mitgebracht. Die Gedanken und die Analyse der seltsamen Genetik reichten und der Führer hätte aus ganzem Herzen gelacht. Sicher erläßt und erlaubt er nur Führernetze mit fest einprogrammierten Reichskristallnummern. Hilfe von außen erwartet keiner dieser Sätze, dumpf und brüllend beginnt es in ihr zu schummern Sie sticht mit der Gabel fest zu und stöhnt, der Satan ißt ihr einfach zu verwöhnt. Gute Gäste reklamieren so nie, sie halten den Koch stets für ein G...

2000 - XX

"Ich schreibe im Dunkeln" Was trieb, war unheimlich klein, doch die Kraft ließ nicht nach. Viel stärkere Antriebe hatten versagt. Zu groß geraten, wurden die so bewegten Objekte von Meteoriten getroffen. Schwerlich zu identifizieren als Ziel, so lautete die Formel die Formel des Erfolgs. Er würde unendlich treiben, um irgendwann etwas Leben zu finden. Die Sonne schien ohne Wirkung, das kleine Feuer in der Holzhütte fühlte sich ungleich wärmer an. Den Schatz der Zeit genoß er draußen vor der Tür beim Blick auf den zugefrorenen See und die tief verschneite Landschaft. Im Nerz gehüllt, warf er einen Blick durch die Scheibe, auf dem Tisch lag ein Buch über die Raumfahrer, die Kosmonauten. Er las darin und dachte an den taumelnd die Sonne umkreisenden Planeten, der manchmal der seine zu sein schien. Ein riesiges Raumschiff ohne eigenen Antrieb, nur von der Gewalt der Anziehungskräfte an- und abgestoßen, ohnmächtig die Bahn zu verlassen, deren Einhaltung seinen Bestand garantierte....

2000 - XIX

Öffentlicher Nahverkehr Die Arme des Nachbarn werden langsam breiter, da ist die Betriebsstörung, es geht nicht weiter. Vielleicht klingt es jetzt zu vermessen, ich habe einmal besser gesessen. Gleich gebe ich dem Nachbarn einen Kuß, damit dieser endlich aussteigen muß. Es gab da doch einen Unfall, meldet der Fahrer mit Krawall. So blättere ich meine Zeitung um, lese über allen Worten herum. Von Hilfsbereitschaft und Toleranz steht es gedruckt ohne Firlefanz. Dermaßen und über alles belehrt fühle ich mich so richtig verkehrt, mache mich noch ein bißchen kleiner, meinem Nachbarn geht es noch feiner, schlägt den Koffer mir auf mein Knie, der Schmerz danach läßt nach und wie! Eine alte Dame faßt über meinem Kopf Und erreicht dann auch endlich den Halteknopf. Die Türen sind sogleich offen, eine neue Freiheit läßt mich hoffen. Mein Nachbar ist sofort aufgestanden, mir ist wie im Flieger nach dem Landen. Fast möchte ich applaudieren, um mir Beifall zu spendieren. Da ertönt wieder einmal die ...

2000 - XVII

Starker Wind Hombre, hombre, rufen die Ladies von hinten. Eine von ihnen hatte bemerkt, daß dem Busfahrer immer wieder die Augen zu fielen. So fuhr er mit halb geschlossenen Augen meist links auf der Fahrbahn, um kurz vor dem Gegenverkehr immer nach rechts auszuweichen. Das Manöver gelang ihm perfekt, er kannte die Strecke vom Flughafen wie im Schlaf. Der Rest der Passagiere verhielt sich ja auch ruhig. Harrte geduldig auf das Ende der Fahrt mit diesem Kleinbus, in dem Anschnallen nötig, aber nicht möglich war. Sondertransfer, so heißt das eigentlich im Reisekatalog. Sollte sich jeder gönnen, der schneller ankommen will im gebuchten Hotel. Caramba, er mußte ihnen was zeigen, zum Beispiel, wie in einer Kurve ohne Sicht überholt wird. Ein anderes Mal demonstrierte er das gerade noch so eben Einscheren nach der Beendigung eines Überholvorgangs, natürlich in einer Kurve. Die Landschaft rings herum zeigte sich monoton felsig, hier einmal eine Verzweigung nach Antigua, dann wieder in eine an...

2000 - XVI

Handwerkszeug Sie müssen schon mehr tun, als nett sein, junger Mann! rief die ältere Verkäuferin ihm zu, als er ratend vor dem Verkaufstresen stand. Die jüngere pflichtete eifrig bei. Was darf es denn sein? Ein Brötchen bitte! Vollkornbrötchen? Nein, er wünschte sich ein weißes, schmales mit einer Kerbe in der Mitte. Nein, ein weißes bitte! Kaiser-, Rosen-, Buttermilch-, Mohn-, Sesambrötchen oder eine Schribbe? Er grübelte, früher war alles so einfach, das zum Bäcker gehen und einfach Brötchen verlangen und bekommen. Dieser Luxus des Auswählens brachte ihn in Verlegenheit, obgleich preislich eine gewisse Angemessenheit mit dem Angebot zu erkennen war. Ungefähr so schwer wie aus der Form des Brötchenteigs sich das Endprodukt vorzustellen, ebenso belastete es ihn, den Geschmack des Endprodukts zu erahnen. In der Präbackmischungszeit hatte eine gewisse Unverwechselbarkeit beim Biß ins Brötchen gewirkt. Das frische Innere und die knusprige Schale, die Erinnerung daran schlug Wellen in sein...

Wunderkindle?

Ja, auch ich als Buchfreund habe mich mit dem Kindle angefreundet. Da es mir schon immer auf den Inhalt und nicht das Buch an sich angekommen ist, war das zunächst ein leichtes für mich. Ich habe aber dennoch die kostengünstigste Variante gewählt, weil ich glaubte, ganz puristisch ohne viel Schnickschnack auszukommen. Das ich das mittlerweile bereue, liegt daran, dass ich gern im Netz recherchiere und dort relativ viele interessante Texte im PDF-Format vorliegen. Zwar ist es praktisch, dass man diese nach dem Speichern rasch per Email zur Verfügung hat, aber das Lesen ist nun mal, wenn man den Touchscreen gewohnt ist, mühselig. Zwar lässt sich die Schrift beliebig vergrößern, aber man ist dann relativ häufig zum Scrollen gezwungen und das ist recht aufwändig. Die Tasten sind schwergängig, man fühlt sich in eine frühere Zeit versetzt. Selbst das Blättern der Seiten braucht eine gewisse Fingerkraft. Nun ja, könnte man meinen, ein Kindle ist ja auch zur Lektüre von Büchern und damit orden...

2000 - XV

Godot wartet auf Star Wars oder: Schau' mir in die Augen, kleines Casablanca! Alles begann damit, dass jemand gestorben war. Er beschloss, es nicht wahr haben zu wollen, zu warten, bis ein anderer ihn finden würde. Am Freitag wäre es soweit, das wusste er. Die Gewissheit trübte den blauen Himmel ein. Er stand auf der Veranda und sah auf die weißen Flachdachkasernen, die sich im Licht des Sonnenuntergangs rötlich abfärbten. Die meisten Markisen waren heruntergelassen, Südausrichtung. Casa blanca, dachte er beim Anblick, Casablanca. In der Bar hinter ihm lief der überdimensionale Fernseher, Star Wars, die erste Episode. Soeben rumpelte ein Pseudoroboter durch die tunesische Wüste. Ausgelassene Wochenendstimmung entwich der Bar ebenso wie der Zigarettenrauch. Die Leute waren gut gelaunt und seltsam desinteressiert. So sah niemand das schwarze Dreieck, das scheinbar langsam an den Fenstern der Lokalität vorübergeglitten war, um unendlich wie ein sterbender Vogel auf einem Dachvorsprung...

2000 - XIV

Von der Lippe Es stehet ein Verslein vor der Tür, lass' es nicht rein, ich kann nichts dafür. Da lärmen plötzlich ein paar Gedichte, persönlich mag ich lieber Geschichte. Hochnäsig naht die Poesie, trägt bauschend auf und schleimt wie nie. Die Lyrik dagegen will viel verstecken in verborgenen und halbdunklen Ecken. Als Wahrheit will uns wohl erscheinen das Essay als Versuch im kleinen. Die Erzählung und der Aufsatz bietet der Wahrheit keinen Platz. Es gilt garnicht zu interpretieren, sei es gesagt und soll nicht genieren. Ein Verslein steht auf der Kippe, es kommt mir nicht von der Lippe.

2000 - XIII

Paradise lost Gehet hin und machet Euch die Erde langweilig, so sprach der Herr. Aber wie? fragten ihn nicht nur seine Jünger. Nun, seid nicht so wie Ihr empfindet, sondern seid was Ihr scheint. Zeigt nicht das wahre Antlitz Eurer Seele, verschleiert Euch mit Argumenten. Wartet ab, wer den ersten Stein wirft, tut es nicht selbst. Überlasst dem Zufall die Veränderungen und fügt Euch in das, was Ihr Schicksal nennt. Springt nicht in kaltes Wasser und riskiert nichts. So zogen sie vorsichtig aus und machten sich die Erde und alle anderen Lebewesen untertan. Sie verbrachten viel Zeit damit, sich gegenseitig umzubringen, zu zerstören und wieder aufzubauen. Am Ende war die Erde kultiviert und das System des Herrn kollabierte unter der einseitigen Gestaltung der Umwelt. Die Jünger waren abgelenkt mit ihren Geschäften und hatten den Herrn vergessen. Der Herr indes schöpfte längst woanders etwas Neues, denn die Ergebnisse seiner älteren Werke wartete er nie ab, er wusste um deren Kurzweiligkei...

2000 - XII

Oase Die größten Sehnsüchte erfüllen sich nicht, weil die Sehnsucht die Nahrung unserer Gedanken ist. Selem, Sahib, scheinen die Steine zu grinsen, so sehen wir uns wieder. Er hatte es gewagt, nach einem Jahr zurückzukehren. Die Beschreibung des Ortes gab ihm Hoffnung, dass er nicht in der Wüste landen würde, doch diese ging nicht auf. Gewiss, es war nicht die Sandwüste und eher die Steinwüste. Angereichert mit den Überresten der modernen Zivilisation bildete diese die Verbindung zwischen den geweißten und vielen unverputzten Privathäusern und den Hotelpalästen. Aber da war auch grün zwischen all dem Stein: Eukalyptusbäume, Feigenbäume, Palmen und Gummibäume etwa. Der Rasen der bewässerten Hotelparks vermittelte das Gefühl von "zuhause im eigenen Garten" und beruhigte. Der Garten gedieh sogar prächtig, denn viele bekannte Pflanzen zeigten sich in einer anderen Größe als gewohnt. Nur der Sand am Sahelstrand erinnerte noch an die Wüste. Angereist war er mit einem dieser bemalte...

2000 - XI

Der Teelöffel Der Teelöffel ist traurig und das noch immer, vom Tee in der Tasse hat er keinen Schimmer, goldene Wellen wollte er rühren, Zucker und Tee so zusammenführen, sich schnell nach dem Eintauchen erhitzen und über dem Tassenboden blitzen. Der Teelöffel ist traurig und das noch immer, Teetasse steht in einem anderen Zimmer, keine Chance, sie nach außen zu entführen und Tee oder Tasse irgendwie zu spüren. Der Teelöffel beginnt unmerklich zu schwitzen und bleibt in seinem Besteckkasten sitzen. Da ist er wieder, der schreckliche Traum: (Vom Kaffeemühlenmaschinengeruch manchmal bekommt der Teelöffel Besuch.) in jeder Zeitung steht nach dem Ende kaum: der Teelöffel ist traurig und das noch immer, versunken im Kaffee ist er, ganz ein Schlimmer.