Direkt zum Hauptbereich

2001 - XII

Cádiz

ist ein Ziel für viele andalusische Traumurlauber.
So auch für uns, dafür opfert es sich leicht mal einen Pooltag.
Zufrieden verzehrten wir unsere Beute im Bus, denn wir hatten es geschafft,
zwei dieser wunderbar bröseligen Mandelkekse in einer Pasticceria zu erstehen.
Sie zerfallen im Prinzip schon, bevor sie in den Mund gelangen,
das erschwert das saubere Essen.
Dafür entschädigt einen dieser weich würzige Geschmack,
auch für die zehnmalige Belehrung des Busfahrers, der auf meinem abgezählten Fahrpreis besteht,
in dem er ständig "trenta, trenta" wiederholt, was mir nichts klarer macht.
Schließlich lässt er mich erleichtert doch passieren.
Der Fernbus entfernte sich auf einer fast geraden, fast unendlich erscheinenden, Straße aus einer Stadt,
in der wir eigentlich was gesehen hatten?
Eine goldene Moscheekuppel als Kirchendach einer Kathedrale,
enge Gassen, eine Markthalle, einen großen Hafen und einen Aussichtsturm,
auf dem sich die Insellage der Stadt erkennen ließ.
Da liegt Cádiz, hatte uns ein junger Marrokaner an einem Aussichtspunkt westlich von Tanger einmal gesagt
und seine Augen träumten dabei.
Das Pflaster dieser Stadt hatten wir nun, einem rotem Streifen folgend, getreten.
Im nach hinein dachte ich bei mir, wollte dieser sportlich ergraute Busfahrer nur dafür strafen, dass ich mit einem zackigen "Dos per Chiclana" nur allzu offensichtlich Spanischkenntnisse vorgetäuscht hatte.
Nun wollte er einfach nur wissen, ob ich wirklich noch mehr verstehe.
Aber die Geschichte zog nun vorüber und war zu Ende,
während wir über die schmale Landzunge fuhren, die Cádiz mit dem Festland verbindet.
Traumstrand rechts von uns, ebenso leer wie die Parkplätze, die ab und zu von der Straße aus angefahren werden konnten.
Die eigentliche Sensation in gelb und blau befindet sich in der Nähe einer großen Stadt.
Der Fernbus hielt hier leider nicht, fuhr unbeirrt mit seinem temperamentvollen Fahrer weiter.
Ich werde das fettige Papier entsorgen müssen, in dem die Kekse eingepackt waren.
Als nächstes brauche ich Wasser.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

2002 - X

A rock feels no pain and an island never cries.. Auf der Insel Wahrheit gestrandet, möglicherweise völlig versandet? Einfacher jede Klippe zu umrunden, die Wirklichkeit darstellt und wählt, sich über den Riffen zu bekunden: der eigene Weg nur zählt! Auf dem Meer der Lügen, da lässt es sich gut segeln. Denn im Meer der Lügen, da gibt es keine Regeln.

Platz

Ein großer Flachbau im Industriegebiet, das nennt sich hier "Lieblingsplatz" für Hunde. Nix mit familiären Anschluss oder persönlicher Betreuung wie noch zu Schönecker Zeiten. Auch für Hunde ist das Leben in Lippe härter als gewohnt. 

Wolfgang Herrndorf – Sand

Man könnte meinen, hier habe jemand möglichst viele Klischees zusammen gestellt und sie durcheinander gewürfelt. Aus den vielfältigen und genau beobachteten Eindrücken ist dann die Aufgabe erwachsen, einen roten Faden zu finden, der das ganze zu einem Roman macht. Dieser rote Faden ist der Irrwitz des Lebens, der konsequent durchhält. Der Irrwitz, den wir alle kennen, den die meisten jedoch verdrängen, denn das menschliche Gehirn neigt dazu, Zusammenhänge zu erkennen, wo es keine gibt. Falscher Ort, falsche Zeit, diese Umstände kosten den meisten Menschen das Leben. Und so geht es schlussendlich auch dem Protagonisten, der den Namen Carl trägt, weil er seinen eigenen Namen nicht mehr kennt. Man hat ihm den Schädel eingeschlagen und er darf trotzdem weiter leben, ohne zu wissen warum und mit der Verzweiflung sich selbst finden zu müssen. Denn sie sind hinter ihm her, er hat etwas, was sie brauchen. Ist es eine Mine? Eigentlich auch egal. Da taucht Helen auf, die Frau, die sein Schicksal...