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Es werden Posts vom September, 2013 angezeigt.

Tallinn - nicht nur ein Reisebericht

Unser Kurzurlaub in Tallinn endete anders als gedacht.  Nach vier Tagen und bei schönem Wetter stürzte meine Frau und brach sich die Hüfte. Nun lernte ich das Land anders als gedacht kennen. Zwar war unsere Reiseleiterin schon beim Stadtrundgang am ersten Tag darauf bedacht, uns das schwere Schicksal der Esten beizubringen, aber die Realität ist unmittelbarer. Die Esten sind ein sehr zurückhaltendes, freundliches Volk. Sie sind aber auch unglaublich stur. Sie ertragen alles mir unglaublicher Ruhe quasi als gottgegeben. Beschwerden finden sie mehr oder wenig lächerlich. Alles in allem ist mir das alles sehr sympathisch, da es meinem eigenen Charakter sehr nahe kommt. Sicher hätte unsere Reiseleiterin einen Zusammenhang zwischen dem, was uns passierte und meiner Beziehung dem Land gegenüber, gesehen. Sie sah auch den Sturz meiner Frau als einen Wink des Schicksals an. Etwas im Leben muss sich ändern. Dieses flache Land mit den großen Kiefernwäldern und den idyllischen Stränden an der...

Ringgeist - Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins

Ja, manche Titel und seien es die von einem Buch, sprechen einfach für sich selbst. Das begeisterte mich am 28.1.2005 . Genial ist, dass es Länder gibt, in denen Menschen Leben, die den Blick fürs Wesentliche nicht verlieren, abseits der projektgierigen Geschäftemacher und Pseudopsychologen. Und so liest sich die Wahrheit: "Es (die Scheiße) ist ein deutsches Wort, das mitten im sentimentalen neunzehnten Jahrhundert entstanden und in alle Sprachen eingegangen ist. Durch häufige Verwendung ist die ursprüngliche metaphysische Bedeutung verwischt worden. Kitsch ist die absolute Verneinung der Scheiße; im wörtlichen wie im übertragenen Sinne: Kitsch schließt alles aus seinem Blickwinkel aus, was in der menschlichen Existenz im wesentlichen unannehmbar ist. " (aus Milan Kundera, Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins) Ein solches Eigenleben der Substantive liegt mir. Es zeigt ein Eigenleben der Begriffe in unseren Köpfen auf und bedeutet die Sucht nach der Erkennung von Zusammenh...

Ringgeist - Ben, Wetter marsch!

Vieles nehme ich einfach zu ernst, dazu gehört auch der Mann, der sich selbst Wettervogel nennt und noch immer beim Z.D.F. (bei Ihrem und nicht bei meinem) sein Unwesen treibt. Das Untenstehende entstand im Winter 2005 und zwar am 20.1. . Das Z.D.F. ( Zeig’ den Finger) liebt Symbolik. Ben Wettervogel heißt der Unglücksrabe, der im Morgenmagazin das Wetter beschreibt. Erstaunliche Feststellungen (es gibt Temperaturen) komponiert er mit rätselhaften Konstellationen der Jahreszeiten (kommt der Herbst oder wird es Winter?). Habe ich nicht richtig aufgepasst und kommt nach dem Winter nicht das Frühjahr? Aber egal, der Mann ist Diplommeteorologe, er wird schon wissen, wie er es gemeint hat. Wenn es von oben kommen soll (Regen oder so), flattert er mit den Ärmchen nach oben  Ansonsten müht er sich, die Münsterländer Frohnatur zu geben, auch wenn er sich dabei das ein oder andere Mal verhaspelt. Der Wettervogel, Ben sieht aus wie der nette Typ von nebenan, der es nicht hin kriegt, aber n...

Ringgeist - Herr Huygens und sein Mond

Das Nichts war mir stets ein großes Anliegen, getreu dem Leitsatz meines Vaters, der in der Regel von einer abwinkenden Hand begleitet wurde: "Das ist alles Nichts." Früher habe ich selten verstanden, was er meinte, später schon. So befasste ich mich mit meinem Beitrag vom 17.1.2005 damit. Verzichtenswert sicherlich diese Rückschlüsse aus dem Alltag auf Größeres. Leute sehen merkwürdig aus, wenn sie was nicht verstehen. Das passiert schon, wenn ich mit einer Pflanze durch die Gegend laufe, die aus einer Einkaufstüte ragt. Oder wenn ich ein eingegangenes Gewächs in den Müll bringe. Das passt, sagt da sogar die Putzfrau zu mir. Nun gilt der Mensch als denkendes Wesen. Aber vielleicht ist er manchmal einfach unterfordert. Lassen wir lieber mal eine Sonde zum Titan fliegen. Vielleicht fördert es das allgemeine Verständnis. Ich fürchte es bleibt allerdings dabei, was ich einst auf der CD der Huygens-Mission verewigen durfte: das Nichts sagte zum Etwas: never mind being born. Die B...

Ringgeist - Soul on Ice

Der Titel des Buches war hier wohl eher der Vater der Gedanken, die ich am 12.1.2005 so formulierte: Nur 5-7% sind gemäß Umfrage bereit, ihre Gedanken zu veröffentlichen. So groß müsste deren Sorge gar nicht sein, denn die Bereitschaft zum Lesen dürfte noch geringer sein, als die zum Schreiben. Wenn überhaupt persönliches Interesse an einem Menschen die Rolle spielt, dürfte es für den Betroffenen wie mich eher negativ sein. Denn es geht nicht um den Austausch von Gedanken, sondern eher um das Thema Spionage. So fällt auch mir die Offenheit eher schwer. Sie ist wie ein zartes Pflänzchen in einer lebensfeindlichen Umgebung. Immer öfter kommt mir der Gedanke an das Buch von Eldridge Cleaver "Soul on Ice". Auch wenn es damals unter weit dramatischeren Umständen geschrieben wurde, es kennzeichnet doch den momentanen Zeitgeist. Einstweilen schlagen die Wellen des Alltags recht profan über mir zusammen. Die perfekte Welle habe ich noch nicht gefunden, eher kleine vielversprechende ...

Die Wahl

Einen schönen Kontrast kann man dieser Tage beobachten. Während die Medien uns ein spannendes Wahlduell nach dem anderen auftischen wollen, bewegt sich die Bevölkerung weiter in einem Dämmerungszustand. Speziell in Frankfurt sorgt dagegen zur Zeit die IAA für einen Rausch der Sinne. Tonnenweise werden Prospekte verteilt und in Hochglanztüten abgeschleppt. Die Prospekte preisen die neuesten Hochglanzsärge an, die Sicherheit und Umweltfreundlichkeit beinhalten sollen. Dabei sind sie längst zu den fliegenden Festungen ausgebaut worden, die es in Deutschland braucht, um im Straßenkampf zu bestehen. Ein Hoch auf unsere Industrie, von Konsumrausch mag man nicht mehr reden. Es ist längst innere Überzeugung, möglichst viel konsumieren zu wollen. Wer es nicht automobil mag, der ist mit Handys und anderen local devices beschäftigt. Wo bleibt da noch die Zeit, ganz anachronistisch ins Wahllokal zu gehen und der analogen Welt eine Stimme abzugeben. Warum gibt es keine Wahl-App? Warum nicht einfach...

Ringgeist - Fern Sehen

Es fällt mir angesichts meines eigen kleinen Tsunamis in Estland nicht schwer, diesen Beitrag erneut zu veröffentlichen. Das Jahr 2005 begann am 5.1. in meinem Blog. Die Frau vom ZDF plappert munter drauf laus, wann haben Sie denn nun endlich ihre Wasseraufbereitungsanlage? DER THW-Mann vor Ort bleibt ruhig und erklärt es dem Heimchen am Herd. Wie bei allen Großereignissen hat jeder Sender wieder seine eigene Spendenaktion. Jeder will auch da am besten sein. Das Wort Mensch wird inflationär gebraucht. Nach der Flutwelle kommt nun die Informationswelle. Ein ruhigere Hilfe käme glaubwürdiger, die Mensch haben auch so begriffen und spenden. Seit der Jahrtausendwende macht Silvester keinen Sinn mehr, es ist doch eigentlich egal, ob wir 2004 oder 2005 schreiben. Der Ehrgeiz ist dahin, die Zeit der Parolen unvermeidlich (Guten Rutsch, frohes neues Jahr, etc.). Mir bleibt der Ruf: Mahlzeit! oder war es Zahlmaid?

Stille

Die Leseliste meines Blogs hat unwiederbringlich einen Verlust hinzunehmen. "Schluss" steht da als Überschrift des letzten, nicht mehr von ihm erlebten Beitrags. In einem anderen Blog schwadroniert ein kanadisches Hobbymodell "Buy my prints" über eine Fotozusammenstellung namens "Babefest". Hier präsentieren sich junge Frauen, die gern mehr oder weniger nackt rum laufen und sich dabei gegenseitig fotografieren. Unterschiedlicher kann die Welt kaum sein. Bevor ich mir die Frage stelle, warum ich das alles lese (Antwort: weil es das gibt.), schließe ich einfach mal daraus, dass jeder eben gern leben will. Herr Herrndorf konnte und wollte es nicht mehr. Die Stille jedenfalls geht mir auf den Wecker, ich habe zuviel davon gehabt. Da ist mir Babefest lieber.

Ringgeist - Geiz ist Gier

Der Tsunami in Asien störte sich 2004 nicht an der üblichen "Zwischen den Jahren"-Atmosphäre. Er riss die Menschen in den Tod. Wer übrig blieb verzweifelte oder meckerte. Der Eintrag vom 29.12.2004 beendete das Jahr in meinem Blog. Die Zahl der Toten steigt von Tag zu Tag. Menschen, die die Tsunamiwelle überlebt haben, verloren ihre Existenz, von den physischen und/oder psychischen Verletzungen ganz zu schweigen. Aber da gibt es Menschen, die ficht das nicht an. Sie machen Urlaub: vom Menschsein. Sie mokieren sich darüber, dass die Einheimischen nicht schnell genug aufräumen und sie ihren Urlaub nicht genießen können. Das kennzeichnet den völligen Realitätsverlust vieler Leute. Jeder wird nun sagen, das Unglück wäre nicht in diesem Ausmaß vorhersehbar gewesen.  Aber muss man unbedingt in Länder verreisen, in denen Armut herrscht und damit die Prostitution der Einheimischen in jeder erdenklichen Hinsicht billigen? Reicht uns unser Land nicht mehr? Muss es immer billiger und g...

Ringgeist - Weihnachtstraumschiff

Weihnachten ist ein Thema, das mich immer wieder verstört. So auch am 27.12.2004 , als ich Wiederholungen jedweder Art endgültig satt hatte. Vater meint, daß er den Graf von Monte Christo schon drei Mal gesehen hat. Nur Wiederholungen im Fernsehen zu Weihnachten? Nein, nicht ganz, da gibt es noch das Traumschiff, diese unwiederbringlich schöne Serie. Und das ist noch viel besser. Dort sitzen einsame Frauen mit geheimnisvollem Auftrag in tief ausgeschnittenen Kleidern an der Bar. Sie freuen sich, wenn ihnen ein in die Jahre gekommener Smartie ein bißchen Rotwein auf den Po im Kleid gießt. Anschließend nimmt er neben ihr Platz und trinkt noch einen doppelten Scotch und grient sie blöde an. Ja, so sind sie, unsere Zielfahnder vom BKA: charmant, sportlich und versoffen. Und das ist echt männlich, so wie das Weihnachtsfest menschlich ist. Also doch alles Wiederholung!

Ringgeist - Eigenschaften

Am 22.12.2004 beschäftigte mich die Affäre um den  Polizeivizepräsident Wolfgang Daschner im Zusammenhang mit der Entführung mit Todesfolge des Bankierssohns Jakob von Metzler und auch dér Kalbacher Fall. Ein Polizeichef vermerkt in den Akten, dass er dem Verdächtigen Folter angedroht hat. Dafür verdient er eine Bestrafung wegen Dummheit. Ein Verfahren gegen ihn wird wegen einer Anklage des Täters auf Steuerzahlers Kosten (und gegen dessen Willen) geführt. Über das tote Kind spricht keiner. Mit welcher Moral leben wir? Politiker predigen, dass es soziale Einschnitte geben muss und stecken selbst Abfindungen von Firmen ein. Alle brauchen anscheinend Nebenjobs, weil sie sonst mit Geld nicht hinkommen. Der Mordversuch in Kalbach entpuppte sich als Rache eines Gekündigten, der sich anschließend selbst umbrachte. Es ist ein verdrehtes Land, aber dieses Jahr freue ich mich auf Weihnachten, weil wir eingeladen sind. Die Kinder sind nun im Kindergarten.