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Es werden Posts vom August, 2011 angezeigt.

1999 - IV

Mein lieber Fabricius II In „seiner“ Familie schottet sich der Jungehemann bald ab, einem Zwang zum Versteckspielen folgend. Diktatorisch nimmt er Rache für sein Zurückgesetztsein in der Jugend. Stets trug er die abgelegten Sachen seiner beiden älteren Habbrüder. Die Pflegemutter setzt sich mit ihm auseinander und zeigt erst im Alter späte Reue. Reue dafür, dass sie nicht mit ganzem herzen dabei war als ihr gestrenger treudeutscher Mann ihr einen Sohn unterschiebt, den er mit seiner Nichte gezeugt hat, die gleich nach der Geburt ihres Kindes untertauchen muss. Die Rettungsaktion einer Familie lastete auf ihren Schultern. Aber das sieht er nicht, der aufgenommene Sohn, er fühlt nur die Sehnsucht nach seiner Mutter, als ihm das Fundament einer „normalen“ Familie unter den Füßen weg gezogen wird. Das ist der erste Urlaub, von dem niemand aus meiner Familie weiß. Wer ist da noch übrig? Mein Vater hat, nachdem er mir versicherte, dass er mich nicht anruft, das Abheben des Telefonhörers verw...

1999 - III

Mein lieber Fabricius Er blickte auf und sah zu seiner Rechten den Herkules über den kahlen Sträuchern. Links gleißte die Wintersonne über der Dönche. Vor ihnen im Schnee versteckten sich ungefähr 40 x 40 cm Platz für die letzte Ruhe. Das hätte nicht sein müssen, sagte der Vater. Sie gingen noch ein Stück über den ehemaligen Truppenübungsplatz, heute eine zum Spazieren ein wie gemachtes Stück Landschaft. Vater wusste nicht, dass der Sohn hier seine Grundausbildung erhalten hatte, mehrmals in Schlammpfützen zum Hinlegen gezwungen und hinterher ausgemergelt und ausgepumpt zum Foto mit der Kompanie genötigt wurde. Auch die damaligen Kasernen dienen nun einer anderen Bestimmung. Sie kamen an einer Bank vorbei, die einen schönen Ausblick auf das Gelände gewährte. Hier habe ich früher oft mit Deiner Mutter gesessen, kam knapp über seine Lippen. Ein Stich ins Herz des Sohnes. „Zuletzt nicht mehr, da hat sie ja nichts mehr gemacht.“ Der Blick reichte von hier bis zum VW-Werk nach Baunatal und ...

1999 - II

Wärst Du am Ende ein Drachentöter, eine Elfe oder eine gute Fee? Fragt sich unwissend der Schwerenöter, denkt und schlürft seinen grünen Tee. Er träumt und nimmt nicht teil am Unterricht. Gehe nicht auf die Schule, der Lehrer spricht. Das Leben hat trotzdem angefangen, zum Träumen ist ihm weiter, in allen Belangen kein Weg auf der Lebensleiter zu weit und er wird immer bereiter, den Vorrat allein aufzubrauchen, sorry, ihr lieben Kleinen. Es liegt mir, nicht mehr aufzutauchen, ein Gruß noch an die Meinen.

1999 - I

Jesus hatte die Händler aus dem Tempel vertrieben. Da haben sie sich ihre eigenen Tempel gebaut, geblieben ist nur der „Heilige Geist“. Im Sonderausverkauf auf CD, MC oder LP hat er Zulauf. Und jetzt   kommt „The Best“, zahlbar per Scheck oder Bankeinzug, schnell weg mit dem Rest, davon bekomme ich doch nie genug. 

1998 - VII

Am Heiligabend die übliche Unsicherheit, was wir machen sollen. Wir fuhren mit der Dorfseilbahn und gingen zu Fuß nach Boden, nachdem wir morgens eine Fahrt zur Engstligenalp verworfen hatten. Es war sehr kalt und schneite. Das tat der weihnachtlichen Stimmung keinen Abbruch. In der Hütte am Skilift in Boden saß eine einzelne Frau und sah mich ununterbrochen an. Das Essen hier im Hotel ist außergewöhnlich gut. Wir verzichteten auf den abendlichen Besuch einer Kirche und es fing nach dem Abendessen erneut an zu schneien. –

1998 - VI

Holy, wo? Sie betrachtete ihren Sohn und suchte nach den Reaktionen, die sie von ihm schon als Kind kannte. Irgendein Hauch dieser geschätzten kindlichen Mimik würde sie erleichtern, ihr den unbeschränkten Zugang zurück geben, den sie brauchte. Er saß aber undurchdringlich da und zeigte keine Regung. Irgendetwas sollte passieren, er dachte, er wäre im falschen Film. 20 Jahre war er schon nicht mehr zuhause, der verlorene Sohn. Aber die Wiederkehr schien ihm keine gute Idee. Der Vater blieb im Bett und damit so nicht vorhanden wie immer. Die Mutter rauchte eine nach der anderen und verpaffte das Happyend. Von allen guten Geistern verlassen, dies wird kein Hollywoodende. Die Zigarette zur letzten Stütze der Mutter, sie selbst immer kleiner werdend und weniger an Person. Der Vater stur wie als Kind: „Bevor ich Schulaufgaben mache, lasse ich mir lieber den Hintern versohlen.“ Da richtet nicht einmal der Heilige Geist etwas aus. Er war noch nicht einmal Jesus, also trank er sein Glas allmäh...

1998 - V

In mir spielte einst ein kleines Lied, Armeen von Bildern brachten mich dazu, es nicht mehr zu hören. Die Zahlenkolonnen marschieren in wirrer Ordnung und zertrampeln die Noten im Takt eines ekstatischen Hammers. Sie nisten in meinem Gehirn und bringen es dazu, wie ein Computer zu reagieren. Einst kannte ich Menschen und litt. Nun beherrsche ich den Zustand und fühle mich leidlos. Ich trinke kein fremdes Bier (in Anlehnung an ein Sprichwort) und singe niemandes Lied. Aber wo ist das kleine Lied? Gefühlsschwankungen formieren sich zu Aktienkursen. Tabellarisch vermittelt das Chaos auf dem Papier ein Gefühl der Ordnung. Kurvenreich so manche Darstellung, aber was bewegt Dich eigentlich? Warum nutze ich den Wirtschafsteil einer Tageszeitung, ich brauche doch auch keine Noten. –

1998 - IV

Der Pool am Hotel ist, wie wohl überall üblich, bereits am Mittag belegt. Das Hotel ist eigentlich so, wie wir es nicht wollten: groß, kastig und von durchschnittlicher, mediterraner Qualität. Wenn man bedenkt, welche Überwindung die Anreise hierher kostet, so steht das Ergebnis, mal abgesehen vom Strand und schönem Wetter, eigentlich nicht dafür. – Das Bett hier ist eher einfach. Eine aufgelegte Spanholzplatte mit einer knüppelharten Federmatratze. –

1998 - III

Ich wollte, ich könnte die Zeitung verstehen, ein Bild der Welt mir machen, unbesehen. Mein Leben ist jedoch ganz anders, ich heiße auch nicht Lilo Wanders. Ich bin erschreckend und normal, keine Headline ziert mein Initial. –

1998 - II

Die Buchstaben verwandelten sich in Begriffe, die auf dem Bildschirm flimmern. Scheinbar gestochen scharf, doch nur ein Auf und Ab von Hell und Dunkel, formen die Begriffe die Gedanken, bestimmen den Ablauf, setzen regeln. Sie erzeugen mehr Material als ein mühsamer Schreiber jemals. Herrscher über den Kopf: die Programme, immer nach dem gleichen Prinzip wie ein Ritual zwingen sie den Denker in die Bahn, sagen ihm, dass seiner Kreativität Grenzen gesetzt sind. Je mehr Aktivität, desto mehr der Wunsch nach unerfüllter Erfüllung. Dein Gehirn ist auf Sommerfrische, lieber Freund und der Sommer ist der PC. –

1998 - I

Ihm war, als zeigte sie ihm ihr Innerstes, dabei trafen sich ihre Blicke. Sie sprachen wie in vertrauter Atmosphäre der Nacht und er glaubte, schon alles erlebt zu haben. Entsprechend behutsam und vorsichtig verlief das Gespräch, denn sie musste nicht mehr viel sagen. Da er alles kannte, endete die Geschichte, bevor sie begann. –

1997 - XI

Die Melodie ist immer dieselbe, nur die Instrumente sind unterschiedlich, sagte er zu ihr. Sie lächelte und zog ihr kurzes Kleid über den nackten Po. So spielen sie immer weiter Auf ein- und derselben Leiter In Formen der Phantasie, befreit im Kopf wie nie. –

1997 - IX

Sylt 1977 – 1997 Ich näherte mich Sylt von Norden her an. Auf einer Butterfahrt schipperten wir vor dem Lister Hafen herum. Die Jugendherberge auf Rømø war mein Aufenthaltsort. Ein ehemaliger Pferdestall mit Betten, trotzdem gemütlich und zwanglos aufgrund gemischter Besetzung. In einer gemütlichen Küche konnte selbst gekocht werden. Wir schrieben das Jahr 1977 und ich unternahm meine erste selbstständige Reise. Manche der Bewohner der Herberge waren schon etwas älter und stolz darauf, das deutsche Reich ein paar Kilometer südlich zu wissen. Nicht so angenehm war das Ganze für Mutter und Kind. Daher entschloss ich mich, die Beiden aufgrund des freundlichen Angebots nach Sylt zu begleiten. Dort wohnten wir in der Lister Jugendherberge, schön getrennt. Der Sylter Weststrand bei List und irgendeine Musikkneipe sind mir noch in dunkler Erinnerung. Besonders schön fand ich die kasernenartige Jugendherberge nicht. Da ich als Tramper unterwegs war, nahm ich das Angebot gern an, bis Quickborn ...

1997 - VIII

Der Abschied fällt mir so schwer, will ihn garnicht nehmen. Knochen rasseln, Skelette eher, Flammen sollen sie zähmen. Soll das alles nur noch Asche sein? Die Seele ist dann sehr allein. Moderne Zeit will keine Spuren, Geld macht uns zu großen Huren. Die Moral wollen wir uns schenken und Deiner trotzdem gut gedenken. So ruhe sanft in unseren Herzen. Und vergiß’ die ganzen Schmerzen.

1997 - VII

Das Leben geht zu Ende, er sieht nur noch Wände, wo einst er Kinder zeugte, blickt er jetzt in gebeugte Gesichter des Entsetzens, Gefahren des Verletzens. Müde hebt er den Arm, verkrampft liegt er, noch warm. Des Körpers wilde Schmerzen, die Qual in seinem Herzen, lassen ihn nicht in Ruh’. Du fragst Dich nur, wozu? –

1997 - VI

Schweißperlen im Gesicht, nichts geht mehr, er schreit ohne Wissen von sich selbst, ruhig und erdrückt 10 m unter dem Boden kriechend auf der Suche nach dem Ausweg. Halte die kleine Flamme bedeckt. Wieso willst Du nicht mehr, fragt die Schöne, perfekt braun geformt. Wieso? Der Kopf schmerzt entsetzlich, es knackt, rings herum fallen PC-Gehäuse in Staub zusammen. Er hat den Heimweg gefunden. Das weiße Licht vernichtet die Gestalten des Grauens. Er jagt ein Phantom der Angst, schreitet über die scheinbar mächtigen Fesseln hinweg, die zerbröseln zu einem Häufchen Mehl. Er hat ein Date, das zählt. –

1997 - IV

Ich sitze hier am Lago de Schlier und trinke ein Maß voll kühles Bier. Dabei denke ich an Tunesien, wäre ich doch bloß dort gewesien. Bestelle mir noch ein halbes Maß, sehe ein Dirndl und denke mir was. Die Wüste wird grün in meinem Herz. Nach Tunesien? Wohl nur ein Scherz! –

1997 - III

Es gibt kleine Momente der Wiederauferstehung im Leben: wenn der Schlauch nach der Magenspiegelung wieder aus dem Mund verschwindet oder die Chartermaschine nach dem Flug wieder den Boden findet. Es gibt unbeschreibliche Genüsse wie den ersten Schluck Bier nach einem anstrengenden Tag. Es gibt die unglaubliche Erleichterung, wenn jemand noch so ist, wie er früher mal war. Leider vergessen wir das alles so schnell. –

1997 - II

Nun sind wir wieder mal in einem 4-Sterne Hotel in Österreich. Herr Muxler ist der Gastgeber und wollte sich besonders um uns kümmern, wie wir befürchteten. Geblieben ist davon nicht viel. Nachdem wir im Speisesaal einen anderen Platz wollten als den beengten im Wintergarten, kriegten wir morgens den Kaffee kommentarlos um die Ohren gehauen. Gestern mussten wir nach unserer Bestellung eines trockenen Weißweins einen lieblichen trinken und erlaubten uns, das später in der Bar zu sagen. Wir bekamen dann eine neue Flasche (Roten). Morgens schon mussten wir um Austausch des in der Mitte durchgebrochenen Holzrahmens meines Betts bitten. Die erste Nacht schlief ich in der Mitte durchhängend. Immerhin müssen wir aufgrund des Angebots von Herrn Muxler die Getränke beim Abendessen nicht bezahlen. Wir können über unseren Getränkebonus nur froh sein angesichts von Preisen von bis zu 35 ÖS für einen Capuccino. –

1997 - I

Frau Kunze greift o Da kommt sie an die Haltestelle im chicen Mantel auf die Schnelle, 3-Wetter-Taft hat es geschafft, graublondes Haar wie neu gerafft. Sie sitzt stets auf dem ersten Sitz, zu Kindern ist sie gar nicht spitz. Als Erste steigt sie aus dem Bus, sie liebt diese nette Art Genuss. Wird es ihr heute gelingen, um einen Gruß mit mir zu ringen? Sie schiebt das Kinn trotzig vor, als ob sie heute Morgen schwor, mich fordernd anzusehen, fast bleibt mein Herz mir stehen. Trotz aller Eleganz liebt sie den Firlefanz, es zählt der Status nur, da bleibe ich fein stur. –

1996 - VII

Und es begab sich zu der Zeit, als alles dunkel war. Die Schwärze war so erdrückend, dass es Angst bekam und sich bewegte. Wie durch einen Tunnel.. Das Gefühl der Panik erhöhte die Geschwindigkeit zu einer unerreichbaren Helligkeit und dem Licht. Auf dem Höhepunkt beginnt das Sterben. Das Licht manifestiert sich und treibt wirbelnd und Schwerpunkte bildend im Raum herum. Die sterbende Kraft offenbart ihre immer neue Zusammensetzung. Sie sucht sich neue Quellen. Verwirblungen der Energie schaffen illusionäre Effekte. Materie entsteht im ständigen Wechsel. Sie existiert, sie lebt am Ende. Das Leben ist sehr unstet und es scheint ein neuer Ausdruck des Urwesens, eine unendliche Kettenreaktion. Wir suchen nach Gewissheit, doch eines ist gewiss: gäbe es kein warum, so wären wir nicht. Warum ist der Baustein des Lebens. Erkenntnis ist das Ende und neuer Anfang. Jedes Wesen ein neues Universum. Die Lösung in uns selbst und völlig ohne Belang. O du Fröhliche..