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1999 - IV


Mein lieber Fabricius II

In „seiner“ Familie schottet sich der Jungehemann bald ab, einem Zwang zum Versteckspielen folgend. Diktatorisch nimmt er Rache für sein Zurückgesetztsein in der Jugend. Stets trug er die abgelegten Sachen seiner beiden älteren Habbrüder. Die Pflegemutter setzt sich mit ihm auseinander und zeigt erst im Alter späte Reue. Reue dafür, dass sie nicht mit ganzem herzen dabei war als ihr gestrenger treudeutscher Mann ihr einen Sohn unterschiebt, den er mit seiner Nichte gezeugt hat, die gleich nach der Geburt ihres Kindes untertauchen muss. Die Rettungsaktion einer Familie lastete auf ihren Schultern. Aber das sieht er nicht, der aufgenommene Sohn, er fühlt nur die Sehnsucht nach seiner Mutter, als ihm das Fundament einer „normalen“ Familie unter den Füßen weg gezogen wird.

Das ist der erste Urlaub, von dem niemand aus meiner Familie weiß. Wer ist da noch übrig? Mein Vater hat, nachdem er mir versicherte, dass er mich nicht anruft, das Abheben des Telefonhörers verweigert. Zu Pfingsten musste ich das Grab meiner Mutter suchen. Es ist die Nummer 532 auf dem Westfriedhof. Konsequent werde ich nun die Wohnung meiner Eltern meiden. Der einzige Ort des Gedenkens wird die kleine Grabstätte sein, für deren Zustandekommen ich mich eingesetzt habe. Mein Vater will so schnell wie möglich das geliehene Geld zurückzahlen, um dem verhassten Sohn nicht schuldig zu sein. Mir bleibt nur die Chronistenpflicht, die ich mir selbst auferlege, um das Ende dieser verlogenen Dreyer-Familie zu dokumentieren. 

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Stuhlgang

Während ich den breiigen Stuhlgang meines Hundes betrachte, kam die Sonne und lachte und lachte. Was bedeutet Dir die Scheißerei freust Du Dich den gar dabei? Ja. wenn es ihm gut geht, dem Hund, dann ist auch sein Herrchen gesund.

Platz

Ein großer Flachbau im Industriegebiet, das nennt sich hier "Lieblingsplatz" für Hunde. Nix mit familiären Anschluss oder persönlicher Betreuung wie noch zu Schönecker Zeiten. Auch für Hunde ist das Leben in Lippe härter als gewohnt. 

Opferrolle

 Leider fange ich nun ganz von vorn an. Denn es ist das passiert, was immer unangenehm ist. Ein mir nahe stehender Mensch hat meinen Blog gefunden. Natürlich war er mir nicht so nahe, dass ihn alles interessiert hätte bzw. der Inhalt insgesamt von Interesse war. Da ich eigentlich nur für mich über mich und mein Leben schreibe, ist mir das Lesen dieser Zeilen eher unangenehm (mit der Ausnahme mir wohlgesonnener Personen). Explizit kritisierte mein ungebetene/-r Leser/-in, dass ich stets die Opferrolle einnehmen würde. Dabei bemühe ich mich darum, Erlebtes nachvollziehbar zu machen und möglichst in der Beobachterrolle meiner selbst zu bleiben. Einzelne Punkte aus dem Inhalt wurden zudem beanstandet. Angeblich hätte ich Bilder meines Hundes im Blog gepostet, um nur ein Beispiel zu nennen. Und genau solche Sachen wollte ich immer vermeiden. Aber selbst schuld: meine Blogadresse tauchte in einem beruflichen Netzwerk auf. Also besser aufpassen für die Zukunft..