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Ringgeist - Politisches Kabarett – Die Stunde der Experten

Nicht gut drauf war ich damals in Berlin. Die Zeit war für eine Rückkehr noch nicht reif. Vom 2.12.2008 stammt meine damalige Beschwerde

Das Kabarett dient der Volksbelustigung, man mag dort stellvertretend seine Wunden lecken oder aber sich selbstquälerisch geißeln lassen. Sofern es die Nebenwirkung hat, die Gesundheit zu stärken, ist es gut. Auf jeden Fall bringt es Geld in die Kasse.
Wie in vielen Arztpraxen wissen die Künstler sicher nicht, welches Personal im Vorzimmer ihre Kunden abfertigt. Sonst würden sich die Kabarettisten sich sicher mal Gedanken machen über folgende Anekdote.

Anlässlich eines Berlin-Besuches bestellte ich drei Karten für eine Vorstellung, für die angeblich nur noch 15 Karten zu haben sind. Ich lasse mir die Reservierungsnummer geben und bin guten Mutes, meine Karten bis 19 Uhr an der Kasse abholen zu können. Gesagt, getan, so dachte ich. Die Berliner Distel liegt an der Friedrichstraße neben einer Baustelle, das Haus ist schmal und für Ortsunkundige leicht zu übersehen, zumal daneben der Admiralspalast thront. Kurz und gut, obwohl gegenüber der Station Friedrichstraße gelegen, verlaufen wir uns und auch Einheimische wissen nicht immer den genauen Weg. So kommt es, dass wir erst nach 19 Uhr im Admiralspalast eintreffen, wo es die Karten auch für die Distel gibt.

Als ich meine Reservierungsnummer aufsage, will der Mann an der Kasse meinen Namen wissen. Dann habe ich blitzschnell drei Karten für je 15,- Euro an der Backe. Noch beunruhigt mich das nicht, denn am Telefon sagte man mir ja, von allen Plätzen aus bestehe gute Sicht.

In der Distel soll es nun laut Beschreibung ein Büfett geben, wo man kleine Snacks genießen kann. Der Einlass ist jedoch erst 45 Minuten vor Beginn der Aufführung.
Als wir schließlich hinein dürfen, gibt es in der Bar keine Spur von einem Büfett.
Die Berliner Aids-Hilfe fordert uns einen Obolus ab, den man auch als Voreintritt werten könnte. Die Dame am Einlass bittet uns, es sich auf den Plätzen gemütlich zu machen.
Wir sind jedoch schnell ernüchtert, wir haben die Plätze 1 – 3 im rechten Rang bekommen und das sind die schlechtesten Plätze im ganzen Theater. Platz 1 liegt verdeckt hinter der Beleuchtung, hier kann man allenfalls was hören, aber nichts sehen, es sei denn, man steht.
Platz 2 hat eine Zweidrittelsicht auf die Bühne und auch Platz 3 bietet nur dann die volle Sicht, wenn man sich vor beugt. Zudem sitzt man recht eng mit dem Rücken zur Wand.
Wir beschließen schnell, dass so etwas sein Geld nicht wert ist. „Kennen Sie denn das Theater nicht?“ fragt die Dame am Einlass erstaunt. Nein, woher, aber nun wissen wir, dass wir die schlechtesten Plätze aufgrund unserer Unkenntnis nehmen sollen.
Ich will die Karten zurück geben, das wird vom Mann an der Kasse lapidar abgelehnt. Die Vorstellung sei allerdings ausverkauft, ich solle die Karten doch so verkaufen. Ich zweifle, ob mir das am Eingang des Admiralspalastes gelingen möge. Meine Begleitung reklamiert hartnäckig und argumentiert völlig emotional. Skandal und Unverschämtheit sind die gelindesten Ausdrücke, die ich höre. Hinter den beiden Damen bildet sich allmählich eine Schlange von Kartenabholern, obwohl es bereits weit nach 19 Uhr ist. Einer der Berliner Herrschaften mosert dann auch relativ schnell los, man soll doch den Platz freigeben, schließlich wolle man doch seine Karten abholen. Der Mann an der Kasse reagiert immer noch nicht. Jemand Verantwortliches wird verlangt, nun soll dies ein Mann an der Bar sein. Ich führe ein kurzes Zwiegespräch mit meiner Frau. Steht auf den Karten, dass die Rücknahme ausgeschlossen ist?
Nein, das steht da nicht. Wir weisen darauf hin, nachdem wir den Herrschaften Platz gemacht haben, um sich ihre Karten geben zu lassen. Ein zweiter Mann taucht auf und bevor sich alles zum Skandal entwickelt, geht es plötzlich ganz schnell. Wir geben die Karten zurück und bekommen unser Geld. Der Abend kann beginnen. Welcher Experte war hier am Werk?

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