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Es werden Posts vom Oktober, 2012 angezeigt.

Terry Pratchett - Snuff

Sam Vimes ist Commander der Stadtwache von Ankh-Morpork und ein Mensch der Stadt. Vor allem ist er ein Copper, der beste, den Lord Vetinari im Kampf gegen das Verbrechen aufbieten kann. Ihm ist es zu verdanken, dass die Stadt, Schmelztiegel der Rassen, die die Scheibenwelt bevölkern, sicher ist. Die Frau von Sam Vimes ist Lady Sybil und gehört dagegen zum feinen Landadel. Zusammen mit dem Sohn soll endlich der lange ersehnte Familienurlaub auf dem Landsitz der Ramkimschen Familie erfolgen. Dazu erreicht Lady Sybil, dass der besagte Lord Vetinari, Bürgermeister der Stadt, seinen treuen Diener in Urlaub schickt. Sam Vimes fürchtet das Landleben und sucht den Kontakt zu seinen Untertanen. Er will etwas erfahren und gleichzeitig seine Langeweile besiegen. Diese hemdsärmelige Art erzeugt Misstrauen bei den Leuten und dem Adel ist er ohnehin suspekt, da die Vorfahren seiner Familie am Sturz des letzten Königs von Ankh-Morpork beteiligt waren.   So kommt es wie es kommen muss, Sam Vimes r...

Und nu: Glauchau

Der Plan, einmal nach Glauchau zu fahren, war nicht neu. Auch nicht neu, war der Wunsch, es nicht zu tun. Man kommt nicht zufällig nach Glauchau. Und die Personen aus meiner Familie, die dort einmal gelebt haben, hielten sich mit Informationen zurück. Der Weg in den Westen erfolgte sicher für viele nicht ganz freiwillig aufgrund des Einrückens der Roten Armee als Folge der Aufteilung Deutschlands nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs.  Ziel einer Glauchaureise war es nun, die beiden bekannten Adressen des Urgroßvaters und des Großvaters zu finden und sich so manches Bild zu machen. Wir wählten als Anreiseart die Deutsche Bahn. Die Reise sollte von Frankfurt am Main über Fulda nach Weimar und dann nach Glauchau gehen. Da unser Zug bereits in Fulda zu spät ankam, erfolgte die Reise aber über Erfurt und Altenburg/Lehndorf.  Der Glauchauer Bahnhof ist sehr schlicht gehalten. Außer einer historisch anmutenden Bahnhofsuhr sind im Bahnhofsgebäude mehr oder weniger weiße Wände zu sehen...

Gold - XX

Ich schäme mich fast für ihn. Wir haben die Speisekarte gelesen und fanden das Essen ganz gut für ein Krankenhaus. Vater aber lässt das Essen stehen.  Ich gehe erst mal hinaus, um mich über seinen Zustand zu informieren. Ich soll mich mit einer Dame vom Sozialdienst in Verbindung setzen wegen der Bestellung von Hilfsmitteln. Diese ist aber in der Woche vor Weihnachten in Urlaub. Das Personal ist freundlich und von der Sprache her den neuen Bundesländern zuzuordnen. Die Patienten sollen hier nicht im Bademantel herum laufen, sie sollen sich anziehen bzw. angezogen werden und sie werden gefordert. Vater schafft wohl nur mit Mühe und Not einen Gang über den Flur. Das Esszimmer ist auf der gegenüber liegenden Seite des Flurs. Außer dem Essen verweigert Vater auch die Medikamente teilweise und ist aggressiv dem Personal gegenüber. Ich hinterlasse meine Telefonnummer bei der Schwester und gebe mich als Sohn und zukünftiger Betreuer meines Vaters zu erkennen. Das Amtsgericht hat mich bena...

Gold - XIX

Er konnte es innerlich kaum begreifen,, der Sinn all seiner Aktivitäten begann zu schwinden. Es war das erste Mal, das er nicht nur enttäuscht, sondern auch getroffen war. Weil er sich auf sie eingelassen hatte. Es wirkte solange nach, dass er sogar ihre Spuren verfolgte und in eben jenen Kibbuz nach Israel ging, in dem sie ihren englischen Bill als Volontär kennen und lieben gelernt hatte. Er war allein, noch mehr als nach dem Auszug von zuhause, noch mehr als nach dem Umzug nach Frankfurt am Main. Die Arbeit der Volontäre im Kibbuz war nicht zu schwer, aber die Nachmittage gleich und langweilig. Ausflüge lohnten sich meist kaum. Eines Nachmittags lief er mit einer Schweizerin zu einem Nachbarkibbuz. Der sollte eine sehr schöne Gartenanlage haben. Bald konnte oder wollte sie nicht mehr laufen. Er spürte ihr Interesse nicht. Auch nicht, als sie abends in seine Holzhütte kam (die Volontäre waren in auf Pfählen gebauten Holzhütten untergebracht, denn das Gelände des Kibbuz war u...

Gold - XVIII

Ich verspreche ihm, meine Telefonnummer zu hinterlassen, das habe ich längst getan, und ihn bald wieder zu besuchen. Die beleidigte Krankenschwester hat ihm den Blutdruck gemessen, ihre Lippen waren deutlich geschminkt. Draußen erfrage ich nun noch die Adresse der Reha-Klinik in Bad Wildungen. Mit denen arbeiten wir immer zusammen, sagt mir der Pfleger. Das ist der einzige ansprechbare Mensch, alle anderen wissen entweder nichts oder ignorieren uns gewissenhaft. Eine Woche später fahren wir durch die Wälder bei Bad Wildungen. Ich bin froh, nicht schon wieder nach Kassel zu müssen. Aber unter dem Strich, vergeht genauso viel Zeit, bis wir angekommen sind. Ja, Ihr Vater ist heute angekommen, sagt mir der Empfang der Wicker-Klinik. Telefonisch erfrage ich die Zimmernummer. Nun weiß ich, wo er liegt und bin da. Als ich die Zimmertür öffne, erschlägt mich der Mief des Zimmers. Vater geht es erkennbar nicht besser, das Sprechen klappt relativ gut, aber seine Verfassung ist schlecht. Er schim...

Gold - XVII

Immer wieder versucht er seine Gedanken zu ordnen. Das Geld auf dem Konto, ist es noch da? Wie viel ? Ich sage es ihm, denn ich habe seine EC-Karte gefunden, die Geheimzahl hatte er mir vor Jahren einmal gesagt. Und die Wohnung? Ist alles noch da. Schnell entsteht noch die Frage nach den Schlüsseln. Auch den zeige ich ihm und sage ihm, dass ich ihn an mich nehmen werde. Er ist einverstanden. Ich will nun noch klären, wem ich über seine Krankheit informieren soll. Als ich den Namen meines Bruders erwähne, fängt er an zu weinen. Ich tröste ihn mit einem Händedruck.  Ist alles noch da und griffbereit? Die Brille, das Portemonnaie, vielleicht braucht er Geld, um sich das Leben leichter zu machen. Manche Leute tun hier gute Dienste, meint er. Ich habe noch ein bißchen Geld abgehoben und in seine Börse getan. Er ist wieder schwach und vor uns liegt der Nachhauseweg über die Autobahn, bald wird es wieder dunkler werden. Mein Vater mag meine Frau nicht, nun aber streckt er seine Hand aus, ...

Gold - XVI

Eine Art des Selbstgesprächs scheint auch die Kommunikation mit den Frauen zu sein. Mit einer Freundin geriet er auseinander, weil er behauptete, das Verhalten der Menschen im Deutschland der Hitlerzeit verstehen zu können. Die Freundin hatte an einem VHS-Kurs teilgenommen, in dem die Nazizeit durch zeitgenössische Schilderungen illustriert wurde. Aufgrund ihrer englischen und norwegischen Herkunft hatte sie einen besonderen Bezug zu diesem Kapitel der Geschichte. Anfang der Achtziger Jahre waren noch nicht alle Wunden verheilt, von denen anzunehmen war, die eigenen Eltern hätten sie erlitten.  Im Englischen bedeutet "Verstehen" soviel wie "Akzeptieren", was er nicht gemeint hatte. Dennoch wurde er nun im Verlauf der Diskussion zu einem Verteidiger Deutschlands. Ausgerechnet ihm, der sich dem Frankfurter Spontitum verbunden fühlte und der nun auf anarchistischen Pfaden wandelte, ihm passierte das. Doch Ungerechtigkeiten, die er als solche wahr nahm, mochte er nicht....

Gold - XV

Ihm gegenüber sitzt ein Typ, der ihn wahrscheinlich kennt und trotzdem nicht grüßt, während er sich nicht sicher ist und ihn daher auch nicht grüßt. Das Grüßen ist Glücksache in Deutschland und hat durchaus mit Wertschätzung und nicht nur Höflichkeit zu tun. Da gibt es keine Normalität oder Sicherheit. Sicher ist nur, nichts funktioniert, doch der Zug fährt trotzdem.  Normalität im Umgang mit dem anderen Geschlecht ist für ihn ebenso wenig gegeben.  Viele Dinge machen viele Frauen gleich, analysiert er vor sich hin. Das laute Rufen etwa, das keinen Widerspruch kennt. Eingefahrene Verhaltensmuster, die sich in jeder Beziehung immer wieder einstellen und die nicht hinterfragt werden.  Wie frei kann ein Mann sein?   Hat er sich gerade von der Mutter gelöst, so beginnt schon die Suche nach den Herzdamen, deren Äußerungen sich im Wiederholungsfall manchmal bis auf das Wort gleichen.  Er war sicher, es nicht zu mögen, dass jemand in ihn hinein kriechen wolle.  De...

Gold - XIV

Er war weit weg gefahren mit dem Zug und die Rückkehr mit einer Frau stand sicher nicht auf ihrem Spielplan. Keine würde das Prädikat "gut" erhalten, höchstens. dass die war ganz nett. Oder aber: "Das wird schwer." Das er weit gefahren war, hatte auch mit dem Vater zu tun, der verkündete, dass er keinesfalls bereit wäre für seinen Sohn (der eigentlich der "ihre" war), eine größere Wohnung zu nehmen. Mit der Hilfe eines anderen Mannes konnte er aber bereits mit Beginn seiner Berufstätigkeit zu hause ausziehen. Ausgleichende Gerechtigkeit, so nannten das Schulfreunde. Es war eine andere Unterstützung, als die, die er kannte. "Warte bis Dein Vater nach hause kommt!" Diese Aussage war nicht hilfreich und er wartete nun nicht mehr.  Mit dem Nachhause kommen per Bahn ist das so eine Sache. Wir haben Verspätung, ertönt es aus dem Lautsprecher. Wir bitten dafür um Entschuldigung. Das ist die einzige Erklärung für das Märchen, welches man den Fahrgästen v...

Gold XIII

Die Sucht nach Freiheit ist es, die ihn von Beziehungen abhält, Beziehungen zu Frauen. Sein anderes Ich,  diese Rachel, diese Männer nicht liebende und Frauen erst recht nicht, half ihm dabei. Er fühlte sich in einer Art innerer Harmonie, die er nur spürte, wenn er allein, aber nicht einsam war. Aber Einsamkeit war dennoch eine Bedrohung. Dabei sehnte er sich dennoch nach einer gewissen Harmonie im Leben, einer Harmonie, die er nur erlebte, wenn er mit seiner Mutter sprach. Die ihn morgens vor der Schule zum Einkaufen schickte, für eine Zeitung, Fleischsalat und Zigaretten. Der es egal war, ob ihn ein Auto anfährt oder nur seines Scheinwerfer in seine Kniekehle steckt. Die solange rief, bis er zum Einkaufen ging, der seine Hausaufgaben egal waren. Die mit ihrem Lachen eine Macht war, die Verständnis ohne Bedeutung zeigte. Die dem Zehnjährigen die Nase ausbohrte, ihn aber nicht in den Arm nahm. Die später Blumen zum Besuch verlangte und der er als kleiner Junge die Haare kämmen durf...

Gold - XII

Ist es der, der jahrzehntelang an ein- und derselben Ehe festhält und dabei gegen alle Anfeindungen und Ignoranz auf dem Posten bleibt? Dessen Bemühungen um Distanz der Vater lakonisch kommentierte: "Das schaffst Du auch nicht." Der Unberührbare, der mit dem man nicht spricht, über den man aber zuweilen spricht oder auch das nicht? Der, mit dessen Frau man so gar nicht klar kommen will? Der, dessen Kinder ihn nicht mehr sehen wollen? Der, der keine Freunde oder Bekannte haben darf? Genau der? Oder der, mit dem die Frauen reden, aber nicht ins Bett gehen, mit dem sie Mitleid haben oder der ihnen so jung vorkommt? Das ist alles falsch, dachte er sich.  Ich bin der Junge, der die Eisenbahn beobachtet und der, älter geworden, in Zügen sitzt. Der so bleiben will, wie er ist, ein unbeschriebenes Blatt eben mit doch so vielen Eindrücken. Der rein bleiben will und das Leben durch sich hindurch schwimmen lässt auf der Suche nach Erkenntnis, dem Zusammenhang.  Du willst Zusammenhänge e...

Gold - XI

Die Aufgaben, über die er berichten wollte, sind allesamt sehr schwierig. Vor allem die Liebe empfand er als eine Dauerbaustelle, die unter seiner fortwährenden Abwesenheit Schaden zu nehmen drohte. Mit dem Alter wurde er nicht konzentrierter und da war es ganz nützlich, wenn ihn die Ehe dann wieder ins Boot zieht, wenn er vergessen hatte, dass das kalte Wasser eigentlich zu kalt ist und er lieber rudern sollte, um über den See zu kommen. Er fühlte sich aber nicht immer wohl dabei, lieber dachte er an Paul & Rachel, die sich wie zwei reale Menschen bildeten. Diese beiden Identitäten, die sich in ihm breit machten und denen er diese Namen gegeben hatte. Wer aber ist diese Rachel? Sieht sie aus wie eine dieser Plastikschönheiten, die jetzt am See unten im Dorf stehen? In ihren Bikinis und den selbstverständlich schmalen Taillen, fabriziert auf Mauritius und in Deutschland handbemalt. Rachel ist für immer jung, begehrenswert gut gelaunt und spricht vor allem nicht. erzählt nichts über...